Ich mache alles falsch: Gnadenlos chronologisch, dazu Bilder im Briefmarkenformat … ob das hier überhaupt jemand liest?
Falls ja, ein kleiner Tipp: Auf’s Bild klicken und es wird groß
Also, los geht’s. Mit etwas Verspätung, eigentlich wollte ich im Mai/Juni in die Cevennen, da hatte mein Schlüsselbein etwas dagegen und brach. Also später, und ein näheres Ziel, weil zwei Wochen Urlaub arbeitsmäßig nicht drin waren. Aber Frankreich sollte es schon werden, da suchte ich mir die Vogesen aus. Ein paar Tipps holte ich mir aus dem
Forum. Und dann ging’s los. Verspäteter IC gleicht Notarzteinsatz in der S-Bahn aus, ich schaffte es rechtzeitig nach Weingarten zu Nathalie und Micha. Und am nächsten Morgen dann aufs Rad. In Ettlingen regnete es, ansonsten war es trocken, von Weingarten bis Saverne am Fuß der Vogesen. Nur … es sollte nicht so trocken bleiben, prophezeite der Wetterbericht. Schon in der Nacht regnete es ordentlich, ich hatte mich vorsichtshalber im Schloss, dem Chateau Rohan, einquartiert … okay, in einem Flügel befindet sich die Jugendherberge. Da ich keine Lust hatte, ein total verregnetes Wochenende in den Bergen auf dem Rad zu verbringen, entschloss ich mich, nach Nancy zu fahren. In einer Stadt kann man auch im Regen was unternehmen, dachte ich mir. Vorteil am Rande: Es war erstmal flach, denn, das hatten schon die ersten kurzen Steigungen gezeigt, mit meiner Bergform war es nicht weit her, nach dem Schlüsselbeinbruch.
Nancy erreichte ich in strömendem Regen, glücklicherweise fuhr ich direkt am Stadion vorbei in die Stadt, sonst hätte ich nicht erfahren, dass am Abend AS Nancy-Lorraine gegen Lille OSC die Saisoneröffnung der Ligue 1 feierte. Na, wenigstens das, ein neues Stadion als Trost. Ich quartierte mich im Etap-Hotel ein und blieb dort drei Nächte (wegen des Wetters, das in den Vorhersagen nicht so toll war, in der Realität aber dann doch ganz akzeptabel). Nancy ist eine schöne Stadt, viel Jugendstil und ein monumentaler klassizistischer Platz in der Mitte, die Place Stanislas, Geschenk eines polnischen Fürsten, der dank glücklicher familiärer Verwirrungen für einige in Lothringen herrschte und sich architektonisch verewigte. Aber, zugegeben, es ist ganz gut gelungen, wie ich am Abend bei einer Licht- und Tonschau mit den Palästen als Leinwand bestätigt bekam. Von Nancy machte ich Tagestouren, mit dem Rad bis Toul und Amance, mit dem Zug nach Metz, dort spielte der FC Metz gegen AS Arles-Avignon, zweite Liga, noch ein neues Stadion, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Und dann doch die Berge. Von Nancy nach Gerardmer, am Ende wieder ziemlich regnerisch – das Zelt blieb im Packsack, ich nächtigte im Hotel Murmeltier. War nett, mit Waschservice. Doch dann: Sonne! Wärme! LKWs! Okay, ab dem Col du Bonhomme war es vorbei mit letzteren, sonnig und warm blieb es noch, zum Glück. Ich fuhr den nördlichen Teil der Route des Crêtes und endlich war es eine richtige Radreise: Berge, Sonne, Schweiß, Höhenmeter. Viele Urlauber waren unterwegs, die Ausflugsrestaurants waren gestopft voll, kein Wunder, mitten in den Ferien und endlich mal schönes Wetter. Und schöne Sicht, ich quälte mich hoch zum Hohneck und wurde belohnt, Blick über das Rheintal, über die Vogesen bis zu den Alpen … okay, nicht ganz. Aber auf den Panoramatafeln standen Eiger, Mönch und Jungfrau, ich schwör’s! Ab Markstein rollte ich bergab, hinunter in die Rheinebene, auf den Campingplatz bei Guebwiller (aha! Am sechsten Tag!).
Und jetzt richtig bergig: Auf den Grand Ballon, das Dach dieser Reise. Ordentlich Höhenmeter, fast 1.000, Mittagspause nach gerade mal 15 km, überraschender Alpenblick, nicht ganz so überraschender, aber trotzdem toller Vogesenrundblick – es hat sich doch gelohnt. Nach der Abfahrt eine kleine Supermarktsuchodyssee und ein Campingplatz in Ranspach. Der teuerste, Fahrrad + Zelt + Mensch 18 EUR! Immerhin: Unterhaltung, am Abend gab es vor der wenige Meter entfernten Bar Karaoke. Na dann, gute Nacht.
Der nächste Tag begann wieder sonnig, ich fuhr über den Col de Bussang zur Moselquelle. Lustig, hier kann man noch mit der Ferse am einen und mit den Zehen am anderen Ufer der Mosel stehen. Schon mittags kam ich am Campingplatz an, in Fresse. So heißt das Kaff wirklich, Fresse-sur-Moselle, allein deshalb musste ich dort übernachten. Und es war der günstigste Campingplatz, Fahrrad + Zelt + Mensch für 4,08 EUR. Das Zelt baute ich auf, der Mensch setzte sich aufs Fahrrad und drehte noch eine Runde durch die 1.000 Seen. Das Pays des 1.000 étangs war ein Tipp aus dem Forum, einer der wenigen, die ich tatsächlich beherzigte und es war wirklich schön: Eine Hoch“ebene“ mit unzähligen kleinen und ganz kleinen Seen … richtig flach war es nicht, es ging immer mal kurz, aber sehr steil bergauf und bergab. Und dann richtig begab ins Tal, wo es doch glatt zu regnen begann. Was soll denn das? Und es regnete die ganze Nacht, immerhin, mein Zelt war fast dicht.
Am Morgen zog ich die nassen Radklamotten an, verpackte das nasse Zelt, setzte mich aufs nasse Rad und fuhr auf dem nassen Radweg die Strecke vom Vortag zurück. Raus aus den Bergen, ich hoffte, dass der Regen an den Bergen hing und mich im Tal verschonte … und siehe da, so war es auch. Zudem hatte ich ein Ziel, Montbéliard, am Abend spielte dort der FC Sochaux gegen SM Caen. Um das zu erreichen, musste ich allerdings erst ordentlich gegen den Wind strampeln, entlang des Rhein-Rhone-Kanals gab es wenigstens keine Steigungen mehr.
Am Tag danach ging es in die Schweiz. Die letzte Etappe war angesagt, von Montbéliard nach Weil am Rhein, durch die Ajoie. Die Ajoie ist der nördliche Zipfel des Kanton Jura, die Orte heißen hier Miécourt, Courgenay oder Beurnevésin; nebenan in Frankreich Winkel, Liebsdorf oder Altkirch. In Porrentruy gab ich viele Franken aus und bekam dafür eine Zeitung und ein Mittagsessen, dann ging es weiter, durch das Lützeltal und das Birstal nach Basel. Problemlos, ich war ja nicht in Uniform unterwegs. Kurz vor Basel dann der km. 1.000. Unterkunft in Weil: Carathotel, ein Kasten aus den 70ern, immerhin mit tollem Blick, mein Zimmer war im 8. Stock. Am Montag kurvte ich dann zum Abschluss zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz hin und her, kaufte Schokolade und Fondue, lächelte über den „Flughafen“ Basel-Mulhouse und legte mich früh ins Bett, um den Zug am nächsten Morgen um kurz nach fünf zu bekommen.
Eine schöne Tour war es, aber als Hauptradreise war sie mir ein bisschen zu kurz. Das muss nächstes Jahr besser werden. Und das mit dem Zelt überlege ich mir auch nochmal, bin ja offensichtlich ein Weichei geworden und nehme bei drohendem Regen lieber eine feste Unterkunft. Trainingseffekt hin und her, ohne die Extrakilos wäre es vielleicht doch ein bisschen leichter gewesen an den Bergen.
Okay, hier noch die
Route Und den ausführlichen Bericht gibt es hier: