VorbemerkungWie in den Vorjahren wollte ich auch 2014 mit meinem Schulfreund
Vom Ruhrgebiet in den Schwarzwald und zurück (Reiseberichte) fahren. Aber schon im Dezember 2013 war klar, daß die Ländletour in der Art, wie wir sie mochten, nicht mehr stattfand. So schauten wir uns nach Alternativen um.
Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für die Tour de Osten, die vom 20.7. bis 26.7.2014 stattfinden sollte. Einchecken und Begrüßungsabend war der 19. Juli in Magdeburg. Das Reiseziel war Lübeck. Als Übernachtungsmöglichkeit wurde Turnhalle oder Hotel angeboten. Da Zeltübernachtung nicht vorgesehen war, entschieden wir uns für das Hotel!
Bernhard plante seine Anreise vom Hochrhein mit Bahn und Fernbus, ich wollte wieder vom Ruhrgebiet aus mit dem Rad anreisen. Der Rückweg sollte ebenfalls mit dem Rad erfolgen.
Damit stellte sich die Frage, ob ich die komplette Tour mit An- und Abreise im Hotel übernachte oder ob ich ein Zelt mitnehme. In Summe aller Teile würde zelten ein Mehrgewicht von 7 kg bedeuten. Ich beschloß, diese Entscheidung kurzfristig vom Wetter abhängig zu machen.
Als es soweit war, versprach die Wettervorhersage für die nächsten Tage trockenes warmes Wetter und ich entschied mich für die Mitnahme des Zelts. Natürlich hatte ich vorher den Familienvorstand befragt:
Ich: „Soll ich das Zelt mitnehmen? Das sind 7kg mehr.“
Sie: „Und tausend Euro!“
Das war zwar etwas hoch gegriffen, aber es vereinfachte die Entscheidung!
Bei der Tour de Osten gab es Gepäcktransport. Man konnte aber nur 1 Gepäckstück abgeben! Somit hatte ich wieder meinen großen Seesack dabei, wo außer Zelt, Schlafsack und Isomatte auch noch eine volle Ortliebtasche und Wäsche zur Entlastung der anderen Ortliebtasche rein passten.
Ein Hinweis in eigener Sache: Die Rechtschreibreform ist erst teilweise bei mir angekommen und wird zusätzlich hin und wieder ignoriert. Die Schreibweise mag für jüngere Leute daher manchmal etwas ungewöhnlich sein. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
Anfahrt Magdeburg
Tag 1: Sonntag, 13.7.2014
Start: Oberhausen/Rheinland
Ziel: Camping Helbach, Hamm-Uentrop
Strecke: ca. 101 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nuvoievzcamgotpw
Bei dieser Reise hatte ich nur Wanderbekleidung dabei, keine Radhosen, keine Trikots und keine Fahrradjacke. Das spart durch geschickte Kombination der Teile mehr als ein Kilogramm Gepäck!
Morgens um sieben machte ich mich auf den Weg. Das Ruhrgebiet wollte ich so schnell wie möglich verlassen, aber das ist gar nicht so einfach, wenn man von Oberhausen nach Osten und das Ballungsgebiet somit in fast seiner gesamten Länge durchfahren will. Ich wählte die Strecke entlang des Rhein-Herne-Kanals. Hier erhoffte ich mir freie geräumte Wege. Hierzu muß man folgendes wissen: Am Pfingstmontag, also ca. 5 Wochen vor meiner Abfahrt, gab es im Großraum Köln-Ruhrgebiet den stärksten
Gewittersturm seit Jahrzehnten. Tausende umgeknickte Bäume versperrten Wege, Straßen und Bahngeleise. Viele Wälder, Parkanlagen und Wege waren wochenlang gesperrt. Auch der Ruhrtalradweg war im Bereich Essen gerade erst wieder frei gegeben worden. Der Norden des Ruhrgebiets war nur vergleichsweise wenig betroffen und ich war der Meinung, daß alle Wege entlang des Kanals wieder frei sind.
Diese Überlegung stimmte auch – beinahe! Ganze Waldstücke fehlten und die Stämme lagen säuberlich gestapelt neben den Wegen. Nur an die Bearbeitungsmaschinen, die das alles erledigt haben, hatte ich nicht gedacht. Die Wege waren kaputt gefahren und noch nicht wieder hergerichtet. Am Vorabend hatte es bei uns einen starken Gewitterregen gegeben und alles war naß und schlammig. Schon bald sah ich genauso aus.
In Gelsenkirchen hatte man aber einen Baum übersehen.
Die Mountainbiker hatten sich einen Trail durch die Büsche gefahren, und den mußte ich jetzt wohl oder übel ebenfalls benutzen. Was solls – dreckig war ich sowieso schon.
Danach wurden die Wege deutlich besser und ich kam auch gut vorwärts. Auch das Wetter sah stabil aus.
In Castrop-Rauxel erinnerte die Kunst am Wegesrand an das heutige WM-Endspiel.
Ob ich es überhaupt sehen würde, war an dieser Stelle noch nicht klar.
Kurz darauf zog ein Gewitter auf. Es gelang mir, Blitz und Regen in einem Bushaltestellenhäuschen abzuwettern. Danach fuhr ich weiter, die Straßen und Wege waren aber gut eingeweicht und kurz vor Lünen hatte mich der Pfingststurm Ela wieder eingeholt.
Die provisorische Umgehung dieses Hindernisses war durch den Regen, der erst wenige Minuten vorher aufgehört hatte, so überschwemmt, daß ich mich entschloß, einen anderen Weg zu suchen. Aber auch hier mußte ich durch knöcheltiefen Schlamm.
Entlang der Lippe fahrend erreichte ich bald Hamm. Als ich am Bahnhof vorbei kam, kam mir
Reinhard Mey in den Sinn. Ich überprüfte aber nicht, wieviel sich hier in letzten 50 Jahren geändert hat.
Bald erreichte ich den Campingplatz in Uentrop, direkt an der Lippe gelegen. Er war mit sofort sympathisch, denn er hatte gut sichtbar neben dem Sanitärgebäude einen Wasserschlauch, mit dem ich mein Rad, mein Gepäck und mich abspritzen konnte. Vor dem Eingang befand sich ein Restaurant und im Rezeptionsgebäude wurde das Public Viewing für das Endspiel vorbereitet.
Der Sieg für Deutschland rundete den Abend dann ab, hatte aber auch einen negativen Aspekt. Auf dem Campingplatz und auch ringsum wurden Feuerwerkskörper gezündet. Hupende Autokorsos umkreisten den Zeltplatz. An Schlaf war bis weit nach Mitternacht nicht zu denken.
Anfahrt Magdeburg
Tag 2: Montag, 14.7.2014
Start: Camping Helbach, Hamm-Uentrop
Ziel: Camping Quellental, Detmold-Pivitsheide
Strecke: ca. 77 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=erveltkgtxgtedwp
Als ich morgens los fuhr, nieselte es, aber St. Ludgerus bei Beckum sorgte wohl für schönes Wetter.
Es war schon 9 Uhr durch, bis ich in Diestedde eine Bäckerei fand, wo ich ein Frühstück kaufen konnte.
Am späten Vormittag erreichte ich Rietberg. Fast ein Stunde hielt ich mich hier auf, spazierte durch die Wallanlagen und die Altstadt und machte Fotos.
Fachwerkhäuser
und Brunnen
verzieren die Innenstadt.
