Jungfernfahrt mit Schlafgemach (Deutschland, Hessen, Kirchhain-Kassel-Kirchhain)
Zur Vorgeschichte: Da Radfahren und alles drum herum für mich in den letzten 6-8 Jahren aus Zeitgründen doch extrem reduziert statt fand. Hab ich die Pinion-Entwicklung verschlafen. Ich weiß gar nicht wie ich drauf gekommen bin, aber irgendwie war ich von der Idee angefixt und ich musste unbedingt mal eine Pinion Probefahren. Da die Händler hier keine Pinionräder zum Probefahren hatten, half unser geliebtes Forum.
Für eine Eintages-Tour war Kassel doch zu weit und irgendwie hatte ich Lust auf Zelten. Ein Zelt musste her.
Nachdem am Donnerstag rechtzeitig für meine Verabredung am Samstag in Kassel mein neues Zelt angekommen war, musste es natürlich erst einmal, aufgebaut werden. Okay, neu ist das Zelt wahrlich nicht. Es hat schon mehr Lenze auf dem Buckel als mein Ranger, der davor steht und das sind immerhin auch schon 16. Und wie mir der Vorbesitzer sagte, hat es schon sehr viele Gegenden in Europa gesehen. Aber für mich ist es das erste Zelt, was man Zelt und nicht Tropfsteinhöhle nennen kann.
Da steht es, mein neues Schlafgemach auf Reisen mit dem Transportmittel davor:
Beim Probeaufblasen der Downmat löst sich ein Steg und ich habe mitten in der Isomatte eine dicke Kammer, ...
Die Isomatte sieht jetzt im Schnitt ungefähr so aus:
oooOoNaja, wird schon werden, ... dachte ich.
Da ich bzgl. "Radfahren" bisher nur in Notsituationen und sehr selten freiwillig von der JEM(Jeder-Einzelne-Meter)-Methode abgewichen bin, bepacke ich also meinen Ranger mit dem, was ich für ne Zweitagestour mit Schlafgemach meine zu brauchen und mach mich am Freitag um kurz nach 13:00 Uhr auf den Weg nach Kassel. Laut OSMAND ca. 100 km vor mir. Um 19:00 Uhr wollte ich spätestens beim Campingplatz sein.
Macht bei nem Pausenkontingent von knapp 1 h immerhin einen geplanten Schnitt von ca. 20 km/h. Frei nach dem Motto, nur die Harten kommen in den Garten, ehm auf den Campingplatz.
Mit so viel Gepäck bin ich äußerst selten gefahren und das vor der Zeit, als ich 20 kg überflüssiges Hüftgold mit mir rum getragen habe. Ich hab sämtliches Gepäck auf dem hinteren Gepäckträger und das Fahrverhalten ist schon "interressant", wenn man bisher nur leichtes Gepäck deutlich kleiner 10 kg gewohnt ist:
Irgendwie will das Heck woanders hin, als man selbst und der Wiegetritt ist besonders spannend. Nach 10 km hab ich mich aber dran gewöhnt, ...
Das vom Wind her ruhige Wetter und das Streckenprofil ermöglicht es mir, dass ich ca. 18:45 Uhr beim Campingplatz in Kassel eintreffe: Schnitt 20,9 km/h
Kurz drauf steht mein Schlafgemach:
Und nach einem Sprung in die Fulda und anschließendem Duschen bin ich wieder frisch. Der Campingplatz ist sauber und ordentlich und die sanitären Anlagen finde ich sehr gut.
Ich hab zwar noch vor, mir was zu Essen zu holen, doch quatsche ich mich mit jemandem, der zwar mit dem Wohnmobil da ist, aber auch mit dem Fahrrad schon ganz Skandinavien und Deutschland bereist hat derart fest, dass mein Abendessen lediglich aus ein paar Nachos und dem angebotenen alkoholfreien Hefeweizen besteht.
Am nächsten Morgen erst einmal Frühstücken
Und ab zur Pinion-Probefahrt. Ganz ganz herzlichen Dank noch mal dafür an Sabbati.
Nach einem leckeren Latte Macchiato bei ihm wird mein Rad erst mal wieder vom Gepäck befreit.
Er nimmt mein Fahrrad und ich sein Fahrrad und wir fahren eine Runde in Kassel.
Hier meine ganz persönliche Meinung zur Pinion P1.18:
Wow! Als Rohloff-Fahrer sofort mit dem Schalten zurecht gefunden, definierte Schaltpositionen, geschmeidige Gangwechsel, keine mahlenden Geräusche oder Vibrationen. Bei mir ganz ganz klarer "Habenwill"-Reflex, trotzdem ich ja durchaus mit der Rohloff sehr zufrieden bin, ... halt bis auf das Kaffeemühlengeräusch und -gefühl in den unteren Gängen.
Nach der Probefahrt wieder das Gepäck ans Fahrrad und ab auf den Weg nach Hause. Der Wetterbericht sieht eigentlich einige Wolken voraus und etwas Wind aus Südwest.
Richtig, genau aus der Richtung in die ich will. Super!!!
In Kassel noch schnell ein Bild in der Karlsaue gemacht:
Zum Wind: Das "etwas" in obigem Satz muss durch "viel" ersetzt werden und mit einem CW-Wert von einem Scheunentor und diesem Gegenwind muss es schon richtig bergab gehen, damit ich mal aufhören kann zu treten, ohne langsamer zu werden. So fühlt es sich am Ende des Tages zu Hause an, als wäre ich mit kurzen Unterbrechungen 100 km bergauf gefahren.
Zwischen drin an dieser real existierenden Steigung bei Guxhagen:
verabschieden sich auch noch zwei Speichen, ... gleichzeitig:
Na Klasse, Abbruch der Tour? Denn Ersatzpeichen hatte ich nicht dabei.
Ich weiß jetzt nicht, wie gut es den verbliebenen Speichen getan hat, dass ich nicht abgebrochen habe, aber es war ohne irgendwelches Geeiere am Hinterrad einwandfrei möglich die Tour bis zu Ende zu fahren. Die müssen jetzt ersetzt werden und ich glaub ich werde mir gleich mehr Speichen besorgen.
Nach den gefühlten 100 km bergauf mit kurzen Unterbrechungen ergibt sich zu Hause inkl. der Probefahrt folgender Kilometerstand: Gesamtschnitt 18,8 km/h
Mein Fazit und was ich gelernt habe bei der Tour:
- Packliste muss optimiert werden. Hab doch noch Überflüssiges dabei gehabt und benötigte Dinge vermisst.
- Mit Zelt, Isomatte und Schlafsack hat man schon viel am Rad, selbst bei ner Zweitagestour.
- Das Gewicht selbst ist weniger das Problem. Das ist zu kalkulieren. Leider steigt aber auch der CW-Wert enorm und Gegenwind wirkt dann echt bescheiden.
- Zelten ist eine konkurenzlos günstige Unterkunft
- Echt super im Zelt zu schlafen (Okay, waren ja auch optimale Wetterbedingungen)
- Schlafe nie auf Isomatten, die eigentlich in die Tonne gehören.
Und ganz klar:
Schön war es! Auf alle Fälle wiederholenswert!