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#881388 - 14.11.12 08:25
Sieben-Flüsse-Tour
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Dauer: | 1 Monat, 3 Tage |
Zeitraum: | 2.8.2011 bis 3.9.2011 |
Entfernung: | 23309 Kilometer |
Bereiste Länder: | |
2.8.2011 km: praktisch keine
Seit mehreren Tagen versuchen wir, abzureisen. Leider klappt es nicht. Mein Mann hat zuviel zu tun. Aber heute. Heute soll es endgültig losgehen. Wir wollen mit der Bahn nach Aschaffenburg und den Main bis Wertheim entlang radeln. In Wertheim müssen wir auf jeden Fall übernachten, da es an der Tauber bis Rothenburg keinen Campingplatz gibt.
Als es Nachmittag wird, wissen wir, dass daraus wohl nichts wird. Um die Abreise nicht wieder zu verschieben, laden wir schließlich die beiden Fahrräder und unser Gepäck ins Auto und fahren die Strecke mit dem Auto. Wir vermeiden die Autobahn und genießen schon mal die Fahrt am Main entlang. Bei Miltenberg kaufen wir etwas Proviant für den Abend ein und erreichen den Campingplatz in Wertheim, der aus unserer Fahrtrichtung ein Stück vor der Stadt liegt. Wir bauen auf der vorgeschriebenen buckeligen, lange nicht mehr gemähten Wiese unser Zelt auf und laden Fahrräder und Reisegepäck aus. Der Fahrradträger kommt in das Auto, das nun für einige Wochen hier irgendwo abgestellt werden muss.
Wir fahren ins abendliche Wertheim, um noch ein bisschen zu bummeln und nach einer Abstellmöglichkeit für das Auto zu gucken. Wir finden in der Nähe des Bahnhofs einen geeigneten Parkstreifen und durchwandern die Stadt. An der Stadtmauer auf der Mainseite gehen wir Pizza essen.
Um die morgendliche Abreise zu vereinfachen, beschließen wir, das Auto gleich stehen zu lassen und wandern zwischen Straße und Schienen, am Main entlang zurück zum Campingplatz. Dort suchen wir uns zwischen den vielen, dicht stehenden Wohnwagen einen Durchgang zum Fluss, um dort noch ein bisschen zu sitzen. Allerdings fängt es bald an zu regnen. Die sanitären Anlagen sind sehr schlicht und ziemlich vergammelt. Immerhin gibt es dort überdachte Sitzmöglichkeiten. Wir sind auf dem Weg. Ohne Frage. Wo soll es hingehen? Mal sehen. Eigentlich sollte eine Rundreise werden. Aber nun steht das Auto in Wertheim. Also vielleicht dorthin zurück?
Ich denke, du solltest mal die Entfernungsangabe korrigieren, ansonsten landet ihr in der nächsten Ausgabe des Guinness-Buch der Rekorde. Gruß, Uli
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Geändert von Uli (14.11.12 09:35) Änderungsgrund: Moderationseintrag |
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#881398 - 14.11.12 08:55
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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Hallo, Fricka
Bei Bad Mergentheim, ca. 4km abseits von der Tauber gab es füher einen CP, eistiert dieser nicht mehr?
VG aus Budapest Martin
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#881402 - 14.11.12 09:11
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: martinbp]
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Ja, doch. Wir verließen uns zu diesem Zeitpunkt aber noch auf Bikeline. Und da gibt es den nicht.
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#881663 - 15.11.12 08:14
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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3.8.2011 96,2 km
Am nächsten Morgen verpacken wir erstmalig unser Reisegepäck radfertig und brechen im Nieselregen auf. Zu unserer Überraschung müssen wir fast 30 € bezahlen. Unser erster Campingplatz bleibt glücklicherweise der kostspieligste der Reise. Schnell sind wir wieder in Wertheim. Ein Regenguss treibt uns gleich mal in ein Einkaufszentrum, wo wir die Tageseinkäufe erledigen und frühstücken gemütlich im Trockenen. Den Tag über nieselt es mehr oder weniger durchgängig.
Wir sehen uns zunächst Wertheim noch einmal im Licht an, besuchen die Kirchen und treffen auf diverse Radfahrergruppen, die wohl auch tauberaufwärts aufbrechen wollen. Wir sind schon oft hier gewesen, aber immer auf die letzte Minute.
Den Tauberradweg finden wir leicht. Es geht über sanfte Hügel immer in Richtung Fluss. Ein Stückchen nehmen wir auch die kaum befahrene Straße. Mein Mann hat Probleme mit seinem Fahrrad. Ein Pedal knackt besorgniserregend. Es verschlimmert sich schnell. Wir fahren langsam. Trotzdem wird es schlimmer. Wir rätseln, was das wohl sein kann und wie weit wir noch kommen werden.
Erst einmal kommen wir jedenfalls zum Kloster Bronnbach, das im Gegensatz zu unseren bisherigen Besuchen tatsächlich auch geöffnet hat. Wir sehen uns die Kirche an, laufen durch den Kreuzgang und besuchen einen sehr schönen Saal im Obergeschoss. Bei der anschließenden Außen-Umrundung kommen wir an einem Zelt vorbei, in dem es Kaffee und Kuchen gibt.
Weiter geht es auf und ab durch die Hügel. Bei der Einfahrt nach Tauberbischofsheim kommen wir an einem großen Fahrradladen mit Werkstatt vorbei. Der dortige Mechaniker tauscht die Pedale aus – und schon knackt nichts mehr. Die Kosten sind gering, die Leute sehr hilfsbereit und sachkundig. So können wir uns in Ruhe die Innenstadt ansehen, einschl. Schloss mit einem idyllischen Platz davor.
In Distelhausen besuchen wir die Wolfgangskapelle und verlassen kurz darauf den Tauber-Radweg in Richtung Gerlachsheim. Wir machen einen kurzen Stopp, um einen Blick auf das dortige Kloster zu werfen und fahren dann den Grünbach aufwärts. Wir wollen in Grünsfeld die dortige Oktogonkapelle St. Achatius besuchen. Grünsfeld finden wir problemlos, allerdings gibt es diverse Ortsteile. Die Kapelle steht natürlich ganz oben. Im Ortsteil Grünsfeldhausen. Schließlich finden wir hin. Die Kapelle steht drei Meter tiefer als das heutige Niveau. Nach einer ausführlichen Besichtigung machen wir ein Picknick neben dran.
Weiter geht es durch die Berge Richtung Wittighausen. Auch hier gibt es eine romanische Kapelle. Zunächst einmal besuchen wir die barocke, von Balthasar Neumann erbaute Kirche in Unterwittighausen und ihre Riemenschneider-Werke. Die romanische Kapelle liegt natürlich in Oberwittighausen. Na gut, nicht in, eher über dem Ort. Bei dem Versuch, Höhenmeter zu sparen, verirren wir uns auf einer Koppel und schieben am Ende doch endlos die Räder die Straße hoch. Ober angekommen finden wir einen Zettel, der uns auffordert, den Schlüssel unten im Ort im Pfarrhaus abzuholen. Also sitzen wir lieber ein Weilchen auf der Bank um die riesige Linde vor dem sehr originellen romanischen Portal, genießen die Aussicht und sehen uns die Kapelle von außen an.
Nun geht es weiter Richtung Weikersheim. Dort oder in der Nähe wollen wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Wir überqueren weitere Hügelketten und genießen schließlich eine lange Abfahrt zur Tauber. Der Himmel verfärbt sich immer abenteuerlicher. Als wir Weikersheim erreichen, fängt es an zu donnern und zu blitzen. Wir erreichen noch den Marktplatz und retten uns mit einem Satz in eine Gaststätte. Wortwörtlich. Da wir keine Regenüberzüge über den Taschen haben, springen wir samt Rädern durch den Eingang in den Flur. Dann bricht eine wahre Sintflut los. Sowas nennt man Laufkundschaft. Die Gaststätte ist voll davon. Wir setzen uns an einen Tisch zu einem netten Mann, der mit dem E-Bike unterwegs ist und hier auch übernachten will. Wir essen Hirsch. Versteht sich. Wir trocknen und tauschen unsere Reisepläne aus. Der E-Biker ist auf dem Weg nach Füssen. Will aber Teile der Strecke mit dem Zug fahren. Mit seinem Garmin finden wir heraus, dass es in der Nähe einen Campingplatz gibt. Leider reicht die Batterie nicht mehr aus, um genau festzustellen, wo. Als wir also schließlich im Dunklen aufbrechen, verfahren wir uns gleich erstmal, finden aber am Ende doch hin. Es regnet immer noch und natürlich ist der Platz auch schon geschlossen. Davon lassen wir uns sonst nicht abhalten. Mit dem Fahrrad kann man die Schlagbäume meist umfahren. Hier nicht. Ein Camper öffnet uns den Schlagbaum. Für das Sanitärgebäude braucht man jedoch einen Schlüssel. Duschen fällt also aus. Wir bauen unser Zelt auf, finden heraus, dass man den Raum mit den Küchenspülen betreten kann und waschen uns dort. Der Regen prasselt auf das Zelt. Wir sind müde.
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#881976 - 16.11.12 05:37
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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4.8.2011 44,2 km
Am Morgen regnet es nur noch leicht. Wir checken offiziell ein und können nun auch genüsslich duschen. Das Gebäude ist neu renoviert und zwar sehr schön. Es gibt auch überdachte Sitzplätze zum Frühstück. Leider stellen wir fest, dass unser Benzinkocher nicht funktioniert. Also wird es nichts mit dem Kaffee zum Frühstück.
Zurück in Weikersheim fahren wir eine Runde mit dem Fahrrad und landen dabei im sehr schönen, barocken Schlossgarten. Wir besichtigen das Schloss, in dem es verschiedene barocke und Renaissance-Räume zu sehen gibt.
Weiter die Tauber entlang kommen wir nach Tauberrettersheim mit der schönsten Bogenbrücke am Fluss. Erbaut von Balthasar Neumann. Tatsächlich eine sehr hübsche Ecke. Wir fahren durch Röttingen mit seiner historischen Altstadt.
Nun wird es grüner. Die Hügel werden höher. Wir befahren lange Schotterstrecken. Ich bin froh, nicht mein Stadt-Rad genommen zu haben. Das hätte hier schon Schwierigkeiten wegen seiner schmalen Reifen. Aber die Natur ist wunderschön. Wir erreichen Creglingen. Ein hübsches Örtchen mit netten Kneipen, aber wir fahren erst einmal durch und quälen uns den Berg hoch zur Herrgottskirche mit ihren Riemenschneider-Altären. Die Anstrengung lohnt sich. Natürlich scheint bergauf auch gleich die Sonne kräftig, während es sonst immer mal nieselt. So stellt man sich das vor. Zurück in Creglingen bummeln wir durch die Gassen und kaufen in einer Bäckerei Himbeerkuchen mit Sahne und zwei Becher Kaffee. Die Wespen brummen um uns herum.
Das letzte Stück nach Rothenburg ist reichlich hügelig. Immer wieder geht es steil auf und ab. Von oben hat man einen schönen Blick, muss sich den aber hart erkämpfen. Die Abfahrten sind schnell vorbei. Mein Fahrrad lässt sich immer schlechter bis gar nicht mehr schalten. So schiebe ich viel.
Kurz vor fünf kommen wir nach Detwang, so dass wir gerade noch die dortige Kirche St. Peter und Paul mit ihrem Riemenschneider besichtigen können. Eine schöne Kirche in einem engen Tal. Wir trennen uns nur ungern, man will aber schließen. All diese Neumann/Riemenschneider-Bauten erinnern mich stark an meine Tour den Main entlang vom letzten Jahr. Aber nun ist Schluss damit.
Zwei Campingplätze liegen direkt nebeneinander. Rothenburg thront oben über dem Tal. Keiner von uns will da hoch, um etwas einzukaufen. Glücklicherweise gibt es einen kleinen Laden auf dem Platz. An der Einfahrt treffen wir auf ein gleichzeitig eintreffendes holländisches Ehepaar. Wir bauen unsere Zelte nebeneinander auf. Auf der anderen Seite steht ein weiteres Hilleberg-Zelt. Unser Zelt ist klatschnass und muss erst einmal trocken. So duschen wir zunächst. Und quatschen ein bisschen mit den Holländern, die auf ihren Fahrrädern Stühle dabei haben, wie wir beeindruckt feststellen. Leider gibt es für stuhllose Radfahrer wie uns hier keinerlei Sitzgelegenheiten. Die Holländer folgen dem Limes.
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#882284 - 17.11.12 09:07
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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Die Entfernungsangabe oben kann ich nicht korrigieren. Wie wir alle wissen. Bitte eine 3 wegdenken.
5.8.2011 75,7 km
Morgens packen wir im Regen und beschließen unterwegs zu frühstücken. Es gibt keine Sitzgelegenheiten und keine Unterstellmöglichkeit. Der Campingplatzbetreiber erklärt uns noch, wie wir Rothenburg umfahren können, um uns den Aufstieg dorthin zu ersparen. Rothenburg kennen wir schon. Anscheinend biegen wir aber irgendwo falsch ab und landen doch in der Innenstadt. Dort frühstücken wir erst einmal. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen und es wird schnell warm.
Um an die Altmühl zu kommen, müssen wir die Wasserscheide zwischen Main und Donau überschreiten. Also jetzt die Fränkische Höhe überqueren. Am Ortseingang von Neusitz verlässt der Radweg die Autostraße, um durch den Ort eine Schleife zu legen, um die Steigung etwas zu mildern. Am Ortsausgang biegen wir links ab und es geht etwas sanfter bergauf an zwei Seen entlang. Vor uns sehen wir zwei andere Radlergruppen. Beide schieben. Zuerst überholen wir noch fahrend drei ältere Holländer, die sich den Berg hinaufquälen. Die beiden jüngeren Leute haben das kurz vorher auch getan. Schließlich schieben wir auch. Es wird steiler und steiler. Oben hören wir die Autostraße. Bis dahin geht die Steigung. Wir kommen um eine Kurve. Dort sitzen die beiden anderen völlig ausgepumpt auf einer Bank. Wir schieben weiter. Gerade mal so bekommen wir die Räder den Berg hoch.
Dafür geht es auf der anderen Seite fröhlich bergab. Die Gegend wird jetzt sehr flach. Man sieht nur vereinzelte Hügel. Aber wir sind unübersehbar in Bayern angekommen. Wir fahren durch Wiesen und Felder auf Colmberg mit seiner Burg zu. Kurz vor dem Ort treffen wir zum ersten Mal auf die Altmühl, die hier noch ganz schmal ist, um ihr von nun ab bis an die Donau zu folgen.
In einem der kleinen Orte kommen wir an einem Supermarkt vorbei und kaufen uns Proviant. Leider werde ich auf dem Parkplatz von einer Wespe gestochen. Das verheißt nichts Gutes. Der Stich fängt bald darauf an anzuschwellen.
Nachdem wir Leutershausen passiert haben, fahren wir durch eine weite Flussaue auf Herrieden mit seinen vielen Störchen zu. Nach Unterquerung der Autobahn sehen wir viele davon auf einer Feuchtwiese stehen. Über die Altmühlbrücke durch ein Stadttor erreichen wir die Altstadt von Herrieden. Auf dem Marktplatz machen wir Rast auf einer Bank. Rundum auf den historischen Gebäuden gibt es Storchennester. Auf einigen thronen Störche und lassen sich fotografieren. Wir sind nicht die einzigen Radler hier. Als mal wieder ein Wolkenbruch herunterkommt, flüchten wir alle unter die Überdachung der Bushaltestelle. Es kommen noch mehr dazu.
Als der Regen schwächer wird, packen wir unser Regenzeug aus und fahren weiter. Wir wollen noch bis an den Altmühlsee. Das ist noch ein Stückchen. Noch einmal müssen wir uns unter eine Baumgruppe flüchten, als der Regen wieder Rekordstärke erreicht. Es blitzt und donnert. Wieder sind wir dort nicht allein. Der Baum hält den Regen kaum ab. Aber im Stehen kann man das Regencape so hängen, dass man darunter relativ trocken bleibt. Schließlich geht es weiter. Der Regen wird langsam weniger und hört schließlich auf. Mal mehr mal weniger nahe der Altmühl geht es weiter bis nach Ornbau. Wir durchqueren den idyllischen Ort und treffen am Ortsausgang wieder auf die Altmühl, die sich hier langsam verbreitert. Wir sind kurz vor dem Beginn des Altmühl-Sees. Am Beginn des Sees kehren wir in einer sehr idyllischen Gaststätte direkt am Wasser ein. Die Sonne scheint. So könnte man sitzen bleiben.
Wir fahren den See entlang, dessen Ufer aus Naturschutzgründen nicht besonders zugänglich ist. Immerhin hat man eine weite Aussicht über das Wasser. Wir möchten eigentlich baden, finden aber nicht so richtig einen geeigneten Platz dafür. Also landen wir erst einmal auf einem Campingplatz bei Gunzenhausen. Das ist auch besser so, da das Zelt sehr nass ist. Wir bauen erst einmal das Überzelt zum Trocknen auf und hängen das Innenzelt in die Sonne. Auf dem Platz gibt es weniger Radfahrer, als die üblichen Urlauber mit Wohnwagen und Badezeug. Deshalb auch keine Infrastruktur für Radler. Um uns mal ein bisschen hinzusetzen, gehen wir in den Platz-Biergarten. Immerhin gibt es dort W-Lan. Nicht schlecht, da können wir mal gucken, was zu Hause los ist. Wir duschen, bauen das Zelt fertig auf und gehen zurück in den Biergarten. Der Himmel zieht sich dramatisch zu. Es blitzt und donnert. Ein Weilchen scheint es so, als zöge das Gewitter vorüber aber schließlich bricht es doch los. Der Regen ist so stark, dass wir an der Hauswand stehen und keine Möglichkeit sehen, die Tür ins Innere des Gebäudes zu erreichen. Die Wasserfluten sind spektakulär.
Als wir zurück zu unserem Zelt können, ist es schon dunkel. Praktisch, ins trockene zelt kriechen zu können. So geht es nicht allen…..
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#882312 - 17.11.12 11:21
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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Hallo Fricka,
wir waren schon mehrmals auf dem Campingplatz von Wertheim und er wird offensichtlich immer schlimmer. Auch zuletzt 2009, wie Ihr auf dem letzten Fleck Rasen und nicht gemäht, Duschen runtergekommen, Duschkopf defekt und einfach unverschämt teuer.
Das hatte ich den Besitzern damals auch gesagt, aber sie meinten nur, dass sie daran nichts ändern können, da sie einer Campingplatzkette angehören.
Ansonsten bin ich gespannt wie es weiter geht. Bisher sind wir die gleiche Strecke gefahren.
Gruß Renata
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#882333 - 17.11.12 13:19
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Rennrädle]
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Hallo!
Bei dem angesprochenem Campingplatz handelt es sich wohl um den AZUR-Wertheim. Daneben gibt es in Taubernähe noch einen weiteren: Forelle Wertheim. Ich meide AZUR-Plätze nach Möglichkeit. Sie liegen im Preis immer einige Euros über dem regionalen Durchschnitt, sind gelegentlich ungepflegt. AZUR-Wertheim kostete 2012 in der Saison B für einen Radfahrer mit Zelt für eine Nacht 11,50 Euro. Ob Kosten für Kurtaxe und Duschmarke fällig werden, geht aus der Preisliste nicht hervor.
In dieser Gegend nehme ich den Campingpark Wertheim-Bettingen am Main.
AZUR scheint zu reagieren. Ich habe heuer auf zwei (relativ teuren) AZUR-Plätzen festgestellt, dass das Personal gewechselt hatte, und Sanierungen vorgenommen worden waren. Mir wurde bestätigt, dass zuletzt die Übernachtungszahlen rückläufig waren.
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Geändert von Wendekreis (17.11.12 13:22) |
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#882342 - 17.11.12 13:43
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Wendekreis]
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Wir werden den auch in Zukunft vermeiden. In der Ecke gibt es einige Alternativen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sollte schon in etwa stimmig sein. Sonst verärgert man die Besucher.
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#882440 - 18.11.12 07:59
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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4.8.2011 44,2 km
Am Morgen regnet es nur noch leicht. Wir checken offiziell ein und können nun auch genüsslich duschen. Das Gebäude ist neu renoviert und zwar sehr schön. Es gibt auch überdachte Sitzplätze zum Frühstück. Leider stellen wir fest, dass unser Benzinkocher nicht funktioniert. Also wird es nichts mit dem Kaffee zum Frühstück.
Zurück in Weikersheim fahren wir eine Runde mit dem Fahrrad und landen dabei im sehr schönen, barocken Schlossgarten. Wir besichtigen das Schloss, in dem es verschiedene barocke und Renaissance-Räume zu sehen gibt.
Weiter die Tauber entlang kommen wir nach Tauberrettersheim mit der schönsten Bogenbrücke am Fluss. Erbaut von Balthasar Neumann. Tatsächlich eine sehr hübsche Ecke. Wir fahren durch Röttingen mit seiner historischen Altstadt.
Nun wird es grüner. Die Hügel werden höher. Wir befahren lange Schotterstrecken. Ich bin froh, nicht mein leichtes Rad genommen zu haben. Das hätte hier schon Schwierigkeiten wegen seiner schmalen Reifen. Aber die Natur ist wunderschön. Wir erreichen Creglingen. Ein hübsches Örtchen mit netten Kneipen, aber wir fahren erst einmal durch und quälen uns den Berg hoch zur Herrgottskirche mit ihren Riemenschneider-Altären. Die Anstrengung lohnt sich. Natürlich scheint bergauf auch gleich die Sonne kräftig, während es sonst immer mal nieselt. So stellt man sich das vor. Zurück in Creglingen bummeln wir durch die Gassen und kaufen in einer Bäckerei Himbeerkuchen mit Sahne und zwei Becher Kaffee. Die Wespen brummen um uns herum.
Das letzte Stück nach Rothenburg ist reichlich hügelig. Immer wieder geht es steil auf und ab. Von oben hat man einen schönen Blick, muss sich den aber hart erkämpfen. Die Abfahrten sind schnell vorbei. Mein Fahrrad lässt sich immer schlechter bis gar nicht mehr schalten. So schiebe ich viel.
Kurz vor fünf kommen wir nach Detwang, so dass wir gerade noch die dortige Kirche St. Peter und Paul mit ihrem Riemenschneider besichtigen können. Eine schöne Kirche in einem engen Tal. Wir trennen uns nur ungern, man will aber schließen. Zwei Campingplätze liegen direkt nebeneinander. Rothenburg thront oben über dem Tal. Keiner von uns will da hoch, um etwas einzukaufen. Glücklicherweise gibt es einen kleinen Laden. An der Einfahrt treffen wir auf ein gleichzeitig eintreffendes holländisches Ehepaar. Wir bauen unsere Zelte nebeneinander auf. Auf der anderen Seite steht ein weiteres Hilleberg-Zelt. Unser Zelt ist klatschnass und muss erst einmal trocken. So duschen wir zunächst. Und quatschen ein bisschen mit den Holländern, die auf ihren Fahrrädern Stühle dabei haben, wie wir beeindruckt feststellen. Leider gibt es für stuhllose Radfahrer wie uns hier keinerlei Sitzgelegenheiten. Die Holländer folgen dem Limes.
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#882443 - 18.11.12 08:24
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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...Zurück in Weikersheim ... Von Gunzenhausen nach Weikersheim ist nicht gerade ein Katzensprung. Diese neuerlich gebrachte Episode hatten wir schon am 16.11.
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#882444 - 18.11.12 08:25
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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Hallo Fricka, schöner Bericht! Wobei der letzte Eintrag nach einem Dejavu klingt Die Tauber und die Altmühl hab' ich für nächstes Frühjahr auch auf dem Schirm.
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#882449 - 18.11.12 08:39
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Wendekreis]
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Hoppla, da habe ich mich vertan...also neuer Versuch:
6.8.2011 66,7 km
Morgens frühstücken wir in Gunzenhausen. Die Sonne scheint. Ein Blasorchester spielt. Wochenendstimmung. Wir radeln kreuz und quer durch den Ort und statten den Kirchen einen Besuch ab.
Nun wird es anstrengend. Der Radweg führt entlang einer Bahnlinie endlos geradeaus durch eine weite Ebene. Der Schotter nimmt kein Ende. Ab und zu regnet es. Der Wind kommt gerne mal von vorne. Ein Abstecher nach Marktberolzheim bringt auch keinen Unterhaltungswert und alle Läden dort haben geschlossen. So freuen wir uns, als vor Treuchtlingen endlich wieder Berge in Sicht kommen.
Zunächst einmal biegen wir in Graben Richtung Karlsgraben ab. Karl der Große wollte hier einen Kanal zwischen Altmühl (Donau) und Rezat (Main) graben. Hierzu waren zwei Kilometer und 10 Höhenmeter zu überwinden. Das Vorhaben blieb unvollendet. Aber es gibt noch einen netten Graben-Beginn zu bewundern. Mit Museum und reichlich Informationstafeln. Wir sitzen ein Weilchen am Wasser.
Am Altmühl-Ufer entlang schottern wir nach Treuchtlingen und kehren zunächst mal in einer Art Schnellimbiss im Grünen ein. Kaum sitzen wir dort, tauchen die Holländer aus Rothenburg auf und setzen sich zu uns. Sie haben am Altmühlsee auf einem anderen Campingplatz übernachtet. Wir durchqueren Treuchtlingen gemeinsam und gehen in einem Netto-Markt einkaufen. Das Übliche: Salat, Brötchen, Käse, Kochschinken, Salatgurke. Und natürlich Wasser.
Hinter Treuchtlingen hat sich die Landschaft tatsächlich wieder zu ihrem Vorteil verändert. Das Tal ist eng und idyllisch grün geworden. Der Radweg hält sich dicht an den Fluss. Es geht auf Pappenheim zu. Schon von weitem thront der Ort über seiner Flussschlinge. Leider ist nun Samstag-Nachmittag und alles geschlossen. Leider. Denn der Wespenstich ist bedrohlich angeschwollen. Das Bein ist fast auf doppelten Durchmesser angewachsen. Glück im Unglück. Wir kommen an einer Apotheke mit Notdienst vorbei. Der Apotheker guckt auf das Bein und reicht mir eine Tube mit Cortisonsalbe. Mehr könne man da nicht machen.
Auf der Altmühl herrscht fröhlicher Wochenendbetrieb. Überall sind Kanus unterwegs. Boote werden ein- und ausgesetzt. In Solnhofen besichtigen wir die Sola Basilika. Überall über dem Tal sieht man die schroffen steilen Felsen. Hinter Solnhofen zum Beispiel die „Zwölf Apostel“. An vielen davon klettern Bergsteiger. Die Wespen summen und die Schwellung an meinem Bein beginnt, eine gelbe Schmiere abzusondern. Das sieht gefährlich aus. Ab und an muss ich absteigen, um es abzuwischen. Ich kann das Bein kaum noch beugen, was das Radfahren ziemlich schwierig macht. Die Schmerzen sind erheblich.
Die Altmühl entlang passieren wir Dollnstein. Hier herrscht ein unglaubliches Kanu-Gewimmel. Der Campingplatz ist völlig überfüllt und so beschließen wir weiter bis Breitenfurt zu fahren, wo unsere Karte noch einen verzeichnet. Wir suchen dort im wieder einsetzenden Regen ein bisschen herum und finden schließlich einen geräumigen Garten mit einer Hütte als Sanitärgebäude. Der Platz füllt sich schnell. Es kommen ständig große Gruppen mit Kanus und Begleitfahrzeugen. Schließlich finden alle Platz. Unsere Nachbarn haben die Zeltstangen vergessen und müssen im Auto schlafen. Mein Bein sieht böse aus. Man rät mir zu einem Umschlag aus Spitzwegerich. Dort wächst aber keiner. Es gibt zwei Toiletten und zwei Duschen mit Münzeinwurf. In der Dusche regnet es von oben.
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#882757 - 19.11.12 07:44
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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7.8.2011 88,8 km
Am nächsten Morgen regnet es unvermindert stark. Die anderen Gruppen beschließen, ihre Touren abzubrechen. Ob sie nun zu Lande oder zu Wasser unterwegs sind. Für uns kommt das natürlich nicht in Frage. Wir packen unseren nassen Kram zusammen, können unter einem Vordach frühstücken und fahren in voller Regenausstattung los in Richtung Eichstätt.
Es regnet in Strömen. Wir parken unsere Fahrräder und besuchen den Dom, in dem sonntagsbedingt gerade eine Messe stattfindet. Anschließend gehen wir in das Museum. Auch nachdem wir dort so lange wie möglich alle Abteilungen besehen haben, regnet es weiterhin. Wir überlegen, irgendwo zum Essen einzukehren. Als wir über den Residenzplatz fahren, reißt meine Kette. Toll. Wir entladen das Rad und stellen es auf den Kopf auf einen Steinsockel. Die Versuche, die Kette zu nieten, scheitern. Mein Mann macht sich auf den Weg zur Fahrradvermietung, um zu gucken, ob man dort eine Kette bekommen kann. Ich setze mich auf eine Bank nebendran und bewache das Gepäck. Eine Großfamilie erscheint. Offensichtlich halten sie mein Fahrrad für ein Kunstwerk und fotografieren es von allen Seiten. Der Vater erklärt den Kindern, was der Künstler uns damit wohl sagen will. Als sie anfangen wollen, an dem Rad herumzuspielen, oute ich mich und erkläre ihnen sie Situation. Zwischenzeitlich trudeln zwei Bergsteiger auf Fahrrädern ein und bieten ihre Hilfe an. Aber gerne doch. Sie packen ihr Werkzeug aus. Mein Mann kommt ohne Kette zurück. Mit vereinten Kräften und vereintem Werkzeug gelingt die Reparatur.
Jetzt haben wir genug von Eichstätt und machen uns wieder auf den Weg. Mein Bein sieht schlimm aus. Die Strecke entlang der Altmühl ist idyllisch. Im Dauerregen aber nicht so wirklich reizvoll. Es geht teilweise stark bergauf und bergab. Meistens auf Schotter. Mehrmals müssen wir uns unterstellen, weil der Dauerregen in einen Wolkenbruch übergeht. In Beilngries verlässt der Radweg die Altmühl und führt uns durch die Innenstadt. Schloss Hirschberg, hoch oben auf dem Berg, besichtigen wir lieber von unten. Aber in der Innenstadt machen wir halt bei einer Eisdiele.
In Dietfurt überqueren wir zum ersten mal den Main-Donau-Kanal, in den die Altmühl hier „mündet“. Wir kaufen uns Proviant und vor allem Wasser an einer Tankstelle am Ortseingang und statten auch hier der Innenstadt einen Besuch ab. Am Ortsausgang weigern wir uns, den steilen Abstecher in die Hügel zu unternehmen, den Bikeline befiehlt, sondern folgen lieber dem Kanal und bleiben in der Ebene. Jetzt wird es noch ländlicher. Der Kanal liegt ruhig da. Kein Schiff ist zu sehen. Die Ufer blühen rot. Die Wiesen sind grün. Oben auf den Bergen gibt es Burgen und Schlösser. Unten mehrere „Archäologie-Parks“ mit Rekonstruktionen passend zu den Ausgrabungen entlang des Limes. Und es regnet auch nur noch leicht.
Auf Riedenburg zu, wo es einen Campingplatz gibt, fahren wir an einer riesigen, aber völlig verlassenen Schleuse vorbei. Es ist schon spät. Wir erwischen gerade noch jemanden an der Platz-Rezeption und können uns so noch etwas zu trinken kaufen. Wir sind ziemlich müde und setzen uns gleich erst einmal auf die Stühle an der Einfahrt in den Regen, um etwas zu Atem zu kommen. Wir sind so nass, dass es darauf nicht mehr ankommt.
Anschließend fahren wir auf die Radler-Wiese und treffen dort „unsere“ Holländer mal wieder. Daneben das Zelt eines weiteren Holländers. Der Platz bietet reichlich nette Angebote für Radfahrer. Einen Sonnenschirm für jeden, mit Tisch und Stühlen darunter im Trockenen. Fahrradständer mit Überdachung, unter der wir gleich alle unsere nassen Sachen zum Trocknen aufhängen. Das Sanitärgebäude ist dagegen recht rustikal. Leider ist es schon zu spät, noch irgendwo etwas zu essen zu bekommen.
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#883057 - 20.11.12 07:43
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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Beiträge: 3.848
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8.8.211 107,7 km
Am nächsten Morgen scheint überraschenderweise die Sonne. Alle hängen ihre nassen Sachen zum Trocknen auf. Sogar das Zelt trocknet mal wieder ab. Leider haben wir nichts mehr dabei, was man zum Frühstück benutzen könnte, packen also zusammen und fahren gleich mal den nächsten Supermarkt an. Die Holländer sind schon früh los. Sie wollen bis Regensburg und dort einen Ruhetag einlegen.
Wir schottern weiter den Main-Donaukanal entlang. Die Sonne scheint. Es ist grün. Oben auf den Bergen stehen Burgen. Wir fahren ein Stück den unter Denkmalschutz stehenden alten Kanal entlang. Und überqueren auf dem Tatzelwurm den neuen. Nach einem kurzen Blick auf die Befreiungshalle oben auf dem Berg und einem weiteren über Kelheim biegen wir in den Donau-Radweg ein.
Die Donau ist ein ganz anderes Kaliber Fluss. Breit liegt sie da. Eine Unmenge an Wasser und Fluten. Allzuviele Schiffe treffen wir aber auch hier nicht an. Bei einer Umleitung verlieren wir gleich erst einmal den Radweg, kurven ein bisschen durch das Gelände, verpassen die Brücke und bleiben auf der linken Seite, so dass wir ein Stück Straße fahren müssen. Wir überqueren die Donau bei Bad Abbach und fahren eine kurze Runde durch den hübschen Ort, der aber gerade im wesentlichen aus einer Baustelle besteht. Die Donau wendet sich jetzt erst einmal, munter Schleifen ziehend, nach Norden, was uns Gegenwind beschert. Wir müssen uns ordentlich ins Zeug legen, während wir an Oberndorf vorbeiradeln. Immer auf dem Deich entlang. Es geht jetzt fühlbar auf Regensburg zu. Die Stadt ist groß. Wir kreuzen Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen. In Prüfening versuchen wir eine Gaststätte zu finden, da wir Hunger haben. Die menschenleeren Biergärten sehen aber ungemütlich aus. Weiter geht es in Richtung Innenstadt. Am Ufer befindet sich jetzt eine Art Park mit Seen, Kleingartensiedlungen, Campingplätzen und Sportanlagen. Wir finden ein nettes Kleingartenrestaurant und essen sehr gut. Allerdings herrscht soviel Wind, dass von oben ständig Blätter auf die Teller fallen.
Die Regensburger Innenstadt ist belebt wie immer. Wir schaffen es kaum, unsere Räder durch das Gedrängel zu schieben. Schließlich stellen wir sie auf einem Plätzchen ab, an dem bereits viele Fahrräder mit und ohne Gepäck stehen. Ein bisschen mulmig ist uns immer, wenn wir das tun. Das Gepäck ist doch sehr leicht zugänglich. Wir suchen in einer Buchhandlung nach Karten und Reiseführern, gehen in den Dom. Und besehen die vielen hübschen Läden. Schließlich beschließen wir, weiterzufahren. Es ist noch früh genug, um noch ein ordentliches Stückchen zu schaffen. Allerdings sieht es nach Gewitter aus. Und der Wind bläst ordentlich. Wir überqueren zunächst mal die Donau auf der Steinernen Brücke und kommen durch ein Gewerbegebiet mit den einschlägigen Supermärkten, wo wir uns mit Proviant für den Abend eindecken.
Das Wetter sieht dramatisch aus. Wir haben jetzt starken Rückenwind und treten kräftig in die Pedale. Die Strecke ist relativ einsam. Wir kommen selten durch Orte. Meist geht es auf dem Deich entlang oder unten daneben. Ab und zu tröpfelt es. Ein stärkerer Guß treibt uns in eine Wallfahrtskirche. Bald kommen wir auf Wörth zu, stellen aber fest, dass es hier keinen Campingplatz gibt. Wir müssen weiter bis Straubing. Das ist noch ein Stück. Also weiter. Der Weg verläuft jetzt weiter von der Donau entfernt. Er schneidet einige Donauschlingen und Altarme ab, indem er sich nah an die Autobahn hält. Das ist nicht besonders idyllisch und ziemlich anstrengend für die Ohren. Wir sind froh, als der Weg durch Pondorf zurück an den Fluss führt.
Vor Straubing biegen wir nach Sossau ab, um den Campingplatz zu finden. Die Donau teilt sich hier in zwei Arme auf mit einer Insel dazwischen. Darauf liegt der Platz. Das letzte Stück fahren wir eine stark befahrene Autostraße entlang, die über den einen Flussarm führt. Der Campingplatz ist leicht zu finden und sieht sehr ordentlich aus. Es gibt ein kleines Restaurant am Empfang und ein neues Sanitärgebäude. Auf der Zeltwiese stehen schon etliche Zelte mit Fahrrädern daneben. Wir bauen im Dunkeln unser Zelt neben einem anderen größeren Hilleberg-Zelt auf. Dessen Bewohner sind auf Rädern unterwegs in Richtung Rumänien. Tische und Bänke erlauben ein gemütliches Abendessen während die Nachbarn schon im Bett sind.
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#883431 - 21.11.12 07:47
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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9.8.2011 107.1 km
Bevor es weitergeht, sehen wir uns erst einmal Straubing an. In einem sehr großen Fahrradladen kaufen wir einen Ständer für mein Fahrrad, das ständig umfällt. In der Innenstadt gibt es mehrere interessante Kirchen, Reste einer Stadtbefestigung und die typisch bayrische zentrale, breite Fußgängerzone mit Rathaus in der Mitte und Tortürmen.
Zur Weiterfahrt überqueren wir wieder beide Donau-Arme und befinden uns dann in einer ähnlich weiten Landschaft wie gestern. Grüne Wiesen, Felder, einige wenige kleine Orte und Rückenwind. In Mariaposching sehen wir uns die Dorfkirche an. Es droht schon wieder ein Gewitter. Zunächst bleibt es aber ziemlich trocken. Vor Deggendorf unterqueren wir die Autobahn und fahren danach eine stark befahrene Straße entlang. Wir statten der Innenstadt einen Besuch ab. Sie ähnelt sehr der von Straubing, ist aber etwas bescheidener. Es ist rundum sehr bayrisch. Wir haben bereits die ganze Zeit einen guten Blick auf den Bayrischen Wald. Da müssen wir irgendwann rüber nach Tschechien. Sieht ziemlich hoch aus. Wir könnten in Deggendorf die Bahn nach Bayrisch Eisenstein nehmen, um uns den Aufstieg zu ersparen, beschließen aber tapfer weiterzufahren. Zunächst geht es mal wieder die Autobahn entlang.
Auf der anderen Flussseite sehen wir Vilshofen samt Campingplatz liegen, fahren aber weiter in Richtung Passau. Dort wollen wir morgen einen Ruhetag einlegen. Die Strecke zieht sich. Die Beine sind müde. Wir haben jetzt schon reichlich Strecke zurückgelegt. Auf Passau zu sieht das Wetter immer dramatischer aus. Wir versuchen dem Gewitter davonzufahren, werden daran aber von den Donauschleifen, denen wir folgen, gehindert. Wir fahren immer schneller. In Maierhof, kurz vor Passau, holt es uns ein. Ein unglaublicher Guss kommt von oben. Wir erreichen gerade noch eine überdachte Restaurant-Terrasse, schieben unsere Fahrräder drunter und bestellen uns ein xxl-Schnitzel. Eines. Davon werden wir beide sehr satt. Danach fahren wir weiter in Richtung Campingplatz, der auf unserer Donauseite liegt – gegenüber von Passau. Der Donau-Radweg führt auf der Stadtseite entlang. Die Straßen werden immer breiter und immer heftiger befahren. Die Strecke zieht sich. Zudem wird es dunkel. Schließlich kommen wir an der Ilz-Mündung an, fahren durch einen Tunnel und sind kurz darauf am Campingplatz.
Dort herrscht ein unglaublicher Betrieb. Unmengen von Fahrrädern. Und die Wiese steht so gut wie unter Wasser. Gut, dass unser Zelt von unten schön dicht ist. Aber das Überqueren der Wiese zu Fuß im Dunkeln ist nicht ganz einfach. Das Sanitärgebäude ist etwas sehr spartanisch. Aber darunter gibt es einen überdachten Raum mit Tischen und Bänken. Dort sitzen diverse Gruppen und Großfamilien beim Abendbrot.
10.8.2011 Ruhetag
Es regnet. Wir schlafen aus und waschen unsere Wäsche. Draußen gibt es eine Wäschespinne und in einer Regenpause hänge ich dort unsere Wäsche auf. Bald muss sie aber wieder unter Dach. Und wir nehmen die unbeladenen Räder und fahren hinüber nach Passau. Sowohl an der Donau als auch am Inn liegen die Kreuzfahrtschiffe. Am Donauufer finden wir erst einmal ein Fahrradgeschäft und kaufen mal wieder einen Ständer für mein Fahrrad. Dem aus Straubing fehlen ein paar entscheidende Befestigungsteile. Wir laufen durch die Altstadt, gucken uns St. Severin und den Dom an. An Inn und Donau laufen wir einmal rund um die Altstadt. Und schließlich kehren wir bei McDonalds ein, um ins Internet zu gehen. Auf den Campingplatz zurückgekehrt, holen wir uns zwei Stühle zum Zelt, kochen dort ein bisschen, trinken ein Glas Wein und sehen dem Sonnenuntergang und den Kajaks auf der Ilz zu.
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#883769 - 22.11.12 08:35
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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11.8.2011 78 km
Ausgeruht brechen wir auf, das letzte Stück an der Donau vor dem Aufstieg auf den Böhmer Wald zurückzulegen. Zuerst einmal fahren wir nach Passau, um einzukaufen und knapp 5 kg nicht mehr nötige Bikelines, den Benzinkocher und verschiedene andere entbehrliche Dinge zurückzuschicken. Nach einer Tasse Kaffee bei McDonalds(wegen Internet) brechen wir auf.
Die Strecke an der Donau entlang ist jetzt sehr schön. Das Tal ist eng. Kurz hinter Passau treffen wir auf unsere Holländer. Wir überqueren zusammen die Grenze nach Österreich. „Radfahrer werden per Induktionsschlinge gezählt.“ Erklärt ein Schild. Es sind unglaublich viele davon unterwegs. Der Weg ist glatt asphaltiert und breit. Die Sonne scheint. Ein schöner Radfahr-Tag. Wir fahren an einer „Fahrrad-Klinik“ vorbei. Kettenöl für die Holländer ist dort aber nicht zu bekommen.
Zum Beginn der Schlögener Schlinge endet der Fahrweg. Alle müssen mit einer Fahrradfähre an das andere Ufer, weil auf der bisherigen Seite ein Naturschutzgebiet beginnt. Die Schlinge, an der die Donau eine 180-Grad-Wende macht, ist wunderschön anzusehen. Ein kleines Bootchen lädt dutzendweise Fahrräder und ihre Fahrer und überquert wild schaukelnd den Fluss. Drüben am Anleger ist eine Gaststätte mit Aussichtsterrasse. Wir gönnen uns ein Eis. Die Aussicht ist einfach toll. Die Holländer sind verschwunden. Nun auf Nimmerwiedersehen. Denn nun ist es nicht mehr weit bis Obermühl, wo wir abbiegen wollen, um den Böhmerwald zu überqueren. Obermühl liegt auf der anderen Donauseite. Eine Fähre bringt uns zurück. Die Berge türmen sich hoch auf.
Eigentlich wollten wir in Obermühl übernachten. Zumal es zwischen dort und dem Lipno-Stausee laut Bikeline keine Campingplätze gibt. Trotzdem scheint es uns eine gute Idee zu sein, den Aufstieg zur tschechischen Grenze auf zwei Tage zu verteilen. Zwischen zwei Bergen gibt es eine Kerbe, wo die Mühl herunterkommt. Hier biegen wir ab, um einer Straße nach oben zu folgen. Wir treten tapfer in die Pedale. Meine Schaltung ist schlecht eingestellt. Ab und zu springt die Kette. Die Berggänge sind nicht zugänglich. Aber ein ganzes Weilchen geht es ganz gut. Kurve um Kurve schrauben wir uns nach oben. Ab und zu kommen Fahrräder von oben heruntergerauscht. An der Mühl liegt eine Sägemühle an der anderen.
Fahrend und schiebend kommen wir nach Hühnergeschrei. Ein toller Name für einen Ort. Da stehen ein paar Häuser, aber wir fotografieren natürlich das Ortsschild. Weiter geht es bergauf. Jedenfalls überwiegend. Die Aussicht ist schön. Auf jeden Berg folgt der nächste. Wir kommen trotz der Steigung gut voran. Und nachdem es sich erst so anfühlte, als müsse das Ende der Welt nahe sein, fällt die Straße auf Rohrbach zu ab. Wir kreuzen eine Bundestraße nach Passau und sind zurück in der Zivilisation. Vor Rohrbach gibt es ein Gewerbegebiet mit den einschlägigen Supermärkten. Uns fällt auf, dass wir hier in Österreich unsere Pfandflaschen nicht mehr loswerden. Dafür sind die neuen auch pfandfrei.
Aus Rohrbach heraus geht es steil bergauf. Und vom Tag ist nun eindeutig nicht mehr viel übrig. Bis an den Lipno-See werden wir nicht mehr kommen. In Fürling fragen wir eine Familie, die in ihrem Vorgarten beschäftigt ist, ob es irgendwo in der Nähe eine Campingmöglichkeit gibt. Klar. Aber deren Beschreibung ist ziemlich unübersichtlich. Autofahrer haben meist keine Vorstellung von den Möglichkeiten eines Radfahrers. Aber gut, was bleibt uns übrig. Andere Übernachtungsmöglichkeiten sind auch nicht im Angebot. Wir biegen also vom Moldau-Radweg ab und folgen der Beschreibung zur Furtmühle. Bald ist sie auch ausgeschildert. Inklusive Camping-Schild. Allerdings geht es nun endgültig gewaltig auf und ab. Vor allem natürlich ab. Wir werden all diese Höhenmeter morgen wieder hinauf müssen.
Die Furtmühle liegt unten an der Mühl. Tatsächlich ein sehr idyllischer Ort. Es gibt dort eine Gaststätte und einen Saal mit einem Stausee und einem Wehr daneben. Das Mühlrad produziert Strom. Wir fragen, ob man hier zelten könne, bezahlen ein paar Euro und bekommen dafür einen Schlüssel zum Bad. Am Bach neben ein paar Liegestühlen bauen wir unser Zelt auf. Die Badezimmer sind ausgesprochen luxuriös. Wir duschen erst einmal, trinken ein Bier in der Gaststätte, sitzen noch ein Weilchen am Bach und richten uns auf eine kalte Nacht ein. Tatsächlich wird es recht frisch in dieser Höhe. Dafür haben wir lange nicht mehr so ruhig übernachtet.
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#884139 - 23.11.12 08:06
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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12.8.2011 53,4 km
Als wir morgens am Bach frühstücken, ist es vorbei mit der Stille. Aus dem Saal dringt Marschmusik. Sound-Check. Ein älterer Mann kommt zu uns herüber und erzählt, dass es hier heute ein Vertriebenen-Treffen geben wird. Er selber gehöre auch dazu. Obwohl er in Deutschland geboren sei. Aber wie schön, dass die Grenze jetzt wieder offen ist. Er schlägt uns vor, statt zurück zur Bikeline-Strecke, nach St. Oswald zu fahren und dort über die Grenze. Da könne man einige Höhenmeter sparen. Und die eingesparten Kräfte dann darauf verwenden, hoch zur Burg Sv. Tomas zu fahren. Von wo aus man eine tolle Aussicht auf den kompletten Lipno-Stausee hat. „Der Schwarzenberg“ sitze da schon wieder drin. Der habe dort ein Hotel. Den Schwarzenberg kennen wir noch nicht. Da hinter jeder überwundenen Bergkette wieder eine neue liegt, sind wir für Abkürzungsvorschläge durchaus dankbar und schlagen den Weg nach St. Oswald ein.
Die Strecke ist leicht zu finden, aber wir können kaum einmal fahren. Es wird immer steiler. In St. Oswald sind wir schon reichlich kurzatmig. Es geht durch den Ort hoch und darüber wieder in den Wald. Steil bergauf. Die Straße geht in einen Weg über, der schließlich kaum noch zu erkennen ist, aber etwas flacher wird. Wir kommen an die Schilder, die die tschechische Grenze kennzeichnen. Hier begegnen wir dem Schwarzenbergschen Schwemmkanal. Etwas weiter wird der Weg wieder befahrbar. Nach einer Weile erreichen wir eine sternförmige Kreuzung mit einem Picknickplatz und vielen dort sitzenden Menschen. Hier zweigt der Weg nach Sv. Tomas ab. Mutig machen wir uns an den Aufstieg. Es geht hoch und höher. Kilometer um Kilometer schieben wir unsere Räder nach oben. Der Weg ist stark zerfahren. Baumfällarbeiten sind in Gang und die ständigen Regenfälle tun ihr übriges. Heute ist es mal trocken. Wie schön. Nach schier endlosem Aufstieg durch den Wald, kommen wir oben an und passieren eine kleine Gaststätte, danach das Schwarzenbergsche Hotel und kommen zu einem Parkplatz an einer kleinen alten Kirche, die leider abgeschlossen ist. Hier parken wir unsere Räder und gehen zu Fuß in Richtung Burg weiter. Gemeinsam mit sehr vielen Tschechen. Die Burg besteht in erster Linie aus einem großen Turm. Darin wird gefeiert, musiziert und gegessen. Und leider auch Eintritt kassiert. Wir haben keine Kronen, wodurch der Wechselkurs ziemlich ungünstig ausfällt. Hoffentlich finden wir bald einen Geldautomaten.
Der Ausblick von oben ist toll. Man sieht tatsächlich den kompletten Lipno-Stausee unten liegen. Inklusive aller Orte drum herum. Wir genießen ein Weilchen die Aussicht bis wir zu unseren Rädern zurückgehen. Abwärts geht es dann rasant. Schnell sind wir unten am See. Wir wollten eigentlich die Fähre nehmen, um an das gegenüberliegende Ufer zu gelangen. Mangels Kronen beschließen wir nun, nach Lipno am unteren Ende des Sees zu fahren. Die Straße ist gut ausgebaut und wenig befahren. Leider sieht man aber den See praktisch nicht, da das Ufer bewaldet und hier auch unzugänglich ist.
Wir überqueren die Moldau am Staudamm und fahren ein Stückchen wieder aufwärts nach Lipno. Hier fühlen wir uns an den Ballermann versetzt. Trubel, Strand, Ferienarchitektur, Freizeitpark und viele, viele Autos, alle mit holländischen Kennzeichen. Nichts für uns. Wir finden einen Geldautomaten und wenden uns sofort wieder Moldauabwärts. Nach kurzer Zeit fahren wir am Staudamm vorbei und folgen dem dünnen Rinnsal, dass die Moldau hier ist, da fast alles Wasser zur Stromgewinnung abgeleitet wird. Die Schienen entlang geht es auf schmalen Wegen nach Loucovice. Sogar ein uralter Zug kommt angerumpelt. Ständig gibt es Bahnübergänge. Schrankenlos natürlich. Ein bisschen unheimlich. Loucovice sieht aus wie eine größere Gewerbebrache. Neben verfallenden Betrieben stehen verfallene Plattenbauten. Wir halten an einem Spar-Laden. Einer bleibt bei den Rädern. Die Anwohner machen einen unheimlichen Eindruck. Im Laden steht ein unglaubliches Gerümpel zum Verkauf. Die Mitte bildet ein riesiger Haufen aus Flaschen jeder Art. Neben Getränken kaufen wir ein paar Kekse. Und erfrischend ungenormtes Brot sowie etwas Käse. Vor dem Laden auf einer Bank legen wir eine Picknick-Pause ein.
Ab Ortsausgang ist der Weg unbefestigt und führt uns direkt in die Wildnis. Im Flussbett der Moldau liegen riesige Steine, um die herum das Wasser abwärts sprudelt. Das Tal besteht ebenfalls aus diesen großen Blöcken. Zwischendurch sucht sich der Radweg ein Durchkommen. Dazu kommt, dass er stark ausgewaschen ist. Wir heben die Räder über Baumstämme, Baumwurzeln und Steine und kämpfen uns langsam vorwärts.
Bei Certova Stena gelangen wir aus dem Wald heraus wieder auf eine Straße. An einem kleinen Stausee entlang geht es zügig nach Vissy Brod. Schon von weitem sieht man das Zisterzienserkloster über dem Ort thronen. Wir schieben gleich einmal unsere Räder einen Feldweg hoch zum Klostertor. Unten am See liegt der große Campingplatz. Den haben wir in Gedanken schon mal vorgemerkt. Das Klosterareal ist sehr groß und beeindruckend. Allerdings ist schon geschlossen. Wir fahren durch den Ort und finden dort erleichtert einen sehr normalen Supermarkt, wo wir uns mit allem eindecken, was wir brauchen.
Auf dem Campingplatz herrscht Hochbetrieb. Da Freitag ist, reisen jede Menge Kanufahrer an. Teils mit eigenen Booten, teils um hier eins zu mieten. Der Zustrom reißt nicht ab. Ab und zu nieselt es. Entsprechend sieht die Wiese aus. Wir bauen unser Zelt auf und unterhalten uns kurz mit unseren Nachbarn aus Schwäbisch Hall, die von hier aus mit zwei Faltbooten auf der Moldau starten wollen, um etwa eine Woche bis Budejovice zu brauchen. Sie gehen essen und bieten uns an, in der Zeit ihren Tisch und ihre Stühle zum Abendessen zu nutzen. Wir nehmen das gerne an. Die Dusche ist ein Abenteuer. Ein großer Raum mit diversen Duschköpfen ohne jede Unterteilung. Was trocken bleiben soll, muss vor der Tür bleiben. Nur dass es dort regnet. Am Eingang ist ein großer Kasten mit Münzeinwurf. Man sucht sich eine Dusche aus, wirft eine Münze neben der zugehörigen Nummer ein und hofft das beste.
Die Nacht wird anstrengend. Bis in die frühen Morgenstunden reist Gruppe um Gruppe an, baut Zelte auf und beginnt sofort lautstark zu feiern.
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#884442 - 24.11.12 05:49
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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13.8.2011 42,0 km
Wir wachen leicht gerädert auf. Viele sind schon weg. Überall werden Boote herumgeschleppt und beladen. Es regnet leicht aber ausdauernd. Wir packen zusammen und rollen erst einmal Richtung Kloster. Man kann es nur „geführt“ besichtigen. Wir buchen also eine tschechische Führung und bekommen eine schriftliche Erläuterung in Deutsch in die Hand gedrückt. Wir besichtigen die eindrucksvolle Kirche und ihr Obergeschoss. Eine Sammlung von Bildern, Schriften und Porzellan. Die riesige und sehr gut erhaltene Bibliothek. Und schließlich eine Jugendstilkapelle. Man wollte das Kloster im Jugendstil umbauen. Irgendwie eigenartig. Aber nicht schlecht. Im Anschluss an die Führung trinken wir im Klosterladen Kaffee und gucken uns Bücher an. Draußen geht ein Wolkenbruch nieder. Den warten wir ab.
Nun geht es die Autostraße an der Moldau entlang. Kein Radweg. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber gut zu fahren. Auf der Moldau bewegt sich ein ununterbrochener Zug von Kanus und Schlauchbooten abwärts. An einem Wehr mit Bootsrutsche halten wir an und sehen den Booten beim Kentern zu. Helfer stehen bereit, um Boote und Insassen zu bergen. Viele sind verkleidet und haben auch ihre fahrbaren Untersätze dekoriert. In einer Art Schuppen daneben gehen wir essen. Wir haben einen schönen Blick auf die Moldau, aber Schwierigkeiten, die Speisekarte zu lesen. Zwischen Tschechisch und Deutsch gibt es offensichtlich keinerlei Gemeinsamkeiten. Wir essen Knedlicky und dazu Gulasch. Ziemlich satt fahren wir weiter. Es regnet so leise vor sich hin. Mal mehr mal weniger. Bald kommen wir auf Rozmberk zu. Wir haben eine schöne Aufsicht auf die Burg und überqueren die Moldau. Es geht weiter die Straße entlang. Weitere Wehre und Bootsrutschen sorgen für Unterhaltung.
Am Nachmittag erreichen wir Cesky Krumlov. Wir schieben unsere Räder durch die Altstadt und stellen sie unter der Burg ab. Wir bestaunen die vielgeschossige Brücke und machen uns an den Aufstieg. Die Moldauschleifen sind hier so eng, dass sie praktisch überall ist und man nie weiß, ob man ihr nun gerade folgt oder sie einem entgegen fließt. Unter der Burg gibt es mehrere Wehre, die so hoch sind, dass kaum jemand die Rutsche herunterkommt, ohne zu kentern. Verschiedene Treppen hinauf erreichen wir einen Park und dann, über eines der Geschosse der großen Brücke den ersten Burghof. Wir durchqueren mehrere bis wir auf der anderen Seite der Anlage zum Ticket-Büro kommen. Es sind diverse Führungen in diversen Flügeln und Ausstellungen im Angebot. Wir suchen uns eine aus und warten auf einer Bank bis es losgeht. Die Räume sind dunkel und mit dunklem Holz ausgestattet. Eindrucksvoll ist ein Theater. Wir lernen diverse „Schwoarzenbergs“ kennen. Jedenfalls aus den Erzählungen der Führung und den vielen Bildern.
Wir schieben eine weitere Runde durch den Ort. Überall gibt es hübsche Läden, Cafes und Gaststätten. Wir suchen uns einen Platz, um einen Kaffee mit Blick auf die Moldau zu trinken, es ist aber überall überfüllt. Also beschließen wir, zurück zum Campingplatz zu fahren, den wir auf der Herfahrt schon gesehen haben. Es ist, wie in Vissy Brod, ein Kanuverleih-Campingplatz. Zwischen den vielen Zelten auf der nassen Wiese ist kaum noch ein freies Plätzchen zu sehen. Wir befürchten ein wenig, wieder eine laute Nacht zu erleben. Also bauen wir unser Zelt so abseits wie möglich oben auf einem Wall an der Straße auf. Die anderen drängen sich eher unten an der Moldau. Es gibt wieder eine Massendusche, wo unter ungeklärten Umständen in den Kleiderhaufen vor der Tür meine Hose abhanden kommt. Bleibt mir also für den Rest der Reise nur noch die Radhose. Das geht auch.
Wir fahren den Abend noch einmal nach Cesky Krumlov zurück. Wir laufen durch die hellerleuchtete Altstadt und sitzen schließlich in einer Kneipe an der Moldau mit Blick auf die Burg. Für sehr wenig Geld gibt es hier Pizzabrot. Wir können uns von der phantastischen Athmosphäre kaum trennen.
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#884683 - 25.11.12 07:46
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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14.8.2011 48,8 km
Ein letztes Mal bummeln wir durch Cesky Krumlov. Wir besuchen die Kirche und finden noch ein paar Ecken, in denen wir noch nicht waren. Wir laufen noch einmal durch die Burghöfe und brechen dann auf. Schweren Herzens. Nun geht es aus dem Ort heraus und von der Moldau weg steil bergauf. Sehr steil. Wir folgen der Radroute 12. Immer wenn wir meinen, uns nun doch verfahren zu haben, taucht wieder ein Schild auf. Endlich oben angekommen, geht es rechts ab auf einen unbefestigten Weg und langsam aber sicher bergab bis Srnin. Hier kehren wir in einer Kneipe ein, bevor wir wieder rechts abbiegen und steil den Hang hinunter zur Moldau sausen. Es geht sehr steil bergab. Und wir vermuten bereits, dass wir all diese Höhenmeter auf der anderen Seite wieder hinauf müssen. Zunächst einmal bremsen wir scharf, um in das Kloster Zlata Coruna einzubiegen. Im Hof wartet schon eine Gruppe deutscher Pauschalradler auf die Führung. Wir schließen uns an. Wieder gibt es eine tschechische Führung mit deutschen Untertiteln in der Hand. Das Kloster hier ist barock und sehr prächtig. Später wurde es in eine Gießerei umgebaut, für die man die Apsis der Kirche abreißen musste, so dass sie jetzt etwas abrupt aufhört. Es gibt sehr viele prunkvolle Räume um den Kreuzgang zu besichtigen. Sie wurden offensichtlich mal als Schule genutzt. Die Schautafeln an den Wänden sind alle in Deutsch beschriftet. Die tschechische Führung zieht sich sehr. Wir verstehen buchstäblich kein einziges Wort. So kehren wir am Ende gerne in die Sonne zu unseren Fahrrädern zurück.
Nun geht es über die Moldau und am anderen Ufer mal wieder einen Kanuverleih-Campingplatz entlang. An dessen Ende führt der Weg steil hoch in den Wald. Wir schieben. 12 % Steigung steht dran. Oben angekommen landen wir in einer leicht hügeligen Ebene mit weitem Ausblick. Wir fahren durch kleine Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Hinter Ranacice treffen wir auf eine Autobahn, der wir ein Stückchen folgen bis der Radweg wieder Richtung Moldau abbiegt und wir rasant abwärts fahren bis wir unten wieder am Wasser ankommen. Hier ziehen offensichtlich die ausdauerndsten Kanuten ihre Boote aus dem Wasser. Ab hier ist die Moldau schiffbar, aufgestaut, mit Wehren und Schleusen. Nichts mehr für Freizeit-Kapitäne. Sonstigen Schiffsverkehr sichten wir aber auch nicht.
Wir fahren nach Budejovice (Budweis) hinein, verlieren den Radweg, landen aber schließlich doch auf dem von bunten Häusern umgebenen Marktplatz. Es ist zur Abwechslung mal sehr heiß. Wir umrunden den Platz und kehren in einem schattigen Restaurant ein. Budvar trinken. Und Palatschinky essen. Kurze Zeit drauf erscheint die Radlergruppe aus Zlata Coruna ebenfalls auf dem Platz. Sie müssen aber in ein anderes Restaurant. Schicksal der Pauschalreisenden. Die dürfen das nicht selbst entscheiden. Wir kurven noch ein bisschen durch die Altstadt, vor allem auch am Dominikaner-Kloster an der Moldau vorbei und besichtigen dessen Kirche. Wir möchten gerne noch das Schloss Hluboka besichtigen, bleiben also nicht mehr länger. Es geht einen gut ausgebauten Radweg die Moldau entlang. Wir nehmen Geschwindigkeit auf. Man sieht das Schloss am Horizont liegen und fährt die ganze Strecke lang drauf zu.
Vor dem Schloss liegt ein großer Golfplatz, das Schloss auf einem Berg über dem Ort. Ein Campingplatz ist nicht zu sehen. Laut Bikeline soll es aber einen geben. Wir parken unsere Räder im Ort und gehen die steile Rampe hoch zum Schloss, einen großen prächtigen Park entlang. Das Schloss wurde im 19. Jahrhundert im Tudor-Stil umgebaut. Nach einem Besuch der Schwarzenbergs in England. Neuschwanstein lässt grüßen. Wir kommen noch rechtzeitig, um an einer Führung teilzunehmen. Es geht durch diverse prächtig ausgestattete Räume. Der Besucherandrang ist groß. Im Anschluss kehren wir noch im Wintergarten ein. Dann ist es Zeit, nach dem Campingplatz zu suchen. Und nun wird es schwierig. Es ist keiner zu sehen. Es gibt keine Hinweisschilder. Und den Einwohnern an der Tankstelle ist keiner bekannt. 2 km nördlich – steht im Bikeline. Also fahren wir mal in die Richtung. Tatsächlich findet sich dort in einem Wald an einem veralgten See ein riesiges Ferienhausgebiet mit restsozialistischem Charme. Verfallende Hütten stehen im Wald. Zwei oder drei werden auch benutzt. Wir sollen uns niederlassen, wo wir wollen, bauen also unser Zelt auf klatschnasser Wiese neben einer Hütte auf, um deren Veranda samt Möbeln für uns zu nutzen. Unter der Überdachung können wir auch unsere Wäsche zum Trocknen aufhängen. Das ist gut so, denn zur Begrüßung gibt es erst einmal ein heftiges Gewitter mit zugehörigem Guss. Das Sanitärgebäude ist riesig und vergammelt. Die Reihen der Toiletten und Duschen schier endlos. Und völlig menschenfrei.
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#884950 - 26.11.12 07:38
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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15.8.2011 71,8 km
Wieder einmal packen wir unser platschnasses Zelt zusammen und machen uns im Regen auf den Weg. Um das Innenzelt trocken zu halten, knöpfen wir es aus und nehmen es in einem Extra-Sack mit. Heute wollen wir mal wieder ein paar mehr Kilometer zurücklegen. Sonst kommen wir nie bis Prag. Es geht zunächst nach Hluboka zurück und neben dem Schlossberg über die Moldau. Drüben geht es auf einer stark befahrenen Straße steil nach oben. Wir sind froh, als wir links abbiegen dürfen. Steil bergab geht es zurück an die Moldau und ein Stück an ihrem Ufer entlang. Nicht ohne auch hier mal kurz einen Hügel zu überqueren. Schließlich geht es wieder von der Moldau weg in die nächste Bergetappe. Vor Ponesice fahren wir an drei Männern mit bepackten Fahrrädern vorbei. Sie fragen uns, ob es hier nach Prag geht. Wir gehen im Grunde davon aus.
Ab und zu überholen wir uns jetzt gegenseitig. Auf und ab geht es durch ein Hügelland. Wir fahren durch Kostelac, wo es einen holländischen Campingplatz gibt. Im Moment brauchen wir aber keinen. Ab Hornikezeklady geht es kilometerlang steil bergab an die Moldau. Als wir unten ankommen, treffen wir einen entgegenkommenden Radfahrer, der gerade den Aufstieg antritt. Viel Spaß. An der Moldau entlang fahren wir nach Tyn. Hier gibt es die übliche Ausstattung an Sehenswürdigkeiten. Marktplatz. Hübsch restaurierte Häuser. Uferpromenade. Mehrere Kirchen. Ein prächtiges Rathaus. Und eine Brücke, die wir auch gleich nutzen.
Auf der anderen Seite folgen wir zur Abwechslung mal einer Straße. Natürlich bergauf. In Neznasov biegen wir ab, um weiter nach oben in die Berge zu klettern. Es geht auf zwei Orte zu, die auf der Karte Karlov I und Karlov II heißen. Kernkraftwerke? Wir fahren einsame Sträßchen entlang und es dauert noch eine ganze Weile bis wir unvermittelt auf ein Kernkraftwerk stoßen. Es ist auf der Karte nicht eingezeichnet. Temelin. Steht dran. Es sieht irgendwie unheimlich aus. Ziemlich vergammelt. Wir sehen zu, dass wir weiterkommen.
Durch Wald und Hügel geht es weiter auf Albrechtice zu. Es regnet. Die Wege sind jetzt unbefestigt. Nicht an jedem Abzweig hängt ein Wegweiser. Wir müssen raten, wo es weitergeht. Wegen der Hügel gibt es keine klare Richtung, die man als Vorgabe nutzen könnte. Nur allzu weit abwärts an die Moldau dürfen wir nicht. Dorthin führen immer wieder Stichwege. Zu Ferienhäusern. Für Angler usw. Es tropft aus den Bäumen und ist sehr einsam. Wir würden uns nicht wundern, einem Bären oder einem Wolf zu begegnen, treffen aber tatsächlich nur sehr selten mal auf Wild.
Anscheinend haben wir uns irgendwann doch verfahren, kommen aber schließlich an die Autostraße nach Albrechtice und fahren in den Ort. Es regnet immer stärker, so dass wir beschließen, mal wieder zu Knedlicky einzukehren. Es gibt zwei Gaststätten. Eine ist verschlossen. Die andere hat geöffnet und bietet jede Menge Speisen an, aber nur theoretisch. So ganz verstehen wir die Erklärungen nicht, aber am Ende bekommen wir doch etwas zu essen. Leider regnet es auch nach dem Essen nicht weniger. Wir ziehen uns unsere nassen Regensachen wieder über und fahren weiter. In Albrechtice gibt es einen berühmten Friedhof mit vielen liebevoll ausgestatteten, bemalten und dekorierten Wandtafeln. Wir fahren in Richtung Kirchturm und finden ihn. Sowas haben wir tatsächlich noch nicht gesehen.
