Durch das Sauerland an die SiegDer September war in den letzten Jahren immer unsere Zeit für einen Wanderurlaub, meist im Ausland. Coronabedingt sind wir diesen Herbst aber nirgendwo hingefahren. Meine Frau hatte anderweitige Termine und ich hatte deshalb die Gelegenheit, noch ein paar Tage auf Radtour zu gehen.
Wie
Main, Tauber, Altmühl (Reiseberichte) zu lesen, war während der letzten Radtour mein Zelt zu Schaden gekommen. Die Recherche zu einem Ersatzgestänge ergab: ‚Wirtschaftlicher Totalschaden‘!
Die Beschaffung eines neuen Zeltes dauerte etwas länger als gedacht. Das erste und auch das zweite Zelt hatte ich zurückgeschickt, weil beide Zelte schon defekt bei mir angekommen waren. Das dritte habe ich dann behalten. Der Reisebeginn hat sich dadurch um etwa zwei Wochen verzögert.
Der Fledermaustunnel im Sauerland stand noch auf meiner Tourenliste und an der Sieg war ich auch noch nie mit dem Rad. Aus diesen Eckpunkten hatte ich in der Wartezeit auf das neue Zelt eine Rundtour von zu Hause aus geplant. Auf neue Abenteuer mit der Deutschen Bahn hatte ich im Moment keine Lust.
Die
Bildergalerie (hier klicken) zeigt alle meiner Bilder der Tour.
Übersicht der Strecke (hier klicken) Tag 1: Freitag, 18.9.2020Oberhausen - Ruhrtalblick Drüpplingsen , 96 km
Mitte September sind die Tage schon deutlich kürzer als sie es im August bei meiner letzten Tour waren. Es wird später hell und die Startvorbereitungen fielen daher noch in die Dunkelheit.
Erst an der Ruhr in Mülheim wurde es allmählich Tag.
Auf der ersten Etappe wollte ich möglichst weit an der Ruhr entlang flußaufwärts fahren. Den Bogen zum Baldeeysees kürzte ich aber ab und blieb auf den Eisenbahnradwegen (RS1) durch Mülheim und Essen. Ich wollte das Ruhrgebiet möglichst schnell durchqueren. Ganz langweilig ist der Weg nicht, denn am Grugapark in Essen gibt es z.B. dieses
Hundertwasserhaus zu sehen.
Bei Essen-Steele hatte ich den Ruhrtalradweg erreicht. Besonderheiten an der Ruhr sind die Schwimmbrücken, wie z.B. diese
hier.
An der
Hochsicherheitsbrücke bei Hattingen (ebenfalls eine Schwimmbrücke) bin ich auch vorbei gekommen, wollte aber aus Datenschutzgründen keine Bilder machen (sichtbare ‚Verkehrshelfer‘).
Bei Hattingen existiert an der Ruhr noch ein Stück des originalen Treidelpfads. Für Radfahrer gibt es eine Umfahrung. Wenn man aber den Weg oft fährt und beinahe auswendig kennt, wird man leicht unaufmerksam und übersieht den Abzweig. Ich war selbst überrascht, als ich plötzlich auf dem gepflasterten Weg war. Er ist wirklich schön anzusehen, aber nicht schön zu fahren! Ich habe es trotzdem getan.
Und dann, immer noch bei Hattingen, befand ich mich plötzlich im Schulunterricht. Naturkundeunterricht am Objekt hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.
Thema: Stauwehre und Fischtreppen an der Ruhr und anderswo. Ich beteiligte mich nicht am Unterricht, sondern durfte weiterfahren.
Wie bei
Re: Mittelgebirgstour durch Deutschland (Reiseberichte) überquerte ich bei Witten die Ruhr mit der
Fähre. Kurz drauf erreichte ich die
Zeche Nachtigall. Auf dem ehemaligen Zechengelände wurde nach Schließung der Zeche ein
Ringofen zum Brennen von Ziegeln errichtet.
Dieser gehört heute mit zum Museum ‚Zeche Nachtigall‘.
