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#1550025 - 09.05.24 06:44
Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
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Von Lissabon nach Santiago de Compostela Nachdem wir von der letztjährigen Tour, dem Jakobsweg von Sevilla nach Santiago de Compostela (die Via de la Plata), so begeistert waren und wir am Zielort von anderen Radlern die Empfehlung für den portugiesischen Jakobsweg bekommen haben, haben wir uns dieses Thema näher angeschaut. Die Literatur dazu ist (auch hier im Forum) spärlich, aber die Italiener und Amerikaner, die uns letztes Jahr in Santiago von ihrer Portugiesischen Tour erzählt haben, waren unabhängig voneinander der Meinung, dass es der schönste bzw. radtauglichste Jakobsweg wäre. Im Web habe ich einige Infos gefunden, das meiste davon in spanischer Sprache, auch einige halbwegs brauchbare Videos und so habe ich mich an die Tourenplanung gemacht. Es gibt ja nicht nur den einen Camino portugues, sondern mehrere Varianten und ich habe versucht, ein attraktives Stück Landesinneres mit schönen Küstenabschnitten zu kombinieren und dabei auch die interessantesten Städte irgendwie mitzunehmen. Herausgekommen ist ein Plan mit 10 Tagesetappen, vorweg ein ganzer Tag Lissabon und hintennach zwei Reservetage. Der Hinflug geht wieder von Wien, der örtliche Radhändler hat wieder zwei Radkartons für uns zur Seite gelegt, die ich (ebenfalls wieder) mit Laufrollen versehen habe. Die Anreise zum Flughafen Wien erfolgt mit dem Zug, die Aufgabe des Gepäcks und der Räder erfolgt rasch und problemlos. In Lissabon geht ebenfalls alles flott, in einer ruhigen Ecke des Terminals schraube ich unsere Räder wieder zusammen und schon machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Der Großteil der Strecke führt auf einem Radweg bzw. sauber markierten Radstreifen. Am Eingang zu einem größeren Parkgelände auf unserem Weg in die Stadt steht ein Polizeiauto, ich bin unsicher und frage die beiden Polizisten, ob wir da mit den Rädern …. Sie sehen mich etwas entgeistert an (so banale Fragen werden wohl nicht oft gestellt) und geben ein eindeutiges Handzeichen. Den Abend verbummeln wir im Zentrum und ja, dort ist es tatsächlich so steil, wie man es uns gesagt hatte. Es bleibt auch am Abend angenehm warm und wir essen im Freien, etwas abseits von den großen Touristenmassen, natürlich meereslastig und durchaus köstlich. Für den nächsten Tag haben wir eine Hop-on-hop-off-Tour gebucht, klugerweise bei Carris, dem Betreiber der Bus- und Straßenbahnlinien. Wir können also auch 24 Stunden lang das Öffi-Netz nutzen. Wir lassen uns also per Bus durch die Stadt kutschieren, steigen an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus, genießen Kaffee und Pasteles, und marschieren uns die Beine in den Bauch Natürlich fahren wir auch mit den typischen Straßenbahnen und dem berühmten Aufzug Santa Justa von der Unter- in die Oberstadt. Die Viertelstunde anstellen für den Aufzug zwischen Holländern, Briten und Asiatinnen bringt den Beinen etwas Erholung. Abends wollen wir nach dem Abendessen keinen langen Weg mehr haben (meine Frau kommentiert das mit „wir werden alt“) und landen bei einem Italiener in der Nähe unseres Hotel. Es ist Freitagabend, das Lokal ist rammelvoll, das Essen gut und jedenfalls deutlich besser, als die Rechtschreibfehler auf der Speisekarte befürchten lassen. Pasta und Pizza scheinen übrigens in ganz Portugal recht beliebt zu sein, an die Schreibweise Pizzaria werde ich mich in den zwei Wochen nicht gewöhnen. Etappe 1, 20.04.2024: Lissabon – Azambuja Am nächsten Tag brechen wir zeitig auf und radeln als erstes noch einmal zum imposanten Entdeckerdenkmal am Tejo-Ufer hinaus. Das soll unser Startpunkt sein und wir genießen den Rückenwind auf diesen Kilometern, wohlwissend, dass es auf der gesamten Tour nicht sehr viele mehr sein werden. Der erste Tag geht nach Nordosten und verläuft immer in der Nähe vom Tejo, dem Fluss, den wir letztes Jahr in Spanien als Tajo überquert haben. Die Kilometer aus der Stadt hinaus treten wir großteils auf Radwegen bzw. streifen entlang des motorisierten Verkehrs, sind aber gar nicht so übel. Schön wird es dann „auf dem Land“ und wir folgen über weite Strecken dem Caminho Portugues bzw. einer (ausgeschilderten) Variante davon. Dabei überholen wir die ersten Fußpilger, die sich für die Variante im Landesinneren bzw. für die Variante über den Wallfahrtsort Fátima entschieden haben. Wir pausieren in einem kleinen Ort, im Café gibt es an Speisen allerdings nur Süßes (Pasteles), wir besorgen uns daher ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt, die wir ein paar Kilometer später auf einem schönen Rastplatz am Tejo-Ufer verspeisen. Drei Spanier aus Bilbao mit edlen E-Mountain-Bikes gesellen sich zu uns und wollen wissen, ob wir ebenfalls auf dem Weg nach Santiago wären unsere Räder ebenfalls von bicigrino geliehen sind. Dann sind sie auch schon wieder verschwunden – auf der Suche nach ihren Freunden. Sie sind zu siebt auf dem Weg nach Santiago und haben sich verloren und einige kein Mobiltelefon mit dabei. In Azambuja schlafen wir in einem Alojamento Local, das offensichtlich hauptsächlich von Pilgern frequentiert wird. Die Räder können im Hof abgestellt werden, die mikrophonischen Sprechproben vom Stadtplatz um die Ecke mit aufgebauter Bühne lassen für die Nacht Schlimmes befürchten. Zum Abendessen trinken wir etwas mehr Bier als der Durst verlangt, aber