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#1542027 - 09.01.24 19:10 Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône
veloträumer
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Beiträge: 17.337
Dauer:12 Tage
Zeitraum:29.9.2023 bis 10.10.2023
Entfernung:834 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
esSpanien

Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône

Das spätsommerliche Finale mit Meeresbrise im Rahmen der Gesamtreise Rhône-Alpes – Occitanie – Catalunya – Provence (2023)

29.9.-10.10.2023 | 12 Tage
834 km | 5435 Hm (barometrisch gemessen)
Topo-Index: 652 Hm/100 km
Digi-Track (am PC erstellt, kein GPS-Tracking!):
Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône (komoot)

Inhaltsverzeichnis

MED-2023-AOC-23 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône (Reiseberichte)
Alt Empordà II/Roussillon: Die Pyrenäenfelsenküste mit der nördlichen Costa Brava und Côte Vermeille feat. Cap de Creus (Medinyà – Collioure)

MED-2023-AOC-24 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône (Reiseberichte)
Strände, Lagunen und windgestählte Weinberge in den Corbières maritimes & an der Côte d'Améthyste feat. Parc naturel régional Narbonnaise en Méditerranée (Argelès-sur-Mer – La Grande-Motte)

MED-2023-AOC-25 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône (Reiseberichte)
Das südliche Rhonetal mit der Camargue, dem Massif des Alpilles und den Weinregionen der Côtes du Rhône (Aigues-Mortes – Valence)

[ von lh3.googleusercontent.com]
Far de Roses

Meine ungefähr 3½-monatige Sommertour 2023 führte mich durch die französischen Voralpen, das okzitanische (südliche) Zentralmassiv, die katalanischen Pyrenäen, die Serralada Prelitoral Catalana und schließlich zurück an die südliche Rhone. Mit dem Schlusskapitel setze ich auch eine Zäsur in der Topografie, die nunmehr nur noch leicht hügelig oder gar ganz flach ist. Ich könnte auch von einer notwendig gewordenen Schnellroute sprechen, was aber nicht ganz dem Kerngedanken entspricht. Denn nebst einer praktikablen Rückfahrt mit Velo und/oder Bahn stellt die Route auch eine geliebte Memorialtour zu früheren Touren dar, ergänzt durch ein paar Gebiete, die ich erstmals beradelte.

Geografisch handelt es sich zunächst bis zur Camargue um eine Meeresroute bzw. meernahe Route, die gleichwohl nochmals ein paar letzte Ausläufer der Pyrenäen streift – sowohl in Form der bergigen Küstenstraße als auch bei einem Exkurs durch das Corbières Maritimes. Jenseits der Camargue erreiche ich nochmals letzte Ausläufer der Alpen, sowohl mit der westlichsten, kleinsten und niedrigsten aller westlichen Alpengruppen, den Les Alpilles, wie auch Randzonen des Diois, welches sich mit den Côtes du Rhône im östlichen Rhonetal überschneidet. Es handelt sich in allen Fällen dennoch nicht um eine knackige Gebirgstour, sondern nur um leichtes Berg- oder Hügelland. In der Übersicht nochmal zusammengefasst, werde ich hier folgende Regionen behandeln:

• Cap de Creus/Alt Empordà II (Costa Brava Nord)
• Côte Vermeille
• Corbières Maritimes/Parc naturel régional Narbonnaise en Méditerranée
• Côte d'Améthyste/Canal du Rhône à Sète
• Camargue/Via Rhona I
• Massif des Alpilles
• Côtes du Rhône/Via Rhona II (Avignon/Valence)

[ von lh3.googleusercontent.com]
Rhone-Impression

Meine Gesamtreise habe ich in verschiedene Regionalblöcke unterteilt, die Grundlage für weitgehend voneinander unabhängige Berichte sind. Eine Gesamtdarstellung der Reise seht ihr am besten auf meiner Website unter AOC-2023-0 Rhône-Alpes – Occitanie – Catalunya – Provence (103 Tage, 6170 km, 107.000 Hm). Dortige Themen und Bilder sind eine wichtige Ergänzung zu den Regionsberichten, die ich hier im Forum veröffentliche – ich empfehle also auch dort reinzuschauen, um ein noch besseres Gesamtbild zu erhalten.

Weiterhin habe ich bereits mehrere Detailberichte zu der Gesamtreise hier im Forum veröffentlicht, allerdings noch nicht alle Regionen. Dabei habe ich mich bisher auf die Anfangs- und Endteile fokussiert, weil die gewichtigen Mittelteile mir zu aufwändig sind, in kurzer Frist darüber zu berichten. Neben dem Reiseanfang in Alles fließt in die Rhone II: Alpes Savoie (Reiseberichte) (mit Teilen meiner 2022er-Reise) könnt ihr ferner auf den Bericht vor diesem Schlussblock zurückgreifen: Serralada Prelitoral Catalana (Reiseberichte).
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (11.01.24 14:43)
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#1542032 - 09.01.24 19:33 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
veloträumer
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Beiträge: 17.337
MED-2023-AOC-23
Alt Empordà II/Roussillon: Die Pyrenäenfelsenküste mit der nördlichen Costa Brava und Côte Vermeille feat. Cap de Creus (Medinyà – Collioure)


Mit einem Gewaltakt in die Nacht hinein hatte ich Girona noch am Vorabend verlassen. Trotz der Leitlinie vom Fluss Ter war die Ausfahrt alles andere als übersichtlich. Ich wollte jedoch nicht dem Ter zur Küste folgen, sondern quasi diagonal nach Nordosten eine möglichst kurze Route Richtung Cap de Creus einschlagen. So fand ich mich morgens an einem lost place wieder, ein leerstehendes, verfallenes Gebäude, offensichtlich trotz warnenden Hinweisen des Privatbesitzers von zahlreichen Sprayern oder auch zeitweiligen Fremdbewohnern besucht.

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(Fr 29.9.) Ramis/Castell/N-IIa – Medinyà – Cervia de Ter – Colomers – Vilopriu – (Schotterexperiment abgebrochen) – Ventalló – Sant Pere Pescador – Empuriabrava – Roses – Canyelles – via Piste (gut) – Punta Falconera – via Piste (gut) – Mirador Falconera (Parking)
73 km | 565 Hm

Etwas verwirrt ob der Straßennetze inklusive Autobahn, gelange ich nach Medinyà, der einzig noch etwas größere Ort für lange Zeit. Ich vertraue darauf, geschickter an einer Bäckerei o.ä. in einer der nächsten Dörfer vorbeizukommen, was nicht der Fall sein sollte. Die Landschaft ist überraschend abwechslungsreich samt einiger Feuchtbiotope. Die kleinen Dörfer wirken sehr verschlafen und nach Abzweig Richtung Colomers verbleibt nur noch sehr geringer Verkehr.

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Ich hatte noch eine abkürzende Piste ausgetüftelt, die sich aber sowohl in der Ausschilderung als auch in der Wegequalität als Fehlgriff erwies, und ich nach der zeitraubenden Sackgasse wieder auf die Straße zurückkehrte. Im bereits von einer meiner früheren Reisen bekannten Sant Pere Pescador finde ich endlich die ersehnte Versorgungsmöglichkeit. Das Meer ist hier eigentlich erreicht, man müsste nur den Zufahrten zum Strand folgen. Letztlich kann man aber dem Meer nicht bis Roses folgen, weil sich Naturschutzgebiet und Mündungsarme von kleineren Flüssen dazwischenzwängen. Da gibt es zwar auch einen Radweg durch die Biotope, der aber zum Schluss auch zur Straße zurückkehren muss. Ich bleibe also gleich auf der viel befahrenen Hauptader nach Empuriabrava.

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Ich hatte den schlichten Wunsch, meine Sonnenbrille zu ersetzen, die ich auf der Strecke zwischen Anglès und Girona verlor, weil ich sie unachtsam locker am Lenker eingehängt hatte. Sowas müsste doch in jedem der Strandorte zu bekommen sein, wo man sogar Yachten kaufen kann? – Denkste. Sowohl im Empuriabrava als auch in Roses gibts viele Asialäden mit Ramschware, aber keinen einzigen Sportladen oder Optiker, der ein halbwegs sportliches Sonnenbrillenformat anbietet. Ich vergeudete so 2-3 Stunden Suchzeit – ohne Erfolg.

Es war schon etwas Glück, dass ich den Touristenhotspot Roses in der Nachsaison erreichte. Von der Touristinfo erhoffte ich mir aufklärende Erkenntnisse über eine Piste durch das Cap de Creus bis nach Cadaqués. Ich hatte darüber zuvor nur wenige und widersprüchliche Infos gelesen. Solcher Radrouten gibt es sogar zwei offizielle Varianten, nach den Angaben der Servicedame aber nur für MTB und nicht für mein Reiserad mit Gepäck geeignet. Da ich ohnehin die Asphaltstrecke ggf. mit Strandbesuch bis zum Ende ausloten wollte, ging ich die Route trotzdem an, mit der Absicht, auf der Straße wieder nach Roses zurückzufahren. Es kam dann doch anders.

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Hat man die Villenvororte am Meer samt den noch gut besuchten Stränden hinter sich, endet auch der Asphalt. Die Piste machte nun einen guten Eindruck, sodass ich zunächst noch die Runde über Punta Falconera ausweiten wollte, wo es anschließend nochmal eine Straßenrückführung nach Roses geben würde. Die Piste fällt nicht ganz zum Meer ab, sondern bleibt oberhalb mit Parkplatz beim Punta Falconera und anbei ein verlassener, wohl ehemaliger Camping. Leicht aufsteigend, mündet man nach ein paar Kehren an einem Aussichtspunkt an der Straße, die Roses mit der Cala Montjoi verbindet – die letzte Bucht, die man auf Asphalt erreichen kann. Statt mich mit einer überstürzten Rückfahrt in die Nacht zu stressen, ziehe ich einen gemütlichen Sonnenuntergangsabend auf dem Parkplatz vor, wo sich noch mehrere Campervans mit gleicher Absicht einfinden und der Platz knapp wird.