Obwohl ich erst vor kurzem hier unterwegs war, allerdings in Gegenrichtung, erinnerte ich mich nicht an extreme Steigungen, bzw. Gefällestrecken. Ich unterquerte eine Eisenbahnbrücke und dahinter ging es steil bergauf. Es waren nur wenige Höhenmeter, aber die mußte ich schieben!
Meine Schiebeleistung wurde mir dann oben mit einem Warnschild angezeigt!
Für meine Mühe entschädigte die abwechslungsreiche Landschaft mit Seen und Bergen links und rechts.
Kurz vor dem Campingplatz Drüpplingsen mußte ich den Ruhrtalweg verlassen, denn der Platz lag etwas abseits auf der Höhe. Schieben brauchte ich aber nicht.
Der Platzwart nörgelte beim Anmelden ein bischen rum, warum ich nicht vorgebucht hätte und wie aufwendig es doch wäre, unangemeldete Radfahrer aufzunehmen, und das alles für 10,50€. Es wunderte mich daher nicht, daß das Restaurant
wegen Reichtum geschlossen hatte.
Es ist immer gut, wenn man Notverpflegung in der Packtasche hat!
Tag 2: Samstag, 19.9.2020Drüpplingsen - Schliprüthen, 87 km
Kaum war es hell, war ich wieder unterwegs. Weiter ging es auf dem Ruhrtalradweg der Ruhrquelle entgegen.
Für das Frühstück machte ich einen kleinen Abstecher nach Dellwig und geriet in eine Wahlveranstaltung der SPD. Schnell war klar, daß ich in Dellwig keinen Bürgermeister wählen durfte, aber ein Schokoladenherzchen hatten sie trotzdem für mich übrig!
Bis Wickede war es der gleiche Weg, den ich schon im Juni in Gegenrichtung gefahren war. Auch der weitere Weg war
Ruhrtalradweg (Reiseberichte), aber an der Möhne war ich wirklich in Zweifel, ob ich noch richtig bin.
Dieser Fluß ist viel zu klein für die Ruhr!
Der Ruhrtalradweg macht hier eine Schleife um die Mündung der Möhne in die Ruhr und führt dabei ein Stück an der Möhne entlang.
Hinter Arnsberg befand ich mich in den ‚Tropen‘, nämlich in Uen
tropund weiter in Oeven
trop. Hier gab es einen schön angelegten Rastplatz am Weg. Das Trinkwasser war aber (wie auf meiner vorigen Reise schon mal erlebt) abgestellt.
Inwieweit Trinkwasser die Ausbreitung des Coronavirus beschleunigt, wurde aber nicht erklärt und hat sich mir auch bis heute nicht erschlossen.
Dafür gab es nicht weit davon entfernt eine Freiluftcafeteria
am Weg, allerdings komplett ohne Essen und Trinken!
Es gab noch mehr Ausstellungsstücke am Zaun. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein Kunstprojekt einer Schule.
Etwas weiter befindet sich ein Kunstobjekt am Weg, welches mir schon bei meiner
Ruhrtaltour 2015 aufgefallen war.
Der tiefere Sinn der Skulptur ist mir aber nach wie vor unklar. Künstlerische Begabung scheint mir total zu fehlen.
Irgendwie ist das hier auch Kunst und wenn ich mich wiederhole – das Boot der ehemaligen Dehlerwerft in Freienohl muß sein! (Zumal es mich an meine Zeit als Segler und Bootsbesitzer erinnert.)
In Wennemen begann für mich absolutes Neuland. Hier verließ ich den Ruhrtalradweg und bog auf den Radweg
‚Von der Ruhr zur Sieg‘ ab. Dabei handelt es sich weitgehend um ehemalige Eisenbahntrassen. Allerdings wird dieser Weg unter verschiedenen Namen geführt und die Beschilderung ist unterschiedlich.
