Hallo zusammen!

Ich hab die letzten Jahre mein Gebäck mit den Standard Carradice Super C durch die Gegend kutschiert und bin eigentlich sehr zufrieden. Regendicht, atmet, groß. Einziger Haken an der Sache ist, dass sich die Taschen extrem bescheiden tragen lassen, was an Bahnsteigen etc. sehr nervig sein kann. Da beneide ich dann immer meine Reisepartnerin, die sich ihre Ortliebs einfach per Gurt umhängt.

Nun hab ich zufällig rausgefunden, dass Carradice diese Taschen herstellt: https://www.sjscycles.co.uk/luggage/carradice-super-c-shopper-pannier-black-32-litre/

Riesige Teile, mit Tragegriff und Umhängegurt! Wow!
Ich habe nur etwas Bedenken, was die Regendichtigkeit anbelangt.

Meine Frage also: hat jemand aus diesem erlauchtem Kreis diese Taschen? Auch im Reiseeinsatz? Auch ich regnerischen Gegenden? Hält die Sache dicht oder dringt da leicht Wasser oben ein?

Und: taugt das seitliche Mesh-Täschlein was oder ist der Krempel gleich abgerissen?

Danke im voraus und Gruß aus Berlin,
Felix

Blöde Frage: Wozu muss eine Tasche atmen?

Schlaue Antwort: Weil feuchte Sachen zu Muff neigen natürlich.

Wenn die Taschen dicht sind, wird der Inhalt doch gar nicht erst nass?

Ernsthaft: Das nasse Zelt kommt bei mir nicht in die Packtasche, Regensachen ziehe ich bei Regen in der Regel an. Und wenn noch mal was anderes nass ist, dannn kommt das in die Klamottentüte mit dem Zeug, das eh zu waschen ist. Da bleibt der "Muff" dann in der Tüte.

Hä? Wollt ihr ernsthaft diskutieren ob und wie feuchte Sachen in die Tasche kommen?
Na gut:

Es ist eine feuchte Nacht in einer Elbaue. Alles was im Vorzelt lag hat Feuchtigkeit angenommen. Das Klopapier, der Beutel für den Kocher, das Handtuch vom duschen am Vorabend wurde gar nicht erst trocken, etc.pp.
Was tun? Bis mittags warten, dass alles knochentrocken wird?

Und was ist erst bei 2 Wochen Dauerregen in Schweden? Heimfliegen?

Ihr könnt das alles halten wie ihr wollt. ICh jedenfalls will auch klamme, schweissfeuchte und selbst nasse Sachen herumfahren können ohne dass alles modert. Und der Käse soll auch nicht zu gären anfangen...

Genau aus dem Grund habe ich "nichtatmente" Taschen. Da kommt all der Kram am Vorabend vorm Zubettgehen rein und ist am nächstn Morgen furztrocken - egal wie feucht die Umgebungsluft ist.

Handtuch, feuchter Lappen, etc. kommt bei mir bei erstbester Gelegenheit dann oben außen aufs Gepäck um in Sonne/Fahrtwind trocknen zu können.

Natürlich ist Dauerregen nervig und mit Restriktionen verbunden, aber ne "atmente" Tasche habe ich da bisher noch nie vermisst. Im Gegenteil - ich war froh einen Ort zu wissen, der 100%ig trocken hält.

Selbst wenn Du in einen Schrank mit guter Belüftung zu feuchte Wäsche hineinlegst, wird diese schnell anfangen zu riechen. Die "Atmungsaktivität" einer Tasche wird nur dann nützen, wenn Du eine große Oberfläche schaffst, was aber bei der typischen Packweise einer Radtasche kaum zu erreichen ist. Es wird einem kaum etwas übrig bleiben, als bei Dauerregen zwischendurch auch einmal ein festes Quartier aufzusuchen und die feuchten Sachen zu trocknen bzw. zu waschen, wenn sie schon zu muffeln begonnen haben. Ansonsten kann man zumindest versuchen, die Sachen im Zelt oder bei einer Regenpause zu lüften und zumindest ein wenig zu trocknen. Die Mitnahme von Plastiktüten kann auch helfen, die feuchten Teile von den trocknen in der regendichten Tasche zu trennen. Am Ende ist sonst nämlich wirklich alles feucht. Richtig nasse Sachen spanne ich sowieso direkt mit dem Zeltsack auf den Träger und stecke sie nicht in die Packtaschen.

