Weiter gehts.
Was ich vorher auch nicht überlegt hatte, war das Thema Roaming. Ich habe ja meinem Mobilfunkanbieter abgerungen, den Tarif beizubehalten, der mir auch in der Schweiz (!) die nicht mehr vorhandenen Roamingkosten zugesteht. An Albanien hatte ich damals aber nicht gedacht. Und promt habe ich in Durres kein Netz. Schreck. Ich meine, ohne Smartpipi und Netzanbindung zu Mama ist man ja heute nicht zu den Lebenden zählend, oder. Das Netz stellte sich dann aber doch ein - uff. Die Kosten aber auch. Abends eine Stunde im Forum surfen - uiuiuiui. Vodafone Albania funktioniert aber sehr gut, gibts nix zu meckern.
Was ich auch weiter oben verschwiegen hatte, war, daß mich beim Beladen des Fahrrads in Termoli eine Hexe angeschossen hat. Seither war ich von leicht auffälligem Bewegungsverhalten gekennzeichnet. Quasitödlich sind dann weiche Matratzen. Eine Nacht in der Schaumstoffhängematte und der Heilungsprozeß von vier Tagen ist im Eimer. Fahrradfahren geht ziemlich gut, aufsteigen und anhalten können sehr unangenehm sein. Schulterblick auch.
Das von Butrint aus leicht ansteigende Tal bleibt attraktionsmäßig untergeordnet - auf Albanisch: i mërzitshëm (langweilig). Hierfür würde sich der Abstecher nicht lohnen. Das hier ist noch einer der schöneren Ausblicke:
Mir aber war das das erwünschte highlight, mal von Norden auf dem Landweg nach Griechenland einzureisen. Ich war einschließlich dieser Reise im Leben 33 mal in GR. Die allermeisten Anfahrten führten per Fähre durch die Straße von Korfu nach Igoumenitsa. Die skyline von Saranda konnte man von Bord seit den Neunziger Jahren sehen, so etwas aufregend Geheimnisvolles hatte Albanien eben doch. Vor der Öffnung konnte man da sozusagen vom Schiff aus ins personifizierte NoGo rüberspucken. Gänsehäutchen inbegriffen.
2005 hatte ich schonmal von Igoumenitsa einen Tagesausflug Richtung Norden unternommen, 2013 die Küstenstraße von Split wegen Unterwassercharakters abgebrochen. Den Grenzübergang stellte ich mir in dunklen Träumen vor wie in einer Mischung aus Sibirien, Sahara und einer Südseesträflingsinsel. Dieses Jahr sollte es nun aber Realität werden.
Ich bin dummerweise fast trocken und frage an einem Haus nach Wasser. Sehr freundlich wird meine Flasche aufgefüllt. Von Leuten, die vor dem Haus sitzen, wie nur irgendwo in Wanne-Eickel, Bad Cannstadt oder Großwoltersdorf auch. Kurz danach ein Lädchen, ich bin gefühlt der einzige Kunde heute Vormitag.
Der Blick zurück:
Wenn gegossen, gedeihen die auch in Albanien:
Tja, und dann noch dort oben am Friedhof vorbei, das Örtchen Konispol auf dem Bergrücken darf ich zum Glück ignorieren, noch eine Kurve (hinter der ich theoretisch auch noch einen weiteren halben Paßanstieg nicht auszuschließen gewagt hatte) und ohne weitere alpine Herausforderungen liegt er vor mir in maximaler Banalität und bestens ausgebaut: der Grenzübergang nach Griechenland. Wie undramatisch:
Und nein, mir bricht es nicht das Herz: ein Konvoi schweizer Wüstenfahrzeuge, aka Unimog-Wohnmobile, hatte mich ca 45 Minuten zuvor überholt. Sie durchlaufen noch immer das Entwürdigungsprozedere an den zwei Grenzstationen. Mit dem Rad hingegen geht das wie in dem Kindererziehungskalauer mit den 2 t : flott. Vor mir verstopft dann noch eine Busladung Teenies die Schalter, die dürfen alle einen Zettel ausfüllen und den Beamten durch den Schlitz schieben. Bei mir reicht der Perso. Ein kurzer Imbiß im Buffet auf der griechischen Seite und runter gehts, die Abfahrt ans Meer.
Die Landschaft wird allerdings bald wieder einschläfernd und erst die Staustufe am Fluß Kalamas ist schön:
Ein Reiher findet meine Erscheinung allerdings wohl weniger erfreulich;
Ich passiere noch ein italienisches Pärchen, welches aber das Reifenflicken erfolgreich zu absolvieren scheint und dann habe ich es geschafft: Igoumenitsa downtown!
Das Hotel Astoria ist nicht nicht zu finden, das Innere von der Seniorbetreiberin in schönstem niederrheinisch-griechischem Maximalkitsch gestylt (noch um den Edellederplüschfaktor 5 gesteigert ist die Lobby, leider ohne Bilder):
Am nächsten Morgen gibt es für mich aber Frühstück im Grünen am Wasser:
Die nächste Etappe nach Patras erfolgt etwas abseits der ausgelatschten Mainroad:
Und birgt tierisch nette Bekanntschaften, irgendwie anscheinend aus einem örtlichen Genlabor entsprungen:
Leider konnte ich mit denen nicht spielen und sie auf ihre Radlerhinterherbellbegabungen testen, da maschendrahtgeschützt:
Ebenso süß, nur mit mehr Masse und Maßen:
Dann aber erreiche ich Patras in der Abendsonne:
FoFo.