Ich stand in Wennemen auf einer Kreuzung und suchte mit Blick auf Navi und Schilder den richtigen Weg. Ein Anwohner trat auf die Straße und kam mir zu Hilfe. Ohne ihn hätte ich für die Suche nach den Einstieg in den Eisenbahnradweg wohl etwas länger gebraucht.
Das Beste war aber, daß er mir die Wasserflasche wieder aufgefüllt hat, denn inzwischen war es heiß geworden und ich hätte den Trinkbrunnen in Oeventrop gut gebrauchen können.
Der Weg ist gut ausgebaut und wird auf diesem Teilstück auch als
Sauerlandradring beworben.
Eine gemächliche Steigung führt mitten hinein in das Sauerland.
Die schöne Landschaft hat aber auch Nachteile. Zwei Campingplätze am Weg, die ich als eventuelle Übernachtungsmöglichkeit vorgesehen hatte, hatten bei der Anfrage wegen Überfüllung abgesagt. Erst in Schliprüthen, natürlich abseits vom Weg und auf einem Berg, kam ich unter.
Unglücklicherweise hatte das einzige Restaurant in der Nähe eine Feier mit ‚geschlossener Gesellschaft‘ und ich mußte wieder aus meiner Packtasche leben. Bier gab es aber bei der Platzbetreiberin!
Mein neues Zelt hatte sich in der ersten Nacht bewährt und ich bin sehr zufrieden. Das gibt mir den Mut, es hier, aufgebaut für die zweite Nacht, vorzustellen. Sturm und Regen hat es bei dieser Reise aber nicht erlebt!
Tag 3: Sonntag, 20.9.2020Schliprüthen - Kessenhammer Olpe, 63 km
Der Campingplatz in Schliprüthen liegt, wie schon gesagt, nicht direkt am Sauerlandradring, sondern an der Winterumfahrung des Fledermaustunnels. Ich hätte also auf meiner Route weiterfahren können und wäre hinter dem Tunnel wieder auf den Eisenbahnradweg gekommen. Den vielseits gelobten Fledermaustunnel hätte ich dann allerdings verpaßt. Genau den wollte ich aber fahren – also zurück zur Originalroute.
Es herrschte eine wunderbare Morgenstimmung – und es war bitterlich kalt!
Zwei Grad zeigte mein Thermometer. Da ich mit zügiger Fahrt den Berg vom Campingplatz zur Radroute hinunter rollte, fror ich jämmerlich. Ich vermisste die langen Winterhandschuhe und die Ohrenwärmer. Eigentlich hätte ich auch eine lange Unterhose gebrauchen können.
Erst als ich den Eisenbahnradweg erreicht hatte, konnte ich mich an der leichten Steigung hinauf zum Tunnel wieder warm strampeln.
Bald stand ich am Tunneleingang. Ich war am
Fledermaustunnel, der von unserem Lokalradio so gepriesen und gelobt worden war.
Mein Eindruck war ernüchternd: ein Tunnel wie viele andere auch. Die Winterschließung halte ich für pure Wichtigtuerei bzw. für ein geschickt gemachtes Werbeargument. Den Fledermausschutz kann man auch anders gewärleisten, wie auf dem Bergischen Panoramaradweg bei Hückeswagen zu erleben ist:
Einfach den Tunnel Zweiteilen in einen abgesperrten dunklen Teil und den Rest ganzjährig als Radweg lassen!
In Fretter hatte ich versucht, eine Bäckerei für das Frühstück zu finden. Es war aber Sonntag und die einzige Bäckerei im Ort hatte geschlossen. Ein einheimischer Radfahrer erklärte mir den Weg zu einer geöffneten Bäckerei in Finnen
trop, die zusätzlich noch sehr nahe am Sauerlandradring liegt.
Das Wasserschloß in Lenhausen war das erste Anzeichen, daß ich Finnen
trop (ich war schon wieder in den Tropen!) erreicht hatte.
Die Bäckerei fand ich dann auch und frühstücken konnte ich auch. Soweit war alles sehr gut, aber einen Haken hatte die Sache: Der Ruhr-Sieg-Radweg zweigt etwa 2km vor der Bäckerei vom Sauerlandradring ab. Da ich aber nicht davon ausging, noch etwas anderes zu finden, habe ich diese zusätzliche Schleife gefahren.
