Österreich WEST – OST Eine Radtour quer durch Österreich
27. Mai bis 02. Juni 2011
884,53 Kilometer
Freitag, 27.5.2011Fahrzeit: 4’31.05 Stunden, Durchschnitt: 15 km/h, 64,3 km Fahrstrecke, , Highspeed 59,4 km/h
Nachdem mein Kumpel Tom und ich im Vorjahr Österreich von NORD nach SÜD durchquert hatten, war es nur schlüssig, im heurigen Jahr unser schönes Land von WEST nach OST zu durchfahren.
Durch die deutlich längliche Form von Österreich war die Vorfreude auf die Vielfalt der zu erwartenden Landschaften bereits im Planungsstadium sehr groß. Wie sich herausstellte, wurden die Erwartungen im Verlaufe der Reise mehr als erfüllt.
Es gibt natürlich immer viele Wege, die zu einem Ziel führen. Um dem Erlebnis Österreich aber möglichst nahe zu kommen, wollten wir es uns nicht leicht machen und dem markantesten geographischen Element Österreichs, den Bergen, genügend Raum lassen.
Zur Eruierung der beiden am weitesten entfernten Punkte Österreichs wurde die Landkarte herangezogen und - ganz unwissenschaftlich - Bangs in Vorarlberg und Deutsch-Jahrndorf im Burgenland als diese Hotspots erkoren. Vor Fahrtbeginn stand zuerst die Anreise mit der ÖBB heran. Gegen Mittag des 27. Mai kamen wir nach nur einmaligem Umstieg, sehr lustig mit einem 40 kg schweren Rad, nach 5,30 Minuten Fahrzeit und 516 Tarifkilometern in Feldkirch an.
Dummerweise hatte nach einer wochenlangen Schönwetterphase genau an diesem Wochenende eine Kaltfront für einen Temperatursturz und Regen gesorgt. Wir stärkten uns noch kurz am Bahnhof in Feldkirch und dann ging die erste Etappe los. Nach einigem Herumgekurve in Feldkirch fanden wir die Straße nach Bangs und konnten gleich die Wettertauglichkeit unserer Ausrüstung testen. Schnürlregen vom Feinsten begleitete uns in der Folge durch den Tag. An der Grenze in Bangs wurde das obligatorische Foto zur Beweissicherung gemacht und der eigentliche Startschuss fiel.
Zurück auf gleicher Strecke schwenkten wird nach wenigen Kilometern Richtung Rankweil ab. War es bis hierhin noch durchwegs eben gewesen, so begann praktisch noch im Ortsgebiet von Rankweil ein endloser Anstieg in Richtung Furkajoch. 1257 Höhenmeter warteten auf den nächsten 25 Kilometern darauf bezwungen zu werden. War der Anstieg zuerst noch nicht allzu steil, so wurde im weiteren Verlauf die 10% Marke permanent überschritten. Durch die schlechte Witterung war auch das Landschaftserlebnis stark getrübt und beschränkte sich in erster Linie auf das Studium von Wolkenfetzen und, im weiteren Verlauf, von aufziehenden Nebelfeldern. Die Kaltfront machte beim weiteren Anstieg ihrem Namen alle Ehre und ab ca. 1400 Höhenmetern ging der Regen in Schnee über. Der zarte Gruß vom Winter wurde noch mit einem Anstieg der Steigungsprozente auf 14% garniert und so mutierte die Fahrt auf das Furkajoch zu einer Reise ins eigene Ich. In solchen Momenten kommt immer wieder die Frage auf „Wieso tu ich mir so was an“. Gott sei Dank dauern diese kleinen Tiefs nicht lange und der Ehrgeiz bekommt wieder den Überhang.
Irgendwann war auch das Furkajoch bezwungen und wie ein wirklicher Wink des Schicksals hatte der Wirt des Gipfelkiosks geöffnet, obwohl wir beim Eintritt nur einen einzigen Gast vorfanden. Wirt und Gast sahen uns wie Aliens an, als wir schneebedeckt das Lokal betraten. Ein heißer Tee und ein Platz am bullernden Ofen ließen die Lebensgeister wieder wach werden.
Beim Schlürfen des Tees wurde uns aber unangenehm bewusst, dass wir nun den Pass wieder hinunter mussten. Was an schönen Tagen ein Genuss ist, würde hier zur Kamikazefahrt werden. Die Fahrbahn war zwar nur nass, aber es hatte um die Null Grad und der Schneefall hielt weiter an. Wir zogen alles an, was dem totalen Auskühlen vorbeugen konnte und stürzten uns in die Abfahrt. Da es sofort mit etwa 12-14% nach unten ging, war nach wenigen Metern ein Tempo erreicht, das bei dieser Witterung mehr als ungesund war. Die Avid-Felgenbremsen konnten zeigen was in ihnen steckt. Man kann im Nachhinein sagen, dass sie erstaunlich gut funktionierten. Trotz schwerem Rad, kalten Temperaturen und nasser Fahrbahn bremsten sie immer zuverlässig ab. Voraussetzung war allerdings kontrolliertes- und kein Dauerbremsen. Tom tat sich hier mit seinen Scheibenbremsen etwas leichter.
