Irgendwann ist es soweit, man muss Versprechen einlösen. Drum bin ich am 26.06.2010 zu einer Radltour von Bischofswiesen nach Duisburg gestartet.
1. Tag. : Von Bischofswiesen auf mir gut bekannter Strecke über Piding und Teisendorf nach Traunstein. Meine Frau erklärt sich bereit mich die ersten 50 km zu begleiten. In Traunstein trinken wir einen Abschiedsskaffee. Meine Frau radelt heim und ich fahre auf der Bundesstraße Richtung Seebruck am Chiemsee. Ein heißer Tag kündigt sich an. Über Obing geht's nach Wasserburg. Auf wenig befahrenen Straßen erreiche ich über Hohenlinden Erding. Es ist zwar nicht mehr weit aber recht zäh bis Freising. Der erste Tag hatte gleich 170 km. Die Hitze, das Fahren mit Gepäck fordern ihren Tribut. Mein linkes Knie schmerzt. Ich zweifle ob ich die Tour durchhalte.
2.Tag: Ich habe mein Knie gekühlt, die Schmerzen sind erträglich dennoch starte ich vorsichtig und skeptisch in den Tag. Ich verlasse Freising nach Norden. Durch hügelige Landschaft radle ich nach Kirchdorf an der Amper. Wunderbare Radstrecke auf Nebenstraßen lassen mich die Schmerzen vergessen. Ich drehe den Schuh im Klickpedal bis ich die optimale schmerzfreie Stellung erreiche. So geht's eigentlich ganz gut. Ich fasse wieder Mut, fahre aber konzentriert unterm Limit. Nach Schweitenkirchen quere ich die A9 und komme gut nach Pfaffenhofen an der Ilm. Als nächstes Ziel steuere ich das Spargelparadies Schrobenhausen an. Über Pöttmes und Ehekirchen führt meine Route Richtung Rain am Lech. Inzwischen ist es wieder heiß geworden Ein Gasthaus mit Biergarten rettet mich vor dem sicheren Tod durch verdursten. Bei Rain fahre ich auf die B16. Kurz drauf wird die Bundesstraße zur Autostraße und Radfahrer werden über Genderkingen umgeleitet. Die Donau überquert und ich bin in Donauwörth. Sonntagnachmittag die Straßen sind leer, Fußball-WM. Heute spielt Deutschland - England. Ich verfranze mich etwas im schönen Donauwörth. Auf kleinen Umwegen erreiche ich Harburg. Vom Ortskern steile Auffahrt zur B25. Eigentlich wollte ich auf den Wörnitzradweg, aber ich habe die Abzweigung verpasst. Bei Hoppingen strömt Jubel aus den Häusern, er gilt nicht mir, sondern der deutschen Nationalelf . Gemächlich rolle ich ins Nördlinger Ries um in einer Radlerherherberge Quartier zu beziehen. Nach 140 Km bin ich durch die Hitze geschafft, die Knieschmerzen halten sich in Grenzen. Ich bin vorsichtig optimistisch.
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Überquerung des Weißwurstäquators
Der
3.Tag entscheidet über Sieg oder Niederlage. Drum habe ich mir heute eine kürzere Etappe vorgenommen. Durchs Nördlinger Ries erst nach Oetttingen (Biertrinkern sicher ein Begriff) weiter auf der Bundesstraße nach Dinkelsbühl. In Crailsheim wird ein Stopp eingelegt um bei einem Discounter Wasser und Brotzeit zu fassen. Bei Satteldorf fahre ich auf Nebenstraßen nach Rot am See (heute kein Triathlon). Nun steigt die Straße nach Schrozberg. Ich suche nach einem Rastplatz, meine Vorstellung wäre Schatten und ein Banker. Finde aber nix rechtes. An einem Parkplatz raste ich in der Wiese unter einem Baum. Trinke mein Wasser aus sammle neue Kraft. Außer der Hitze geht's recht gut. Irgendwo zwischen Vorbachzimmern und Laudenbach fädle ich in den Radweg ein, der parallel zur Straße nach Weikerskeim leitet. Nach 120 KM erreiche ich am frühen Nachmittag entspannt mein heutiges Etappenziel - Weikersheim. Die Stimmung steigt.
4. Tag: Ich habe mir vorgenommen durch den Odenwald bis zum Rhein zu fahren. 30 Km bis zur Autobahneinfahrt Ahorn nutze ich die mir angebotene Mitfahrgelegenheit in einem PKW. Ich habe mir aus der Straßenkarte eine Route über Nebensträßchen und Radwegen zusammmengebastelt. Über Erfeld und Waldstetten komme ich zum Walfahrtsort Walldürn. Die Radwegabzweigung habe ich anscheinend übersehen drum trete ich auf der B 47 den Kampf mit dem Schwerverkehr an. Es geht bergab und ich sause mit gut 40 Km/h die Straße runter. Pausenlos überholen mich laut scheppernde Containerlastwagen. In Rippberg treffe ich dann auf den Radweg. Entspannt geht's nach Amorbach. In einer Konditorei stärke ich mich und nehme genug Wasser für den nächsten Anstieg mit. Die Nibelungenstraße leitet mich in den Naturpark Bergstraße Odenwald. Eine lange Steigung schaffe ich recht routiniert und lege bei „Zwei Bild“ eine Pause ein.