In Altfinnen
trop an der Matthiaskapelle war ich wieder auf dem richtigen Weg.
Ab jetzt fuhr ich an der Bigge, die sich teilweise zu kleinen Stauseen erweitert
oder einfach nur ein schönes Flußtal bildet.
Bei Attendorn erreichte ich den Biggestausee.
Hier befindet sich auch die Staumauer. Auf der Staumauer gibt es eine Ausflugsgaststätte. Es war Sonntag und die Sonne schien angenehm warm bzw. heiß vom Himmel. Die Gaststätte war deshalb gut besucht. Durch die Coronaeinschränkungen gab es viel weniger Tische als üblich und diese waren alle belegt – bis auf einen! An diesem Tisch habe ich mich niedergelassen. Der Grund, warum hier noch Platz war, erklärte sich schnell. Auf dem Staudamm wimmelte es von Wespen und in der Nähe meines Tisches war ein Wespengourmettempel aufgebaut!
Niemand wollte neben den Wespen sitzen. Dabei taten die gar nichts. Sie schauten nur gelegentlich, ob es an den Tischen nicht noch etwas Besseres gibt: gab es aber nicht. Dann flogen sie wieder zu ihrem Teller.
Von hier aus waren es nur noch etwa 10 km bis zu meinem angepeilten Campingplatz. Der Weg führte mit schönen Aussichten immer am Seeufer entlang - meist schattig im Wald, aber mit
vielen kleinen Steigungen.
Bald hatte ich den Campingplatz Kessenhammer erreicht. Der Platz ist gut ausgestattet (incl. Bademöglichkeit im See) und war mit 18€ ziemlich teuer. 2€ davon waren aber ein Extra-Coronazuschlag!
Der Platz liegt langestreckt am Seeufer. Die Zeltwiese befindet sich an einem Ende, der Sanitärbereich am anderen Ende des Platzes. Ich habe das Fahrrad genommen, um zum Waschraum zu kommen! Das Restaurant vor dem Campingplatz ist ähnlich weit weg. Dorthin bin ich aber des Bieres wegen zu Fuß gegangen!
Tag 4: Montag, 21.9.2020Olpe - Dattenfeld, 85 km
Wieder war ich früh unterwegs. Das Thermometer zeigte 3 Grad an. Das kam mir aber längst nicht so kalt vor wie gestern. Die Ursache war klar: Ich fuhr nicht bergab, sondern bergauf! Die nächste Bäckerei sollte sich in Rhode befinden, ca. 60 m oberhalb meiner Zeltwiese. Meine Info war richtig, ich konnte dort frühstücken.
Nach dem Frühstück fuhr ich weiter Richtung Olpe. Dort wollte ich wieder auf den Ruhr-Sieg-Radweg treffen. Bisher war der Weg asphaltiert und mit diesem Wiesenweg mitten in Rhode hatte ich nicht gerechnet.
Der Weg führte steil bergauf und wieder durfte ich schieben! Ein Anwohner oben im Vorgarten seines Hauses hatte das beobachtet und meinte:
„Hier habe ich auch immer geschoben! Jetzt fahre ich elektrisch, da geht es!“
Ob ich da auch mal drüber nachdenke? Vielleicht – wenn es Pedelecs auf Krankenschein gibt?
In Olpe erreichte ich den Ruhr-Sieg-Radweg. Ich befand mich wieder auf einem gut ausgebauten Eisenbahnradweg.
Das Gebiet um Olpe hat auch Industriekultur zu bieten. Ob mit oder ohne Absicht weiß ich nicht, aber der Radweg führt mitten durch das Gelände der
Wendener Hütte, einem ehemaligen Stahlwerk.
Als ich hier vorbei kam, war das Museum geschlossen, aber ein Ausstellungsstück stand direkt am Weg!
