Sehr schön … ich will Meer, ne, mehr
voila!
machen wir mal mit dem Elsass weiter und beenden die Berichterstattung
Teil III „Emmendingen - Biel oder 4 Tage Genuss pur
SamstagAn manchen Abenden sind Käse, Wein und Brot nicht ausreichend!
Den ersten Zwischenstopp auf dem Weg in die Schweiz erreichte ich am frühen Nachmittag an den Häusern der Ill nach genau 999 Gesamt km mit meinem neuen Terra. Im kleinen Hotel
Les Hirondelles checke ich ein, setze mich in den Innenhof, trinke Kaffe und warte auf meine Freunde, die mich besuchen kommen.
Wir kennen uns nun schon mehr als 40 Jahre, waren auf der gleichen Schule, vertrauen uns blind und gehen halt manchmal zusammen lecker essen.
Heut Abend waren es nur 110 Meter zu Fuß, bis wir uns im Kaminzimmer mit Blick auf die Ill nieder gelassen haben.
Mit Blick in die untergehende Sonne und auf die Trauerweiden am Fluss, im Kreise lieber Freunde, hätte ich vor Glück weinen können und ein vergnüglicher Abend bei einem denkwürdigen Essen mit schönen Weinen konnte beginnen.
Sonntag Illheusern- Burnhaupt le Haut
Nach einem gemeinsamen Frühstück grinsen meine nicht Fahrrad fahrenden Kumpels nicht schlecht über das Befestigungsprozedere von fünf Ortliebtaschen, bevor sich unsere Wege trennen und sie Richtung Norden zurück ins Office müssen.
Mich begleitet über Rad-und Feldwege der Schatten der Vogesen von Illheusern über Guemar, Ingersheim,Turckheim, Eguisheim, Hattstatt, nach Rouffach. Irgendwo lande ich dann auf der Autobahn, flüchte übern Parkplatz Richtung Soultz haut Rhin, und genieße Sonnenschein, Felder, Wiesen und die Ruhe auf der weiteren Strecke über Uffholz, Cernay nach Burnhaupt le Haut.
Nach 75km und nur 430 Hm hocke ich abends wieder alleine im Restaurant und futtere Sauerkraut.
Mensch, war das gestern Abend schön. Die Höhe der nicht forumsadäquaten Rechnung für wenig kompatible Forumsgewissensschleckereien hab ich schnellstens wieder vergessen und als Dosenfahrer mache ich mir jetzt natürlich ernsthafte Gedanken über ein 14-gängiges Forums Menü.
Montag Burnhaupt le Haut – Delemont
Was für ein schöner Tag im Sundgau!Zunächst bringen mich D23 und D103 an den Rhein Rhone Kanal, dem ich mit Vergnügen bis Danmarie folge. Von Danmarie aus führt ein Traumradweg auf einer Bahntrasse mit maximal 3 % Steigung Richtung Pfefferhouse.
Auf dieser Route durch das „Le bassin de la largue“ entdecke ich, dass es im Sundgau ein ganzes Netz von Radwegen gibt, die den Übergang in den Jura doch sehr erleichtern.
Carte Sundgau, Le Paradis du vélo Hier ist es einfach himmlisch!
Die Strecke zwischen Pfefferhaus und Lucelle über Courtavon und Miécourt führt zum Teil durch waldreiches Gebiet, und insgesamt quere ich fünf Mal die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.
Da mir die völlig unfreundliche Bedienung im Schweizer Kiosk Helvetica in Miécourt meine Wasserflasche nicht auffüllen wollte, fuhr ich weiter bis Lucelle und wurde auch hier enttäuscht. Ein geschlossenes Restaurant und eine nicht besetzte Zollstation ließen mich durch die Häuser stromern und einen Wasserhahn finden.
An der Zollstation sehe ich zum ersten Mal das Hinweisschild nach Biel und strample freudig los. Das Strampeln wandelt sich kurz vor Bourrignon in eine Schiebe-Passage und endet mit Freudentränen in meinen Augen bei La Montagne. Ich könnte ein Halleluja singen bei diesem herrlichen Rundum Blick, und ich bin glücklich, diese Reise machen zu dürfen.
Mit Respekt lasse ich es bis Delemont rollen und trinke erst einmal zwei Feldschlösschen in netter Gesellschaft mit einem Tunesier, einem Libanesen und drei Schwaben nach 72 km und 840 Höhenmeter. Mein Fahrrad steht wohlbehütet im Frühstücksraum, während ich mir am Abend die erste Schweizer Pizza im
La Croix gönne.
Delemont – BielManchmal möchte ich wissen, ob ich Schönheit sehen kann, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. Für mich sind diese Momente wichtig, um mein Leben aus dem Moment speisen zu können.
Damit hatte ich heute große Probleme. Den Wind und die Nationalstraße 6, über die die Veloroute 64 geführt wird. Holla die Waldfee. Hinter Moutier wird die Straße schmal und bei dem Gegenwind und der Steigung in einer Rechtskurve bekomme ich das erste Mal Angst, da starker Verkehr (auch LKW-Verkehr) zu nahe an mir vorbei rauscht. Ich frage mich, ist es normaler Schweiß, der auf das Display des Navi tropft?
Am Col de Pierre Pertuis war das alles vergessen und die N6 wartete mit einer neuen und großen Überraschung auf. Ihr kennt das Lied von Kraftwerk
"Wir fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn"? Ich habe das Lied niemals so laut gehört, wie das Singen der LKW-Reifen in den drei Autobahntunnels vor Biel. Heidenei, was saß ich verkrampft auf dem Sattel, den Lenker fest zwischen den Händen.
Ein paar Minuten später rolle ich durch die Altstadtgassen, suche den See und finde ihn an einer Touristenwiese an diesem Dienstagnachmittag nach insgesamt 15 Fahrtagen, 885 km und knapp 8.000 Höhenmeter.
Was für ein Glück, dass Hans sein Milchkännchen dabei hat.
Mit Freude erwarte ich mit einigen anderen Frühankömmlingen die Organisatoren dieses Treffens und die Forumsteilnehmer. Jeder ist doch unverwechselbar verstrickt in seinen Beiträgen und seiner Kette von Erfahrungen. Jeder scheint unverwechselbar verhaftet an seinem Lenker, seiner Sicht der Dinge, seinem Bild, seinen Namen, seinem Spitznamen.
Dies alles fügt sich für mich zu einem harmonischen Bild, zu einem Konzert der leisen Töne mit starken Persönlichkeiten und unverwechselbaren Dialekten inmitten von Zelt –Kocher und Rahmenparaden.
Schön war’s in Sutz am Bieler See. Ich wurde nicht enttäuscht
Danke
Jürgen
Die RückfahrtNach dem obligatorischen Frühstück im Bistro habe ich mir Zeit gelassen, anderen beim Packen zugeschaut und mich mittags auf den Heimweg gemacht. Entlang der Aare kam ich in ein kleines Städtchen, in das ich mich verliebte. In Wangen an der Aare hat es ein kleines Hotel, das auf seiner Speisekarte sinngemäß schreibt, dass es in ihrem Hause, in diesem alten Lokal auch lustige Theateraufführungen gab. Von den lüpfrigen Konzerten und den ebenso lüpfrigen Gastgeberinnen ganz zu schweigen.
Nach dem Abendspaziergang legte ich mich schlafen und wartete, was passieren würde.
Nix ist passiert! Das lag wohl daran, dass ich beim preiswertesten Zimmer noch gefeilscht habe.
Das Frühstück war klasse und mit dem Zug bin ich dann über Basel nach Freiburg und anschliessend mit dem Mietauto nach Neuss gefahren.