Im Treffpunkt bin ich aufgefordert worden, von einer meiner Reisen zu verzällen.
Um auf die dortige Diskussion einzugehen: Es soll einen Tunnel unter dem Rhein geben mit einer Fernwärmeleitung. Davon ist aber hier nicht die Rede.
Meine Reise vom Düxer Dom nach dem Kölner DomMit ohne über’n Rhing
Seit 2012 habe ich das Glück, in Deutz zu wohnen. Nicht weit von der Kirche St. Heribert, auch genannt „Düxer Dom“. Der Düxer Dom ist berühmt für sein hervorragendes Geläut und insbesondere größte Glocke, zeichnet sich durch einen überaus komplexen und harmonischen Nachklang aus. Näheres siehe Wikipedia.
Ich finde, Deutz gehört zu Recht seit fast 2000 Jahren zu Köln. Der Unterschied zwischen linksrheinisch und rechtsrheinisch ist nur Fiktion. Das werde ich mal eben mit einer kurzen Radeltour beweisen. Ich wollte also mal eben um den Bach rumradeln.
Gefahrene Strecke Was ist eigentlich der Rhein?
Der Rhein kommt aus dem Süden. So etwa Richtung Basel. Dort knickt er ab und kommt aus Richtung Bodensee. Vorher aber kommt ein Städtchen mit dem Namen „Koblenz“. Der Fluss heißt dort aber nicht „Mosel“ sondern „Aare“. Es kommt noch schlimmer: Die Aare hat deutlich mehr Wasser als der Hochrhein (oberhalb von Koblenz). Ist also die Aare der eigentliche Rhein? Jedenfalls kommt die Aare auch auf die Darf-nicht-überquert-werden-Liste.
Am anderen Ende des Bodensees, in der Nähe von Bregenz mündet der Alpenrhein aus Richtung Süden. Oberhalb von Liechtenstein fließen bei Reichenau Vorderrhein und Hinterrhein zusammen. Ich verwechsele die beiden Flussnamen zwar immer, aber die Via Mala kenne ich: Da muss man ständig über’n Bach. Geht gar nicht!
Am 12. Juli gings direkt nach Feierabend los. Kurz noch ein Foto vorm Düxer Dom
Um’s gleich zu sagen, die Idee auf der B8 direkt von Köln nach Passau zu radeln ist Sch...!
Irgendwo im Westerwald fahre ich mit etwa 50 Sachen (laut GPS-Track) eine Abfahrt runter, als sich vor mir ein Stau abzeichnet. Mit dem leichten Rennrad und dem schweren Gepäck gerät bei der Notbremsung der gesamte Hinterbau ins Schwingen und Ich liege auf der Straße. 40 km weiter musste ich aufgeben.
Urlaub verschoben, eine Woche krank geschrieben und am 26. Juli begann der zweite Versuch. Diesmal fuhr ich ganz klassisch den Rhein längs. Erste Übernachtung in Neuwied einem Hotelzimmer, das wie geschaffen war für einen Kölsch-Liebhaber wie mich:
Samstag, den 27. Juli war es richtig heiß! Eine Wohltat für meine immer noch geprellte Schulter! Hinter Wiesbaden verließ ich den Rhein bis Hattersheim, kurz vor den Toren Frankfurts.
Ich kürzte den Main ab und folgte der B8 durch den Spessart bis Würzburg. Die B8 ist auch hier richtig böse. Da, wo keine Kraftfahrtstraße ist, da sind Höhenmeter.
Von Würzburg nach Nürnberg war relativ ereignislos.
Ein Abenteuer ganz unerwarteter Art überraschte mich am Dienstag auf dem Weg von Nürnberg nach Landshut. Ich hatte nicht nur meinen Platten.
ich erreichte erst gegen 14:00 Uhr und zwar ziemlich ausgehungert ein Gasthaus.
Kesselfleisch besteht aus gekochten Innereien, die aber nur so klein geschnitten wurden, dass man z.B. die Nieren noch als solche erkennt. Ungesalzen.
An Mittwoch erreichte ich den Inn,
dem ich dann flussaufwärts folgte. Spannend war noch einmal der Übergang vom Unter- zum Oberengadin.
Auf keinen Fall wollte ich in die Verlegenheit kommen, in St. Moritz übernachten zu müssen. Den Maloja-Pass überquerte ich erst am Samstag, also den 3. August.
Gaaanz vorsichtig fuhr ich da runter Richtung Comer See. Half aber nur bedingt: Direkt hinter der Grenze nach Italien, noch in Sichtweite der Grenzstation mein zweiter Platten.