Von einer stillgelegten Bahnstrecke war nichts mehr zu erkennen. Der Weg führt auf kleinen Straßen und Wirtschaftswegen durch die Dörfer.
Kurz nach Römershagen war ich wieder auf einer Bahntrasse und bald danach stand ich bei Hohenhain vor einem Tunneleingang.
Einschränkungen wegen Naturschutz gab es hier nicht. Wahrscheinlich überwintern die hiesigen Fledermäuse anderswo (oder sie lassen sich von Radfahrern nicht stören?).
Im Fachwerkstädtchen Freudenberg fand ich einen kleinen Park, den ich für eine Pause nutzte. Danach besichtigte ich die Stadt
und auch die Kirche.
Am Ortsausgang von Freudenberg hatte ich ein Verkehrserlebnis der besonderen Art – eine Ampel speziell für Radfahrer, die sogar radfahrerfreundlich funktionierte!
Mein straßenbegleitender Radweg wechselte auf die andere Straßenseite. Auf der Straße herrschte reger Autoverkehr und ich war der einzige Radfahrer in der Nähe. Ich hatte mich schon auf Warten am ‚Bettelknopf‘ eingestellt. Aber welche Überraschung: Ich erreichte die Ampel und ich bekam automatisch sofort grün. Ich mußte nicht einmal anhalten! Kaum hatte ich die Straße überquert, hatten die Autofahrer wieder freie Fahrt.
Ab hier hatte ich bis Betzdorf wieder einen eigenen Radweg, der durchweg bergab verlief. Manchmal hatte ich sogar einen Bahnhof, leider ohne Biergarten. Den hätte ich gut gebrauchen können, denn inzwischen war es sommerlich warm.
In Betzdorf an der Sieg konnte ich mir endlich ein Eis gönnen. Ich war noch guter Dinge und hoffte auf angenehme Fahrt auf dem Sieg-Radweg.
Hoffen und Harren hält manchen zum Narren! Der Siegradweg verläuft in diesem Bereich komplett auf der Bundesstraße B62, meist auf einem ca. 2m breiten Seitenstreifen!
Auf genau solch einem Seitenstreifen passierte das, was man auf Reisen eigentlich nicht erleben möchte: mein Seilzug für die hintere Schaltung riss! Obwohl mir sowas unterwegs noch nie passiert ist, führe ich trotzdem seit Jahren einen Ersatzdraht mit.
Ich machte mich also an die Arbeit. Problemlos entfernte ich den alten Draht und dann begann der Ärger. Durch die erste Bohrung im Schalthebel ging der neue Draht noch sauber durch. Was allerdings auf der anderen Seite raus kam, war ein Draht mit aufgespleißtem Ende. So konnte ich ihn nicht in die Schaltzughülle einführen. Jetzt begann die Fummelei – aufgeben gilt nicht! Ein junger Rennradfahrer hielt an und beteiligte sich an der Arbeit. Das war sehr hilfreich, denn er konnte ohne Brille die Feinheiten am Draht besser sehen als ich mit Brille! Außerdem hatte er die ruhigere Hand. Nach über einer Stunde konnte ich wieder schalten und weiterfahren. Nochmals vielen Dank an den unbekannten jungen Mann! (Was wir im Detail gemacht haben, erzähle ich hier nicht, denn es ist zur Nachahmung nicht unbedingt empfohlen. Sauber geschaltet hat es auch nicht, aber die Gänge wechselten – und das war die Hauptsache! Zu Hause habe ich einen neuen Draht eingezogen und jetzt ist alles wieder wie neu!)
Obwohl ich weiterhin auf der Bundesstraße fuhr, konnte ich gelegentlich Relikte des ehemaligen Bergbaus bestaunen.
Hinter Wissen verließ der Radweg die B62. Ich hätte stutzig werden können und auf der Hauptstraße bleiben sollen. Kurz danach stieg der Weg nämlich ca. 100 Höhenmeter steil an! Die dann folgende Abfahrt auf Waldwegen hinunter an die Sieg ist noch abenteuerlicher. Bergauf hätte ich das nicht fahren wollen! Kein Wunder, daß hier mit Schildern am Weg die Alternative mit der Bahn empfohlen wird.
