So dankbar ich euch für die Antworten bin, aber je mehr Antworten kommen, desto weiter gehen sie auseinander
Mir graust es NICHT bei dem Gedanke, eventuell mal etwas anzuziehen. Man muss berücksichtigen, dass die geplante Route durch ganz Skandinavien geht und eben nicht nur nördlich des Polarkreises. Daher werden "richtig kalte Nächte" eher die Ausnahme sein. Wenn ich dann das eine oder andere mal etwas mehr anziehen muss, dann sei es drum. Ein dickerer Schlafsack der mir bis -5° hilft kostet auch Transportgewicht. Das mit dem "trocken werden" ist so eine Sache. Wie soll ich bitte dafür sorgen, dass er vernünftig trocken wird, wenn es regnerisch ist? Dann muss ich ihn möglicherweise nass in eine Tüte packen.
Ich habe selbst gerade erst zwei Schlafsäcke gekauft, weshalb das in meine obige Antwort auch mit einfloss.
Das sich solche Empfehlungen teilweise weit auseinander bewegen, liegt aber auch in der Natur des Menschen, denn Temperaturempfinden und Wirklichkeit driften nicht bloß auseinander, sondern einige Menschen frieren bei höheren Temperaturen, als Andere.
Nun schriebst Du eingangs ja selbst, das der Schlafsack gerne leichter sein darf, Du nicht so schnell frierst und bei großer Kälte auch Unterkünfte aufsuchen wolltest.
Das spricht also für einen leichteren Schlafsack. Wie schon erwähnt, bezieht sich die Komforttemperatur auf entkleidete Personen, noch dazu in der Regel Frauen. Für Männer und Menschen mit geringer ausgeprägtem Kälteempfinden darf man sich an der Limit-Temperatur orientieren, die liegt meist auch nur ein paar Grad tiefer als der Komfortbereich. Es entspricht etwa dem Unterschied den lange Unterwäsche oder ein Inlet auch erzeugen.
Den Temperaturbereich kannst Du aber wirklich etwas niedriger ansetzen. Oft lassen sich Schlafsäcke am Fußbereich oder an der Seite von Unten öffnen, wodurch etwas Kühlung entsteht. Das geht aber nicht bei jedem Schlafsack. Aber wärmere Schlafsäcke enthalten mehr Füllmaterial. Das wiegt etwas mehr und vergrößert vor allem auch das Packmaß.
Bedenke, Du nimmst ja wohl auch noch Zelt und Matte mit. Das ganze Geraffel will also auch verstaut werden, speziell der Schlafsack auch noch wasserdicht. Hierbei helfen aber auch Plastiktüten im Inneren des Packsackes des Schlafsackes, so das der Sack auch trocken bleibt, wenn er mal durch Regen kutschiert wird. Die meisten mitgelieferten Packsäcke halten nur leichten Regen ab.
Die Abmessungen des Schlafsackes sind ein noch wichtigeres Kriterium für die Auswahl. Sowohl Länge als auch Schulterbreite sollten genug Raum bieten.
Bei der Länge sollte der Sack nicht zu knapp bemessen sein, da man liegend oft ein paar Zentimeter größer ist als stehend und man auf die eigene Körpergröße gut 5cm draufschlagen darf.
Es erzeugt sonst kalte Zehen, wenn diese gegen das Material am Fußteil drücken und dadurch das Luftpolster platt gedrückt wird, das dort wärmen soll. Lieber also einen längeren Sack wählen, das hält die Füße besser warm.
Wenn die Umgebung sehr kalt wird, ist ein gängiger Tipp außerdem, die Schuhe mit in den Schlafsack zu nehmen und dort warm zu halten. So erspart man sich am Morgen die kalten Füßen nach dem ankleiden. Das geht natürlich nur, wenn etwas Extralänge vorhanden ist, denn woanders als im Fußteil würden Schuhe im Mumiensack wirklich nur stören.
Ganz allgemein komfortabler ist ein breiterer Schlafsack. Üblich sind Breiten von gut 75cm oder auch als Umfang mit 150cm angegeben. Das passt vielen und wird doch oft als zu eng empfunden. Sich im Schlafsack drehen, ist dann kaum möglich. Oder falls doch, nicht mehr so einfach wieder zurück in die Ausgangslage.
Mir war ein Schlafsack mit 75cm Breite zu eng, was ähnlich wie an den Füßen ebenfalls die Isolierung verringert. Durch ein Sonderangebot griff ich zu einem Schlafsack mit 80cm Breite und stellte nach einer Testnacht fest, das mir das bereits genug Platz bietet.
