Hier kann die Route mitverfolgt werden.(Rohdaten! Blau bedeutet, dass das GPS eingeschaltet war und Empfang hatte, meist gleichbedeutend mit
ich bin dort mit dem Velo durchgefahren). In Tunnels und wenn ich die leeren Akkus nicht bemerkt habe gibt es keine Aufzeichnung. Manchmal habe ich das Gerät auch auf dem Schiff/im Zug kurz eingeschaltet.
Bilder: Die meisten Bilder sind während der Fahrt entstanden. Ich bitte um Nachsicht.
Die Voransicht (Dropbox) hat offenbar ein Problem mit gedrehten Bildern: Für richtige Ausrichtung draufklicken...
Zahlen: Ein paar Eckdaten finden sich am Ende des Berichts.
Vor der Reise:- Das Ziel der Reise: Mit dem Rad bis nach Lappland, bevorzugt auf die Lofoten, zu fahren.
- Ich besitze ein gutes(!) Velo, das mit dem Anhänger kombiniert in der Ebene/Wind hervorragend für die Tour geeignet ist (2012 erprobt). Aus einem Gefühl heraus habe ich mich relativ kurzfristig entschieden, ein neues Velo zu kaufen. Beim Tourstart bin ich damit gerade einmal etwa 600 km in 1.5 Wochen gefahren und ich merkte unterwegs bald, dass ich damit nicht der Einzige war: Auf der Reise sollten mir noch viele Reiseradler mit nagelneuen Velos begegnen...
- Ein gesundheitliches Problem wenige Wochen vor Tourstart hat die Tour trotz Befürchtungen weder verunmöglicht noch gross eingeschränkt.
Auslegeordnung
Schweiz 1*, Tage 0 bis 1Am Freitagnachmittag verabschiede ich mich etwas früher von meinen Bürokollegen, denn ich
muss heute noch losfahren. Der Freund, welcher in meiner Abwesenheit auf die Wohnung aufpasst, kann den Schlüssel nur heute entgegennehmen.
Fenster zu. Sicherungen raus. Schuhe an. Abschliessen. Km-Zähler nullen. Go!
Die ersten Km der Tour entsprechen dem täglichen Arbeitsweg, ganz zu meinem Missfallen. Ein gemeinsames Bier am ruhigen See später fahre ich nun
richtig los. Bis zur Dämmerung komme ich da natürlich nicht mehr weit und ich schlage das Zelt an einem trotz der Nähe zu einer Schnellstrasse erstaunlich ruhigen Ort auf.
Abendstimmung Tag 0
Der erste Tourmorgen bringt mir unter wolkenlosem Himmel – das wird sich in den nächsten Tagen auch nicht ändern – den ersten Platten. Ich bemerke es beim Losfahren nach dem Frühstück mitten auf dem Dorfplatz von Ossingen. Eines der Gespräche der samstagmorgendlichen Dorfgemeinschaft ergibt, dass ein naher Verwandter der Frau mit dem Velo vor Jahren bis zum Nordkapp gefahren ist. Ich denke mir nur „gaanz so weit will ich nicht.“
Die Reparatur bringt auch gleich den ersten Ausfall: einer der gewichtsoptimierten Reifenheber bricht.
Deutschland 1, Tage 1 bis 4Dass ich mit 700 müM eventuell bereits das Dach der Reise erreicht habe, ahne ich – es hat sich im Nachhinein bestätigt.
In Mengen biege ich flussabwärts auf den mir vom letzten Sommer in ungekehrter Richtung bekannten Donauradweg ein. Plötzlich hat es ganz viele Radreisende. Als Antwort auf das übliche „wohin?“ erhalte ich die erwarteten Antworten „Budapest“, „Wien“, „Passau“, „bis ans Meer“, ...
Und
alle, Franzosen, Niederländer und Rheinländer, sind sich einig, dass ich um nach „Norwegen“ zu kommen definitiv in die falsche Richtung fahren würde. (Von da kommt der Titel des Berichts.)
Der Rückenwind bläst mich in der Hitze flussabwärts und von den befürchteten Hochwasser
schäden habe ich bisher nichts bemerkt. Ein guter Schlafplatz ist hier einfach zu finden.
Abendstimmung Tag 1
Motiviert einen
ganzen Tag Donauradweg am Sonntag mit Sonne zu verbringen erwache ich früh. Der Regen der letzten Nacht sorgt dafür, dass ich beim Warum-zurückfahren-wenn-auf-der-Karte-ein-Trampelpfad-auf-den-richtigen-Weg-verzeichnet-ist, welches ich schiebend/zerrend/tragend bewältige, vom Wasser und vom Schweiss nass war - den Pfad gibt es teilweise(!) tatsächlich. Das Problem von zu detaillieren(=digitalen) Karten hatte ich schon oft und auch auf der Tour sollte es nicht das letzte Mal sein – gewisse Dinge lernt man eben nie.
Die Mittagshitze gibt mir Gelegenheit zu baden und die Löcher der vorderen Taschen mit Klebeband abzudichten. Verursacht wurden sie durch zu starkes in die Kurven liegen, was ich in Zukunft tunlichst zu vermeiden versuche – Spass hin oder her.
Abends fahre ich ein Stück mit einem anderen Radler, der tatsächlich ein Zwei-Personen-Wurfzelt auf seinem Anhänger mitführt.
Gerade als das Nachtessen fertig ist, lasse ich mich von einem redefreudigen Mann vollquaseln und habe nicht den Mumm einfach zu essen. Esse dann lauwarmen Reis. Ingolstadt durchfahre ich während den Abendstunden und schlage etwas flussabwärts das Zelt auf.
