Es sollte ja eigentlich alles unter einem guten Stern stehen.
BASSSTELLLN von
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Gute Omen und sowas. So kam es aber nicht. Nachdem alles vorbereitet war, nachdem das Radel dastand, Gepäck festgezurrt und test gefahren war, riefen meine Eltern aus Niederstotzingen an. Meine Mutter bettelte mich an das doch nicht zu machen. Ich ließ sie reden, sie sollte nur quatschen, für mich wars schon beschlossen.
Mit dem Fahrrad umzuziehen ist in Großstädten wie Wien, München und Berlin sicherlich schon Gang und Gebe. Es gibt Selbsthilfewerkstätte und Lastenradkollektive, die einen für eine Spende mit einem großzügigen Anhänger dabei unterstützen. Diesen Sommer wollten aber ziemlich viele Leute mit dem Fahrrad umziehen. Deshalb war das Mieten eines großen Anhängers nicht wirklich möglich. Vor allem, weil man ihn irgendwie wieder zurückbringen musste.
tada von
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Von Wien nach München hat man das Glück, das die Strecke komplett an Flüssen befahrbar ist und somit die etwa 500-600km wenn überhaupt nur 500-1000hm haben.
Da zuerst nichts Besseres zur Verfügung stand probierte ich es mit meinem alten Bianchi Araneus MTB und der Bobyat-Kopie des Einspuranhängers: Der Sessel wurde etwas vorne auf den Hänger gelegt, und das restliche Gewicht auf den Gepäckträger. Dadurch entstand hinter dem Sessel eine ziemlich große Staufläche, die ich mit dem ganzen Kram befüllen wollte, der noch so in der Wohnung herumstand.
Critical Mass Juni 2011 von
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Allerdings zeigte sich auf den 12km Hinweg zur Critical Mass, dass durch das riesige Gewicht am Hänger, der an der Achse aufgehängt ist, die Achse immer wieder seitlich verrutschen würde, egal wie fest man sie zieht. Die Fahrradversammlung verlief zwar ohne weitere Zwischenfälle, aber es zeigte sich, dass das 60 Meter lange Seil, komplett festgezurrt zwischen Hänger und Gepäckträger, für sehr wenig Kurvenfreiheit sorgte. Ein schmerzhaftes Hinfallen war vorprogrammiert.
Claudius half mir aus: Wir - ich verbessere mich: er - baute aus seinem alten Sch(n)auff-Tandem ein Lastenrad mit einer Holzkonstruktion, die in etwa die Maße der Auflagefläche des Sessels hatten.
Weinbergschnecke von
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Hinten am Schnauff war dann der Tubus Cargo, vorne der Surly - Lowrider mit Korb. Also hatten 4 große Gepäcktaschen Platz, unter dem Sessel ein Rucksack und auf dem Sessel - der eigentlichen Unterseite des Sessels - war eine große Staufläche für Kleidung und Schlafsäcke, die sogleich auch genutzt wurde. Hinten haben wir das Holz extra ein paar Zentimeter länger gelassen, um noch Isomatten und/oder Zelte draufzupacken.
Hier mal eine kleine, unfertige Liste der Dinge, die dabei waren:
Sessel, 2,1kg Zelt, Isomatte, Winter- und Sommerschlafsack, Großer Sikomatic-Emaille-Topf, kleine, ebenfalls Sikomatic Pfanne, Emaille-Topf, 2 mal 2,4 und ein mal 1,2 kg Gewichte (Danke Claudi grins ), 5 Liter Farbe, ein Diercke Atlas, schätzungsweise 50 Bücher, viele Jeans, T-Shirts, Pullover und so, Bettbezüge und -wäsche, Festplatte, Maus, Headset, Seife (die auslief), 60m Seil, Inline-Skates, (undn Haufen Scheiß, den kein Mensch braucht (Anmerkung Claudius))...
An einem Tag, an dem sich unser Schöpfer dachte, er wolle uns schwitzen und leiden lassen
Sonnenbrand holen von
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ging es los, obwohl der Wetterbericht von mehreren Tagen Regen redete. Vom Praterstern erstmal zu meiner alten Wohnung und den restlichen Kram einpacken. Da stand schon unser erster "Pass" vor der Tür: Der Anstieg zur Reichsbrücke über die Donau - fünf Prozent und über 550 Meter lang. Allerdings wurden wir dabei nicht einmal überholt. Eine Frau mittleren Alters blieb sogar den ganzen Anstieg hinter uns, und überholte erst an der folgenden Geraden...
Ihr wisst ja, wie das mit Radwegen in Städten ist: Man nimmt sich einmal vor, so gutmütig zu sein, die Regeln zu befolgen, und den Radweg zu benutzen. Dann stellt man nach spätestens 200 Metern fest, dass der Radweg andauernd Schwenker nach links und rechts macht, komische, grandios gebaute Kanten im 45°-Winkel aufweist und zusätzlich auch noch von Autos und sonstigem Kram belagert wird, dass man schon bald wieder runter geht und wenn dann ein Polizist kommt...
Umzugstour! von
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So erging es uns in Korneuburg. Fünfzehn Kilometer nach Start hielt uns plötzlich ein "Grünling" an. Ich dachte schon: "Oh Nein, jetzt gibts Haue wegen dem Reh-Schädel vorne am Korb." - Allerdings gab es dann eine Beschwerde von einem Autofahrer, weil wir nicht auf dem Radweg gefahren waren. Hinter dem Mann des Rechts stand eine kleinlaute Pissnelke, die nur "Ich lass mich doch nicht anpöbeln..." vor sich hinmurmelte.
Zugegebenermaßen, wir waren wirklich auf der Straße gefahren, einen Kilometer zuvor. Und die Autos wurden dabei aufgehalten. Ein Entgegenkommender hatte uns schon mit "Fahr doch aufm Radweg du Trottel..." begrüßt, dem Claudi gleich eine verbal draufsetzte. Allerdings wurden wir nur Sekunden später gleich noch einmal angepöbelt. Von einem Autofahrer, der plötzlich überholte, und dann hunderte an Metern absichtlich langsam vor uns fuhr.
Nun, was soll man dem Polizisten dann erzählen? Ich hatte genügend zur Auswahl. Allerdings begnügte sich der Herr in Uniform dann bereits mit der Erklärung, dass der Radweg innerhalb von 200 Metern drei Kanten im 45°-Grad-Winkel aufwies und wir, sofern die Möglichkeit bestand, ja auch den Radweg benutzen würden. Aber Soetwas war ja kein Radweg.
Auch wenn diese Begegnung ganz witzig war, wechselten wir vorsichtshalber doch lieber auf den Donauradweg. Dort begrüßte uns erst einmal ein genialer Rückenwind.
Nachdem wir den schick asphaltierten Donauradweg entlangbretterten mit sagenumwobenen 25km/h (was für die Fuhre annähernd Schallgeschwindigkeit ist) verpassten wir auch prompt die korrekte Abbiegung und blieben einfach mal gradeaus... War ja auch ausgeschildert, dass es gradeaus auch schick weiter ging. Kurzer Blick nach einigen km auf der Karte meinte aber was anderes. Nun gut nehmen wir eben die nächste Abbiegung. Gesagt getan - kurz vor uns war eine Brücke und linksrum führte der Weg in die richtige Richtung! War zwar geschotterter Feldweg, aber das hält uns doch nicht auf - es bremste uns nur um 20km/h aus und wir schlichen gute 2km den Weg entlang um auf einen großen Parkplatz wieder rauszukommen und entdeckten rechts von uns die Brücke grins Schöne Verarsche.
Dann gings halt auf die Hauptstraße und wir zottelten uns durch Kreisel und Autobahnauffahrten Richtung nächster Stadt. Leider führte dieser Weg ausschließlich auf der Hauptstraße, sodass wir die wohl ungemütlichsten 5km unseres Lebens fuhren, da uns ohne Rücksicht auf Verluste auf der engen Straße die LKWs in der Kolonne überholten, wobei von vorne auch LKWs kamen - welche aus Angst vor Lackschäden - auf den Grünstreifen auswichen.
2l Schweiß und Angst später erreichten wir dann unser Zwischenziel und schnauften erstmal um die Wette.
Nach einer gemütlichen Rauchpause (Claudius) orgelten wir mit der Fuhre weiter durch die Stadt, fragten uns Richtung Donauradweg durch und fanden den tatsächlich. Schon etwas geschafft fuhren wir dann wieder mit sauberen Rückenwind dem Ziel ein Stückchen näher um wenige Kilometer später an einen schönen Steg Pause zu machen! Noch kurz die Füße ins Donauwasser halten (brrr das ist ja kalt) und weiter gings für uns.
Flagge im Wind von
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Irgendwann in Tulln angekommen,
manövrieren von
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machten wir erstmal eine lange Pause, da das Wetter sehr warm war... Erfrischung holen am Brunnen,
Spontane Abkühlung von
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dann rein ins Kaufhaus und den halben Laden leergekauft - Treibstoff für unsere Beine. War richtig kühl dadrin, man merkt sowas immer erst, wenn man lange in der Sonne radelt.
Nach dem Essen fiel uns auf, dass wir einen Sonnenbrand haben. Dachten beide eigentlich wir wären die Sonne längst gewöhnt. Mich erwischte es an den Armen und Marian großflächig am Rücken teuflisch - naja, war ja Midsommer!
Also nochmal rein in die klimatisierte Stube, Räder anschließen haben wir uns stets gespart - kriegt eh kein Mensch weg den Kram....
Ein paar Euro weniger und Sonnencreme und ApresLotion später, sowie einer Sturzhalben meinerseits gings dann gemütlich weiter Richtung Traismauer. Wir wollten noch bis Krems kommen aber irgendwie, ja irgendwie war da vorn so eine dunkelblaue Horrorwolke und der Wind wurde stets stärker, der Donauradweg immer einsamer. Klang nach Schlechtwetter. Irgendwo vor Krems haben wir unser Nachtlager direkt an einer "Raststation" des Donauradwegs aufgeschlagen - bei dem Wetter kommt eh keiner freiwillig vorbei. Nachdem wir alles befestigt hatten und unser Lager sturmfest gemacht haben, kam die Sonne kurz raus
Schlafplatz von
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Abhängen von
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Liegen von
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Irgendwann sind wir dann in die Hängematte oder auf die Isomatte verschwunden und der nächste Tag brach gegen 9Uhr für uns an. Frühstücken
schmeckt von
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mit dem was wir vom Vortag hatten, alles abbauen
Sachen ausdampfen lassen von
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und irgendwann beim Frühstück kam zu uns ein Mann. Gitarre hinten draufgeschnallt auf seinem Gepäckträger, kamen wir ins Gespräch - wohin, wieso etc - und er findets total unterstützendswert. Er fährt jeden Sommer den Donauradweg lang.
Irgendwann rappelten wir uns auf und machten wieder ein paar km. Wir beide merkten, dass wir schon lange keine Radreise gemacht hatten, denn der Allerwerteste tat weh lach
Das Wetter war an dem Tag angenehm kühl und wir konnten gut durchstarten, doch leider hatten wir auch gut Seitenwind, der mit der ganzen Fuhre schon etwas anstrengend war.
Wenn ihr wollt gehts weiter
Ansonsten sparn wir uns das Schreiben
auch nur Menschen
wenn auch verrückt
Claudius/Marian