1. TagHätte hätte Fahrradkette, dann hätten wir doch besser den EC 207 nach Basel genommen und drei Stunden gewonnen und wenn wir in Basel alles richtig gemacht hätten, hätten wir auch noch 15 oios gespart. Jedenfalls sind wir kurz vor fünf in Wesserling gestartet.
Die ersten paar Kilometer auf Nebenwegen durchs Tal sind angenehm zu fahren. In den 30er jahren wurde angefangen, eine Eisenbahnstrecke von Fellering im Elsass nach St. Maurice im Moseltal zu bauen, das Projekt aber dann wohl aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben; zwei fertige Brücken stehen noch da.
Die Passstraße, 6,5 km bis zum Col de Bussang, war erträglich zu fahren, nicht viel Verkehr am Spätnachmittag, und alle, auch die LKWs, haben mit viel Abstand überholt und keiner hat gehupt, auch die anderen Tage nicht, wenn wir Straße fuhren.
Die Nebenstraße zur Moselquelle geht unmittelbar nach der Passhöhe ab und ist ausgeschildert, man muss nur drauf achten, sonst muss man von Bussang aus wieder hoch.
Obligatorischer Fotostop an der Moselquelle.
Die Voie Verte auf der alten Bahntrasse Bussang–Epinal startet in Bussang am Bahnhof,
auf dieser sind wir nach Fresse sur Moselle, zu unserem Hotel; sehr einfaches Landhotel an der Straße, aber sauber und ordentliche Dusche und für französische Verhältnisse ordentliches Frühstück. Zum Abendessen sind wir nach le Thillot geradelt und auf der Bahntrasse im dunkeln zurück.
2. TagAm nächsten Morgen etwas kühler, aber wieder sonnig, weiter auf der Bahntrasse bis zum Radkreiselabzweig bei Dommartin und dort auf die Bahntrasse Remiremont–Cornimont ins Moselottetal bis Cornimont.
Im unteren Teil ist das Moselottetal noch weit mit Wiesen, im mittleren Teil ab Vagney ist die Route sehr schön, felsig-schluchtige Trasse, aber im oberen Teil mehr durch Büsche zugewachsen, so dass man nicht so viel sieht.
In Cornimont wie auch schon unterwegs in beiden Tälern öfters aufgegebene Fabriken, zum Teil am verfallen.
Nach einer Mittagspause und bei etwas bedecktem Himmel sind wir zum Col de la Croix, ziemliche Steigung nach den Bahntrassen, 380 m auf 5,5 km, aber nicht schwer zu fahren.
Schöne Abfahrt nach Vagney ins Moselottetal auf wenig befahrener Straße. Im weiteren Verlauf ist die D43 aber verkehrsreich, weshalb wir bei le Syndicat wieder auf die andere Seite auf die Bahntrasse sind; wir hätten das schon direkt in Vagney machen sollen, kurz vor dem Kreisel müsste nach links zur Voie Verte ausgeschildert sein.
Remiremont haben wir uns nur kurz angesehen, schönes Städtchen mit Arkaden, und dann beschlossen, die 25 km nach Epinal zu fahren, damit die morgige Etappe nicht zu lang wird. Sicherheitshalber von Remiremont aus via dem bekannten booking-portal ein Hotel reserviert. Die Idee, unterwegs was zu suchen, wäre nicht aufgegangen: auf der „Nebenstrecke“ ist nur Éloyes, da gibts nix und die D157 auf der linken Moselseite wäre nicht schön zu fahren gewesen und außer einem Hotel direkt an der Autobahn scheints da auch nix zu geben. Die alte D42 ist zwar ganz schön zu fahren, da der Hauptverkehr auf der anderen Seite geht, aber landschaftlich lohnt sie sich nicht unbedingt, bis auf die Sandsteinfelsen hinter Archette. man kommt nicht durch größere Orte und von der Mosel sieht man meistens nix.
3. TagDas Hotel in Epinal war für eine Nacht ok, aber enge Dusche und nur ein Badetuch und ein Handtuch. Und rauschen von der Kajakstrecke des ehemaligen Kanals an der Mosel. Ganz nette Altstadt. Da wir das Frühstück französisch sparlich vermutet und deshalb ohne gebucht hatten, sind wir zur sehr schön renovierten Markthalle zum kaffeetrinken, mehr gabs auch noch nicht, um halb neun noch kein Marktbetrieb; der scheint hauptsächlich samstags zu sein. Die sehr nette Marktfrau, die uns den Kaffee gemacht hat, hat uns noch ein Schälchen mit frischen Obstschnitzeln gebracht, geschenkt! Und wollte kein Trinkgeld, hat uns auf ihrem Tablet ein Bild der Halle von 1911 oder so gezeigt.
Der Treidelweg am
Canal des Vosges ab Epinal ist schön zu fahren, am Anfang wassergebundene Decke, später asfaltiert und meist von schönen alten Platanen gesäumt. Ab der Departementgrenze (Vosges/Meurthe-et-Moselle) ist er nicht mehr asfaltiert und unbequem zu fahren. Parallel verläuft die D570, welche verkehrsarm und gut zu fahren ist. Man hat auch den Kanal nebendran, aber halt keinen direkten Blick auf die wilde Mosel auf der anderen Seite des Kanals mehr. Auch der Weg von Flavigny bis Les Turbines ist sehr schlecht zu fahren, Schlaglöcher, Asfaltbrocken, wir hätten besser die neue Straße auf der anderen Seite des Kanals genommen. Der
Verbindungskanal zum
Canal de la Marne au Rhin ist beeindruckend: er wird über einen kleinen Höhenzug geführt, wofür das Wasser für die ersten vier Schleusen aus der Mosel zur Scheitelhaltung hochgepumpt wird, daher der Name Les Turbines. Danach gehts mit zehn Schleusen auf ungefähr 2,5 km abwärts. Was für ein Aufwand damals! Von der Industrie dort ist kaum noch was übrig, außer Ruinen.
Etwas günstiges zum übernachten haben wir in Nancy nicht gefunden, da wir nicht zu weit nach Norden wollten; das hätten wir am nächsten Tag wieder zurück gemusst. Nancy ist recht touristisch durch die schöne Altstadt mit vielen Kneipen und Restaurants (alte Universität, viele Studierende) und den Place Stanislas, benannt nach dem ehemaligen
Wahlkönig von Polen, der danach aufgrund von adeliger Sippenwirtschaft das Herzogtum Lothringen bekam und in Nancy seinen Prunk entfaltet hat. In Nancy habe ich zum ersten Mal einen Spurbus gesehen.
4. TagWas brauchbares zum frühstücken zu bekommen ist schwierig; wir haben es bei einem Kaffee belassen und uns Picknickproviant besorgt. Aus Nancy raus gehts zuerst ein Stück am Kanal entlang, wo auf ehemaligen Industriebrachen Wohnhäuser gebaut wurden, wohnen am Fluss. Ab dem Verbindungskanal gehts leider die Departementsstraße durch die Salzindustrieanlagen von Varangéville + Dombasle, die Voie Verte fängt erst in Maixe an. Wir haben leider den Abzweig verpasst und von der Straße aus gesehen, dass es am anderen Ufer einen schönen, neu asfaltierten Treidelweg gibt und den dann ab Einville au Jard genommen. Im weiteren Verlauf gehts zweimal auf kleinen, kaum befahrenen Straßen am Kanal vorbei, was nicht weiter schlimm ist, aber ab Lagarde gehts richtig vom Kanal weg und über endlos geradeaus scheinende wellige Landstraße im Prinzip bis Gondrexange. Einen Reisebericht von Strasbourg nach Nancy gibts
hier im Forum.
In Réchicourt Kaffeepause, es zog immer mehr zu, dann quer rüber zum Kanal und diesem folgend, brachte paar km Umweg, war aber schöner, auch wenn der Weg in dem Bereich etwas holprig zu fahren ist. Die Landstraßen bringens nicht, die Landschaft auch eher agrarisch eintönig. Verpasst haben wir einen Abstecher zur
Schleuse Écluse de Réchicourt-le-Château, obwohl es ausgeschildert war. Vor und bei Gondrexange mussten wir etwas Regen unter Bäumen und Kanalbrücke abwarten, war nicht viel. Ab Xouaxange, komischer Name, kann man etwas beschwerlich am Kanal entlang (habe ich bei der Tour vor drei Jahren gemacht) oder der Ausschilderung folgend via Bébing auf der ehemaligen Bahntrasse
Sarrebourg–Troisfontaines, relativ neu asfaltiert und schön zu fahren, nach Hesse kommen, wo wir uns am Kanalhafen nochmal eine Viertelstunde untergestellt haben. Von unserem Hotel in Buhl, in einem Gewerbegebiet direkt an der Schnellstraße gelegen, gibt es keinen erträglichen Fußweg ins Städtchen Sarrebourg, obwohl gerade nebenan, weshalb wir ins einzige Restaurant dort, auf savoyisch gemacht, zum Abendessen sind. Bei den Tartes und Quiches und sonstwo scheint wohl immer Speck dabei zu sein, auch wenn explizit nur eine Käsesorte auf der Karte steht; ohne Speck nix, außer natürlich bei dem Chinesen in Epinal und dem Inder in Nancy, da gibts auch vegetarisch und vegan.
5. TagNach ausgiebigem, süßem Frühstück bei sonnigem Wetter um 10 uhr losgefahren. Im Unterschied zu vor drei jahren sind wir den ausgeschilderten Weg übern Berg nach Arzviller gefahren; sind zwar paar Höhenmeter mehr, aber schöner als die kaputte Asfaltstraße. Ich wollte mir diesmal das Schiffshebewerk ansehen, aber dafür hätten wir zum oberen Ende fahren müssen, immerhin 3 km hin und 3 km zurück, der Weg am unteren Kanal ist nach 300 m gesperrt. Jedenfalls ist der Weg an der durch das Schiffshebewerk ersetzten Schleusentreppe entlang immer wieder lohnenswert. Unterhalb ist dann schon richtig elsässer Trubel mit vielen Booten auf dem Kanal, sozusagen die weiße Wasserpest. Gegen viertel vor 12 waren wir in Saverne, gerade als ein Zug weg fuhr, der nächste 13:04, wie das samstags nachmittags so ist. Die Anschlusssituation Strasbourg – Offenburg ist nach wie vor beschissen. Wir sind dann mit paarmal umsteigen, zuletzt in Mainz auf einen Zug, den wir eigentlich garnicht hätten kriegen können, um 7 uhr zuhause gewesen.
Hierüber gibts noch paar mehr Bilder und den Track.