Morgen Tag 2: Die Wolken verziehen sich in die Richtung, wo ich auch hin will
Verkehrstafel am Donauradweg
Hochwasserschaden: Auf dem links/rechs sichtbaren Streifen sogar fahrbar (hier ist auch der Typ vom Velo erkennbar
)
Überbleibsel vom Hochwasser
Geweckt werde ich von einem Sirenenalarm einer Industrieanlage, die sich ein paar hundert Meter entfernt befindet. Da ich keine Ahnung habe, um was für einen Alarm es sich hierbei handelt ignoriere ich ihn und starte gewöhnlich in den Tag: zusammenpacken, losfahren, während den ersten Km einen beachtlichen Teil des linken Frontrollers(=Wertsachen- und Verpflegungsbehälter) leeren...
An der Donau leben auffällig viele Hasen.
Auf dem Abschnitt nach Regensburg hat es auch ein paar wenige, dafür umso deutlichere Spuren des Hochwassers. Statt der ausgeschilderten Umfahrung zu folgen schiebe ich, getreu dem Motto „muss man erlebt haben“.
Gegen die Hitze bewähren sich bei mir folgende Mittel: Pause am Schatten, Bad, leichte Turnhose so unter den Helm klemmen, dass sie den Kopf/Hals in Sonneneinstrahlungsrichtung bedeckt.
In Regensburg biege ich auf den Regentalradweg ein – nicht ohne beim Missmutigen Radhändler neue Reifenheber und zusätzliche Schlauchflicken erworben zu haben.
Eine steile Abfahrt fahre ich hinter einem Rentner im Kleinstauto nach – mit 25 km/h. Verfärbungen der Bremsscheibe, die ich am nächsten Tag festgestellt habe, führe ich darauf zurück (oder auf die ersten 10 Km in CZ).
Die Zeltplatzsuche am Regen war deutlich schwieriger als an der Donau...
Blauer Himmel und was da leckeres wächst...
Im Umkreis von 250m stand bis vor Kurzem das Wasser 1.5m über der Strassenhöhe...
Wäre ich doch nur der Umleitung gefolgt... Hier war der Donauradweg nicht fahrbar
Impression vom Regentalradweg aus
Ein Herr vor dem Supermarkt unweit der Grenze meinte, dass es heute 35°C heiss werden würde.
Tschechien, Tage 4 bis 6Tatsächlich habe ich dann eine lange Mittagspause gemacht. Nicht, ohne vorher einen ersten Einblick in das tschechische Radwegprinzip erhalten zu haben: sehr schön durch Märchenwälder angelegt und garantiert nie flach.
Ob es an der Hitze liegt, dass die Busse hier allesamt mit offenen Türen fahren?
Tschechien habe ich mir flach vorgestellt. Die Vorstellung stellt sich als falsch heraus. Und wie!
Die Durchfahrt von Plzeň, der ersten grösseren Stadt ohne Radfahrinfrastruktur, stellt sich wider erwarten als problemlos heraus. Es war sogar ganz schön.
Wegen der Hitze fahre ich bis nach Sonnenuntergang. Die Schlafplatzsuche gestaltet sich erneut problemlos. Angesichts der auch für den nächsten Tag erwarteten Hitze stelle ich den Wecker auf 04:20 Uhr...
Morgenstimmung im ?Chambtal?
Morgenstimmung im ?Chambtal?, nur etwas später wie obiges Bild
In der Nähe von Cham (D)
Radweg in CZ (mit rundem blauem Schild markiert, ?benutzungspflichtig?)
Ein typisches Dorf in CZ
Radweg am Abend
Das war mir dann doch zu früh und ich starte gegen 06:30 Uhr. Heute fahre ich hauptsächlich auf der Landstrasse. Ein Versuch, einem Flussradweg zu folgen, scheitert nach ein paar Km wegen Hochwasseraufräumarbeiten – gleicher Weg zurück.
In Mělník freue fahre ich in den frühen Abendstunden auf den CP – die Aussicht auf eine richtige Dusche (je kälter desto besser!) und WLAN sind zu verlockend.
Morgenstimmung auf Landstrasse in CZ
Impression aus einem Dorf in CZ
Immer auf der Strasse zu fahren wäre doch langwelig...
siehe Kommentar zum Bild oberhalb
Der Wasserverbrauch in der tschechischen Hitze ist enorm: Abgebildet ist die linke Tasche hinten, auf der rechten sah es gleich aus...
Ohne das ständige Auf und Ab hätte man noch weiter gesehen.
20:00 Uhr. Ich will schlafen. Zu warm.
21:00 Uhr. Ich habe leichtestmögliche Schlafkonfiguration (fuer auf CP, wild ginge noch weniger an Kleidern und Zelt). Zu warm.
22:00 Uhr. Der Akku des Handys geht zur Neige und das Akkupack ist auch schon leer. Zu warm.
23:00 Uhr. Zu warm. Langweilig.
23:30 Uhr. Der Holländer nebenan beginnt zu schnarchen. Mir reichts.
