Der Norden
Hamburg, Sylt, Cuxhaven, Bremen, Osnabrück
Der Westen
Münster, Duisburg, Cologne, Bonn, Trier, Koblenz
Der Süden
Frankfurt, Rothenburg o.d.Tauber, Stuttgart, Friedrichshafen
Total 2084km
Eigentlich wollten wir ja weiter weg, aber als dann alle Länder Corona bedingt zumachten begann die Suche nach Alternativen. Plan B bis Z wurden gewälzt und verworfen und, nachdem einige Grenzen wieder geöffnet wurden, wieder erwogen. Schlussendlich entschieden wir, dass Deutschland sicher und gross genug ist für einen Sommerurlaub. Und nachdem wir alle möglichen Wunschorte in unseren Routenplan eingefügt haben mussten wir feststellen, dass es etwas zu gross ist um alles zu sehen. So legten wir uns auf eine Tour von Sylt bis nach Hause fest.
Auf der Zugfahrt nach Hamburg war die Grenze offensichtlich, Deutschland hatte schon Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr während in der Schweiz damals nur eine nicht wirklich beachtete Empfehlung galt. Auch in Restaurants, Läden und Hotels gab’s nichts ohne Filter vor Mund und Nase.
Wer kommt denn da daher?
Wir haben uns schnell daran und ans Ausfüllen der Meldezettel in Restaurants gewöhnt. Etwas verwunderlich war der Umstand, dass unser Schweizer Kontakt App in Deutschland nicht funktionierte und wir die Deutsche App mit unseren Schweizer Nummern auch nicht auf unsere Telefone laden konnten.
In Hamburg gabs eine Tour zur Elbphilharmonie
und vor allem die Gastfreundschaft von Thomas, Barbara und deren Tochter Katharina & Freund Sebastian. War trotz des Wetters wunderbar.
Eine weitere Bahnreise brachte uns dann zum eigentlichen Startpunkt auf Sylt.
Bei meist sonnigem Wetter mit starkem Wind genossen wir den wilden Norden der Insel während das Zentrum für unseren Geschmack zu viel Verkehr hatte. Kein Wunder bei all den Zügen die Autos auf die Insel verschiffen. (Es gibt keine Zufahrtstrasse für Autos oder Fahrräder, nur eine Fähre nach Dänemark würde sich als Alternative zum Bahntransport anbieten)
Reetdächer sind im Norden weit verbreitet, aber hier sind sie wirklich wunderschön gemacht. All das Geld das in Ferienhäuser angelegt wird produziert auch schönes.
Zurück auf dem Festland folgten wir erstmal der Küste, immer eine Insel im Blickfeld, Wolken und kurze Schauer die sich mit sonnigen Abschnitten abwechselten waren ein Traum. Und die Fischbrötchen waren immer gerade so gross, dass man sie zwischen 2 Schauern wegputzen konnte. Der Radweg war meistens auf oder an Deichen, voll mit Schafen und deren Hinterlassenschaften, aber auch Gänse und Enten gab’s in grosser Zahl zu bestaunen.
Die Küste ändert sich auch mit den Tiden, öfters sahen wir Häfen mit allem ausser Wasser während Enten auf Nahrungssuche Spuren durch den Schlamm zogen. Ein paar Inseln sind auch mit Schmalspurbähnchen ans Festland gebunden, bei Flut ist das aber keine brauchbare Verbindung.
Ein bisschen NOK durfte es dann auch noch sein, mit Containerschiffen Rennen zu fahren war dann doch zu verlockend (einfach). Mehr als 15 km/h dürfen diese gar nicht fahren, das schafft man auch mit bepacktem Rad locker. Danach waren wieder Deiche angesagt, mit Glückstadt, Cuxhaven und Bremerhaven als Stationen auf dem Weg nach Bremen. Besonders der Hafen von Bremerhaven hat uns beindruckt. Da der Weserradweg eine richtige Besichtigungstour hermacht konnten wir das ganze Ausmass in Ruhe erkunden. Für die dazugehörige Stadt würden wir uns ein andermal mehr Zeit nehmen. Eine Anmerkung die wir bei etlichen weiteren spannenden Orten auch machen könnten.
Bremen hat uns sehr gut gefallen, vom Marktplatz mit dem Roland zum Schnoor Quartier und der Flusspromenade entlang lässt es sich da gut spazieren. Dazu gab’s sogar ein Konzert der Gruppe The Wishing Well auf dem Marktplatz. Da hätten auch die lokalen Musikanten nicht viel schöner getönt.
Selbst wo
Delmenhorst liegt fanden wir heraus
Weiter ging‘s nach Verden, wo wir von Thomas und Barbara nochmals vorzüglich begastet wurden.
Die Strecke Richtung Ruhrgebiet hatte mit dem Teutoburger Wald ein erstes Mal etwas Topografie. Dazu mehr Städte. Am eindrücklichsten fanden wir Münster. Alter Kern und alles ist auf Fahrrad ausgerichtet. Vergleiche mit Amsterdam drängen sich auf. Radspuren sind oft weg von geparkten oder fahrenden Autos, bei Ampeln steht mal nicht wartend an einem Bettelknopf und die ganze Atmosphäre im Verkehr fanden wir sehr entspannt. Wäre schön, wenn sich andere Städte so einrichten würden.
Das Ruhrgebiet haben wir bei einem ersten Besuch vor ein paar Jahren ins Herz geschlossen, auch dieses Mal war es wieder wunderbar im Landschaftspark rumzukurven, den Leuten an den Kletterwänden zuzuschauen, verborgene Gärten zu erkunden und der Fotografierlust zu frönen.