Bei Stukenbrook-Senne erreichte ich den Europaradweg R1. Gleichzeitig ist hier das sumpfige Quellgebiet der Ems. Jeder, der mal Soldat war, hat vom Senne-Lager gehört und weiß, daß hier vor allem Sand ist. Mitten drin war ich mit meinem beladenen Rad. Ich war auf dem R1 und bei manchmal mißverständlicher Beschilderung auch nicht und gleichzeitig entweder im Sand oder in der Matsche. Und dann kam da noch die Berliner Mauer dazu.
Trotz touristischer Beschilderung habe ich alles nicht so richtig verstanden und fühlte mich hier nur ‚Fehl am Platz‘. Durch naturbelassenen Untergrund kämpfte ich mich vorwärts. Erst ein Eis in Augustdorf richtete mich wieder auf, so daß ich den Höhenzug des Toutoburger Waldes mit frischer Kraft überqueren konnte.
Der Campingplatz Quellental liegt zwar jenseits des Gebirgskamms, aber längst nicht im Tal. Die Rezeption konnte ich nur telefonisch erreichen. Fernmündlich wurde ich eingewiesen, Dusche und Toilette schloß mir ein liebenswürdiger Dauercamper auf. Die offizielle Platzbelegung und Schlüsselübergabe, ausnahmsweise ohne Pfand, erfolgte erst am späten Nachmittag.
Daß ich zum Essen ins Tal nach Pivitsheide fahren muß, erfuhr ich schon von dem Dauercamper. Was er aber nicht wußte, war, daß an diesem Montag alle Lokale im Ort geschlossen hatten. Sogar die beiden Imbißstände hatten zu. Es waren allerlei Gründe angegeben: ‚Montag Ruhetag‘, ‚Wegen Krankheit geschlossen‘, ‚Betriebsferien‘, ‚wegen Renovierung geschlossen‘, ‚Geschlossene Gesellschaft‘ und einige Lokale waren nur noch als Gebäude, aber nicht mehr als Restaurant existent. Über 10km bin ich hin und her und hoch und runter gefahren, um schlußendlich bei Aldi einzukaufen. Der kulinarische Tiefpunkt dieser Radtour – oder auch nicht, denn besser als Schnitzeleinerlei war es allemal!
Abends saß ich dann allein im Gemeinschaftsraum des Campingplatzes und verzehrte die soeben eingekauften Leckereien. Nebenbei plante ich die Tour für den nächsten Tag. Den R1 weiter zu fahren, hatte ich verworfen, denn er führte zunächst weiter durch den Teutoburger Wald, fernab jeder Frühstücksmöglichkeit, bis zu den Externsteinen. Die kannte ich aber schon und so habe ich mir für den nächsten Tag Detmold für die Frühstückspause und das Städtchen Blomberg für die Mittagspause ausgedacht. Die Nacht wollte ich auf einem Campingplatz in der Nähe von Stadtoldendorf verbringen.
Anfahrt Magdeburg
Tag 3: Dienstag, 15.7.2014
Start: Camping Quellental, Detmold-Pivitsheide
Ziel: Camping Brockenblick, Emmerborn
Strecke: ca. 86 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jtuwiyirkecoeqtj
Ich startete auf dem R1 und wunderte mich an der Abzweigung, die mich ins Zentrum von Detmold führen sollte, daß auch der R1-Wegweiser in diese Richtung zeigte. Später fand ich aber keine Radweghinweise mehr, so daß ich zu dem Schluß kam, daß da ein Schild verdreht sein mußte.
In Zentrum von Detmold stand ich bald vor der Fußgängerzone und suchte nach dem Schild, das mir die Durchfahrt erlaubt hätte. Ich sah aber nur zwei Polizisten, die mich neugierig beobachteten. Vor der roten Ampel kamen wir ins Gespräch, über Radreisen und Ortliebtaschen und so. Ich hoffte, die freundliche Atmosphäre ausnutzen zu können und ein Dispens zur Durchfahrung der Fußgängerzone zu erhalten. Unschuldig fragte ich nach dem Weg. Die Antwort war, wie bei korrekten Beamten leider zu erwarten: Ich müsse durch die Fußgängerzone
schieben. Da ich weiter wollte, die Polizisten aber stehen blieben, schob ich also – bis um die nächste Ecke. Auch wenn ich eine Ordnungswidrigkeit durch ‚Befahren einer Fußgängerzone‘ hätte begehen wollen, ich konnte nicht. Die Fußgängerzone war hier zu Ende.
Gegen Mittag erreichte ich Blomberg, passend zum Namen natürlich auf einem Berg.
Orte mit mittelalterlichem Flair faszinieren mich immer wieder. Ich schlenderte durch die Straßen
bis in den Burghof.
Vor dem Rathaus verweilte ich eine ganze Weile und genoß meine Mittagsruhe.
Durch hügeliges Gelände ging es weiter. In Polle erreichte ich die Weser und den ersten Kreuzungspunkt mit meiner
Edersee bei Sonne und Regen (Reiseberichte).
Ich saß an der Weser und wähnte mich glücklich, die schlimmsten Steigungen dieser Sommerfahrt überstanden zu haben. Bis Stadtoldendorf waren keine Berge mehr zu erwarten und auch für die morgige Strecke hatte ich so eben wie möglich geplant. Hinter Goslar werde ich mich dann in der Norddeutschen Tiefebene befinden.
Zufrieden machte ich mich auf die Weiterfahrt. Bis Bevern lief alles bestens und jetzt kam nur noch das kurze Stück bis Stadtoldendorf und dort der Abzweig zum Camping Brockenblick in Emmerborn.
Entgegen jeder Erwartung ging es plötzlich nur noch bergauf. Irgendwann realisierte ich: ich war wieder auf dem R1 – ein touristischer Radweg, der jeden Hügel mitnimmt! In Stadtoldendorf bog ich wieder vom R1 ab, um die letzten 5km bis zum Campingplatz zu fahren. Hier fing die Steigung erst richtig an, bis zu 15%. Schieben ging gegen meine Ehre. Ich schaltete den kleinsten Gang und kämpfte mit zusammengebissenen Zähnen den Berg hoch. Der Name Brockenblick hätte mich stutzig werden lassen müssen – aus einem Loch kann man den Brocken im Harz wohl kaum sehen.
Nach 3km hatte ich den bisher höchsten Punkt des heutigen Tages mit 320mNN erreicht. Vor 2 Stunden an der Weser hatte ich mit 80m NN die niedrigste Stelle des heutigen Tages passiert. Auf der Passhöhe wartete ein Mopedfahrer auf mich, der mich kurz vorher mit der letzten Kraft seines Motörchens überholt hatte. Er war begeistert von meiner Leistung, denn er hätte diesen Berg in seiner Jugend nur ohne Gepäck bezwungen und heute gar nicht mehr.
Genauso steil, wie es hoch ging, ging es jetzt wieder runter. Endlich kam ein Hinweisschild zum Campingplatz – und es ging wieder steil bergauf. In 340m Höhe NN schlug ich mein Zelt in Emmerborn auf. Der Ort bestand aus einer Hand voll Häuser und dem Campingplatz. Eine Gaststätte hat es hier nie gegeben!
Ich fragte das Betreiberehepaar, wo ich denn ein Abendessen bekommen könnte?