Meiner Ansicht nach ist die Regendichtigkeit der Taschen deutlich wichtiger als die Atmungsfähigkeit!

Die trockenen Klamotten wohnen bei mir in einem Packsack (ja, vom Ortlieb), den ich am Lenker herumfahre. Also die Sachen wo's drauf ankommt, sind trocken. Der Rest soll 'atmen'.

Aber eigentlich wollte ich was zum Verschluss der Shopper Taschen erfahren, und nicht die Vor- und Nachteile von Plastik vs. Baumwolle diskutieren.

Danke. Bitte.

Das ist meine Alltag für alles Tasche. Zu 90% nutze ich die für Sport. Mit dem Rollverschluss leicht zu verschließen. Und die Griffe in den Deckel sind sehr praktisch beim Einkaufen. Das Meshtäschchen hat sich auch als robust und praktisch erwiesen, z.B. für Hosenband, Buff oder so. Also was ich u.U. nicht zu Fuss brauche aber für das Radeln griffbereit haben möchte.
Zu Deinem Kernthema Regendichtigkeit: Durch den Rollverschluss hast du x-Lagen Stoff nach oben. Außerdem gibt es noch wie bei den Standardtaschen einen inneren Abschluss, der mit Kordelzug gesclossen wird. Wenn die Dichtigkeit der Panniers für Dich ausreichend sind, dann ist es meiner Erfahrung nach der Shopper allemal.

Gruß Gerhard

p.s. Tragegurte lassen sich "custom" auch an den anderen Taschen anbringen.

Danke Gerhard! Das klingt ja schonmal sehr gut!

Wenn ich das auf den Fotos richtig interpretiere, liegt dieser innere Abschluss aber doch relativ frei, wenn ich die Tasche richtig voll mache, oder? Hast du da schlechte Erfahrungen gemacht? Und: würdest du sagen, dass die Shopper Tasche signifikant größer als die Standard Super C ist?

Von der Größe: Ja ist schon deutlich größer. Nominell 5l (32l shopper zu 27l rear pannier inkl. Außentasche). Und geringeres Trapez im Querschnitt, ist unten am Boden wesentlich breiter, bekomme z.b. meine Laufschuhe Gr. 43 der Länge nach unten rein. (69 mäßig angeordnet).
Ja, durch das Rollprinzip besteht eine gewisse Exponiertheit seitlich. Um so größer man sich dem "Limit" nähert. Gilt für Regen, als auch für Staub.

Vergleich Pannier zu Shopper:
Shopper: Mehr Raum, bequemere größere Öffnung mit Rollverschluss flexibler bei variierender Beladung. Volumenplus wird geringer je dichter der Deckelverschluss sein soll.
Pannier: Deckelkappe mit besserem Rundumabschluss gegen Regen, 5l weniger Volumen, statischer in der Anpassung.

Netto für mich:
Shopper im Alltag super. Wenn es mal innen nass war, war ich zu faul, die Tasche sorgfältig zu schließen. Besonders wenn am Limit. 30min im Starkregen mit Wind schon überstanden. Für kurze Radreisen in zivilisierten Gegenden mit gemäßigtem Wetter: Warum nicht.
Pannier für Radreisen: Bei Wind, Regen, Staub potentiell einen ganzen Tag. Da haben sich die Panniers bewährt. Das liegt auch daran, dass der Shopper erst zusätzlich dazu kam. (Zudem habe ich nur einen Shopper. Da ist seitensymetrische Balancierung mit einer Tasche anderer Bauart schwieriger als mit dem Pannierpaar).

Gruß Gerhard

Meine persönliche Meinung: Für Radreisen nie wieder Baumwoll- oder Nylongewebetaschen!
Da konnte ich noch so oft imprägnieren oder wachsen - irgedwo suppte doch bald wieder Wasser durch. Zudem ist Gewebe auch sehr schmutzempfindlich und die Taschen sahen immer reichlich versüfft aus.

Jetzt zu der von dir erfragten Tasche. Ich habe damit keine Erfahrung, aber deren Geschwafel von 100% wasserdicht ist ein Märchen. Neben der Unzulänglichkeit des Gewebes komtt auch noch die Deckklappe unter die das Regenwasser durch den Fahrtwind gedrückt wird und so über die nur zugezogene obere Öffnung eindringt.

Das Thema Atmumgsfähigkeit sehe ich genau so wie die anderen - völlig überbewertet!
Taschen sollen sollen nur regenfest sein. Tatsächlich komplett wasserdicht kenne ich nur spezielle Packsäcke aus dem Kajakbereich. Luftaustausch erfolgt auch bei Wickeltaschen und damit wird bei Sonnenschein durch die Wärme der Wasserdampf mit abgeleitet. Hast du Sachen, die so naß sind daß das nicht mehr ausreicht ist es besser diese in eine Plastiktüte zu stecken, damit der Rest der Sachen nicht auch feucht wird. Zum Trocknen ist am besten ein Meshsack geeignet in den die Sachen außerhalb der Packtaschen auf dem Gepäck durch die Sonne und den Fahrtwind getrocknet werden.

Wow! Danke für die detaillierte Einschätzung. Da hab ich schonmal ne gute Entscheidungsgrundlage.

Vielleicht mache ich's einfach wie du und besorge mir erstmal einen Shopper. Wenn mir das Prinzip gefällt kann ich ja immer noch nen zweiten besorgen.

Mir gefällt halt vor allem die besseren Transportmöglichkeiten ab vom Fahrrad und das variable Volumen. V.a. bei Touren mit wechselhafter Versorgungslage stelle ich mit vor, dass ich flexibler Lebensmittel herum kutschieren kann. Und alltagstauglicher sind sie ausserdem.

Zum Hintergrund meiner Anfrage: Ich (wir eigentlich) plane 6 Monate in v.a Uruguay, Argentinien und Chile zu touren. Den Lowrider und die Vordertaschen wollte ich gerne zu Hause lassen. Ist einfach etwas weniger Metall und 2 Taschen weniger, was schon beim fliegen besser wäre. Meine Panniers reichen eignetlich ganz gut aus, jedoch mehr als 2 Tage Futter krieg ich nicht gut unter. Zudem ist die linke schon ordentlich abgewetzt, und eh bald ersetzungswürdig. Daher meine Recherche nach neuen Taschen.
Mein Setup wäre dann 2 Taschen hinten + großer Packsack obendrauf + kleiner Packsack und Isomatte am Lenker (Jones H-Bar; da geht das ganz gut) + kleine Rahmentasche für's Werkzeug und den Forumslader.

Zum Material: Ich habe ja bereits 4 Taschen von Carradice. Da muss mich niemand meht davon überzeugen oder davon abbringen. Ich bin 3 Wochen von einem Sturmtief zum nächsten in Schweden und Norwegen geradelt, und meine scheissteure North Face Jacke hat schlapp gemacht. Die Super c nie.

Also nochmal an alle Ortlieb-Fans: ich verstehe das Prinzip und kenne diese Taschen. Ich habe auch Produkte der Firma und bin zufrieden. Trotzdem interessiert mich hier der Verschluß und das Volumen der oben genannten Carradice Taschen. Tut mir leid...

Ich habe auch beide Carradice Versionen.
Den Shopper nutze ich für größere Teile oder zum Einkaufen und mache ihn selten ganz zu.
Die Holzgriffe sind ganz angenehm zu tragen, aber dann ist die Tasche eben nicht geschlossen.
Dass sich das Volumen je nach Verschlussfestigkeit verändert wurde schon genannt.
Für den Transport dann also eher den Umhängegurt, den man - bevor man losradelt - wieder gut verstauen sollte.

Die Shopper sind symmetrisch, d.h. Du solltest evtl. noch mal deine Fersenfreiheit testen.
Es gibt noch einen Vorteil: Durch die Symmetrie stehen die Taschen besser auf dem Boden als die asymmetrischen Taschen.
Und einen Nachteil: Durch die breitere Bauart der Shopper kommt man bei Engstellen leichter in Kontakt mit Absperrungen.