Die Sicht war durch den in die Augen peitschenden Schnee nahe Null, der Verkehr zum Glück ebenso. Nach endlosen Kilometern, in denen die Finger merklich an Gefühl verloren und uns lediglich das ausgeschüttete Adrenalin vor dem Erfrierungstod bewahrte, kamen wird in Höhenlagen, wo der Schnee in Regen überging. Hier war ein Stopp angesagt. Tom fühlte seine Hände nicht mehr und befürchtete erste Schäden. Als Notlösung wurden wasserdichte Säcke aus den Packtaschen gekramt und über die Handschuhe gestülpt. So konnte die Fahrt ins Tal fortgesetzt werden. Bei einer notwendigen Pause für die erforderliche Aufwärmgymnastik erhielten wir von den wenigen vorbeifahrenden Autolenkern anerkennende „Daumen hoch“-Zeichen. Das muntert dann schon auf und so schafften wir die letzten Kilometer über Damüls und Au bis Schoppernau. Dort fragten wir um ein Zimmer und hinterließen in der Rezeption sofort einen kleinen See. Die Chefin ließ das aber völlig ungerührt und wir erhielten wir im Gasthaus „Adler“ eine sehr komfortable und wirklich empfehlenswerte Unterkunft. Tom ging in die Sauna, ich duschte lange und wärmte mich mal gemütlich im Bett auf. Beim Abendessen ließen wir uns zwei Hefeweizen und ein Schnitzel schmecken. Der Schlaf war, wie zu erwarten, tief und fest.
Samstag, 28.5.2011Fahrzeit: 6’37.26 Stunden, Durchschnitt: 16,1 km/h, 106,66 km Fahrstrecke, , Highspeed 66,5 km/h
Der heutige Morgen sah schon wesentlich besser aus, als der Abend zuvor geendet hatte. Kein Regen, lediglich hochsteigender Nebel und etwas kühl. Kein Wunder, liegt doch Schopernau auf rund 1.000 Metern Seehöhe. Nach einem super Frühstück war erstmals Radpflege angesagt. Der gestrige Tag hat einiges Öl aus Kette und diversen Gelenken bei den Bremsschenkeln etc. herausgewaschen. Unsere treuen Gefährten waren schnell wieder fit und so ging die Fahrt in Richtung Hochtannbergpass weiter. Der Pass ist nicht übertrieben steil, aber sehr lang. Rund 16 Kilometer geht es bergan und die Steigung sinkt selten unter 9% ab. Es hieß also wieder einmal die Zähne zusammen beißen und den richtigen Tritt finden. Wenigsten war heute mehr von der großartigen Gebirgslandschaft zu sehen.
Nur wenige kleine Ortschaften folgten bis zum Pass, der plötzlich und fast unerwartet am Ende eines kleinen Hochplateaus das Ende der Steigung verkündete.
Natürlich lag auf 1675 Metern noch Schnee und es war so kalt, dass wir für die Abfahrt wieder einige Klamotten mehr anzogen. Das war auch deshalb notwendig, weil es zwischenzeitlich wieder leicht zu regnen begonnen hatte.
Die Abfahrt nach Warth war gleichzeitig der Wechsel nach Tirol. Im Tal angelangt wagte sich sogar etwas Sonne hervor und wir tauten wieder auf. Über Holzgau, Eibigenalp und Häselgehr folgten wir dem Lech flussabwärts und näherten uns dabei der Abzweigung in das Bschlabertal.
Das war insofern interessant, als hier beinahe unmittelbar der Anstieg zum Hahntennjoch begann. Der Verkehr war am Wochenende recht ordentlich, allerdings vorrangig durch Motorradfahrer, die dieser Passstraße ihre Aufwartung machten. Die Biker waren aber durchwegs OK und vermieden allzu enges Überholen. Das Hahntennjoch zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es zuerst sehr steil losgeht, dann etwas (vielleicht auf 9%) abflacht und dann wieder bis zur Passhöhe die ursprünglichen 12 Prozent aufnimmt.
Die 12 Kilometer bis zur Passhöhe sind jedenfalls nicht von schlechten Eltern. Die Landschaft allerdings ebenfalls nicht. Tolle Ausblicke auf eine hochalpine Bergwelt erleichtern das Klettern und wie Tom immer sagt: „Irgendwann ist jeder Berg zu Ende!“
So war es natürlich auch hier und nach geraumer Zeit erreichte ich die Passhöhe von 1894 Metern und damit das Top der heurigen Tour.
Da Tom etwas weiter hinten fuhr, kam ich mit einem älteren Imster ins Gespräch, der mir sagte, dass er früher auch immer mit dem Rad heraufgefahren sei. Nun verwende er aber ein E-bike. Im Anbetracht seines Alters aber immer noch eine tolle Leistung. Nachdem Tom eingetrudelt war, folgte eine rauschende Abfahrt mit bis zu 15% Gefälle nach Imst hinunter. Praktisch mit jeder Kehre tiefer wurde es wärmer und als wir in Imst einfuhren, waren wir plötzlich wieder im Sommer angekommen. Nach zwei Pässen an einem Tag war nun Genussradeln vom Feinsten angesagt. Wir folgten dem Innradweg in Richtung Innsbruck.
Schöne Bilderbuchlandschaft und ein relativ wenig befahrener Radweg ließen die Kilometer nur so dahinfliegen und ehe wir uns versahen, waren wir in Silz angekommen. Der Tacho zeigt über 106 Kilometer an und es war wohl an der Zeit ein Quartier zu finden. Im Gasthof „Löwen“ fanden wir zu einem Preis von € 39,- mit Frühstück eine günstige Unterkunft. Zum Abendessen mussten wir aber außer Haus und fanden in der Pizzeria „Pronto“ einen wie wir vorerst dachten preiswerten Fresstempel zum Kalorien auffüllen. Es stellte sich erfreulicherweise heraus, dass wir zwar ein einfaches Pizza to Go etc. Lokal erwischt hatten, der Koch aber begnadet war. Je eine Portion Spaghetti alia Olio, sehr scharf und danach noch je eine Kebapp-Pizza schmeckten hervorragend. Dazu zwei Bierchen und die Welt war wieder in Ordnung. Trotz der Stärkung gingen wir relativ rasch zu Bett, den wir waren erstmals müde und zweitens bot Silz nun wirklich nichts von Bedeutung.
Sonntag, 29.5.2011Fahrzeit: 8’03.58 Stunden, Durchschnitt: 20,8 km/h, 168,14 km Fahrstrecke, , Highspeed 48,3 km/h
Der heutige Tag war als Rolleretappe angelegt und sollte uns zu einem Geschäftsfreund von Tom bringen, der in Gasteig, direkt unter dem „Wilden Kaiser“ sei Domizil hat. Der Weg führte schön eben und sonnig immer dem Inn entlang. Der Fluss wurde auch mehrmals überquert, wobei eine Brücke, die zur Gänze aus Holz gefertigt und sogar mit einer Überdachung versehen und damit besonders schön war. Abwechslung bot der immer wieder beeindruckende Blick in die Tiroler Bergwelt.
Die Gipfel des Mieminger Gebirges wurden kurz vor Innsbruck von den Zweitausendern der Karwendelgruppe und der Nordkette abgelöst.
Bis dahin waren aber noch etliche Kilometer zu fahren und so genossen wird die traumhafte Route durch blühendes Bauernland. Je weiter wir uns vom Tiroler Oberland entfernten, umso weiter wurde das Tal und die leider im Oberland dominierende Autobahn wurde weniger merkbar. Der Inntalradweg verläuft überwiegend tatsächlich am Fluss entlang, ist aber nicht durchgehend asphaltiert, sodass eine robuste Bereifung absolut empfehlenswert ist. Ich hatte übrigens Conti Sport Contact montiert und kann sagen, die laufen nicht nur super, sondern sind auch sehr robust. Noch am Vormittag erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein die Landeshauptstadt von Tirol.
Innsbruck zeigte sich von seiner schönsten Seite, die Nordkette mit dem Patscherkofel war noch tief verschneit und strahlte mit uns um die Wette. Weiter führte der Weg, immer dem Inn entlang durch die Stadt.
Über Hall und Schwarz erreichten wir Wörgl, wo wir erstmals Kontakt mit Georg, dem Geschäftsfreund von Tom aufnahmen. Der beschrieb uns den Weg von Kufstein aus und es sei eigentlich nur ein Katzensprung von dort zu Ihm nach Hause. Dummerweise hatte ich diesen Teil der Fahrstrecke nicht aus der Karte kopiert, da ursprünglich eine andere Route vorgesehen war. Aber so ist das Reisen mit dem Fahrrad eben. Unvorhergesehenes kann immer passieren und man muss sich halt damit arrangieren. Wir traten also in die Pedale und schauten zuerst mal, dass wir Kufstein erreichten. Am Innradweg entlang war dies auch weiters kein Problem. Dann wurde uns aber nach dem langen Dahinfahren am Innradweg schlagartig bewusst, dass Österreich vorrangig bergig ausgerichtet ist. Über Ebbs ging es Richtung Walchsee. Die Gegend war wunderschön, aber auch ganz schön bergig.
Der Walchsee liegt prachtvoll zwischen hochragenden Bergen und ist ein sogenanntes Postkartenidyll. Der Tourismus hat hier entsprechend Einzug gehalten und ein Luxushotel reiht sich an das andere. Trotzdem haben die Tiroler auch an die Radfahrer gedacht und zumindest in Teilen einen Radweg angelegt.
Der erleichtert das Fahren ungemein, denn die traumhafte Kulisse lockt auch viele Biker an und die haben es meist sehr eilig ohne vielleicht zu ahnen, was ihnen bei der ganzen Hetzerei so alles entgeht. Der „Katzensprung“ zog sich zwischenzeitlich schon etwas hin und so musste ein erneutes Telefonat Klarheit schaffen, ob wir auch noch auf der richtigen Fährte waren. Das wurde bestätigt und wir setzten also hoffnungsfroh die Fahrt fort. Es ging also bergauf und auch wieder bergab durch wunderschönes Tiroler Bergbauernland. Nach 140 Kilometern im Sattel wären wir aber langsam über die Ankunft ganz froh gewesen. Kurz gesagt dauerte die Fahrt noch rund 20 Kilometer an und wir erreichten doch etwas geschlaucht das Etappenziel in Gasteig. Wir wissen also nun definitiv, dass für Automobilisten - speziell der Tiroler Sorte - ein Katzensprung stolze 40 Kilometer misst.
Die Ankunft entschädigte uns aber für die Anstrengungen. Georg und Freunde waren in seiner Privatwerkstatt versammelt und bei bester Stimmung. Dazu muss gesagt werden, dass Georg nicht irgendein Georg ist, sondern ein ehemaliger Testfahrer von Werkswagen bei Porsche und anderen deutschen Teams. Sein Hobby ist entsprechend. Er tunt Puch 500 bis zum Umfallen.