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(Sa 30.9.) Mirador Falconera – Cala Montjoi – via Piste (gut) – Platja del Caltjer – via Piste (gut) – Coll del Canadell (59 m) – via Piste (gut) – Pla de Guardiola – via Piste (gut) – Alt d'en Manyana (230 m) – via Piste (gut) – Cadaqués – Coll de Perafita (247 m) – El Port de la Selva
37 km | 640 Hm

Die irisierenden Lichtstimmungen hier am Mirador Falconera prägten sich zu den schönsten der Reise ein. Wenn ich schon mal da bin, kann ich auch noch das Straßenende anfahren, auch wenn Sackgasse. In Montjoi ist lediglich eine Ferienanlage und der Zugang zum Meer kaum möglich. Die Piste sieht nun wiederum ganz gut aus, außer das Autos immer wieder den Staub aufwirbeln. Derer gab es mehr als wohl üblich, denn in einer Villa bei der Platja del Caltjer wurde eine Konzertveranstaltung abgehalten – vermutlich ein klassischer Musikwettbewerb. Wo Musik ist, kann man auch mal bleiben. Der Strand, ohnehin offiziell für FKK freigegeben, lud dann auch mit eher wenigen Besuchern ein, wenngleich noch eher Morgen. Leider muss man die letzten Meter fast klettern und das Velo ohne Schatten oberhalb abstellen.

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Ich setzte die Tour in den Nachmittagsstunden fort – also retour, obwohl die Piste ja immer noch gut aussah. Ich fragte dann zwei Gravelbiker, die offensichtlich aus Cadaqués kamen. Die meinten, die Route sei auch für mich gut zu fahren, der Pistenzustand würde so bleiben wie gesehen. Also mutig doch Piste und nochmals retour. In der Tat bestätigte sich die gute Fahrbarkeit, die Steigungen blieben moderat, etwas auf und ab und ein zuletzt längerer Anstieg zum höchsten Punkt auf 230 m. Die geschützte Landschaft zeigt ein trockenes Küstengebirge – fast eine Steinwüste, oben auch ein überraschendes Biotop mit Quelle, die allerdings ausgetrocknet war. An der Verzweigung zur Cala Joncol, die aufgrund einer Lokalität Besucher trotz Piste anlockt, gibt es eine Schranke, die die Überfahrt nach Cadaqués für Motorfahrzeuge verbietet. Oben auf der Passhöhe (nicht offiziell als solche gekennzeichnet) gibt es ebenfalls eine Schranke in Gegenrichtung. Das Gepäck muss ich unten abnehmen, oben führt ein Pfad seitlich vorbei.

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Ist die Passkurve genommen, geht es nur noch bergab und mit Blick auf die Bucht von Cadaqués und weithin zum Cap de Creus. (Anmerkung: Das Cap de Creus bezeichnet einerseits die gesamte Halbinsel der nördlichen Costa Brava und andererseits auch das Kap selbst als östlichsten Festlandspunkt Spaniens mit einem Leuchtturm, allerdings nochmal einige Kilometer und hügelig von Cadaqués nördlich entfernt. Das Kap mit Leuchtturm wird auch als Ende der Welt bezeichnet und interpretiert das östliche Gegenstück zum Cabo Finisterre in Galicien am Atlantik.) Obwohl schon Abend, habe ich in einer der Nebenbuchten von Cadaqués mit erstaunlich wenigen Besuchern Lust den Pistenstaub mit einem weiteren Bad im Meer abzuspülen.

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Nun hatte ich die Wahl, mit Proviant in der Dämmerung zum Leuchtturm am Cap de Creus einem besonderen Sonnenaufgang entgegenzufiebern – oder nochmal Zähne zusammenbeißen für ein Passfahrt in die Dunkelheit und Richtung El Port del a Selva. Meine so tief bewegende Erinnerung an meinen ersten Cap-de-Creus-Besuch wollte ich so auch behalten und entschied mich für die Stresstour. Bis zum Perafita-Pass ist die Straße trotz Dunkelheit noch recht gut befahren – doch zweigen fast alle Autos Richtung Roses ab. So ist es nach El Port de la Selva runter nahezu einsam – ganz anders, als der schicke Hafenort sich abends noch recht quirlig zeigt.
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Matthias
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#1542034 - 09.01.24 19:51 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
veloträumer
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Fortsetzung MED-2023-AOC-23 (Teil 2)

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(So 1.10.) El Port de la Selva – Llança – Coll Sant Antoni (70 m) – Colera – Coll de Frare (202 m) – Portbou – Coll des Balistres (165 m) – Cerbère – Cap Rédéris – Banyuls-sur-Mer – Port Vendres – Coll de Mitg (101 mm) – Col Perdiguer (120 m)
51 km | 910 Hm

Der Promenadenweg bietet ein paar gute Rastplätze, was ich für einen solch gelungenen Balkonplatz gerne nutze. Grundsätzlich kann man noch längere Stücke dieses Weges beradeln, muss aber mit Holzbohlen und engen Passagen nebst Fußgängern rechnen, sodass ein Durchradeln nicht zu empfehlen ist. Der Glitzer auf dem Meer verzückt mein Auge und weckt weitere Erinnerungen – ich fühle mich zuhause angekommen. Kaum eine Küstenregion bin ich öfter geradelt als die rundum die Côte Vermeille – mal mit, mal ohne spanischen Costa-Brava-Anteil und immer wieder in zumindest teilweise neuen Varianten.

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Bis zur französischen Grenze ist es nicht mehr weit. Wie richtig erinnert, sind die Anstiege der Küstenstraße meist leicht zu radeln, am härtesten oft die unteren Bereiche, wenn man aus einer Strandbucht wieder aufwärts strebt. Den Coll del Frare fahre ich erstmals ganz aus, bin ich doch früher immer durch den Tunnel. Hier lohnt tatsächlich, die zwei Kehren mit ca. 100 Extrahöhenmetern aufzustocken – tolle Aussicht und schön ruhig. Die Infosäulen zur Flüchtlingsgeschichte sind am Col des Balistres (Coll dels Belitres) nochmal erweitert worden, eine spezielle Tafelserie informiert über die spezifische Rolle der Frauen in der Widerstandsgeschichte unter dem Faschismus und den damit verbundenen Leiden der Flüchtigen an dieser damals so wichtigen Grenze in die Freiheit. Der Blick erinnert mich, welches Gefühl ich einst so niederschrieb: Das Meer weint (Banyuls).

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Ich bleibe allerdings diesmal den verschiedene Memorialstation zu Walter Benjamin und Lisa Fittko fern, die um Banyuls an unterschiedlichen Orten platziert sind. Stattdessen spekuliere ich noch auf einen Banyuls-Wein an einem der Verkaufsstände, derer einige am Sonntag geöffnet sind wie auch viele Vinotheken in den Orten. Am Cap Cerbère ist geschlossen, aber am Cap Rédéris offen. Leider sind die meisten Tropfen schon fast unerschwinglich teuer. Zehn Euro reichen gerade für den preisgünstigsten Wein, der zudem kein echter Banyuls ist, sondern ein trockener Rotwein ohne den gehobenen Alkoholgehalt der fast likörigen Banyuls-Tropfen.

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Zwischen Cerbère und Cap Rédéris hatte ich noch eine alternative Weinbergroute übersehen, die etwas meernäher verläuft als die Hauptstraße. In Banyuls verdichtet sich der Verkehr nochmals, sodass ich gerade recht für einen Strandbesuch in eine Nebenbucht abzweige. So erreiche ich erst bei einbrechender Dunkelheit nur noch einen kleinen Pass oberhalb von Port-Vendres.

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Um den Abzweig zum Col Perdiguer zu finden, braucht man schon etwas Orientierungssinn, ist die Strecke doch nicht eindeutig ausgezeichnet. Zudem wurde hier die Hauptstraße hinter der Küste nochmal ausgebaut und ein neuer Kreisel erst im Vorjahr (2022) eingeweiht, um den Durchgangsverkehr noch flüssiger zu machen. Die „neue“ D914 ist übrigens ab hier bis Argelès Plage bzw. Perpignan für Radler gesperrt. Man braucht sie aber nicht, weil man die küstennahe D114 (ehemals D914!) durch die Orte Port-Vendres und Collioure deutlich hübscher abradeln kann. Alternativ gibt es hier mehrere Varianten um den Tour de Madeloc, ohne dass man diesen bezwingen muss (harte Rampe, Sackgasse).

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(Mo 2.10.) Col Perdiguer – Col de Mollo (231 m) – Coll de la Serra (319 m) – Terrassade Collioure – Argelès-sur-Mer – St-Cyprien-Plage – Elne – Alénya – Perpignan – St-Estève – Baho – Pezilla-la-Rivière – Corneilla-la-Rivière
86 km | 380 Hm

Das Kapitel mit der Pyrenäenfelsenküste endet schon früh am Tage, wenngleich der Col de la Serra nochmal der schwierigste Pass in dem gefahrenen französischen Küstenteil ist, eher jedoch in Gegenrichtung von Collioure ausgehend. Man bleibt hier in entfernter Vogelperspektive über dem charmanten Künstlerort, den ich nach drei Visiten diesmal ausließ. Um Richtung Argelès zu gelangen, leitet ein Kreisel bereits oberhalb von Collioure hinab zur Côte d’Améthyste – eine sandstrandreiche Flachküste im Golfe du Lion mit vielen Brackwasserseen, die sich bis zur Camargue zieht. Diesem Teil widme ich wiederum ein eigenes Kapitel.