Ab Au ging es wieder auf der Bundesstraße weiter. Kurz vor meinem Tagesziel Dattenfeld wechselte die Radwegqualität. Ich war auf einem gut ausgebauten Flußradweg.
Weniger schön war, daß dieser Weg auch einige Steigungen hatte.
Die letzte Steigung von Dattenfeld hoch zum Campingplatz war mir schon bei der Planung aufgefallen. Sie ließ sich allerdings nicht vermeiden. Ich habe wieder einmal geschoben!
Den Platzwart mußte ich per Mobiltelefon rufen. Vor Ort gab es aber nur ein Netz: Telekom – und das konnte mein Handy nicht! Zum Glück gibt es hilfsbereite Dauercamper!
Zum Essen mußte ich wieder runter in die Stadt. Selbst der Platzwart riet mir, zu Fuß zu gehen und mir den Berg nicht nochmal mit dem Rad anzutun. Und so kam ich noch zu einen schönen Abendspaziergang!
Tag 5: Dienstag, 22.9.2020Dattenfeld - Lohmar, 60 km
In Dattenfeld gibt es einen Bäcker und dorthin führte morgens mein erster Weg. Danach war ich wieder an der Sieg und auf dem Siegradweg.
Der Morgen war nicht mehr so kalt wie an den vorigen Tagen, aber die Wiesen waren naß vom Tau.
Meine Gangschaltung machte keinen vertrauenerweckenden Eindruck, und so suchte ich sicherheitshalber in Eitorf eine Fahrradwerkstatt auf, um ein neues Schaltseil zu erwerben. Mit dem neuen Draht in der Tasche konnte ich jetzt viel entspannter weiterfahren. Die Gefahr, daß ich bei erneutem Ausfall der Schaltung mit einem ‚3-Gang-Rad‘ hätte weiterfahren müssen, bestand nicht mehr!
Der Radweg entlang der Sieg war hier gut ausgebaut, ein paar Steigungen gab es aber dennoch. Vor allem, wenn eine Flußschleife über die Berge abgekürzt wird.
In Troisdorf verließ ich den Siegradweg und fuhr entlang der Agger weiter. Da der Tag wieder sehr heiß war, gönnte ich mir hier auch eine Pause in einem kleinen Biergarten.
Bis Lohmar folgte ich dem Agger-Radweg. Er verläuft weitgehend eben auf dem Aggerdamm.
Hinter Lohmar bog ich nach Altenrath ab, um meinen Campingplatz Meigermühle zu erreichen. Dazu mußte ich einen vollkommen unnötigen Berg überqueren. Ich wäre besser an der Agger weiter gefahren und hätte mir diese Steigung erspart. Hinterher weiß man immer alles besser! (Den Umweg über Altenrath hatte ich nur gemacht, um nach einer Gaststätte Ausschau zu halten, falls das Restaurant am Campingplatz zu hat. Das einzige Lokal im Ort hatte aber endgültig geschlossen.)
Der Campingplatz hatte nach längerer Schließung neu aufgemacht und auch die Gaststätte nebenan hatte geöffnet. An der Zeltwiese gab es Steckdosen speziell für die Zeltgäste und der Strom war im Preis inbegriffen (9.-€ incl. Strom, heiße Dusche und WLAN)!
Ein niederländischer Radreisender zeltete neben mir, mit dem ich mich abends noch längere Zeit unterhalten habe.
Tag 6: Mittwoch, 23.9.2020Lohmar - Oberhausen, 103 km
Der letzte Tag meiner Radrunde war angebrochen. Er begann mit einer kleinen Aufregung. Ich hatte abends mein Rad abgeschlossen und als ich das Schloß morgens öffnen wollte, konnte ich den Fahrradschlüssel nicht finden. Ich habe lange gesucht, bis ich ihn im Schlafsack fand.
Der Start hatte sich dadurch etwas verzögert. Um 8.30 Uhr war wieder unterwegs, erstmal auf der Landstraße bis Rösrath für eine Frühstückspause. Hinter Rösrath konnte ich dann auf einen Waldweg (Rennweg) durch den Königsforst östlich Köln abbiegen.
Großräumig habe ich Köln umfahren, bestenfalls den Stadtrand gestreift. Das Wetter war und blieb warm und trocken
Köln im Regen (Reiseberichte), vermutlich weil ich weit genug vom Zentrum entfernt war!
Wohngebiete und Wälder wechselten einander ab. Bei Dellbrück war ich wieder mitten in einer Schulklasse. Waldunterricht ist eine in Coronazeiten gern genutzte Alternative!
Ein
Tiergehege gibt es etwas weiter bei Dünnwald. Die
Wildschweine und Wisente leben für Radfahrer ungefährlich hinter einem Zaun!
Bald darauf war ich in Leverkusen. Leverkusen ist für seine Chemische Industrie bekannt, von meinem Radweg aus war aber nicht viel davon zu sehen. An einer Kreuzung blieb mein Blick an dieser Lokomotive hängen – eine sogenannte
Ex-Lok war hier ausgestellt!
Solche Lokomotiven kannte ich aus meinen früheren Berufsjahren, denn sie waren in Chemiewerken in allen explosionsgeschützten Bereichen üblich. Ich fühlte mich 50 Jahre zurückversetzt. In diesen Loks gab es kein offenes Feuer, der Dampf für den Fahrbetrieb wurde in einem Druckkessel gespeichert!
Für unterwegs hatte ich mir nichts mitgenommen und daher hatte ich wieder Hunger. Monheim ist für ein zünftiges Mittagessen eine gute Adresse. Ein Biergarten direkt neben der Hauptstraße wurde angesteuert. Schweinshaxe, Sauerkraut und
Kölsch wechselten den Besitzer! Dafür habe ich sogar etwas gewartet, denn kurz vor mir war eine Gruppe zu einem Geschäftsessen eingetroffen, die zuerst bedient wurde, aber es hat sich gelohnt. Die eineinhalb Stunden Pause haben mir auch gut getan.
Nächstes Ziel war Düsseldorf. Als ich diesen Bach überquerte, hatte ich den südlichsten Mündungsarm der
Düssel erreicht, den Brückerbach.
Die südliche Düssel sah ich etwas später, schon in der Stadt.
Man könnte die Innenstadt vermeiden, indem man am Rhein rund um den Hafen fährt. Ich wollte den Umweg aber nicht machen und habe mich für den direkten Weg über die
Kö entlang des Kögrabens entschieden.
Hinter dem Tritonenbrunnen bin ich dann an den Rhein abgebogen, den ich am Schloßturm erreichte.
Weil ich aus einer anderen Richtung kam als im Juni, zeigt das Bild den
Schloßturm von der anderen Seite!
Jetzt war es nicht mehr sehr weit nach Hause, aber ein Zwischenziel hatte ich noch: die Eisdiele in Kaiserswerth. Bei dem schönen Wetter mußte ein Eis unbedingt sein!
Danach konnte mich nichts mehr aufhalten und kurz vor 19 Uhr war ich zu Hause!
Fazit:Die Fahrt quer durch das Sauerland hat mir ausgesprochen gut gefallen. Das schreit nach Wiederholung. Zeltnachbarn hatten mir unterwegs von einem Eisenbahnradweg von Wuppertal bis zum Biggesee berichtet. Ich denke, daß ich den irgendwann fahren werde.
Ich hatte Glück mit dem Wetter. Tagsüber war es ausgesprochen warm! Morgens war es aber sehr kalt und abends wurde es auch schnell kühl. Bis auf die fehlenden Handschuhe bei Schliprüthen war ich aber bestens ausgerüstet.
Ich hoffe, dieser kleine Bericht hat Euch gefallen!
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Wie es begann: Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte)Und hier beginnt die nächste Tour: Rundfahrt in Franken (Reiseberichte)