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#819927 - 18.04.12 19:24 11 Monate Amerikanischer Kontinent
Kasperl
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 143
Dauer:10 Monate, 22 Tage
Zeitraum:5.10.2011 bis 21.8.2012
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:arArgentinien
boBolivien
clChile
mxMexiko
pePeru
usVereinigte Staaten von Amerika

Hallo!

Nachdem ich jetzt 6 Monate unterwegs war wurde ich von ein paar Leuten im Forum, die Wind bekommen haben von meiner Reise gefragt, ob ich denn keinen Reisebericht haette. Habe ich!

Ich schreibe seit es losgegangen ist Mails an Freunde, Familie und Leute die ich auf dem Weg treffe. Ich habe mir gedacht es kann evtl. Interressant sein fuer euch wenn ich diese hier veroeffentliche. Es sind Mischungen aus Streckenbeschreibungen und Erlebnissen auf der Strecke. Erwartet aber keine genauesten Ausfuehrungen zu Kilometer etc. Wenn jemand einen Streckenabschnitt sehr interressant findet kann er mir einfach eine PN schicken und ich geben Ihm/Ihr alles was ich darueber weiss

Jetzt kurz zu mir:
Ich bin 20 Jahre alt, maennlich und bin in Muenchen aufgewachsen. Immer schon habe ich gesagt, dass ich zwischen Abitur und Studium eine groessere Reise machen will. Meine Hingabe fuer das Radreisen, die ich durch meine Eltern und spaeter auf Touren in Europa entdeckte verband ich damit. Waehrend ich ein Jahr (verlaengerten) Zivildienst als einer der letzten im schoenen Berchtesgadener Land geleistet habe plante ich und bereitete alles vor. Unter anderem lies ich mir ein gutes Rad zusammenbauen (Patria, Rohloff, SON). Das Geld fuer eine solche Tour als 20 Jaehriger habe ich NICHT von meinen Eltern! Da ich die Idee schon lange verfolge habe ich schon lange gespart. Beim Zivildienst verdient man nicht schlecht und hat keine Ausgaben. Und Radtouren kann man sehr sparsam gestalten. So viel zu der Finanzierung. Und am 05. Oktober ging es los!

Zur Route:
Ich hatte einen Flug nach Salt Lake City gebucht. Dann sollte es nach San Diego und von dort die Baja California hinab nach Mazatlan gehen. Ich wollte auf dem Weg eine moeglichkeit finden nach Patagonia zu kommen, etwas anderes als Fliegen ging nicht. Also mit dem Bus nach Mexiko City und mit dem Flieger nach Ushuaia. Von dort geht es seit dem wechselweise in Chile und Argentinien noerdlich bis nach Santiago. Jetzt geht es weiter ueber viele Andenpaesse nach San Pedro de Atacama. Die Lagunenroute will ich gerne machen und dann in einer Runde durch Bolivien und zum Titkakasee in Peru. Weiter nach Machu Pichu, Cusco und Lima. Von dort geht der soeben gebuchte Flug am 21.08. wieder zurueck nach Muenchen, damit ich mich vor dem 05.09. in Salzburg fuer das Studium der Geographie einschreiben kann und mich dort fuer die naechsten 3 Jahre niederlassen.

Ich hoffe euch gefallen die Berichte. Ich fuege keine Bilder ein, da das unterwegs ein wenig viel Arbeit ist aber es gibt zu jedem Bericht ein Fotoalbum auf Picasa zu betrachten. Es wird ein wenig viel Blei aber ich hoffe es ist interressant.

Die Reiseberichte kommen in relativ grossen Abstaenden. Den letzten schickte ich vor 2 Monaten von Villa O'Higgins weg und heute kam der naechste.

Viel Spass beim Lesen!

Julian
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#819929 - 18.04.12 19:26 Salt Lake City [Re: Kasperl]
Kasperl
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Beiträge: 143
Ich bin nach einem relativ gemuetlichen Flug am 05. Oktober um 14:00 Uhr in Salt Lake City angekommen und wurde nachdem ich laengere Zeit am Zoll verbracht habe gleich mit meinem Fahrradkarton von Luis, von warmshowers.org, am Flughafen abgeholt. Mein restliches Gepaeck sollte mir nachgeschickt werden, da es in einem anderen Flieger nachkommen sollte.

Bei Luis zu Hause war auch noch Salvo, der seit inzwischen 6 Jahren um die Welt faehrt. An dem selben Abend waren noch ein Haufen Leute aus der Nachbarschaft da und es wurde viel geratscht. Ich hielt aber nur kurz durch und fiel bald in mein tolles Bett und schlief bis zum naechsten Mittag. Mein Gepaeck war immer noch nicht da...

Ich redete viel mit Salvo und schaute mir ein wenige meine Tour fuer die nachsten Tage an.

Heute kam dann endlich um 3 ind er Nacht mein Gepaeck und so kann ich morgen endlich losstarten und durch die traumhafte Landschaft von Utah fahren. Ich denke es wird relativ anstrengend, da sehr bergig und nicht unbedingt dicht besiedelt. Das Wetter scheint die naechsten Tage mitzuspielen.
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#819932 - 18.04.12 19:28 Salt Lake City - Prescott [Re: Kasperl]
Kasperl
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 143
Nach 1.791 km, 18.556 Höhenmetern, 22 Tagen wirklich im Sattel bin ich jetzt in Prescott Arizona. Und es war vor allem ein Monat wahnsinnig vieler Eindrücke, Erfahrungen und irrsinnig toller Momente.

Los ging es sofort am ersten Tag, wo ich mir unbewussterweise die härteste Route rausgesucht habe. Über den 2954 m hohen Guardsman Pass. Wunderschöne Landschaft wurde im oberen Teil durch 10 cm Schnee auf der Straße und vielen mich verwundert anschauenden Leuten ergänzt. Die Snowboarder und Skifahrer in Salt Lake City eröffneten die Saison! Aber oben kam die Sonne raus und der Ausblick auf verschneite Landschaften entlohnte für alle Mühen.

Sehr hügelig und in großen Höhen ging es weiter auf dem Colorado Plateau, auf dem sich Utah fast ausschließlich befindet. Das erklärte auch die anhaltend kalten Nächte bei bis zu -8°.

Bei dem Versuch eine Abkürzung über das Strawberry Reservoir zu nehmen endete ich nach 10 Meilen dirt road endgültig im Matsch, wodurch meine Räder komplett blockiert wurden. Also Reifen raus, dreck abkratzen und wieder rein. Das brachte einen Erfolg von ca. 10 Metern, bevor wieder alles blockierte. Ein paar Jäger informierten mich, dass das so für die nächsten 8 Meilen so sein wird und das ziemlich aussichtslos ist. Als ich mich schob damit abgefunden hatte, umzukehren kamen die Jäger auf ihren Quads zurück, luden mich und mein gesamtes Zeug auf und brachten mich wieder auf fahrbare Wege. Mit der Anweiung keine Abkürzung mehr zu nehmen ließen sie mich ziehen...

Dem Highway 89 folgte ich dann immer gen Süden bis ich in Capitol Reef meinen ersten National Park besuchte. Die Ausblicke, die steilen Wände aus rotem Stein und die unberührte Natur haute mich total um. Bei einem Overnight Hike konnte ich das Gelände total genießen und meinen Füßen mal eine Abwechslung spendieren.

Am nächsten Abend wurde ich von einem netten Pärchen aus Salt Lake City in ihr Landhaus eimgeladen, zu Steak, warmer Dusche und Bett!

Gestärkt ging es weiter durch faszinirende Berg, Schlucht und vor allem einsame Landschaften in Richtung Bryce National Park. Und der toppte bis jetzt alles.
Der Park ist voller Hoodoos. Die Dinger sehen aus wie riesige Matschmännchen. Ich wanderte an zwei Tagen durch den Park und konnte mich einfach nicht satt sehen an den unzähligen Formen.

Schon bald darauf nach anstrengenden aber tollen Fahrtagen erreichte ich Zion National Park. Riesige blanke Wände ragten aus dem schmalen Tal und wie ich vermutete hingen in mehreren Big Walls Kletterer drin. Das sind einfach ganz andere Dimensionen. Eine der Touren dauert dort 3 Tage, schaut aus wie eine glatte Wand und ich konnte am Abend sehen, wie die Kletterer sich gerade ihr Nachtlager einrichteten.

Dort traf ich auch Chris aus England, mit dem ich den nächsten Tag zusammen fuhr. Er ist seit 18 Monaten unterwegs und will in den nächsten 5 Jahren in möglichst vielen Ländern der Erde radeln.
Es gibt übrigens einen Südkoreaner, der in allen von den UN gelisteten Ländern außer einem mit dem Fahrrad war. Das einzige wo er noch nicht war ist Nordkorea...

Nachdem ich nun auch noch North und South Rim des Grand Canyon hinter mir gelassen habe geht es nun endlich in niedrigere Gefielde. Zwischen North und South Rim liegen eigetlich nur 10 Meilen, wenn man fliegen kann. Für mich bedeutete dieser Weg 220 Meilen von 8000 Fuß auf 3500 und von dort auf einer 20 Meilen langen ständig steigenden Rampe wieder auf 7500.
Aber das war bis jetzt eines der schönsten Stücke.

So. Hier bin ich gut bei Erika aus Warmshowers.org und ihren Mirbewohnern untergekommen. Heute Abend bin ich zum Essen bei 2 Leuten eingeladen, die ich beim Grand Canyon getroffen habe.

Von jetzt an geht es in Richtung Westen nach San Diego.
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#819935 - 18.04.12 19:31 Prescott - Mazatlan [Re: Kasperl]
Kasperl
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 143
In Prescott bekam ich am 2. Tag meines Aufenthaltes von einem Pärchen, das ich am Grand Canyon getroffen habe ein tolles Abedessen und ich konnte bei ihnen schlafen. Wir ratschten bis lange in die Nacht und ich erinnere mich an sie als mit die nettesten und offenesten Leute, die ich hetroffen habe.

Am nächsten Morgen ging es dann wieder weiter und ich kam im dunkeln bei Regen in Aguila 50 km nördlich der Grenze an. Zuvor erlebte ich mein erstes Gewitter in der offenen Wüste. Gerne würde ich das auch als mein letztes bezeichnen, da mir die Tatsache das einzige leitende Objekt in dem ganzen Gebiet ohne Faradeyschen Käfig zu sein nicht unbedingt taugte. In Aguila konnte ich dann neben der Feuerwache mein Zelt aufbauen und schlafen.

Danach folgten lange Wüstentage ohne größere Städte in Richtung Joshua Tree National Park. In Parker City ging es nach Californien. Dort fand ich neben ca. 20! Tankstellen auch einen riesigen Wallmart, wo ich mich für 2 Tage Wüste ohne Verorgungsmöglichkeit eindecken konnte. Friedlich und zufrieden saß ich dann vor dem Supermarkt und verzehrte ein Sandwich. Da kam ein Kerl mit Jogginganzug vorbei und war nach kurzem erklären was ich hier mache völlig von den Socken, was sich in begeistertem rückwärts springen und lautem AMAZING ausdrückte. Weiter erklärte er mir, dass es Priester ist und nach einem Alkoholikerdasein Gott ihm den Weg gezeigt hat. Schön für ihn. Da fragte er mich auch schon ob ich an gott glaube und eine Bibel.dabei hätte. Weder noch! Erschrocken verklickerte er mir dann, dass ich die ganzen 5 Packtaschen wegschmeissen könnte und eine Bibel auf den Gepäckträger binden. Kein Regen wird mich mehr nerven und Essen und was zum schlafen bekomme ich auch überall. Ein toller Plan. Am Ende folgte eine kleine Predigt, Mimutenlanges Beten und ich sprach ihm einen Vertrauensbeweis nach ("Only if you are serious!"). Meine Packtaschen behalte ich und eine Bibel schleppe ich auch nicht mit. Dann konnte ich weiter mein Sandwich essen und er verschwand. Aber es war interressant und der Kerl hatte es drauf vor eine spirituelle.Stimmung vor einem Walmart zu erzeugen.

Nach 2 Tagen gleichbleibeder trockener Wüste erreichte ich den Joshua Tree National Park. In diesen 2 Tagen traf ich nur diese Leute hier: rerun2011.com. Die rennen einmal durch die ganze USA in 60 Tagen. Der Läufer, mit dem ich geredet habe konnte sich gut während dem Laufen mit mir unterhalten. Faszinierend.

Im Joshua Tree National Park verbrachte ich 2 Tage um durchzufahren und die tollen Steinformationen zu erwadern. Hier fehlte mir mein Kletterequipment enorm, da ich mich in eimem der besten Klettergebiete befand und es alle dementsprechend krachen liessen. Es ist einfach ein ganz anderes Klettern mit Granit und einem Haufen Friends.