Ich weiß nicht warum, aber Unmengen an Autos stauten sich am Nordrand des Comer Sees. Auf der Westseite reichten Berge bis ganz dicht an den See heran, sodass die Straße teilweise durch Tunnel führten, die für Fahrräder gesperrt waren. Mein Navi (Garmin, City-Navigator) behauptete immer wieder, bis zum Nachbardorf seien es noch 400 km (oder so ähnlich), aber irgendwie fand sich doch immer wieder ein kombinierter Rad- und Fußweg, der um die Hindernisse herumführte.
Am Sonntag fuhr ich von Lugano (Schweiz) aus zum Lago Maggiore (Italien) , dort nach Norden und von Locarno (Schweiz, weshalb haben die Städte dort alle so ähnliche Namen?) durch das Melezzo-Tal oder die Melezzo-Täler nach Domodossola (Italien). Der Melezzo sind eigentlich zwei Flüsse. Der eine fließt nach Osten in den Lago Maggiore, der andere nach Westen Richtung Domodossola. Der östliche Melezzo macht an der Italienisch-Schweizerischen Grenze eine Geschlechtsumwandlung durch und heißt ab dort „die Melezza“.
Mitten in der Wildnis, gefühlt im Nirgendwo sieht man dann so etwas:
Wer denkt sich so etwas aus? Ich weiß es nicht.
Bei dem Tunnel achte man auf das Gefälle von 9% ! Besser runter als rauf. Aber etwas mulmig war mir schon. So muss sich Sch… fühlen, wenn sie runtergespült wird.
In Domodossola traf ich dann auf zwei Kölsche. Den erklärte ich dann, dass ich nur gerade auf dem Weg in ein anderes Veedel bin.
Maloja zählt nicht, da geht’s ja nur runter und vorher kaum merklich rauf. Ich war schon ewig keinen Alpenpass gefahren und fühlte mich unsicher. Als ich dann den Simplon überwunden habe war ich dann doch sicher, ich würde es noch schaffen.
Ein bisschen habe ich sogar geweint.
Die Abfahrt auf der Nordseite gefiel mir überhaupt nicht. Was ich nicht wusste, auf mich wartete noch eine ernstzunehmende Gefahr ganz anderer Art. Mitten in der Galerie-Tunnelstrecke
stand eine Baustellenampel, die mir echt Kopfschmerzen bereitete. Einerseits wollte ich da möglichst schnell durch, andererseits hatte ich mir nach dem letzten Unfall geschworen, nicht mehr mehr als 40 km/h zu fahren. Der GPS-Tache funktionierte im Tunnel natürlich nicht.
Vorsicht bei der Ganterbrücke: Zwischen den betonierten Schrägseilen entstehen ganz tückische Windwirbel. Vorausschauend fahren und sich sehr viel Platz nehmen! Nebenbei: Diese Bauweise hat sich in Genua nicht wirklich bewährt.
Bei der rasanten Abfahrt hatte ich gemerkt, dass das Hinterrad etwas eierte. Am nächsten Morgen gleich zum nächsten Händler.
Eine Gefahr an die ich überhaupt nicht gedacht hatte: Die Felgenflanken hatten schon einige Bremsungen mitmachen müssen und das Hinterrad war kurz vor Peng! Eine Stunde später hatte ich eine nagelneue eingespeichte Felge und kleine Justierarbeiten waren auch noch gemacht.
Der Ort heißt auf Französisch übrigens „Sion“. Das hat aber nichts mit dem berühmten Bier aus Köln zu tun!
Noch am selben Tag erreichte ich Lausanne. Schon wieder eine Stadt, die an einem See liegt und mit „L“ beginnt.
Am 07. August fuhr ich von Lausanne über Neuenburg
nach Oensingen, was aber nicht direkt an der Aare liegt, sondern in respektvollem Abstand.
Am 08. August kurbelte ich durch Basel
und versuchte im Elsass den alten Kanälen (Rhein-Rhone-Kanal?) zu folgen. Was aber nicht immer gelang:
Ich landete schließlich in einem Edel-Golfhotel bei Plobsheim kurz vor Straßburg. Dort gab es WLAN ohne Anmeldung und ohne Passwort, einfach nur surfen.
Am 09. August fuhr ich dann nach Lachen-Speyersdorf. Das heißt zwar so, liegt aber näher an Neustadt, als an Speyer.
Am 10. August fuhr ich dann über Alzey
nach Bingen.
Am 11.08. packte mich dann der Ehrgeiz, das gesamte Mittelrheintal in einem Stück durchzuradeln. Könnte ein Fehler gewesen sein, denn beim Kölner Hafen wurde unaufmerksam und geriet in der Nähe vom Schokoladenmuseum in undurchdringliche Menschenmassen. Trotzdem gelang es mir noch, den Nordturm vom Kölner Dom raufzustapfen und die Reise mit einem Foto von dessen Geläut abzuschließen: