Reisebericht Südfrankreich mit dem Tandem
25.05.- 10.06.2017
17 Etappen
ca. 1500 km
Link zur Karte Link zum BilderalbumDie Anreise erfolgt mit dem Auto ab Bielefeld mit einer Zwischenübernachtung in der Nähe von Metz. Am nächsten Morgen machen wir einen kleinen Abstecher in die Altstadt von Metz, dort besuchen wir auch die frisch restaurierte Kathedrale.
Die Weiterreise erfolgt bis Les Revers bei Retournac / Haute Loire. Auf einem Pferdehof mit Chambre D´hotes parkt das Auto sicher für die nächsten Tage. Der Pferdehof "Les Revers" liegt ca. 300 Meter oberhalb der Loire inmitten von grünen Wiesen mit duftendem gelben Ginster. Die Gastgeber sind sehr nett und es gibt viele Tiere, die gestreichelt werden möchten. Außerdem gibt es eine Gemeinschaftsküche, die wir nutzen durften.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit hausgemachtem Brot, Kuchen, Marmeladen usw. starten wir unsere Tour. Es geht zunächst hinunter zur Loire, an der fahren wir einige Kilometer entlang bis Le Puy en Velay. Die Zeit ist knapp und wir machen einen kurzen Abstecher in die Altstadt und zur sehr beeindruckenden Kathedrale. Die heutige Etappe ist wellig und relativ lang, da der nächste Campingplatz inmitten der Monts d`Ardeche liegt.
Südlich von Le Puy beginnt der wunderschöne Bahntrassenradweg Voie Verte du Velay, die Aussicht über die Region von Le Puy ist toll. Hinter Les Estable und dem Mont Mezenc erreichen wir den Pass Croix de Boutières. Vor hier haben wir einen grandiosen Blick in den Süden, hinein in das Departement Ardeche. Ab jetzt geht es nur noch einige Kilometer bergab nach Saint Martial und seinem Camping Municipal, der wunderschön direkt am See liegt.
Am frühen Morgen geht es gleich ordentlich zur Sache, 600 Hm bergauf zum Le Gerbier de Jonc, dem vielleicht markantesten Berg der Region. In unmittelbarer Nähe entspringt eine der Quellen der Loire in einem alten Stall, der "Flusslauf" wird durch eine Rinne in einen kleinen Teich abgeführt. Unser Tandem steht "auf beiden Ufern" der Loire. Auf der Weiterfahrt stehen unzählig viele wilde Narzissen in den saftigen Wiesen und immer wieder der duftende gelbe Ginster. Die Landschaft ist toll. Bis zum Col de Fayolle haben wir immer wieder spektakuläre Ausblicke in das Tal der Ardeche, danach zweigen wir auf die D256 und D257 ab und fahren auf kleiner welliger und wunderschöner Kulisse bis Aubenas. Hier besichtigen wir kurz die Atstadt, die hoch oben auf dem Felsplateau über dem Tal der Ardeche trohnt.
Wir folgen der Ardeche über Vogüe mit seinen spektakulären Felsen, Balazuc und Ruoms nach Vallon-Pont-d`Arc. Es ist Pfingsten und hier ist der Teufel los. Nicht mal mit dem Tandem kommen wir am Stau vorbei. Dann, endlich, erreichen wir den Camping du Pont d`Arc, direkt am Felsbogen. Es gibt einen eigenen Zugang zum Ufer. Wir sind mit Stefan verabredet, der uns die nächsten zwei Tage ein wenig begleiten wird.
Unser Frühstück nehmen wir am Ufer der Ardeche direkt neben dem Pont d `Arc ein. Schöner geht kaum. Gemeinsam mit Stefan fahren wir die Ardecheschlucht entlang bis Saint Martin und genießen zwischendurch immer wieder die Ausblicke hinunter zum Fluß, der sich in Bögen tief durch den Fels gefressen hat. Wir sind bereits vor zwei Jahren mit dem Tandem die Panoramastraße entlanggefahren, aber es ist auch dieses Mal wieder ein tolles Erlebnis. Trotz des Feiertags hält sich der Motorradverkehr in Grenzen, eine sehr große Gruppe erreichen wir an zwei Aussichtspunkten, aber irgendwann sind sie von uns nicht mehr einholbar ;-)
Es geht weiter bis Saint-Martin-d´Ardeche, hier machen wir Mittagspause und nehmen im Fluß ein Bad zur Abkühlung.