23:55 Uhr. Ich fahre. Herrlich!! Es gibt kaum Verkehr (zwischen 0200 und 0300 sehe ich kein einziges Auto). Das schöne durchradelte Tal (Strasse 9) lässt sich in der vom 3/4-Mond beschienenen sternenklaren Nacht erahnen. Tschechien schläft. Ganz andere Eindrücke: Geruch, Geräusch, Gespür fuer Strassenneigung geht komplett verloren (es ist nur noch am Nabengeräusch hörbar). Mit geschätzten 50 km/h einen Rollstop ueber eine grosse Landstrasse um 01:45 Uhr. Ich gratuliere mir selbst, dass ich das eigentlich für den winterlichen Arbeitsweg ans Velo geschraubte Licht nicht durch eine einfache Akkuleuchte („für die wenigen Tunnels in Norwegen wird die schon genügen“) ersetzt habe. Gerade mal 10% der Entgegenkommenden (also 1) leuchten auf um zu erkennen, was da eigenartiges entgegenkommt (mit den Taschenreflektoren sieht das bestimmt nicht normal aus): Tschechien, ein Land von Kfz-Fahrern, rücksichtsvollen Kfz-Fahrern!
Tschechien erwacht ab 0330.
In der Morgendämmerung falle ich fast vom Velo, resp mache bergauf ein paar üble Schlenker. Da ich die Temperatur (<30°C) weiter geniessen will setze ich – es sollte das einzige Mal auf der Tour bleiben! – meinen Willen über die deutlichen Signale des Körpers und pumpe an der Tankstelle kurz vor der Grenze für die letzten tschechischen Kronen einen Kaffee und einen Energydrink in mich hinein. Beide Getränke kann ich nicht ausstehen, dafür helfen sie eben in genau solchen Momenten ungemein.
Deutschland 2, Tag 6Da hat doch tatsächlich einer das BRD-Schild am Radweg geklaut! So gibt es eben ein Erinnerungsfoto von „Freistaat Sachsen, Tollwut, Gefährdeter Bezirk“. An einem Rastplatz am Neiße-Radweg mache ich die verdiente Pause, sehr ausgiebig inkl. versuchtem Schlaf im Innenzelt=Moskitonetz, kochen (bei der Hitze eher eine Qual) und Veloservice inkl. Nabenölwechsel hinten.
Zwei ältere Frauen frage ich nach der nächsten Einkaufsmöglichkeit/Wasserstelle flussabwärts. Von den zwei Gesprächsfreudigen habe ich ausserordentlich viel erfahren, aber nicht das, was ich eigentlich wissen wollte.
Der Radweg gefällt mir sehr gut, noch besser als die beiden entlang von Donau und Regen.
Polen, Tage 6 bis 10Am Abend geht es für mich aus Görlitz erstmals auf der Tour in ein Land, in welchem ich zuvor noch nie war (viele solcher Grenzübertritte sollten folgen): Polen! Und es erwartet mich heftiger Gegenwind: Ich fahre 9 km/h auf der Fläche. Mit Windgeschwindigkeit nähern sich auch tiefschwarze Wolken. Der erste Tropfen fällt gleichzeitig mit dem Ins-Erdreich-Drücken des letzten Herings. Es war zwar nicht der heftigste Wind der Tour, aber das einzige Mal, wo ich alle Abspannmöglichkeiten des Zelts genutzt habe (oftmals habe ich nicht einmal das Aussenzelt richtig am Innenzelt festgemacht, geschweige denn irgendetwas am Boden verankert...).
Die Ohrstöpsel verwende ich nur zum Gehörschutz der nahen elektrischen Entladungen wegen: Nach den vergangenen Hitzetagen und der Freinacht schlief ich binnen einer Minute trotz des tobenden Gewitters tief und fest.
CZ by Night
Impression in einem tschechischen Dorf in den sehr frühen Morgenstunden
Im gleichen Dorf wie das obige Bild (fast gleicher Standort aber um 90° nach links gedreht)
Impression am Neiße-Radweg (Morgen)
Das Prasseln aufs Aussenzelt am nächsten Morgen sagt mir auch ohne die Augen zu öffnen, dass ich besser noch etwas schlafen sollte. In dem Moment weiss ich noch nicht, dass dies der kilometerreichste Tag der ganzen Tour werden wird: Kleinste Ziffer der dreistelligen Zahl ist weder 0 noch 1. Auf den ersten Km sehe ich auf dem Standstreifen der Landstrasse noch viele Zeugen des vergangenen Gewitters. Die Sonne kommt erst am Nachmittag, was die Temperatur heute für einmal nicht ganz so weit nach oben treibt. Von wegen treiben: ein mässiger Wind aus Süden treibt mich heute vorwärts.
In einer kleinen Stadt erkläre ich ein paar Interessierten mein Gefährt. Da wir keine gemeinsame Sprache haben mache ich das auch zu meiner eigenen Genugtuung/Belustigung auf Schwizerdütsch.
Beim Aufstellen des Zelts erlebe ich erstmals hautnah, zu was so eine Horde Mücken fähig ist.
Polnische Fahrbahnmarkierungsmaschinen sind wahre Tüpflischiisser
Der Regen der letzten Nacht verzieht sich
PL ist flach!
Obwohl das Zelt genug gross ist, um alle Taschen mit ins Innenzelt zu nehmen und dort vollständig zu packen, wird der Aufbruch trotz viel Mückenmittel dank der kleinen Biester wieder zur Qual. Fahrtwind verschafft Abhilfe. In Gniezno gibt es den zweiten Platten und die Feststellung, dass sich im hinteren Schlauch auch ein winziges Loch befinden muss. So wird der nächste See nicht nur zum Eintauchen für mich und meine Kleider sondern auch gleich für den besagten Schlauch genutzt – das Loch war wirklich winzig!
Vor Bydgoszcz habe ich dann definitiv genug von der polnischen Landstrasse ohne Seitenstreifen, was ich ihr auch lautstark mitteile (
). Nach der für Polen einmal guten Stadtdurchfahrt bin ich froh, eine Veloroute(=kleine Strasse/Weg) vorzufinden. Dort lerne ich auch, dass ich auf/in weichem Sand nicht
fahren kann.
Badesee
gleicher Aufnahmeort wie obiges Foto, Kamera in die entgegengesetzte Richtung
Kirche in PL, wo auffällig viele Papstfiguren zu sehen sind.
Mit Seitenstreifen fährt es sich ganz gut. Trotzdem bin ich froh, diese Beinaheautobahnen verlassen zu können.
Schon beim Aufstehen freue ich mich, heute endlich den Europaradweg R1 zu erreichen und somit die Landstrassen für eine Weile hinter mir zu wissen. Zuerst schaue ich mir jedoch das für einen frühen Sonntagmorgen rege Treiben in
Chełmno an.
Kaum auf dem R1 sehe ich erstmals seit hunderten Km wieder (fremde) Saccochen/Radtaschen. Beim Anhalten stellt sich heraus, dass es sogar die exakt gleichen sind, wie ich sie hinten drauf habe. Mit den beiden Radlern gibt es ein kurzes Gespräch, als zufällig aus der Gegenrichtung noch ein Vierter zu uns stösst. Von Letzterem lasse ich mir noch einige Tipps für die Tour bis Tallinn geben – dort kommt er nämlich gerade her.
Der polnische Teil des R1 erfüllt meine Erwartungen nur teilweise: Statt auf dem Damm geht es häufig an seinem Fuss auf der dem Fluss abgewandten Seite entlang, was mir angesichts des im Vergleich zur Landstrasse verschwindend kleinen Verkehrsaufkommen auch recht ist.
Vom CP in Elbląg verspreche ich mir eine Dusche und WLAN für den nächsten Tag geplanten
ruhigen Tag, was auch klappt.
Finde die Radwegbeschilderung! Mir gefallen die Symbole sehr gut
Hab ich schon erwähnt, dass PL flach ist?
Um die Wisła/Weichsel auch einmal zu sehen musste ich den Radweg verlassen
Für den ersten Ruhetag habe ich mir streckentechnisch folgende Ziele gesetzt: Weniger als 100 Km und Einreise nach Russland (Oblast Kaliningrad).
Der Regen der vergangenen Nacht und der Wind sorgen für angenehmere Temperaturen. Nach Ausschlafen und „Internetkram erledigen“ fahre ich am späteren Vormittag los. Erstmals auf der Tour halte ich die Füsse ins Meer (OK, „nur“ ins Frische Haff). Eine Baustellenumleitung leitet mich auf eine nicht auf meiner Karte verzeichnete Strasse. Statt der Umleitung zu folgen wähle ich den Wegweiser zur nächsten Ortschaft (Frombork, wo ich auch hin will). Zwei Stunden später mit viel weniger Körperflüssigkeit (wegen Mücken zum Einen und der Hitze zum Anderen) und 12 km mehr auf dem Tacho stehe ich nach viel Schieben durch tiefen Sand wieder an der gleichen Stelle (siehe Track östlich von Tolkmicko). Es sollte der einzige grosse Verfahrer auf der Tour bleiben.
Russland, Tage 10 und 11Die Einreise nach Russland gestaltet sich als problemlos: Mein Pass/Visum wird etwa 10' begutachtet – also 10x länger als alle vor mir. Die Anzeige des GPSr sagt mir danach, dass die Beamten auch das Display berührt haben.
Ich habe keine Lust, mich mitten in der Nacht mit russischen Ordnungshütern zu unterhalten und achte noch mehr als sonst beim Übernachtungsplatz darauf, nicht gesehen zu werden (beruhigt und mit einem Gefühl von Sicherheit schläft es sich weitaus am besten).
Am frühen Abend schlafe ich ein, um...
Meer in Sicht!
Verhängnisvolle Umleitung
Umweg: nicht fahrbar
Umweg: gut fahrbar
Ich reise auf der Spur ganz links nach Russland ein.
...mitten in der Nacht vom Wecker geweckt zu werden und sogleich loszufahren. Калининград(Kaliningrad) will ich mir nicht während der Rush Hour ansehen und mein Plan geht auf: In den frühen Morgenstunden, es dämmert gerade, fahre ich durch die Stadt. Ausser mir sind nur die Reinigungsequipen unterwegs und die vielspurigen Strassen wie auch Tourismusobjekte habe ich für mich alleine.
Der russische Teil der Kurischen Nehrung hat am Morgen so gut wie gar keinen Verkehr. In einem kleinen Laden kaufe ich grosszügig ein und will ein ebensolches Trinkgeld geben (die mitgenommenen 1000 Rubel wären dann gerade mal zur Hälfte aufgebraucht gewesen), was die Frau partout nicht annehmen will. In der nächsten Tankstelle fülle ich die in den wenigen Minuten bereits wieder halb leer gegessene Tasche nochmals auf. Dem Betreiber möchte ich das restliche Geld nicht geben... Die Ausreise aus dem Nicht-Schengen-Raum klappt ebenso problemlos wie die Einreise weniger als 24h vorher.
Litauen, Tage 11 und 12In Nida bemerkte ich, dass ich für den litauischen Teil der Reise keine „Tourismusführerdaten“ geladen habe und somit suche ich erst nach WLAN. Auf dem CP kostet das, was mangels Bargeld meinerseits und Plastikgeldakzeptanz ihrerseits nicht funktioniert. Warum nicht gleich so: Das Tourismusbüro stellt gratis Internet zur Verfügung und ich nutze natürlich gleich die Möglichkeiten eines grösseren Bildschirms.
Der Radweg auf dem litauischen Teil der Kurischen Nehrung ist super. Mehr als super. Genial. Hier hat es mehr Velofahrer, als am sonnigen Sonntag auf dem Donauradweg. Und das zu Recht!
Für die Fähre von der Nehrung nach Klaipėda das gleiche Problem wie auf dem CP: cash only. Ich komme auch ohne Bargeld/Kreditkarte/betteln legal(!) auf die Fähre (wie schreibe ich hier aus verschiedenen Gründen nicht, wen es interessiert soll nachfragen). Dass es seit 30 km regnet (erstmals auf der Tour, dass ich im Regen fahre) hat ev auch geholfen. Der Strassenbelag(=Katzenkopfbelag oder längsgepflästerter Radweg) in der Stadt ist bei Regen nicht wirklich toll.
Klatschnass lasse ich mir im Tourismusbüro den Weg zum CP erklären. Wissend, dass die zweite von drei Ziffern der bisherigen Tageskilometer eine „9“ ist, lasse ich mir die Stimmung nicht anmerken als ich erfahre, dass der CP weitere 8 verregnete km nördlich (immerhin!) liegt. 8 km ist die Luftlinienangabe. Ich bezahle die 30 Währungseinheiten (mittlerweile weiss ich, dass es sich dabei um LTL handelte) mit Karte ohne leiseste Ahnung, wie viel das Wert ist.
Morgenstimmung in Russland kurz vor Sonnenaufgang
Ortsschild Kaliningrad (in der Oblast ist es üblich, neben dem gewöhnlichen Ortsschild ein Kunstwerkortsschild aufzustellen)
Am frühen Morgen habe ich die Tourismusobjekte für mich alleine
Leere Strassen in der grossen Stadt...
...und ausserhalb sowieso
Radweg auf der Kurischen Nehrung in LT
Der Boden besteht aus Sand. Manchmal ist dies offensichtlich erkennbar.
Zum ersten Mal Regen und zum ersten Mal bewege ich mich nicht aus eigener Kraft (Fähre)
„Mein Reiseführer sagt, man soll in Litauen kein Leitungswasser trinken“ meint ein deutscher CP-Gast am Morgen. Ich mache es trotzdem – mein Magen verträgt schliesslich viel und ich habe weder Wasser noch litauisches Geld um mir welches zu kaufen...
Der Radweg entlang der Küste am Morgen ist weiterhin super. Litauischer Radweg: definitiv ein erstes Highlight auf der Tour!
Lettland, Tage 12 bis 14Die letzten 10 km vor Liepāja fahre ich mit zwei Schauspielstudenten aus D. In der Stadt fahre ich keine 100m bis ich erfolgreich einen freien Internetzugang finde. Im Laden kaufe ich erstmals seit Russland wieder ein und wundere mich etwas ab dem als ziemlich hoch empfundenen Preis. Den Grund bemerke ich im nächsten Park beim Umfüllen der Getränke: Statt dem erwarteten Fruchtsaft befindet sich in der 1.5-Liter-Flasche Mojito: Das wurde definitiv ein lustiger Nachmittag (mag das Zeug ja nicht ewig mit mir herumschleppen!).
Der Unterschied zum Gewitter am ersten Abend in Polen und demjenigen hier ist die Windrichtung: Während etwa 10 km lasse ich mich in der Spitze der Gewitterfront mit bis zu 50 km/h über die lettische Ebene pusten. Erstmals lege ich die Kette auf das grössere Kettenblatt (somit etwas vom Unnötigsten, was ich dabei hatte). Die Strasse (oder war es der Wind?) dreht ab, bevor ich richtig nass werde. Eine tolle Stimmung so neben einer Gewitterzelle herzufahren.
Der Mann am Morgen, resp. dessen Reiseführer, hat recht.
Der Wasserfall in Kuldīga ist weit weniger spektakulär, als ich ihn mir vorgestellt habe.
Gerade als ich mich nach einem Übernachtungsplatz umzusehen beginne, kommt das Schild zu einem CP. Auf dem Rasen eines Hauses mit grösserem Umschwung bin ich alleine.
Erstmals auf der Tour kenne ich auch meine Durchschnittsgeschwindigkeit einer Tagesetappe. Das liegt aber nicht daran, dass der Tacho die Funktion plötzlich unterstützt oder ich es ausrechne, sondern einfach am Fakt, dass sich das Vorderrad heute exakt 10:01h bewegt hat (macht die Rechnung somit überflüssig).
Diese schöne, versteckte Aussicht habe ich meinem weltweiten Touriführer zu verdanken
Dorf an der litauischen Küste (die sind alle tourismusorientiert!)
Strasse in LV
Einbahnstrasse. Aber in welche Richtung?
Caption 1: schöner Veloständer! Caption 2: ...Evolution des Velos
Impression aus LV
Gewitter: Blick über die Schulter nach hinten
Gewitter: Blick nach links
Gewitter: Blick nach vorne
Gewitter: vorbeigezogen, uff!
Wieder habe ich den Wecker gestellt, weil ich heute an einer geführten Stadtrundfahrt per Velo in Rīga teilnehmen will. Bald nach dem Losfahren, also noch vor 04:00 Uhr, bemerke ich, dass ich mich in der Distanz verschätzt habe und beginne ein Zeitfahren über 140km. Es ist die einzige Fahrt auf der ganzen Tour, bei der ich >20 km/h fahre, und das deutlich (die Etappengeschwindigkeit wurde dann durch das Sightseeing wieder in den normalen Bereich gebracht).
