Angola
Luanda - Porto Amboim - Benguela - Namibe - Lubango - Grenze zu Namibia bei St. Clara
19. Juli - 17. August 2022.
1613km
Nachdem Darinas unbezahlter Urlaub genehmigt worden war und ich sowiso am rentnern bin, stand unserem Vorhaben nichts mehr im Wege.
Unser einjähriges Afrika-Abenteuer konnte beginnen.
Angola haben wir aus zwei Gründen als Startpunkt gewählt. Der erste Grund war das Klima. Wir beginnen im Juli, was bedeutet, dass wir den Sommer in Europa verlassen und im Winter in Afrika eintreffen. Doch je näher am Äquator, desto milder würde es sein. Der zweite Grund war das Visum. Angola ist nicht so offen, wie es sich ein Tourist wünschen würde, und ein Visum vor dem Flug zu besorgen, machte mehr Sinn.
Wir flogen ab Zürich mit TAP über Lissabon nach Luanda, der Hauptstadt von Angola.
Bei der Ankunft gab es eine sehr effiziente zwanzigminütige Covid-Testprozedur, gefolgt von einer 3 stündigen Prozedur um das eVisum in ein Richtiges zu verwandeln.
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https://gonebikeabout.com/wp-content/uploads/2022/08/Angola-map.jpgFremdes Bild in Link gewandelt. Unser Couchsurfing-Gastgeber Luciano hatte einen Lieferwagen und ein Taxi vor der Tür stehen, damit wir unsere Räder bei ihm wieder zusammenbauen konnten.
Dies war unser erstes Mal als Couchsurfing-Gäste, und wir waren angenehm überrascht von dem luxuriösen Zimmer mit eigenem Bad und den kulinarischen Köstlichkeiten, die Luciano für uns bereit hatte. Wir lernten viele lokale Spezialitäten kennen, darunter Mofete-Fisch, gebratene Kochbananen, Bohnen und Funge (ein Maniokbrei). Vielen Dank an Luciano für diesen herzlichen Empfang und die Einstimmung auf Angola.
Luanda
Bei Luciano zuhause
Mofete mit Beilagen
Die Stadt selbst, die oft als die teuerste Stadt Afrikas bezeichnet wird, ist wahrscheinlich nicht etwas, das man gesehen haben muss, bevor man stirbt! Die aus der portugiesischen Kolonialzeit stammende Festung São Miguel, bietet einen Blick auf die von Palmen gesäumte Uferpromenade hinter der sich 5-Sterne-Hotels und Kräne erheben, so weit das Auge reicht. Auf der anderen Seite befindet sich eine ausgedehnte Barackensiedlung die Reichtum und Armut deutlich veranschaulichen.
Nicht weit entfernt stehen, in charakteristischen Pfirsichtönen, der luxuriöse Präsidentenpalast und die Gebäude der Nationalversammlung. Es ist klar wofür in diesem ölreichen Land das Geld ausgegeben wird.
Nationalversammlung
Die Portugiesen herrschten über 400 Jahre lang und nutzten Luanda als Zentrum ihres kolonialen Sklavenhandels. Als Angola 1975 unabhängig wurde, tobte fast 30 Jahre lang ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen den drei nationalistischen Gruppen: MPLA, unterstützt von Kuba und der UdSSR; UNITA und FNLA, unterstützt von Südafrika, den USA und Zaire (heute DRK). Hunderttausende wurden obdachlos und bis zu einer Million Menschen verloren ihr Leben. Heute, zwanzig Jahre später, sind die Spuren des Krieges noch immer an einigen Gebäuden sichtbar, und das Land ist noch immer dabei, sich zu erholen und sich selbst zu finden. Die siegreiche MPLA ist seither an der Macht.
Die Ausreise aus dieser 2,7-Millionen-Stadt verlief relativ stressfrei, und es dauerte nicht lange, bis wir die ersten Flamingos und Baobos sahen.
Baobab
Daumen hoch, Fäuste pumpen, winken, hupen und ein Chor von boa viagem und bom dia begleiteten uns ab da.
Wir folgten der EN100, die Hauptstrasse nach Süden.
Unsere erste grosse Attraktion war der Miradouro da Lua. Diese seltsam erodierte Klippe in Weiss, Gelb und Rot vermittelt wirklich das Gefühl, sich in einer einzigartigen Mondlandschaft zu befinden und ist definitiv die perfekte Instagram-Location 😉
Insta shot
Weiter südlich führt die EN100 durch den Kissama-Nationalpark, der sich über fast
10.000 km2 erstreckt. Wilderei und Jagd während des Bürgerkriegs haben den Park seiner Wildtiere beraubt, aber ein Arche Noah-Programm mit Botswana und Südafrika hat den Park wieder aufgefüllt.
Wir wurden zwar nicht von Elefanten, Giraffen oder Gnus begrüßt, dafür aber von ein paar
Affenfamilien und jede Menge bunter Vögel inmitten der Affenbrotbäume und Savannengräser.
Angola ist berühmt für seine schönen Strände, und ein Abstecher an die Küste bei Cabo Ledo zeigte die kontrastreichen Welten von armen Fischerdörfern und exklusiven Touristenresorts. Wir entschieden uns für ein wildes Zeltlager am Strand.
Die meisten Dorfbewohner, mit denen wir sprachen, gingen nie zur Schule und sprachen ihre eigene Sprache, was die Kommunikation ziemlich schwierig machte. In den Städten, wo Portugiesisch weit verbreitet ist, konnten wir uns recht gut mit Spanisch verständigen.
Die EN100 selbst ist geteert, und die Schlaglöcher verlangsamen den Verkehr oft zu unseren Gunsten. Wir trafen einen kleinen Jungen, der es auf sich genommen hatte, die Schlaglöcher außerhalb seines Dorfes auszufüllen!