Weiter geht´s nach Montclus am Fluß Cèze, wenig später besichtigen wir die Cascades du Sautadet bei La Roque-sur-Cèze.
Hier hat sich die Cèze ihren Weg durch den weißen Kalkstein gegraben. Der Ort ist ein beliebter Badeplatz.
Wir machen noch einen kurzen Abstecher nach Lussan, einer wunderschönen Ortschaft auf einer Bergkuppe gelegen.
Bei sengender Hitze erreichen wir unseren Übernachtungsort Uzès. Eine wundervolle Stadt, auf dem Marktplatz entspannen wir uns im Schatten der Platanen. Auf dem großartigen Camping Mas de Rey in Arpaillargues springen wir am Abend noch in den Pool.
Hier verbringen wir eine weitere Nacht und machen zuvor eine Tagestour durch die Region. Auf dem Programm stehen der Pont du Gard und Nîmes. Am Pont du Gard war ich schon einmal, das war 1985. Als Austauschschüler war ich 2 Wochen in Millau. Mit der Schulklasse sind wir damals auf der obersten Ebene über das Aquädukt gelaufen. Es war halt eine römische Wasserleitung in der Landschaft. Heute ist es eine der wichtigsten Touristenattraktionen auf schön angelegtem Gelände. Trotz erster Überraschung über die Veränderung gefällt mir die heutige Variante besser, da das Aquädukt nun gut geschützt ist. Damals fuhren über die Straße noch Autos, heute ist es ein Geh- und Radweg. Es ist ein tolles Gefühl, wieder hier zu sein. Hier verabschieden wir Stefan, der zurück nach Paris muß und wir fahren nach Nîmes. Das Amphitheater ist sehr beeindruckend, aber auch die Altstadt und das Maison Carrée sind sehr sehenswert. Die Rückfahrt nehmen wir über Poulx. Unbedeutend und nicht schön, jedoch wurde hier am Ufer des Gardon 1953 die Schlussszene des Films "Lohn der Angst" mit Yves Montand gedreht. In der Geschichte wird ein mit Nitroglyzerin beladener LKW überführt.
Den Abend genießen wir wieder im wunderschönen Uzès und nun haben wir auch die Gelegenheit, die Kathedrale zu besichtigen.
Weil es so schön war, fahren wir früh morgens nochmal zum Pont du Gard, weiter durch Tarascon und Beaucaire und erreichen schliesslich am frühen Nachmittag Arles. Was für eine wahnsinnig schöne Stadt und wir verbringen hier selbstverständlich den Rest des Tages.
Weiter geht´s gen Süden, in die Camargue. In Salin-de-Giraud essen wir das vielleicht beste Süßgebäck der Reise, häufig mit Orangenblütenwasser verfeinert.
Hier beginnt die Digue à la Mer, ein Weg, der durch die Etangs der Camargue führt und im weiteren Verlauf ausschliesslich nur von Wanderern und Radfahrern benutzt werden darf. Die Einfahrt ist nicht ganz einfach zu finden, da man über Privatstraßen fahren muß, die auch als solche mit Verbotsschildern gekennzeichnet sind. Trotz Track tun wir uns wegen den Verbotsschildern ein wenig schwer, aber die Einheimischen helfen auch gerne.
Die Digue à la Mer ist ein Naturspektakel allererster Güte und in der ohnehin fantastischen Wasserlandschaft stehen städig die rosa Flamingos. Sehr beeindruckend! Kurz vor Ende des Weges, bei Saintes-Maries-de-la-Mer, verläuft die Piste direkt am Kiesstrand des Mittelmeeres. Zeit für eine Abkühlung... obwohl, das Wasser ist für meine Gewohnheiten p...warm.