An Salton Sea verbrachte ich eine Nacht am Strand. Salton Sea ist das größte Wasserreservoir Kaliforniens und...niemand weiss das. Es ist dadurch entstanden, dassder Colorado Riber Hochwasser hatte und dadurch Wasserin diese Badewanne geommen ist. Dann hatte das Gebiet kurz Hochkunjunktr, da es als das neue Freizeitziel.vermarktet wurde. Der Salzgehalt stieg und das Reservoir verka immer mehr. Zurück bleiben Geisterstädte, ein arger Gestank und ein Strand mit zerbröselten Fischgräten. Auf der einen Seite hat diese Gegend durch all das etwas attraktives aber gleichzeitig etwas abstossendes.
Weiter ging es aus diesem Becken (unter dem Meeresspiegel). Vorbei an dem kleinen Dorf Julian. Das wirklich so heisst, guten Kuchen hat und sehr traditionell aussieht.

Schon bald erreichte ich San Diego und legte 2 Ruhetage ein um die meiner Meinung nach nicht sooo spannende Stadt anzuschauen. Hier könnte man verdamt gut leben. Von surfen, klettern, paragliden bis hin zu nur 2 Stunden zum nächsten Skigebiet. Das hört sich gut an.

Dann ging es auch schon nach Mexiko über den am häufigsten frequentierten Grenzübergang der Welt in Tijuana. Da ich auf dem Übergang für Autos mit vorgehaltener Waffe des amerikanischen Grenzsoldaten schreiend darauf hingewiesen wurde, dass ich den Fussgängerdurchgang benutzen sollte bugsierte ich mich durch die 3 Drehgitter dort. Wirklich nicht soo der Spass mit 35 kg Gepäck am Rad.
Tijuana war dann sehr problemlos. Die Strasse aus der Stadt ist teilweise sehr steil und sehr stark befahren. Dafür bekommt man Ausblicke auf den Grenzbereich, der extrem abgesichert ist und einen Eindruck vermittelt, was hier für Probleme herrschen.

Wunderschön ging es in 2 Tagen nach Ensenada, einer sympathischen Stadt mit der grössten Flagge Mexikos. Dort merkte ich irgndwann, dass irgendwie verdammt viel los ist und fand nachdem ich die Start/Ziellinie gefunden hatte raus, dass am Tag darauf in Ensenada die Baja1000 statt fand. Das berühmteste und härteste Offroad Rennen der Welt, von dem ich bis zu diesem Moment noch nie etwas gehört hatte. Ich schob mich also durch die Massen und überlegte ob ich mir das anschauen sollte und eine Nacht bleiben oder lieber so schnell wie möglich weiter soll, bis ich am Slime Tires Verkaufsstand vorbei kam. Dort ratschte ich zu erst mit dem Marketing Manager. Slime.Tires produzieren eine Art Schleim, den man in Reifen füllt und wenn man über einen Nagel fährt füllt dieses Zeug das Loch -> keine Platten mehr. Ich habe seit San Diego extra dicke Schläuche mit dem Zeug drin. Die sind etwas schwerer aber dafür habe ich seit 1500 km keinen Platten mehr. Einfach geil im Gegensatz zu 7 auf den ersten 1000 km...

Auf jeden Fall hat der dann mit mi ein Interview gemacht wo ich eim weig rumgeslimet habe. Dafür habe ich eine Tube von dem Zeug, eine CO2 Pumpe und Kartuschen, 5 Flaschen Wasser und einen Haufen Cliff Bars bekommen. Kein schlechter Deal. Ein vorbeikommener Motorradfahrer war relativ beeindruckt von meiner Reise und organisierte mir ein Zimmer in einem Hotel. Danach wurde ich von den Leuten noch eingeladen mit ihnen zum Essen zu gehen. Am Abend ging ich also zu ihrem Hotel, wo mir dann die Rennorganisation gezeigt wurde. Mit den Organisatoren ratschte ich ein wenig und erzählte ihnen, wo ich am nächsten Tag hinwill. Daraufhin beredeten sie mich lange Zeit um mich zu warnen, da genau da auch das Rennen immer wieder über die Strasse kommt und vor allem die Versorgungsteams sich bewegen. Um sicherzugehen, dass ich auch sicher in Ensenada blieb wurde ich daraufhin in ein Team, das den Fahrern den Weg mit Flaggen zeigt gesteckt. Dadurch befand ich mich dann am nächsten Tag mitten auf dem Ravetrack und schaute allen möglichen verachiedenen bis zum geht nicht mehr umgebauten autos zu wie sie wie wahnsinnig 1000 km am Stück durch die Wüste heizen. Die Könige sind die Trophy Trucks. 800 Ps, 1 Meter Federweg und 1,5 Millionen Dollar schwer. Das lustigste daran: Nach dem Rennen sind sie so gut wie hinüber und einer hat sich 4 Meilen nach Start überschlagen und ist komplett ausgebrand (Fahrer unverletzt). Wen das mehr interressiert, der kann sich den Film From Dust to Glory in youtube anschauen. Der zeigt diesen Irrsinn recht gut.
Nach einem weteren gesponserten Abendessen nahm mich einer der Offiziellen mit zur Ziellinie und stellte mich allen wichtigen Leuten vor, die das Rennen das erste Mal gefahren sind etc. Nach allem bekam ich dann noch die Finish Flag in die Hand gedrückt und flaggte den drittplazierten Motorradfahrer durch, der nach 15 Stunden (fahren im Team) ankam. Nach der interessanten Erfahrung verbrachte ich noch eine Nacht im Hotel und konnte am nächsten Tag weiter nach San Felipe auf der Ostseite der Halbinsel.

Vorbei an heissen Quellen direkt am Ozean in Puertocitos ging es zuerst noch 40 km auf neu geteerter Strasse durch die wunderschöne Landschaft bis sich der Untergrund radikal in ziemlich beschissene Waschbrett wandelte und die 60 km zurück auf die Mex1 auch so blieb. Warum so was machen? Um in das Paradies zu gelangen. Entlang der Piste sind Buchten am Gulf of California. Diese haben Sandstrand, fast keine Leute und kleine Strohdächer unter denen man campen kann. Einfach tramhaft deswegen blieb ich auch einen Tag und wurde am Abend zu Burger, Hotdogs und S'mores (Marshmallows, Schokolade in 2 Keksscheiben!!) von 2 amerikanischen Pärchen eingeladen; es war Thanksgiving.

Zurück auf der Mex1 ging es durch das Desierto Central einer Landschaft aus Wäldern aus riesigen Kakteen und und umeinanderliegenden grossen Steinen. Mit starkem Rückenwind ging es 15 Minuten ohne zu treten auf ebenem Gelände mit 30 km/h dahin. Einfach das pure segeln. Dafür schmiss mich der den restlichen Tag von der Seite kommende Wind des öfteren auch von der Strasse oder riss mir Brille und Kappe vom Kopf. Alles hat seinen Preis.

Vorbei an weiteren Traumstränden in Mulege fuhr ich bis San Ignacio einen Tag mir Steve aus England, der in 18 Monaten in Rente geht. Vor 4 Jahren schon hat er sich ein Kanalboot in England gekauft und verbringt den Sommer darauf bevor er sich jeden Winter mit dem Fahrrad nach Südamerika oder Ozeanien begibt. Er sagte das so: "Some decisions are made for you. In my case, I got divorced. Than I got bored and then I changed my life"

Ich bog dann ab, da ich durch 60 km Piste der Strasse und den Trucks 150 km entgehen wollte. Die Autofahrer und Truckdriver sind aber übrigens übeehaupt kein Problem. Viele hupen bevor sie überholen und lassen viel Platz. Viele winkende Hände recken sich aus den Fenstern, was immer wieder ein gutes Gefühl gibt.
Für die 60km Piste brauchte ich 1.5 relativ anstrengende Tage. Dafür erlebte ich auch mein erstes Minierdbeben. Gemütlich abends im Zelt mit einem Buch und auf einmal wackelt alles so ein bisschen. Nicht länger als du genraucht hast um den Satz zu lesen. Das hämmern danach war kein Erdbeben sondern mein Puls. Sicherer hätte ich nicht sein können, nichts um mich in einem Zelt. Aber erschrocken bin ich gscheit.
Nach der Piste, die in einer schönen Oase endete und wieder geteert wurde ging es immer geradeaus. Für 200 km und wirklich geradeaus. Auf der Karte sieht es aus wie mit dem Lineal durchgezogen. Leicht langweilig, da die Landschaft auch nur zwischen Farmen und riesigen Landwirtschatlichen Flächen wechselt.

Nachdem ich ein letztes Mal die Seiten der Insel gewechselt habe war ich in La Paz. Meinem Ziel an der Baja. Für 2 Nächte buchte ich mich in einem günstigen Hotel ein, in dem auch Patrick seit 1,5 Jahren wohnt. Er steht kurz vor der Rente und überlegt seinen Wohnsitz von Washington nach La Paz zu verlegen. Aussehen tut er wie ein deutscher Rentner in Mallorca (oder wie ich mir diesen vorstelle). Er konnte mir aber in den kurzen Pausen, wo er nicht raucht gute Tipps für La Paz geben. So konnte ich diese wieklich lebhafte Stadt erleben und an den vielen tollen Ständen und der Strandpromenade entlangsclendern. Es ist gut auch mal wieder Leben um sich zu haben. Das äusserte sich unter anderem in dem Start der Wehnachtsbeleuchtung. Begleitet von 3 knapp bekleideten Mädels tanzte Santa zu Mexikanischer Folklore und erleuchtete dann den Plastikbaum, der vor lauter Coca Cola Werbung kaum zu sehen war. Auf eine besinnliche Zeit!

Am nächsten Tag ging die Fähre und ich erwartete 16! relativ langweilige Stunden. Weit gefehlt. Ich traf 3 Jungs aus Deutschland, die in Morillo ein Semester studiert haben und jetzt noch reisen. Nach kurzem ratschen begaben wir uns ins bistro, wo es ein Abendessen gab. Nach kurzer Zeit luden uns die Trucker am nächsten Tisch auf ein paar Bier ein. So nam der Abend seinen Lauf mit den verrückten Truckern, die die ganze Zeit versuchten mich zu überzeugen, dass Fahrrad fahren langweilig ist und eine Wampe wichtig. Ich bedankte mich bei Ihnen stellvertretend für alle Trucker, dass sie auf Fahrradfahrer Rücksicht nehmen was sie recht stolz machte.

In Mazatlan angekommen kam ich bei Chris und Fred von Warmshowers unter. Ein riesiges Bett und ein eigenes Bad überraschten mich zusammen mit Essen und 2 weitere netten Leuten.

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Geändert von Kasperl (18.04.12 19:36)
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#819937 - 18.04.12 19:33 Mazatlan - Villa O'Higgins [Re: Kasperl]
Kasperl
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 143
Von Mazatlan brachte mich ein Uebernachtbus bequem mitsamt Fahrrad in das
pulsierende und ueberquellende Herz Mexikos: Mexiko City! Am noerdlichen
Busbahnhof ausgespuckt unternahm ich den verzweifelten Versuch ohne
Stadtplan und GPS per Google Maps eine Adresse am anderen Ende der Stadt zu
finden - Nach 50 Meter drehte ich um und versuchte ein Taxi zu bekommen.
Dieses gefunden wurde mein Fahrrad, Gepaeck und ich kunstvoll in das kleine
Auto manoevriert und die Fahrt durch diese 28 Millionen - Stadt begann.
Viele, viele Menschen, Muellberge und ein unglaublicher Verkehr. Das war
mein erster Eindruck dieser Metropole. Sogar der Taxifahrer brauchte die
ganze Zeit den Stadtplan und nach Ewigkeiten erreichten wir mein Ziel:
Everado von Warmshowers.
2 Tage verbrachte ich in der Stadt, besuchte die wichtigsten
Sehenswuerdigkeiten und verpackte mein Fahrrad fuer den Flug nach Ushuaia.
Durch den kleinen Karton, den ich bekam wurde mein Fahrrad komplett
zerlegt. Gabel raus, Gepaecktraeger runter, Kurbel weg, Schutzbleche ab.
Nach Stunden war dann alles in dem Karton und viel Folie sicherte das ganze
zusaetzlich ab. Everado sponsorte am Abend ein Bier und meine letzten
Taccos in Mexiko! Ein tolles Land, dass ich auf jeden fall wieder besuchen
werde. Die Baja California war toll aber Mexiko ist noch viel groesser und
hat unglaublich vieles zu bieten. Zusammen mit den wirklich freundlichen
Menschen gibt das ein tolles Land!

