Hey Leute,
nachdem ich hier im Forum leider vergebens versucht habe einen Reisepartner für meine Winter-Lapplandtour zu finden, hier nun der Reisebericht von der Tour.
Falls jemand daraufhin Interesse hat an so einer Tour hat, bitte melden – entweder hier oder bei Facebook! Etwas ähnliches ist im nächsten Winter wieder geplant und ich würde mich über Begleitung durchaus freuen!!
Viele Grüße
Christian
Alle Bilder zur Tour gibt es im Netz unter
www.tiny.cc/lappland….und wer Interesse an einem 20 Zoll Reiserad hat (das erste seiner Art - welches ich für diese Reise benutzt habe) wird unter dem Link auch fündig!
Hier der Bericht mit einigen Bildern:
Geflogen wurde nach Kiruna, Schweden. Wie es bei mir schon fast Tradition zu scheinen hat, gab es wieder ein paar kleinere Komplikationen beim Flug. Da ich zugegebenmaßen nicht unbedingt zu pünktlich am Flughafen war, bekam ich echte Zeitprobleme als ich mein Rad und Sondergepäck noch direkt am Flughafen zahlen solle, nur die Schalter dafür alle überlastet waren. Der Spruch, wohlgemerkt nachdem ja meine kompletten Sachen schon im Flieger waren, der netten Frau am Schalter, dass sie mir nicht mehr versprechen kann, dass ich meinen Flieger noch bekomme, löste einen Anfluch von Entsetzen aus. Schlußendlich war ich um 10.30 im Flieger, 10.25 war Abflug
Aber egal, ich war drinne! In Stockholm musste ich umsteigen. Das Gepäck, so wurde mir versichert wird automatisch weiterverladen ins nächste Flugzeug nach Kiruna. Nachdem ich in Las Vegas mal ohne Zelt,Schlafsack, etck gelandet bin, bin ich in der Gepäck Hinsicht etwas ein gebranntes Kind. Deswegen schaute ich in Stockholm mal nach was da so auf dem Gepäckband zum Vorschein kommt. Und tatsächlich kam da doch glatt ein Gepäckstück von mir raus! Ich hab's geahnt! Kurzer Schnack mit einem Flughafenmitarbeiter der mir dann versicherte das dies nur ein Ausversehen sei, das die anderen Sachen bestimmt weiterverladen werden, und das er sich um mein Gepäck kümmern wird. Er schien kompetent, ich war beruhigt. Und tatsächlich kam in Kiruna schlußendlich alles an!
In Kiruna war ich dann von Oli in seine Studenten WG mit Victor und Bastian eingeladen. Die Mädels waren auch alle da und sogar noch ein weiterer Gast.
Die Straßen sind hier alle vereist. Ohne Spikes, zumindest für 2 Räder, geht hier nicht viel bzw es wäre zu gefährlich.
Aurora Borealis, Nordlichter, dieses Schauspiel einmal nur mit Zelt in der "Wildnis" an besonders schönen Plätzen zu erleben, dass war neben in wenig Abenteuer und eigener Grenzaustestung der Grund Nummer 1 diese Reise zu machen! Das dies gleich am 2. Tag in, den Daten zufolge für diesen Tag, nicht zu erwartender Stärke klappen sollte, kann man wohl nur als großes Glück bezeichnen. Es fing alles gegen 19 Uhr an, grünliches Flackern was man auch in Deutschland alle Jubeljahre mal sehen kann und auch ich schon mal gesehen habe. Die Intensität steigert sich aber stetig bis es ab einem bestimmten Punkt nur noch ein wirklich gewaltiges, beeindruckendes Schauspiel war. Im absoluten Klimax, der vielleicht 10 Minuten dauerte, flackerte teils der komplette Himmel in Grün und Rot mit einer Intensität die ich mir nicht hätte vorstellen können, zumal schon Halbmond war.Ich habe viele schöne Naturphänomene auf meinen Reisen gesehen, aber insbesondere diese 10 Minuten Aurora, noch dazu in dieser Situation und an diesem Ort, gehören zum Beeindruckensten überhaupt! Von der "Exremphase" gibt es dann leider auch
kaum Fotos, da wollte ich mir es einfach nur in Ruhe angucken. Aber so geil ich persönlich schon diese Bilder hier und natürlich insbesondere professionelle Nordlichbilder finde, ist dies einer der Phänomene die man mit eigenden Augen gesehen haben muss.