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#1542040 - 09.01.24 21:51 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
Uli aus dem Saarland
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Beiträge: 572
Danke Matthias, deine Berichte laden immer wieder zum Träumen ein...

...und in diesem Fall besonders, weil meine Frau und ich zur selben Zeit für 2 Wochen in der Gegend waren (in einer Freienwohnung in Banuyls, ohne Velo...)
Wie ich deinem Bericht entnahm, warst du am 1. Oktober ebenfalls in Banuyls. Da wären wir uns doch glatt fast über den Weg gelaufen schmunzel - allerdings hatten wir just an dem Tag einen Ausflug ins Hinterland gemacht...

Da du ja offensichtlich öfter in der Gegend weilst, noch ein kleiner Tipp (falls nicht ohnehin schon bekannt): Zwischen Banyuls und Port Vendres gibt es eine alte Dynamit-Fabrik zu besichtigen (der Ort heißt Paulilles).

Sehr liebevoll angelegt mit großem Park, kleinem Museum und kleinem Cafe und die Fabrikarbeiter hatten sogar einen eigenen Strand. Ein Teil der Ruinen ist heute eine Reparaturwerft für die typischen bunten Holzboote der Gegend und kann besichtigt werden. Ein Abstecher, der sich lohnt!
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#1542095 - 10.01.24 19:20 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: Uli aus dem Saarland]
veloträumer
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abwesend abwesend
Beiträge: 17.337
Da hätte man in der Gegend schon fast ein kleines Forumstreffen machen können, wenn jeder etwas die Zeit- und Tourachsen angepasst hätte - 6 Personen fallen mir schon spontan ein, die 2023 dort oder in der Nähe präsent waren. lach Einen Monat zuvor war ich ja auch schon im Hinterland in der Nähe (u.a. Céret, Le Perthus). Indes war ich ziemlich improvisiert zu der Zeit unterwegs, hätte also auch einen Tag früher oder später sein können, andere Rückfahrroute hatte ich auch noch erwogen und wo und wann in einen Zug stand noch offen.

Tatsächlich habe ich von der Dynamitfabrik noch nichts gehört, wie ich generell da noch Lücken habe. Hätte sich fast als Strandpause mit morbider Kulisse angeboten, wenn ich etwas schneller unterwegs gewesen wäre. Das Cap Béar wollte ich auch noch befahren, wurde dann aber zeitlich schon wieder zu eng - da war ich auch noch nicht wie einige andere Orte in der Umgebung Port-Vendres. Wenn man "nur" durchfährt, hat man doch zu wenig Muße für alles - das seid ihr mit FeWo mi längerer Visite im Vorteil.
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Matthias
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#1542096 - 10.01.24 19:28 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
veloträumer
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abwesend abwesend
Beiträge: 17.337
MED-2023-AOC-24
Strände, Lagunen und windgestählte Weinberge in den Corbières maritimes & an der Côte d'Améthyste feat. Parc naturel régional Narbonnaise en Méditerranée (Argelès-sur-Mer – La Grande-Motte)


(Mo 2.10.) Col Perdiguer – Col de Mollo (231 m) – Coll de la Serra (319 m) – Terrassade Collioure – Argelès-sur-Mer – St-Cyprien-Plage – Elne – Alénya – Perpignan – St-Estève – Baho – Pezilla-la-Rivière – Corneilla-la-Rivière
86 km | 380 Hm

Ich hatte Forumsmitglied Rainer erst kurzfristig am Vorabend angefragt, ob ich in Corneilla nach 12 Jahren mal wieder vorbeischauen könne. Zum Tagesanbruch wusste ich schließlich, dass mein Tagesziel in dem 2000-Einwohnerort im untersten Têt-Tal sein soll. Alles schien locker machbar, doch steckt die Tücke ja oft im Detail. Zunächst war ich etwas überfordert mit den vielen Weingütern, die es auch innerhalb der Küstenorte gibt so wie in Argelès-sur-Mer, eine Auswahl zu treffen. Dann war da noch die Sonnenbrille, die ich immer mehr vermisste. Am Meer hat es doch sehr viele Reflektionen, die die Augen zunehmend belasteten. In Argelès-sur-Mer gibts zwar ein großes Gewerbegebiet mit großen Optikerläden, aber ohne geeignete, fahrtwindschützende Brillenprofile – hunderte Brillen am Bedarf vorbei. Einzig bei Sport2000 hatte ich die Wahl für ein mittelprächtiges Exemplar, das weder billig noch teuer war, aber eben auch nur so lala passte. Also hoffte ich ggf. Sportläden in Perpignan zu erreichen, was auf der Strecke lag.

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Mein kurz gedachter Strandaufenthalt dehnte sich unerwartet in die Länge, da ich auf sandige Zugänge geriet und Schwerarbeit beim Schieben zu leisten hatte. Der Sandmarsch am Strand erschöpfte mich zudem mit meinen noch immer nicht ganz gesundeten Füßen. Weiters sorgten eine Umleitung und verwirrende Verkehrsausschilderung mit Veloverboten bei St-Cyprien und Elne für eine Irrfahrt im Kreis. Da war dann doch die Zeit aufgebraucht, um in Perpignan noch Gewerbegebiete anzusteuern, die weit ausgelagert an den autogerechten Hauptachsen platziert sind, wo ich gar nicht vorbeikam.

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Nicht weniger übel ist der Verkehr auswärts Perpignan nach Norden. Kommt man über den zentralen Cours Lazare Escarguel und die Têt-Brücke, steht man gleich in Konkurrenz der rasenden Autos auf einem Autobahnzubringer. Obwohl noch nicht veloverboten, wird man dort von der Straße gepustet oder gehupt. Dabei sind es nur wenige hundert Meter bis zum entlastenden Abzweig nach St-Estève. Das ist schon eine sehr menschenfeindliche Verkehrsplanung, die wiederum nur eines in den Mittelpunkt stellt – das Auto. Da wirken verkehrsberuhigte City-Zonen mal wieder als Augenwischerei. Indes führen die letzten Kilometer zu Rainer über den vielleicht breitesten Radweg Frankreichs, obwohl er da wiederum nebst der entspannten Straße gar nicht nötig wäre. Quasi eine Avenue du cycliste forumiste.

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(Di 3.10.) Corneilla-la-Rivière – Pezilla-la-Rivière – Col de la Dona (200 m) – Estagel – via D611/D9 – Tautavel – Gorges de Gouleyrous – Vingrau – Pas de l'Escale (270 m) – Opoul-Périllos
88 km | 230 Hm

Das gelungene Treffen mit Rainer – vielen Dank für Kost & Logis! – stimmte hoffnungsfroh für den Tag, doch erntete ich ein kleines Radlerpech nur wenig später. Nur einen Ort muss ich zurück, um meine Route nach Norden fortzusetzen. Der Col de la Dona zeigt auch als kleiner Pass, in welcher Vielfalt die Corbières immer wieder schillern. Neben Olivenhaine gesellen sich Rebenhänge, teils immer noch voller süßer Trauben. Windräder zeichnen die Horizontlinien und das Ödland ist von einer blumenreichen, intensiv riechenden Garrigue überzogen – fast schon ein Stück Korsika. Zur Nordseite dann eine dicht verwachsene Schlucht mit urigen Baumskulpturen am Straßenrand.

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Es muss bei einer der Fotohalte gewesen sein, wo sich eine Dorne durch den Reifengummi gebohrt hatte wie wiederholt auf der Tour. Bei der Reparatur ereilte mich eine kleine Pechserie, die mich ziemlich lange in Estagel fesselte. Ich frage nach einer Bäckerei, derer keine offen hat, aber keiner verrät mir, dass es am anderen Ortsausgang noch einen Supermarkt gibt, der natürlich auch Brot hat. Es ist schon manchmal komisch, was für Auskünfte man von Ortskundigen bekommen kann. Meister Zufall bringt mich dann doch vorbei.

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Ich kappe meinen Plan, die umwegige D59 nach Tautavel zu fahren, was ich schon deswegen später bedauere, als ich von Tautavel aus die entsprechende Talflucht der Schlucht erkenne. Auf der D9 radelt man eher etwas monoton gerade und über ein leicht ansteigendes, offenes Plateau mit Weinanbau. Umso länger schaut man auf den markanten Bergrücken mit Burgruine, welcher sich unmittelbar im Rücken von Tautavel erhebt. Tautavel erreiche ich trotz der Abkürzung dann doch zu spät für einen Besuch des prähistorischen Museums, dass gerade die Toren für letzte Besucher schließen möchte. Die empfohlene Mindestbesichtigungsdauer von einer Stunde würde ich deutlich unterschreiten müssen, sodass ich den Gang durch die menschliche Frühgeschichte ganz ausschlage. In einer Höhle nahe Tautavel (Caune d’Arago) wurde 1971 ein Homo heidelbergensis gefunden, dessen Schädelabdruck in Übergröße eindrucksvoll seit jüngster Zeit ein Teilgebäude des Museums fast martialisch bekleidet.

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Originell ist eine Fotoserie von Tautavel, die im Ort verstreut an Fassaden plakatiert ist, jeweils mit einem immer gleich gekleideten Betrachter der Plätze des Ortes. Eigentlich wollte ich die Gorges de Gouleyrous gegen Mittagszeit erreichen, wartet dort ein erfrischender Badeplatz, der an einen arabischen Wadi erinnert. Nun war Abend und schon eher Zeit für ein Nachtlager. Über der Schlucht befindet sich die per Straße kühn anfahrbare Caune d’Arago, die aber schon von unten sichtbar geschlossen ist (wohl auch nur für speziell organisierte Führungen im Museum in Tautavel zu buchen). Ich kämpfe nun wieder gegen die im Oktober früh einbrechende Dunkelheit, die ausgangs Vingrau die Landschaft in Schweigen gehüllt hat. Dann wurde es schwer, Rastecken zu finden. Ich erreiche recht spät Opoul, wo es unangenehm windet und auch kaum eine passende Zeltecke zu finden ist.

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(Mi 4.10.) Opoul-Périllos – Col de Ventenac (140 m) – (Fitou) – Col de Pré (? m) – Treilles – Cave – (La Palme) – Port-la-Nouvelle – via Canal de la Robine (teils Piste, gut) – Gruissan – Narbonne Plage – St-Pierre-la-Mer – Fleury
59 km | 50 Hm

Der größte Teil der Corbières-Strecke ist nun ein offenes, leicht auf und ab fallendes Plateau mit Windrädern und viel wildem Rosmarin, dessen kleine, bläuliche Blüten wie Silberperlen in der rauen, windgestählten Umgebung glänzen. Das Meer bleibt dabei länger fern und unsichtbar als man vermuten könnte. In Fitou, ein wiederum wichtiger Weinort, könnte ich bereits zum Meer runter, nehme aber noch einen letzten Abzweig mit unauffälligem Anstieg. In Treilles durchschneidet die Straße den letzten Corbières-Hügel meiner Tour, sodann die Straße langsam zum Meer abfällt.

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Trotz parallel naher Autobahn ist die folgende Departmentstraße stark befahren, selbst noch nach dem Abzweig Richtung La Palme. Dem Ort ist ein sehr salzhaltiger Brackwassersee vorgelagert, den man auch einen Kilometer reinlaufen könnte, ohne dass die Hüfte ins Wasser reicht. Ein ideales Buffetgelände für Flamingos, die Kitesurfer sind weiter draußen mit mehr Kiel unterm Brett. Nochmal suche ich nach einer Sonnenbrille in Port-la-Nouvelle, wo der einzige Veloshop gerade Ruhetag feiert. Durch Zufall erwische ich ein passables Modell für wenig Geld in einem Tabakshop. Fachhandel nicht verfügbar oder hyperteuer – wo liegt der Fehler?

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Den Canal de la Robine fahre ich bereits zum zweiten Mal, wobei mir die Strecke diesmal rustikaler erschien als ich mich zu erinnern glaubte. Zudem waren die Schatten schon lang, sodass die Moskitos hier nur auf ein Opfer warteten – den Läufern nahmen sie nicht, aber den Radler wohl. Ich dachte noch, solche Leichtmücken können sich in dem kräftigen Wind nicht halten – denkste! Die Kanalroute verlasse ich wieder etwa zur Hälfte, um Gruissan zu besuchen – ein noch für mich unbekannter Fleck hier. Das ist tatsächlich eine Ortsperle, die zu einer entschleunigten Pause mit Genuss einladen würde.

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Ich sehe mich erneut weit hinter meinem Zielkorridor, während bereits die Dämmerung einfällt. Die Campinganlagen mit allem Brimborium bei Narbonne Plage sind schon weitgehend verwaist. Da und dort blinkt noch ein letztes geöffnetes Pizzabistro auf, maximal 10-20 % der Betriebe haben noch offen. Ich hoffe der Mückenplage zu entgehen, indem ich einen Umweg über die Bergkuppe vom Massif de la Clape über Fleury fahre. Doch die Mücken sind überall, auch fern dem Wasser – zumindest hier und jetzt. In Fleury sind dann keine Mücken mehr, sondern Übungsstunde für Rockbands für ein Festival. Beim Picknick bekomme ich also ordentlich was auf die Ohren – von Deep Purple bis zu Nena.

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#1542097 - 10.01.24 19:31 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
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Fortsetzung MED-2023-AOC-24 (Teil 2)

(Do 5.10.) Fleury – Lespignan – Vendres – Serignan – Portiragnes – via Piste Canal du Midi – Agde – Marseillan Plage – Sète – Frontignan Plage – Les Aresquiers
75 km | 240 Hm

Um Fleury beherrschen Weinberge die Landschaft, wechseln bald mit Schilfhainen, vereinzelten Zypressen und Pinienbäumen, verödeten Wiesen oder Weiden. Nach einer Kaffeepause in Lespignan quere ich den Orb in Serignan. Hier zweigt etwas unübersichtlich eine Radroute auf einer Feldwegstraße nach Portiragnes ab, wo man auf den Canal du Midi stößt. Teils asphaltiert, mehrheitlich aber Kiespiste in gutem Zustand beschreiben die Radroute am Canal du Midi ab Portiragnes wahlweise bis Vias oder Agde. Atmosphärisch ist die Passage abwechslungsreich und hübsch, Platanenalleen, Kanalbootromantik und spannende Schleusenanlagen für Technikfreunde – einmal muss man wegen Engstelle absteigen. Bei Port Cassafières findet sich eine Sanitäranlage des Bootsclubs, die frei zugänglich ist und man ggf. auch eine Dusche nehmen kann.

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Die historische Innenstadt Agde meide ich diesmal ob der fortgeschrittenen Mittagshitze, obwohl meine letzte Visite um die 20 Jahre her ist. Das Stadtbild scheint eher unverändert, hingegen sind neue Kreisel und Straßentrassen an der Peripherie entstanden. Für Radler ist da kein Platz, das Auto dominiert, auch wenn es im Gewerbegebiet ein etwas größeren Radladen gibt, auf die mich zwei deutsche Touristinnen hinweisen und die unbedingt von mir ein Bild machen wollten. Der Straßenhorror hält an, erst bei Marseillan Plage bekommt der Radler wieder sein Revier, ab dem Plage du Robinson auf einem voie verte direkt hinter dem Dünenwall – sämtliche Strandzugänge sind bis Sète nummeriert. Meine Mittagspause am Strand bei Marseillan Plage war schon mehr Abendbrot, was wiederum eine Nachtfahrt erwarten ließ.

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In der Tat fühlte ich mich zu tiefer Dunkelheit in Sète noch recht fit um weiterzufahren. Sète, auch schon zum dritten Mal gequert, passiere ich diesmal ohne einen echten Aufenthalt, obwohl die Straßenrestaurants schon wieder so einladend winken. Die Idee verwerfe ich nun doch, den Mont St-Clair mit Rad zu erklimmen, nachdem ich ihn vor 40 Jahren zu Fuß erobert hatte, mit bleibendem poetischem Eindruck vom Sonnenaufgangsmoment. Ein unromantischer Tribut an meine Schnellroute. Ich weiß nicht, ob es gut war, aber es geht noch weiter in die Nacht – und flach.

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Die Ausfahrtsauschilderung ist für Velos mal wieder mangelhaft, den Eurovelo findet man von den meisten Stadtausgängen nicht. Wer denkt schon daran, dass auch Radler ihre Wege variieren, um sich was anzuschauen – etwa neue Brücken mit Avantgardebeleuchtung. Stattdessen zeigt mir eine veloverbotene Straße den eindeutigen Weg nach Frontignan Plage. Später erkenne ich, dass der Eurovelo einen weiten Umwegbogen durch Frontignan macht. Mal wieder ein Zeichen, wie schräg die Verkehrswege gedacht werden – Abkürzungen für Motorfahrzeuge, unangenehme Industrieumwege für den Radler. Die Straße kann man so nur nachts fahren, tagsüber dürfte es die Hölle sein, selbst jetzt hupen zwei Autos, obwohl nur wenig Fahrzeuge unterwegs sind mit Platz für alle. Am Abzweig nach Frontignan Plage erreiche ich über die D60 schließlich den naheliegendem Eurovelo, wobei bereits ab Sète der Radweg auch als Via Rhona ausgeschildert ist, die letztlich zwei Varianten zum/ab Mittelmeer kennt, weil eine über den Rhonekanal bis Sète reicht, während der Rhonehauptarm weit östlicher ins Mittelmeer mündet.

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(Fr 6.10.) Les Aresquiers – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Maguelone – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Palavas-les-Flots – Carnon Plage – La Grande-Motte – (Le Grau-du-Roi) – Aigues-Mortes – via Canon Rhona (Piste, gut) – Gallician
59 km | 50 Hm

Ich hatte noch den Ort Frontignan Plage komplett passiert, ohne in der Nacht eine wirkliche Orientierung zu haben, wo ich mich befinde. Die Lichter funkeln hier überall wie aus dem Meer geschraubt, täuschen falsche Entfernungen vor, gespiegelt in den Lagunenseen, wo man eigentlich schon das Meer vermuten würde. Die Orte teilen sich in Hafenanlagen, große Industriekomplexe und Stadtkulissen, die man im Dunkeln kaum zuordnen kann. Auf den Strandparkplätze ist das Zelten schwierig, aber ich fand sonst nichts. Das gibt immerhin Gelegenheit für ein Morgenbad im Meer. Bald ist ja Ende mit Meer. Die Straße mit offiziellem, asphaltiertem Radweg daneben führt nun weiter über eine Brücke und weitem Bogen über die Landseite vom Étang de Vic Richtung Palavas-les-Flots.

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Das bekommt man kürzer, allerdings auf Schotter und etwas inoffiziell. Man kann vor der Brücke auf eine Piste abzweigen, die direkt am Rhone-Sète-Kanal entlangführt, also quasi zu Gegenseite vom offiziellen Radweg. 10-20 % der Radler nutzen das, der Rest fährt blind nach Track und Schildern. Die Piste war wohl mal mit Veloverbotsschild ausgeschildert, was kompletter Unfug gewesen ist. Das Schild gibt es auf der Westeinfahrt nicht mehr, kommt man von Palavas, sieht man es noch, nicht aber beim etwa mittigen Seiteneinstieg bei Villeneuve-les-Maguelone. Solche teils widersprüchlich aufgestellten Verbotsschilder fand noch an einigen andere Orten in Frankreich auf dieser Reise. Fischer und Bootsanleger benötigen den Fahrweg gleichfalls.