es hilft nichts. Irgendwann zwischen elf und halb zwölf geht der Lärm los und wir drücken uns die Polster auf die Ohren. Es ist Samstagnacht und das wird mit einem großen kakophonischen Konzert gefeiert und wir sind im Bett liegend mittendrin. Etappe 2, 21.04.2024: Azambuja – Fátima Am nächsten Morgen frühstücken wir um die Ecke, bestaunen die Müllberge vom Vorabendfest auf dem Stadtplatz und werfen uns in den zweiten Tag. Eine lange Etappe mit vielen Höhenmetern steht an und der Wind bläst wieder von vorne. Die Temperaturen sind von der Früh weg sehr angenehm. Ich habe die Etappe auf möglichst verkehrsarmen Nebenstraßen geplant, was hier ein anstrengendes Auf und Ab bedeutet. Für die ersten 30 Kilometer brauchen wir zwei Stunden. Streckenweise weichen wir dann auf die Hauptstraße aus, wo die Hügel etwas geglättet und Steigungen etwas sanfter sind. Die Landschaft ist schön und abwechslungsreich aber die Steigungen kosten viel Kraft und zwingen uns ab und zu aus dem Sattel (auch wenn man die Steilheit auf den Fotos nicht sieht): Es ist Sonntag und wenig Verkehr, unterwegs verpflegen wir uns in den Ortschaften an Cafés und ergattern dabei einmal für den Hunger sogar Pikantes , eine Art Pizzastangerl. Das letzte Dutzend Kilometer legen wir steigungsschonend und fotofrei auf der EN 360 zurück. In Fátima kommen wir erst gegen 17 Uhr an, auf Stadtbummel haben wir heute keine große Lust, nach 93 Kilometern und 1.400 Höhenmeter steht uns der Sinn nach Dusche und Nahrungsaufnahme. Meine Frau kommentiert auch heute irgendwas in der Art von Älterwerden und so. Wir suchen uns ein feines Restaurant etwas außerhalb des devotionalienbetonten Zentrums, auch heute ist das Abendessen fischlastig und wird von einer Flasche hiesigen Weißweins begleitet. Der freundliche Kellner kann uns sprachlich nicht einordnen: Deutsch würde er erkennen, außerdem wäre ich zu klein für einen Deutschen, ebenso könne ich deswegen kaum Schwede oder Norweger sein. Die Auflösung stellt ihn dann zufrieden und wir alle sind glücklich. Etappe 3, 22.04.2024: Fátima – Figueira da Foz Unser dritter Tag beginnt auch wieder sonnig, mit angenehmen Temperaturen und überschaubarem Verkehrsaufkommen durch abwechslungsreiche Landschaften, natürlich immer wieder auch durch Eukalyptuswälder. In einer kräftigen Steigung ziehen irgendwann E-Biker an uns vorbei. Es sind die Spanier aus Bilbao vom Tejo-Ufer (für sie war es natürlich das Tajo-Ufer, wie sie bemerken) und heute sind sie alle sieben. Ja, sie haben sich an jenem Nachmittag rasch wieder gefunden und achten seither darauf, dass sie sich nicht noch einmal verlieren. Wir plaudern noch ein wenig, dann geben sie Gas und ziehen den Hügel hinauf. Oben angekommen verschnaufen meine Frau und ich ein wenig, da sind sie unseren Blicken schon lange entschwunden. Auch der heutige Tag ist ein heftiges Auf und Ab, erst in Richtung Küste wird die Landschaft etwas sanfter und wir rollen bei nur leichtem Gegenwind nach Figueira da Foz. Die letzten Kilometer des Tages führen über Brücken der Mondegomündung, die wir trotz Höllenverkehr recht gut hinter uns bringen. Figueira da Foz ist ein alter Nobel-Badeort, der viel vom Charme vergangener Tage ausstrahlt. Wir verbummeln den Abend, essen wieder Bacalao bzw. Tagliatelle und spülen mit gutem Weißwein. Etappe 4, 23.04.2024: Figueira da Foz – Coimbra Der vierte Tag auf dem Rad wird ein kurzer werden, bis Coimbra sind es nur 50 Kilometer und entlang des Rio Mondego stehen keine großen Steigungen an. Der Wind bleibt uns treu und kühlt die Gesichter. Die Ausfahrt aus Figueira da Foz ist richtig malerisch, Der Blick zurück auf die gestrige Flussquerung ist es weniger Einige Kilometer verlaufen direkt am Flussufer Immer wieder fallen die vielen Storchennester auf: Später gelangen wir dann auf eine schmale Straße mit Gegenverkehr. Den Großteil der Portugiesen erleben wir auf unserer Reise als rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer, heute sind aber einige Finalisten im Nationalen Wettbewerb für minimalen Überholabstand zu Radfahrern unterwegs. Coimbra (im Mittelalter für gut 100 Jahre Hauptstadt Portugals, jetzt sehr studentisch geprägt) gefällt uns gut und wir verbummeln den Nachmittag. Abends essen wir in (nun, eigentlich VOR) einem winzigen Lokal: Vier kleine Tische vor der Tür, ein einziger größerer Tisch im Innenbereich, die Köchin schaut alle Viertelstunden einmal bei der Tür heraus, ob es auch schmeckt und wir zufrieden sind. Die Karte ist klein gehalten, aber natürlich gibt es auch hier Bacalao (wenn man es auch auf dem Bild nicht erraten würde): Etappe 5, 24.04.2024: Coimbra – Aveiro Der fünfte Tag führt uns wieder an die Küste, von Coimbra nach Aveiro, das oft als Venedig Portugals bezeichnet wird. Nach einigen Kilometer mit viel Morgenverkehr biegen wir auf Nebenstraßen ab, die hier über lange Strecken auch als Jakobsweg ausgeschildert sind und wir immer wieder Pilger überholen Der Gegenwind ist schwach, die Landschaft ist abwechslungsreich, die Steigungen halten sich in Grenzen, es ist ein Genusstag im Sattel. Die Straßenschilder sind in ganz Portugal als Fliesen ausgearbeitet Richtung Küste wird der Wind wieder stärker und der Tritt in die Pedale verlangt wieder mehr Kraft, schön ist es trotzdem Aveiro ist schön und sehr touristisch Wir verzichten auf die obligate touristische Bootsrunde und schauen dem Treiben lieber bei einem Aperol Spritz zu und verbringen auch sonst einen entspannten und angenehmen Abend.
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Geändert von Hansflo (09.05.24 06:45) |
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#1550026 - 09.05.24 06:46
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 6, 25.04.2024: Aveiro – Porto Radreisetag Nummer sechs wird ein Tag mit viel Aussicht auf Wasser links und rechts unserer Strecke. Zur Abwechslung bläst heute kein Gegenwind, .… sondern Gegensturm. Zuerst geht es einige Kilometer nach Westen, bevor unser Weg sich nach Norden dreht. Eine Fähre bringt uns über das breite Öffnung der Aveiro-Lagune nach São Jacinto, danach radeln wir für etwa 30 Kilometer an der Lagune entlang nach Norden. Heute, 25. April ist Nationalfeiertag, die Nelkenrevolution von 1974 feiert 50. Geburtstag und entsprechend viele Menschen verbringen den schönen Tag am Wasser. Die Landschaft ist wirklich schön, der Wind bremst uns allerdings ordentlich in der Reisegeschwindigkeit Bei Furadouro treffen wir wieder auf die Atlantikküste, der Wind wird dort natürlich nicht schwächer. Nördlich von Furadouro geht es für zehn Kilometer durch eine schöne Naturparklandschaft am Rande eines Luftwaffenstützpunktes. Der Wind bremst sich hier etwas ein und es sind wunderschöne Genusskilometer auf recht brauchbarem Radweg. Im Parkgelände wird der Nationalfeiertag fröhlich und ausgelassen gefeiert, hier von vielen jungen Leuten, deren schöne Autos deutlich älter sind als sie selber. Der ganze Naturpark wirkt gut gepflegt und immer wieder sind abgeholzte Stämme in großen Haufen zum Abtransport bereit. Offensichtlich werden gezielt alle Eukalyptusbäume entnommen. Sehr schön sind auch die folgenden Kilometer (tatsächlich als Geh- UND Radweg beschildert) auf Holzbohlen durch ein ausgedehntes Feuchtgebiert mit Schilfbewuchs Wegen des Feiertags sind alle Strandlokale geöffnet, wir entscheiden uns für eine Pause in einem Lokal mit vielen freien Plätzen (und wissen danach, warum es viele freie Plätze gab) Am späten Nachmittag kommen wir in Porto, der zweitgrößten Stadt des Landes, an. Auf der Touristenmeile am Douro-Ufer drängen sich die Touristenmassen. Der Blick auf die gegenüberliegende Stadt gefällt natürlich auch uns, ebenso wie die Überfahrt über die berühmte Stahlkonstruktionsbrücke Ponte Luís I. Am anderen Ufer stehen wir etwas ratlos an der Straße. Wie sollen wir dort hinauf ins Zentrum und zu unserer Unterkunft kommen?? Der Schrägaufzug sieht nicht nach Radmitnahme aus, Google zeigt uns einen kurzen Fußweg mit ordentlich Stufen sowie eine Autostrecke mit ordentlich Umweg. Wir probieren dann ein Mittelding, schieben ein paar Dutzend Höhenmeter durch enge Gassen und sind dann überraschend schnell oben im Herzen der Altstadt. Ich hatte wieder ein Alojamento Local auf halbem Weg zwischen Altstadt und Bahnhof gebucht, dieses Mal ein Apartment mit Zugang zum Garten, damit wir unsere Räder abstellen können. Nach der Dusche machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof Porto Campanha. Die heutigen 82 km gegen den stürmischen Wind sitzen uns in den Knochen, die Wetterprognose für morgen verheißt Regen und wir suchen eine Alternative zum Fahrradsattel bei Kaltregen und Sturm. Eine Karte können wir allerdings nicht kaufen, der Schalterbeamte erklärt uns, was wir eigentlich eh schon wissen, aber nicht recht glauben wollten: Wir sollen zur Abfahrtszeit am Bahnsteig stehen, der Schaffner entscheidet dann nach freien Kapazitäten im Zug, ob wir mitsamt den Rädern mitfahren dürfen oder nicht und verkauft uns dann auch die Fahrkarten. Nämlich Fahrkarten für uns Personen, die Räder reisen nämlich kostenlos. Wirklich glücklich sind wir mit der Antwort nicht, der Fußmarsch zum Bahnhof hat aber auch sein Gutes, wir entdecken ein sehr nettes Lokal in der Nähe unserer Unterkunft und mit dem Abendessen sind wir dann sehr zufrieden. Etappe 7, 26.04.2024: Mit dem Zug von Porto nach Viana do Castelo Am nächsten Tag frühstücken wir in einem Café in der Altstadt und verbummeln den Vormittag noch großteils regenfrei, bevor wir uns zum Bahnhof aufmachen. Rund um die Kathedrale sehen wir erstmals größere Pilgeransammlungen; hier beginnt für die meisten ihr Camino Portugues und viele lassen sich dort ihren Pilgerpass abstempeln. Von der Kathedrale weg geht es vorerst bergab und alle schreiten tüchtig aus, bei den meisten sieht man, dass es der erste Tag ihres Camino sein wird. Als langjährig geübte Bergwanderer mit geschultem Blick fürs Gepäck auf dem Rücken sind wir bei vielen Pilgern überzeugt, dass sie am Ende des ersten Tages ein Paket nach Hause schicken werden. Am Bahnhof tun wir dann wie geheißen, der Schaffner verweist uns gleich an den richtigen Waggon und verkauft uns dann während der Fahrt die Fahrkarten. Der Zug ist eine Art Interregio mit einer überraschend großen Zahl an Fahrradhängeplätzen. Unser Tagesziel heißt Viana do Castelo, die Ankunft bei zehn Grad schaut wenig einladend aus und wir flüchten uns auf kürzestem Weg ins Hotel. Beim Abendessen staunen wir dann: das Restaurant ist voll mit internationalem Publikum und offensichtlich alle auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Zum Glück hatte ich vorher angerufen und einen Tisch reserviert, damit wir nicht lange bei Regen und Kälte herumsuchen müssen (meine Frau kommentiert das mit einer Bemerkung zum Alter). Pilgern bedeutet in der heutigen Zeit also nicht mehr zwangsläufig Pilgerherberge mit Stockbetten und kargem Pilgermenü. Nachdem es im Lokal keine Pilgerpass-Kontrolle gibt, dürfen auch wir es uns gut gehen lassen, dieses Mal (Überraschung!) mit Fisch. Auch die Hotelgäste, auf die wir beim Frühstück treffen, sind allesamt Peregrinos und eine kleine Gruppe davon samt Wienerin hat sich gestern wegen des Starkregens ein Uber gerufen, wie wir uns erzählen lassen. Das beruhigt uns doch sehr, dass wir nicht die einzigen Reisenden sind, die nicht gerne im Regen auf der Straße sind. Etappe 8, 27.04.2024: Viana do Castelo (P) – Baiona (E) Der Wetterbericht für Tag acht verspricht Regen-Aus noch am Vormittag, wir brechen etwas später auf als sonst, es nieselt noch ein wenig, aber binnen einer halben Stunde setzt sich die Sonne durch. Wir radeln heute den ganzen Tag mehr oder weniger an der Atlantikküste entlang – und überholen dabei alle paar Hundert Meter den einen oder anderen Pilger. Landschaftlich ist der heutige Tag vom ersten bis zum letzten Kilometer purer Genuss; so viele schöne Küstenkilometer haben wir noch nicht oft erlebt. Küstenkilometer sind natürlich Windkilometer – und heute kommt er (Überraschung!!) von vorne und ist wieder ganz schön heftig. Wo wir sonst locker mit 25 Stundenkilometer dahinrollen, treten wir heute mit 15 kräftig in die Pedale. Aber unbestritten bleibt, es ist wunderschön: Für die Überfahrt über den Grenzfluss Minho/Miño gibt es eine Art Taxi-Verkehr mit einem Außenborder. Der Kapitän sitzt bei unserer Ankunft gerade beim Mittagessen und lässt die pilgernde Meute lange warten, hebt dann dafür in einem Kraftakt unsere Räder samt Gepäck ins schaukelnde Boot und erzählt uns während der Überfahrt die wildesten Geschichten aus der christlichen Seefahrt über den Fluss mit seinem 75-PS-Baby, wie er den Motor nennt. Auf der spanischen Seite in A Guarda besorgen wir uns im Supermarkt ein paar Kleinigkeiten die wir dann später mit herrlichem Blick auf den Atlantik verspeisen. Hier treffen wir auf einen schön ausgebauten und gut markierten Eurovelo #1, dem wir bis Baiona mehr oder weniger folgen. Inzwischen hat der Wind deutlich nachgelassen und die Temperatur ist in einen angenehmen Bereich gestiegen, in leichtem Auf und Ab radeln wir nach Norden Der Rad- (und Pilger-) weg führt immer wieder auch zur Küste hinunter und durch kleine Dörfer, es ist wunderschön In Oia gibt es ein kleines Café, welches man nicht als solches erkennen würde, wenn es sich nicht viele Pilger davor gemütlich gemacht hätten. So tun auch wir Danach geht es weiter, immer in Küstennähe. Die Landschaft erinnert uns immer wieder an Irland, die Pilger holen uns immer wieder in die geografische Realität zurück Die Leuchtturm von Cabo Silleiro an dieser spektakulären Küstenlinie markiert in etwa das Ende unserer heutigen Nordrichtung, danach dreht die Straße für die letzten Tageskilometer nach Osten und wir erleben eine Ahnung von Reiseradeln mit Rückenwind. Für die letzten Kilometer des Tages verlassen wir den Pilgerweg und bleiben höhenmeterschonend auf dem Eurovelo entlang der Küstenstraße. Unser Tagesziel Baiona (galizisch) bzw. Bayona (castellano) ist eine Tourismusstadt mit großem Bootshafen. Unser Hotel liegt am Ende der Strandmeile und es ist schon 18 Uhr vorbei, als wir ankommen. Der späte Aufbruch wegen des Regens, das Warten am Grenzfluss auf die Überfahrt und der Zeitzonenwechsel nach Mitteleuropa haben den Tag flugs schwinden lassen. Wir fallen also in die erste Kneipe neben dem Hotel (wie meine Frau weiß, wir werden nicht jünger …), zwei große Bildschirme übertragen ein Fußballspiel der primera división, dem das gesamte bunt gemischte Publikum gespannt und lautstark folgt, es gibt eine kleine Karte, wir sind glücklich nach dem schönen Tag und machen uns über (ausgezeichnete) Burger und https://de.wikipedia.org/wiki/Estrella_Galicia#/media/Datei:Estrella_Galicia_a_contraluz_(6008367246).jpg Estrella Galizia her. Etappe 9, 28.04.2024: Baiona – Pontevedra Tag Neun beginnt wieder kühl, der Wind ist schwach und kommt heute (ich fürchte, ich wiederhole mich) von vorne. In der Nacht hat es geregnet, die Straßen und Wege sind nass, es ist Sonntag und auf den Straßen wenig Verkehr. Kurz vor Vigo treffen wir auf einen schönen Strand Vigo selber gefällt uns nicht sonderlich, wir sind froh, für die Ausfahrt auf eine Via Verde, eine aufgelassene Bahntrasse zu treffen, die uns einige entspannte flache Kilometer verschafft. Danach geht es wieder in steileres Gelände (und auf Straßen mit zeitweise viel Verkehr) Sehr schön ist die Ponte Sempaio über den Rio Verdugo Am Nachmittag treffen wir nach ausgiebigen Höhenmetern an unserem letzten Etappenort ein, der Provinzhauptstadt Pontevedra, auch hier geht der Stern Galiziens auf – und ich reserviere im Lokal gleich für das Abendessen. Auch Pontevedra ist ganz offensichtlich auf Pilgertourismus eingestellt. Unser Hotel ist voll mit Pilgern und Pilgergruppen, die Plätze vor den Lokalen in der Innenstadt sind ebenfalls pilgerbelebt und die Restaurants zum Abendessen sowieso.
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#1550027 - 09.05.24 06:47
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 10, 29.04.2024: Pontevedra – Santiago de Compostela Beim morgendlichen Aufbruch in unseren letzten Tag auf dem Rad bestätigt sich der gestrige Eindruck: Pilger, Pilger, Pilger Heute überholen wir nicht Dutzende, sondern Hunderte davon und wir biegen immer wieder einmal vom ausgeschilderten Camino ab, um in Ruhe radeln zu können. Das gelingt uns anfangs recht gut und wir durchfahren schöne Landschaften. Die Landschaft bleibt weiterhin schön, aber auf den Nebenstraßen wird es uns irgendwann einmal zu steil. Das Höhenprofil für den heutigen Tag zeigt drei Steigungen von jeweils etwa 200 Höhenmetern an, nach der ersten Steigung haben sich aber bereits 450 Höhenmeter angesammelt: viele kleine Gegengefälle und dann wieder Steigungen, die uns aus dem Sattel werfen und zum Radschieber machen. Wir verlegen unsere Strecke also auf die Nationalstraße N 550, dort donnern zwar im Sekundenabstand die LKW an uns vorbei, aber auf dem Seitenstreifen ist es noch erträglich. Wir sind heute auch etwas ungeduldig, wir wollen ankommen. Die letzte Steigung von 250 Höhenmeter schaffen wir auf der gleichmäßigen Steigung der Nationalstraße mit Genuss und Bravour und plötzlich sind wir (wieder) da: Wie letztes Jahr sind wir auch dieses Mal nicht alleine auf der Praza do Obradoiro, dem Platz vor der Kathedrale. Wenn wir auf dem Camino Portugues an jedem der letzten Tage schon Hunderte Pilger überholt haben, müssen es aus den anderen Richtungen, vor allem vom Camino Francés Aberhunderte sein, die täglich hier ihr Ziel erreichen. Wie letztes Jahr ist es auch dieses Mal für uns ein bewegender Moment und ein schönes Gefühl. Wir sind gut angekommen und haben es auch ganz profan gedacht mit dem Wetter noch gut erwischt. Diesen Nachmittag scheint noch die Sonne, am Abend trübt es sich ein und mehrere Regentage stehen bevor. Wir bringen unser Gepäck ins Hotel und danach gleich die Räder zur Post. Heute schupfen zwei junge Frauen den Laden, freundlich, hilfsbereit und mit fast militärischem Drill sorgen sie dafür, dass alle Radler ihre Geräte nach Vorschrift zerlegen und verpacken, die Luft aus den Reifen lassen und nichts Verbotenes in die Versandkartons kommt. Sie helfen dabei auch kräftig mit, vom Ankommen im Postamt bis zu den fertig verklebten und frankierten Kartons vergeht bei uns keine halbe Stunde. Wir hatten für unsere Radreise zwei Reservetage eingeplant gehabt, an einem davon wollten wir eine geführte Bustour zu den Rias Baixas, den schmalen, tief ins Land reichenden Meeresbuchten der galizischen Küste machen – samt Bootsfahrt zu den Muschelbänken etc. Das fällt sprichwörtlich ins Wasser und wir verbringen die zwei Tage in Santiago mit Bummeln, Erholen, Essen und Pilgermesse. Zum Abendessen gehen wir an allen drei Tagen in die ehemalige Markthalle, die zu einem großen gastronomischen Park mit zehn Küchen mit den unterschiedlichsten Angeboten umgebaut wurde. Viele Sitzplätze, großteils einheimisches Publikum und gutes Essen, dieses La Galiciana liegt außerdem nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt, was bei Regen (und, wie meine Frau netterweise bemerkt, in fortgeschrittenem Alter) ein großer Vorteil ist. An einem der Abende können wir auch einen Teil vom UEFA Champions-League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Bayern München mitverfolgen. Und ja, der Wetterbericht hat Recht, diese Tage herrscht wirklich Grauswetter. Ein paar Mal blitzt zwischen den Regenschauern die Sonne heraus, aber wenige Minuten später bläst uns der Wind bei 10 bis 12 Grad wieder den Regen um die Ohren und wir sind froh, am nächsten Tag wieder die Heimreise ins sonnige Österreich antreten zu können. Fazit: Wie gesagt, den Tipp für unsere Tour hatten wir im Vorjahr ebendort in Santiago mit der Information aufgeschnappt, dass der Weg von Lissabon nach Santiago der schönere und radtauglichste der Jakobswege wäre. Nun, so wirklich können wir das nicht bestätigen. Es war eine sehr schöne Radreise, aber die vielen Steilansteige (oft genug mit Schieben) haben den Reisegenuss getrübt, ebenso wie die Etappen, die wir auf verkehrsreichen Hauptstraßen zurück gelegt haben. Landschaftliche Highlights gab es viele, aber auch viele Streckenabschnitte, die nicht viel geboten haben. In Sachen Verpflegung ist es uns sehr gut ergangen, wesentlich besser als im Vorjahr ab Sevilla. Einerseits war durch die dichtere Besiedlung die Auswahl wohl deutlich größer und abwechslungsreicher, andererseits haben wir die Öffnungs- (und vor allem die Küchenzeiten) als deutlich flexibler erlebt. Auf den Tellern war naturgemäß meist Fisch zu finden, in den unterschiedlichsten Zubereitungsarten, und (fast) immer hat es uns sehr gut geschmeckt. Die Preise fürs Essen sind günstiger als bei uns, überraschend niedrig sind die Getränkepreise. Für die Flasche Wein zum Abendessen haben wir meist um die 10 bis 12 Euro bezahlt; der kleine Kaffee (Expresso) kostet meist unter einem Euro. Für Frühstück im Café mit zwei großen Kaffee (bei uns meist ein Cappucino und ein Americano) samt zwei Croissant haben wir meist unter fünf Euro bezahlt. Spätestens ab Porto haben wir eine hohe Pilgerdichte wahrgenommen. Radpilger sehr wenige, Fußpilger in großen Scharen, viele davon mit kleinem Rucksack, sprich Gepäckstransport von Hotel zu Hotel. Unangenehm war die Pilgerdichte für uns nicht, auch wenn das Vorbeikommen auf schmalen Straßen oft einen Zuruf oder Klingeln erforderlich machte. Beachtlich war aber letztlich, mit wie wenigen wir ins Gespräch gekommen sind. Abschließend lässt sich sagen: wenn man abends in einem Ort auf drei Pilger trifft, dann kommt man mit ihnen ins Gespräch, wenn man Hunderte sieht, dann nicht. Auffällig für uns langjährige Italienradler war, dass es insgesamt sehr sauber war: Kaum Müll neben den Straßen. So würden wir uns das auch für unseren südlichen Nachbarn wünschen. Auffällig in Portugal war für uns auch, wie viele dunkelhäutige Menschen offensichtlich „ganz normal“ in die Gesellschaft integriert sind: in den Supermärkten, den Bars, gänzlich normaler, entspannter Umgang. Offenbar sind die Menschen aus den früheren afrikanischen Kolonien großteils gut angekommen. Aufgefallen sind uns in Portugal auch die vielen jungen Frauen an Arbeitsplätzen, die hierzulande eindeutig