Um 4 Uhr stand ich dann am Flughafen und erstaunte die Leute am Check in
mit meinem Haufen an Gepaeck. Aber: Das tolle: Aerolinas Argentinas
transportierte alles ohne Zusatzkosten! Ohne Probleme wurde ich also mein
Fahrrad los und sass schon bald im Flieger nach Buenos Aires. Dort
angekommen freute ich mich wie ein Kind, als ich alles auf dem Gepaeckband
wiederfand (nicht selbstverstaendlich, Delta, Salt Lake City!). Eine
schlaflose Nacht am Flughafen spaeter checkte ich erneut ein und befand
mich bald in einem kleinen Flieger nach El Calafate. Einen kurzen
Zwischenhalt spaeter hob der Flieger noch einmal ab und brachte mich
endgueltig an mein Ziel: Ushuaia in Argentinien, das Ende der Welt... Und
alles kam mit mir!

Durch die Panoramafenster konnte ich schon die wunderschoenen Berge und das
Dorf Ushuaia erblicken. Vor meinen Fuessen jedoch sah ich nur einen
riesigen Haufen aus Fahrradteilen. 3 Stunden! spaeter hatte ich wieder ein
bepacktes Fahrrad, das alles tat, was es sollte - Puh!

Die Berge, das Wasser und das Gruen um Ushuaia erfreuten meine Augen
ungemein. Nach fast 2 Monaten Wueste ist die Farbe Gruen eine wahre freude.
Ushuaia selbst ist ein ganz huebsches Staedtchen, das nur leider in der
Saison komplett von Touristen ueberrannt wird, was sich auch in den Preisen
wiederspiegelt. In dem Camping "Pista de Andino" fand ich trotzdem ein
schoenes Plaetzchen und konnte dann in den darauffolgenden Tagen die Stadt
und die Umgebung erkunden. Ich genoss die tollen Panaderias (Baeckerreien
mit vielen Leckereien), bekam alles, was ich fuer die folgende Tour
brauchte und besuchte natuerlich auch den Nationalpark Tierra del Fuego.
Hier am Ende der Welt beginnt also das 2. grosse Kapitel meiner Reise. Ich
war bereit fuer Suedamerika!

Ich verliess also Ushuaia am 18. Dezember. Bei gutem Wetter bewegte ich
mich von da ab nordwaerts und wurde schon einen Tag und 110 km spaeter jaeh
abgebremst: An der Panaderia La Union in Tolhuin ist fuer nur wenige
Fahrradfahrer ein vorbeifahren moeglich. Das Personal hat in der Mehlkammer
einen Raum eingerichtet, in dem Fahrradfahrer kostenlos uebernachten
koennen. Zusaetzlich gibt es Empanadas (gefuellte Teigtaschen), Facturas
(bappiges unwiederstehliches Suesszeug) und viel Brot fuer entweder kein
Geld oder einen Bruchteil des Preises. Da bleibt der Julian gerne ein
wenig. Dazu kamen noch Katharina und Yves aus Schweiz und Frankreich und 2
verrueckte Argentinier. Das kleine Kammerl wurde gefuellt mit viel lachen
und einem grossen Mischmasch aus Franzoesisch, Deutsch und Spanisch. Von
Yves, der schon einmal durch Suedamerika gefahren ist bekam ich jede Menge
Tipps fuer die weitere Reise. Danke noch einmal dafuer und eine gute Reise!

Ich musste mich dann doch losreissen und fuhr weiter nordwaerts nach Rio
Grande. Auf Nebenstrassen konnte ich die tolle Landschaft ohne viel Verkehr
geniessen und veranstaltete Wettrennen mit den massenhaft vorkommenden
Guanacos, einem eleganten Pferdaehnlichen Viech. Nur kleiner, mit langem
Hals und komplett anders:-) Die Landschaft ist hier dominiert von den
Estancias, Schaaffarmen, die riesige Gebiete bewirtschaften und von denen
die gute Wolle kommt.

In Rio Grande fuellte ich meine Vorraete auf und kaempfte mich daraufhin
gegen den Wind nach San Sebastian, der Grenze nach Chile. 3 Haeuser auf
Argentinischer Seite und 10 km Wind Staub und Schotter spaeter 3 Haeuser
auf Chilenischer Seite. Was ich dort gemacht habe? Weihnachten gefeiert. Es
gab ein Sandwich und eine Cola! Ich erklaerte Weihnachten fuer dieses Jahr
fuer recht unwichtig und begab mich am naechsten Morgen wieder auf die
Piste. Der Wind zerrte hauptsaechlich an meinen Nerven und am 3. Tag stetig
gegen den Wind hielt ich 50 km vor Porvenir einen Jeep an, der mich dann
erstaunlich schnell weiterbrachte.
Es gibt genug Geschichten ueber den Patagonischen Wind aber er zerstoert
einfach jegliche Motivation im Keim. Stellt euch vor ihr fahrt einen Berg
mit 50 km/h hinab. Das was ihr als Fahrtwind spuert ist so in etwa das was
man normalerweise an Wind hat in Patagonien.

Nach einer tollen Nacht bei einer jungen Familie in Porvenir ging es
dann mit der Faehre nach Punta Arenas. 2 Tage Pause, in denen ich den
anhaltenden Sturm abwartete und mir in Form eines Gaskochers aus der
Duty Free Zone ein Weihnachtsgeschenk gemacht habe.
Weiter ging es zu den Magellanpinguinen. 40 km gegen den Wind nahm ich
dafuer auf mich um dann den kleinen Kerlen dabei zuzusehen, wie sie
auf Land stolpern und tollpatschig rumwatscheln nur um moeglichst
schnell ins Wasser, ihrem eigentlichen Element zu kommen. Besonders
gefiel mir, wenn sie andere auf sich aufmerksam machen wollen, indem
sie laut schreien, sich aufstellen und wild mit ihrem kurzen Fluegeln
schlagen.

Sylvester wurde ich in einer Estancia zu einem Grillabend eingeladen.
Es gab ein ganzes Lamm fuer ca. 15 Leute. 2 Maedels aus den USA waren
auch noch da, so dass ich nicht den ganzen Abend mein Castellan
bemuehen musste. Vollgestopft mit dem bestem Fleisch, dass ich lange
gegessen habe wurde dann um Mitternacht angestossen und wir wurden wie
ein Teil der Familie abgebusselt und umarmt. Wenn das nicht ein guter
Start in 2012 ist?

Nach anhaltendem Kampf gegen den Wind erreichte ich dann Puerto
Natales, der Ausgangspunkt in den nahen Nationalpark Torres del Paine.
Dort erfuhr ich dann, dass eben dieser zur Zeit wegen einem Waldbrand
zur Haelfte gesperrt ist. Nichtsdestotrotz machte ich mich nach 2
Tagen in einer verrueckten WG schwer bepackt auf in Richtung
Nationalpark.
Am Suedeingang wurde mir dann gesagt, dass dieser geschlossen ist, was
mir ca. 60 km Umweg und einen Haufen Steigungen bescherte. Naja...Die
Aussicht war gut!
Nach 3 Tagen erreichte ich dann das Refugio am Fusse von Torres del
Paine und bei perfektem Wetter wechselte ich sofort in mein Trekking
Equipment und machte mich auf zum Torres Mirrador. Dort angekommen
sass ich 2 Stunden voellig beeindruckt direkt vor diesesn riesigen
Tuermen aus Granit. Einmal auf einem dieser Teile zu stehen. Das waere
schon etwas!
Am Abend lernte ich in dem kostenlosen Camp Laura aus den USA kennen.
Wir hatten ungefaehr die selben Plaene, so dass wir uns am naechsten
Morgen gemeinsam wieder in Richtung Refugio aufmachten.
Der Plan war, alles, was von der Umrundung der Torres moeglich ist zu
machen. Das bedeutete einen 3-4 tages 80 km trek auf leichtem Terrain
durch wunderschoene Natur!
Schnell war alles gepackt und wir machten uns auf. Ich mit meinem
Tagesrucksack, in dem immerhin der Biwacksack, Schlafsack, Kocher,
Essen und Regenschutz Platz fand. Also alles was man braucht. Eine
wahre Freude damit an den ueberequipped Leuten mit 60 Liter
Rucksaecken vorbeizusausen.
Wir kamen gut vorran und konnten den ganzen Weg in 3 Tagen machen. Es
war wunderschoen die Beine so zu bewegen. Mit Laura konnte man
wirklich gut reden. Sie ist fuer 3 Monate in Patagonien und ist
kletternd und trekkend unterwegs. In Washington State arbeitet sie auf
einer Farm und ist absolut suechtig nach Surfen.
Wieder am Refugio angekommen trennten sich unsere Wege und ich
verliess nach einem Abstecher zur Laguna Azul wieder den Park.

In Cerro Castillo, 70 km nach dem Park traf ich dann Antoine aus
Frankreich. Er ist auch auf seinem Fahrrad unterwegs und der erste,
der auch so bloed ist, nach Norden zu fahren. Beide hatten wir seit
Ushuaia nur Gegenwind und konnten uns so von dort an unterstuetzen.

Schon am naechsten Tag bekamen wir ein Geschenk: Rueckenwind! Und wie.
Auf flacher Strecke schossen wir mit 40 bis 50 km/h dahin ohne auch
nur zu treten. So machten wir an dem Tag ueber argen Schotter 120 km
und fanden eine tolle Moeglichkeit zu Schlafen in einem Schuppen.
Aber alles hat seinen Preis: Am naechsten Morgen wehte uns der Wind
halb von den Beinen und wir hatten Probleme vorranzukommen. Nach 5 km
wurde Antoine von der Strasse gefegt! Ein Pickup hatte erbarmen und
nahm uns bis nach El Calafate mit. In diesen 5 km erreichte ich eine
MAX Geschwindigkeit vin 7 km/h!!! Das verdeutlicht vielleicht was da
abgeht.

El Calafate! Ein von Touristen voellig erdrueckter Ort. Nachmittags
tut man sich schwer, spanisch zu hoeren und uns gefiel es hier absolut
nicht. Warum hier alle sind? Einer der wenigen noch wachsenden
Gletscher ist 70 km entfernt und man kann ihn besichtigen. Die ganze
Tour kostet 40 Euro, dafuer, dass man auf einem 1 km langen Weg
umeinanderspaziert und ein paar Fotos macht. Noch dazu ist das privat
und alle Einnahmen gehen an den Besitzer. Wir sagten: Nein Danke!

Wir investierten das Geld in ein Chili Con Carne mit Matt und Shane
aus den USA und machten uns am naechsten Morgen auf in Richtung El
Chalten.
Ein paar schoene und anstrengende Tage spaeter kamen wir auch dort an
und stuermten nach dem harten letzten Anstieg in die Panaderia und
fuellten die Energie mit Facturas wieder auf.
Hier fuehlten wir uns deutlich wohler. Ein kleines Dorf, auch viele
Leute aber nicht so extrem. Ein Franzose gab uns einen Tipp fuer einen
tollen 4 Tagestrek im Nationalpark und so machten wir uns am naechsten
tag mit gepackten Rucksaecken auf.
Dieser Trek war das schoenste, was ich in die Richtung bis jetzt
gemacht habe. Wenig Leute, kostenlose Camps und atemraubende Natur.
Vorbei und ueber riesige Gletscher ging es ueber einen Pass, von dem
aus man einen Teil des riesigen Patagonischen Inlandeises sehen
konnte. Einfach faszinierend. Nach einer tollen nach in einer
Holzhuette ging es dann zum Lago Viedma, von dem aus man den Gletscher
Viedma sieht, wie er in den See ragt. Mit diesem Ausblick schliefen
wir an einem Camp ein. Am naechsten Morgen war das erste was ich sah,
dieser Gletscher. So wacht man auf!!!

Nach ein paar Huefttiefen Flussquerungen erreichten wir dann
erschoepft aber sehr gluecklich wieder El Chalten. Ich unternahm noch
eine 2 tagestour zu Fitz Roy und Cerro Torre, wo ich Laura wiedertraf.
Wir ratschten noch einmal ein bisschen, bis ich wieder zu Antoine ging
und wir uns wieder auf die Raeder machten.

Normalerweise faehrt man zur Laguna Desierto mit dem Rad und nach 2
Faehrfahrten und einer anstrengen Schiebe, Tragestrecke erreicht man
Villa O’Higgins in Chile. Unser Problem: Das kostet insgesamt 110 USD.
Fuer 2 Stunden Faehre?
Ich fand 100 km Nordwaerts einen anderen grenzuebergang, der uns ohne
Passage nach Chile und Villa O’Higgins bringen sollte. Ich hatte noch
nie etwas davon gelesen und die Einheimischen wussten auch nur, dass
es irgendwie moeglich ist. Immerhin gab es grenzstellen. Ob es einen
Weg geben wuerde war nicht klar. Naja einen Veruch war es wert.
Nebenbei waren es auch 350 km mehr als der direkte weg...

Der Plan besagte, dass wir bis tres lagos mit den Raedern fahren und
von dort per Autostopp den anstrengenden Teil auf der Ruta 40
bewaeltigen.
Nach 7 Stunden warten in tres Lagos schwand diese Hoffnung arg. Eine
Nacht spaeter standen wir wieder an der Strasse und entschieden, dass
wir einfach fahren und alle autos anhalten, die uns ueberholen. So
fanden wir uns bei extremen gegenwind auf der Ruta 40 wieder, einer
Strasse absolut durch die extreme pampa. Nur Wind, keine landschaft
und schlechte Strasse. Ich wollte hier nie! Sein. Viel habe ich
darueber gelesen und es als absolut idiotisch angesehen, hier zu
fahren. Ah ja. Was mache ich also hier? Geld sparen...
Nach 6 km fluchend gegen den Wind hatte das Glueck ein Einsehen und
schickte uns Roberto. Er ist in einem Bus fuer 15 Personen unterwegs
und holt Leute 400 km noerdlich ab. Perfekt! Eingestiegen losgefahren,
gluecklich.
50 km spaeter hielt Roberto wieder an, drehte sich zu uns um und nach
einigem palaver verstanden wir, dass er uns fragte, ob wir fahren
koennen. Klar! Antoine uebernahm den Fahrersitz und Roberto Relaxte
bei Mathe im Bus. Yiha! Bei der Haelfte uebernahm ich und wir fuhren
gemuetlich durch diese endlose Pampa. Ich will hier wirklich nicht
fahrrad fahren. Bus ist da schon besser.
Bei unserer Abzweigung war Roberto fast traurig, dass er wieder selber
fahren muss aber wir gluecklich, hier angekommen zu sein.

Die Nacht verbrachten wir dann 10 km in einer verlassenen Estancia.
Wir starteten frueh am naechsten Morgen und kamen sehr gut vorran.
Nach 30 km machten wir bei einer weiteren Estancia Pause. Als 2
Lastwagen in Sicht kamen ergriffen wir die Chance und winkten ihnen
zu. Sofort stoppten sie und nahmen uns 30 km bis zur letzten Estancia
mit, wo sie die Wolle aufluden. Wir bekamen ein kleines Kammerl in der
Estancia und konnten den Leuten beim Wolle und Schaafe verladen
zusehen.

Am naechsten Morgen schnell Wasser aufgefuellt. Die Frage, ob wir
heute zum Fluss fahren wuerden bejahten wir verstaendnislos. Wir
wussten ja nicht was auf uns zukam.
Der Weg wurde kleiner und kleiner bis wir auf einem Art zweispurigen
Trampelpfad dahinholperten. Nach 10 km dann ueberraschte uns ein
Fluss, ohne eine Bruecke in Sicht. Also raus aus den Schuhen und rein
in die Sandale. Schiebend durchquerten wir den Fluss, wobei das Wasser
maximal Knietief war. Schon hier war ich recht gluecklich ueber
Rohloff und Ortlieb...
Dann kamen wir bei der Argentinischen Gendarmeria an und die Leute
dort schienen voellig ueberrascht von der enormen Arbeit, die da auf
sie zurollte. Normalerweise sind hier ausschliesslich Gauchos auf
Pferden unterwegs. Procedur erledigt, weiter ging es.
Quer durch einen kleinen Wald, ueber einen kleinen Bachlauf und wieder
in das Flussdelta, wo wieder ein Fluss durchquert wurde. Wenn wir
vorausschauten merkten wir langsam, dass uns der Weg durch ein grosses
Flussdelta fuehrte und wir wohl noch ein paar Mal Nass werden wuerden.
Beim naechsten Bach waren wir beide hochmotiviert und versuchten per
Geschwindigkeit das laestige Schuhewechseln zu vermeiden. Der Schlamm
in der Mitte war anderer Meinung und stoppte unsere Triumphfahrt jaeh.
Noch ein kurzes Mierda und ein zensiert von mir und wir standen beide
im Wasser. So war das Schuhewechseln auch erledigt. 5! Weitere Fluesse
wollten noch ueberquert werden, wobei einer schon gut bis zu Mitte
Oberschenkel reichte und etwas kraeftiger war. Das hatte zu folge,
dass ich mitsamt Fahrrad eher durchschwamm und 10 Meter weiter
flussabwaerts als urspruenglich wieder herauswatete.
Der Weg verschwand dann praktisch gaenzlich und wurde ersetzt durch
groessere Steinbrocken, ueber die wir drueberrumpelten. In unserer
Richtung sahen wir einen sehr grossen Fluss mit viel Wasser, schnell
und tief. Das machte uns dann doch etwas kritisch. Wir bewegten uns
flussaufwaerts und auf einmal war sie da: die Bruecke!
Die Bruecke war ca. 30 Meter lang, eine etwas wackelige
Haengebrueckenkonstruktion und im Endeffekt nicht fuer Menschen
sondern fuer Schaafe. Daher war sie auch nur Hueftbreit. Keine Chance
fuer ein Fahrrad. Also alles abgepackt und nach einem letzten Mahl
sagte Antoin, dass er erst gehen wuerde, da er schwerer ist.
Natuerlich erreichte er das andere Ufer sicher, so dass ich mit meinen
Packtaschen auch rueber konnte. Ich musste insgesamt 3 Mal hin und her
und beim letzten Mal hatte ich mein Fahrrad auf der Schulter. Ueber
die Stahlseile rechts und links auf Huefthoehe war ich mehr als
gluecklich.

Sicher auf der anderen Seite begann nun der letzte und im nachhinein
schwierigste Teil. Es gab ueberhaupt keine Strasse mehr, nur viele
Trampelpfade und sehr dichtes Buschwerk rechts und links, wo ich immer
wieder mit meinen vorderen Packtaschen haengen blieb.
Viel Fluchen spaeter standen wir wieder vor einer Strasse, von der uns
nur noch ein Zaun trennte. Auch diesen ueberwunden und noch einen
Fluss durchquert erreichten wir triefend und voellig fertig die
Gendarmeria von Chile.
1 km weiter erwartete uns eine Holzhuette, in der wir ein Feuer machen
konnten und uns ausruhen. Fuer die 20 km zwischen den 2 Grenzstationen
brauchten wir 5 Stunden ohne wirkliche Pausen. Im Nachhinein bleibt
das Argument, dass die Moeglichkeit billiger ist. Schneller, einfacher
wurden gestrichen und durch schwieriger und abenteuerlicher ersetzt.
Es war bis jetzt gleichzeitig das schwierigste und schoenste was ich
auf der ganzen Reise gefahren bin. Voellige Einsamkeit, keine Autos
und alles was wir waren voellig auf uns gestellt. Das wird mir in
Erinnerung bleiben

Am naechsten Tag folgte die 50 km triumphfahrt nach Villa O’Higgins,
wo wir zuerst in den Supermarkt rumpelten und dann im Ecocamp eine
tolle Moeglichkeit zum campen fanden.
Mauricio, der Besitzer ist unglaublich nett und wir sitzen die ganze
Zeit mit ihm, seinem Bruder und Lucy einer Authorin aus den USA dort,
ratschen und kochen tolle Sachen. Heute habe ich gelernt wie man
einfach Brot baeckt und jetzt geht es noch Fly Fishing.

Morgen schwingen wir uns dann wieder in die Saettel. Die Carreterra
Austral wartet und wir wollen dieses tolle Gebiet erkunden.

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#819941 - 18.04.12 19:39 Villa O'Higgins - Santiago [Re: Kasperl]
Kasperl
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Der kleine Posten VillaO’Higgins war von allen Seiten betrachtet und nach einer kleinen Wanderung undeinem Abschlussbier auf dem Campingplatz ging es Abends um 5 endlich auf dieCarreterra Austral. Bei stroemendem Regen und klitswchnass erreichten wir (Ich+ Antoine aus F) die 30 km entfernte Schutzhuette und konnten unsere Kleidungtrocken legen. Die Strasse war so schoen, wie uns immer wieder erzaehlt wurdeund wir genossen die naechsten Tage in denen wir durch diese tolle Landschaftaus Fluessen, Seen, dichten Waeldern und Taelern fuhren. Ueberhaupt eineSchneise fuer die Strasse zu schlagen war schon eine Mordsarbeit, sodass keinegrossen Erdbewegungen gemacht wurden. Das heisst es geht staendig bergauf und bergab.Es ist nicht selten, dass bei mir nach 30 km schon 600 Hoehenmeter auf demTacho stehen.



Nach einem extrem steilenPass erreichten wir Caleta Tortel. Eine kleine Ansiedlung am Ende einesFjordes. Das besonere ist, dass alles auf Holz gebaut ist, so dass man diegesamte Zeit auf Stegen unterwegs ist. Mir gefiel das Oertchen ausserordentlichgut und ich taufte es das Venedig Chiles! Eine ganz besonder Erinnerungverbinde ich mit der Panaderia von dem Oertchen: Auf der Suche nach Brot wurdeich zu einem blauen Haus geleitet. Dort angekommen klopfte ich an und standwenig spaeter im Wohnzimmer der Familie! Etwas irritiert entschuldigte mich undfragte wo denn jetzt die Panaderia ist. Antwort: Hier! Die Oma war gerade daranden neuen Teig zu machen und in einem Korb wartete frisches noch warmes Brotauf mich! Es war superlecker!



In diesem Ort sagte ich dannauch Lebewohl zu meinem Gefaehrten Antoine. Nach 3 Wochen, in denen wirunglaublich viel erlebt haben und viel Spass hatten kamen langsam die Problemeauf, die man hat wenn man zu 2. Reist und man muesste mal ueber ein paar Sachenreden. Da wir genau um so etwas nicht machen zu muessen alleine reisen sagtenwir, dass wir ab jetzt wieder alleine weiterfahren wuerden. Nachdem wir nochBilder ausgetauscht hatten wuenschten wir uns viel Glueck und verabschiedetenuns herzlich. Jetzt lag die Strasse wieder alleine vor mir. Nico aus Chile, denich noch in Caleta Tortel getroffen hatte berichtete mir von einem verlassenemCamping ca. 55 km weiter. Das war das Tagesziel und nach einem Abstecher ineinen Sandigen Weg erreichte ich das auch. Auf diesen Pfaden traf ich einSchweizer Paerchen, die ich immer wieder auf der Carreterra antraf. Gemeinsam machtenwir auf dem Camp dann ein Feuer und redeten noch lange am Abend. Alleine istman nur sehr selten auf der Carreterra!



Bald erreichte ich Cochraneund verblieb ungeplant einen Tag, da ich von einer Amerikanerin auf dem Camp am naechsten Tag zum Slacklinen undKajak fahren eingeladen wurde. Da sage ich nicht nein und hatte einen tollenTag mit den Jugendlichen aus dem Dorf den wir mit Volleyball in der Sporthallebeendeten.

Weiter ging es bei sehrgutem Wetter durch die wunderschoenen Landschaften der Region Aysen. Seen undFluesse uebertrumpften sich gegenseitig in ihren Blautoenen und das Wetter wardie ganze Zeit gut, was nicht normal ist in dieser Region!



In Choyaique, dem Zentrum inder Region bekam ich zum ersten Mal etwas von den Protesten in der Region mit.Die Bevoelkerung fordert, dass die Regierung in Santiago mehr fuer dieseabgeschiedene Region tut und fordert mehrer Verbesserungen. Dafuer errichtensie Strassenblockaden aus brennenden Reifen und protestieren. Fuer mich war dasgut, da ich auf der folgenden Strecke teilweise voellig allein war und tageweisenicht von Autos ueberholt wurde. Fuer andere war das nicht so gut. Was dieseBlockaden fuer Auswirkungen hatten begriff ich erst spaeter: Ich sah Gruppenvon Hitchhikern in minidoerfern, die seit mehreren Tagen auf Autos warten undspaeter hoerte ich von Fahrradfahrern, die am Lago O’Higgins mehrere Tageausharrten, da die Faehre nach Villa O’Higgins keinen Sprit mehr hatte.Lebensmittel wurden knapp. Frisches gab es gar nichts mehr.



Von alldem unbehelligterreichte ich Manihuales, dem Mekka fuer Fahrradfahrer auf der CarreterraAustral: Ein Casa de Ciclista! In einer kleinen Kirche beherbergt der BesitzerFahrradfahrer aus aller Welt. Am ersten Abend waren 2 paerchen aus Frankreich,2 US Amerikaner, ein Schweizer und ich dort. Wir haben keine gesamtkilometerzahlausgerechnet aber wenn 3 Leute kurz vor dem Ende der Panamerika stehen und 4Leute von Quito runterkommen + Ich dann kommt ein Haufen Zeug zusammen. Eswurde viel Ausgetauscht, gemeinsam gekocht, Jeder konnte sich duschen undWaesche waschen. Der leichte Regenschauer am naechsten Morgen erleichterte mirdie Entscheidung noch einen Tag zu bleiben, auszuspannen und zu ratschen.

Der naechste laengere Stoppfolgte dann im Reserva Nacional Cerro Castillo. Von diesem tollen Trek hatteich schon gehoert also deponierte ich mein Fahrrad bei den Guards und machtemich auf auf einen 4 Tagestrek. Nach 2 Tagen war ich wieder am Ausgangspunkt,hatte alles gemacht was mir der Guard nicht wirklich glauben wollte. Nur mitSchlafsack und Biwaksack und Essen kann man halt einfach schnell gehen... DerTrek war wunderschoen komplett alleine, tolle Gletscher, Gipfel und Seen. Ichfuehlte mich um einiges wohler als im Nationalpark Torres del Paine wo einewahre Autobahn zum drauf laufen ist. Fuer mich ist dieses Reserva Nacional umeiniger schoener!

Als ich wieder zurueck zumeinem Fahrrad trampte traf ich einen Hitchhiker aus Schweden. Am Abendzelteten wir gemeinsam. Er ist fuer ein Jahr trampend in Suedamerika unterwegsund kam gerade von Futaleufu. Ich fand heraus, dass er Frisoer ist und ergriffdie Moeglichkeit fuer einen frischen Haarschnitt. In Gegenleistung fuer einFruehstueck bekam ich dann am naechsten Morgen im Frischluftsalon auf einemBaumstumpf einen top haarschnitt verpasst und er ein Fruehstueck. Frisch undkurzhaarig konnte ich weiterfahren.

Von Chalten (nicht ElChalten in Argentinien) nahm ich eine Faehre nach Hornopiren. Dazwischen gibtes ein Stueck, was nicht mit dem Fahrrad zu bewerkstelligen ist. Die ueberfahrtwar sagen wir mal rau. Die Ganze Nacht krachten die Wellen gegen den Bug.Irgendwann fand ich dann Schlaf und wachte vor Hornopiren bei schoenem Wetterwieder auf. Die naechsten tage waren gepraegt von sehr, sehr viel Auf und Abund aprupten Wechsel zwischen viel Regen und strahlendem Sonnenschein. InContao rumpelte ich in ein Dorffest rein und stahl mit links dem Gittaristenauf der Buehne die Show. Ich wurde gefilmt und der Buergermeister hiess michwillkommen. Wohlgenaehrt nach einem grossen Stueck Fleisch riss ich mich wiederlos und furh weiter rauf und runter. Das Wetter pendelte sich in Richtung Regenein, so dass ich wenigstens nicht die ganze Zeit am aus und anziehen war. Amnaechsten tag erreichte ich im stroemendem Regen Puelo. Ein Schild verwies aufden Paso Rio Puelo nach Argentinien. Das klang verlockend, da es dort meistenstrockener ist. Da ich jedoch diesen Uebergang nicht in meiner Karte hattemusste ich noch Infos einholen. In einem Restaurant bekam ich eine Karte unddie Aussage, dass das gut Moeglich sei mit dem Fahrrad war und es einen Zollgab. Mehr brauchte ich nicht!



Am selben Tag erreichte ichnoch die Laguna Tagua Tagua. Von dort sollte am naechsten Morgen eine Faehreauf das andere Ufer zusteuern. 2 deutsche Paerchen warteten bereits mit ihrenriseigen Mercedes Wohntrucks. Sie waren alle schon lange unterwegs (11 und 13Jahre) und planen so bald auch keine Rueckkehr nach Deutschland... Genug Geldhatten sie und liessen es sich nicht nehmen Ihr Leben zu geniessen. Warumnicht? Fuer mich aber auf die falsche Art. Mein Einmannzelt machte einenmickrigen Eindruck neben den Trucks, aber dafuer war es dicht J! Der eine Truck hatte irgendwo ein Leckund es tropfte rein!



Puenktlich brachte uns die Faehre am naechstenMorgen auf die andere Seite. Schon 10 km spaeter musste ich wieder stoppen: DieBrombeeren, die dich und schwarz an beiden Seiten der Strasse hingen liessenkein Vorbeifahren zu. Eine halbe Stunde! Spaeter konnte ich mit gefuelltemMagen weiterfahren. Mittags bekam ich bei einer Farm ein gutes Mittagessen ausEintopf und Brot. Der Besitzer zeigte mir stolz einen deutschen Zeitungsartikelmit einem Foto von ihm und seiner Tochter. Vor einigen Jahren kamen anscheinenddeutsche Journalisten in dieses Tal und schrieben einen Artikel darueber.

Am Nachmittag erreichte ichnach viel Auf und Ab Llanada Grande. Den Zusatz grande kann man getroststreichen! Ein Minimarkt und eine Panaderia liegen an der Strasse und schon istman wieder aus dem Ort draussen... Aber ich konnte meine Vorraete auffuellenund fuhr an dem Abend noch bis Prima Corral. Danach fuehrte die Strasse aufeine Schlucht zu, die 2 Bruecken ueberspannten. Die eine hatte ein betretenVerboten schild daran. Also wuchtete ich mein Fahrrad einen Trampelpfadhinunter um vor einer loechrigen Haengebruecke zu stehen! Aber sie hielt undich konnte einen kurzen Schimmer von dem schoenen Rio Puelo erhalten.EinNachtlager fand ich dann in einem kleinen Unterstand, der mich vor demanhaltendem starken Regen schuetzte.

Am naechsten Morgen konnteich einen Gaucho nach dem Weg fragen. Dort wo ich war war ich falsch und musstezurueck zu der Bruecke. Dort konnte man drueber. Danach bog ich rechts ab, dadie Strasse erst gebaut wurde; dachte ich! Fuer die naechsten 6 km fuhr ichdurch Trampelpfade, viel Matsch, kleine Fluesse und viel Regen. Hier traf ichden selben Gaucho wieder. Er erklaerte mir belustigt, dass ich ja doch denfalschen Weg genommen hatte, ich dachte ich bin richtig! Also drehte ich um undfuhr nur noch halb so gut gelaunt wieder an den Ausgangspunkt zurueck. Ich fuhrdie Strasse hoch, die endete aber in einem Platz der aussah als haette eineBombe eingeschlagen. Hier schlugen sie gerade die neue Schneise fuer dieStrasse, die in 2 Jahren das 13 km entfernte Segundo Corral erreichen unddanach weiter nach Argentinien gebaut wird und einen neuen Uebergang fuer Autosgewaehrt. Ich konnte nicht glauben, dass ich hier fahren muesste. Also wiederzurueck, anderer Weg. Der fuehrte mich auf einen kleinen steilen Trampelpfad.Ich liess mein Fahrrad nach einer Mordsschinderei auf halbem Weg liegen undschaute was da so kommt. Raus kam ich am oberen Ende des Bombeneinschlages, vonwo nach links ein weiterer Trampelpfad fuehrte! Das musste er sein! Alsozurueck zum fahrrad, wieder runter, zum Bombeneinschlag, fluchend durch dieknoecheltiefe Erde und endlich zum richtigen Trampelpfad! YEAH! Dachte ich! Wasdann folgte brachte mich an die Grenzen meiner physischen und psychischenLeistungskraft. 14 km schlammiger Trampelpfad. Steil hoch und steil wiederrunter. Fahren war unmoeglich und schieben wie es schien manchmal auch. Ichmusste mein Rad 1 Meter hohe Stufen raufwuchten und fiel oft mit meinem Radmitten in den Matsch. Ich schrie, fluchte und warf frustiert Steine. Gott seidank ist dort einfach niemand! An einem Haus konnte ich ein Brot kaufen undfragen wie weit es noch sei. Das ich erst bei der Haelfte war und es schonNachmittag lies meine Laune weiter sinken.

Ich zerrte mein Rad fluchendund schreiend weiter bis ich einen Fluss ueberquerte und eine weitere Farmerreichte. Die Frau konnte mir sagen, dass ich mich in der Region SegundoCorrall befaende und beschrieb mir den Weg zum Zentrum. Daraufhin folgte wiedereine Sucherei in alle Himmelsrichtungen nach dem richtigen Weg. Ich schob 2 Maleinen Steilen Weg hinauf, wo mich die Leute dort in die entgegengesetzteRichtung trieben. Vor einem reissenden Fluss stand ich lange und ueberlegtebevor ein Gaucho kam und mich noch einmal umleitete. Am Ende einer grossenWiese fuhr ich dann auf ein Loch in einem Busch zu, soll es das sein?Anscheinend ja! Der Weg wurde wieder breiter (ca. 1m) und ich schob meinFahrrad wieder durch Matsch und Wasser, zufrieden auf dem richtigen Weg zusein. Es ging noch einmal hoch auf ein Hochplateau, bevor der Weg aufhoerte und3 verschiedene nach rechts unten fuehrten. Ich versuchte alle 3 nur um jedesmalin irgendeinem Wald ohne jeden Weg zu landen und mein Rad wieder den Wegraufzuschieben. Inzwischen war es Abend und ich machte mir langsam Sorgen ob esdas Dorf gab, als ich nicht weit einen roten Punkt entdeckte. JA! Das war dieAntenne von Segundo Corral. Ich machte mich mehr oder weniger Querfeldeindarauf zu. Nach 3 Zaunueberquerungen stand ich dann am Flughafen von SegundoCorral und fiel vor dem zerfallenem Gebaeude mit dem angerostetem Schild aufdie Knie. Voellig entkraeftet war ich doch gleucklich angekommen zu sein.



Dieses Dorf besteht aus 6Hausern und einem Minimarkt, der jedoch zu der Zeit nur noch Wein fuehrte. DieBewohner bauen sehr viel selber an. Ich fand die Hospedaje und bekam ein Bett.Meine Packtaschen und Fahrrad wurden abgespritzt wobei der Besitzer nurKopfschuettelnd auf mein komplett in Matsch getauchtes Fahrrad blickte. Ichselbst sah durch die vielen Stuerze nicht anders aus! Bei einem gutemAbendessen am Feuer und einem Schluck Schnaps konnte ich mich langsam ausruhenund ging gluecklich in mein Bett. Ich blieb 2 Naechte und konnte dieseAbgeschiedenheit einen Tag lange geniessen. Dieses Dorf hat noch nie ein Autogesehen und alles geschiet per Pferd das war es allemal wert! Am naechsten Tagging dann ein kleines Schnellboot ueber den Lago Interior und ueberStromschnellen nach Argentinien in den Lago Puelo, eine tolle Erfahrung. MeinenStempel bekam ich auch und befand mich bald in Puelo. Teer, grosse Supermaerkteund viele Menschen schockten mich ein wenig nach dieser Abgeschiedenheit.



Ueber San Carlos de Bariloche ging es nach Villa la Angostura undweiter ueber die Ruta de 7 Lagos. Aufdieser Strasse kommt mana n 7 wunderschoenen Seen vorbei und die Landschaft istallgemein wunderschoen. In San Martin de los Andes konnte ich bei einemPaerchen uebernachten. Sie sind gerade Eltern eines kleinen Buam geworden, mitdem tollen Namen Julian! Weiter nach Junin de los Andes mit Blick auf dentollen Vulkan Lanin. Am Lago Alumine vorbei fuhr ich wieder zurueck nach Chileund erreichte den schoenen Ort Lonquimay. All das war unspektakulaer schoen undich genoss das fahren. Ich versuchte mich zu beeilen, da ich am 21. Maerz inSantiago sein wollte.



Von Lonquimay befuhr icheinen kleinen Weg entlang des Rio Bio Bio. Nach einem kurzen Fehlschlag, dermir 300 extrahoehenmeter in kurzer Zeit bescherte befand ich mich wieder aufdem richtigen Weg in Richtung Ralco. Durch einen kleinen Tunnel und immer anden Ufern des Rio Bio Bio. Dieser ist in diesem Teil zu einem Stauseeverwandelt. Den gesamten Fluss zieren aktuell 3 Daemme und insgesamt werden es8 werden. Es war deprimierend zu sehen, wie das was ich in Geographie alsnegativ an Staudaemmen exakt eintritt. Das gesamte Gebiet ist tot und ichvermisste den zuvor noch so lebhaft sprudelnden Rio Bio Bio.

Der erdige Weg wand sichdaraufhin einen langen, steilen Anstieg hinauf. Steigungen von ueber 20% warenkeine Selten heit und ich kam nicht mehr zum sitzen und aus dem ersten Gang.Aber immer hin war es ein breiter Weg! Auf halbem Weg zum hoechsten Punktueberholten mich 4 Polizisten hoch zu Ross. Zum 2. Mal an diesem Tag musste ichmeinen Pass aushaendigen und erklaeren was ich hier eigentlich tue. Sie warenaber sehr szmpathisch und wir unterhielten uns lange. Die Pferde schwitztenungefaehr wie ich und waren ebenfalls froehlich ueber die Pause. Zum Abschiedwarnten die Polizisten mich noch vor dem Puma, der hier irgendwo rumlaeuft,Landbesitzern, die Leute die Wildcampen gar nicht gern hatten und dass es nochsteiler werden wuerde. Ja Danke! Ihr Gelaechter hoerte ich noch eine Kurvenweiter. Endlich erreichte ich die Passhoehe und mir bot sich ein tollesPanorama ueber das Tal des Rio Bio Bio flankiert von 2 Vulkanen. Genauso steilwie es rauf ging ging es auch wieder bergab begleitet von Kopfgrossen Steinen,die es zu vermeiden galt. Mein Nachtlager schlug ich dann auf einer Lichtungauf und fiel erschoepft in die Therm A Rest Matte! Am naechten Morgen erreichteich nach einem kleinen Trampelpfad und einer Bruecke Ralco und konnte von dortwieder auf breiteren Kiesstrassen an den Stauseen entlang fahren. Auch dort sahich wieder die Probleme der Aufstauung.

Am Abend fragte ich beieinem kleinen Haus am Fluss nach einer Moeglichkeit zu campen. Der Besitzer ludmich zum Essen ein und mir wurde ein Raum mit einem Bett angeboten. Wir redetennoch lange und ich erfuhr, dass es nur noch 2 jahre hier wohnen wuerde. Voreiniger Zeit kam ein Brief, der ihm besagte, dass in 2 jahren dieses Gebietueberschwemmt werden wuerde. Er konnte 60.000 Euro Entschaedigung aushandelnaber sein Haus in dem er aufgewachsen ist und das er sehr liebt ersetzt dasnicht. Ich habe in Geographie vor 2 Jahren eine Pro/contra Liste zum ThemaHydroelektrik erstellt. Beim Blick in die traurigen Augen dieses Mannes verblasstendiese Argumente zur Sinnlosigkeit.



Bald darauf erreichte ichChillan und damit die Ruta 5 zum ersten Mal auf meiner Reise. Die Auffahrt warungewoehlich aber ich gewoehnte mich schnell daran. Im Endeffekt faehrt man aufeine Autobahn auf und faehrt auf dem Seitenstreifen. Es ist recht langweiligdort zu fahren, dafuer kommt man umso schneller vorran. Meine Beine freutensich ueber das nicht vorhandensein von steilen Anstiegen und Kiesstrassen. Sohatte ich das Gefuehl nur do dahinzufliegen.



Einen kurzen Abstecher inRichtung Portezuelo Maule y Pehuenche goennte ich mir noch. Die komplett andereLandschaft an diesem Pas, die an hochgelegene Wuestengebiete erinnertefasziierte mich. Bei einem abgelegenem Hostal von einem Niederlaender konnteich mich 2 Tage ausruhen und die Gegend inspizieren.



Weiter ging es nach Curicound zurueck auf die Ruta 5. Ich verbrachte noch eine Nacht an einer Raststaettebevor ich zum Finale nach Santiago ansetzte. Ich schoss 150 km an der Ruta 5entlang und schlug mich durch den dichten Verkehr in Santiago. Wie angekuendigtstand ich um 20:00 Uhr vor dem Haus von Erin und Thomas. Ich habe sie in Torresdel Paine kurz kennengelernt und sie haben, begeistert von meiner Reise, michzu Ihnen nach Santiago eingeladen. Da wusste ich noch nicht, wo sie wohnen. DieAdresse hatte ich, aber doch konnte ich es nicht recht glauben als ich voreinem 25 Stoeckigen Gebaeude stand. Ich fragte an dem Wachposten und er riefThomas an. Ich befoerderte mein Fahrrad in den Aufzug und drueckte wieaufgefordert die 24. Dort hiessen mich die beiden in ihrem Apartment mitPanoramascheibe willkommen. Ein unglaublicher Blick ueber Santiago mit dabei!Und falls ich eine Abkuehlung braeuchte waere ein Pool auf dem Dach hiess esbeilaeufig. WAS? Thomas und Erin sind aber super nett und ich genoss die Zeitmit Ihnen.



Einen Tag spaeter holte ichin der Frueh meinen guten Freund Florian vom Flughafen ab. Wir inspiziertenzuerts geau Santiago bevor wir uns wieder in den Sueden begaben. Mein Fahrradblieb in dieser Zeit in Santiago im Keller von Flanagans und wir bewegten unstrekkend und hitchhikend.



Zuerst fuhren wir zurueck indas Cochamo Valley, wo ich einen Monat zuvor mein Fahrrad durch die Wegegezerrt hatte. Ich wusste das es noch einen Grenzuebergang gab und wollte IhnFlorian zeigen. Das Wetter zeigte sich von der guten Seite und wir konnten in 4unglaublich schoenen Tagen ca. 80 km laufen und kamen nach Argentinien. Erstjetzt konnte ich diese Landschaft so richtig geniessen. An der grenze hattenwir viel Glueck und konnten mit dem einzigen Auto, dass dort in 5 Tagen istnach San Carlos de Bariloche fahren. Dort quartierten wir uns in einem Hostal ein und suchten nachdem, von dem ich Florian seit Tagen in Argentinien vorschwaermte: Ein TenedorLibre, einem Art All you can Eat mit Argentinischem Essen. Einbegriffen Asado.Wir fanden eines und liessen den Abend beginnen. Nach mehr als 2 Stunden puremEssen stellten wir fest, dass wir mehr als voll waren und begaben uns auf denHeimweg. Aber das war es wert!



Ueber Villa la Angosturaging es zurueck nach Chile nach Valdivia an der Pazifischen Kueste. Dortkonnten wir 2 Naechte bei Ricardo von Couchsurfing bleiben. Er ist einverrueckter Flamencolehrer und wir hatten viel Spass dort und konnten unteranderem einer Flamencostunde zuschauen. Ein faszinierender Tanz!

Von Valdivia aus nahmen wirein Boot nach Niebla und fuhren im Bus suedlich nach Chaihuin. Von dort wolltenwir entlang der Kueste nach Hueillquehue laufen. Nachdem wir spaerlicheInformationen an der Guardaparque des Reserva Nacional Costero Valdiviaerhalten hatten machten wir uns auf. Am Abend konnten wir noch mit einem Jeepmitfahren, der uns an die Kueste brachte. Und dort sahen wir das erst mal denwilden Pazifik. Meterhohe Wellen schossen in die Brandung und Wasser spritzteMeterhoch wenn sie auf die Felsen krachten. Wir beschlossen an einem leerenStrand eine Nacht zu bleiben und liefen noch einen Teil an der Kueste entlang.Das Spiel zwischen Wasser und Fels war faszinierend und unglaublich schoen.Gleichzeitig begriff man die Kraft des Wassers! Einmal war ich ein wenig zuneugierig und stellte mich auf eine Felsnase. Die naechste Welle war recht hochund ich bezahlte meine Neugier mit einer gruendlichen Salzwasserdusche!

Es ging immer an der Kuesteentlang und oft auch kilometerlang auf unberuehrten Straenden. Die Brandung waranhaltend stark. Nach einer Flussquerung folgten wir dem Weg, der kurz daraufeinfach aufhoerte. Ein kleiner Trampelpfad fuehrte nach rechts. Freudig foltenwir ihm, um eine halbe Stunde spaeter wieder genau an dem selben Ort wie zuvorherauszukommen. Ein klassiker: Wir sind im Kreis gelaufen. Das die Brandung aufeinmal von links kam hatte uns schon gewundert...

Auf dem 2. Versuch kamen wirbei einer Huette bewohnt von 2 Guards des parkes raus. Wir bekamen dieMoeglichkeit dort zu uebernachten und einer der Maenner freute sich uns frischgebackenes Brot anzubieten. Am naechsten Tag machten wir einen weiteren Kreisbevor wir wieder auf dem richtigen Weg waren und konnten wieder an der Kuesteentlangwandern. Die 2. Haelfte des Tages fand komplett an dem Strand statt.Immer wieder mussten wir ueber einige Felsen direkt an der Brandung steigen,was fuer Flo in 2 Salzwasserduschen resultierte. Diesmal konnte ich mich immerauf hoeher gelegene Zonen retten... Auf dem Weg machten wir auch nicht so tolleEntdeckungen einige Federklumpen am Strand entpuppten sich als toten Pinguine.Davon gab es recht viele. Spaeter erfuhren wir, dass diese Tiere sich in denFischernetzen verfingen und dann rausgeschnitten werden. Deswegen fehlte allenauch der Kopf...

Bald erreichten wir Hueillquehueund fanden dort ein Restaurant. Dort bestellten wir 2 Menus und wussten nichtwas auf uns zukam. Muscheln! Und auch sehr gut. Am Morgen aus dem Wasser geholtschmeckten sie wahnsinnig gut und vor allem die Locos, eine Muschelart, die esnur an der Kueste Chiles gibt schmeckte uns. Die 2 Menus, Wein und Brotkosteten uns 15 Euro!

Ueber eine recht matschigeStrasse liefen wir am darauffolgenden Tag in Richtiung La Union, weg von derKueste. Am Abend konnten wir noch eine Mitfahrgelegenheit annehmen, die uns zumParque Nacional Millenia Alerce brachte. Dieser Nationalpark war dereigentliche Grund warum wir ueberhaupt hier waren. In Santiago hatte ich einenFlyer darueber bekommen und sagte, dass ich das sehen will. Nach einem kurzemWeg standen wir dann vor ihr: der Millenia Alerce, der aeltesten Alerce inSuedamerika mit 3.500 Jahren. Es war unspektakulaer anzusehen aber umsofaszinierender, dass dieser Baum genau an diesm Ort seit dieser Zeit steht. Manfuehlt sich davor wie ein kleines Staubkorn der Geschichte!



Am naechsten Morgen bekamenwir einen Ride nach La Union und fuhren von dort im Bus weiter nach Valdivia.Ein paar Stunden waren wir noch einmal bei Ricardo und fuhren in der Nachtweiter nach Temuco. Von dort nahmen wir einen Bus nach Melipeuco in der Naehedes Parque Nacional Conguillo. Wir konnten am Abend noch mit Hilfe von einemTruck und Auto 10 km weiter kommen und konnten bei einer Farm in einer kleinenHuette uebernachten.

Endlich kamen wir tags daraufim parque Nacional an und konnten den Vulkan Llaina, der seit geraumer Zeit mitseinen 3125 Metern alles ueberragt. Wir begaben uns auf einen trek an derFlanke des Vulkanes entlang und waren fasziniert von der unbarmherzigentrockenen Landschaft aus erkalteter Lava, Asche und viel Nichts. Es sieht einwenig aus wie eine schwarze Wueste. Und die gesamte Zeit dieser perfekterVulkan dahinter. Das alles sieht so aus, da der Vulkan der 2. Aktivste in Chileist. 2002 gab es das letzte Spucken und 1997 war der letzte grosse Ausbruch.

Am naechsten Tag wandertenwir zum Lago Conguillo und trafen am Abend nach einem tollen Trek auf Tobi undKerstin aus Deutschland. Sie sind gerade mit ihrem Jeep mit Schlafausatz inSuedamerika unterwegs. Wir ratschten lange und konnten am naechsten Morgen mitihnen nach Curacautin fahren. Von dort nahmen wir einen Bus nach Temuco undsassen am Abend schon wieder in einem Bus in Richtung Santiago. Wie schnelldiese Zeit vergangen war war unglaublich.

In Santiago kamen wirdiesesmal bei Nico, den ich in Caleta Tortel getroffen hatte unter. Die letztenTage mit Flo musste ich viel einkaufen und wir hatten einen grossen Spass damitin den riesigen Malls von Santiago verloren zu gehen.

Am Sonntag Abend brachte ichFlo dann wieder zum Flughafen und schloss ein weiteres Kapitel dieser Reise.Flo ist gut mit ca. 8-9kg ueberfluessiger Ausruestung wieder in Deutschland.



Ich machte mich dann daranalles wieder fit zu bekommen. Viele Besorgungen, Das Hinterrad hatte 2 weiteregebrochene Speichen und ich brachte es zum Fahrradladen zum zentrieren. Ichversuchte eine neue Felge zu bekommen aber 32 gelochte 26 Zoll felgen mitV-Brakes sind in ca. 40 fahrradlaeden in Santiago nicht zu bekommen! Vorgestern Abend gab es noch eine kleine Ueberraschung. Um 0:50 fingen die Lichter an zu flackern und daraufhin wackelte das ganze Zimmer. Nico sprang auf und wir rannten beide 6 Stoecke runter und warteten draussen das Ende des Bebens ab. An der Kueste gab es eine Tsunamiwarnung, die aber spaeter aufgehoben wurde. Das Beben hatte eine Staerke von 6,5 auf der Richterskala. Vor einem Monat in dem Apartment von Flanagans (24. Stock) hat es auch gewackelt laenger und es hatte 7,1 sehr interressant und ich bin froh dass nichts passiert und die Chilenen wissen wie man Hochhaeuser baut... (Flo hat, muede von dem Flug, ueberhaupt nichts mitbekommen...)