Dabei gilt es etwas zu unterscheiden. Bilder von "schwachen" Nordlicht sehen nämlich
sogar spektakulärer aus als in der Wirklichkeit da die Kamera das Farbspektrum besser wahrnimmt.
Aber ein richtig starkes Nordlicht muss man halt einfach gesehen und erlebt haben um es sich vorstellen zu können. Natürlich "gewöhnt" man sich auch hier dran, für die Leute die hier wohnen ist es nichts schrecklich Besonderes mehr, es aber das erste Mal in dieser Intensität unter diesen Umständen zu sehen ist schon ein ganz besonderes Erlebnis und allein das war diese Reise schon wert.
Eine ziemliche Maloche war es teilweise dort hinzukommen wo ich campen wollte. Natürlich wollte ich mich nicht einfach neben der Straße niederlassen. Es musste schon ein schöner, einsamer Platz sein. Denn das Nordlicht ist an schönen Plätzen natürlich nochmal um einiges beeindruckender als an einer Straße oder so.
Gezeltet habe ich in Lappland meist auf den Flächen die mit den Schnee-Scootern befahren und so etwas komprimiert wurden. Ansonsten findet man nur hüfthohen Pulverschnee. Sehr schwer bis unmöglich da ein Zelt, insbesondere für Wind, gut abzuspannen. Da braucht man überall Schneeanker, mit normalen Heringen kommt man nicht weit.
Auf dem komprimierten Schnee geht dies aber meist
recht gut, zumindest eine "Seite" bekommt man dann gut und fest abgespannt. Für die anderen Enden (Zelt ist größer als die Spur der Snowscooter) habe ich dann sämtliche Gegenstände als Schneeanker missbraucht. Flaschen, die Schneeschaufel, die Packtaschen. So war es immer möglich das Zelt Sturmfest abzuspannen.
Später gen Küste, als der Schnee naßer war, war abspannen dann kein Problem mehr. Da brauchte man teilweise noch nichtmal Heringe weil man die Abspannseile selbst als Schneeanker nehmen konnte.
Am nächsten Morgen etwas Sturm. Die schöne Schneescooter "Fahrbahn" verweht. Wieder Maloche angesagt um zurück zur Straße zu kommen.
Am folgenden Tag kam ich zu einem riesigen zugefroren See, der eine spektakuläre Weitsicht und Aussicht auf die umliegenden Berge bot. Ein wenig Antaktis-Feeling. Der nahezu perfekte Spot für Nordlichter. Wer mich kennt weiß das ich nur einen Weg
suchte um dort unten mein Zeltlager zu errichten. An einer kleinen Ferienhaus-Siedlung gab es dann die Möglichkeit durch den "Garten" eines der Häuser zum See zu kommen. Unnötig zu erwähnen das es dort unten schweinekalt war, zudem windig.
Egal, Zelt wurde aufgebaut und kurz noch gekocht. Da erschien Johnny, so stellte er sich mir später vor, und fragte nur : "man, are you crazy?". Auf meine Antwort "ya, but only a little bit" reagierte er mit etwas Erleichterung und bot mir
dann an in seiner Sauna, einem Stelzenhaus über dem See 100 Meter von meinem Zelt entfert, zu übernachten. Nun ja, so ein Angebot konnte ich dann in dem kalten Moment tatsächlich nicht ausschlagen. So ging es hinein in den Vorraum der Sauna, der vielleicht so um die 30 Grad hatte.
Von -20 inkl. Wind in +30 Grad Windstille, was ein Unterschied
Ich machte es mir gemütlich und haute mir wie hier im Moment üblich die Nacht um die Ohren. Die Lichter kamen auch heute wieder, aber bei weitem nicht so intensiv wie das letzte Mal. Aber hier an diesem genialen Platz trotzdem ein tolles Erlebnis.
Am nächten Morgen kam Johnny noch kurz als ich am zusammenpacken war und sagte mir nochmal etwas eindringlicher als gestern: " I really think you are totally crazy to do this trip, but good luck!"