Im Regen geht es weiter über die Dörfer. Ab und zu macht der Radweg Abstecher ins Gelände. Dort sind die Wege aufgeweicht und kaum noch befahrbar. An einer Bushaltestelle begegnen wir den drei Radfahrern noch mal. Sie haben sich dort untergestellt, um den Bus nach Pisek zu nehmen. In Chrastiny biegen wir wieder mal von der Straße ab. Wir müssen einen Hügelzug überqueren, um nach Pisek zu kommen, das nicht an der Moldau, sondern an der Otava liegt. Der Weg ist bald kaum noch erkennbar und verliert sich in den Wiesen. Wir schieben Hänge nach oben, an denen uns in Strömen das Lehmwasser entgegenkommt. Wir durchqueren einen Naturpark mit entsprechenden Schlagbäumen, aber ohne Wegweiser und mit schlechten Wegen. Es geht hoch und immer höher. Schließlich kommen wir auf einem Gipfel an. In mehreren Richtungen sieht man auf eine tieferliegende Ebene. Leider können wir aber nicht erkennen, wo es nach Pisek geht und beschließen deshalb, erst einmal oben auf dem Kamm weiterzufahren, um nicht versehentlich in Richtung Moldau-Tal zurückzukehren. Irgendwann kommen wir auf eine Asphaltstraße und bald darauf an eine Gaststätte mit großem Parkplatz. Dort fragen wir nach dem Weg und siehe da, wir haben uns für die richtige Richtung entschieden. Zügig geht es jetzt bergab auf Asphalt Richtung Pisek.
Da es dort keinen Campingplatz gibt und es immer noch regnet, wollen wir uns zur Abwechslung mal ein Zimmer suchen. Leider schließt die Touri-Info gerade. Man reicht uns einen Zimmernachweis und empfiehlt uns eine Pension „um die Ecke“. Dort haben die drei Radfahrer gerade die letzten Zimmer belegt. Wir suchen weiter. Viel gibt es nicht. Schließlich landen wir in einem Hotel. Ganz nett. Und nicht besonders teuer. Wir machen noch einen Bummel durch die Stadt und hängen unsere nassen Sachen zum Trocknen auf. Die Räder kommen in einen Schuppen. Leider rutsche ich in der Dusche aus und verletze mir den Fuß. Das kühlt die Freude am Hotelzimmer mit trockenem Bett doch ziemlich runter.
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#884959 - 26.11.12 08:31
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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"Ballermann" Lipno: Ich war 1977 auf dem Zeltplatz, der Betrieb meiner Mutti hatte einen Campinhanhaenger da. Anfang Juni war der Zeltplatz kaum belegt, oberhalb das Dorf bestand aus paar Wohnblocks, den ehemaligen Wohnheimen der Talsperren-Erbauer, und einer kleinen Kaufhalle. Cesky Krumlov war damals schon sehr sehenswert, aber kaum Rummel. Ich war Ende der 80-er noch mal da, da hatte es schon einigen Rummel, aber einigermaßen in Grenzen (die waren noch dicht)
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#884982 - 26.11.12 10:19
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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Das mit dem ausrutschen im Bad haben wir auch schon durch, Be Conny war es eine Rippenprellung die die Tour beendete. Camper bleib bei denen Zelten Ich weis im Dauerregen ist es nicht lustig. Detlef
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Cycling is an addiction, it can drive you quite insane. It can rule your life as truly as strong whiskey and cocaine. |
Geändert von Deul (26.11.12 10:19) |
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#885337 - 27.11.12 08:02
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Deul]
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Ja. Dumm gelaufen. Ein Zeh und mehrere Mittelfußknochen gebrochen. Ich habe es tapfer ignoriert. Tut heute noch weh.
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#885338 - 27.11.12 08:10
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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16.8.2011 75,1 km
Mit dem Hotelzimmer haben wir auch ein Hotelfrühstück gebucht. Das ist mal eine angenehme Sache. Ganz so üppig ist es nicht. Mit dem Hunger von Radfahrern hat man hier wohl nicht gerechnet. Wir drehen noch eine Runde durch die Stadt mit ihrer hübschen Steinbrücke über die Otava. Die sehr interessante Kirche können wir leider nicht besuchen, weil gerade eine Beerdigung stattfindet.
Laut Bikeline hätten wir nun gleich wieder von der Otava abbiegen müssen, um steil bergauf zur Burg Zvikov zu fahren. Die Straße sieht wenig einladend aus. Dafür gibt es an der Otava einen sehr hübschen Flussradweg. Also nehmen wir den. Eine ganze Weile kommen wir hier flott voran. Es ist ausgesprochen idyllisch. Dann endet der Weg. An einem verfallenen Campingplatz. Über die Otava führt eine Pipeline-Brücke, wie es sie hier öfter gibt, mit einem Steg daneben. Auf beiden Seien muss man über lange steile Stahltreppen. Ich kann mit meinem rechten Fuß nicht auftreten und nur unter Schmerzen Rad fahren. Mein Mann schleppt also tapfer beide Räder samt Gepäck. Drüben geht es hoch in den Wald. Wir versuchen, zumindest auf Abstand der Otava zu folgen, die irgendwann in die Moldau fließt, haben aber keine passende Karte und auch keine Wegweisung mehr. Der Karte nach müssten wir irgendwann einen Otava-Zufluss überqueren. Wir kämpfen uns durch den Wald. Gefühlt geht es immer bergauf. Wegen des schlechten Zustands der Wege schieben wir überwiegend. Worüber sich mein Fuß nicht besonders freut. Schließlich rutschen wir einen Bach entlang durch den Wald abwärts. Er mündet unten in einen wild vorbeirauschenden Fluss. Eine Brücke führt über den Bach. Wirklich lustig, was hier als Radweg gekennzeichnet ist. Die Brücke hat große Löcher. Auf einer zierlichen, rostigen Stahlkonstruktion liegen Schalbretter, von denen nicht mehr viel übrig ist. Wir schieben flussaufwärts, in der Hoffnung, bald eine Brücke zu finden. Der Fluss führt wegen des vielen Regens eine Menge Wasser wie man an den Ufern sehen kann. Ein eindrucksvolles Bild.
Kurze Zeit später kommen wir an eine gut ausgebaute Flussbrücke. Wir stellen fest, dass wir zwei Zuläufe des Flusses, der weiter unten in die Otava fließt, überqueren müssen. Dazwischen natürlich wieder ein Berg. Wir schieben hoch und sehen unten den zweiten Fluss. Genauso wild schäumend wie der erste. Auf der anderen Seite stehen Häuser. Wir nehmen den nächsten Weg abwärts und versuchen unten, dem Flussufer aufwärts zu folgen. Der Weg ist sehr schlecht. Aber nach einem Weilchen kommen wir an ein Feriendorf und fragen dort nach einer Brücke. Alles klar, wir müssen erst einmal wieder den Berg hoch. Oben angekommen ist es aber nicht mehr weit bis zu einer Strassenbrücke. Auf der anderen Seite liegt ein größerer Ort und zwar Varvazov. Wieder an der Bikeline-Hauptstrecke gelegen. Allerdings schon jenseite der Mündung der Otava in die Moldau und somit hinter Burg Zvikov. Wir beschließen, auf der Straße dorthin zurückzufahren. Das ist schnell erledigt. Wir überqueren die Otava auf einer stark befahrenen Autobrücke und biegen dahinter in den Ort ab, an dessen Ende Burg Zvikov liegt. Viel ist von der Burg nicht über, aber man hat eine schöne Aussicht auf viel Wasser. Von hier aus fährt ein Schiff in Richtung Orlik-See. Und es gibt natürlich einen Kiosk, wo wir eine kurze Pause einlegen.
Zurück nach Varvazov wollen wir den Bikeline-Radweg nehmen, anstatt noch einmal die befahrene Straße entlangzufahren. Direkt hinter der Brücke zweigt er in den Wald ab. Zunächst einmal geht es eine verfallene Treppe hoch. Es beginnt die übliche Bergetappe. Schlechte Wege, Steigungen, unklare Richtung, ab und zu mal eine schöne Aussicht. Und irgendwann kommen wir bei einem Dorf aus dem Wald, das wir auf der Karte finden, so dass wir uns neu orientieren können. In Varvazov angekommen, besuchen wir erst einmal den örtlichen Supermarkt und picknicken auf der Bank davor. Hier treffen wir auf ein deutsches Radler-Paar, das völlig die Orientierung verloren hat. Sie fahren mit dem Wohnmobil die Moldau entlang und machen Tagesausflüge mit dem Rad.
Über die üblichen Hügel und nun ohne Aussicht auf Moldau/Orliksee geht es nach Orlik am gleichnamigen Stausee. Von der Straße aus geht es weit abwärts in den Ort, an dessen tiefsten Punkt die Burg steht. Eine hübsche Anlage mit weitläufigen Parkanlagen und diversen Nebengebäuden. Offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel. Wir bleiben nicht lange, da wir noch ein ordentliches Stück zu fahren haben. Campingplätze sind hier knapp. In Orlik gibt es einen. Dann kämen wir aber morgen nicht nach Prag. So machen wir uns bald wieder an den Aufstieg zurück zur Straße. Wir überqueren die Moldau auf einer hohen Autobrücke und biegen direkt dahinter ab, um einen Waldweg nach Kostelec zu nehmen. Offensichtlich verpassen wir einen Abzweig und müssen nun einen weiten, ständig aufwärts führenden Bogen abfahren, bis wir mehrere Dörfer weiter in die Zivilisation zurückkehren und die Rückfahrt nach Kostelec antreten. Für das Finden des Wegs in Richtung Norden – außer Sichtweite parallel zum Orlik-See brauchen wir ebenfalls zwei Versuche. Auf und ab fahren wir durch die Dörfer, bis wir ziemlich erschöpft und nass in Milesov ankommen. Laut Bikeline gibt es hier einen Campingplatz. Es ist jedenfalls keiner zu sehen. Wir fragen ein paar Fußball-spielende Jugendliche. Die finden die Frage irgendwie erheiternd und versichern uns, es gäbe keinen. Das Dorf sieht ziemlich vergammelt und verlassen aus. Wir beschließen, die örtliche Kneipe aufzusuchen. Dort sitzen an langen Holztischen viele Männer und trinken Bier. Es ist verraucht und schmuddelig. Wir fragen den Wirt hinter seiner Theke und er ruft Maria. Maria kann deutsch. Sie bringt uns einen Campingplatz-Flyer und erklärt uns, dass der Platz unten am See läge. Vier km weiter. Na bravo. Da müssen wir jetzt runterrollen und morgen wieder rauf. So ein paar zusätzliche Höhenmeter können wir gut gebrauchen. Aber was bleibt uns übrig. Wir sind schnell unten. Und dort am See, neben der Staumauer, gibt es einen modernen Campingplatz mit quasi europäischem Standard. Wir bauen unser Zelt auf und kehren noch im Restaurant ein, das außen ein hölzernes Terrassenschiff unter vollen Segeln hat. Hier sitzen wir sehr nett, schon weil es hier W-lan gibt.
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#885717 - 28.11.12 07:53
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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17.8.2011 101,1 km
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, da wir unbedingt bis nach Prag wollen. Wir statten dem Staudamm einen kurzen Besuch ab und machen uns an den Wiederaufstieg nach Milesov. Ausgeschlafen ist das halb so wild. Bald fahren wir wieder durch das verlassene Dorf und biegen ab in Richtung Krasna Hora. Den Ort sieht man schon von weitem eindrucksvoll auf einem Berg liegen und natürlich müssen wir auch dort rauf. Alles andere würde uns inzwischen wundern. Danach geht es genauso steil abwärts zurück an die Moldau nach Kamyk. Wir überqueren hier die Moldau und besuchen ausgiebig einen Supermarkt im Ort. Andere Sehenswürdigkeiten gibt es dort nicht. Über die Brücke zurück geht es ein kleines Stück die Moldau entlang und wieder hoch in die Berge. Inzwischen haben wir das System verstanden. Auf jede Bergetappe folgt eine Moldau-Querung und sofort die nächste Bergetappe. So richtig Lust haben wir auf das Spiel nicht mehr. Weder Orte noch Landschaft sind hier besonders reizvoll. Wir zählen die eingezeichneten Steigungspfeile im Bikeline und freuen uns über jeden, den wir hinter uns gebracht haben.
Die nächste Bergetappe führt uns nach Drazkov, wo wir irgendwie falsch abbiegen, auf diese Weise eine Extrarunde fahren, an unvorhergesehener Stelle an der Moldau ankommen und wieder zurückfahren müssen – natürlich bergauf – um zur Moldaubrücke zu kommen. In Vestec, die Moldau entlang, ist es zur Abwechslung mal recht idyllisch, am Ortsausgang biegen wir aber wieder in Richtung „oben“ ab. Diese Bergetappe ist besonders lang und geht bis Slapy, von wo aus es bis Prag nur noch bergab geht. Wir überqueren fleißig Hügel auf Hügel und zählen immer wieder die verbleibenden Steigungen. In einem der Orte sehen wir ein kleines Schloss mit sehr hübscher Kapelle. Am Eingangstor steht eine Informationstafel. Trotzdem kommen wir uns so vor, als wären wir dem Herrn Grafen direkt in sein Wohnzimmer gelaufen. Trotzdem freuen wir uns über die kleine Unterbrechung.
Vor Slapy kehren wir noch einmal in einem Gartenlokal mit Aussicht ein. Man kann weit über die Hügel gucken und das Essen ist wie immer hervorragend und für wenige Kronen zu haben. Der Karte nach sieht es so aus, als wäre es jetzt vorbei mit der ländlichen Idylle.
Nachdem wir uns von Slapy aus noch einmal zur über dem Ort vorbeiführenden Straße gemüht haben, geht es nun auf der stark befahrenen Strecke rasant bergab. Wir sausen in einem Stück bis Stechovice, wo wir die Moldau erreichen. Die Moldau entlang geht es nun nach Prag. Das Tal ist eng. Es gibt kaum Abzweige. Die Straße hat keinen Seitenstreifen. Ab und zu versuchen wir auf rudimentären Bürgersteigen zu fahren. Aber die sind zu schlecht. Das bringt nichts. Anhalten kann man auch nicht. So kommen wir mit hohem Tempo voran, während der Verkehr immer dichter wird.
Die Strecke zieht sich. Die Fluss-Seiten sind dicht bebaut. Wir durchfahren einen Ort nach dem anderen. In Mechenice liegt seitlich ein Campingplatz. Daran sind wir jetzt nicht mehr interessiert. Wir wollen nach Prag. Am Ortseingang von Zrbraslav sollen wir links ab in den Ort biegen. Der Verkehr tost. Wie soll man da rüber kommen. Schon ist der Abzweig vorbei. Gut, nehmen wir den nächsten. Zurückfahren gegen den Strom geht auch nicht. Nun ist auf der linken Seite eine Lärmschutzwand. Die Straße sieht schon mehr nach Autobahn aus und in einiger Entfernung wird es auch eine werden. Wir sehen links eine Tür in der Lärmschutzwand, springen zwischen den Autos durch und stehen erleichtert in Zrbraslav. Hier sollen wir einen Haken schlagen, um nicht auf der Autobahn zu landen. Die Situation ist unübersichtlich. Natürlich ist kein Radweg ausgeschildert. Und die Orte auch nicht. Wir müssen ein paar Mal fragen, bis wir nach Radotin gelangen. Hier überqueren wir einen Moldau-Zufluss und sollen nun der Bahn folgen. Das erleichtert die Orientierung. Die Bahn entlang geht es spitzwinklig wieder auf die Autobahn zu.
Mal links mal rechts der Bahn geht es nach Michov, wo die Bahn uns verlässt und Richtung Hauptbahnhof die Moldau überquert. Nun kommen wir nach Mala Strana unterhalb des Hradschin. Wir versuchen, durch die Gassen zur Moldau zu kommen, um uns zu orientieren und einen Ausblick über Prag auf der anderen Flussseite zu haben. Wir passieren die Karlsbrücke. Alles sieht recht eindrucksvoll und auch einladend aus. Wir freuen uns schon auf die beiden Tage in Prag, müssen aber erst einmal sehen, dass wir einen Campingplatz finden. In Prag liegen die alle in einer Straße.
Hinter der Karlsbrücke biegt die Moldau rechtwinklig nach Osten ab und umfließt in einer Linkskurve einen weiteren großen Stadtteil. Hier geradeaus weiter und dann noch einmal über die Moldau liegen die Campingplätze. Da das Ufer hier aber steil aufragt, empfiehlt Bikeline die Flussschleife zu umrunden, bzw. die Landzunge erst zu überqueren, wenn sie flacher geworden ist. Und auf der anderen Seite müssen wir natürlich noch eine passende Brücke finden. Die Entfernungen sind auch hier erheblich. Wir kämpfen uns durch den brausenden Verkehr und folgen der Moldau. Als es flacher wird, biegen wir ab, kommen aber nicht so richtig wieder zur Moldau zurück auf der anderen Seite. Die Straßen sind nicht rechwinklig. Es ist dunkel geworden und die Orientierung schwierig. Ich frage schließlich in einem Hotel nach dem Weg. Bis zur Moldau ist es nicht mehr weit. Dort ist auch eine Brücke. Aber die sei für Radfahrer verboten. Na gut, das ist uns jetzt langsam egal. Wir müssen da rüber. Es stellt sich heraus, dass es sogar einen Radweg gibt. Autofahrer wissen das meist gar nicht.
Drüben gibt es einen Wegweiser zu den Campingplätzen. Es ist noch ein Stück, aber nun kann man sich nicht mehr verirren. Wir nehmen gleich den ersten. Es ist spät. Wir sind müde. Es ist voll, aber für unser Zelt findet sich noch eine Lücke. Vorne steht ein Wohnhaus, in dessen Untergeschoss Sanitäranlagen eingebaut worden sind. Im Erdgeschoss gibt es ein Büro mit Ausschank und einer kleinen überdachten Terasse davor. Dahinter im Garten stehen Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte. Über unserem Zelt steht ein Pflaumenbaum. Die Pflaumen fallen unablässig herunter, was sich im Zelt nach Steinschlag anhört. Am Boden sind viele zertreten. Ich sammel mal ein bisschen, um einen Zeltzugang begehbar zu machen. Links und rechts stehen die Nachbarn so dicht, dass unsere Heringe unter ihre Wohnmobile drunter müssen.
Vorne auf der Terrasse sitzt man bequem. Es gibt W-Lan. Der Tag darf ausklingen.
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#886071 - 29.11.12 08:11
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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18.8.2011 Ruhetag in Prag
Wir schlafen uns aus, frühstücken vorne am Hauptgebäude. Es gibt dort Kochplatten, so dass wir uns endlich mal Kaffee kochen können. Wir waschen unsere Wäsche und hängen sie an die Leinen in der Sonne. Am späten Vormittag fahren wir mit den unbeladenen Rädern in die Stadt. Irgendwie rüber über die Fläche innerhalb der Moldau-Schleife. Dann über die Brücke Richtung Innenstadt. Wir erreichen sie über das Judenviertel. Prag ist groß. Viele Häuser sind renoviert. Es gibt unendlich viele Jugendstil-Fassaden. Es ist heiß. Wir machen uns erst einmal auf die Suche nach einem Supermarkt, um die Wasserflaschen zu ersetzen.
Danach kommen wir auf den Altstädter Ring am Rathaus. Es sind unglaublich viele Menschen unterwegs. An diversen Buden wird gegrillt. Es riecht so gut, dass wir nicht widerstehen können und in der prallen Sonne erst einmal einen Fleischspieß essen. Wir schieben unsere Räder eine lange Runde durch die Altstadtgassen und landen schließlich am Aufstieg zur Karlsbrücke. Hier ist es so voll, dass wir sie in einem Eingang anschließen und zu Fuß weitergehen. Die Brücke ist schön, wenn auch nicht mehr sehr original, was an den vielen Überschwemmungen liegt. Oben drauf hat man eine schöne Aussicht auf die Türme an beiden Seiten und auch sonst auf die Stadt. Dazu gibt es jede Menge Andenkenverkäufer und Musik. So eine Art Dauer-Straßenfest scheint hier stattzufinden.
Wir kehren erst einmal um und laufen eine weitere Runde um die Altstadt. Wir besichtigen das Gemeinde-Haus in seiner Jugendstil-Pracht. Der Smetana-Saal ist zwar wegen Renovierung nicht zugänglich, aber die anderen Räumlichkeiten sind sehr eindrucksvoll. Alles ist noch im Original erhalten. Danach statten wir verschiedenen Kirchen einen Besuch ab. Die Bänke sind abgesperrt. Sitz-Besichtigungen sind offensichtlich nicht erwünscht. Das macht irgendwie einen sehr ungastlichen, ungemütlichen Eindruck. Überall werden am Abend Konzerte angeboten.
Gegen Abend überqueren wir die Karlsbrücke und schieben drüben unsere wiedereingesammelten Räder den Berg hinauf in Richtung Kloster Strachov. Dort soll es einen Biergarten geben, wo selbst gebrautes Bier ausgeschenkt wird. Es geht gewaltig hoch. Oben vor dem Strachov-Kloster finden wir tatsächlich einen Biergarten. Über Prag geht die Sonne unter. Man hat eine phantastische Aussicht. Allerdings gibt es internationale Küche und das übliche Bier. Alles zu Höchstpreisen. Hier wollen wir nichts essen. Wir genießen eine Weile die Aussicht und gehen dann weiter. Tatsächlich gibt es um die Ecke doch noch den versprochenen Biergarten mit böhmischer Küche und St. Norbert-Bier. Man sitzt drinnen und draußen an langen Holztischen. Sozusagen direkt in der Brauerei, dafür ohne Aussicht.
Unseren Rückweg suchen wir uns über den Hradschin direkt nach Troja zum Campingplatz. Der Hradschin liegt einsam angestrahlt da. Wir schieben unsere Räder über die verschiedenen Höfe bis zur Goldgasse. An verschiedenen Stellen gibt es Ausblicke über Prag. Einige wenige Menschen sind ebenfalls hier unterwegs. Der Veitsdom steht ruhig da. Wir genießen den unverstellten Anblick der Baudenkmäler. Am Ende kommen wir nicht mehr weiter und kehren zum Eingang zurück. Nun fahren wir auf der stadtabgewandten Seite des Hügels entlang. Wenn wir auf der richtigen Seite herunterfahren, müssten wir direkt nach Troja kommen. So ganz klappt das nicht. Aber schließlich stehen wir doch müde vor dem abgeschlossenen Tor. Glücklicherweise schließt man uns noch auf.
19.8.2011 Prag 47,2 km
Unsere Wäsche ist leider wieder nass geregnet, so dass wir nun doch den Trockner anmieten müssen. Wir frühstücken in Ruhe und holen uns Tisch und Stühle von einer anderen Parzelle an unser Zelt.
Wir versuchen, den Weg durch die Parkanlagen sozusagen hinten herum auf den Hradschin zu finden und kommen tatsächlich wieder an der Stelle an, wo wir gestern die Burg verlassen haben. Jetzt am Tage wimmelt es nur so von Menschen. Wir ketten unsere Räder in einer ruhigen Ecke an, kaufen uns für Tschechien ungewohnt teure Tickets und gehen zunächst in den Veitsdom. Es gibt strenge Kontrollen. Die Bänke sind abgesperrt. Auch hier ist keine Sitz-Besichtigung erwünscht. Man wird durchgeschoben wie durch ein Museum. Der Dom ist riesig, und prunkvoll ausgestattet. Besonders klotzig prunkt die Grabdekoration des Heiligen Nepomuk. Irgendwie schon zuviel des Guten. Die Wenzelskapelle ist wegen Bauarbeiten geschlossen.
Als nächstes laufen wir durch die Königsburg. Es gibt Reitertreppen, einen großen Saal mit einem sehr interessanten Gewölbe, in dem heutzutage der tschechische Präsident gewählt wird. Und die berühmten Fenster für den Prager Fenstersturz. Es geht ziemlich tief runter. In einem Raum stehen historische Grundbücher. Und die Wenzelskrone ist auch zu besichtigen.
Sehr eindrucksvoll ist die romanische St. Georgs-Basilika hinter dem Dom. Noch ein Stückchen weiter die Goldgasse, die nun, am Tage, auch Eintritt kostet und gar nicht mehr so romantisch ist, wie sie es in der Nacht war. Nun befindet sich hier ein Andenkenladen neben dem anderen.
Wir beschließen, über den Loreto-Platz zum Kloster Strachov zu fahren und dort noch einmal einzukehren. Kaum haben wir das Loreto-Kloster betreten, bricht ein unglaubliches Gewitter los. Es schüttet dermaßen, dass wir ziemlich lange bleiben müssen. Zusammen mit vielen anderen Zufalls-Langzeit-Gästen. So kommt es, dass das Kloster Strachov schon geschlossen hat. Wir gehen essen und kurven anschließend am waldigen Hang entlang abwärts. Die Wege sind ausgewaschen und voller heruntergewehter Äste. Wir begegnen der Zahnradbahn.
Nach Überquerung der Moldau fahren wir am Ufer entlang bis zu Fred and Ginger, dem Gehry-Bau. Der sieht von weitem besser aus als aus der Nähe. Die Details sind nicht besonders gut ausgeführt. Weiter geht es zum Wenzelsplatz. Irgendwie fahren wir dreimal im Kreis bis wir ihn endlich gefunden haben. Unter der Wenzelsstatue steht ein einsamer Protestler mit umgebundenem Protestplakat. Damit die Touristen was fotografieren können. Wir folgen dem Platz abwärts und sehen uns die Jugendstil-Hotels an. All die schönen Details sehen noch völlig naturbelassen aus. Besonders frequentiert sehen die zugehörigen Bars nicht aus. Aber schön.
Es geht zurück durch die Altstadt in Richtung Judenviertel. Der Friedhof hat leider schon geschlossen und ist von hohen Mauern umgeben. Juden mit Schläfenlocken eilen zu den Synagogen, jetzt am Freitag abend. Teilweise müssen sie durch ein fotografierendes Touristen-Spalier. Wir würden jetzt gerne essen gehen. Möglichst böhmisch. Es gibt aber nur jede Menge Pizzerias, Chinesen, Döner und was weiß ich. Das einzige böhmische Lokal ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Da es schon spät ist, kehren wir heim. Kurz vor dem Campingplatz versuchen wir, in einem kleinen Supermarkt etwas zu essen zu finden. Viel ist dort nicht zu finden. Aber es reicht für ein Picknick am Zelt. Morgen wollen wir weiter….genug Großstadt.
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#886414 - 30.11.12 08:11
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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20.8.2011 99,4 km
Theoretisch müssen wir jetzt nur einfach an dem Moldauufer weiterfahren, an dem wir schon sind. Praktisch rennt mir jetzt erst einmal ein Kleinkind ins Fahrrad. Uns beiden ist nichts passiert. Aber ein Schreck war es schon.
Prag haben wir jedenfalls hier schnell verlassen. Es geht wieder ins Grüne. Es regnet auch gerade mal nicht. Trotzdem sind die Wege feucht, schlecht und ziemlich zerfahren. Kurz hinter Prag kommt laut Bikeline die sogenannte Todesstrecke. Man kann sie auch umfahren. Aber an der Umfahrung gibt es wieder jede Menge Steigungspfeile. Also vorwärts. Der Weg wird schmaler. Führt durch eine grüne Wiese, hinter Gartenzäunen entlang, über Baumwurzeln, schließlich immer näher an der Kante zum Flussufer. Das ist mit einer Mauer eingefasst. Auf der fährt man sozusagen entlang. Während neben einem der Berghang nach oben führt. Der Weg ist sehr schlecht und wenn es so schmal wird, dass man nicht einmal einen Fuß nach unten stellen könnte, schiebe ich lieber. Die Natur entschädigt aber für so einiges. Es ist auf beiden Ufern tiefgrün. Ab und zu muss man sich an den Hang drücken, wenn von vorne oder hinten Tschechen auf Mountainbikes angefegt kommen. Die Strecke zieht sich und scheint kein Ende zu nehmen. Irgendwann verlassen wir dann doch die Grünzone und landen bei einem kleinen Ausflugslokal. Da müssen wir doch gleich mal einkehren.
Kurz nach uns erscheint ein Vater mit zwei Söhnen. Sie sind von München aus nach Prag und jetzt auf dem Weg nach Berlin. Wir werden uns bis Dresden noch einige Male treffen.
Weiter geht es die Moldau entlang. Zunächst immer direkt am Ufer. Tatsächlich ersparen wir uns jetzt die ständigen Bergtouren. Am anderen Ufer führt die Bahnlinie entlang. Hier reiht sich Gewerbegebiet an Gewerbegebiet. In Lobecek wechseln wir über die Moldau, aber schon zwei Orte weiter geht es wieder zurück und nun biegen wir landeinwärts ab. Hier treffen wir auf das Schloss Veltrusy, das, wie anscheinend alle Schlösser in Tschechien "dem Herrn Baron" zurückgegeben wurde und gerade mit EU-Mitteln saniert wird. Der zugehörige Park ist idyllisch. Wir umrunden das Schloss und kehren in einer kleinen Gaststätte an seiner Rückseite ein, um in Ruhe Mittag zu essen. Weiter geht es durch eine Allee, die auf das Schloss zuführt und weiter in Haken durch Ackerland, unter der Autobahn durch und weiter durch Felder und Wiesen. In Bukol kehren wir an die Moldau zurück und nehmen die Fähre nach Luzec, um uns die Pipeline-Brücke bei Vrbno zu ersparen. Die Fähre ist ein sehr zierlicher Kahn, der sofort zu uns herüberkommt, um uns und ein weiteres deutsches Paar, das inzwischen aufgetaucht ist, über den Fluss zu transportieren. Der Fährmann spricht deutsch und besteht darauf, uns den Weg nach Melnik zu erklären. Man hat jetzt die Wahl zwischen der Straße und einem unbefestigten Uferweg. Wir nehmen es, wie es kommt. Nach Melnik, wo die Elbe in die Moldau fließt oder umgekehrt, ist es nicht mehr weit.
Melnik liegt hoch oben auf einem Berg. Während wir noch überlegen, ob wir da hoch wollen, knackt erst einmal mein Gepäckträger in sich zusammen. Da hat es eine Schraube losgeruckelt. Die ist natürlich verschwunden. Da das Gepäck so nicht mehr hält, laden wir am Wegesrand erst einmal alles ab und besehen den Schaden. Mein Mann schraubt schließlich eine Schraube von der Rücklicht-Halterung ab und befestigt damit den Gepäckträger wieder. Man könnte bei Gelegenheit – wo auch immer – eine neue Schraube kaufen.
Wieder beladen fahren wir eine lange Rampe hoch nach Melnik. Der Ort ist recht nett und vor allem auffällig frisch renoviert. Wir halten kurz an der Kirche, die aber leider gerade abgeschlossen wird, drehen eine Runde über den frisch gepflasterten Marktplatz und kommen am Schloss vorbei, das, wie könnte es auch anders sein, gerade mit EU-Mitteln saniert wird und ein Luxushotel ist. Jedenfalls kann man von hoch oben auf den Zusammenfluss von Elbe und Moldau gucken.
Wir sind nun auf der „falschen“ Elbeseite, verpassen bei der Abfahrt die Brücke zurück und folgen der Straße auf der rechten Fluss-Seite. Hier gibt es sehr viel Verkehr, so dass wir froh sind, in Steti eine Brücke zurück zu finden. Bis Roudnice geht es allerdings weniger an der Elbe entlang. Dafür folgen wir der langgezogenen Ruder-Regatta-Strecke. Wir drehen eine Runde durch Roudnice, finden aber keine Einkaufsmöglichkeiten. Da es Samstag ist, würden wir gerne noch unsere Vorräte aufstocken. Zumal wir auch nichts für den Abend dabeihaben.
Bis Litomerice ist es noch ein erhebliches Stück, während es zügig später wird und damit die Wahrscheinlichkeit schwindet, noch einkaufen zu können. Immerhin finden wir am Ortseingang einen richtigen Supermarkt, so dass wir uns mit allem eindecken können, was wir brauchen. Nach einigem Suchen finden wir zwischen Bahnstrecke und Flussufer den Campingplatz, während es bereits dunkel wird. Die Wiese ist nass, die Züge laut. Neben unserem Standplatz ist schon das Zelt der Münchner aufgebaut. Wir trinken ein Bier in der Camping-Gaststätte und essen auf unserer Plane. Mein Mann dreht noch eine Runde durch den Ort. Ich bin müde und gehe gleich Schlafen.
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#886749 - 01.12.12 06:52
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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21.8.2011 107,4 km
Am Morgen sehen wir uns zunächst mal Litomerice an. Ein nettes Städtchen oben über der Elbe. Die Kirche ist natürlich geschlossen. Wir bestaunen das Kelch-Haus, umrunden den Marktplatz und kehren zum Elbufer zurück. Wir umrunden einen See mit Strand und Campingplatz und radeln auf die Böhmische Pforte zu. Die Berge hatten sich schon am Vortag abgezeichnet. Zwischen zweien windet sich die Elbe nun in ein enges Tal, was die Landschaft sofort reizvoll macht. Mal diesseits, mal jenseits der Bahnlinie geht es an Burg Schreckenstein vorbei auf Usti nad Labem zu. Der Verkehr nimmt zu. Immer mal wieder fahren wir Straßen entlang, dann wieder schlechte unbefestigte Wege. Sobald sich das Tal aufweitet, gibt es viel Industrie. Die Elbe zu überqueren, um uns Usti anzugucken, reizt uns deshalb wenig. Wir folgen weiter dem Radweg. Ganz so reizvoll, wie wir es uns vorgestellt hatten, ist die tschechische Ausgabe des Elbsandsteingebirges allerdings nicht.
In Decin gehen wir noch einmal essen, um unsere Kronen loszuwerden. Allerdings sind fast alle Gaststätten geschlossen und die, in der wir schließlich landen, serviert gutes Essen zu so niedrigen Preisen, dass unser Vorhaben nicht gelingen kann. Auch in Decin halten wir uns nicht länger auf, sondern fahren weiter in Richtung Grenze. An der Grenze gibt es noch einmal einen Kiosk mit reichlicher Nachfrage. Aber auch hier lassen sich die restlichen Kronen nicht umsetzen. Wir treffen noch einmal auf die Münchner, die noch bis Dresden weiterwollen. Mein Mann möchte das sofort auch, obwohl es bedeutet, über 100 km weit zu fahren und mir eigentlich der gestrige Tag noch in den Knochen steckt. Aber dann könnten wir den Abend in Dresden verbringen.
Mit der Grenze erwartet uns ein perfekt ausgebauter Radweg und jede Menge Tourismus. Sogar ein Lastschiff fährt auf der Elbe. Bis jetzt haben wir noch keins gesehen. Da wir hier im Elbsandsteingebirge schon mal waren und es jetzt eilig haben, machen wir keinen Stop mehr. Die Landschaft ist natürlich immer noch schön. Aber die Campingplätze taugen alle nichts. Von der Lage her oder warum auch immer.
Es wird später. Die Strecke zieht sich. Die vielen Ausflügler reisen ab. Steigen an den Bahnhöfen in Züge. Direkt in Dresden gibt es auch keinen Campingplatz. Nur in einem Vorort, Klein-Tschachwitz. Endlich sehen wir drüben auf der anderen Seite Schloss Pillnitz und biegen ab zum Campingplatz hinter dem Freibad, das jetzt um 20 Uhr bei beginnender Dämmerung gerade schließt. Auf dem Platz ist nicht viel Betrieb und die Ausstattung ist ordentlich. Nur Internet gibt es in keiner Weise. Wir hätten uns gerne online für das Grüne Gewölbe angemeldet. Na gut, dann nicht. Mein Mann ist nun doch damit einverstanden, nicht mehr nach Dresden zu fahren. Um die Ecke gibt es ein nettes Ausflugslokal. Da beenden wir den Tag.
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#886953 - 02.12.12 08:41
Re: Sieben-Flüsse-Tour
[Re: Fricka]
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22.8.2011 88,2 km
Wir brechen nach Dresden auf. Es geht endlos durch Vororte. Immerhin treffen wir auf einen Aldi. Theoretisch hätte ich jetzt hier meine leere Pet-Flasche abgeben können, die ich zu diesem Zweck durch Österreich und Tschechien mitgeschleppt habe. Unpraktischerweise ist sie mir an diesem Morgen irgendwo verloren gegangen. Aber gut, wir können einkaufen. Daneben gibt es einen Baumarkt, wo wir uns mit Kettenöl versorgen.
Dresden ist nicht wirklich nett zu uns. Auf die Innenstadt zu gibt es sehr viel Verkehr. Nicht nur, dass die Autofahrer uns nur ungern die Straße benutzen lassen, es prasseln auch noch Schimpfkanonaden aus den offenen Fenstern. Wir erreichen die Innenstadt. Das ADFC-Büro, das wir aufsuchen wollten, gibt es nicht mehr. An der Semper-Oper vorbei erreichen wir das Schloss und melden uns für das Grüne Gewölbe an. Wir bekommen einen Termin und verbringen die verbleibende Zeit in der Innenstadt. Eine Stunde McDonalds-W-Lan. Ein Bummel durch ein Einkaufszentrum. Wir suchen eine Karte für die kommende Strecke. Aber nicht einmal bei Hugendubel werden wir fündig.
Zurück bei den Fahrrädern am Schloss stellen wir fest, dass man uns unsere Wasserflaschen gestohlen hat. Da war wohl jemand auf das Flaschenpfand scharf. Hoffentlich finden wir bei Gelegenheit mal wieder einen Discounter. Es ist ziemlich warm. Erst einmal sehen wir uns das Grüne Gewölbe an. Sehr eindrucksvoll. Soviel Merkwürdigkeiten auf so engem Raum haben wir auch noch nicht oft gesehen. Und wie schön, dass das jetzt mal geklappt hat.
Anschließend beschließen wir, weiter zu fahren, da wir Dresden schon kennen. Wir möchten in der Nähe von Meißen Bekannte besuchen. Deshalb bleiben wir auf der linken Seite, während der Elbe-Radweg am anderen Ufer verläuft. Wir sehen Radebeul und seine Weinberge drüben liegen und folgen weiter dem Fluss. Wir machen einen Stop im Hahnemann-Zentrum Meißen, neben einer Zisterziensischen Klosteranlage. Wir waren schon einmal mit dem Auto dort. Heute liegt die Anlage still da. Auch bei unseren Bekannten ist niemand zu Hause. Wir picknicken im Garten, als aber niemand kommt, fahren wir irgendwann weiter. Die nächsten Bekannten wohnen in einem Schloss Batzdorf, das sie mit mehreren anderen Familien gemeinsam erworben haben. Wir finden den Abzweig vom Radweg, an einem Campingplatz vorbei, steil durch einen sehr nassen Weg hinauf nach oben. Wir müssen überwiegend schieben, weil der Weg sehr schlecht und sehr steil ist. Oben im Schloss findet irgendein Kurs statt. Die Schloss-Kneipe hat geschlossen. Schließlich taucht unsere Bekannte auf, führt uns ein bisschen herum, gibt aber deutlich zu verstehen, dass wir stören. Immerhin bekommen wir ein Glas Wasser.
Also weiter. Auch Meißen sehen wir uns nicht näher an, da wir es schon kennen. Immerhin bietet es vom Flussufer aus einen imposanten Anblick. Am Ortseingang finden wir einen Supermarkt und versorgen uns mit neuen Wasserflaschen sowie Proviant. Der nächste Campingplatz ist in Riesa eingetragen. Das ist noch ein ordentliches Stück. Wir hatten eigentlich gedacht, bei den einen oder den anderen Bekannten im Garten zu zelten, da hier die Campingplätze dünn gestreut sind. Auf Riesa zu geht es nun erst einmal durch eine Art Industrie-Landschaft. Man sieht nicht nur reichlich Windräder, sondern auch Schornsteine und Ähnliches. Links liegen mehrere Schlösser. Vor Riesa wechseln wir auf eine parallele Straße, um in Gohlis neben einem Flugplatz den dort eingezeichneten Campingplatz zu finden. Nur dass es dort keinen gibt. Wir fahren weiter auf Riesa zu und fragen einen Mann am Straßenrand. Der meint, es gäbe keinen Campingplatz in Riesa. Aber beim Bootshaus, da würden immer mal Zelte stehen. Wir fahren zurück ans Ufer und folgen der Elbe auf der Suche nach dem Bootshaus. Im Bikeline ist eines eingezeichnet. Wir müssen allerdings an der Brücke das Ufer verlassen und kommen erst weit hinter dem eingezeichneten Bootshaus wieder an die Elbe. Wir können es weder sehen noch sonst irgendwie erreichen. So gehen wir erst einmal in einen thailändischen Imbiss. Das Essen schmeckt gut und ist sehr preiswert. In einer wenig einladenden Gegend. Aber nun wird es wirklich bald dunkel. Die Fahrräder haben kein Licht. Und wir sind müde. Es ist schon spät.
Wir beschließen, nach Strehla weiterzufahren. Nach etwa 12 km müsste dort, auf der anderen Seite des Ortes, ein Platz liegen. So in etwa beim Ortsschild reißt an meinem Fahrrad die Kette. Wir schieben. Nur noch durch das Dorf durch. Erst die Elbe entlang. Dann links ab, leicht ansteigend. Das Dorf ist eines der längsten, die wir bislang erlebt haben. Es ist inzwischen weit nach 22 Uhr. Alles liegt still und dunkel da. Auch das einzige Hotel. Rechts ab. Nun nicht mehr leicht, sondern steil ansteigend. Das Dorf endet. Ein Freibad. Ein Campingschild. Alles dunkel. Das Tor abgeschlossen. Mitternacht. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Ich schlage vor, hier auf dem Parkplatz vor dem Freibad zu zelten. Es kommt sicher niemand mehr vorbei, den das stören könnte. Mein Mann macht sich auf den Weg den Zaun entlang. Gucken ob irgendwo Menschen sind. Tatsächlich findet er einige junge Leute, die an einem Feuer sitzen und die uns von innen das Tor aufmachen. Sie zeigen uns eine Wiese, auf der wir zelten können. Für das Waschhaus braucht man einen Schlüssel. Aber nicht für das Schwimmbecken. Wir gehen also Schwimmen.
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