Die Stadtführung verpasse ich dennoch. Nicht etwa, weil ich zu langsam gefahren wäre oder zu viele Pausen gemacht hätte, sondern weil ich nicht bemerkt habe, dass ich mich schon eine Weile in einer anderen Zeitzone befinde (also war ich doch auf eine Art zu langsam). Ich nehme die nächste Stadtführung (mit mir weniger zusagendem Thema, aber was solls).
Auf dem Stadtcampingplatz unterhalte ich mich länger mit einem Radreisenden aus Vancouver, der ganz erstaunt ist, dass ein Grossteil meines Equipments (Zelt, Kocher) vom gleichen Hersteller ist, wie sein in Vancouver gekauftes. Für mich interessanter ist allerdings der Grund seiner Reise: Seine Vorfahren lebten in Estland und sein Grossvater (er selbst ist ca. 60 Jahre alt!) hat seinerzeit eine Radtour durch halb Europa gemacht. In Gedenken daran besucht er nun die in DK und den baltischen Staaten verstreut wohnenden Verwandten - per Velo.
Trotz Gehetze finde ich viele schöne Flecken am Wegrand
vorwärts, immer vorwärts: die Uhr tickt.
Impression aus Riga
Riga
Impression aus Riga
Aus der Stadt heraus gibt es einen schönen Radweg fern der Hauptverkehrsachsen.
Gegenwind und zu grosse(=autobahnähnliche) Strasse: Dies die Zusammenfassung des Rests von Lettland. Ertragen lässt sich dies mit folgendem Setup:
- (immer!) voller Magen: macht leicht schläfrig und mit vollem Magen verträgt man vieles besser
- Musik in den Ohren
- Kleiner Gang und ja nicht versuchen, gegen den Wind zu kämpfen (also langsam fahren und nicht auf den Tacho schauen)
Kurz vor der Grenze gebe ich meine restlichen zwei Währungseinheiten für Fastfood aus. Und nehme danach gleich die falsche Strasse (weiter auf der grossen, statt auf die viel schönere zu wechseln).
Estland, Tage 14 bis 17Unweit der Grenze, es ist mittlerweile Abend, fasse ich den Entschluss
den dritten CP ab hier zu nehmen (es hat viele). Dieser erweist sich nicht als CP, sondern ist ein öffentlicher Zeltplatz(=gratis mit einfach(st)er Infrastruktur).
Um das Zelt aufzustellen gibt es zwei Varianten, die sich gegenseitig ausschliessen: mit Meerblick oder windgeschützt. Anders als die meisten wähle ich Zweiteres.
Riga: Gut, dass es nicht Sonntagnachmittag ist
Dieser Reifen ist 200m vor mir geplatzt - das war knapp...
Znacht
Die Zeltplatzwahl hat sich ausbezahlt: Ich habe wieder (ok, wie bisher immer) hervorragend geschlafen
Die Strassengrösse variert von autobahnähnlich bis zum Schotterweg und ich begebe mich im den ganzen Tag andauernden, schwachen Nieselregen auf einen kleinen, planmässigen Umweg auf dem Weg nach Tallinn.
Das Nachtessen mislingt mir komplett (am nächsten Tag entsorgt).
grau
Da Sonntag ist, warte ich 30' auf das Öffnen eines
Supermarkts Tante-Emma-Ladens, wer weiss wann der Nächste bei diesem Tempo kommt.
Durch planmässig viele(!) Stops zeigt der Tacho um 18:30 gerade einmal 50 km an und die Füsse sind heftig geschunden. Ich beschliesse, doch noch Strecke zu machen und fahre in einer herrlichen Abendstimmung nach Tallinn (Sonne aus Nordwesten, siehe Track), wo das Receptionsteam des CP gerade im Begriff ist sich schlafen zu legen.
Erinnert mich an den Anfang einer Filmtrilogie. Hinter diesem "Eingang" befindet sich ein Mittelalterareal, welches ich in den Morgenstunden für mich alleine hatte.
Schuhe (links und Mitte) und Pneu (rechts) hinterlassen hitzegeplagte Abdrücke auf der Strasse
Abendstimmung
Abendstimmung
Heute lasse ich es für einmal ruhig angehen und rolle erst am Mittag vom CP.
Der Nachmittag vergeht mit einkaufen, Fährticket(s) kaufen, Velocheck (Schrauben anziehen, pumpen, etc), daraus resultierend: kleine Veloreparatur ausführen lassen und das alles verpackt in eine Sightseeingtour durch Tallinn. Es beginnt zu regnen: Ich habe die ungedeckten Touristenspots für mich alleine... und werde hundertfach von unter den
SonnenRegenschirmen her fotografiert... Ich werde selbst zur Touristenattraktion.
Mangels Windschutzscheibe klemme ich mir das Blatt mit der Aufschrift
Mariehamn zwischen die Zähne und gelange so an der grossen Autoschlange vorbei zuerst auf die Fähre. Sie legt am späteren Nachmittag ab und die Wolken verziehen sich auch wieder.
Zum ersten(!) Mal auf der Tour ziehe ich die andere Garnitur Schuhe/Hosen/T-Shirt an, schliesslich will ich meine Zimmergenossen nicht vergraulen und endlich richtig schlemmen.
Doch es kommt ganz anders: Die Viererkabine habe ich für mich alleine (den Grund sehe ich am nächsten Morgen) und ich lege mich vor dem Essen noch kurz hin...