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Palavas-les-Flots gehört ähnlich wie La Grande-Motte zu den Bausünden an der Côte d’Améthyste – doch muss man deswegen den Ort nicht fürchten. Es gibt eine gute Infrastruktur und außerhalb der Saison ist der Betrieb eher mäßig. Hat man die Ortsbebauung und -strände hinter sich, führt der Radweg hinter einer naturgeschützten Dünenlandschaft teils durch schattige Haine, aber selten mit Sicht aufs Meer. Die spezifische Flora mit den Dünen kann man jederzeit über die nummerierten Strandzugänge erkunden – meist als Bohlenwege angelegt. Das Velo lässt sich nicht immer bis zum Strand schieben, weil es zuvor tief im aufgewehten Dünensand stecken bleibt.

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Nach dem letzten Meerbad der Reise kümmere ich mich um die nächsten Orte nicht, sondern lege gleich Schnellkurs Richtung Aigues-Mortes ein, was den Auftakt zum letzten Kapitel meiner 2023er-Sommerreise zumindest in der chronologischen Reihenfolge setzt.
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#1542130 - 11.01.24 14:35 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
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MED-2023-AOC-25
Das südliche Rhonetal mit der Camargue, dem Massif des Alpilles und den Weinregionen der Côtes du Rhône (Aigues-Mortes – Valence)


Das südliche Rhonetal gliedert sich in drei Teile – die Camargue als Delta der natürlichen Rhone wie auch zahlreicher Kanäle zwischen Mittelmeer, Arles und Aigues-Mortes; die südliche Rhonebene zwischen Arles und Avignon; sowie die Côtes du Rhône (Hügel der Rhone) zwischen Avignon und Valence, was einen nicht ganz deckungsgleichen Landschaftsbegriff zum gleichnamigen und landläufig bekannteren Weinanbaugebiet darstellt. Jeder dürfte ein solches Eitkett schon mal auf einer Weinflasche im Supermarkt gesehen haben.

Das Massif des Alpilles bildet hingegen eine eigenständige Alpengebirgsgruppe, liegt aber unmittelbar der Rhone an und kann aufgrund seiner speziellen Lage und niedrigen Höhe auch als Teil des Vallée du Rhône interpretiert werden. Gleichwohl gehören die Côtes du Rhône auch zu auslaufenden Teilen der Alpen im Osten und des Zentralmassivs im Westen. Der Abbruch des Zentralmassivs ist allerdings ziemlich steil bis zur Höhe Valence, sodass sich ausbreitende Hügel fast nur auf der Ostseite befinden, wo das Gelände deutlich sanfter ansteigt und die typischen Drômeberge erst in weiter Ferne zu erkennen sind.

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(Fr 6.10.) Les Aresquiers – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Maguelone – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Palavas-les-Flots – Carnon Plage – La Grande-Motte – (Le Grau-du-Roi) – Aigues-Mortes – via Via Rhona (Piste, gut) – Gallician
59 km | 50 Hm

Mit Blick auf das Vorkapitel ist der Tag ja schon gelaufen. Aigues-Mortes, auch schon vor über zwei Jahrzehnten auf einer Radreise besucht, bleibe ich diesmal fern bis auf einen neuen Prachtbau aus Holzbalken und Glas eines deutschen Discounters stadtabseits. Die Dämmerung lässt nichts Gutes erwarten, denn es lauern wieder Stechmücken in dem folgenden Biotop mit stehenden Gewässern und Schilfwuchs. Die Straße verlässt man über eine Brücke Richtung dem Tour Carbonnière und zweigt dann kurz vor dem Turm scharf zurück zur Via Rhona ab. Hier und zwischendrin gibt es mehrere Picknickecken – allerdings ohne Wasserstellen oder Toiletten, wozu man schon bis Gallician durchradeln muss. Obwohl strichgerade, ist die Strecke doch ganz hübsch mit typischem Camargue-Feeling.

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(Sa 7.10.) Gallician – via D779 – Les Iscles – via D179 – Tour de Bramasset – St-Gilles – Saliers – Mas des Bernacles – Grimeaux – Arles – Abbaye de Montmajour – Fontvieille – Moulin de Daudet – Aqueduc Romain de Barbegal – Paradou
75 km | 240 Hm

Im Hafenbüro vom Port de Gallician kann man bei geöffneten Zeiten um eine Dusche bitten, was angeblich einem Radler problemlos gewährt wird – eigentlich aber für Bootsgäste gedacht ist. Im Hafen liegen nicht nur Ausleihboote, sondern auch Dauerbewohner, wie mir ein Paar von sich selbst berichtete – ein Leben auf dem Wasser. Auf dem Hafenbürogelände sollte man trotz verlockender Picknickecke nicht zelten, denn es gibt eine automatische, nahezu unsichtbare Sprinkleranlage, was im Zweifel natürlich auch die Dusche ersetzen kann und mich – schon wie bereits einige Zeit zuvor in Andorra mal – aus dem Schlaf riss. Im Ort findet man Bäckerei, Dorfladen und ein paar Einkehrmöglichkeiten.

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Meine Route nach St-Gilles ist eher ein Umweg, aber Camargue pur und den nördlichen Varianten vorzuziehen. Aus der ländlichen Ruhe wird man in St-Gilles ziemlich herb aufgeschreckt – ein durchaus hübscher historischer Ort, der aber vom Autoverkehr aufgefressen wird. Die folgende Route ist zwar keine offizielle Radroute, aber bietet Abwechslung und nahezu keinen Verkehr bis Grimeaux. Es gibt kleine Kanäle, Sumpfwiesen, Tümpel, Schilfhaine, Reisfelder, Granatapfel- und Apfelplantagen sowie ein paar Höfe und eine vermutliche Reitanlage.

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Weit ist es nicht mehr bis Arles, wo man sich mehrere Tage aufhalten könnte, wollte man alle Geschichte und Kultur der Stadt aufsaugen. Die Römer haben hier gleich mehrere bedeutende Spuren hinterlassen, neben der auch für Stierkampf bekannten Arena sind umfangreiche Ruinen eines römischen Theaters zu bewundern. Unbedingt möchte ich aber den kostenfreien Gang durch die Gassen empfehlen, sowohl unten als auch oben bei der Arena, irgendwo ein Café oder Restaurant zu besuchen und das Treiben auf sich wirken lassen. Es ist sicherlich hilfreich, in der Nebensaison vorbeizuschauen, denn die Bewohner ächzen über die Besucherlast auf ihre Stadt. Manches überfettete Auto in engen Gassen gehört allerdings den Bewohnern selbst. Obwohl Vincent Van Gogh nur eine kurze Zeit in Arles weilte, hat er doch wichtige Kunstspuren hier hinterlassen. Sehr idyllisch verbindet sich seine Kunst mit den Farben im Innenhof vom L’espace Van Gogh, an dem das Krankenhaus anliegt, wo sich Van Gogh nach dem sich selbst abgeschnitten Ohr behandeln ließ.

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Weiteren römische Spuren folgt man in der Umgebung, etwa mit dem langen Viadukt am Außenrand der Stadt, welches sogar zu einem Teil einen Verkehrskreisel schmückt. Die Römer hatten ja auch schon viele Wagen – so viel hat sich eigentlich nicht geändert seit der Antike, nur ein bisschen mehr Puffpuff, Brummbrumm und PSies. Noch mehr Viadukte gibt es mit den Aqueduc Romain de Barbegal auf dem Weg Richtung Paradou. Zuvor sollte man aber eine Schleife über Fontvieille fahren, an der das Kloster Montmajour und eine rekonstruierte Windmühle, der Moulin de Daudet, am Wegesrand warten. Die seinerzeit originale Mühle diente im 19. Jahrhundert Alphonse Daudet der Inspiration für Erzählungen, die sich im Werk „Briefe aus meiner Mühle“ wiederfinden – ein Ort der Poesie also, gleichwohl auch Motiv vieler Malereien einschließlich Van Gogh’s.

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(So 8.10.) Paradou – Maussane-les-Alpilles – via D5/D27A – Col de la Vayède (201 m) – Les Baux-de-Provence – Col du Val d'Enfer (231 m) – Maillane – Graveson – Rognonas – Avignon – Sorgues – Châteauneuf-du-Pape (château)
75 km | 460 Hm

Die Alpilles kann man von unterschiedlichen Richtungen anfahren und auch auf mehreren Nord-Süd-Routen queren. Den aufregendsten Eindruck des Kalkmassivs erhält man aber sicherlich auf der Route über Les Baux-de-Provence zwischen Maussane und Maillane, auch wenn man dabei auch einen touristischen Hotspot zumindest streift, wohl aber auch besuchen wird und sollte. Wichtig ist, dass man bei einer Südanfahrt die D27A wählt, weil die beiden Alternativen von mehr Autos frequentiert werden. Auch die Nordseite wird wegen der kurvenreichen Strecke weniger befahren als die Westseite.

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Gegenüber dem fast verschlafenen Örtchen Le Paradou (auch dort wird allerdings mal bis in die Nacht gefeiert) bietet Maussane die deutlich bessere Infrastruktur inklusive gutem Bäcker. Eine Kluse mit Aquädukt schneidet zunächst die Ebene vom Bergmassiv ab. Erstaunlich flach verläuft der erste Teil, bevor sich mit den Olivenhainen auch die Hanglage etwas verschärft. Eine ernsthafte Prüfung wird der Bergradler hier aber nicht ablegen müssen. Die Burgperspektive sollte früh genug per Teleobjektiv festgehalten werden, denn später fährt man in ungünstigem Sichtwinkel zum Pass und nach Les Baux auf.

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Meine Erinnerungen an Les Baux vor 40 Jahren sind doch schwach, glaubte ich mich an Höhlenhäuser zu erinnern. Solche gibt es wohl auch innerhalb der Burgruine, aber wohl nicht ohne Eintritt zu besichtigen. Die menschengemachten Häuser von Les Baux sind hingegen atemberaubend steil gestaffelt in das Felsgelände eingepfercht, dessen Gebäude überwiegend im 15. und 16. Jahrhundert entstanden. Bereits im Hochmittelalter stieg Les Baux zu einem internationalen Zentrum für Minnegesang auf. Noch bin ich früh genug vor dem großen Touristenansturm, wenngleich erste Busse schon anfahren. Für die Burganlage wandert man bis ganz hinauf auf eine große, aussichtsreiche Felsplatte, die Burg selbst ist aber eintrittspflichtig, was besonders Sinn macht, wenn man ein Kombiticket mit dem Kunstmuseum erwerben möchte (s.u.). Das Velo kann man bis zur Felsplatte schieben, wenn man auf seitwärtige Treppengassen eher verzichtet. Trotz des Touristenhotspots gibt es doch einiges wertvolles Kunsthandwerk zu kaufen und nicht nur Kitsch. Ich erwerbe einen Van Gogh als Küchenhandtuch, was sich aber auch hervorragend als leuchtstarkes Wandbild eignet.

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Dass Les Baux noch mehr Besucher anlockt als Jahrzehnte zuvor, liegt an einem einzigartigen, 2012 eröffneten Kunstmuseum unter dem Namen Carrières des Lumières. In einem ehemaligen Steinbruch für Bauxit, das dort erstmalig gefunden wurde – der Name Les Baux stammt davon ab – werden heute auf die riesigen, glatten Kalkwände Kunstwerke großer Meister als überdimensionale Lichtinstallation und mit Musik präsentiert. Die Themen der Installationen wechseln in längeren Perioden und brachten u.a. Werke von Van Gogh, Monet, Renoir, da Vinci, Michelangelo, Klimt oder Vermeer zum Leuchten. Ich hatte eigentlich den Besuch des Museums vorgesehen, aber mit dem ausflugsfreundlichen Oktobersonntag das falsche Los gezogen. Zudem war ich doch später vor Ort als geplant und nach dem Besuch vom nur wenig hundert Meter entfernten Dorf bereits zur Mittagszeit mit dann 2-3-stündiger Wartezeit konfrontiert.

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Da mir die Wartezeit das Erlebnis doch nicht wert war, ging es über die schluchtartige Nordseite in die brütend heiße Ebene, u.a. mit überreifen Feigenplantagen. In Graveson spielen mehrere Murales auf die Attraktionen der Stadt an, darunter Volksfeste und Stierkämpfe. Den parkenden Autos sei Dank, dass man die Bilder kaum betrachten kann. Da könnte man auch zum Stier werden. Es ist ja nicht der erste Ort, der durch den ruhenden Verkehr zur Blechkulisse degeneriert wird. Die ruhige Nebenroute am Kanal kann ich nicht finden und gerate so auf die Hauptstraße, auf der eine Eisenbahntrasse an einem markant aufrückenden Felsen einen besonderen Blickfang liefert. Trotz der Nähe zu Avignon gibt es keine echte Vorstadtagglomeration von Süden, sondern immer noch lnmdliche Ortschaften und agrarische Nutzflächen oder Ödland dazwischen.

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#1542132 - 11.01.24 14:38 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
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Beim letzten Ort vor Avignon wechsle ich kurz auf einen Bahntrassenradweg, der aber eine Ost-West-Verbindung darstellt. Die Einfahrt nach Avignon ist von Süden einigermaßen übersichtlich, wenngleich sich die Durchfahrt bis zur Stadtmauer und weiter bis zum Altstadtkern mit Papstpalais länger hinzieht. Die vielleicht bekannteste Brückenruine der Welt, die Pont d’Avignon, eigentlich Pont Saint-Bénézet, findet sich der Rhone gegeben schließlich ganz am Westrand der Stadt, der eine stark begrünte Rhoneinsel mit mehreren Freizeiteinrichtungen gegenüberliegt. Avignon liegt also eigentlich nur an der halben Rhone, deren beide Arme sich erst wieder südlich der Stadt vereinen. Für die pittoreske Stadtsilhouette müsste man eigentlich auf die Gegenseite zur Insel wechseln.

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Den Stadtrundgang halte ich nur kurz, lausche aber einer Weile den Klängen einer Harfenistin in einer der Gassen. Selbst Sonntagabend kann man hier noch Lebensmittel und Wein in einer der dubiosen Läden von meisten orientalischen Betreibern kaufen. Die Ausfahrt gestaltet sich etwas mehr tricky, obwohl ab der Staumauer eigentlich ein Radweg verläuft. Später windet sich die Route verwinkelt und unübersichtlich durch Parkanlagen und Vorstadtsiedlungen, wo ständig Familien mit Kinderwägen und lebendigem Jungvolk vor dem Pneu herumspringen. Der hier als Chemin des Canaux groß angekündigte Radweg ist dann alles andere als erfreulich und keineswegs gut ausgeschildert, obwohl die derzeit aktuelle Routenführung der Via Rhona.

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Wie ich später auf einer Infotafel lesen kann, ist die Via Rhona nördlich von Avignon ungefähr bis Sorgues eine immer noch provisorische Trasse, obwohl der Radweg schon seit über 10 Jahren als Filetstück des französischen Radtourismus beworben wird – mittlerweile auch als Eurovelo 17 gelabelt. Da ich immer wieder an der eckigen Routenführung hake, begebe ich mich schließlich auf die Departmentstraße D907, obwohl mit Verkehr bei Dunkelheit nicht so gemütlich zu fahren. Ab Sorgues in Richtung Châteauneuf-du-Pape ist dann ohnehin Ruhe im Karton, während die Via Rhona sich wieder zum Fluss verabschiedet hat. Zwischen unterem Ortseingang, Ortsmitte und Burgruine liegen jeweils noch einige Höhenmeter, dafür gehört einem die päpstliche Ruine (fast) alleine bei Nacht.

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(Mo 9.10.) Châteauneuf-du-Pape (château) – Orange – Uchaux – Col de l'Aspre (186 m) – Rochegude – Suze-la-Rousse – La Baume-de-Transit – Montségur-de-Lauzon – Chamaret – Grignan – Col du Colombier (436 m) – Espeluche – Montélimar – Le Teil – Rochemaure – via Via Rhona – Meysse – via Via Rhona – Cruas – Baix
112 km | 755 Hm

Das Château von Châteauneuf-du-Pape wurde namensgebend einst als Sommerresidenz der Päpste von Avignon erbaut, heute misst sich der Ort eher im Ranking mit den teuersten Weinregionen der Welt. Wie mir eine Dame bei einer Weinverkostung am nächsten Tag berichtet, sei der wesentliche Unterschied vom Châteauneuf-du-Pape zu anderen Côte-du-Rhône-Weinen die speziellen Böden der Region. Tatsächlich sichtbar ist das allerdings nicht, inwiefern die Böden sich mineralisch unterscheiden. Sicherlich spielt die päpstliche Aura des Weins auch eine preistreibende Rolle. Wer glaubt schon an die Kirche der Armen?

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Soweit man die Traubensorten um die Burgruine mit Infotafeln gut studieren kann, verläuft die Hügelroute dezent weich Richtung Orange und gleitet schließlich länger hinunter. In Orange sind noch nicht alle Tore für die Touristen um das antike Theater geöffnet, welches zudem von einer größeren Baustelle überzogen ist. Ohnehin hatte ich den Besuch nicht geplant, würde mich diese Arena eher in Verbindung mit einer Konzertveranstaltung interessieren. In voller Pracht und ohne Bauarbeiten kann man stadtauswärts den Stadtgründungsbogen aus der Zeit von Kaiser Augustus bewundern. Zuvor aber musste ich mich über den inkompetenten Service am Bahnschalter von Orange ärgern. Letztlich konnte ich ohnehin nur auf die Plan-B-Alternative mit Regionalzügen ab Valence zurückgreifen, TGV-Transfer mit Velo war nicht buchbar wegen fehlender Kapazitäten. So oder so hatte ich noch einen Tag Radtour geplant und hier nur den Ticketkauf vorgesehen.

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Die Route touristique des Côtes du Rhône bleibt weiterhin leicht zu fahren, obwohl man langsam in das Massif d’Uchaux aufsteigt – eher ein gewölbtes Plateau als Berg. Eine unscheinbare Passhöhe erinnert daran, dass man sich hier auf den letzten Ausläufern des Alpensockels bewegt. Jeder Ort hat sein Schloss, nicht alle sind Weingüter, das von Rochegude beherbergt z.B. ein Hotel. Wein als akademische Kompetenz vermittelt in Suze-la-Rousse die Weinuniversität im dortigen Château. Bei so viel Expertise möchte ich natürlich auch eine Weinprobe verkosten, wenngleich nicht akademisch und erwerbe schließlich dem Namen nach einen Wein des Windes. Tramontana, Mistral und Mont Ventoux sind ja häufige und prägende Begleiter auf meinen Radreisen gewesen, teils auch auf dieser wieder.

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Die Route wird nunmehr etwas stärker hügelig, ohne dass ernste Berge zu bewältigen sind. Neben Weinanbau finde ich noch eine größere Granatapfelplantage vor. Montségur-de-Lauzon schmiegt sich lieblich mit Zypressen wie eine Toskanalandschaft, Chamaret wird majestätisch von dem Turm der mittelalterlichen Burgruine überragt. Ein kleines Touristenzentrum der Region bildet Grignan, dass über ein opulentes Renaissanceschloss verfügt. Zur Lavendelblüte hat man noch schönere Perspektiven auf den Dorfhügel – dafür bin jetzt zu spät in der Jahreszeit. Madame de Sévigné verlieh mit ihrer literarischen Briefkunst dem Ort eine poetische Aura, in dem sie ihr adeliges Leben beendete.

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Wegen einer Reifenpanne konnte ich mich doch weniger den schönen Dingen widmen, erntete für meine Tour aber noch begeisterndes Lob des Ladenbesitzerpaars von „O Cigalou“ mit Modeschmuck und Parfümerieartikeln, die mir prompt mein Lavendelölfläschen kostenlos nachfüllten, um wieder besser gegen Mücken bewaffnet zu sein. Nunmehr bewege ich mich nahezu parallel zu der bereits auf der Hinroute gefahrenen Strecke Richtung Montélimar. Beide Routen schließen sich jenseits der Passhöhe zusammen. Die Fahrt zum Col du Colombier (Achtung, ähnliche oder identische Passnamen gibts zu Hauf an anderen Orten!) über die D4 ist aufgrund der geraden Strecke und einseitigen Vegetation dann doch langweiliger als die alternative D24, obwohl radlerisch noch die größte Herausforderung der letzten Tage. Rasante Kurven erlebt man hingegen auf der Abfahrt bis sich beide Straßen zusammenschließen.

Montélimar erreiche ich erst bei Einbruch der Dunkelheit und genehmige mir nochmal einen Burger, bevor ich eine verwegen lange Nachtfahrt starte. Zunächst verfehle ich den kürzeren Abzweig nach Rochemaure und gerate auf den Umweg über die N102. Weil die alternative D11 aus dem Zentrum von Montélimar raus nicht ausgeschildert ist. Bis Rochemaure nehme ich auch die Straße, weil ich in der Dunkelheit die Via Rhona nicht orten kann. Indes schaue ich nochmal am begehrten Brunnenhaus von Rochemaure vorbei, wo sogar zu später Stunde noch Autofahrer mit Kanistern Wasser abfüllen. Das exklusive Wasser soll mein Knie heilend kühlen, welches seit Tagen von einer leichten Schleimbeutelentzündung infiziert war.

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Ich folge nun weitgehend der Via Rhona, die bei Meysse ziemlich umständlich das Kernkraftwerksgelände Cruas umfahren muss. In der Dunkelheit ist kaum erkennbar, dass hier das Zentralmassiv wilde Abbruchkanten gebildet hat. Da ich einerseits mich noch recht wach fühle und andererseits keine einladenden Rastplätze folgen, passiere ich auch noch Cruas (Camping bereits geschlossen). Schließlich verliere ich auch den Radweg aus den Augen, weil er nicht immer gut ausgezeichnet ist und in der Dunkelheit einige Details nicht zu sehen sind. Auf der Straße nach Baix fährt zu dieser Zeit ohenhin kaum ein Auto. Auch hier reichen steile Felswände dicht an die Verkehrstrassen, sodass Radweg, Bahnlinie und Straße eng nebeneinanderliegen – die Bahnlinie aber Straße und Radweg trennt. Um nicht die ganze Nacht zu radeln, zwinge ich mich in Baix schließlich zur Rast an einer Bushaltestelle. Man gönnt sich ja sonst nichts.

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(Di 10.10.) Baix – Le Pouzin – via Via Rhona – La Voult-sur-Rhône – via Via Rhona – Beauchastel – teils via Via Rhona – Soyons – Valence Ville || per Bahn Valence Ville 13:24 h | 14:40 h Lyon Part Dieu 16:30 h | 20:24 h Belfort Ville 20:51 h | 21:07 h Mulhouse Ville || – Riedisheim – Rixheim
56 km | 170 Hm

Der Tag zeigt mal wieder, wie kritisch nicht durchgeplante Routen sein können. Ich hatte von der Entfernung nach Valence nur eine grobe Vorstellung gemäß Straßenroute auf der anderen Flussseite – und das war überschaubar. Durch die Wegführung der Via Rhona verlängert sich die Route aber deutlich, wenngleich ich die Passage insgesamt als überraschend schön und abwechslungsreich bewerten würde. Die Straßenroute auf der Gegenseite wäre indes nahezu ausgeschlossen zum Radeln und eine Umfahrung dort weit komplizierter.

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Zunächst wird die Via Rhona abseits der Rhone durch Auen weitergeführt und quert ein etwas heikle neue Brücke, wo früher nur eine Furt Radler zu verwegenen Fahrmanövern verleitete. Im recht betriebigen Le Pouzin mündet mit der Ouvèze ein größerer Zufluss aus dem Zentralmassiv in die Rhone. Die Via Rhona wechselt nun die Flussseite, bis sie in Voult-sur-Rhône wiederum am rechten Ufer bis Höhe Valence weiterführt. Das eher kurze linksseitige Intermezzo quert ein idyllisches Feuchtbiotop im Mündungsdelta der Drôme, die Rhone aber hier weitgehend nicht zu sehen.

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Mit Voult-sur-Rhône erreiche ich wiederum einen Schnittpunkt mit meiner 2022er-Reise, als ich aus dem Diois im Alpenraum kommend zu den Monts d’Ardèche im Zentralmassiv gewechselt bin. Unweit nördlich von Voult mündet die schöne Eyrieux in die Rhone, wo sich ein Bahntrassenradweg weit ins Zentralmassiv schiebt. Die Via Rhona verrenkt sich hier in Beauchastel etwas kompliziert, was wiederum einige zusätzliche Kilometer gegenüber der Straßenführung erklärt. Irgendwo verliere ich die Via Rhona erneut mangels Beschilderung und fahre schließlich Straße bis Granges, wo ich erst kurz vor der Brücke nach Valence die Via Rhona wiederfinde – die ich nunmehr aber nicht mehr brauche. Die Brücke nach Valence verdeutlicht dann ohnehin, welches Verkehrsmittel das Sagen hat: Es ist und bleibt das Auto – Via Rhona hin oder her.

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Eine Besichtigung von Valence konnte ich mir zeitlich nicht mehr leisten, nur noch eine knappe Stunde bis Abfahrt reichen noch für einen Blick in den Parc Jouvet und eine neustädtische Einkaufsmeile um den Bahnhof. Hier endet nicht nur dieser Reisebericht, sondern auch die Reise im Zielgebiet gänzlich. Heute und an den folgenden zwei Tagen sitze ich dann teils im Zug, aber teils auch noch mal auf dem Sattel, sodass ich noch angenehme Spätsommertage in frischer Luft genießen kann. Die Passagen im Elsass, am Oberrhein und im Kraichgau möchte ich nicht mehr kommentieren, bin ich dort auch nicht unbedingt im Reisemodus geradelt. Die Routen sind im PDF-Download des Etappenplans im Gesamtbericht zu der Reise auf meiner Website aufgeführt.

Da dieser Bericht zwar das chronologische Ende der Reise beschließt, aber nicht meine gesamte Berichterstattung, ist zu befürchten, dass weitere Berichte über andere Regionen der Reise irgendwann hier noch erscheinen werden. Einen Zeitplan dafür habe ich dafür aber nicht.

--- Ende ---
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1542138 - 11.01.24 16:58 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
Dietmar
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Danke für deinen umfangreichen und prägnanten Bericht. Wie schon an anderer Stelle festgestellt, sind wir uns ja zwischen Agde und Aigues-Mortes virtuell begegnet, allerdings mit zeitlicher Differenz Mai/Oktober. schmunzel

Was die Fahrradverbote z.B. zwischen Frontignan und Palavas-les-flots betrifft: Ich hatte mich mit einer Eingeborenen darüber unterhalten, da wir auch vor einem Verbotsschild vor einem Schotterweg entlang dem Canal du Rhone a Sete standen. Sie meinte, dass sich die privaten Eigentümer der Grundstücke, zu dem die Wege gehören, aus der Haftung bei evtl. Schäden heraus halten wollen. Wir sollten unbedenklich weiter fahren. Uns kamen dann auch etliche Radler entgegen. Auf dem Kanal begegneten wir dann auch einem der seltenen gewerblichen Kähne. Auf den Etangs links und rechts wieder reichlich Flamingos und anderes Gefieder. schmunzel

Gruß Dietmar
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#1542141 - 11.01.24 17:37 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: Dietmar]
veloträumer
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In Antwort auf: Dietmar
Was die Fahrradverbote z.B. zwischen Frontignan und Palavas-les-flots betrifft: Ich hatte mich mit einer Eingeborenen darüber unterhalten, da wir auch vor einem Verbotsschild vor einem Schotterweg entlang dem Canal du Rhone a Sete standen. Sie meinte, dass sich die privaten Eigentümer der Grundstücke, zu dem die Wege gehören, aus der Haftung bei evtl. Schäden heraus halten wollen.
Das erinnert mich stark an Österreich, im Vergleich dazu aber doch selten in Frankreich. Es wäre noch hilfreich, wenn man daraus ableiten könnte, schwierige oder leichte Piste - ist aber nicht so. Je schwieriger die Pisten, desto weniger Verbote. Ohnehin war ich am Vorabend ja verbotene Straße gefahren - die werden leider auch immer mehr.
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#1542200 - 12.01.24 12:44 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: Uli aus dem Saarland]
kettenraucher
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Zitat
Danke Matthias, deine Berichte laden immer wieder zum Träumen ein ...
So sehe ich das auch. Nicht ohne Grund nennt sich Matthias veloträumer, denn vor dem Fahren liegt das Träumen. Ich jedenfalls bin ein hemmungsloser Träumer und unheilbarer Romantiker, denn dies ist für mich die motivative Voraussetzung zum Machen von irgendwas. Und die vielen unterschiedlichen Reiseberichte von unserem veloträumer inspirieren mich nicht nur, vielmehr lassen sie mich die Liebe zum Radfahren, zum Radreisen und zum Erfahren der Welt immer wieder neu empfinden. An Matthias: Den Rückschritt vom homo sapiens und homo habilis zum homo automobilensis kriegen wir leider nicht mehr in den Griff. Schnief. Heul. weinend entsetzt krank

Geändert von kettenraucher (12.01.24 12:54)
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#1542231 - 12.01.24 19:50 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: kettenraucher]
veloträumer
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wein
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#1542272 - 13.01.24 14:30 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
Holger
Moderator
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Vielen Dank für den Reisebericht und die schönen Fotos! Einiges für mich Bekanntes, einiges Unbekanntes. Eher unbekannt der katalanische Teil, eher bekannt der französische.

In Antwort auf: veloträumer
[…]Die Kanalroute verlasse ich wieder etwa zur Hälfte, um Gruissan zu besuchen – ein noch für mich unbekannter Fleck hier. Das ist tatsächlich eine Ortsperle, die zu einer entschleunigten Pause mit Genuss einladen würde.[…]
In der Tat. Ich war da vor zwei Jahren im Frühjahr, mit Auto und Zelt auf dem Campingplatz. Rad war dabei, eigentlich wollte ich den Ort als Ausgangsort für einige Touren mit dem Rennrad nutzen, wg. Erkältung blieb ich aber weitgehend am Strand und las. Gruissan ist wirklich eine Perle, die aus den sonst ziemlich gesichtslosen Orten an der Küste - zumindest den mir bekannten - heraussticht. Zum einen der Ortskern mit dem Burghügel, zum anderen auch der Strand mit diesen Chalets. Da werde ich auf jedne Fall nochmal hinfahren. Hoffentlich ohne Erkältung.


In Antwort auf: veloträumer
[…]Palavas-les-Flots gehört ähnlich wie La Grande-Motte zu den Bausünden an der Côte d’Améthyste[…]
Ich finde die beiden jedoch sehr unterschiedlich. Palavas ist für mich ein gesichtsloser Küstenort wie viele an der Küste - ich finde es auch nicht soo schlimm dort, war auch dort mal für ein paar Tage auf dem Campingplatz. Eine Perle ist es aber tatsächlich nicht. La Grande Motte kann ich nicht als gesichtslos beschreiben. Schön wäre zwar sicher nicht das Adjektiv, das ich wählen würde - aber auf jeden Fall interessant. Und ein gewisse Ästhetik hat der Ort für mich schon.

Bei den Carrieres de lumiere in Les Baux hatte ich mal ähnliche Erfahrungen wie Du, lange Wartezeit und deshalb nicht besucht. Ist aber durchaus noch ein Ziel für die Zukunft, die Region habe ich sehr gerne - und vor einiger Zeit war ich auch mal auf dem sehr schönen Campingplatz in Maussane, auch für einige Rennradtouren in der Umgebung.

Viele Grüße
Holger
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#1542296 - 13.01.24 21:43 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: veloträumer]
Tom72
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Danke für den - wie man es ja von dir gewohnt ist - wieder einmal wunderschön bebilderten und mit Leidenschaft geschriebenen Bericht. Das meiste kenne ich von eigenen Radreisen, und davon das allermeiste von mehr als einer Reise - Roses, Cap Creus, Côte Vermeille mit der Panoramastraße an der Tour Madeloc, Canal de la Robine durch die Lagunen, Gruissan, Camargue, Rhone, Avignon - daher habe ich alles mit besonderem Interesse gelesen. A Propos Tour de Madeloc (den du in deinem Bericht allerdings nicht erwähnst, aber du bist da ja auf dem Weg über den Coll de la Serra dort oben vorbeigekommen): Vergleiche mal dein letztes Bild von deiner Etappe am 2. Oktober mit meinem Profilbild - Es ist ungefähr an gleicher Stelle entstanden, und man kann dort ebenfalls links oben den Sandstrand von Argelès erkennen... Ich bin diese herrliche Strecke zwischen Collioure und Banyuls bisher viermal gefahren, das letzte Mal vorletztes Jahr...
Gruß
Tom

Geändert von Tom72 (13.01.24 21:50)
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#1542304 - 13.01.24 23:27 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: Holger]
veloträumer
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Schön, dass ich auch bei dir einige Erinnerungen wecken kann.
In Antwort auf: Holger
In Antwort auf: veloträumer
[…]Palavas-les-Flots gehört ähnlich wie La Grande-Motte zu den Bausünden an der Côte d’Améthyste[…]
Ich finde die beiden jedoch sehr unterschiedlich. Palavas ist für mich ein gesichtsloser Küstenort wie viele an der Küste - ich finde es auch nicht soo schlimm dort, war auch dort mal für ein paar Tage auf dem Campingplatz. Eine Perle ist es aber tatsächlich nicht. La Grande Motte kann ich nicht als gesichtslos beschreiben. Schön wäre zwar sicher nicht das Adjektiv, das ich wählen würde - aber auf jeden Fall interessant. Und ein gewisse Ästhetik hat der Ort für mich schon.
Die Wirkungen sind je nach dem, wie man fährt oder was man ggf. auch gerade braucht und sucht unterschiedlich. Insgesamt waren die Orte weniger schlimm als ich sie in der Erinnerung trug. Ich fuhr wohl vor über 20 Jahren auch fast durchgehend Straße, Promenadenfahrten vermied ich, ebenso gabs bestimmte Radwege noch gar nicht. Ferner war kurz vor Hochsaison, diesmal schon Oktoberanfang, wenn auch sommerlich. Auf dem Markt auf der Hafenpromenade in Palavas merkte man schon, dass die Verkäufer mit wenig Kunden auskommen mussten und zur Mittagszeit lief das Restaurantgeschäft auch schwer an. In solchen Ferienorten wie etwa Palavas bemüht sich schließlich den Ort schön zu gestalten, historisch geht halt nicht. Vielleicht würde man heute etwas weniger dicht bauen. Der Avantgarde-Leuchtturm "Mediterranée" als Wahrzeichen kommt z.B. schlecht zur Geltung, weil von den meisten Seiten zuviel Häuserfronten die Sicht blockieren.

La Grande Motte bin ich wohl auch zu schnell am Rande durchgeradelt. Das Urteil vermischt sich mit meinen alten Erinnerungen - da war ich aber auch schnell. Le Grau-du-Roi habe ich gar nicht mehr besucht, obwohl ich da noch eine gute Erinnerung dran habe. Gefallen hat mir auch der Radweg hinter der Dünenlandschaft, so ziemlich gut auch von der Straße sichtgeschützt entfernt.
In Antwort auf: Holger
und vor einiger Zeit war ich auch mal auf dem sehr schönen Campingplatz in Maussane, auch für einige Rennradtouren in der Umgebung.
Den Ort fand ich ja auch sehr liebenswert. Das Wildcamping habe ich auf der Reise ziemlich extrem das betrieben, sodass ich diesbezüglich kaum noch Tipps geben kann. Im Nachbarort war ich irgendwo auf einer Art Schuttplatz neben einem Tennisplatz. Es gibt wohl noch mehr hübsche kleine Orte in den Alpilles, die ich nicht beradelt habe, auch noch ehemalige Höhlenwohnungen, ein See usw. Das Gebiet ist noch etwas größer als ich zunächst dachte und hätte sich für eine zusätzliche Zickzackschleife geeignet. Ob ich nochmal wiederkehre, wer weiß.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1542306 - 13.01.24 23:53 Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône [Re: Tom72]
veloträumer
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Danke auch dir, dass es gefallen hat und Erinnerungen wach ruft. Dass du auch shcon mehrfach da warst, eint uns ja - dein Pyrenäenberichtswesen lässt das ja auch vermuten. Wohl habe ich Dinge irgendwann mal gelesen, aber wieder vergessen.
In Antwort auf: Tom72
A Propos Tour de Madeloc (den du in deinem Bericht allerdings nicht erwähnst, aber du bist da ja auf dem Weg über den Coll de la Serra dort oben vorbeigekommen)
Doch, ich erwähne den Madeloc-Turm kurz nebenbei, weil die kreuzende Route da vorbeiführt bzw. zum Abzweig hinführt. Der Hinweis war zur allgemein Info gedacht. Ich bin den Turm 2011 aufgeradelt, als ich die Hinterküstenroute von Banyuls aus gefahren bin. Anschließend ging es auch über den Coll der la Serra, den man deswegen aber nicht fahren muss. Der Kreuzungspunkt beider Routen ist am Coll de Mollo, wo man auch direkter nach Collioure abfahren kann. Ich kam ja nicht am Abzweig zum Turm vorbei, weil es nochmal eine Straße von Port-Vendres über den Perdiguer-Pass zum Coll de Mollo gibt. Die Route ist übrigens auch als "Tour de Madeloc" ausgeschildert. Es gibt sogar noch eine weitere Variante von Port-Vendres zum Coll de Mollo - ein echtes Drekreuz also. Den Madeloc sieht man auf der Strecke trotzdem gut - ja, aber er war in den Wolken am Morgen verschwunden, sodass ich kein brauchbares Foto davon machen konnte - sonst hättest du eins bekommen. schmunzel

In Antwort auf: Tom72
: Vergleiche mal dein letztes Bild von deiner Etappe am 2. Oktober mit meinem Profilbild - Es ist ungefähr an gleicher Stelle entstanden, und man kann dort ebenfalls links oben den Sandstrand von Argelès erkennen...
So genau kann ich selten diese Mickymaus-Profilbild entschlüsseln. Jetzt, wo du das sagst, leuchtet es ein.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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