„In Stadtoldendorf gibt es mehrere Restaurants“
„Noch mal über den Berg? Das schaff‘ ich nicht!“
„Auf der anderen Seite, 8km weiter in Dassel gibt es auch was. Dahin geht es nur bergab!“
„Dann muß ich nach dem Essen wieder 8km bergauf fahren. Da komm ich schon wieder hungrig oben an. Gibt es denn keine andere Möglichkeit?“
Da meinte die Dame des Platzes trocken: „Doch, ich mach Ihnen einen strammen Max. Ist das ok?“
Ich: „Oh, wunderbar. Das nehm ich sofort an.“
Daraufhin der Ehemann: „Und ein Bier könn‘se bei mir auch kriegen.“
Nach dem Duschen saß ich auf der Terrasse der Platzbesitzer und wir hatten einen angenehmen Abendausklang!
Anfahrt Magdeburg
Tag 4: Mittwoch, 16.7.2014
Start: Camping Brockenblick, Emmerborn
Ziel: Goslar, Camping Sennhütte
Strecke: ca. 88 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hrmlitmgxigkfqef
Schon vor 8 Uhr war ich wieder auf meinem Weg Richtung Osten. Dassel war das erste Ziel, um zu frühstücken. 8 km bergab waren mir vorhergesagt worden und ich genoß es. Auch nach dem Frühstück ging es tendenziell bergab weiter. Ab Eilensen war ich wieder auf dem R1 und natürlich führte er mich kurz vor Einbeck über einen kleinen Hügel. Die Stadt Einbeck war mir gestern Abend als sehenswert geschildert worden, besonders die Altstadt. Um sie zu sehen, mußte ich allerdings den R1 verlassen und einen kleinen Schlenker fahren. Da hier gerade Markt war, habe ich geschoben und mir das Treiben und die alten Gebäude zu Fuß angeschaut.
Von der Stadtmauer ist nicht mehr viel vorhanden. Die Mauerreste links an diesem Fachwerkhaus sollen noch ein Stück davon sein.
Mein nächster ‚Kulturstopp‘ war in Bad Gandersheim. Die Stiftskirche hat sich bei meinen Reisevorbereitungen als besichtigenswert hervorgetan, also habe ich sie auch besucht.
Mein Gesamteindruck der Stadt hielt sich aber in Grenzen. In Erinnerung blieb nur die ruhige Mittagspause auf dem Kirchplatz im Sonnenschein!
Viel mehr in Erinnerung blieb mir der Höhenzug Heber, der quer hinter Bad Gandersheim liegt. 140 Höhenmeter waren zu überwinden, teilweise mit ca. 10% Steigung. Hier zeigt der R1 wieder, was in ihm steckt. Danach ging es nur noch auf und ab, nicht viel, aber immer wieder. Streckenweise hatte ich eine Bahnlinie neben mir mit einer bahntrassenüblichen sehr geringen Steigung. Auf meinem achterbahnänlichen Holperweg neben den Schienen fand ich das sehr frustrierend. Die Radwegplaner wußten offenbar, daß hier sehr viel Niederländer fahren, denen man unbedingt mal Berge erklären muß. Ein (holländisches) Pärchen habe ich hier überholt. Bei ihr hatte ich den Eindruck, daß sie, falls sie den Tag überlebt, nie wieder Rad fahren will! Kurz vor Langelsheim hatte ich dann auch die Faxen dick, denn der R1 machte hier eine rechtwinklige Kurve direkt in den Harz. Ich bog auf die Landstraße ab. Diese führte zwar auch bergauf, aber mit einer gleichmäßigen rentnergerechten Steigung.
Der Camping Sennhütte liegt ca. 2km außerhalb von Goslar in den Vorbergen des Harzes. Mit 320m NN stand mein Zelt wieder beinahe so hoch wie letzte Nacht.
Ich ging gerade zum Essen ins Campingplatzrestaurant, als das Radlerpaar vom Nachmittag den Platz erreichte. Wortlos und mit steinernem Gesicht fuhren sie an mir vorbei. Als ich aus der Gaststätte zurück kam, waren sie am essen – jeder für sich und mindestens 10m voneinander entfernt. „Kann der Haussegen noch schiefer hängen?“ dachte ich so für mich. „Ob das das Ende dieser Radreise ist?“
Anfahrt Magdeburg
Tag 5: Donnerstag, 17.7.2014
Ruhetag mit Stadtbesichtigung in Goslar
Strecke: 0 km
Für heute hatte ich schon bei der Vorbereitung einen Ruhetag eingeplant. Daß ich den so nötig brauchen würde, hatte ich bei der Streckenplanung zu Hause aber nicht gedacht. Die andauernden Hügel der letzten Tage hatten mich geschafft! Das Fahrrad wollte ich heute stehen lassen.
Das Wetter war seit dem letzten Gewitter bei Lünen immer sonniger und wärmer geworden. Der Tag bot sich geradezu an, Wäsche zu waschen.
Bei der Gelegenheit kam ich auch mit der Holländerin vom Vortag ins Gespräch. Sie erzählte, daß sie auf dem Weg von Amsterdam nach Berlin wären und jedes Jahr so eine Radtour machten. Letztes Jahr wären sie in Hamburg gewesen. Von den Leiden der gestrigen Fahrt war keine Spur mehr zu bemerken.
Ein anderes niederländisches Paar machte sich fertig zur Weiterfahrt. Ihr Ziel war Warschau, von wo aus sie mit dem Zug nach Hause fahren wollten.
Nach getaner ‚Hausarbeit‘ machte ich mich auf den Fußweg in die Altstadt von Goslar. Zu Hause hatte ich mir alle Sehenswürdigkeiten aus dem Internet auf mein Kindle-ebookreader kopiert (ebenso von Magdeburg und Lübeck). Bevor ich mich auf die Besichtigungstour machte, wollte ich frühstücken. Es dauerte aber eine Weile bis ich in der Stadtmitte, direkt neben dem Rathaus, fündig wurde. Da das Frühstück gut, reichhaltig und preiswert war, prüfte ich die Speisekarte auf ein mögliches Abendessen und wußte: dieses Lokal kommt in die nähere Wahl, falls ich abends noch in der Stadt sein würde.
Der folgende Rundgang führte mich an allen Kirchen, Türmen und historischen Gebäuden vorbei. Ein gelegentlicher Kontrollblick ins Kindle garantierte, daß ich auch nichts vergesse. Ich war in der Kaiserpfalz und ließ mir eine Führung gefallen und ich bestieg den Turm der Marktkirche und genoß den phantastischen Rundblick.
Irgendwann am Nachmittag machte ich mich auf den Weg in das schon bekannte Lokal. Der Goldene Adler auf dem Weg dahin war leider nicht eßbar, die Grillhaxe und das Weizenbier hinterher umso mehr!
Ich hätte vorher nicht gedacht, daß ich in Goslar einen ganzen Tag verbringen könnte ohne eine Spur von Langeweile. Eine wirklich sehenswerte Stadt. Die vielen Bilder, die ich gemacht habe, will ich Euch aber hier nicht antun, die müßt ihr (bei Interesse) auf dem
Bilderhoster anschauen.
Zurück auf dem Campingplatz war nur noch ‚Relaxen‘ als Vorbereitung zur nächsten Etappe angesagt.
Anfahrt Magdeburg
Tag 6: Freitag, 18.7.2014
Start: Goslar, Camping Sennhütte
Ziel: Camping Großer Schachtsee, Wollmirsleben
Strecke: ca. 97 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jksicvygpnojfbxw
Kurz vor acht war ich wieder auf Tour. Goslar ließ mich aber noch nicht los. Eine Außenbesichtigung des Zwingers war noch auf der ‚To do‘-Liste, denn den hatte ich am Vortag nicht gesehen.