Den Umfang meines Oberkörpers mitsamt der Oberarme maß ich mit 145cm. 150cm Umfang (beim 75er) lagen also recht stramm an, die aktuell 160cm genügen mir.
Zu Breit kann der Schlafsack zwar nicht sein, denn er lässt sich am Kopfende trotzdem verschließen, jedoch hält sich die Wärme im größeren Innenvolumen nicht nur rund um den Körper auf, sondern auch in den nicht ausgefüllten Regionen. Es dauert also auch länger, bis sich die Körperwärme im Schlafsack ausgebreitet hat.
Und je größer, desto schwerer.
Dies alles beeinflusst zusätzlich, wie warm der Schlafsack tatsächlich empfunden wird.
Allgemein habe ich festgestellt, das nach Kauf von nur zwei Schlafsäcken bereits durch geringe Größenunterschiede deutlicher Komfortgewinn erbracht wurde. So stellte ich fest, das der preiswerte Kufa-Sack mir mit 215x75cm zu knapp war und bereits ein Sack mit 220x80cm bequemer und subjektiv wärmer wurde.
Dieser zweite Sack ist zwar mit Daune gefüllt, aber der angegebene Temperaturbereich ist vergleichbar.
Der Kufa-Sack war zudem mit 700g Gewicht ausgewiesen, Nachwiegen ergab aber mit Packsack 780g.
Der Daunensack hingegen sollte 900g wiegen und zeigte auf der Waage 860g. Trotz er größer und schwerer ist, lässt sich der Daunenschlafsack aber auch stärker komprimieren. So liegt das Packmaß bei dem Kufa bei 28x16cm (LxØ), während der Daunensack schon lose gestopft 23x15cm (LxØ) kompakter ist. Durch den Packsack mit Kompressionsriemen lässt sich das Päckchen noch verändern. Dann lässt sich die Daune noch auf 20x16cm stauchen und die Rolle wird dabei etwas dicker.
Gegen Kondenswasser im inneren des Zeltes kann man einen Schlafsack zudem auch äußerlich imprägnieren. Das Fußteil zu behandeln, dürfte wohl auch schon genügen. Einige Schlafsäcke sind allerdings auch schon ab Werk wasserabweisend. Der muss also gar nicht so schnell nass werden, wie hier oft befürchtet.
Noch was zum bekleideten schlafen.
Das ist durchaus clever, denn es spart Gewicht und Volumen im Gepäck. Wenn man mit einer Art Schlafanzug, also lange Thermounterwäsche und Socken in den Schlafsack steigt, ist das natürlich wärmer und diese Kleidung nimmt man ja in der Regel sowieso mit. Im Ausgleich darf der Schlafsack dann auch etwas leichter ausfallen.
Bei längerer Tour ergibt sich zudem eher die Möglichkeit die Wäsche zu waschen als gleich den ganzen Schlafsack. Nach ein paar Tagen ist die Schlafunterwäsche also wieder Aprilfrisch, während der Schlafsack bei Nutzung ohne Extraunterwäsche oder Inlet zunehmend völkisch duftet (um diesen Begriff mal für mich passend in die Alltagssprache einzugliedern).
Zu guter Letzt noch ein Tipp.
Mumienschlafsäcke gibt es meist in zwei Ausführungen, mal mit Reißverschluss an der linken, mal an der rechten Seite. Das hat zwei Hintergründe:
1. Je einen Schlafsack mit Reisverschluß Links und Rechts kann man zu einer großen Hülle verbinden, was zwei Übernachtende mehr Intimität ermöglicht und auch ein gegenseitiges Wärmen ermöglicht.
2. Solo verwendet, ist es für Rechtshänder einfach, den Reißverschluss auf der linken Seite öffnen und schließen zu können. Das gilt unisono für Linkshänder für den Reißverschluss auf der rechten Seite.
Immerhin endet der Reißverschluss an der Schulter, so das man dort nur mit dem gegenüber liegenden Arm überhaupt dran kommt.
So kommt es auch, das manchmal die Variante Links bereits ausverkauft ist oder teurer als Rechts, da es eben signifikant mehr Rechtshänder gibt.
Ich habe mir allerdings den Daunensack mit großzügigen 60% Rabatt und dem für mich unpraktischeren Reißverschluss auf der rechten Seite gekauft, das eben der Linke nicht so großzügig rabattiert war. Geht für die paar Tage auch.