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#824786 - 06.05.12 09:40
Radreise während der Schwangerschaft
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Hallo zusammen, zum Thema Radreise in der Schwangerschaft gibt es nicht allzu viele Infos, dafür - vor allem von nicht-Radlern - viel Skepsis. Deshalb möchte ich meine durchweg positiven Erfahrungen dazu teilen: Wir haben bislang schon einige mehrwöchige Radreisen unternommen (Albanien, Spanien, Marokko, Montenegro etc.) und wollten auch während meines zweiten Schwangerschaftsdrittels radeln. Trainiert war ich nicht besonders. Der Schwangerschaftsverlauf war bislang unkompliziert, Ärztin und Hebammen hatten nichts einzuwenden. Eine super Adresse ist auch die Sportuni Köln, an der sich eine interdisziplinäre Gruppe mit Sport in der Schwangerschaft beschäftigt. Dort kann man sich auch beraten lassen ( http://www.sportundschwangerschaft.de/) Ratschläge waren: - große Hitze meiden - viel trinken - Unterzuckerung vermeiden - nicht überanstrengen - wenn was wehtut oder unwohl ist: aufhören, ausruhen - Magnesium zuführen (sollte 240mg täglich nehmen, hatte ich vorher aber auch schon) - mit Pulsuhr fahren (empfohlener Puls hängt von Alter etc. ab, dazu Infos bei der Uni Köln) Gefahren sind wir in der 19./20. SSW, fand ich optimal, da der Bauch noch nicht so dick war. Entschieden haben wir uns für Andalusien. Aussschlaggebend waren u.a. a) angenehme Temperaturen zu der Jahreszeit b) es gibt einige vias verdes (umgebaute Bahntrassen) für Etappen mit wenig Steigung c) gute medizinische Versorgung im Notfall. Die oben genannten Hinweise haben wir befolgt und die Etappen erstmal kürzer gewählt (um 45 km). Steigungen haben wir versucht in Maßen zu halten. Haben viele Pausen und auch ein paar Ruhetage eingelegt, insgesamt waren wir deutlich langsamer als sonst unterwegs. Die Pulsuhr fand ich sehr hilfreich. Sie zeigt, wenn man ruhiger machen sollte oder auch mal absteigen angesagt ist. Anfangs war ich noch etwas unsicher, das hat sich aber schnell gelegt. Dann wurden auch unsere Etappen länger. Insgesamt haben wir die Tour sehr genossen und mir und dem Bäuchlein hat das Radfahren sehr gut getan. Auch die Vorsorge-Untersuchungen danach haben gezeigt, dass es dem Kleinen offensichtlich gut bekommen ist. Was gibt es sonst noch zu sagen?: - Immer einen Müsliriegel parat haben - Bloß nix Einengendes tragen - bei mir haben sich Aldi-Radhosen in großen Größen bewährt - Mehr Wäsche als sonst zum Wechseln mitnehmen - Eine Sattelfederung ist bei holprigen Strecken sicher angenehm (ich bin oft aus dem Sattel gegangen, um Stöße zu vermeiden) - Gepäck haben wir bei mir klein gehalten (ca 10kg); Zeltausrüstung, Wasservorrat, Werkzeug etc. hat mein Mann geschleppt - Ich fand das Radfahren wesentlich angenehmer, als die Besichtigungstouren, die wir an Ruhetagen zu Fuß eingelegt haben - Pulsuhr! Der Puls geht schon schneller als sonst nach oben - Nach zwei kurzen Einstiegstagen hatten wir schon den ersten Ruhetag eingeplant. Das fand ich sehr angenehm, da ich am Anfang erstmal ein Gefühl dafür entwickeln musste, was geht - Insgesamt waren wir 14 Tage unterwegs, davon 9 Radtage; gut 550 km Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Muss natürlich jede selber wissen, jede Schwangerschaft ist schließlich anders. Ich würde immer die betreuende Ärztin/Arzt und Hebamme um Rat fragen. Interessant fand ich bei mir, dass nur Menschen skeptisch waren, die keinen medizinischen Bezug haben. Allen eine gute und schöne Schwangerschaft und mit oder ohne Bauch tolle Touren. Kurbelino
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#824787 - 06.05.12 09:48
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Interessant fand ich bei mir, dass nur Menschen skeptisch waren, die keinen medizinischen Bezug haben. Schwangerschaft ist keine Krankheit, aber das wissen viele Menschen nicht.
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***************** Freundliche Grüße | |
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#824905 - 06.05.12 17:02
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Hallo Kurbelino, Kennst du fahrradzukunft.de? Diese Ausgabe dürfte dich interessieren! Danke für deinen Erfahrungsbericht! Meine Frau hätte so was vor ihren Schwangerschaften lesen sollen... Gruss Markus
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Geändert von mstuedel (06.05.12 17:03) |
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#824920 - 06.05.12 17:36
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: mstuedel]
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Beiträge: 8
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Hallo Markus, jep, danke, diese Fahrradzukunft kenne ich. Habe ich mit Interesse gelesen. Sehr zu empfehlen.
Viele Grüße Kurbelino
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#824928 - 06.05.12 17:51
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hi Kurbelino, Schoen, deinen positiven Bericht zu lesen. Vielleicht kommen dann noch mehr Menschen wieder auf die Idee, dass "Schwanger sein" vielleicht doch ganz normal ist... ... und man, bevor es die moderne Geburtshilfe gab, 100 000 von Jahren so weitergelebt hat wie bisher. zum Thema Radreise in der Schwangerschaft gibt es nicht allzu viele Infos, dafür - vor allem von nicht-Radlern - viel Skepsis. Deshalb möchte ich meine durchweg positiven Erfahrungen dazu teilen: Ratschläge waren: ... Gefahren sind wir in der 19./20. SSW, fand ich optimal, da der Bauch noch nicht so dick war. Interessant fand ich bei mir, dass nur Menschen skeptisch waren, die keinen medizinischen Bezug haben.
Ich denke, dass hat 2 Gründe: 1) Der Druck, es auch mit dem "Kinderkriegen" möglichst perfekt machen zu müssen und alles zu kontrollieren, ist stark gewachsen. 2) "Schwanger sein" ist im Leben von Mitteleuropaeerinnen ein sooo seltenes, aussergewöhnliches und gleichzeitig "durchgeplantes" "life-event", dass es völlig ausserhalb des normalen Alltags steht. Die aktuellen Studien zum Thema sind dabei ganz klar: Selbst "couch-potatoes" sollten in der Schwangerschaft mit (Ausdauer-)Sport beginnen. Es gibt also keinen medizinischen Grund, in einer normalen (nicht-Risiko-) Schwangerschaft auf eine Radreise zu verzichten. Auf seinen Körper hören und ausreichend trinken scheinen mir die wichtgsten Tips. Pulsuhr ist m.E. entbehrlich, wenn man verstanden hat, dass sich die Kreislaufbelastung gegen Ende der Schwangerschaft fast verdoppelt und frau somit sehr viel schneller "ausser Puste" ist. In der von Markus zitierten Fahrradzukunft-Ausgabe gibts Details aus Sicht von Ärzten, Hebammen und Radlerinnen zum Thema.
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet |
Geändert von panta-rhei (06.05.12 17:53) |
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#824960 - 06.05.12 19:41
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Beiträge: 11.035
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Moin, unsere vorerst letzte Fahrradreise zu zweit unternahmen wir, mit ausdrücklicher ärztlicher Zustimmung, im achten Schwangerschaftsmonat von Colmar nach Germersheim... Auch uns wurde übrigens, neben ähnlichen wie den von Dir formulierten Hinweisen, empfohlen auf längere Steigungsstrecken zu verzichten. Bis später, HeinzH.
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Demokratie lebt davon, daß sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen... | |
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#826038 - 09.05.12 20:10
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Beiträge: 113
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Danke, Kurbelino für deinen Beitrag, der meinen (Rubrik Treffpunkt) gut erweitert. Wenn noch mehr schwangere Radlerinnen über ihre Erfahrungen hier berichten und Tipps geben, wird das Forum zu einer wichtigen Fundgrube für Schwangere ;-). Im Ernst, ich finde solche Beiträge sehr wertvoll!
Ich wünsche dir weiterhin eine gute Schwangerschaft mit viel Bewegung und alles Gute für die Geburt und die nachfolgende Zeit.
Liebe Grüsse Bettina
PS: Trifft man dich vielleicht am Forumstreffen Jurasüdfuss? Wäre schön!
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Geändert von Morgana (09.05.12 20:11) |
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#829598 - 24.05.12 07:29
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Morgana]
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Danke für den tollen Beitrag. Zufügen möchte ich noch, Bewegung tut Schwangeren gut. So auch meine Erfahrung. Zudem kann es Schwangerschaftsbeschwerden mindern bzw. verhindern. Wie z.B. Wassereinlagerungen. Ich bin noch einen Tag vor der Geburt mit dem Rad unterwegs gewessen. Zwar konnte ich gegen Ende der Schwangerschaft nur noch kurze Strecken fahren, aber mir hat es gut getan. Und ich bin mir sicher, aktive Frauen erholen sich nach der Geburt schneller.
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#831555 - 30.05.12 19:49
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Morgana]
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Themenersteller
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Beiträge: 8
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Hallo Morgana, leider konnten wir an dem WE nicht zum Radforumstreffen kommen. Schade. War sicher nett. Viele Grüße und frohes Weiterradeln, Kurbelino
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#834450 - 08.06.12 05:51
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Beiträge: 133
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Guten Morgen Kurbelino, bin in der Schwangerschaft noch einige Monate mit dem Rennrad gefahren. Hat der Schwangerschaft nicht geschadet. Nur der Tochter hat es geschadet. Sie hasst nämlich Radfahren. Viele Grüße Anna
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#841530 - 03.07.12 07:15
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: vinsamlegur]
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Beiträge: 31
Unterwegs in Deutschland
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Hallo Zusammen, meine Frau hat auch während der Schwangerschaft ein paar Radtouren mitgemacht. ich sag mal so, man sollte es einfach nicht übertreiben. gerade und ebene strecken sind bestens geeignet..vllt sollte man bei seiner Tourauswahl auf steile und anstrengende Strecken verzichten und ja immer genügend trinken
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#842959 - 08.07.12 00:29
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Flori87]
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Beiträge: 785
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Würd ich auch so halten, bloss nicht überanstrengen.