Kaum aus der Stadt raus, wurde die Landschaft idyllisch.
Schön war‘s, aber nicht schön zu fahren.
Und außerdem war es falsch. Der richtige Weg hätte durch die Furt geführt, die ich beim Vorbeifahren aber ignoriert hatte.
Der Tag wurde immer heißer und meine Wasserflaschen immer leerer. Gegen Mittag erreichte ich einen Biergarten, den ich zu einer Pause nutzte und wo ich auch meine Flaschen wieder auffüllen konnte. Was ich hier noch nicht ahnte – es war die letzte Gelegenheit bis Wollmirsleben. Wenige hundert Meter weiter erreichte ich die ehemalige Grenze
und die Infrastruktur änderte sich grundlegend. Ich fuhr auf Betonplattenwegen
und kam an keiner Gaststätte mehr vorbei, zumindest an keiner offenen. Zu meiner Überraschung waren die Betonplatten aber eben und ohne Kanten verlegt und fast alle sehr gut zu fahren! Die Ortskerne waren saniert, aufgeräumt und menschenleer wie hier in Derenburg.
Ab hier wollte ich den Holtemme-Radweg fahren. Der Beginn des Weges war aber so zugewachsen, daß ich mich nicht getraut habe, ihn zu nutzen. So bin ich im Kreis wieder Richtung Derenburg gefahren und dann weiter auf der Landstraße nach Halberstadt.
In Halberstadt spazierte ich durch die Innenstadt, besichtigte Dom und Martinikirche und genehmigte mir ein Eis. Nebenbei erfuhr ich von einem Einheimischen, daß der Holtemme-Radweg eigentlich ganz gut befahrbar wäre und auf jedenfall besser als die L82, die ich benutzt hatte. Sei’s drum – vorbei ist vorbei! Für die Weiterfahrt riet er mir, auf den LPG-Betonplattenwegen weiter zu fahren, da diese besser in Stand gehalten würden als die ausgeschilderten Radwege und allemal besser zu fahren sind als die Landstraßen. Das Problem ist, daß sie oft auf keiner Landkarte verzeichnet sind und daher schwer zu finden.
An diesem Tag fand ich keinen Betonplattenweg mehr, der in meine Richtung führte, sondern ich fuhr durchweg auf der B81 bzw. auf Radwegen daneben bis Egeln.
Eine kleine Stadtrundfahrt zur Erkundung der kulinarischen Möglichkeiten zeigte, daß nach 18 Uhr mehrere Gaststätten offen haben. Es war aber erst 17 Uhr und so fuhr ich weiter und erreichte um 17.30 Uhr den Campingplatz am Großen Schachtsee in Wollmirsleben. Direkt nach dem Zeltaufbau bekam ich hier auch ein kleines preiswertes Abendessen und brauchte die halbstündige Fahrt nach Egeln nicht zu machen. Zum Tagesabschluß konnte ich noch ein Bad im See nehmen.
Anfahrt Magdeburg
Tag 7: Samstag, 19.7.2014
Start: Camping Großer Schachtsee, Wollmirsleben
Ziel: Magdeburg
Strecke: ca. 32 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vbpmyxxozcvupdsg
Heute konnte ich es ruhig angehen lassen, denn bis Magdeburg waren es nur noch 30km. Einchecken zur Tour de Osten sollte zwischen 12 und 18 Uhr möglich sein. Ich hatte also jede Menge Zeit. Die Sonne schien und das Zelt sollte erst mal gründlich trocknen, denn es verschwand jetzt für eine Woche im Packsack!
Neben mir zeltete eine Familie mit 2 kleinen Mädchen im Kindergartenalter. Eine davon schaute meinem Treiben interessiert zu und unterzog mich einem Kreuzverhör.
„In so einem kleinen Zelt schläfst du?“
„Hast du auch eine Frau?“
„Hast du auch Kinder?“
„Warum sind die nicht dabei?“
Ich antwortete natürlich auf jede Frage und baute dabei mein Zelt ab. Als ich den den Boden einrollen wollte, war dieser von unten noch naß und ich putzte alles mit einem Tuch trocken. Für das Kind war das etwas unverständlich, denn es war seit Tagen über 30 Grad warm und hatte nicht geregnet. Prompt kam die Frage:
„Warum ist das naß? Hat da einer drauf gepullert?“
Nachdem auch diese Frage zur Zufriedenheit geklärt war, begab ich mich in den Schnellimbiß zum Frühstück.
Danach machte ich mich auf kleinen Wirtschaftswegen durch plattes Land auf nach Magdeburg. Ich war endgültig im Norddeutschen Tiefland angekommen.
In Altenweddingen entdeckte ich eine Kirche mit einem Gefallenendenkmal, wie man es nicht alle Tage sieht.
Es muß nicht immer blanker Marmor mit Namenslisten sein!
Wenige Minuten vor 12 Uhr war ich in Magdeburg an der angegebenen Adresse, wo in einer Turnhalle die Anmeldeprozedur stattfinden sollte. Ich fand keine Turnhalle und keine Hinweisschilder, nur eine offene Toreinfahrt und die Anzeige „Bauamt Magdeburg“. Ich fuhr eine kleine Ehrenrunde durch die umliegenden Straßen und befragte Passanten. Das brachte aber keine brauchbare Information. Punkt zwölf war ich wieder am Tor des Bauamtes. Hier hängte eine Frau gerade Zettel auf: Anmeldung Tour de Osten – in das eingezäunte Gelände einfahren, am Bauamt vorbeifahren und dann rechts!
Inzwischen waren auch schon ein paar Leute da. Die Anmeldung erfolgte jetzt zügig. Jeder bekam ein Teilnehmerarmband, ein Tour-T’Shirt und die Essenmarken für die Mittagsverpflegung.
Per SMS hatte ich meinen Freund Bernhard kontaktiert. Er war inzwischen am Bahnhof in Magdeburg eingetroffen und auf dem Weg zur Anmeldung. Während der Wartezeit unterhielt ich mich mit anderen Tourteilnehmern. Es stellte sich schnell heraus, daß ein großer Teil in der Vergangenheit die Ländletour gefahren waren und jetzt so wie wir zur Tour de Osten umgeschwenkt sind.
Nachdem Bernhard eingetroffen und seine Anmeldung erledigt war, suchten wir das Intercity Hotel auf, wo wir zwei Nächte verbringen sollten. Es lag zentral neben dem Hauptbahnhof mit kurzer Anbindung zur Altstadt. Die Zimmer waren gut, aber durch die Sonne, die seit Tagen durch die Scheiben ungehindert in das Zimmer schien, auf mindestens 40 Grad aufgeheizt. Eine Klimaanlage war nicht vorhanden. Wir öffneten die Fenster, doch so schnell kühlte sich nichts ab. Wir machten also alsbald mit den Rädern eine Stadtrundfahrt und schauten uns Magdeburg an.
Ein Blickfang in der Fußgängerzone ist der
Faunenbrunnen in der Fußgängerzone, der noch aus Vorwendezeiten stammt. Etwas neuer ist das
Hundertwasserhaus.
Nach dem Abendessen fuhren wir zum Mückenwirt an die Elbe. Hier fand die Einführungsveranstaltung statt. Bei einem Glas Bier lernten wir hier weitere Tourteilnehmer kennen und bekamen den organisatorischen Ablauf der Reise erklärt.
Beim Mückenwirt waren über 200 Radfahrer versammelt. Wie kann man so einen Haufen zusammen halten? Gibt es Lokale, wo 200 Leute gleichzeitig essen und trinken können? Ich kann nur sagen: das Problem wurde gelöst und es hat gut funktioniert!
Nach Abschluß des offiziellen Teils der Veranstaltung kehrten wir in unser Hotelzimmer zurück, doch da war es noch fast genauso warm wie am Nachmittag. Also setzten wir uns noch bis nach Anbruch der Dunkelheit auf eine Bank in der Fußgängerzone zum Lesen.
Die Nacht verbrachten wir dann im Zimmer bei offenem Fenster, aber die Wärme und die quietschenden Bremsen der einfahrenden Nachtzüge hielten mich noch lange wach. Auch die Bahnhofsdurchsagen waren sehr gut zu verstehen.
„Der Zug, planmäßige Einfahrt um Zweiuhrzehn, hat acht Minuten Verspätung ….“ wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Tour de Osten
Tag 8: Sonntag, 20.7.2014
Start: Magdeburg
Ziel: Magdeburg
Strecke: ca. 69 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vmfjdylrzebixlzh
Die Tour sollte um 9 Uhr am Domplatz starten. Wir mußten nach dem Frühstück nur die Fahrräder aus dem Keller holen, fuhren los und waren rechtzeitig am Dom. Dort sollte vor der Abfahrt noch etwas Frühgymnastik betrieben und die Gruppeneinteilung mit den jeweiligen Gruppenführern vorgenommen werden.
Nach Selbsteinschätzung sollten sich maximal 7 Gruppen bilden, wobei die erste Gruppe einen Schnitt so um die 23km/h oder schneller fahren würde, während die letzte Gruppe so um 15-16 km/h fahren sollte. Jede Gruppe soll etwa 30 Leute umfassen. Der Start erfolgt dann im Fünfminutenabstand. Theoretisch müßte sich jetzt der Abstand zwischen den Gruppen während der Fahrt vergrößern, so daß die erste Gruppe ihre Pause schon beendet hat, wenn die nächste eintrifft. Beim Mittagessen sollte der Abstand schon so groß sein, daß eine Gruppe ihr Essen erhalten hat und den Platz räumen kann, wenn die nächste eintrifft.
Im Prinzip hat das alles wunderbar funktioniert. Obwohl die verblüffend große Anzahl von Schwaben (meist ehemalige Tour-de-Ländle-Teilnehmer) ihr Essen in der Regel etwas länger genossen als der Durchschnittssachse, gab es bei Tisch kein Gedrängel. Wer sich bei der Selbsteinschätzung seiner Leistungsfähigkeit vertan hatte, konnte in den Pausen problemlos eine Gruppe nach vorn oder hinten rutschen. Wer zur Befriedigung seiner kulturellen Bedürfnisse etwas länger brauchte als vom Veranstalter vorgegeben, fuhr eben gemütlich mit einer hinteren Gruppe weiter!
Überhaupt waren die hinteren Gruppen viel lustiger drauf als die erste oder zweite Gruppe, die nur stur ihrem Ziel entgegen rasten. Auch Fotostopps ließen sich mit den langsameren Fahrern leichter und stressfrei realisieren.
Genug der einführenden Worte. Der Magdeburger Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, zu erscheinen und einige Sätze zur Entwicklung der Stadt seit seiner Amtszeit zu sagen. Danach wurde ein Gruppenbild gemacht. Eine professionelle Teilnehmerin animierte zur rhythmischen Gymnastik zur Musik und Punkt 9 Uhr begann der Start der ersten Gruppe.
Durch den Stadtpark Rotehorn gings über die Elbe und wir verließen Magdeburg gen Osten. Am Pretziener Wehr gabs eine kleine Pause.
An dieser Stelle ein
Link für alle, die wissen wollen, wozu das über hundert Jahre alte Bauwerk gut ist.
Mittags waren wir in der Burg Gommern. Hier sollte es unser erstes Mittagsessen der Tour geben …. Und es klappte wie am Schnürchen! Kaum hatte eine Gruppe gegessen (Spaghetti Bolognese für alle) und machte sich auf, die Burg und den Ort zu erkunden, traf die nächste Gruppe ein. Genauso etappenweise verließen wir den gastlichen Ort wieder.
Abends sollte noch eine Besichtigung des Magdeburger Klosters mit Führung stattfinden. Leider hat hier die Organisation versagt und wir standen ohne Fremdenführer da und das Kloster blieb uns verschlossen.
Wir schlenderten also durch die Altstadt, tranken ein Bierchen und besuchten eine Pizzeria zum Abendessen.
Die Hitze war inzwischen aus dem Zimmer gewichen. Auch die Bahnhofsansagen störten mich nicht mehr. Ich war hundemüde und schlief tief und fest.
Tour de Osten
Tag 9: Montag, 21.7.2014
Start: Magdeburg
Ziel: Oebisfelde
Strecke: ca. 89 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jlerxjwpsoycynhc
Der Tag begann wie erwartet problemlos: Frühstück im Hotel, Packsack an der Rezeption abstellen, Fahrrad aus dem Keller holen und los fahren. Wieder war der Start am Dom.
Gymnastik wie am Vortag, aber kein Foto und kein Bürgermeister. Um 8.30 Uhr sprintete Gruppe 1 los. Ich hatte mich für Gruppe 3 entschieden und startete ca. 10 Minuten später.
Zuerst ging es ein Stück elbeabwärts, vorbei am Jahrtausendturm,
bis zum Wasserstraßenkreuz Hohenwarthe. Hier kreuzt der Mittellandkanal auf einer Brücke die Elbe.
Wir wechselten den Wasserlauf und folgten dem Mittellandkanal bis Haldensleben. Dort gab es eine Erfrischungspause, aber ansonsten nichts von Bedeutung. Auch der Stadtrundgang, den ich alleine durchführte, ergab nur wenige Fotomotive.
Wir verließen den Mittellandkanal und erreichten um 13 Uhr den Gasthof Seerose in Flechtingen, wo das Mittagessen im Form von Gulasch mit Nudeln für uns vorbereitet war. Auch hier war der Service hervorragend, die Getränke waren schneller da als die Speisen, die natürlich vorbereitet waren und ebenfalls schnell serviert wurden. Anschließend blieb noch genügend Zeit für eine Burgführung.
Wirklich lohnen wird sich das aber wohl erst, wenn die Restaurierung der Burg abgeschlossen ist. Zur Zeit ist da außer Baustelle nicht viel zu sehen.
Am frühen Abend erreichten wir Oebisfelde. Die Infrastruktur der Stadt reicht nicht aus, um so viele Radfahrer zu beköstigen und über Nacht unterzubringen. Bernhard und ich wurden zusammen mit einigen anderen im Kleinbus nach Vorfelde, einem Vorort von Wolfsburg, ‚geshuttlet‘ (Ich bedien mich hier mal dem Sprachgebrauch des Veranstalters).
Das Wetter war warm. So konnten wir, erst zu zweit, dann noch mit einigen anderen Teilnehmern, im Außenbereich einer Gaststätte am Marktplatz zusammen sitzen und speisen. Ein paar Biere tranken wir natürlich auch.