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"Zwei Bild" im Odenwald
Ein Schweizer Tourenradler kommt mir entgegen, ein kleiner Plausch und dann weiter Richtung Michelstadt hinunter. Über Nebenstraßen radle ich allein über Mossautal nach Fronhofen. Die Kriemhildstraße steigt hinauf zum Gumpener Kreuz. Und weiter runter nach Fürth. Hier leiten mich dann Radwegweiser nach Heppenheim. Durch den Odenwald ging's immer Bergauf und -ab. Die Kondition und Motivation passen. Besonders die Überlandstrecken auf den kleinen Straßen haben mir trotz vieler Höhenmeter viel Spaß gemacht. Doch der Rhein ist noch nicht in Sicht. Der Radwegbeschilderung nach Worms folgend, fahre ich über künstlich bewässerte Felder. Der geschotterte Radweg am Bahngleis ist mit Schlaglöchern übersäht und verhindert ein rythmisches Fahren. Irgendwann gibt's dann wieder Asphalt unter den Reifen. Und auch irgendwann komme ich dann doch zur Nibelungenbrücke, überquere den Rhein und bin in Worms.
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Nibelungenbrücke
Die letzten 20 KM waren äußerst zäh, drum schenke ich mir die Stadtrundfahrt in Worms. Linksrheinisch rolle ich am Rheinradweg noch 15 km bis Ibersheim meinem heutigen Ziel. Ich bin heute in Baden-Würtemberg gestartet, habe ein Eckerl Bayern im Odenwald gestreift, durch Hessen bin ich zum Rhein um dann in der Rheinlandpfalz zu Übernachten. Platt aber hochmotiviert schlafe ich bald ein. Kein Wunder nach 145 KM und reichlich Höhenmeter.
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Vorbildliche Radwegbeschilderung.
5.Tag: Ab heute geht's nur noch abwärts. Ich folge dem Rheinradweg nach Mainz. Die Stadtdurchfahrt in Mainz und der tw. gepflasterte oder geschotterte Radweg lassen mich keinen runden Tritt finden. Und ich kämpfe mich bei Hitze durch die vielen Ortschaften die malerisch an Weinbergen entlang des Rheins liegen. Ich hatte mehr Industrie erwartet drum bin ich erfreut über die schönen Örtchen mit alten Fachwerkhäusern. In einem schattigen Biergarten zische ich ein Radler.
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Kunst am Kran
Bis zur Loreley will ich heute noch fahren. Bei Oberwesel nehme ich ein Bad im Rhein. Die Abkühlung hat die Lebensgeister wieder aktiviert und recht flott bin ich in St. Goar an der Lorey. Die Loreley ist eher sanft, ich hätte sie mir wilder vorgestellt (wie die Salzachöfen). Ich strample weiter und passiere Boppard. Nach einer Rheinschleife komme ich nach Spay. Obwohl ich noch leicht zwei Stunden fahren könnte nehme ich ein Zimmer direkt am Rhein. Vom Gastgarten aus beobachte ich die zahlreichen Binnenschiffe. Wieder bin ich meinem Ziel 140 KM näher gekommen.
Am
6. Tag läuft alles schon automatisch. Frühstücken, Satteltaschen packen und um acht am Radl sitzen. Flott erreiche ich Koblenz. Von weitem wird schon das Deutsche Eck angekündigt, zuerst besichtige ich den Stadtplatz mit der sehenswerte Säule. Dann zum Deutschen Eck. Mit aufgepacktem Radl durch die Baustelle und rauf zum eindrucksvollen Monument an der Moselmündung.
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Koblenz eine sehenswerte Stadt.
Obwohl mich nix drängt trete ich flott rheinabwärts Richtung Bonn. Die ehemalige Bundeshaupstadt liegt bereits in NRW. Auffallend, dass hier die Radwegbeschilderung weiß mit roter Schrift (sonst weiß mit grüner Schrift) ist. In Bonn a bisserl durchs Regierungsviertel gecruist und dann weiter nach Köln. Obligatorischer Biergartenstopp am frühen Nachmittag. Sehr früh beziehe ich heute Quartier. Später fahre ich noch nach Köln. Ein paarmal mit dem Rad den Dom umrundet, natürlich kurz reingeschaut. Und in der Altstadt ein paar Kölsch aus Reagenzglaserl getrunken. 135 entspannte Radkilometer bin ich heute vorangekommen. Köln habe ich als super lässig empfunden.
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Kurz vor Köln.
Der
7. und letzte Tag. Nochmal auf den Domplatz und dann weiter. Weil ich gut in der Zeit liege fahre ich auch heute dem Rheinradweg, obwohl die direkte Route bedeutend kürzer wäre. Doch zuerst muß ich aus Köln rausfinden. Noch Umrundung des Fordwerkes geht's rasch weiter gen Norden. Außerhalb der Großstadt führt meine letzte Etappe durches ländliches Gebiet, Viehhaltung direkt am Rhein. Kleine Orte mit netten Klinkerhäusern stehen im krassen Gegensatz zu Großstadt. In Neuss waren die Radwege oft mit Scherben übersäht. Glühende Hitze bei den Ampelstopps zwingen mich zu einer Eispause an der Tankstelle. Abgekühlt wechsle ich das erste mal seit Worms die Flußseite und bin in Düsseldorf. An der noblen Rheinpromenade entlang durch lange Alleen komme ich auf dem Deich nach Kaiserswerth, idealer Platz für eine letzte Pause. Es ist nicht mehr weit nach Duisburg, und bei meiner Ankunft werde ich von Freunden empfangen.
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Am Ziel
Insgesamt bin ich 964 Km geradelt. Hatte weder Platten noch sonstige Pannen am Rad. Ich hatte keinen Tropfen Regen dafür einige Schweißströme. Doch Strapazen, Schmerzen und Hitze waren am Abend sofort vergessen. Gern wäre ich auf anderer Strecke heimgeradelt, doch leider hatte ich keinen Urlaub mehr.
Lg phouse