Wie hier ja schon so schön geschrieben steht ist eine Schwangerschaft ja keine Krankheit. Ich würde mit meiner Freundin allerdings zum Arzt gehen und seine meinung einholen, gerade bei Risikoschwangerschaften etc.
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#842970 - 08.07.12 07:13
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Beiträge: 3.850
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Ich habe drei Schwangerschaften hinter mir. Meine Erfahrung ist, dass einem sofort alles verboten wird, was entferntest Spaß machen könnte. Das Argument "Schwangerschaft ist keine Krankheit" wird dagegen hervorgeholt, wenn es um Arbeit und Verpflichtungen geht.
Ärzte müssten mit dem Sport, um den es geht, intensivere Erfahrungen haben, sonst können sie das nicht einschätzen.
Nach meinem Eindruck geht es um zwei Aspekte. Einmal natürlich darum, das Unfallrisiko gering zu halten. Also vielleicht etwas verhaltener zu Werke zu gehen und riskante Situationen auszulassen. Und dazu ist anscheinend der Kreislauf weniger stabil. Deshalb muss man akribischer drauf achten. Zum Beispiel, indem man genug trinkt.
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#842976 - 08.07.12 08:02
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: kurbelino]
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Beiträge: 17
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Hallo kurbelino Danke für Deinen Mut machenden Beitrag. Meine Schwangerschaft ist jetzt über 16 Jahre her und wir waren damals beide Reise- und Alltags-Radfahrer. An eine Radreise haben wir uns in der Zeit trotzdem nicht getraut, zumal ich in der 12. Woche mit einer drohenden Fehlgeburt im Krankenhaus lag. Dennoch habe ich ab Mitte der Schwangerschaft bis kurz vor der Geburt alle Alltagsfahrten mit dem Rad erledigt. Es hat mir gut getan und ich habe es geliebt. Hat der Schwangerschaft nicht geschadet. Nur der Tochter hat es geschadet. Sie hasst nämlich Radfahren.
Meinem Sohn hat es nicht geschadet, im Gegenteil: Er ist zur Zeit mein häufigster Radreise-Partner. Gruß Bieke
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#842977 - 08.07.12 08:08
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Oliver1985]
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Ich würde mit meiner Freundin allerdings zum Arzt gehen und seine meinung einholen, gerade bei Risikoschwangerschaften etc.
Ich glaub das bringt nix. Was ich so von etlichen befreundeten Eltern gehört habe war, das sich keiner der betreuenden Gynäkologen da zu einer sinnvollen Aussage hinreissen liess. Die meisten waren eher übervorsichtig. Liegt das an der Angst vor Regressansprüchen? Am besten auf das eigene Bauchgefühl hören. :job, kalauert
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Off-topic
#843020 - 08.07.12 11:33
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Job]
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Wenn ich da an meinen Dorfmedizinier denke muss ich dir da wohl recht geben...
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#843025 - 08.07.12 12:04
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Job]
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Beiträge: 8.311
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hi Job+Oliver [zitat=Oliver1985] Ich würde mit meiner Freundin allerdings zum Arzt gehen und seine meinung einholen, gerade bei Risikoschwangerschaften etc. Bei einer "Nichtrisikoschwagerschaft" aber eben nicht, denn Ich glaub das bringt nix. Was ich so von etlichen befreundeten Eltern gehört habe war, das sich keiner der betreuenden Gynäkologen da zu einer sinnvollen Aussage hinreissen liess. Die meisten waren eher übervorsichtig. Liegt das an der Angst vor Regressansprüchen?
Sicher. Dazu sind auch in good old europe die Ansprüche, der Onkel Doktor möge bitte ein gesundes Kind und eine glückliche Mutter GARANTIEREN zu sehr gewachsen. Schade. Aber die "durchschnittlichen" Erstgebärenden (und ihre Macker) sind eh NOCH "übervorsichtiger"
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#843102 - 08.07.12 17:33
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Fricka]
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Beiträge: 8.311
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hi Fricka Ich habe drei Schwangerschaften hinter mir. Meine Erfahrung ist, dass einem sofort alles verboten wird, was entferntest Spaß machen könnte. Von den Gynis oder der "wohlmeinenden" Umgebung? Ausser Saufen, Rauchen und Flaschentauchen fallen mir wenige Sachen ein, auf die ich in einer "normalen" Schwangerschaft verzichten würde. Man darf halt nicht vergessen, dass all die anderen Ratschläge dazu dienen, aus einer (in Mitteleuropa) sicheren Sache eine noch sichere Sache zu machen.
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#843129 - 08.07.12 18:23
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: panta-rhei]
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Beiträge: 18.003
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Ausser Saufen, Rauchen und Flaschentauchen fallen mir wenige Sachen ein, auf die ich in einer "normalen" Schwangerschaft verzichten würde.