Tour de Osten
Tag 10: Dienstag, 22.7.2014
Start: Oebisfelde
Ziel: Lüchow
Strecke: ca. 92 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ecjkevotwosiqxik
Morgens wurden wir vom Hotel abgeholt und zum Startplatz am Bahnhof Oebisfelde gebracht. Die Zeit war sehr großzügig bemessen und ich beschloß, vor der Abfahrt noch einen Kurztrip in die Altstadt zu wagen.
Die Katherinenkirche sollte den kulturellen Höhepunkt dieses Ausflugs darstellen. Ich war so rechtzeitig zurück, daß ich sogar noch an den morgentlichen Auflockerungsübungen teilnehmen konnte.
Direkt nach dem Start durchfuhren wir den Drömling. Hier handelt es sich um ein Feucht- und Vogelschutzgebiet. Vermutlich könnte man hier viel sehen und entdecken, doch als Laie bräuchte man einen fachkundigen Naturführer. Unsere Guides waren zwar gute Radfahrer, hatten aber ansonsten von
Tuten und Blasen Natur und Kultur keine Ahnung und konnten daher auch nichts erklären oder zeigen.
Zur Mittagzeit erreichten wir Beetzendorf, wo es die obligatorische Mittagsmahlzeit mit ausgiebiger Pause gab. Jeder nutzte das auf seine Weise.
Wer jetzt glaubt, die Radler liegen pietätlos in oder auf einer würdevollen Gedenkstätte, der täuscht sich. Hier handelt es sich um die Zuschauertribüne eines Freilichttheaters im Park.
Unser Hotel lag im Stadtzentrum von Lüchow. Abends sollte ein gemeinsamer Tourabend mit Musik und Tanz stattfinden. Das Kartoffelhotel, wo die Veranstaltung durchgeführt wurde, war aber mehrere Kilometer außerhalb im Nachbarort Lübeln. Hierfür standen Busse bereit, die uns hin und auch wieder zurück brachten. Wir überlegten, ob wir uns vom Pendelbus unabhängig machen und mit dem Rad zum Kartoffelhotel fahren sollten. Wir wollten aber auch einige Biere trinken und, falls es gut wird, länger bleiben. Wir ließen uns also ‚shutteln‘. Daß es Spaß gemacht hat, erkennt man daran, daß wir den letzten Pendelbus zurück zum Hotel genommen haben.
Tour de Osten
Tag 11: Mittwoch, 23.7.2014
Start: Lüchow
Ziel: Lüchow
Strecke: ca. 77 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=roxuphsslhtzwich
Heute fand ein Rundkurs durch das ehemalige Zonenrandgebiet im Bereich Lüchow/Dannenberg, dem sogenannten ‚Entenschnabel‘ statt. Höhepunkt sollte ein Besuch des Bergwerks Gorleben sein, wo der radioaktive Müll versenkt wurde. Es blieb aber bei einer Besichtigung des Werktores, wo jeweils ein vom Bergwerk und ein vom Kreis beauftragter
SchönRedner eine nichtssagende Erklärung abgaben und uns dann wieder auf den Weg schickten. Enttäuschend!
Höhepunkt des Tages war dann ein Eis in der Nemitzer Heide!
Ab der Mittagspause hatten Bernhard und ich zur schnellen Gruppe 1 gewechselt. Da es keine landschaftlichen Höhepunkte gab, die einen Fotostopp benötigten, kamen wir entsprechend schnell vorwärts. Das hatte den Vorteil, daß wir schon geduscht und umgezogen auf der Fußgängerzone unser Eis essen konnten, während wir den hinteren Gruppen zuschauten, wie sie ihrer Unterkunft entgegen radelten.
Abends fand noch eine Stadtführung durch Lüchow statt. Start der Führung war am Rathaus.
Von der Burg Lüchow ist nicht mehr viel zu sehen, aber der besondere Stolz der Stadt ist das Rolling-Stone-Museum.
[img]https://up.picr.de/48006691qv.jpg[/img]Da unsere Stadtführerin aktiv am Widerstand gegen das Endlager beteiligt war, erfuhren wir hier mehr über das Bergwerk, die Castor-Transporte und die Stimmung der Landbevölkerung als in Gorleben. Hört man genau hin, merkt man: Es geht den demonstrierenden Bauern vorwiegend ums Geld und weniger um Natur und Umwelt. Die Grundstücks- und Immobilienpreise sind gefallen – und das Endlager hat Schuld daran!
Tour de Osten
Tag 12: Donnerstag, 24.7.2014
Start: Lüchow
Ziel: Boizenburg
Strecke: ca. 78 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jhvqollwjxgwfccz
Entlang der Jeetzel radelte der Treck in Richtung Dannenberg. Kurz danach schwenkten wir zur Elbe und erreichten bald darauf Hitzacker. Hier mündet die Jeetzel in die Elbe. Im Mündungsbereich gibt es auf der Jeetzel eine schwimmende Cafeteria, die von Flußkapitänen jeglicher Art genutzt wird.
[img]https://up.picr.de/48006693ej.jpg[/img]Unser Trupp fuhr leider dran vorbei.
Hinter Hitzacker wollte unser Reiseleiter die Tour etwas abwechslungreicher gestalten und führte uns über den Kniepenberg – einen Anstieg von 50 m, die höchste Erhebung im Umkreis. Dumm war nur, daß der Weg aus losem Sand bestand und mit Treckingrädern kaum befahrbar war. Hier passierte dann auch der einzige (kleine) Unfall, den ich während der Fahrt erlebt habe. Ein Teilnehmer vor mir rutschte mit dem Hinterrad in der Böschung ab und kam zu Fall. Der direkt daneben fahrende wurde dabei gleich mit umgerissen und stürzte ebenfalls. Eine auf einem Kleinmotorrad mitfahrende Sanitäterin war sofort zur Stelle und leistete Erste Hilfe. Außer kleinen Schürfwunden war aber glücklicherweise nichts passiert. Beide Unfallopfer konnten ihre Fahrt forsetzen.
Nach der Mittagspause bei Darchau querten wir mittels Fähre die Elbe. Bernhard und ich hatten in der Pause wieder mal die Gruppen gewechselt und fuhren jetzt bei Nummer 2 mit. Obwohl die Elbniederungen absolut eben waren,
[img]https://up.picr.de/48006694ot.jpg[/img]hatte ich nach dem Fotohalt große Probleme, die Gruppe wieder einzuholen.
Die Elbe bildete hier vor Jahren die Grenze und wir fuhren nach Überquerung derselben in Mecklenburg weiter. Hier standen noch einige Wachtürme, wie wir sie einige Tage vorher auch schon gesehen hatten. An einem solchen hielten wir dann zur Erfrischungspause.
[img]https://up.picr.de/48006695ju.jpg[/img]Seit Hamm hatte es nicht mehr geregnet und es wurde jeden Tag wärmer und schwüler. Ein Gewitter war überfällig. Obwohl wir die schwarzen Wolken gesehen hatten, fuhren wir weiter. Einen richtigen Unterstand gab es hier ohnehin nicht, wir hätten höchstens unter Bäumen vor dem Regen Schutz finden können. Ich vertraute darauf, rechtzeitig ein Regendach zu finden. Nicht einmal die Regenjacke hatte ich angezogen, außerdem war es dafür zu warm.
Auf freiem Feld direkt neben dem Elbdeich passierte es dann. Schlagartig öffneten sich die Himmelschleusen und es blitzte und donnerte. Jeder versuchte irgendwo Schutz zu finden, aber da war nichts – rein gar nichts. Einige fuhren quer übers Feld zu einer Heuballenansammlung und hofften, hier einen Unterschlupf zu finden.