männlich besetzt sind: vor allem viele, viele Busfahrerinnen und Straßenbahnfahrerinnen haben wir gesehen. Weiters aufgefallen sind uns die vielen Taxis (in beiden Ländern) mit Hybrid-Antrieb. Sprachlich sind wir völlig problemlos durchgekommen. Vor der Reise dachte ich noch, dass in Portugal mein Spanisch oft hilfreich sein könnte, aber letztlich war es dann doch meist Englisch, in dem wir uns im Land verständigt haben. Eine Herausforderung unserer Radreise war der Wind. Dass wir statistisch betrachtet GEGEN den Wind radeln werden, war von vornherein klar, dass es aber mehrere Tage gegen STURM geht, damit und mit dieser Stärke hatten wir nicht gerechnet. An- und Rückreise haben problemlos geklappt. Der Flughafen Wien (Hinflug nach Lissabon mit Ryan Air) ist für uns im Salzburger Land sehr gut erreichbar – auch mit den Rädern im Reisegepäck. Bei der Rückreise (mit Vueling via Barcelona) waren wir dann aber wieder froh, die Räder am Postamt in Santiago losgeworden zu sein. Weitere Bilder der Reise wie immer in meinem Web-Album Hans
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#1550029 - 09.05.24 07:35
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Via Lusitana startet in Faro. Das könnte zu Irritationen führen. Bin gerade unterwegs LG Jürgen
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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#1550037 - 09.05.24 08:28
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Juergen]
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Hallo Jürgen,
danke für den Hinweis, dein Link führt ins Leere. Nun, ich hoffe nicht, dass ich Irritationen verursache. Ich habe es nicht geprüft, aber ich glaube nicht, dass Via Lusitana ein geschützter Begriff ist, der nur verwendet werden darf, wenn man sie über die ganze Länge abfährt und nicht davon abweicht. Im Titel steht ja auch klar, wo ich unterwegs war.
Hans
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#1550055 - 09.05.24 15:38
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Toller Reisebericht! Gute Bilder macht Lust aufs Nachradeln Danke
Gruß Lutz
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#1550135 - 10.05.24 17:54
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Merci für den wie immer schön bebilderten und interessant geschriebenen Reisebericht. Wir werden ja alle nicht jünger und deshalb ist es prima wenn Reisen jenseits von heimischen Flußradwegen noch möglich sind, wenn vielleicht auch weniger flüssig wie äh als früher. Die Faszination von Pilgerwegen für nicht religiös motivierte Touren geht mir selbst irgendwie ab, auch wenn ich zugebe, dass diese Routen ggf ein Minimum an Infrastruktur bieten mögen. Ich glaube aber nicht, dass sich diese vielen Pilger alle aus religiösen Motiven auf den Weg machen.
Ich bin vor vielen Jahren einmal an der nördlichen portugiesisch-spanischen Grenze unterwegs gewesen und fand Portugal schon recht attraktiv, aber der Fahrstil der portugiesischen Autofahrer ließ uns nach 1-2 Tagen über den Douro zurück nach Spanien fliehen. Das scheint sich ja zum Glück geändert zu haben und nehme auch nicht an, dass in den meisten Serpentinen dort immer noch ein oder mehrere ausgebrannte Autowracks zu bewundern sind. Das habe ich bisher sonst nur in Armenien gesehen. Spanien hingegen erschien mir als sehr velofreundliches Land (trotz Helmpflicht, die aber selten interessiert) mit rücksichtsvollen Autofahren.
Gruß
Nat
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#1550137 - 10.05.24 18:02
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans,
aus gegebenen Anlass, die Strecke im September ungefähr in entgegengesetzte Richtung zu fahren, habe ich deinen Reisebericht nun schon zweimal gelesen und gleich parallel in mapsgoogle die Strecke geschaut.
Danke für den Bericht mit den vielen schönen Bildern. Wirklich, wie bei Dir gewohnt, sehr angenehm zu lesen.
Ich werde deine Route sicher nochmals genauer betrachten. Welche Straßen würdest du vermeiden wen Du von Verkehr oder nicht so schönen Abschnitten sprichst? Wie hat euch das Landesinnere um Fatima gefallen?
Wie teuer waren die Übernachtungen im Schnitt? War es schwierig was zu finden und habt ihr erst spontan im Laufe des Tages was gesucht und gebucht oder einfach so gefunden.
Und wir werden noch vorher Berge trainieren müssen… Der Wind von (hoffentlich) hinten wird nicht ausreichen.
Grüße Renata
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#1550143 - 10.05.24 19:52
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: lufi47]
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Hallo Lutz,
vielen Dank! Nachradeln wird von mir (mit Einschränkungen) empfohlen.
Hans
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#1550151 - 10.05.24 20:13
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: natash]
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Hallo Nat, ich bin ebenfalls sicher, dass der Großteil der Pilger sich nicht aus religiösen Motiven auf den Weg nach Santiago macht. Für die Compostela (die Pilgerurkunde) darf man sich übrigens nur anstellen, wenn man aus religiösen oder zumindest spirituellen Motiven unterwegs war, aber das wird im Pilgerbüro ja kaum per Gewissensprüfung erforscht werden (können). Autowracks habe ich nirgends gesehen, und wie geschrieben, wenig Müll entlang der Straßen. Gerade im Vergleich mit Italien ist das eine Wohltat fürs Auge und alle anderen Sinne. Die Autofahrer haben wir in beiden Ländern (Spanien und Portugal) ähnlich erlebt, eher rücksichtsvoll und an Kreuzungen und bei der Einfahrt in Kreisverkehren abwartend. Beim Überholen ist es aber in Portugal einige wenige Male so eng geworden, wie ich es von Deutschland oder Österreich schon lange nicht mehr kenne. Nein, jünger werden wir nicht, aber wenn ich mir deine/eure und meine/unsere Touren so ansehe, dann gibt es noch keinen Grund, über Älterwerden zu klagen und nur mehr an Flussradwege zu denken. Trotzdem: ein kurzer Weg vom Abendessen ins Bett ist auch nie verkehrt. Schöne Grüße, Hans
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#1550154 - 10.05.24 20:38
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Rennrädle]
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Hallo Renata,
du hattest im Vorfeld bereits Recht: an der portugiesischen Küste kommt der Wind aus Norden und er hat uns einige Male ordentlich zu schaffen gemacht.
Welche Straßen ich vermeiden würde? Ich würde nicht mehr über Fátima radeln, sondern beim nächsten Mal von Lissabon aus gleich einmal Richtung Küste fahren. Das Landesinnere hat uns schon gefallen, aber die Brachialanstiege und -gefälle auf den Nebenstraßen hatte ich in der Planung unterschätzt gehabt, ebenso wie die kleinen giftigen Gegenhänge, die man in der Planung kaum wahrnimmt, die aber viel Zeit und Kraft kosten.
Ich schau mir das aber gerne in den nächsten Tagen noch einmal genauer an und melde mich dazu wieder.
Für die Übernachtungen haben wir zwischen 50,-- und 75,-- (Doppelzimmer) bezahlt, einige Male davon ohne Frühstück. Lissabon und Santiago d. C. waren jenseits von 100 Euro die Nacht. Gebucht haben wir alle Übernachtungen via booking.com; Lissabon und Santiago etwa zehn Tage im voraus mit Storno-Möglichkeit, alle anderen Nächte am Vortag. Problem bei der Suche gab es keines, aber ein oder zwei Mal war die Unterkunft, die ich mir vorab bei booking.com als Favorit markiert hatte, dann nicht mehr zu haben.
Das einzig Schwierige bei der Hotelsuche war/ist die Radunterbringung. Da fallen kleine Innenstadthotels oft weg und bei Buchung am Vortag (wo es auch keine Stornomöglichkeit mehr gibt) haben wir uns dann oft an größere (und wohl auch teurere) Hotels gehalten - oder wir konnten uns an den Bildern, Texten oder Bewertungen orientieren. Wie etwa bei dem Alojamento Local in Porto, wo das Apartement mit Gartenzugang beschrieben war oder bei dem kleinen Hotel in Aveiro, wo ich in den Bewertungen von Radunterbringung im Foyer gelesen hatte.
An der Küstenstraße muss Rückenwind ein Genuss sein, da brauchst du nicht für Berge trainieren.
Schönes weiteres Planen jedenfalls und schöne Grüße, Hans
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#1550166 - 11.05.24 06:40
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Rennrädle]
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aus gegebenen Anlass, die Strecke im September ungefähr in entgegengesetzte Richtung zu fahren, .. Ein weiser Entschluss für Portugal, da dort überwiegend die Nortada (Nordwind) vorherrscht
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Geändert von wpau (11.05.24 06:41) |
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#1550200 - 11.05.24 20:51
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Rennrädle]
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Welche Straßen würdest du vermeiden wen Du von Verkehr oder nicht so schönen Abschnitten sprichst? Hallo Renata, ich habe mir meine Tagesetappen noch einmal angeschaut und mit meinen geplanten Tracks verglichen und ich fürchte, ich kann dir nicht wirklich viele solide Ratschläge geben. Aber versuchen wir's (in deiner Richtung von Nord nach Süd): - von Santiago nach Pontevedra herrscht auf dem ausgeschilderten Pilgerweg, der meist auch radtauglich ist, sehr dichter Pilgerverkehr. Das muss man mögen, ebenso wie die steilen Anstiege und Abfahrten. Landschaftlich ist es angenehm, aber kein Brüller. Als Alternative ohne Pilgermassen und mit sanfteren Anstiegen und weniger Höhenmetern, gibt es wohl nur die Nationalstraße N550 mit sehr viel Verkehr, den Ihr euch zu Beginn wohl nicht antun werdet. - von Pontevedra nach Baiona war landschaftlich ebenfalls keine Traumetappe und mit einigen längeren Schotteretappen und Steilanstiegen auf dem Camino. Oder auch hier etappenweise die verkehrsreiche N550. Die Höhenmeter ins Zentrum von Vigo würde ich auslassen und unten an der Küste bleibend die Stadt umfahren. - Baiona nach Viana do Castelo: eine wunderschöne Strecke, jeder Kilometer zu genießen. Gleich zu Beginn würde ich auf der Küstenstraße (ist auch der Eurovelo) bleiben und nicht die Hügel des Camino mitnehmen. Aber wer weiß, vielleicht ist der Blick von oben noch grandioser. Ob Ihr jeden Camino-(Schotter-)Schlenker vom Eurovelo zur Küsten mitmacht, werdet Ihr vor Ort nach Lust und Laune entscheiden können. - Viano do Castelo nach Porto: kann ich leider nichts sagen, das war unser Zug-weil-Regen-Tag. - Porto nach Aveiro: hat uns sehr gut gefallen. Ich denke, da muss man nichts ändern und kann einfach dem Eurovelo folgen und den Tag genießen. - Für weiter südlich bzw. das Landesinnere gebe ich keine Ratschläge mehr ab. Landschaftlich war es meist durchaus recht schön, aber ich würde mich beim nächsten Mal an der Küste entlang bewegen. Wahrscheinlich ist der ausgeschilderte EV #1 durchgehend eine ziemlich gute Wahl. Alles Gute weiterhin beim Planen. Hans
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#1550216 - 12.05.24 12:56
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Vielen Dank und ich werde die Einschätzungen mit aufnehmen.
Letzte Frage: Wegbeschaffenheit des Caminos - generell eher schlecht oder eher gut befahrbar. Mein Mann ist da nicht der beste was Geduld auf Pisten anbetrifft. Er hat auch eher schmale Reifen - ca 37mm
Den Hauptpilgerweg in Spanien Pamplona nach S.d.C. fanden wir teils sehr mühsam und sind oft Alternativstraßen gefahren, die jedoch meist wenig befahren waren.