Ahja, danke für deine Antwort!

Fersenfreiheit sollte kein Problem sein. Der Long Haul Trucker hat elend lange Kettenstreben, und meine Füße sind nur Schuhgröße 43.

Inzwischen bin ich auch noch über die Backroller Pro von Ortlieb gestolpert. Die sind ja noch größer! Dafür eben aus Plaste.

Ich werde noch etwas über der Sache brüten müssen, aber schonmal Dank an alle Diskutant*innen.

Gruß,
Felix

Ich bin stark am überlegen, mir auch die Carradice zu kaufen:
https://www.carradice.co.uk/bags/panniers/super-c-rear-panniers
passen die auf einen Tubus Träger? (habe Tubus Disco)

es gibt einiges an Zubehör:
https://www.carradice.co.uk/products/accessories
was braucht man denn fürs Radreisen? Schätze das Wachs und das Reparaturset?

Wenn es große Carradice Taschen sein sollen, dann eher die CarraDry. Die haben sogar 58l Volumen, wiegen knapp 250gr weniger und sind ohne regelmäßig gewachst werden zu müssen sicher wasserdicht.

Ich habe die seit 7 Jahren etwa und hab noch nie nasse Sachen gehabt. Bisher hab ich einmal nachgewachst (mit Fjällräven Grönland Wax, weil ich das eh zu Hause hatte), aber eher weil ich es mal ausprobieren wollte. Das Zubehör kenne ich nicht.

Tubus geht gut. Welches Modell ich habe, hab ich leider vergessen, aber soo groß sind die Unterschiede ja nicht.

Größter Nachteil ist für mich das Handling wenn sie nicht am Rad sind, d.h. beim einkaufen und am Bahnhof u.ä, Situationen.
Außerdem sehen sie halt immer staubig aus, aber ich finde das ganz geil

Träger sind kein Problem. Habe die an Blackburns und Tubus.
Mein Favorit sind die C-Hooks.. Die umschließen variabel die verschieden Rohrdurchmesser.

@Gazelle: Die variablen C-Hooks brauche ich aber nicht extra kaufen, wenn ich nur Tubus habe? (du hast ja auch Blackburn)
"Carradice Quick-clip pannier hooks will fit racks up to 13mm"
also der Tubus Disco hat 10mm Rohre, sollte also die Standard Halterung passen denke ich.
Edit: Gerade Mail von Carradice bekommen, dass die SuperC mit dem Tubus Disco kompatibel sind.

@Robert: Ja, die Carradry sind auch interessant, sind wie die Ortlieb aus PVC Plane - aber ich frage mich, ob die wirklich sehr robust sein können, wenn sie bei deutlich mehr Volumen leichter sind als die Ortlieb Classic (und beide mit PVC sind).

Beim Super C habe ich Beiträge gelesen von Leuten, die den schon viele Jahre, z.T. über 20 Jahre im Einsatz haben. Gewinne also den Einduck, dass die Super C sehr robust sind und wenn man einen Reparaturflicken dabei hat, ist man vermutlich auf der sicheren Seite.
Und wenn man in ein Gebiet fährt, wo es viel regnet, könnte man ja die Sachen, die trocken bleiben müssen, noch extra in einen Plastikbeutel einpacken.

Habe inzwischen die carradice super C rear panniers bei stundenlangem starken Regen (ohne Schutzblech) ausprobiert.
Das cotton Duck Material war innen trocken, dennoch war die Kleidung ganz leicht feucht - vermute wegen der sehr feuchten Luft, wogegen nur eine luftdichte Tasche helfen würde.
Trockene Kleidung und Elektronik also besser zusätzlich in einen Plastiksack.
Die Taschen machen einen sehr robusten Eindruck, auch die Aufhängung auf alu-schiene.
54 Liter ist ein gutes Volumen für mich, die kleineren zusatztaschen finde ich praktisch, auch weil sie hinten an der Haupttasche nicht seitlich noch weiter verbreitern.

Wird sich dann zeigen, ob ich damit langzeit zufrieden bin oder ob ich wegen der von Robert genannten Nachteile doch auf pvc Taschen gehe.