Tallinn: Hafen für Kleinschiffe
Impression Tallinn (im Regen)
Ich verlasse EST auf der Fähre
Åland, Tag 18...Als ich nach dem
kurzen Hinlegen erwache zeigt die Uhr bereits nach Mitternacht und das Buffet hat natürlich schon geschlossen. Ich fasse den Entschluss auf der nächsten Fähre (in ein paar Stunden) alles nachzuholen.
Das Schiff schwankt minimal. Der Lärm der umso heftiger wankenden Passagiere lässt mich nicht mehr schlafen und ich verbringe die nächsten Stunden irgendwo an Deck und lasse die eigenartige Stimmung von vorbeiziehender Schärenlandschaft und Betrunkenen auf mich wirken.
Nur ganz wenige Passagiere/Fahrzeuge verlassen die Fähre in der Mitte (wahrscheinlich der Grund für meine
Einzelkabine). Um 05:00 Uhr setzt sich vor mir die grosse Klappe in Bewegung und ich weiss, was mich auf der anderen Seite erwartet: Regen.
Bis 07:00 Uhr. Ab 07:30 Uhr den ganzen Tag Sonnenschein.
Auf Åland habe ich mir 8.5 Stunden Zeit genommen. Das reicht Streckenmässig für eine kurze Tagestour. Die Landschaft gefällt mir ausserordentlich gut und ich bereue, mir auf der Insel(-gruppe) nicht mehr Zeit genommen zu haben (die Fähre ist bereits gebucht).
Die Veloinfrastruktur ist ausgesprochen gut, was sich auch darin zeigt, dass viele Touristen mit dem gleichen Mietvelotyp unterwegs sind.
Um meinem mitternächtlichen Vorsatz gerecht zu werden habe ich nur wenig gegessen und betrete die Fähre, welche mich nach Åbo/Turku bringt, mit ordentlich Kohldampf. Schnurstracks steuere ich das Buffet an. Ausgebucht!
Am nächsten Ort gibt es zur Vorspeise einen Teller vom Buffet gefolgt von einem Entrecôte. Abgerundet wird das Mahl mit einem Dessertbuffet. Pappsatt (ich kann mich kaum bewegen) setze ich mich nach draussen und lasse winddicht eingepackt die vielen Inseln an mir vorbei treiben.
Finnland 1*, Tage 18-23Auf das Losfahrzeichen wartend habe ich ein nettes Gespräch mit einem finnischen Töffahrer, den ich auf den ersten Blick als rechtsradikalen Hardcorebiker eingestuft hatte - so kann man sich täuschen!
Aufgrund einer Fehlplanung und vielen Baustellen macht die Fahrt aus der Stadt heraus keinen Spass. Ebenso das Benutzen der finnischen Radwege: Während die Landschaft für die Strasse eingeebnet wurde führt der parallele Radweg auf und ab...
Ich schlage das Zelt sicht- und lärmgeschützt hinter einem Wall eines Rastplatzes auf. In der Nacht und am nächsten Morgen ist Regen vorausgesagt...
Aland: der Regen hat aufgehört
Impression Aland
Impression Aland
Auf der Suche nach dem Fährterminal kam ich hier vorbei.
Zwischen Aland und Finnland hat es tausende kleiner Inseln
Abendstimmung in Südfinnland
Wider Erwarten werde ich von der Sonne geweckt. Über den Wall kletternd sehe ich allerdings die pechschwarze Wolke, welche mich keine zehn Km weiter zu einer Pause zwingt. Im teilgedeckten Busunterstand werde ich trotz Regenvollmontur nass. In der Wartezeit esse ich alles, was ungekocht verzehrbar ist - das obwohl ich vom Vorabend noch satt bin.
Mit Rückenwind und Sonne fahre ich nordwärts und es kommen mir auch ein paar Radreisende entgegen, die alle nicht gesprächswillig sind. Einer kämpft in Untenlenkerposition so verbissen gegen den Wind, dass er a) mich nicht wahrnimmt und b) wahrscheinlich schneller fährt als ich mit Rückenwind...
Am Abend habe ich die grosse Strasse für mich alleine.
Ich ziehe zum zweiten Mal heute die Regenkleider an. Diesmal allerdings als (sehr wirkungsvoller!) Mückenschutz beim Aufstellen des Zelts. Unter diesem hat es ein so grosses Loch im Boden, dass ich kurzerhand einen Frontroller drunter lege: Jetzt ist es im Zelt absolut eben
.
vorher...
...während...
...nachher
Schafe sagen Hallo
"Holz" ist in Finnland ein grosser Wirtschaftssektor
Abends habe ich die Strasse für mich alleine
Rückenwind!
Vaasa umfahre ich teilweise auf einer Naturstrasse. Der Belag ist bretthart und eben: Selten bin ich auf Asphalt(!) gefahren, der so gut rollt.
Wegen Regen (nicht nur
) mache ich südlich von Oravais eine Pause bei einem überdachten Rastplatztisch. Eine ebenfalls Schutz suchende vielköpfige afghanische Familie aus Helsinki gesellt sich zu mir. Später überholen sie mich mit dem übervollen PW (viel zu viele Personen und Gepäck hat es auch reichlich - kein Wunder haben sie bei Regen auch Schutz suchen müssen. Dass meine spartanische Velotour mehr Geld kostet als ihre Wunschferien gibt mir auf den nächsten Km etwas zu denken.
Statt weiterhin der Strasse 8 zu folgen wechsle ich auf die 749, wo mich gemäss Karte am nächsten Tag ein schöner Abschnitt erwartet.