Saintes-Maries-de-la-Mer gefällt uns nich besonders. Total überlaufen, unzählig viele Menschen und gefühlt genauso viele, die billigen Silberschmuck mit aufgringlicher Art verkaufen wollen.
Somit verlassen wir den Ort zügig und überqueren bald per Autofähre einen Seitenarm der Rhone. Es geht durch dröges plattes Land, bis wir unseren Etappenort Aigues-Mortes erreichen. Auf der Digue à la Mer haben wir wenige rosa Flamingos gesehen, im Naturschutzgebiet, das an den Camping grenzt, stehen viele Hunderte im Wasser. In der Nacht werde ich wach, weil einige davon kreischend über den Camping fliegen. Großartig!
Aigues-Mortes ist toll, wir finden etwas für unser Frühstück und schlendern noch ein wenig durch die Altstadt, die rechteckig angelegt ist und komlett von einer Stadtmauer umgeben ist.
Den nächsten Kaffee nehmen wir in Le Grau-du-Roi ein, auch sehr schön. Etwas morbide, aber der Hafen mitten in der Stadt ist schon sehr nett.
Über die schmale Landzunge fahren wir weiter über La Grande-Motte und Carnon-Plage nach Montpellier. Die Einfahrt in die Stadt von Süd-West raubt uns die Nerven, die Altstadt ist nicht unbedingt geeignet, mit dem schwerbeladenem Tandem durchzukommen.
Somit fahren wir schnell wieder hinaus in westlicher Richtung und erreichen bei brütender Hitze den Camping in Gignac. Im Ort gibt es erstklassige Pizza an einem kleinen Platz.
In Aniane ist am nächsten Morgen Bauernmarkt und wir kaufen unsere Tagesration ein. In der Nähe steht die Pont du Diable aus dem 11. Jahrhundert, die den Fluß Hérault überspannt.
Das mittelalterliche Saint-Guilhem-le-Désert ist auch sehr schnuckelig. Der Ort zieht sich auf mehrere hundert Meter Länge in eine kleine Schlucht, an derem Ende ist das Kloster (Weltkulturerbe). Auf steilen Felsen hoch über dem Ort stehen noch Ruinen von Festungsanlagen.
Im weiteren Verlauf der Hérault-Schlucht zieht sich der Himmel immer weiter zu und es wird gewittrig. Als wir am südlichen Aussichtspunkt des Cirque de Navacelles ankommen, ist schon Gewitterglollen zu hören.
Auf steiler Abfahrt schießen wir 400 Hm hinunter nach Navacelles. Dort sind die wenigen Chambre d`Hotes belegt und die Gite Etape wohl auch. Wir entscheiden uns, möglichst schnell aus dem Kessel hinauszufahren und verpassen damit die Besichtigung des Ortes und die Kaskaden. Während der Auffahrt, etwa 100 Höhenmeter unter dem Plateau, trifft uns das Gewitter mit voller Härte und verweilt 45 Minuten über uns. Wir kauern uns unter einen kleinen Dornenbusch, um uns vor Starkregen und Hagel zu schützen und starren leer ins Tal. Das Tandem steht als Blitzableiter einige Meter entfernt. Die Luft ist spannungsgeladen und knistert. Ich nehme Geräusche war und drehe mich um, um die Felsseite der Straße im Auge zu haben. Wenig später krachen einige große Felsbrocken auf die Straße, 20 m von uns entfernt. Ja, wir haben Angst. Als es vorbei ist, finden wir in Blandas ein Chambre d`hote mit heißer Dusche, Heizung und einem sehr bequemen Bett.
Am nächsten Morgen wir fahren zurück zum Ort "des Grauens" und betrachten den Cirque nochmal vom nördlichen Aussichtspunkt. Ein wunderschöner Ort, vielleicht der schönste der Reise.