Viele Grüße Rennrädle
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Geändert von Rennrädle (12.05.24 13:49) |
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#1550251 - 12.05.24 20:26
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Rennrädle]
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Wegbeschaffenheit des Caminos - generell eher schlecht oder eher gut befahrbar. Das ist ganz unterschiedlich und leider im vorhinein schwer festzumachen. Oft verläuft der Camino auf kleinen Nebenstraßen, die meist asphaltiert sind, dann aber auch wieder als Wanderweg durchs Gelände. Mit den bepackten Tourenrädern wars tatsächlich einige Male fast Schrittgeschwindigkeit und drei, vier Mal haben wir durch Steine bzw. Dreck geschoben. Oft einmal kann man ja vor Ort reagieren, aber oft geht das nicht, wenn man nicht einige Kilometer zurücksetzen will. Schöne Grüße, Hans
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#1550317 - 13.05.24 21:31
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans, mal wieder ein farbenreicher Bilderbogen, dem Land hier so wohl auch angemessen, um Urlaubsgefühle zu wecken. Leider kann ich kaum deine Erfahrungen teilen, weil ihr ein ganz anderes Nordportugal und Galicien gefahren (oder auch nicht gefahren) seid, als ich es 2008 getan habe. Zwischen Porto und Pontevedra kenne ich nur kleinste Küstenteile und sonst nur eine attraktive Binnenroute mit Bergen. Auch nach Santiago bin ich später (auf die N550) eingeschwenkt als ihr, nämlich erst am Rio Ulla, sodass ich noch weit mehr Atmosphären der Rias eingefangen habe, mit O Grove und Illa de Arousa auch nochmal (Halb)Inseln mit wiederum anderen Landschaftsypen (u.a. Weinstraße, Felsenwunder usw.).
Auffallend sind jedoch die Entwicklungen auf der vorgestellten Strecke insgesamt. Damals gab es weder einen Eurovelo (Bohlenwege an der Küste deuteten sich an, aber noch nicht als Radweg), noch kann mich in irgendeiner Form an Pilgerströme in Portugal bzw aus Süden entsinnen (das beschränkte sich weitgehend auf den Camino Frances und noch die Fortführung zwischen Santiago und dem Cabo Finisterre), wenngleich ich natürlich auch nicht diese Wege gesucht habe. Pontevedra nahm ich eher als Industriestadt war, Vigo hatte ich schon vorausschauend ausgeschlossen, der Verkehr auf den Hauptachsen war indes schon ähnlich. Auch wenn ich grundsätzlich eine Tour wohl auch heute noch anders planen würde, scheint die Region doch ein ziemlich deutlich veränderte touristische Entwicklung zu nehmen.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1550377 - 14.05.24 14:30
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans, wie von dir nicht anders zu erwarten, ein toller Bericht mit schönen Fotos! Das macht Lust auf Nachfahren. Wenn bloß nicht die vielen Höhenmeter wären. Aber vielleicht kann man deinen Track noch etwas glatt bügeln, dass ihn auch „älter werdende“ Radler angehen können. Viele Grüße auch an deine tapfere Mitradlerin von Dietmar und Sigi
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#1550417 - 15.05.24 05:08
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, vielen Dank. Nun, es führen ja tatsächlich viele Wege nach Santiago de Compostela und das war in der Planung für mich auch eine Herausforderung, eine schöne und radtaugliche Strecke zu finden. Wie gut oder schlecht mir das gelungen ist, ist mangels Kenntnis der Alternativen schwer zu sagen. Große Schlenker wollten wir jedenfalls nicht machen und so sind wir dann ab Porto auch nie weit vom Jakobsweg (der Küstenvariante) abgewichen. Pilgerströme? Zwischen deiner und unserer Reise liegt eine halbe Menschengeneration und auch ich sehe, wie sehr sich der Tourismus verändert hat und welche Massen sich in den letzten Jahren in Bewegung gesetzt haben. Der Camino Portugues scheint vor allem bei Spaniern und Briten sehr beliebt geworden zu sein. Den Begriff Overtourism gab es 2008 noch nicht, heute ist er in aller Munde. Ich bin 2008 einmal mit meiner Familie ins nahe Salzkammergut geradelt und wir haben in Hallstatt übernachtet. Das war eine völlig normale und unspektakuläre Angelegenheit, heute müssten wir im Zentrum das Rad durch die Touristenmassen schieben. Hans
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#1550418 - 15.05.24 05:13
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar und Sigi,
schön, von euch zu hören und vielen Dank für die Blumen. Track glattbügeln habe ich in der Planung bereits versucht gehabt, richtig gut gelungen ist es mir nicht, aber in der Gegenrichtung hätte uns der Wind seniorenfreundlich angeschoben.
Eine schöne weitere Italientour euch beiden, wir (ver-) folgen euch.
Viele herzliche Grüße auch von Edith,
Hans
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Geändert von Hansflo (15.05.24 05:14) |
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#1550447 - 15.05.24 15:05
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans,
Ich sauge natürlich jedes Wort auf was hier geschrieben wird.
Apropos Track: würdest du den noch einstellen? Oder ist es der geblieben den du mal per pn geschickt hattest?
Viele Grüße Renata
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#1550460 - 15.05.24 18:53
Re: Via Lusitana: Lissabon - Santiago de C.
[Re: Rennrädle]
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Hallo Renata,
ich fürchte, es macht nicht viel Sinn, die gefahrenen Tagestracks einzustellen; sie sind einfach nicht gut genug, als Empfehlung herzuhalten. Im wesentlichen sind wir nach den Tracks gefahren, die du vorweg von mir bekommen hast, aber gerne einmal auf die Hauptstraßen ausgewichen, wenn uns die Steigungsprozente oder teilweise das Gerumpel zu viel geworden sind.
Alles zusammen könnte ich unsere gefahrene Strecke aber nicht als das Grüne vom Ei verkaufen. Ich denke, wenn du dich großteils am Eurovelo 1 orientierst und du ohnehin weitgehend an der Küste bleiben möchtest, bist du gut bedient und machst du nicht viel falsch.
Schöne Grüße, Hans
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