Zu spät zur letzten Schicht gekommen...
Mehr Bilder gibt's auf der Website...
Sogar ein Stand-up-paddle Einführungskurs wurde von unseren Freunden organisiert. Spass hat‘s gemacht und wer weiss, vielleicht ergibt sich ja ein neues Hobby daraus.
Dem Rhein entlang ging‘s jetzt zügig voran, Mittagessen in Düsseldorf, einen Abend in Köln,
das nächste Mittagessen in Bonn und weiter bis Remagen. Von da ging es dann auf einem wunderschönen Radweg der Ahr entlang in die Eifel,
nach einem steilen Anstieg fanden wir heraus, dass der Nürburgring nichts mit Nürnberg zu tun hat.
Wer will denn hier eine Runde drehen?
Auch ein paar Maare kamen uns vor die Linse bevor es dann der Kyll entlang zur Mosel ging. Trier haben wir am Ende der Reise zu unserer Lieblingsstadt gekürt. So viele Römische Zeitzeugen haben wir ausserhalb Roms selten an einem Ort gesehen. Die Stadtführung die wir uns gönnten können wir wärmstens weiterempfehlen. Sie brachte die ganzen Monumente zum Leben und der anschliessende Museumsbesuch war dann das Tüpfelchen auf dem i.
Der Mosel entlangzuradeln war wirklich schön und erstaunlicherweise auch nicht überfüllt. Ein paar Bilder von Flussschlaufen und Burgen habt ihr ja sicher alle schon gesehen, das hält mich aber nicht davon ab auch noch 2 einzufügen.
In Koblenz fanden wir nach einigem Suchen den Schängel, ein zum Stadtmaskottchen gemachter Lausebengel
und drumherum eine weitere lebendige Stadt die auch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Von Koblenz nach Wiesbaden hat auch der Rhein seine Rebberge, Burgen, Inseln und schmucke Dörfer. Auch die relativ starke Nutzung durch Bahn und Hauptstrassen haben unseren Spass an der Strecke nicht beeinträchtigt.
Als nächster Fluss war der Main an der Reihe. Etwas weniger spektakulär, zumindest auf unserem Teil bis Aschaffenburg, dafür mit Deutschlands Finanzzentrum.
In Göthes Küche wurde noch gearbeitet...
Auf dem Weg nach Aschaffenburg...
Die Abkürzung durch den Spessart war sicher nicht schneller, aber nach all den Flüssen durften es auch wieder etwas Höhenmeter sein. Vor allem da mit der Tauber schon der nächste Flussradweg wartete.
Was soll ich sagen, mehr Flussschlaufen Schlösser und nette Fachwerkbehauste Dörfer und Städtchen, schon fast kitschig war‘s. Vielleicht waren wir auch schon knapp vor einer Überdosis. Aber Rothenburg ob der Tauber muss dann doch noch erwähnt werden, diese Schmucktruhe von Stadt ist wirklich einen längeren Halt wert.
Nicht wirklich auf demselben Niveau sind die lokalen „Köstlichkeiten“, genannt Schneeballen. Diese schmeckten eher nach gebackenem Sandsturm. Weg von Flussradwegen fuhren wir via das schöne Schwäbisch Hall zu Anke nach Stuttgart. Da verbrachte ich den ersten Morgen bei Ankes Zahnarzt da ich mir vor ein paar Tagen ein Stück Zahn ausgebissen habe. Und, nein, es war kein Schneeball, eher der Zahn der Zeit.
Am Nachmittag gabs dann eine Besichtigungstour und später am Abend als die Betäubung nachliess liessen wir den Tag bei Maultaschen und Bier auf einem Liegestuhl im Park.
Anke empfahl uns für die Weiterreise das Ermstal und danach das der grossen Lauter. Den Tipp kann ich hier nur wärmstens weiterempfehlen, schön und gemütlich war‘s. Querbeet fuhren wir dann Richtung Bodensee wo uns 2 Weisen ähh… Radlern
ein Zeppelin den Weg nach Friedrichshafen zeigte.
Rückblickend kamen wir zum Schluss, dass diese ganze Strecke genug Schönheiten für 3 Reisen hätte. So blieb es eine eher oberflächliche Übersicht über dieses eindrückliche Land. Wir haben diese etwas flussradweglastige Tour sehr genossen. Als persönliche Highlights könnten wir in chronologischer Reihenfolge die Nordseeküste, das Ruhrgebiet die Mosel (mit Trier) und die Tauber (mit Rothenburg) erwähnen. Auch der Umstand, dass wir häufig Rückenwind hatten gehört meines Erachtens in diese Liste
Auf der gesamten Reise fanden wir die anderen Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll, Campingplätze hatten (mit einer Ausnahme) immer Platz, und das Essen war immer gut und üppig. Für Nachtisch war bei diesen Portionen höchst selten Platz.
Und um nochmal auf den Virus zurückzukommen, wir fühlten uns deswegen nicht wirklich eingeschränkt, die Maske wurde so zur Routine, dass uns die Schweiz am Anfang etwas zu locker vorkam da hier nur im öffentlichen Verkehr eine vorgeschrieben ist (wurde während unserer Abwesenheit eingeführt). Auch wenn wir uns natürlich wünschen, dass das Virus einfach verschwindet, würden wir um das zu erreichen niemandem das injizieren von Desinfektionsmitteln empfehlen (Naja, fast niemandem
)
Bye bye Urlaub...