Rund 450 PS hat so ein Geschoss, wovon er gleich eine ganze Reihe besitzt und sein größter Spaß ist es, damit die Werksautos zu jagen. Georg ist mit dem ganzen Formel 1 Tross bestens bekannt und es ist wirklich faszinierend ihm zuzuhören, wenn er diverse Erlebnisse aus seiner aktiven Zeit erzählt. Mit großem Hallo wurden wir empfangen und bevor wir es versahen, hatte jeder von uns schon ein Bier in der Hand. Nach 168 Kilometern Fahrstrecke war es der pure Genuss, das kühle Blonde die Kehle hinunter laufen zu lassen. Eines reichte natürlich bei weitem nicht und es folgten an diesem Abend noch ein paar weitere. In der gemütlichen Stube von Georg ist neben den ausgestellten Pokalen aus seiner Rennzeit auch eine Ramazotti – Maschine zu finden, die Freunde für ihn gebaut hatten.. Georg ist ein Fan dieses Schnapses und kredenzte uns den herben Stoff gleich Becherweise. Ich trinke ja normalerweise überhaupt nichts Scharfes und bekam so die Wirkung recht rasch zu spüren. Noch dazu hatten wir an diesem Tag eigentlich noch nichts gegessen. Gott sei Dank hatte Georg Gnade und erwies sich als wahrlich großzügiger Gastgeber. Er telefonierte kurz und brachte uns dann ins nahe gelegene Hotel „Kramerhof“. Der Luxusschuppen wäre für mich normalerweise eine Nummer zu teuer, aber hast du einen Georg, so ist das Problem gelöst. Er übernahm nicht nur die Kosten für das Hotel, sondern lud uns auch noch zu einem hervorragenden Abendessen ein. Dazu nochmals ein herzliches Dankeschön, das war wirklich großartig.
Nach dem Essen und etwas Smalltalk ging es in ein komfortables Bett. Die Räder waren gut verstaut im Skistadel des Hotels untergebracht.
Montag, 30.5.2011Fahrzeit: 7’27.21 Stunden, Durchschnitt: 17,8 km/h, 133,30 km Fahrstrecke, Highspeed 67,4 km/h
Nach einem super Frühstücksbuffet ging bei strahlendem Wetter die Fahrt weiter. Zuerst schön bergab Richtung St. Johann. Dort zweigte die Straße Richtung Fieberbrunn und Hochfilzen ab. Wir fuhren gemütlich entlang der „Fieberbrunner Ache“ mit einem tollen Blick auf das „Kitzbüheler Horn“. Nach Fieberbrunn wurde es langsam etwas steiler und kurz vor Hochfilzen kam die erste deftige Steigung des Tages.
15% auf rund zwei Kilometern Länge warteten darauf bezwungen zu werden. Das gelang auch ganz gut und der erste Hochpunkt des Tages wurde erreicht. Hochfilzen liegt auf 959 Metern Seehöhe und ist als Biathlon-Zentrum bekannt.
Um diese Jahreszeit war es natürlich etwas ruhiger. Es ging nun wieder abwärts Richtung Leogang und Saalfelden. Dort endete die Gemütlichkeit aber bald wieder.
Bereits Richtung Maria Alm ging es immer leicht bergan. Denn der Filzensattel kündigte sich an. Er begann, sozusagen aus dem Stand nach einer Überquerung des „Urschlau-Baches“, dessen Verlauf wir seit Saalfelden gefolgt waren, rampenartig anzusteigen. 15% durchgehende Steigung über die nächsten 3 Kilometer. Verschärfend kam hinzu, dass gerade zwei längere Baustellen am Sattel eingerichtet waren und wir so das Vergnügen hatten die 15% teilweise auf Schotterfahrbahn zurücklegen zu dürfen. Durch eine Baustellenampel zum Halten gezwungen kam ich mit einem ebenfalls anhaltenden Motorradfahrern ins Gespräch, der – offensichtlich ortskundig – fröhlich verkündete, dass das steilere Stück erst noch kommen würde. Dermaßen motiviert ließ er mich mit durchdrehenden Reifen zurück und ich konnte beim Weiterstrampeln darüber nachgrübeln, warum die Welt nur so ungerecht ist. Das ist sie natürlich nicht und plötzlich war der Filzensattel doch erreicht. Immerhin 1290 Meter Seehöhe waren bezwungen. Tom, wie immer etwas weiter hinten, ließ noch auf sich warten und so genoss ich die Ruhe der Bergwelt und den Anblick der glücklichen Kühe die hier weideten.
Die Abfahrt nach Dienten war rasant und rasch erledigt, nur um umgehend in den Anstieg zum „Dientner Sattel“ über zu gehen.
Die 12% Steigung konnten uns nicht mehr schrecken und der Sattel mit seinen 1342 Metern Seehöhe war rasch erreicht. Bei einem Gasthaus auf der Passhöhe konnte ich meine Wasserflasche auffüllen und dann kam eine der genialsten Abfahrten der ganzen Tour. Vom Sattel bis Bischofshofen ging es nun praktisch über rund 17 Kilometer konstant bergab. Am Anfang sogar höchst rasant mit 18 Prozent Gefälle. Die Bremstechnik war wegen der kurvigen Strecke gefragt. Das Tempo der Autos konnte aber problemlos gehalten werden. Ein extremer Spaß der für die Anstrengungen des Tages entschädigte.
In Bischofshofen war erst mal eine längere Rast angesagt. Ein gemütliches Kaffeehaus in der Innenstadt kam gerade recht und im Schatten der Sonnenschirme ließ es sich herrlich relaxen. Nach einer halben Stunde war aber Aufbruch angesagt, da wir heute noch bis Schladming wollten.
Über Niederfritz und Eben fuhren wir nach Radstadt, wo wir im weiteren Verlauf den Ennsradweg Richtung Schaldming nutzten. In diesem Bereich ist der Ennsradweg auch für long distance biker gut nutzbar. Teilweise zwar als Naturweg angelegt, aber fest und angenehm zu fahren und vor allem ohne allzu viele Umwege von der direkten Linie zu machen. Ab Schaldming ändert sich das, aber dazu später mehr.
Wir kamen in Schladming an und fanden rasch eine Unterkunft beim „Kirchenwirt“. Da dieser am nächsten Tag Sperrtag hatte und kein Frühstück anbieten konnte, kam er uns mit dem Zimmerpreis entgegen, was uns sehr angenehm war. Der Bezug des Zimmers musste allerdings etwas warten, da ausgerechnet an diesem Tag die örtliche Feuerwehr eine Rettungsübung für den Notfall eines Brandes im ersten Stock abhielt. Wir wurden also Zeuge wie die Rettungsleiter ausgefahren wurde und der Verunglückte mit einer Bahre aus dem Zimmer im ersten Stock geborgen wurde. Sehr spannend.
Der Abend in Schaldming verlief sehr angenehm. Wir aßen gut und preiswert in einer nahen Pizzeria und der laue Abend war sehr dazu angetan so etwas wie Urlaubsstimmung aufkommen zu lassen. Überhaupt hat Schaldming einen überaus guten Eindruck auf uns gemacht. Klein und überschaubar, mit netten Menschen und einer schönen Umgebung. Sicherlich eine eigene Reise wert.
Dienstag, 31.5.2011Fahrzeit: 5’13.08 Stunden, Durchschnitt: 21,1 km/h, 110,32 km Fahrstrecke, Highspeed 64,4 km/h
Wir hinterlegten an der Rezeption des „Kirchenwirtes“ unsere Zimmerschlüssel, beluden unsere Räder, die wir freundlicherweise direkt in einem Gastzimmer abstellen durften und gingen erst mal in ein nahes Kaffeehaus frühstücken.
Das die ersten Kilometer des heutigen Tages von starkem Verkehr geprägt sein würden, war uns schon zum Start klar. Wegen der unruhigen Streckenführung des Ennsradweges in diesem Bereich hatten wir beschlossen, bis Pruggern die stark befahrene Bundesstraße zu nutzen. Da es sich nur um rund 16 Kilometer handelte, schien uns der starke Verkehr vertretbar. Zu Beginn war die Fahrt einfach super, da die Straße leicht abwärts führte und so ein Speed von über 30 Sachen machbar war. Irgendwann nach Haus im Ennstal wurde aus der Bundesstraße eine Autostraße. Es führte aber gleich daneben eine Lokalstraße in Richtung Liezen weiter und so brauchten wird nur auf diese abzufahren und konnten ohne Wegverluste beschaulich dahinfahren. Das war auch gut so, denn zwischenzeitlich waren doch einige längere Steigungsstücke zu bewältigen gewesen und die vorbeidonnernden Lastwagen waren doch nicht so angenehm. Seltsamerweise habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass mir bei einem Eigentempo von deutlich über 30 km/h das Überholen der Lastwagen wesentlich weniger Sorgen bereitet, als wenn ich im Kriechgang den Berg hinauf fahre.
Kaum waren wir in Pruggern auf die Landstraße abgefahren, war der Verkehr schlagartig zu Ende.
Gelegentliche Autos und einige Traktoren, das war es schon, was uns bis Liezen nun erwartete. Über Öblarn, Irning und Aigen fuhren wird durch das schöne Ennstal in Richtung Liezen weiter. Links und rechts wird das Tal von hohen Bergen flankiert. Besonders der völlig alleine in der Landschaft stehende Grimming, den ich vor Jahren bereits bestiegen habe, beeindruckte mit seiner noch deutlich sichtbaren Schneehaube.
Die Fahrt bis Liezen war angenehm und wesentliche Steigungen blieben aus. Natürlich ging es nicht immer nur gerade aus, aber die wenigen Stiche wurden nun schon leicht weggedrückt. Das Training der letzten Tage war nicht umsonst.
In Liezen war erst mal der Besuch bei MC Donalds angesagt. Zum einen lag er direkt an unserer Route und zum anderen sollte laut Tom der Kaffee dort sehr gut sein. Mangels eigener Erfahrungswerte stimmte ich zu und der Besuch sollte sich in jeder Hinsicht lohnen. Kaffee und Donut waren wirklich gut und als krönenden Abschluss erhielten wir einen super Einblick in den Alltag einer, so vermuteten wir aufgrund ihres Erscheinungsbildes, „Harz-4-Familie“ vom Feinsten.
Also gleich einen Tisch daneben saßen Vater, Mutter (optisch waren es eigentlich zwei Mütter), Tochter und Sohn in jugendlichen Jahren. Nachdem das klassische MC-Menü verzehrt war ging es nach draußen. Da wir unmittelbar an einem an den Parkplatz angrenzenden Tisch saßen, konnten wird den weiteren Verlauf sehr gut beobachten. Vater näherte sich einem Kleinwagen der Marke Fiat. Vater zündet sich eine Zigarette an, was uns aufgrund des kleinen Fahrzeuges und der drei (eigentlich vier) Mitfahrer sehr verwunderte. Vater sitzt, es nähert sich Mutter, die zwängt sich auf den Vordersitz und zündet sich ebenfalls eine Zigarette an. Sohn und Tochter steigen hinten zu und – natürlich – zünden sich auch diese eine Zigarette an. Fenster sind geschlossen, drinnen zieht Nebel auf, draußen herrschen 25-30 Grad. Der Wagen geht deutlich in die Knie und entschwindet aus unseren Augen. Zuerst ganz paff, müssen wir noch Stunden über diesen Vorfall lachen. Ich hoffe, die sind gut nach Hause gekommen und nicht an Sauerstoffarmut dahin geschieden.
Derart erheitert ging die Fahrt nach Admont weiter. Zuerst war der Verkehr auf der Bundesstraße relativ stark und der Ennsradweg war leider nicht immer vom Verlauf her für unsere Zwecke geeignet, sodass wir teilweise den Verkehr vorzogen. Kurz nach Ardning ging es aber auf eine sehr schöne Nebenstrecke die durch wunderbare ländliche Gegend führte und uns über Aigen nach Admont brachte.
Nach einigen welligen Kilometern trafen wir in Admont auf eine Strecke, die uns bereits vom Vorjahr von unserer „Österreich Nord-Süd“ Befahrung bekannt war.
Diesmal fuhren wir in umgekehrter Richtung. Dabei bemerkten wir, dass die Straße erstaunlich stark viel. Im Vorjahr war uns gar nicht aufgefallen, dass wird hier schon einige Höhenmeter aufgesammelt hatten, bevor wir damals in Admont in Richtung Kaiserau abgebogen waren und die Berge für den damaligen Tag erst so richtig anfingen. Wir fuhren den Campingplatz vom Vorjahr an um Wasser aufzutanken und fanden heuer eine Jugendgruppe vor. Im vergangenen Jahr war der Platz etwas verlassener.
Hieflau war so rasch erreicht und die Fahrt ging immer weiter ins „Gesäuse“ hinein.
Kurz nach Hieflau folgte der Anstieg, der im Vorjahr bei der Abfahrt den „Highspeed Rekord“ der damaligen Tour hervorgebracht hatte. Mit 17 Prozent ging es hinauf und der heutige Tag war heiß. Der kleinste aller Gänge musste bemüht werden und so wurde der Anstieg wieder zu eine meditativen Ereignis. Was motiviert in solchen Situationen zum Weiterfahren. Der Schatten vom nächsten Baum muss noch erreicht werden, dann ich will wissen ob nach der nächsten Kurve der Gipfel sichtbar ist. So in der Art kämpft man sich halt nach oben und, man glaubt es kaum noch, ist man dann tatsächlich irgendwann oben angelangt.
Die Rast ist obligatorisch, und sogar das Schlürfen des warmen Wassers aus der Radflasche wird zum Genuss. Die noch steilere Abfahrt in Richtung Gams bei Hieflau, welche mich im Vorjahr noch zum Absteigen genötigt hatte, war entsprechend rasant, konnte aber aufgrund der Straßenführung nicht mit letztem Tempo gefahren werden, forderte also etliches Material von den Bremsgummis. Damit war der Übergang vom Ennstal in das Tal der Salza geschafft. Einige Kilometer nach Gams wartete aber noch die letzte Herausforderung des Tages auf uns. Eine längere Steigung mit durchgängig 16 % wollte noch bezwungen werden.
Zuvor rollten wir aber noch halbwegs eben dahin und näherten uns dem besagten Straßenstück, das plötzlich und unvermittelt wie eine Wand nach oben zog. Genau am Fuße befand sich eine Tankstelle und so machten wir nochmals kurze Rast um uns zu stärken. Die nette Pächterin telefonierte sogar um für uns herauszufinden, wo im weiteren Verlauf mit einem Zimmer zu rechnen sei, denn nun dünnte die Zivilisation schön langsam aus. Wir erfuhren, dass in Palfau die Möglichkeit zum Übernachten bestand. Soweit mussten wir also mindestens noch kommen. Zuvor waren aber noch die 16% des „Eschauer Berges“ zu nehmen. Auch die waren irgendwann bezwungen und bis zum Zimmer im Gasthaus „Eschau“ ging es eigentlich nur noch bergab.
Der Abend verging unterhaltsam mit Gesprächen vorbei. Wir trafen Forstarbeiter, die ebenfalls im Gasthaus nächtigten und die erzählten uns über ihre nicht ungefährliche Arbeit. Einer davon war ein Finne, der bereits in der ganzen Welt mit seiner Baumfällmaschine gearbeitet hatte.
Nach einem kräftigen Abendessen mit zwei drei Hefeweizen gingen wir zu Bett.
Mittwoch, 01.06.2011Fahrzeit: 7’24.30 Stunden, Durchschnitt: 18,8 km/h, 139,36 km Fahrstrecke, Highspeed 66,9 km/h
Der Morgen begann kühl, aber trocken als wir mit nach einem guten Frühstück in die Pedale traten. Zum Warmwerden genau richtig führte die Straße leicht bergab oder eben in das Salzatal hinein. Erst bei Ober Palfau, kurz vor der Abzweigung Richtung Wildalpen kam die erste Steigung des Tages. Gute 10%, allerdings nur relativ kurz, wärmten uns endgültig für das Folgende, was noch kommen sollte, auf. War bereits das „Gesäuse“ eine von Urwüchsigkeit geprägte Landschaft, so war der nun folgende Wegabschnitt eine klare Steigerung. Nicht zufällig war diese Gegend die Heimat des letzten Braunbären von Österreich.
Kanada pur kann man da nur sagen. Gegend, Gegend und sonst nichts. Alle gestressten Großstädter sollten sich hier mal aussetzen lassen, die wären ganz schnell wieder „herunten“. Nach 15 Kilometern Landschaftsgenuss, gespickt mit einigen deftigen Anstiegen bis zu 16 % kamen wir in der ersten Siedlung seit Ober Palfau an. Wildalpen begrüßte uns und hinterließ einen zwiespältigen Eindruck. Sehr nett zum Anschauen, aber weder Tom noch ich wollten uns genauer vorstellen, was die Leute hier im Winter machen. Wahrscheinlich muss man hier geboren sein um die Beschwerlichkeiten des Alltages, wie den langen Arbeitsweg, zu akzeptieren.
Wildalpen war rasch durchfahren und die Fahrt führte immer tiefer hinein in das Kanada von Österreich. Die Straße forderte uns ganz ordentlich. Kurz nach Wildalpen kam die erste Rampe mit rund 18 % und etwas später folgten bei der
„Presceny Klause“ ein Stück mit 20% Steigung. Die steilsten Berge hatten bei unserer Tour nicht die Alpenregionen von Österreich, sondern der wilde Teil der Steiermark zu bieten. Erst ab dem “Hals von Rotmoos“ ging es für längere Zeit von 827 Metern auf 747 Meter bis Gußwerk leicht bergab. Die mussten dafür gleich wieder zurückerobert werden, denn der Wallfahrtsort Mariazell
liegt auf 868 Metern Seehöhe und den mussten wir passieren.
Von dort zweigten wir in das „Untere Halltal“ ab, das uns bis zur Landesgrenze nach Niederösterreich begleitete.
Die Abfahrt in das Tal war zu Beginn mit 16% Gefälle sehr rasant und verlief in der Folge recht angenehm und wenig spektakulär. Beim „Gasthaus zur Österreichischen Grenze“ zweigt die Straße nach St. Aegyd am Neuwalde ab. Es folgt ein langer, nicht allzu steiler Anstieg zum „Krumbach Sattel“ und der „Gscheid“, die nach 120 Höhenmetern erreicht wurde. Als Belohnung kann daraufhin eine rund 10 km lange Abfahrt bis St. Aegyd, auf 588 Metern gelegen, genossen werden. Das Bergab und Bergauf geht ungebrochen weiter, denn bereits kurz nach St. Aegyd zweigt rechts die Straße zum „Ochssattel“ und in weiterer Folge zur „Kalten Kuchl“ ab.
Zuerst ging es über 5 Kilometern und 300 Höhenmeter auf den „Ochssattel“ hinauf. Der war zumindest mit max. 10% nicht sehr steil. Oben angekommen wartete ich wieder auf Tom und bemerkte einen älteren Herrn, der mit Rad am Heckträger seines Autos in entgegengesetzte Richtung den Berg hinunterfuhr. Ich dachte mir nichts weiter, war daher sehr verwundert, als dieser kurz danach wieder umgekehrt war und zu mir zurückfuhr. Er stieg, bewaffnet mit einer großen Flasche Wasser, aus und setzte sich zu mir auf die dort befindliche Bank. Nach einer kurzen Vorstellung kam die Erklärung. Er sei einmal mit dem Wohnmobil durch Neuseeland gefahren und habe dort viele Radler gesehen. Bei einer Rast habe er dann mit einigen Radlern gesprochen und diese hätten ihm erklärt, dass vor allem die Wasserversorgung für Radler oft problematisch sei. Als Wohnmobilist habe er daran überhaupt nie gedacht. Jedenfalls habe er seither immer eine Flasche Wasser bei sich um Radfahrer „die es offensichtlich nötig hätten“ aushelfen zu können. Bepackt wie ich war, wurden ich offensichtlich in diese Kategorie eingereiht und versorgt. Tom, der gerade eingetroffen war und ich fanden das sehr nett und bedankten uns für die Spende. Das war mal wieder eines dieser typischen Erlebnisse, die man nur als Radfahrer erleben kann. Der unmittelbare Kontakt mit den Menschen bereichert so eine Fahrt ganz ungemein. Eine kurze Abfahrt folgte und es ging sofort wieder für drei Kilometer in Richtung „Kalte Kuchl“ bergan.
Entgegenkommende Motorradfahrer zeigten immer wieder anerkennend mit dem Daumen nach oben. Das motiviert zwar, entledigt einem aber nicht der Aufgabe des Tretens. Nach einer kurzen Abfahrt erreichten wir den kleinen Ort „Rohr im Gebirge“. Das Ende der Alpen kam immer näher. Kurz bevor wir den Alpenbogen endgültig verlassen sollten, wartete aber noch der „Rohrer Sattel“ mit 980 Metern Seehöhe und 300 Metern Höhenunterschied zum Ort Rohr darauf, bezwungen zu werden.
Auf dem Weg zum Rohrer Sattel passierten wir noch den “Wiener Wallfahrerweg“ der dort in den Wald Richtung Mariazell abzweigt.
Auf einer Art Wallfahrt fühlten wir uns auch, deren Ende nun herauf zu dämmern begann. Über Gutenstein, einem alten K.K Luftkurort, näherten wir uns Pernitz und dem Tiefland des Wiener Beckens.
In Pernitz fanden wir einen schönen Campingplatz und wollten dort erstmals die mitgeschleppte Campingausrüstung auspacken, als der Platzchef uns mitteilte, dass für die Nacht Starkregen angesagt war. Er hätte aber einen leeren Wohnwagen, den er uns zum gleichen Preis überlassen würde.
Da kann man doch nicht nein sagen und so schliefen wir nach einem sehr guten Essen im Campingrestaurant (mindestens ***) gut und vor allem trocken.
Donnerstag, 02.06.2011Fahrzeit: 6’28.32 Stunden, Durchschnitt: 21,4 km/h, 134,18 km Fahrstrecke bis zur Grenze und 138,80 km total, Highspeed 51,8 km/h
Heute sollte also unsere Tour zu Ende gehen. Der Tag fing etwas kühl aber trocken an. Von Pernitz fuhren wird das „Piesting Tal“, begleitet von kräftigem Rückenwind, hinunter in Richtung Wiener Neustadt. Über längere Strecken waren mehr als 30 bis 40 Km/h möglich. Hier wurde es dann schon merklich flacher und über Eggendorf und Zillingdorf näherten wird uns der Landesgrenze von Burgenland. Das letzte Bundesland unserer Route war erreicht und über Eisenstadt und den Neusiedlersee Radweg ging es in Richtung Neusiedl am See weiter.