Wobei man da auch immer aufpassen muss, dass man nicht auf der anderen Seite vom Pferd fällt. Wie so oft scheint es vor allem die beiden Extreme zu geben: entweder man verzichtet vor lauter Angst auf alles oder man wird nicht müde zu betonen, dass man genauso weitermachen kann wie vorher. Das gilt im übrigen nicht nur für Schwangerschaften, sondern auch für viele andere 'Abweichungen von der Norm'. Ich denke, man sollte die 'Betroffenen' vor allem dazu ermutigen, ihrer eigenen Einschätzung ihrer körperlichen Belastbarkeit zu vertrauen. Martina
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#959440 - 25.07.13 10:51
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Martina]
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Nun habe ich auch eine kleine Erfahrung gemacht, die ich hier teilen möchte :-)
Ich lasse mich in meiner Schwangerschaft von Frauenärztin und Hebamme abwechselnd betreuen und hatte eigentlich von vornherein vor, in der 23./24. Schwangerschaftswoche (ich glaube, 6. Monat) eine Radreise zu machen. Ich war auch davon ausgegangen, dass sowohl Ärztin als auch Hebamme nichts dagegen haben würden, wenn es mir soweit gut geht und ich mich fit genug fühle.
Leider hat die Hebamme sofort dringend davon abgeraten, womit ich wirklich gar nicht gerechnet hätte. Bewegung und radfahren wäre zwar gut in der Schwangerschaft, aber auf keinen Fall mit Gepäck, das würde schon sehr auf Bauch und Gebärmutter gehen und sie würde uns das überhaupt nicht empfehlen. Nunja - ehrlich gesagt war ich immer noch der Meinung, dass das trotzdem gehen würde, aber mein Mann war dann dagegen, das Schicksal herauszufordern und auch ich habe gedacht "Wenn ich mir nun schon einen Rat hole, sollte ich ihn vielleicht auch beherzigen ...".
Zusätzlich zu diesem Problem hatten wir dann noch eines mit der Katzenbetreuung im Urlaub (eine der Katzensitterinnen ist abgesprungen) und so haben wir beschlossen, in den zwei Wochen nur zwei Kurztrips zu machen. Einer dieser Kurztrips sollte dann aber trotzdem eine kleine, abgespeckte Radreise sein, denn so ganz ohne wollte ich meinen Sommer partout nicht verbringen. Ich hatte zum Zeitpunkt der "Reise" schon einen Babybauch, noch nicht riesig, aber auf jeden Fall sicht- und spürbar.
Mein Mann hat alles Schwere (Zelt, Isomatten, Schlafsäcke und anderen Kleinkram) geschleppt, ich hatte nur meine Klamotten in den (Backroller)Taschen. Normalerweise hab ich noch Frontroller mit der "Küche" dabei, aber darauf haben wir für die 4 Tage einfach komplett verzichtet.
Wir sind auch gleich von zuhause losgeradelt (von Bremen an die Oste nach Cuxhaven) und zum Schluss mit Zug zurück, das konnten wir alles spontan entscheiden und planen. Als tägliche Strecke hatte ich mir maximal 50km, lieber 40, erbeten. Sonst fahren wir aber auch nicht sooo viel, meist zwischen 60 und 90km. Gleich am ersten Tag (wir kamen erst mittags von zuhause weg) wurden es gleich 50km (genaue Zahlen weiß ich aber nicht), weil wir einen Umweg fuhren und sich der erste Campingplatz als Jugendherberge entpuppte. An diesem Tag habe ich schon festgestellt, dass ich mich nicht wirklich auf mein Gefühl verlassen kann. Normalerweise merke ich, wenn ich Hunger habe oder nicht mehr kann, aber bei dieser Rad"reise" war das immer nur so ein diffuses "Ich will nicht mehr"-Gefühl. Wenn wir dann eine Stunde Pause gemacht und was Vernünftiges gegessen hatten, hatte ich danach wieder richtig Energie. So haben wir die 50km auch ganz gut geschafft.
Am zweiten Tag sind wir weniger Kilometer gefahren und mir ging es den ganzen Tag über super. Auch mein Po tat nicht so weh wie am ersten Tag, obwohl ich sogar ohne Radhose (die doch schon ein bißchen eingeschnitten hat am Bauch) gefahren bin und nur eine Jogginghose trug.
Am dritten Tag war eigentlich auch alles super, ZU super, denn kurz vor unserem eigentlich Etappenziel wurden wir übermütig und beschlossen, bis zum "Endziel" Cuxhaven durchzufahren. Insgesamt waren das geschätzte 60km und auf den letzten paar Kilometern ging bei mir gar nichts mehr. Wir waren schon in Cuxhaven und mussten durch so ein Fischhafen-Industriegebiet, die Straßen waren schlecht, ich musste dringend pinkeln (und es gab nichts, wo ich hätte gehen können) und überhaupt. Ich bin dann sogar abgestiegen und habe geschoben. Dann kamen wir an einem Fischrestaurant vorbei und da bin ich dann erstmal aufs Klo gegangen. Trotzdem - ich konnte nicht weiter, mir war richtig nach Heulen zumute. Ich hatte keinen Hunger, fühlte mich körperlich eigentlich gar nicht so ausgepowert, aber dennoch, irgendwie ging nichts mehr. Wir haben dann beschlossen, da zu Abend zu essen (es war auch schon 19h). Ein bißchen Angst hatten wir zwar, dass die Campingplatz-Rezeption dann schon geschlossen haben könnte, aber es nützte ja nichts. Nach anderthalb Stunden Pause und einem Fischgericht sind wir dann zügig die halbe Stunde, die uns noch zum Campingplatz fehlte, durchgeradelt und was soll ich sagen: Das hat auch super geklappt. Ich hatte also wieder den Punkt verpasst, an dem ich hätte Pause machen und etwas essen sollen.
Am nächsten Tag sind wir nur noch zum Bahnhof gefahren und von dort mit dem Zug zurück nach Bremen.
Vor zwei Tagen hatte ich meinen ersten (Hebammen-)Termin nach der Radtour und mir und dem Baby geht es nach wie vor gut :-)
Zum Schluss noch ein paar Stichpunkte, die vielleicht informativ sein könnten:
- In den ersten drei Monaten hätte ich sowas nicht machen können, ich war immer müde, antriebslos und mir war auch immer unterschwellig übel. Das zweite Drittel der Schwangerschaft ist zumindest bei mir sehr beschwerdefrei und ich fühle mich nur leicht eingeschränkt (bin halt nicht ganz so fit wie vorher).
- Ich würde sagen, man kann durchaus auch mit Gepäck eine Radreise machen, aber man sollte natürlich gut überlegen, wieviel man mitschleppen möchte. Wir haben darauf geachtet, im flachen Land zu bleiben und sind halt sehr langsam gefahren und ich habe Tempo, Dauer und Streckenlänge bestimmt. War aber sicher auch nicht verkehrt, dass ich nur wenig Gepäck zu schleppen hatte.
- Übernachtung im Zelt: War bei mir problemlos möglich, auch wenn wir (noch) ein kleines Igluzelt haben und Ein- und Ausstieg mit viel Bücken und Hocken und so verbunden ist.
- Großes Thema: Pinkeln! Ich hatte gerade eine Phase, in der ich extrem viel musste und durch die leicht vornübergeneigte Haltung auf dem Rad und das Treten war es noch schlimmer. Manchmal war ich gerade pinkeln und musste ungelogen 5 Minuten später schon wieder total dringend. Das war natürlich echt nervig (auch, dass ich nachts immer noch mal rausmusste), aber auch das hat irgendwie geklappt.
- Ich hatte keine speziellen Desinfektions- oder Hygienesachen dabei, hat aber wohl nicht geschadet, denn beim Termin vorgestern waren alle Werte in Ordnung.
- Während unseres Urlaubs (schon vor der Radtour) fing es an, dass ich das Baby sehr regelmäßig gespürt habe. Das hat mich häufig beruhigt, z.B. wenn ich das Gefühl hatte (wie am letzten Tag), mich verausgabt zu haben. Wenn das Kind dann gezappelt hat, wusste ich, ach, alles ok, ihm hat's nicht geschadet :-)
Und dann möchte ich zum Abschluss noch was zum in diesem Thread häufig angesprochenen "Schwanger sein ist keine Krankheit" sagen: Ja, das stimmt, ABER - man fühlt sich in der Schwangerschaft eben auch nicht so wie sonst. In den ersten drei Monaten hab ich mich durchaus krank gefühlt. Außerdem hatte ich ganz zu Beginn auch leichte Blutungen - dann möchte man eben doch nicht alles genauso weitermachen wie bisher. Von anderen dann zu hören, man solle sich nicht so anstellen (übertrieben jetzt), man sei ja nur schwanger, nicht krank, ist dann nicht so schön. Ich denke, in den meisten Fällen merkt die Frau selbst, was sie sich zumuten kann und was nicht. Und in den restlichen Fällen bringt der Spruch meistens auch nichts ;-)
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#959597 - 25.07.13 19:47
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: a:m]
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Beiträge: 8.311
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Liebe A:m Prima, dass Du uns Deine persönlichen Erfahrungen zum Thema schilderst. ... Leider hat die Hebamme sofort dringend davon abgeraten, womit ich wirklich gar nicht gerechnet hätte. Bewegung und radfahren wäre zwar gut in der Schwangerschaft, aber auf keinen Fall mit Gepäck, das würde schon sehr auf Bauch und Gebärmutter gehen und sie würde uns das überhaupt nicht empfehlen. ...
Das da was "auf Bauch und Gebärmutter gehen" würde (gesunde Schwangere/normale Schwangerschaft), ist natuerlich grober Unfug. Die aktuelle Studienlage rechtfertigt eine solche Aussage in keiner Hinsicht (vgl. Literaturangaben im bereits ziterten Artikel/ Recherche in medline etc.), nicht mal bei dem aktuellen forensischen Druck klagewütiger Eltern. Eigentlich sind Hebammen bei dem Thema etwas vernünftiger als Gynis. Was hat der denn gesagt? Wenn schon, dann wäre es relevant, nicht immer auf "Maximal" zu fahren, es kommt also auf die Leistung an. Wobei ich da bei kurzen Spitzen auch keine Probleme sehe. Das Terrain, was ihr euch ausgesucht habt (norddeutsche Tiefebene) ist dazu natuerlich ideal - ihr koennt einfach von fast null bis 150W alles frei wählen . Ich kann nur mal wieder dran erinnern, dass "körperliche Schonung in der Schwangerschaft" ein (seit ca. 15-20J verlassenes !) Konzept aus dem 19./20.Jahrhundert ist. Vor diesen vielleicht 150J, d.h. mehrere Hundertausend Jahre lang, haben Schwangere - wie fast alle anderen Menschen - täglich hart körperlich gearbeitet. Hat komischerweise all die Jahre funktioniert. Mehr noch: In Mitteleuropa gibt es jede Menge Probleme bei Schwangerschaft und Geburt, die DIREKT mit dem bewegundsarmen Lebensstil hier zusammenhängen. Beispielhaft seien genannt: Schwangerschaftsdiabetes, Thrombosen etc. Diese Probleme versursachen Jahr für Jahr auch in Europa eine Reihe von Todesfällen von Ungeborenen und Schwangeren. Ernste Problemen wg. _zu hoher_ körperlicher Aktivität in der Schwangerschaft sind demgegenüber quasi inexistent. Wir sind auch gleich von zuhause losgeradelt (von Bremen an die Oste nach Cuxhaven) und zum Schluss mit Zug zurück, das konnten wir alles spontan entscheiden und planen. ... ... So haben wir die 50km auch ganz gut geschafft. ... Ich hatte keinen Hunger, fühlte mich körperlich eigentlich gar nicht so ausgepowert, aber dennoch, irgendwie ging nichts mehr....
Eine normale Erfahrung: Körpererleben und Leistungsfähigkeit verändern sich in der Schwangerschaft z.T. drastisch. ... - Ich hatte keine speziellen Desinfektions- oder Hygienesachen dabei,
Ich sehe nicht ganz, wieso das notwendig sein könnte... Und dann möchte ich zum Abschluss noch was zum in diesem Thread häufig angesprochenen "Schwanger sein ist keine Krankheit" sagen: ... Ich denke, in den meisten Fällen merkt die Frau selbst, was sie sich zumuten kann und was nicht.
Sicher. Es gibt 1000 gute (!) Gruende, keine Lust auf eine Radreise zu haben, "schwanger sein" ist einer davon. Und sowieso ist man in der Schwangerschaft "nicht so fit". Etwas GANZ anderes ist allerdings die völlig irrige (vgl. Studienlage) Ansicht, eine Radreise (oder andere Ausdauersportaktivitäten) in der Schwangerschaft sei auf Grund der Anstrengung für Kind oder Mutter gefährlich.
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#959667 - 26.07.13 06:48
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: panta-rhei]
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abwesend
Beiträge: 2.510
Unterwegs in Deutschland
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Liebe A:m Vor diesen vielleicht 150J, d.h. mehrere Hundertausend Jahre lang, haben Schwangere - wie fast alle anderen Menschen - täglich hart körperlich gearbeitet.
Hat komischerweise all die Jahre funktioniert.
Hallo, auch wenn ic dem was Du sonst so schreibst durchaus zustimme, würde ich auf derlei Argumente verzichte. Erstens ziehen sie nicht und zweitens bieten sie berechtigte Angriffspunkte a la Krankheiten wurden auch Jahrtausende ohne Antibiotikum überstanden ... Tatsächlich müsste man sich die muss man so Dinge wie Häufigkeit von Aborten und mögliche Korrelation zu "harter Arbeit" betrachten usw. Grüße
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#959678 - 26.07.13 07:14
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: brotdose]
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abwesend
Beiträge: 18.003
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Erstens ziehen sie nicht und zweitens bieten sie berechtigte Angriffspunkte a la Krankheiten wurden auch Jahrtausende ohne Antibiotikum überstanden ...
Oder kurz zusammengefassst: dass eine etwas Jahrhunderte lang so gemacht wurde, heißt noch lange nicht, dass das richtig geschweige denn optimal war. Und @ pantha-rhei: du ziehst massiv die Qualifikation der Hebamme in Zweifel. Dann musst du dich m.E. auch fragen lassen, worin deine Qualifikation besteht um das beurteilen zu können. Oder geht es einfach nur darum, dass du zum Thema eine andere *Meinung* hast? Martina, die mangels Ahnung keine Meinung zum Thema hat
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#959820 - 26.07.13 12:31
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: Martina]
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abwesend
Beiträge: 8.311
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Liebe Martina [zitat=brotdose] Erstens ziehen sie nicht und zweitens bieten sie berechtigte Angriffspunkte a la Krankheiten wurden auch Jahrtausende ohne Antibiotikum überstanden ...
Oder kurz zusammengefassst: dass eine etwas Jahrhunderte lang so gemacht wurde, heißt noch lange nicht, dass das richtig geschweige denn optimal war.
Ganz Deiner Meinung. "Optimal" im Sinne von mit höchster Wahrscheinlichkeit, dass Mutter und Kind gesund "aussteigen" ist sicher die Schwangerenvorsorge, wie sie in den meisten mitteleuropäischen Ländern betrieben wird - und eine gesunde, nichtrauchende Schwangere . Das mit den Hundertausend Jahren diente nur zur (theoretisch-phylogenetischen ) Illustration dessen, was wir auch in den einschlägigen Studien finden: Ausdauersport (z.B. radfahren) ist für beide gesund und nicht gefährlich. Und @ pantha-rhei: du ziehst massiv die Qualifikation der Hebamme in Zweifel. Dann musst du dich m.E. auch fragen lassen, worin deine Qualifikation besteht um das beurteilen zu können.
Eine berechtigte Frage, im Forum kann ja schliesslich jeder, wie er will, egal wie ahnungslos. Ich denke, meine bisherigen Beiträge zu anderen Themen zeigen, dass ich klar sage, wenn ich mich irgendwo nicht auskenne und meine Ratschläge nur gebe, wenn ich ein gewisses Niveau zu haben glaube. In diesem Sinne sei versichert, dass ich mich mit dem Thema bedeutend besser auskenne als z.B. mit Kindertransport auf 4000m in den Anden oder mit Reiseradrahmenbau ... näheres gerne auf einem Forumstreffen. Prima finde ich auf jeden Fall, wenn Schwangere (wenn ihnen denn danach ist) auf ihren Leib hören und Spass am Radreisen haben.
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#959932 - 26.07.13 18:38
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: panta-rhei]
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Ich denk noch an die Kugelbauchzeiten mit unseren beiden Töchtern zurück. Wir haben auch eigentlich alles gemacht, was wir sonst auch machen (keine Radreisen zwar). Man(n) und natürlich Frau muß sich halt auf spontane Planungsänderungen einlassen können. Frau ist irgendwann ziemlich ferngesteuert vom Passagier - Baby im Bauch will schlafen, Mama wird müde. Baby im Bauch bestellt nächtliche Turnstunde (Kickboxen immer von innen an dieselbe Rippe) oder möchte mit Papas Hand fußeln (bauchausbeul) - Mama darf selbstverständlich nicht schlafen... usw. - deckt sich sehr gut mit den Schilderungen von a:m
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#959946 - 26.07.13 19:52
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: panta-rhei]
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Sowohl als auch.
Ich war während meiner Schwangerschaften noch weniger Stahlross-Reiterin als vielmehr Reiterin lebendiger Rosse. Für Gyni und Umfeld war sofort klar: Das bedroht das Kind. Also: Verboten. Mit sieben Ausrufungszeichen.
Nicht verboten: Pferd füttern. Vom Boden aus bewegen. Tränken (wofür 20 l Kannen gehoben werden mussten). Ausmisten.
Höhepunkt der Veranstaltung: Ich habe meine Pferd zwecks Putzen im Hof angebunden und kratze gerade einen Hinterhuf aus. Hofeigentümer und Onkel kommt fröhlich mit seinem Traktor in den Hof gerauscht und veranstaltet ein fröhliches Hupkonzert. Das Pferd feuert mich einmal quer über den Hof. "Schwangerschaft ist keine Krankheit."
Ich bin sehr vorsichtig wieder aufgestanden. Und? Nichts passiert.
Aber Reiten wäre gar nicht denkbar gewesen. Unendlich leichtsinnig. Unverantwortlich.
In der dritten Schwangerschaft habe ich es dann getan. Einfach weiter geritten. Wasserflasche immer in Griffweite. Toilette zugänglich. Und siehe da: Kein Problem. Das Kind genau so gesund wie die anderen auch. Im siebten Monat habe ich aufgegeben. Die Starrerei der Zuschauer war einfach zu nervig. Die Reitklamotten passten nicht mehr. Und der Bauch war beim Aufsteigen im Weg.
Meine Gyn konnte das einfach nicht beurteilen. Das muss man dann wohl selber tun.
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#961626 - 01.08.13 08:29
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: panta-rhei]
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Danke für das Feedback :-) Ich will noch mal kurz auf ein paar angesprochene Dinge eingehen: Das da was "auf Bauch und Gebärmutter gehen" würde (gesunde Schwangere/normale Schwangerschaft), ist natuerlich grober Unfug. Die aktuelle Studienlage rechtfertigt eine solche Aussage in keiner Hinsicht (vgl. Literaturangaben im bereits ziterten Artikel/ Recherche in medline etc.), nicht mal bei dem aktuellen forensischen Druck klagewütiger Eltern. Eigentlich sind Hebammen bei dem Thema etwas vernünftiger als Gynis. Was hat der denn gesagt?
Die Formulierung "Auf Bauch und Gebärmutter gehen" ist natürlich sehr undefiniert ... so hat es die Hebamme aber gesagt und ehrlich gesagt, hat sie so auch recht, denn wie man das definiert, ist ja Auslegungssache ... Man merkt nämlich in der Schwangerschaft (gerade bei wachsendem Bauchumfang) schon, dass es Tätigkeiten gibt, die "auf den Bauch" gehen und damit ein ungutes Gefühl (bis hin zu Schmerzen) auslösen. Wenn ich mich beim Putzen oft bücke, merke ich dann eben irgendwann, dass ich eine Pause brauche, um meinen Bauch wieder zu entlasten. Beim Radfahren sitze ich auch leicht vornübergeneigt - das habe ich nach zu langen Strecken dann eben auch gemerkt. Ab wann das Gewicht des Gepäcks eine tragende Rolle spielt, weiß ich natürlich nicht. Ich glaube zwar auch nicht, dass man in solchen Fällen dann sofort eine Fehlgeburt hat und davon geht die Hebamme sicher auch nicht unbedingt aus - aber wenn sie gefragt wird, muss sie natürlich irgendwie Stellung beziehen und ich schätze mal, sie hat sich einfach für die sichere Variante des Abratens entschieden, was ich ihr nicht vorwerfe. Meine Frauenärztin habe ich dann übrigens gar nicht erst gefragt, als ich den nächsten Termin bei ihr hatte, hatte sich die Urlaubsplanung quasi schon von allein ergeben. Ich kann nur mal wieder dran erinnern, dass "körperliche Schonung in der Schwangerschaft" ein (seit ca. 15-20J verlassenes !) Konzept aus dem 19./20.Jahrhundert ist. Vor diesen vielleicht 150J, d.h. mehrere Hundertausend Jahre lang, haben Schwangere - wie fast alle anderen Menschen - täglich hart körperlich gearbeitet.
Hat komischerweise all die Jahre funktioniert.
Naja - "funktioniert" ist natürlich auch relativ :-) Übrigens war die körperliche Schonung in der Schwangerschaft unter adligen oder wohlhabenderen Frauen durchaus sehr lange Zeit sehr verbreitet, soweit ich weiß. Arbeiten gehen mussten nur die Frauen, die ohnehin keine Wahl hatten und ich gehe davon aus (ohne irgendwelche Studien zitieren zu können, die es wahrscheinlich eh nicht gibt), dass die auch viele Fehlgeburten hatten, bis sie dann vielleicht mal ein Kind ausgetragen haben. Heute kann man eben selbst entscheiden, wie viel körperliche Anstrengung man sich zumuten möchte und wenn man die Wahl hat, lassen es eigentlich (fast) alle Frauen in der Schwangerschaft ruhiger angehen, eben weil sie merken, dass es ihnen damit besser geht. Als Beispiel: In einem Schwangerschaftsforum, in dem ich unterwegs bin, gibt es eine Frau, die einen Bauernhof bewirtschaftet und im 4. Monat Zäune aufgestellt hat. Seitdem hat sie mit vorzeitigen Wehen zu kämpfen, lag kurzzeitig im Krankenhaus, etc. pp. MUSS natürlich nicht von der körperlichen Arbeit kommen, liegt aber eben doch nahe. ... - Ich hatte keine speziellen Desinfektions- oder Hygienesachen dabei,
Ich sehe nicht ganz, wieso das notwendig sein könnte... Ich hatte es nur erwähnt, weil ich das irgendwo in diesem Zusammenhang mal gelesen hatte ... (ah! gefunden: Schwangerschaft und Radreise (Treffpunkt)). Wenn man aber nicht zu Pilzinfektionen und so neigt, braucht man sich aus meiner Erfahrung heraus tatsächlich eher nicht damit zu beschäftigen.
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#961660 - 01.08.13 09:50
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: a:m]
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Wow das ist natürlich super.
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Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse
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#961912 - 01.08.13 22:25
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: a:m]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hallo A:M Das da was "auf Bauch und Gebärmutter gehen" würde (gesunde Schwangere/normale Schwangerschaft), ist natuerlich grober Unfug.
Die Formulierung "Auf Bauch und Gebärmutter gehen" ist natürlich sehr undefiniert ... so hat es die Hebamme aber gesagt und ehrlich gesagt, hat sie so auch recht, denn wie man das definiert, ist ja Auslegungssache ... Naja, sie hat Dir davon abgeraten und da schwang sicher AUCH mit drin "es könnte gefährlich sein" und nicht nur "es könnte unbequem/sehr anstrengend werden", oder? Für ersteres gibts für Ausdauersportarten bei einer normalen Schwangerschaft (ca. 70%) keinerlei Rechtfertigung, letztere Aussage ist demgegenüber völlig berechtigt. Denn das man bei einer Freizeitaktivität nach seiner ust und Laune richtet sowie auf seinen eib hört, ist wohl selbstverständlich. Ich finde es nur schade, wenn in der Schangerschaft diese beiden Ebenen ("Radfahren ist gesundheitsgefährich" vs. "Radfahren ist unangenehm/superanstrengend") oft gnadenlos vermischt werden.
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#961954 - 02.08.13 06:56
Re: Radreise während der Schwangerschaft
[Re: a:m]
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Ich weiß nicht. Bei meinen Schwangerschaften war es etwa in den letzten sechs Wochen so, dass es durch den Bauch etwas beschwerlich wurde. Da hätte ich vermutlich keine Langstrecken-Radtour mehr gemacht. Aber das ist bei jedem individuell verschieden und braucht auch keinen ärztlichen Rat. Das merkt man dann schon.
Die gefährlichste Zeit in Sachen Fehlgeburt ist ja die ganz frühe Schwangerschaft. Da weiß man noch nicht einmal unbedingt davon. Und die wenigsten Frauen "schonen sich" ab positivem Schwangerschaftstest.
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