Morgen werde ich wiederaufbrechen und mich wieder auf meinem Fahrrad befinden. Es geht zuerst nach LosAndes bevor es zum ersten Mal ueber einen groesseren Pass ueber die Anden geht.Alles ist wieder fit! Ich stehe fassunglos vor der Tatsache, dass ich jetztueber ein halbes jahr unterwegs bin und „nur“ noch 4 Monate uebrigbleiben bevorich mich in einem Flieger zurueck nach Deutschland befinde. Aber ich will allesaus dieser Zeit rausholen.

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#819942 - 18.04.12 19:40 Re: 11 Monate Amerikanischer Kontinent [Re: Kasperl]
Kasperl
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Die verschiedenen Formate resultieren aus dem Kopiervorgang aus meinem E-Mailprogramm. Ich hoffe daran stoert sich niemand.
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#820105 - 19.04.12 08:52 Re: 11 Monate Amerikanischer Kontinent [Re: Kasperl]
gerold
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Beiträge: 2.432
Sehr interessant zu lesen - Patagonien steht auch auf meinem Reise-Wunschzettel !
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#820288 - 19.04.12 14:00 Re: Villa O'Higgins - Santiago [Re: Kasperl]
SuseAnne
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Sehr schöner, lebhafter und von persönlichen Eindrücken lebender Bericht.

Danke, Suse
Bitte die bestellten Buffs rasch bezahlen. Treffpunkte für die über mich laufenden Raum Stuttgart-Sammelbesteller werden demnächst bekanntgegeben!
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#820850 - 21.04.12 17:19 Re: Villa O'Higgins - Santiago [Re: Kasperl]
JuergenS
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Beiträge: 1.138
Schließe mich da mal an, schöner Bericht, danke !

Frage: Bist du mit dem VWP/ESTA-Programm in die USA eingereist (ohne Rückflugticket)? oder hast du ein Visum?

MfG Juergen
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#822745 - 27.04.12 21:51 Re: Villa O'Higgins - Santiago [Re: JuergenS]
Kasperl
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Dankeschoen fue die Rueckmeldungen!

Ich habe mir ein Visum besorgt. Ist aber nicht noetig!!!

Habe einige Radler in den USA getroffen, 2 davon schon 7 Jahre unterwegs und auch kein Rueckflugticket. Sind alle nur mit Esta unterwegs gewesen und hatten keine Probleme beim Ein und Ausreisen.

Das Visa hat mich nur viel gekostet, viel Zeit und Geld.

Ich wuerde es das naechste Mal mit Esta machen aber jetzt habe ich das Visa fuer 10 Jahre mit mehrfacheinreise.

Julian
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#822946 - 29.04.12 11:09 Re: Prescott - Mazatlan [Re: Kasperl]
naero
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Beiträge: 429
Tolle Geschichten!

Und Steve, dem sind wir auch begegnet, haha! Das ist wohl einer der grössten Helden die ich auf dem Fahrrad getroffen habe. Die Welt ist ein Dorf.

Grüsse,
Benno
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#836012 - 12.06.12 21:36 Santiago de Chile - Salta [Re: Kasperl]
Kasperl
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Hi!

Ich bin in Salta in Argentinien angekommen. 12.068 km und 117.732 hm habe ich inzwischen auf den amerikanischen Kontinenten zurückgelegt. Nach relativ anstrengenden Wochen kann ich mir hier in Salta nun eine kleine pause goennen bevor es dann endgueltig auch aus Argentinien raus geht und ich das Land Bolivien entdecken kann.


Bilder:

Santiago - Antofagasta Antofagasta - Salta



Was ich seit Santiago erlebt habe und wo ich gewesen bin kannst ihr hier lesen: viel Spass



In Nicos Wohnung in Santiago kannte ich mich inzwischen so gut aus, dass es Zeit war weiterzuziehen. Richtung: Argentinien. Ein (zu) kurzer Blick auf die Karte und ich wollte durch ein Seitental auf die Passstrasse zum Paso Christo Redentor. Nach 40 km und einigen Hoehenmetern befand ich mich auf 2400m.ue.NN und vor mir der Sicherheitsdienst einer Minengesellschaft. Freundlich aber bestimmt wurde mir klar gemacht, dass ab hier Privatgelaende sei und ein passieren fuer Privatpersonen nicht moeglich sei. Nachdem ich meinen Unterkiefer wieder hochgeklappt hatte wendete ich resigniert und fand mich am naechsten Tag wieder einmal in Santiago. Einmal mehr tauchte ich in die Smogglocke ein und nach einigen Kilometern befand ich mich auf der Ruta 5 in Richtung Los Andes und versprach mir fluchend (in dem Wissen das Versprechen zu brechen), dass ich Nie wieder eine der tollen Abkuerzungen nehmen und den Karten die ich habe nicht mehr trauen werde.

Nachdem es schon relativ spaet am Abend war fuhr ich Colina an und wollte mir einen Bus suchen, der mich bis nach Los Andes transportieren wuerde. In der staubigen und inzwischn dunklen Stadt gab man mir nur ungenaue angaben und schliesslich fand ich heraus, dass es hier weder einen Bus nach Los Andes, einen Campingplatz noch eine moeglichkeit zu Schlafen gaebe. Es war inzwischen mitten in der Nacht und die Gestalten, die um mich rumliefen und mich teilweise recht angetrunken ansprachen waren nicht unbedingt die Gesellschaft, die ich mir um die Uhrzeit wuenschte. Wirklich zum ersten Mal in Suedamerika fuehlte ich mich nicht sicher. Ich entschied die Stadt zu verlassen und eine Raststaette an der Ruta5 aufzusuchen als ich meine Rettung erblickte: Los Bomberos! So wird die Feuerwehr in Argentinien und Chile bezeichnet. Schon das ein oder andere Mal konnte ich in diesen gebaeuden entweder mein Zelt aufschlagen oder ir wurde ein eigenes Zimmer mit Dusche angeboten. So funktionierte das auch hier. Nach meiner Anfrage wurde mir gesagt, dass El Commandante bald erscheinen wird und er hatte kein Problem, dass ich hier blieb. An schlafen war jedoch so bald nicht zu denken. Nachdem die ganze Belegschaft eingerueckt war versammelten sich alle im hauptraum und eine Besprechung begann. Das ganze dauerte gut und gerne 2,5 Stunden und wenn solche Besprechungen in Deutschland wahrscheinlich schon nicht das unterhaltsamste sind dann ist das ganze auf Spanisch und nach 100 km auf dem Rad wirklich einschlaefernd. Um 0 Uhr wurde mir dann ein Bett gezeigt und ich schlief sofort ein.



Die naechsten 2 Tage ging es dann aufwaerts. Durch das schoene Tal kam ich Argentinien immer naeher bevor eine Mauer aus 29 Kehren vor mir auftauchte. Passfahrerei wie aus dem Bilderbuch. Es war nur wenig verkehr und so konnte ich die geteerte Strasse und die tolle Anlage einfach geniessen und fand mich bald auf 3200m.ue.NN. Dort findet den Tunnel Christo Redentor vor sich und schon bald wurde ich von einem kleinen transporter hindurchgebracht. Ich freute mich nun auf eine elend lange Abfahrt, die ich nie fand. Starker gegenwind und 0-1 Prozentiges Gefaelle vermiesten mir die Freude. Die tolle Landschaft entschaedigte mich jedoch.



In Uspaillata wandte ich mich wieder nach Norden um nach Las Flores am Fusse des Paso Agua Negra zu gelangen. Die Strecke war einsam, teilweise sehr anstrengend aber schoen unspektakulaer. In Las Flores angekommen fuehrte mich mein erster gang zur Polizei, die mir die Nachricht, die ich bereits erwartet hatte brachte: Der Pass ist zu! In 2-3 Tagen koennte es aber noch einmal auf machen. Also mietete ich mich im einzigen Hostal bei dem tollen Besitzer ein und genoss die Ruhe. Das Fahrrad verdiente mal wieder eine Wartung und mit einer Werkbank konnte ich auch das Rohloff RItzel dazu bewegen sich einmal umzudrehen...



Nach 2 Tagen wurde mir mitgeteilt, dass der Pass den rest des Jahres zu bleibt. Ich kannte in dem Kaff inzwischen jeden Muelleimer und wurde im Laden mit Namen gegruesst. Zwar war ich ein wenig enttaeuscht den Pass nicht fahren zu koennen aber gluecklich wieder weiterzufahren. Wieder ging es unspektakulaer aber schoen durch die Argentinische Wuestenlandschaft. durch San Jose de Jachal und nach Villa Union. Dort konnte ich bei der netten Touristendame alles wichtige fuer den nun angestrebten Paso San Francisco erfahren und deckte mich daraufhin mit Lebensmitteln ein. Zum Mittegessen goennte ich mir noch eines der sehr guten Eis in Argentinien und verspeiste 8 Empanadas!

Dann ging es schwer bepackt weiter nach Fiambala. Die heissen Quellen dort wurden von der Dame im I als traumhaft beschrieben, so erkor ich sie zum Ziel fuer diesen Tag um vor dem Pass noch einmal so richtig auszuspannen. In Fiambala war es bereits dunkel aber die Thermen haetten bis 11 Auf und es seien ja nur 14 km erfuhr ich. Also los! Mit der krassen Steigung, die mich zu diesem Paradies fueren sollte hatte ich jedoch nicht gerechnet. Am Anfang waren es noch um die 7%. Es ging 200 hoehenmeter runter, bevor diech die Strasse wieder 100 meter hinabstuerzte. Das in schwaerzester Nacht nur mit einem Fahrradscheinwerfer ist gelinde gesagt interressant. Nach der Abfahrt auf der ich mich fragte, ob ich bald wieder im Dorfzentrum herauskomme ging es dann noch einmal hoch und zwar saftig. Nach den letzten Metern, die mit 21% nach 110km alles aus mir herausholten lies ich mein Fahrrad liegen, zog mein T-Shirt aus und setzte mich zu den leicht verdutzten wenigen Gaesten in eines der Becken. Die Anlage selbst war aber wirklich ein Paradies. Becken von 47 Grad in 2 Gradstufen aneinandergereiht. Bis 1 Uhr in der Nacht liess ich mich aufweichen um am naechsten Morgen direkt aus dem Schlafsack wieder in eines dieser Wohltaten zu steigen.



Mittags kam ich wieder in Fiambala an und nun ging es wirklich los. Der Paso San Francisco wartete. Auf Teer sollte die Strasse bis hin zur Grenze fuehren. Leichte Steigungen und tolle Landschaft machten besonders den unteren Teil zu einem wharen Highlight. Nach eineinhalb Tagen erreichte ich das einzige Hotel am Pass. Ich fragte, ob ich meinen Wasservirrat auffuellen koennte und das Personal erzaehlte mir, dass gerade auch ein anderer fahrradfahrer im Hotel sei. Oh, Schoen. Gegen Ratschen hatte ich nichts einzuwenden. Ich ging in die Lobby und da sass ein bekanntes Gesicht! Michi aus der Schweiz, den ich vor langer Zeit in El Chaiten getroffen habe! Wir waren beide ein wenig fassunglos aber erfreut. Da am naechsten Tag mein Geburtstag bevorstand entschloss ich mich ebenfalls mir eine Nacht im Hotel zu goennen, wenn schon aus dem nichts ein Geburtstagsgast aufgetaucht ist. Nach einer guten Pasta lieferten wir uns noch ein Tischtennismatch mit dem leicht unterbeschaeftigtem Hotelpersonal. Wir waren die einzigen Gaeste in einem grossen Komplex!



Erfrischt trennten sich unsere Wege am naechsten Morgen wieder. Michi hatte die Abfahrt vor sich und fuer mich ging es weiter bergauf. An der Strecke gibt es verschiedene Schutzhuetten und ich wollte unbedingt bis 15 km vor den Pass kommen. Starker Gegenwind und inzwischen eine Hoehe von ueber 3500m machten dieses Vorhaben zu einer harten Challenge. Kurz nach Dunkelheit fiel ich voellig erschoepf in die Huette. Nachdem ich mich ausgehustet hatte und meine Haende wieder etwas fuehlten ueberwiegte langsam das Glueck die Huette erreicht zu haben. Draussen fegte ein starker Wind bei Temperaturen weit unter Null. Wohl einer meiner anstrengendsten Geburtstage bisher... Meine Suppe war schnell gekocht und bald darauf kroch ich in meinen Schlafsack, begleitet von allem Flaschenwasser, das ich dabei hatte um es am naechsten Tag nicht lutschen zu muessen.



Die Grenzformalitaeten waren schnell erledigt und ich konnte den finalen Anstieg zur Passhoehe in Angriff nehmen. Ich kam langsamer vorran als gedacht und erreichte erst Abends die Huette auf der Passhoehe. Der letzte tag hatte mir geseigt, dass es besser war sich mehr Zeit zu lassen und ein paar Pausen einzulegen. Zudem blies auch heute wieder ein starker Gegenwind. Kurz Vor Sonnenuntergang sah ich es aber: "Paso San Francisco, 4726m" Einer der hoechsten Paesse zwischen CHile und Argentinien war bezwungen. Ich begab mich in die Schutzhuette dort und freute mich, ein deutsches Buch zu finden!

Am naechsten Morgen stieg ich ausnahmsweise nicht auf mein Rad. Ich packte meinen Rucksack und machte einen kleinen Spaziergang. 1,5 Stunden spaeter fand ich mich auf 5092 m.ue.NN wieder. Ich wollte wenn ich schon so weit oben bin wenigstens einmal ueber 5000 und das schaffte ich. Foto gemacht, und wieder runter. Mit dem Rad kam ich auf sehr schlechter Piste dann noch bis zur Laguna Verde und konnte dort in dem kleinen huettchen uebernachten.

Ein paar Strassenarbeiter weckten mich am naechsten Morgen. Auf die Frage hin, ob sie mich zur Grenze mitnehmen sollten ueberlegte ich kurz und stimmte dann nachdem ich an die wirklich schlechte Strasse und den starken Gegenwind dachte zu. Auch nach Chile konnte ich schnell einreisen und begab mich dann auf den Weg in Richtung der Stadt El Salvador. Die folgende Strecke war wunderschoen. Durch unberuehrte Wuestenlandschaft auf gutem Belag und rechts von mir reihte sich ein 6000er Vulkan an den anderen. Ich genoss und rollte gluecklich dahin. In El Salvador erreichte ich wieder die Zivilisation. Fahrradfahrer scheinen nicht oft vorbeizukommen, da ich direkt in der oertlichen Bibliothek fuer einen kurzen Bericht auf Facebook interviewt und fotografiert wurde. Ich konnte mich im Supermarkt austoben und die Polizeistelle liess mich in einem ihrer Zimmer schlafen. Perfekt!



Ein paar Tage und weiterhin viel Wueste spaeter stand ich vor dem Pazifik in dem Oertchen Taltal. Von hier fuhr ich noerdlich an der Kueste entlang. Durch viel Sand war die Strasse enorm anstrengend aber die grossen Wellen, die spritzend auf die Felsen an der Kueste trafen in Kontrast mit der leblosen Wueste rechts davon entlohnten die Anstrengung. Auf meiner Karte fuehrte die Ruta1 direkt nach Antofagasta und ich freute mich auf die kommenden Tage. Aber: Vertraue nie deiner Karte! Auf einmal war schluss. Die Strasse verwandelte sich in ein Bachbett, knickte landeinwaerts ab und stieg. Immer hoeher, immer hoeher kam ich. Bei 1300 Meter ohne abzusetzten ueberholte mich ein Lieferwagen und der Fahrer musste meine Schweisstropfen schon seit laengerem auf dem Weg sehen, da er sofort fragte ob er mich mitnehmen kann. Konnte er! Schnell war das Fahrrad verzurrt und ich sass auf dem Beifahrersitz in Richtung Antofagasta.



2 Naechte blieb ich in Antofagasta und konnte unter anderem einmal wieder mein Hinterrad zentrieren lassen. Nach langer Zeit traf ich auch einmal wieder Fahrradfahrer. EIn belgisches Paerchen, das ebenfalls von Ushuaia losgefahren war. Sie hatten aber leider nicht mehr so viel Zeit und fuhren direkt nach norden, waehrend ich hier einen weiteren Schlenker einschlug. Einmal mehr wollte ich nach Argentinien.



Von Antofagasta aus ging es 150km aufwaerts bis auf 3000 Meter. Da dort eine Mine ist ist die gesamte Strasse geteert, gleichzeitig ist man aber auch mit extrem viel Verkehr beschaeftigt. Auf der fahrt begriff ich langsam, dass das eine verdammt grosse Mine sein musste, auf die ich zufuhr. Massenhaft riseige Reifen fuhren an mir vorbei (Foto). Bei einer Pause an einem Rastplatz sprangen auf einmal alle Fahrer auf und wenige Sekunden spaeter war ich allein auf dem Parkplatz. Als ich mich umdrehte sah ich den Grund. Im Schneckentempo schob sich ein grosser Laster die Strasse hoch. Aber es war nicht nur ein Laster. 2 Zugfahrzeuge zogen vorne waehrend noch eines von hinten einen Anhaenger mit 20 Achsen schob, der locker doppelt so breit war wie die Zugfahrzeuge. Darauf: Ein schwarzes Knaeul! Ich erfuhr spaeter, dass es ein neues Fliessband fuer den Materialtransport war. Aber nur ein Teil davon. So langsam daemmerte mir die Groesse.

Eine Besichtigung konnte ich jedoch leider nicht machen, da ich fuer eine genehmigung schnell nach Antofagasta zurueck solle sagte der Sicherheitsmensch. Ja sicher...



Wenig spaeter fand ich mich dann aber mit meinem Rad mitten drin im Geschehen. Meine Route fuehrte direkt durch die Mina La Escondida hindurch und ich brachte meinen Mund nicht mehr zu. Wie ich inzwischen erfahren konnte ist diese Mine die Produktionsreichste Mine der Welt. und das sieht man. Riesige Bagger wuehlen sich in die Erde und das Material wird von Kippern, unter denen man leicht hindurchgehen kann weggefahren. Der einzige der da nicht hingehoerte war: Ich mit meinem Fahrrad! Ein roter Jeep hielt neben mir und der Fahrrer bat mich, in 5 Minuten doch bitte hier weg zu sein. Es folge eine Sprengung. WAS?!? Ok Ich binn weg! Das sagte der Kerl so ruhig als ob ueberhaupt nichts sei. Kurz darauf hoerte ich von sicherer Entfernung eine Sirene und dann ein art "Ung". Gesehen habe ich nichts, wollte ich doch nicht in die Chilenischen Schlagzeilen kommen als in die Luft gesprengter deutscher Radfahrer.



Nachdem ich mich sattgesehen habe liess ich die Mine hinter mir. Nicht jedoch ohne Folgen. Minenarbeiter sind unglaublich nett und fasziniert von einem fahrradfahrer. Das hat zur Folge, dass fast jedes Auto, das einen ueberholt einem etwas zu essen gibt. Mit 8 Sandwiches, 10 Aepfeln, ein paar Flaschen zu trinken, Yoghurt, 2 Liter Saft und ein Liter Milch??? waren meine sowieso vollen Packtaschen voellig ueberfuellt! Aber Essen ist immer gut.

Ich genoss die Stille nach dem trubel und begab mich in Richtung Paso Socompa. Wunderschoene Landschaft und die totale Einsamkeit machten die Fahrt zu einem tollen Erlebnis. Zum Pass hin wurde die Strasse immer schlechter und da ich wusste, dass ich bei den Polizisten schlafen werden koennte wollte ich noch vor dunkelheit ankommen. 2 Stunden nach dunkelheit oeffnete mir dann der chilenische Carrabiniero verwundert die Tuer, drueckte mir einen Stempel in den Pass und machte die Tuer wieder zu. Ja danke! Beim naechsten Versuch bei den Argentiniern bekam ich ein Bett und fiel in dieses nach einer Portion Ruehrei von den Grenzern.



Das interressante bei Andenpaessen ist, dass es nicht an der Grenze vorbei ist. Es ging zu erst runter, dann hoch auf 4200 meter, wieder runter, wieder hoch auf 4300m. Die ganze Zeit extremes Waschbrett, viel Sand und steil. Aber einen Blick in die Landschaft und alles ist vergessen. Einfach traumhaft. In Tolar Grande nach dem ersten grossen Salzsee konnte ich meine Vorraete wieder aufstocken und nachdem ich der Dame erklaert habe wie man Dollar in Pesos umrechnet und den Wechselkurs des tages vorgegeben habe auch mit Dollar bezahlen. Mit Kopfrechnen war es jedoch nicht so weit her. Eine einfache Brotzeit haette mich nahezu 200$ gekostet...

Weiter ging es durch die Siete Kurvas in Richtung der Colorades. Einer canyonlandschaft durch die die Strasse abenteuerlich im Slalom fuehrt. Das Grinsen war nicht mehr aus meinem Gesicht zu nehmen. Selbst die Sandpools, in die ich immer wierder reinfuhr nicht. Nur in der Nacht im Schlafsack als ich deutlich merkte, dass Sand ueberall hinkommt fand ich das nicht mehr so amuesant!



In Pocitos entschloss ich mich gegen die direkte Variante zur Paso Sico Route und fuhr eine Schleife ueber Santa Rosa und den Abra de Gallo mit 4630 metern. Auf der Paso Sico Route war ich uber die Entscheidung gluecklich, da es landschaftlich wunderschoen war, viele Lamas am Wegesrand grasten und die Strasse um einiges besser. In San Antonio de los cobres fand ich mal wieder ein etwas groesseres Zentrum und konnte beim oertlichen Militaer speisen sowie in einem 3stock bett schlafen.



Morgens war ich dann "militaerlike" um 6:30 nicht ganz freiwillig wach und konnte noch mit der ganzen Besatzung fruestuecken bevor ich mich in die kaelte aufmachte. Heute stand das letzte grosse Ding vor meiner Ruhepause in Salta an: Der Abra de Acay! Nach der Abzweigung durfte ich mich erst einmal durch viel Sand kaempfen bevor die Strasse merklich anstieg und auch besser wurde. Zu Anfang fand ich meinen Rhythmus nicht und musste haeufige Pausen machen, was sich aber bald legte. Die Maschine lief! und das war gut so. auf 4700 metern Hoehe gab es noch einmal Dulce de Leche mit Brot (die Reihenfolge stimmt schon so) und die letzten Kilometer wurden in Angriff genommen. Der Kopf hatte sich inzwischen ausgeschaltet. Starker Wind blies mir Sand ins Gesicht aber die Beine traten immer rauf, runter, rauf. Nach der letzten Serpentine kam der Wind von hinten und schob mich die letzten Meter bis zur Passhoehe. Traumhaftes Wetter bescherten mir ein bombenpanorama und ich machte schnell ein paar Bilder und liess das GPS die Hoehe checken: 5004 Meter ueber NN! Auf dem Schild dort steht 4960 und in Wikipedia mehr als 5000. Keine Ahnung, aber recht hoch fuer ein fahrrad...

Daunenjacke und Handschuhe an und rein in die Abfahrt. Vorsicht war geboten, da Wasserlaeufe, die ueber die Strasse liefen gefroren waren und damit eine astreine Einsflaeche boten. Wenn es links ohne Gelaender 200 Meter runter geht bremst man lieber vorher!



Lebend kam ich am naechsten Morgen am Talboden an und nach einigen Flussquerungen sah ich auch wieder Zivilisation. Hier im Valle de Cauchaqui wird viel Landwirtschaft betrieben. Das Gruen gefiel meinen Augen nach den langen Wuestenfahrten ausserordentlich und ich liess mich durch das Tal treiben. Von Payogasta nahm ich dann die letzte Huerde vor Salta in Anlauf, dem Piedra de Molino. Noch einmal ging es auf 3600 meter hoch, was durch ein Paerchen auf einem tandem deutlich unterhaltsamer wurde. Bernard und Priscille aus Frankreich sind fuer 6 Monate unterwegs. Wirklich schoen mal wieder mit anderen Leuten zusammenzufahren. Das hatte ich schon seit der Carreterra Austral nicht mehr.



Endlich rollte ich dann nach Salta ein und fand im casa de Cicista von Ramon eine tolle UNterkunft. Hier konnte ich mich ein wenig ausspannen und unter anderem mal wieder ins Kino gehen. Vorsichtig waehlte ich das Action, 3d Spektakel Avengers, da ich tiefgehende Filme auf Spanisch wohl nicht verstehen wuerde. Ueberraschenderweise toente mir dann jedoch die englische Sprache entgegen. Trotzdem gut!



In Deutschland steht wohl bald alles still aufgrund der Fussball EM. Ich schau mal wie viel ich davon mitbekomme. Zeitgleich zum ersten Spiel spielte hier Argentinien gegen Brasilien. Argentinien gewann 4:3. 7 traumhafte Tore und unmengen Argentinier, die minutenlang GOOOOOOOOOOOOLL schreien. Das ist Fussball![/u]
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