Die angolanischen Lkw-Fahrer waren außerordentlich entgegenkommend und liessen uns viel Platz beim Überholen.
Als wir Sumbe erreichten, nahm der Verkehr immens zu, da der amtierende Präsident João Lourenço eine große Kundgebung in der Stadt abhielt, um sich für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen zu empfehlen. Ein bekanntes afrikanisches Sprichwort besagt: Ein Anführer ohne Gefolgschaft ist nur ein Mann beim spazieren. Nun, die MPLA-Partei scheint dies ernst zu nehmen und sammelt Busse und Lastwagenladungen von Anhängern ein, indem sie ihnen ein T-Shirt oder eine Baseballmütze anbieten.
Der Morgennebel an der Küste hielt bis nach Benguela an, einer ehemaligen Kolonialstadt mit Kolonialgebäuden.
Benguela
Was vor uns lag, war eine abgelegene Strecke mit einem 70 km langen Schotterabschnitt, der dazu führte, dass der gesamte Verkehr eine alternative, kürzere Route über Lubango nahm. Dieser Teil der EN100 war auch viel trockener und landschaftlich reizvoller als alles, was wir weiter nördlich gesehen hatten. Die Wüste erschien in allen Schattierungen von Rot-, Gelb- und Weisstönen, und wo immer ein Fluss Wasser führte, gab es Gemüseplantagen und einen Markt am Strassenrand.
Wir begegneten vielen Stammesgemeinschaften; viele hatten ihre beiden Vorderzähne gefeilt, um als Zeichen der Schönheit eine Lücke in Form eines umgekehrten V zu hinterlassen.
Die Männer trugen bunte Sarongs, die an der Seite offen waren, und die Frauen waren oben ohne. Einige trugen zahlreiche goldene Armbänder um ihre Handgelenke/Knöchel als Zeichen des Reichtums, obwohl die ganze Gegend die ärmste zu sein schien, die wir je gesehen hatten.
Wenn man hier in eine grosse Stadt einfährt, muss man einige Kilometer durch Müllhalden radeln, aber die Einfahrt nach Namibe auf der Hauptstrasse war die schlimmste auf dieser Reise. Ansonsten ist es ein guter Ort für die die erste Dusche nach sechs Tagen und ein oder zwei gute Mahlzeiten.
Namibe
Gut ausgeruht verliessen wir den Ort, diesmal auf einer Nebenstraße, die mehr plastikfreie Aussichten bot.
Wir fuhren direkt ins Landesinnere und hatten Rückenwind und eine immer schönere Landschaft. Erodierte Monolithen standen herum und leuchteten rot in der Nachmittagssonne, während dornige Bäume und Sträucher eine Vielzahl von bunten Vögeln beherbergte.
Der absolute Höhepunkt war der Aufstieg zur Serra da Leba (Wortspiel beabsichtigt). Das Hochradeln einer 1.500 m hohen Wand in der Mittagshitze war anstrengend, aber wir schafften die letzten Serpentinen gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Das Zelten im Restaurant am Aussichtspunkt war ideal, nicht zuletzt wegen der herrlichen Aussicht am nächsten Morgen. Als wir aus dem Zelt krochen, sahen wir ein sonnenbeschienenes Nebelmeer im Tal. Absolut magisch!
Nach einem weiteren Anstieg erreichten wir das weitläufige Lubango, wo es wieder Zeit war, die Beine auszuruhen. Eine Führung durch das regionale ethnografische Museum war faszinierend, und wir erfuhren viel über die Lebensweise der verschiedenen Stämme.
Wir hatten noch sieben Tage Visum-Zeit, um die restlichen 430 km bis zur Grenze zurückzulegen. Es war eine angenehme und friedliche Fahrt durch die Savanne mit riesigen Baobab-Bäumen und Termitenhügeln.
Das Land ist ein Traum zum zelten, und mit der Zeit wurden wir immer besser darin, wilde Campingplätze zu finden.
Als Darina eines Morgens zu ihrem täglichen Download aufbrach, ertönte hinter ihr ein dumpfes Husten/Grunzen von hinten und ein riesiger Affe sprang ins Gebüsch, genauso erschrocken wie wir!
Was Angola ausmacht, sind seine erstaunlich freundlichen, aufgeschlossenen und ehrlichen Menschen, die fantastischen Landschaften und die angolanischen LKW-Fahrer, die uns Radfahrern auf der Strasse so viel Platz liessen.
Inzwischen haben die Wahlen stattgefunden, und die regierende MPLA-Partei hat erneut gewonnen, diesmal mit einem 7% Vorsprung. Das Verteilen von T-Shirts und Baseballkappen hat noch einmal funktioniert.
Als wir unseren Couchsurfing-Gastgeber Luciano baten, Angola zu beschreiben, war "unentdeckt" das Wort, das er wählte. Jetzt wissen wir, was er meinte. Der internationale Tourismus ist so gut wie inexistent, aber das Land hat ein unglaubliches Potenzial mit seinen Stränden, Bergen, Savannen- und Wüstenlandschaften sowie den zahlreichen Flüssen. Ideal für Reisen abseits der ausgelatschten Pfade.
Ich hoffe, dass euch diese Zusammenfassung gefallen hat. Diese Reise sollte ein Jahr dauern, und falls ihr Lust auf mehr habt gibt's die Website die wir monatlich mit neuem füllen, dazu den
YouTube Kanal den man durchaus abonnieren kann und, Darina hat uns für zeitnahe und leichtere Kost auf Instagramm unter
@gonebikeabout verfolgbar gemacht.
Auf diesem Kanal werde ich euch evtl. am Ende der Reise eine Zusammenfassung abliefern, sonst wird's hier etwas viel von mir.
Bis dann
Kurt