Am nächsten Tag kam dann doch noch die Gelegenheit auf dem besagten See, halt nur etwas weiter westlich, zu übernachten
Kalt war es wahrlich, als ich morgens mal zum Pinkeln zwangsaufstehen musste, zeigte das Thermometer -24 Grad. Da mein Schlafsack nur ein Limit Comfort von - 12 Grad hat musste ich den etwas "tunen" und lag mit Daunenjacke und Primaloft Expeditionshose im selbigen. Alles etwas beengt und unbequem und so richtig überragend warm war es auch nicht, aber ich konnt immerhin schlafen. Auch nicht unbedingt schlaffördernt war es, dass es im Eis anscheinend Spannungen gibt und es sich dann so anhört als würde das Eis unter einem bersten bzw. reißen. Der Verstand sagt einem natürlich dass man hier auf einer megadicken Eisschicht liegt, auf der man wohl sogar in einem 7,5t problemlos übernachten könnte, aber ein ungutes Gefühl bleibt wenn man merkt, dass dieser Riss in unmittelbarer Nähe bzw direkt unter dem Zelt entsteht.
Aber die Nordlichter Show war an diesem Abend wieder 1. Sahne. Annähernd so stark wie am 2. Tag. Und das vor dieser Kulisse auf diesem endlos erscheinen See in absoluter Stille und Einsamkeit....
Sicherlich einer der besten Campingplätze ever für mich.
Spät in der Nacht, als die Show gerade vorbei war, verirrte sich noch ein Nordlichphotopraph aus England hier hin. Ausgestattet mit dem feinsten was Phototechnik angeht, tat er mir aber etwas Leid weil er es halt verpasst hatte. Mit so einer Ausstattung, die aber natürlich mit Rad kaum transportabel ist, geht phototechnisch sicherlich noch einiges mehr. Wir kamen kurz ins Gespräch und dann holte er seinen (wirklich guten!) Single-Malt Whiskey raus und wir nahmen noch ein kleines Glas. So endete der Abend perfekt, bis ich dann halt irgendwann ins kalte Zelt musste.
Heute ging es Richtung Grenze Norwegen/Schweden einen kleinen Pass hinauf. Auch hier wieder eine beeindruckende Bergkulisse. Voran kam ich nur schlecht. So war es vorprogrammiert, dass ich fast an der höchsten Stelle übernachten werden muss. Die Sonne war noch am Himmel und das Thermometer zeigten schon -22 Grad an. Heute, so war mir klar, kam der Härtetest für meinen Schlafsack inklusive der "alles an" Taktik. Da es aber fast Windstill war, war ich sehr guter Dinge das dies ohne Probleme klappen wird. So entschied ich mich dann auch, wenn man eh schon mal hier ist, einen richtig geilen Platz zu suchen, DEN geilsten Platz überhaupt hier oben zu suchen. Den fand ich dann auch auf
einer Anhöhe von wo man einen 360 Grad Blick über die Berglandschaft hatte. Eine ziemliche Maloche meine Ausrüstung da hin zu bekommen, ich musste mehrmals zum Rad hin und zurück. Aber viel schöner geht es, zumindest hier, nicht! Um es perfekt zu machen ging die Lichtershow wieder passend gegen 20 Uhr los. Wieder im Klimax sehr intensiv. Fast zu schön um wahr zu sein, so stand ich bis ca. 24 Uhr da draussen vor meinem Zelt, bestaunte die Show und merkte die Kälte ansich kaum.
Im Zelt später, wenn man sich ja logischerweise nicht mehr bewegt, spürte ich sie dann natürlich doch. Keine Ahnung wie kalt es wirklich war, so zwischen 25 und 30 Grad werden es wohl gewesen sein, da wo mein Schlafsack single getragen nur noch das "überleben" sichert. Aber mit der "alles an" Taktik war es erneut nicht unbedingt warm, aber auch nicht annähernd gefährlich kalt. Da habe ich in Kombi bestimmt eine Minus 40+ Grad Ausrüstung
Alles ohne Wind versteht sich. Doof ist nur das der Atem sofort zu Eis gefriert und das ganze Zelt am nächsten Morgen von innen
vereist ist. Außerdem unschön ist, dass es morgens teilweise recht schwer ist in die Stiefel reinzukommen, weil diese natürlich auch von innen frieren und hart werden.
So hatte ich nun schon an 3 Tage eine wirklich sehr intensive Aurora, 2 Tage davon an Plätzen die kaum schöner sein könnten. Was ein Glück! Man muss noch sagen das ich zunehmenden Mond bzw Vollmond hatte. Das das Nordlicht auch dann so stark ist, hätte ich nicht erwartet. Bei Neumond würde ich es gerne das nächste Mal sehen, muss vor der Farbintensität nochmal deutlich stärker sein!
Das seltene Glück Aurora UND Sternschnuppe auf ein Bild zu bekommen!
Dies ist einer der Tage wo man sich fragt warum man sich den Scheiß hier überhaupt antuen muss. Erst Zelt abbauen bei Minus 15 Grad und Sturm. Ein Albtraum und alles geht so langsam weil man ständig wieder die Hände etwas auf Temperatur bringen muss. Das aufbauen Tags zuvor war schon ne reine Aktion. Schonmal alleine bei Wind und eisigen Minusgraden ein Zelt aufgebaut?
Ich auch nicht, war hier meine Premiere und es war vollkommen nervig!
Das anschließende Fahren macht dann auch nicht viel mehr Spaß. In meinem Fall kam der Wind zum Glück entweder von hinten oder von der Seite.
Bei extremen Seitenwind musste ich allerdings teilweise sogar schieben. Eine vereiste Straße und die Böen von der Seite, da sind selbst die Spikes teilweise etwas überfordert wenn es einem das Vorderrad verreißt. Qualvolle Kilometer vergingen bis ich aus der windexponierten Gegend raus war und sich der Wind zum Glück wieder beruhigte.
Überquerung von Brücken kann mitunter sehr schwierig sein!
Unten war eine Windmessung angegeben. Die pendelte so zwischen
25 und 30 m/s mit einer roten Warnleuchte. Immerhin sind das schon über 100km/h.
So ganz wohl war mir nicht, da es aber nicht besser wurde und Autos und LKW's alle noch drauf fuhren entschloss ich mich einfach mal los zu schieben. Schon die ersten Meter waren echt hart. Ich kam kaum voran, in diesem Tempo würde die Brückenüberquerung eine halbe Ewigkeit dauern. Kurz bevor ich den Scheitelpunkt erreichte, ging die Post dann aber mal so richtig ab! An Vorankommen war nicht mehr zu denken! Ich stand schräg zur Fahrbahn, meine komplette Kraft musste ich dazu aufwenden die Position irgendwie zu halten. Die Kartentasche meiner Ortlieb Tasche die eigentlich recht gut mit Druckknöpfen angebracht ist, verabschiedete sich. Sie flog hoch
hinaus aufs Meer. Auch am Anhänger zerte der Wind so stark, dass sich ein Schnellverschluss mit der die Tasche auf dem Anhänger fixiert wird löste. Ich muss sagen noch nie hatte ich soviel Angst um meine Ausrüstung. Man hört ja immer wieder das LKW's
auf Brücken umkippen und so. Die 15kg Tasche meines Anhängers würde ein solcher Wind dann ja zum Frühstück nehmen. Dieses schreckliche Gefühl völliger Hilfslosigkeit und des Ausgesetztseins machte sich breit.
Ich hoffte einfach nur das der Wind eine kleine Pause machen würde und um himmelswillen nicht noch stärker werden würde.Zum Glück wurde er dann kurz schwächer. So schnell ich konnte hetzte ich dem Scheitelpunkt entgegen. Oben angekommen sah
ich das die Autos und LKW's auf der anderen Seite alle nicht mehr auf die Brücke auffuhren. Überholt hatte mich natürlich auch schon seit längerem keine Autos mehr.
Ab einer bestimmten Windstärke wird dort unten vielleicht ein Einfahrtverbot oder so ausgegeben.Nur ich war nun hier oben an der höchsten Stelle, als einziger auf dieser verfickten Brücke, was sollte ich schon machen? Oben angekommen musste ich erneut ca 5 Minuten damit kämpfen die Postition zu halten. Dann gab der Wind wieder etwas nach und ich konnte mich weiter vor kämpfen. Als die Autos und LKW's unten wieder anfingen auf die Brücke aufzufahren wusste ich das ich es geschafft hatte. Unten angekommen stand auf der Windmessung wieder 30 m/s. Keine Ahnung was ausgerechnet in dem Moment passiert war als ich oben war. Im Endeffekt hat es mich zum Glück nur die Kartentasche samt Karte gekostet, aber diese Brücke und insbesondere diesen Wind könnt ich verfluchen.
Ohnehin wurde es ein schlechter Tag. Wind, Regen, einfach nur besch.... Wetter.
Wetter soll jetzt hier ganz übel werden. Ich sehne mich ins kalte schöne Inland zurück.
Lofoten werde ich mir jetzt trotzdem noch eben angucken, obwohl ich befürchte das es einfach nur ungemütlich wird und ich nicht wirklich viel zu sehen bekommen werde. Zudem ist dort Starksturm für die nächsten 2 Tage angesagt.
Vielleicht geht dann auch einfach garnichts. Trotzdem nehme ich jetzt die Hurtigruten Fähre gen Stamsund. Ich will hoffen ich finde dort einen Platz zum Schlafen, komme ich doch erst gegen 21 Uhr im Dunkeln bei Scheißwetter dort an! Den Platz den ich gefunden habe ist dann wirklich nicht schön anzuschau’n
Was soll ich sagen, es war dunkel, es tobte auf einmal ein Schneesturm und dieses war der einzige Platz den ich auf Anhieb finden konnte wo ich das Zelt einigermaßen abspannen konnte...aber so schräg habe ich freilich noch nie gelegen, aber ging
Da die Strecke bis A (so heißt der Ort wirklich) eine Sackgasse ist nahm ich für den Weg nach A den Bus.
Ich war natürlich der einzige Fahrgast und meine Busfahrerin war eine super Nette! Die ganze Strecke über gab sie mir Tipps was ich sehen muss/ wo ich campen könne etc. Sie fuhr extra einen Umweg um mir eine Stelle zu zeigen, fragte
bei Toilettenhäuschen ob sie anhalten solle damit ich checken kann ob die schon geöffnet sind. Bei einem Janis Joplin Lied fing sie dann auch noch an laut mit zu singen. Coole Frau! Das Wetter war katastrophal, Sturm und zum ersten Mal auch teilweise Regen (so mild war es auf einmal an diesem Tag) Aussteigen ließ sie mich mitten in einem Tunnel, weil sie meinte es muss ja nicht sein, dass ich beim Radzusammenpacken schon nass werde. Beim Aussteigen sagte sie mir noch augenzwinkernd, dass ich mich nicht wundern solle, wenn ich deutlich mehr bezahlen muss falls ich nochmal Bus fahren würde. Sie hätte mich nicht voll abgerechnet
Sie sagte noch das ich Pech habe, der Wind ist gerade da!
Und sie sollte recht behalten, die Tage auf den Lofoten waren vom Wind bestimmt!
Auf den Lofoten, so hatte ich mir vorgenommen, wollte ich auf jeden Fall einmal in einer Rorbuer übernachten. Das sind alte Fischerhütten, die größtenteils mit Stelzen auf dem Wasser erbaut sind. Es ist halt was ganz Spezielles was man nur hier machen kann. Da das Wetter wie gesagt extrem bescheiden war und hier in A auch noch
sehr schöne von diesen Fischerhütten stehen entschied ich das heute der Tag dafür sein sollte.
Natürlich sind die meisten jetzt geschlossen bzw werden nicht vermietet. Man findet auf Autos und Schildern am Straßenrand aber Telefonnummern
unter denen man die Besitzer (i.d.R. halt Fischerfamilien) anrufen kann. In A fand ich insgesamt 4 Nummern, ich rief alle an und alle gingen entweder nicht ans Telefon oder sagten mir das sie zur Zeit keine Rorbuer vermieten.
Nun, das war ja ganz schön schwer so ein Teil zu bekommen!
Also fuhr ich erstmal einfach zum nächsten kleinen Fischerort, Reine. Dort konnte ich dann tatsächlich jemanden erreichen der eine Fischerhütte vermieten würde. Der Preis: 1500 NOK für 1 Nacht, das sind umgerechnet ca 200 Euro - WOW! Nee, das war es mir wirklich nicht wert! Nun kam aber erschwerend dazu, dass es dunkel wurde,
immer windiger und das ich auf einmal einen Platten hatte! Den hat
man ja bekanntlich immer in den passensten Momenten! Jetzt den Reifen zu wechseln, mit der Anhängerkupplung, würde dauern! Zum Glück stellte ich beim Aufpumpen fest, dass es kein großes Loch war, ich also pumpen, fahren, pumpen, fahren, etc. (Grüße am Papa, der kennt das;) So kam ich zum nächsten Ort, wieder eine Telefonnummer! Wieder zu vermieten! Diesmal etwas auf Mitleid, armer Fahrradfahrer mitten im Winter, Platten....500 NOK! 1/3 von dem Preis eben. Gekauft!! Beim Warten auf die Besitzerin fiel mir (zum ersten Mal übrings) ein Auto mit einem deutschen Kennzeichen auf. Die hatten wohl die Nachbarrorbuer hier gemietet. Also sagte ich dort mal kurz Hallo. Nette Leute, die in dieser Rorbuer im Sommer schon öfters waren und sie von Zuhause lange im Vorraus reserviert hatten. Sie
waren, sagen wir mal, mäßig begeistert von ihrem Aufenthalt im Winter bisher. Sie hatten das üble Wetter der letzten Tage hier "genossen" und meinten nur, dass sie jetzt zumindest ihre Hütte von Innen gut kennen
Egal, ich machte es mir in meiner Hütte gemütlich! Ein paar Gläser Whiskey-Cola (ja auch hier erlaube ich mir den Luxus eine Plastikflasche Singele Malt mit rum zu fahren, im übringen die einzige Flüssigkeit die ich immer trinken konnte weil
sie nie gefroren ist) und ein "schönes" Abendessen. Der Sturm entwickelte sich draussen dramatisch. Diese Hütte stand natürlich auch vorm offenen Meer. Nicht ein Platz wo ich bei diesem Wetter mein Zelt aufgebaut hätte, trotzdem war ich froh
in der Hütte zu sein. Es war schon toll, hier gemütlich in Sicherheit und draussen dieser gewaltige, laute Sturm. Wenn die heftigen Böen kamen wackelte die ganze Bude! Die anderen Deutschen meinte nacher auch sie dachten teilweise
das Haus würde zusammenbrechen. Krasse Action! Mitten in der Nacht auf einmal ein lauter Knall. Meine Tür war aufgeschlagen! Mit einer solchen Wucht, dass ein Scharnier komplett ab war und das andere nur noch so halb an der Tür dran war.
Keine Ahnung wie der Wind das nun wieder geschafft hatte, die Tür war nicht verriegelt, das war vielleicht der Fehler. Ich dachte mir nur" Man Christian,
. Die nette Frau gibt dir ihre Hütte zum Sonderpreis und zum Dank dafür zerlegste ihr das Teil" Naja ich schrieb einen netten Brief in dem ich den Sachverhalt erklärte - mehr konnte ich nicht machen!
Heute Abend ließ ich mich (dummerweise) etwas verleiten! Den ganzen Tag über war es verhältnismäßig windstill. Ich kam zu diesem völlig einsamen Strand,
der umrahmt von den hohen Bergen wirklich traumhaft war. Da ich das Zelt hier gut abspannen konnte (gefrorener Sand unter relativ dünner Schneedecke) entschied ich mich hier trotz der windungünstigen Lage das Zelt aufzubauen. Zu Beginn war es bei Schneefall auch noch alles wunderbar ruhig wie man auf dem ersten Bild sieht. Das änderte sich aber leider schnell und dann gewaltig. Ein Sturm wie nichts Gutes kam auf! Und ich stand nun hier, zwischen offenen Meer und einer weiten Strandebene. Katastrophe!
Ich überlegte erst noch das Zelt wieder flach zu legen, aber ich hatte auf Island mal ein Hilleberg im übelsten Sturm gesehen und ich wusste auch das Zelte von der Qualität meines Zeltes Sturm von über 100km/h aushalten können. Würde es heute wirklich zum Äußersten kommen, ich hatte noch 3 Nächte, die würde ich zur Not auch ohne Zelt schaffen. Außerdem
hatte ich mir ja eigentlich extra für Situationen wie diese hier, dieses High Tech Zelt gekauft. Nun musste es also zeigen, dass es das viele Geld wert ist. Und, verdammt nochmal, das tat es! Die Böen wurden immer heftiger, so das selbst ich manchmal Probleme hatte auf den Beinen zu bleiben. Dieses Zelt lag, ungelogen, mit der einen Seite bis zur Firststange komplett am Boden! Ich wusste nicht, dass sich das Gestänge so verbiegen kann, das der Stoff so reißfest ist, es sah bizarr aus. Gepaart wurde dies mit einer absolut einzigartigen Stimmung. Schnell ziehende Wolken, ein tobendes Meer, Wolken die von der untergehenden Sonne noch rot angestrahlt
wurden, pechschwarze Wolken und in den Wolkenlücken wieder das Nordlicht in allen Farben. Ich war fasziniert von dieser Atmosphäre und ich hatte tierische Angst um mein Zelt wenn die Sturmböen kamen. Mein Glück war wohl das ich hier wirklich perfekt abspannen
konnte und das es halt nur Böen waren, dieser Wind als Konstante und das Zelt hätte irgendwann aufgeben müssen denk ich. Irgendwann gegen Mitternacht wurden die Böen deutlich schwächer, die Nordlichtershow war vorbei und ich schlief, im vom Wind hin und her geschüttelten Zelt, trotz eines Adrenalinspiegels unter Kante Kinn vor Erschöpfung sofort ein.
Lofoten!
Der letzte Fahrtag. Nur noch 20km bis Svolvaer wo mein Hurtigruten Schiff mich nach Tromso zum Abflughafen bringen soll. Ich wurde um ca 6 Uhr geweckt weil das Zelt mich umdrehte! Wieder dieser verf.... Wind. Die Abspannungen (die waren wohl diesmal nicht allzu gut gemacht im tiefen Schnee
waren von einer Böe rausgerissen! Hätte ich nicht im Zelt
drin gelegen, es wäre wohl nun davon geflogen. Der Wind war, mal wieder, atemberaubend. Schnell baute ich das Zelt ab. Da ich nach Svolvaer einen Bogen fahren musste, hatte ich das Vegnügen diesen Wind von alle Seiten zu "genießen". Zuerst von der Seite:
Fahren schlichtweg größtenteils unmöglich, viel zu gefährlich und auch nicht kontrollierbar. Ich schob auf asphaltierter Straße, ein Armutszeugnis, fast das Eingeständniss einer Niederlage gegen den Wind. Dann von Vorne: Noch schlimmer! Defacto musste ich kämpfen um überhaupt schiebend vorwärts zu kommen. Es war zum Glück der kürzeste Abschnitt!
Matthias kennt den wind den wir auf Island hatten, dies hier war noch schlimmer, ich hätte es mir nicht vorstellen können! Aber es waren wie gesagt Böen, kein konstanter
Wind wie auf Island.
Dann Rückenwind, zum Glück die meiste Strecke: Gigantisch! Wenn eine der heftgen Böen einen erwischte war man in Null komma Nix von 10km/h auf 40 km/h.
In Tromso war ich von Vincent in seine Wohnung eingeladen. Er sagte mir, dass er von meiner Tour so begeistert ist, dass er es mir ermöglichen wolle in Tromso gut unter zu kommen obwohl er selbst übers Wochenende garnicht in der Stadt ist! Er lies
also einen komplett Fremden alleine übers Wochenende in seine Wohnung! Wow - was ein
cooler Typ. Ich traf ihn im Krankenhaus wo er arbeitet. Er gab mir seine Schlüssel, seine Adresse, versicherte mir das ich mich wie Zuhause fühlen soll und weg war er. Was soll man dazu noch sagen??
In Tromso traf ich mich am Samstag dann noch mit Frank, zu dem ich auch vorher schon Kontakt hatte. Bei ihm hätte ich freundlicherweise auch übernachten können, er wohnt aber sehr weit außerhalb und es wäre schlecht gewesen von dort zum Flughafen zu kommen.
Frank ist nach Norwegen ausgewandert, hat u.a auch mal 4 Jahre auf Spitzbergen gelebt. Sehr interessante Geschichten! Eben auch Begegnungen mit solchen Leute wie Vincent, Frank und, am Anfang in Kiruna, mit Oli,victor,Bastian,Lisa und co. machen den Reiz einer solchen Reise aus!