Auf dem CP (zwischen Jakobstad und Larsmo) steht neben unzähligen Wohnmobilen und -Anhängern nur ein Zelt, in Familiengrösse. Als ich ankomme werden gerade die letzten Heringe eingeschlagen. Ich stelle das Zelt auf, richte mich ein, koche, esse, wasche mich, die Kleider und das Geschirr und als ich in den Schlafsack krieche ist die Familie gerade fertig damit ihr Zeugs vom Auto ins Zelt zu schaffen und macht sich ans Nachtessen. Wir setzen unsere Prioritäten eben etwas anders...
Hier steht das Zelt heute
Der
schöne Abschnitt hat viel Verkehr und durchgängig einen Radweg (siehe oben): Ich bin enttäuscht. Auf diesem Abschnitt fasse ich den Entschluss zum Nordkap zu fahren, schliesslich liege ich gut in der Zeit
.
Irgendwie komme ich auch nachher nicht richtig auf Touren. Dass der CP in Raahe 1. mehrere Km versetzt wurde und somit 2. weit ab von der Strecke liegt, 3. überteuert und 4. versnobt ist ...passt zum Tag.
Ich nutze die Infrastruktur des CP so gut wie möglich aus.
Highlight des Tages: Holzgeheizte Sauna mit Finnen und viel Bier.
Sackgasse (gewollt)
Ein Teil meines Ausblicks
nicht ganz die Fahrerperspektive...
Das Erste, was ich am Morgen auf meinem Lieblingszeltplatz (im Nachhinein betrachtet: schlechteste Übernachtung der Tour) sehe: Ein Vogel hat auf das Zelt geschissen.
Im Nebel fahre ich weiter nach Norden und der Nieselregen hört erst kurz vor Oulu auf. Für einmal fahre ich mitten durch das Zentrum, was ganz nett und eine willkommene Abwechslung ist.
Heute mache ich früher Feierabend, weil sich der CP Merihelmi gerade von seiner besten Seite präsentiert und förmlich dazu einlädt, das Zelt wenige Meter vom Meer entfernt aufzustellen.
keine Elche
beim Zeltaufbau
Die ganz plötzlich im Rückspiegel aufgetauchten Rennvelofahrer auf den ersten Km haben sich als mir nachlaufende Rentiere entpuppt. Bevor sie mich eingeholt haben, hat sie das nachfolgende Auto in die Büsche verdrängt.
Heute ist Sonntag und schönes Wetter: Etwas Vorbild soll man als Veloreisender ja sein und ich benütze meistens die Radwege. An einem Ort ist die Strasse sogar mit einem Velofahrverbot belegt - 200m nach der Tafel kommt mir (Radweg links) ein Radreisender auf der Strasse entgegen. Er ist aus PL und fährt um die Ostsee, viel mehr erfahre ich mangels gemeinsamer Sprache nicht.
Das Geräusch eines gewaltigen Bienenschwarms zu meiner Linken entpuppt sich nach ein paar (hundert) Metern als Motocrossrennen.
In einem gut sortierten Supermarkt in Tornio finde ich problemlos Kettenöl. Vor dem Laden gibt es wieder einmal Veloservice (letztes Mal in Tallinn, das ist doch schon eine Weile her).
Schweden, Tage 23 und 24Die Grenze zu S passiere ich auf einer kleinen Strasse, die ausser den Golfplatzbenützern niemand zu befahren scheint. Mangels offiziellem Staatsgrenzenschild fotografiere ich wenig später das vom Sverigeleden, montiert an einem Stopschild...
Finnland ist immer nur wenige Meter entfernt und dennoch merke ich, dass ich in einem anderen Land bin: In S haben sie andere Briefkästen
. Und schlechtere Strassen.
Ich darf auf der Wiese des Polarkreisrestaurants übernachten. Als ich im leichten Regen mein Zelt aufschlagen will, werde ich gebeten, doch in der Sauna zu übernachten. Gemeint ist eine auf einem Anhänger gebaute Sauna mit einem Vorraum. Da ich mein Gegenüber nicht beleidigen will, begebe ich mich mitsamt Velo dort hinein und verwende das Innenzelt als Moskitonetz. So wenig Platz zum Schlafen hatte ich auf der ganzen Tour sonst nie.
Finnland
Schweden
Grenzfluss in Liegeveloperspektive, das Panoramafeeling kann die Kameralinse nicht aufnehmen
einfach nur schön
Schlafplatz von oben. Unten rechts hat sich eine Mücke kontrastreich ins Bild gemogelt.
Schlafplatz (Sauna) von aussen (Foto vom nächsten Morgen)
Drei Mal werde ich von aufmerksamen Einwohnern geweckt - wahrscheinlich wollten sie nur die Türe schliessen. Ich stehe um 04:30 Uhr auf und fahre um 05:00 Uhr los, nicht ohne das obligatorische Polarkreisfoto natürlich (das Wetter heute ist viel besser als gestern Abend).
In Pajala tausche ich mein restliches schwedisches Geld in Nahrungsmittel um. An der Kasse werden überreife Bananen angeboten und ich nehme fünf Stück. Auf die Frage ob ich das wirklich alles essen würde antwortete ich sinngemäss dass ich noch viel mehr essen könnte. Den Laden verliess ich mit vierzehn dieser Bananen...
Vor dem Laden ergeben sich Gespräche mit einem Schweden aus dem Süden und einem Deutschen Velofahrer. Zweiterer kommt aus dem Norden und sieht ziemlich fertig aus. Wenig später treffe ich an der finnischen Grenze einen weiteren deutschen Tourenvelofahrer - mit für Zugpassagen praktischem Klapprad.
*Länder, die ich mehrmals besucht habe