Seit Eisenstadt hatte der vorher günstige Rückenwind leider in kräftigen Seiten oder Gegenwind gedreht. In Donnerskirchen wurde bei einem „Heurigen“ Rast gemacht um uns zum letzten Mal vor dem Tourende zu stärken. Der Neusiedlersee Radweg war, da es sich um einen Feiertag handelte, natürlich stark befahren. Das machte aber nichts, denn schnell konnten wir wegen des extremen Windes, der uns nun schon den ganzen Tag begleitete, sowieso nicht fahren. Nach dem Passieren von Neusiedl verließen wir den Radweg und fuhren auf der Landstraße weiter in Richtung Mönchhof. Hier zweigte die Straße in Richtung unseres Tages- und Endzieles ab. Deutsch-Jahrndorf war noch 23 Kilometer entfernt. Ab dem Abzweig bemerkten wir die volle Kraft des Windes. Er blies so stark, dass wir auf der Geraden mit deutlicher Schräglage fahren mussten, um nicht umgeblasen zu werden. Was folgte ist nur mit „den Mühen der Ebene“ zu beschreiben.
Endlose Gerade, leicht hügelig und dieser Wind, der sogar den Vögeln Schwierigkeiten machte. Seit dem Neusiedlersee war nochmals eine deutliche Veränderung der Landschaft vor sich gegangen. Echtes pannonisches Feeling kam auf. Weites Land, Straßen mit alten Allebäumen und vor allem viel Ruhe. Eine durch die wenigen Reize sehr reizvolle Gegend.
Deutsch-Jahrndorf war schlussendlich erreicht und zwei Kilometer nach dem winzigen Ort kam endlich die Grenze. Eine merklich vernachlässigte Straße führte zum Ziel, ein einsamer Radfahrer mit seiner Tochter begegnete uns, sonst sahen wir nur noch Greifvögel ihre Kreise ziehen. Der Schlusspunkt war wie immer das Grenzschild. Lang ersehnt und doch ein überraschen wenig sentimentaler Moment. Es galt noch eine Bleibe für die Nacht zu finden. Zurück in Deutsch-Jahrndorf fanden wir im „Alten Landhaus“ ein schönes Apartment und ein super Abendessen. Vor dem Schlafengehen tranken wir noch ein Fläschchen Roten vor unserem Apartment, als ein Vorarlberger Harley-Biker mit seiner Frau vorbeikam. Die beiden hatten das Apartment neben uns und noch keine Lust zu Schlafen. Die konnten gar nicht glauben, dass wir mit dem Fahrrad von ihrer Heimat hierher gefahren waren. Da er zufällig Geburtstag hatte, organisierte er noch eine Flasche Wein und so wurde es noch lustig.
Donnerstag, 02.06.2011Fahrzeit: 1’24.22 Stunden, Durchschnitt: 16,8 km/h, 23,65 km Fahrstrecke, Highspeed 33,5 km/h
Was nun noch folgte ist mit einem Wort zu beschreiben „Ausgleiten“. Nach einem sehr gutem Frühstück fuhren wir bei schönstem Wetter auf ruhigen Landstraßen nach Nickelsdorf zum Bahnhof. Die 10 Kilometer durch liebliche Landschaft gingen wir gemütlich an. Riesige Felder mit uns unbekannten lila blühenden Früchten,
alte Baumbestände und einsame Nebenstrecken. Alles genau so wie man es sich zum Ende einer Tour nur wünschen kann. Der Wind hatte sich ebenfalls gelegt und in Nickelsdorf angekommen lösten wird zuerst die Fahrkarten nach Wien Südbahnhof. Da der nächste Zug erst in 90 Minuten kommen sollte, suchten wir ein offenes Gasthaus und fanden dieses auch in unmittelbarer Bahnhofsnähe. Eine lustige Runde empfing uns und ein alter Mann mit 93 Jahren eröffnete uns, dass er in den letzten drei Jahren über20.000 Kilometer geradelt sei. Alle Achtung. Hoffentlich kann ich das auch einmal von mir sagen.
Die Wartezeit ging schnell vorüber und wir fuhren mit der Lokalbahn nach Bruck an der Leitha, mussten dort umsteigen und kamen etwas später in Wien-Süd an. Eine interessante Radtour durch Wien zum Westbahnhof folgte. Über den Karlsplatz und der Ringstraße fuhren wir zur Mariahilferstraße, an deren Ende der Westbahnhof wartete. Ein Zug nach Wels war rasch gefunden und sollte auch kurz danach abfahren. Die Fahrradmitnahme war allerdings das reinste Trauerspiel. Wir saßen in einem Wagon, die Räder befanden sich im nächsten. Der Zugang war ein normaler Zugeinstieg, schmal und mit hohen Treppen. Das Einfädeln des schwer bepackten Rades ein Kraftakt. Darin befanden sich genau zwei Fahrradhacken, jeweils an den entgegengesetzten Enden des Wagons, die zur Verfügung standen. Natürlich wieder extrem eng. Das Rad hochwuchten und mit dem Vorderrad einhängen war ein erneuter Kraftakt. Geschafft sanken wir in unsere Sitze. Die Zugfahrt verging trotzdem schnell und nach rund zwei Stunden waren wir in Wels. Dann noch fünf Kilometer vom Bahnhof nach Hause (zuvor wieder Fahrradkraftakt). Kurz vor unseren Häusern empfing uns der älteste Sohn von Tom um uns nach Hause zu begleiten.
Dann folgte ein toller Empfang von unseren Familien und Freunden. Meine Frau hatte eine Ziellinie über die Straße gemalt und ein Transparent mit „Race across Austria heros“ angefertigt. Natürlich gab es auch einen Sektempfang und Toms jüngster Sohn spielte uns als Draufgabe ein Blasmusikständchen Der Empfang ließ wirklich keine Wünsche offen. Nochmals vielen herzlichen Dank dafür.
Was folgte war Duschen und dann ein opulentes und von Toms Frau gekochtes Abendessen auf der Terrasse von Toms Haus mit langer „Nachbesprechung“ der Reise.