Ich zog meine Regenjacke an und wollte weiterfahren, in der Hoffnung, an der nächsten Biegung Regenschutz zu finden. Inzwischen hagelte es aber und der Aufprall der Hagelkörner schmerzte im Gesicht und an den Händen. Ich ließ mein Fahrrad liegen, kletterte über den Deich auf die windabgewandte Seite und duckte mich mit dem Rücken zum Hagel an den Boden. Es dauerte ca. 10 Minuten, dann war alles vorbei und ich war um eine Erfahrung reicher: Ein Helm schützt fantastisch gut gegen Hagel!
Auch die restliche Truppe kroch aus ihren Löchern, bzw. aus den Heuballen wieder raus, und die Fahrt ging weiter. Wir waren alle naß wie die Pudel, aber nach kurzer Zeit hatte die Sonne und der Fahrtwind uns wieder getrocknet.
[img]https://up.picr.de/48006696ib.jpg[/img]Da wir in einer vorderen Gruppe das Tagesziel Boizenburg erreichten, konnten wir wieder von einer Cafeteria aus den Einlauf der gemütlich fahrenden Teilnehmer beobachten. Es regnete, aber wir saßen trocken unter einem Sonnenschirm!
Abends gab‘s die obligatorische Stadtführung.
[img]https://up.picr.de/48006697zo.jpg[/img]Der Markt ist renoviert und herausgeputzt, etwas abseits war man zurückhaltender und es sieht beinahe aus wie früher.
[img]https://up.picr.de/48006698gn.jpg[/img]Tour de Osten
Tag 13: Freitag, 25.7.2014
Start: Boizenburg
Ziel: Lübeck
Strecke: ca. 89 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ahjwfvctioufwhay
Nach den üblichen Vorbereitungen setzte sich der Radkonvoi in Bewegung. Diesmal wurde darauf geachtet, daß die Gruppen maximal 30 Teilnehmer hatten, denn für mehr hatte die schleswig-holsteinische Landesbürokratie keine Genehmigung erteilt. Alle anderen Bundesländer, durch die wir bisher kamen, hatten da keinerlei Bedenken.
Einige Kilometer elbabwärts bogen wir ab, ließen Lauenburg links liegen und erreichten am Elbe-Lübeck-Kanal Schleswig-Holstein. Wir folgten dem Kanal bis zur Eulenspiegelstadt Mölln. Bevor wir uns versahen, hatten wir den Markt und die Kirche auf der Hauptstraße umfahren und von der Altstadt fast nichts gesehen. Dafür hielten wir im Schwimmbadgelände am Schulsee. Hier gab’s Mittagessen und ein Bad im See. Die Stadtbesichtigung erschöpfte sich mit einem Blick auf die St. Nicolai-Kirche vom gegenüber liegendem Seeufer aus.
[img]https://up.picr.de/48006700di.jpg[/img]Unsere schnellen Jungens, die meine Gruppe führten, hatten für Kultur und alte Steine keinen Sinn. Hauptsache, man war schnell unterwegs. Ich hätte auch weiter hinten fahren können und wäre dann abends eben entsprechend später in Lübeck gewesen. Verkehrsregeln betrachteten sie meist nur als Vorschläge, die man nicht immer einhalten mußte. Das konnte man an dieser Fußgängerbrücke bei Berkethin deutlich bemerken. Ein kurzer Stopp am Drängelgitter und dann flott weiter fahren!
[img]https://up.picr.de/48006701iz.jpg[/img]Andererseits muß man zu Gute halten, daß das ein ausgewiesener Radwanderweg ist!
Schon am frühen Nachmittag erreichten wir Lübeck.
[img]https://up.picr.de/48006702gq.jpg[/img]Unser Hotel lag ca. 5km vom Stadtzentrum entfernt und war unser erstes Ziel. Nach dem Duschen fuhren wir wieder zurück in die Altstadt. Es folgte ein kleiner Rundgang über die Fußgängerzone mit einem Bier in der Nähe vom Rathaus. Hier ist das touristische Zentrum der Stadt mit astronomischen Preisen.
[img]https://up.picr.de/48006703cx.jpg[/img]Als es Abend wurde und wir Hunger bekamen, hatten wir keine Lust mehr, lange nach etwas Preiswerterem zu suchen. Der Ratskeller war uns gerade gut genug.
Danach gab es wieder die obligatorische Stadtführung. Es war die letzte dieser Tour. Der Stadtführer gab sich große Mühe und kam von ‚Hölzken auf Stöcksken‘, wie man bei uns im Ruhrgebiet sagt. Wir lernten viel, zum Beispiel über die ‚Petersiliengasse‘ und nicht zuletzt über dieses Gebäude.
[img]https://up.picr.de/48006704fj.jpg[/img]Was hier aussieht wie ein historischer Altbau, ist in Wirklichkeit ein getarnter Hochbunker aus dem zweiten Weltkrieg.
Da der Rundgang sich immer mehr in die Länge zog, haben wir abgebrochen. Es wurde langsam dunkel und wir mußten noch unser Hotel am Stadtrand mit dem Fahrrad erreichen.
Tour de Osten
Tag 14: Samstag, 26.7.2014
Start: Lübeck
Ziel: Lübeck
Strecke: ca. 69 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=sxgopxrumcerrwzs
Der letzte Tag der geführten ‚Tour de Osten‘ war angebrochen. Im Tourprogramm stand eine Tagestour nach Ratzeburg. Danach war ein gemeinsamer Abschlußabend im Kartoffelkeller in Lübeck vorgesehen.
Das Gepäck blieb im Hotel und ich fuhr nach dem Frühstück zum Startpunkt. Bernhard kannte die Gegend schon von seiner letztjährigen Tour und zog einen Solo-Ausflug an die Ostsee vor. Hierzu hatte ich wiederum keine Lust, da ich die Ostseeküste von mehreren Urlauben und einem Segeltörn her kannte. Somit fuhren wir unseren letzten ‚gemeinsamen‘ Tag getrennt: Er zur Ostsee und ich mit dem Veranstalter nach Ratzeburg.
Am Abfahrtsort stand der tourbegleitende Werkstattwagen und ich hatte noch etwas Zeit. Diesen Service hatte ich schließlich mit bezahlt und so wollte ich ihn auch mal nutzen! Ich hatte zwar kein Problem mit meinem Rad, aber zu Hause wenige Tage vor der Tour einen neuen Schlauch montiert. Den Luftdruck wollte ich gerne überprüfen, denn die Druckprüfung vor der Abfahrt war schließlich mehr als 2 Wochen her. Das Ergebnis der Prüfung: 5bar, der neue Schlauch ist ok.
Auf ebenem Gelände verließen wir Lübeck Richtung Ratzeburger See. Plötzlich, hinter Utecht, ging es steil bergauf. Es waren nur 60 Höhenmeter, aber gerechnet hatte niemand damit. Ein nicht geringer Teil der Truppe har ihr Rad geschoben. Direkt nach Erreichen der Kuppe ging es wieder runter.
Einige Kilometer weiter erreichten wir Schlagsdorf. Hier besichtigten wir das Grenzhus, ein Museum zur deutsch/deutschen Grenze. Besonders sehenswert fand ich die Außenanlagen mit originalgetreu aufgebauten Grenzanlagen. So detailliert hatte ich das noch nie gesehen.
[img]https://up.picr.de/48006705mo.jpg[/img]Man könnte in Schlagsdorf noch viel mehr besichtigen, aber wenn man in der Gruppe ist, fehlt oft die Zeit für private Unternehmungen.
Mittags kehrten wir in Ratzeburg in der Jugendherberge ein. Hier war ein komplettes Buffet für uns vorbereitet, diesmal sogar mit Obst, Gemüse und Getränken, was bisher nicht der Fall war!
Im Anschluß erfolgte natürlich wieder eine Stadtführung, wobei neben der Domführung auch ausführlich auf die Erfolge des ‚Ratzeburger Ruderachters‘ eingegangen wurde.
[img]https://up.picr.de/48006706ux.jpg[/img]Nach der Mittagspause fuhren wir zurück nach Lübeck. Seltsamer weise waren die Hügel beim Rückweg nur halb so hoch als beim Hinweg. In Lübeck zerteilte sich die Gruppe wieder und jeder fuhr zu seiner Unterkunft. Da ich jetzt wieder allein war, konnte ich zur Aufnahme dieser Figurengruppe in der Schlutuper Straße noch mal einen ausgedehnten Fotostopp machen.
[img]https://up.picr.de/48006707ln.jpg[/img]Als ich im Hotel ankam war Bernhard von seiner Ostseebadetour schon zurück. Wir duschten nur kurz und machten uns dann auf den Weg in die Innenstadt zum Kartoffelkeller. Diesmal nahmen wir den Bus, denn schließlich wollten wir dort nicht nur essen, sondern auch beim geselligen Abschied ein paar Biere trinken.
Es war ein gelungener Abend, wir kamen erst zu nächtlicher Zeit wieder im Hotel an. Hier nahmen wir noch einen Schlummer- und einen Abschiedstrunk, denn es war unser letzter gemeinsamer Abend. Beim Frühstück im Hotel war Bernhard schon nicht mehr da, sondern längst am Bahnhof. Er hat einen Frühzug nach Hamburg genommen, wo seine Frau auf ihn wartete.
Zurück nach Oberhausen
Tag 15: Sonntag, 27.7.2014
Start: Lübeck
Ziel: Geesthacht, Camping Stover Strand
Strecke: ca. 78 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jidqrnavnlvadpdz
Als ich erwachte, regnete es. Im Frühstücksraum saß ich dann mit einigen anderen Teilnehmern der Tour de Osten zusammen und wir unterhielten uns. Wir konnten uns Zeit lassen, denn es regnete immer noch und es zog auch ein Gewitter durch. Unter diesen Bedingungen wollte niemand starten. Zumindest das Gewitter mußte vorbei sein.
Unter dem Vordach des Hotels belud ich mein Rad. Es regnete immer noch. Derweil wurden einige Mitradler mit dem Auto abgeholt. Zwei andere beluden ebenfalls ihre Räder und hofften auf besseres Wetter. Schließlich mußten sie doch im Regen los, denn auf sie wartete in Lübeck der Transferbus nach Magdeburg.
Um 9 Uhr hörte der Regen auf und die Sonne blinzelte durch die Wolken. Diesen Augenblick nutzte ich für den Start. Auch wenn die heutige Etappe nicht sehr lang war, konnte ich nicht absehen, wie viele Fahrtunterbrechungen durch Regenschauer noch kommen werden.
Als ich die Lübecker Innenstadt erreichte, sah das Wetter immer noch sehr unsicher aus. Ich wollte aber ein paar Bilder schießen und machte eine kleine Besichtigungsrunde bis zur Marienkirche, die eigentlich nicht an meinem Weg lag.
[img]https://up.picr.de/48006709np.jpg[/img]Am Holstentor am Rand der Altstadt hatte das Wetter aufgeklart und es versprach, sonnig zu werden.
[img]https://up.picr.de/48006710tv.jpg[/img]Entlang des Elbe-Lübeck-Kanals verließ ich die Stadt. Dieser Kanal ist der Nachfolgekanal der mittelalterlichen Stecknitzfahrt, an welche hier überall Schilder und Baureste erinnern. Ich nutzte den Leinpfad, hatte aber wenig Spaß dabei. Der Weg ist auf langen Strecken naturbelassen und war durch den Regen sehr aufgeweicht. Bald war ich genauso eingeschlammt wie am ersten Tag meiner Tour.
Bei Kronsforde verließ ich den Kanal in der Hoffnung, auf asphaltierten Wegen bis zur Elbe zu gelangen. Diese Rechnung ging erst mal auf, aber dafür wurde es wellig. Hügelchen reihte sich an Hügelchen. Am Gipfelpunkt der Tagestrecke auf 90 mNN erreichte ich das Naturschutzgebiet Hahnheide. Da es Mittagszeit war und ich eine Pause nötig hatte, rastete ich hier.
[img]https://up.picr.de/48006711hy.jpg[/img]Nach der Pause kam die Überraschung: der Asphalt endete. Meine Straße war naturbelassen, d.h., ein übler Schotterweg mit sandigen Einlagen. Durch den Regen und die gelegentlichen Autos war der Sand fest gefahren und es ging bergab, so daß ich ganz passabel durch kam. Hinter dem Naturschutzgebiet war ich dann auch wieder auf Asphalt.
Bald darauf erreichte ich den Sachsenwald und Friedrichsruh. Auf welch historischem Boden ich hier stand, schwante mir erst am Bismarck-Museum und kurz darauf am Bismarck-Mausoleum.
[img]https://up.picr.de/48006712to.jpg[/img]Ein Ehrenmal für die gefallenen Soldaten des Schlachtschiffs Bismarck steht hier ebenfalls. Infos zu Bismarck und dem Sachsenwald findet man
bei Wickipedia. Weitere Bilder von mir hierzu sind, wie anfangs schon erwähnt, auf dem
Bilderhoster einsehbar.
Gegen 15.30 Uhr erreichte ich die Elbe und konnte auf der anderen Seite des Wassers meinen Campingplatz sehen. Um dahin zu kommen, mußte ich aber erst einige Kilometer elbaufwärts fahren und auf einer Brücke den Fluß queren. Auf dem Elberadweg zurück radelnd erreichte ich dann den Campingplatz kurz nach 16 Uhr. Das Einchecken zog sich wegen des hohen Andrangs noch etwas in die Länge. Gegen 17 Uhr stand endlich mein Zelt.
[img]https://up.picr.de/48006713pu.jpg[/img]Entgegen den morgentlichen Erwartungen war der Tag warm und trocken. Durch die immer noch nassen Wege waren mein Rad und auch ich ziemlich eingedreckt. Der Schlauch am Sanitärhäuschen zum Abspritzen von Fahrrad und Fahrer kam daher wie gerufen. Anschließend ging ich duschen!
Abendessen gab‘s im Campingplatzrestaurant. Hier unterhielt ich mich auch mit einem Einheimischen beim Bier über Radreisen und ähnlich weltbewegende Dinge!
Zurück nach Oberhausen
Tag 16: Montag, 28.7.2014
Start: Geesthacht, Camping Stover Strand
Ziel: Düshorn, Campingplatz zum alten Mühlenteich
Strecke: ca. 91 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=imgmfxilqblfyqse
Um 8 Uhr hatte ich alles gepackt und machte mich auf den Weg. Obwohl ich elbaufwärts und somit entgegen dem allgemeinen Richtungstrend der Flußradwegfahrer fuhr, begegnete ich keinem Reiseradler. Es war wohl noch Frühstückszeit. Schon nach einem Kilometer führte auch mich ein Werbeschild zu einer Bäckerei. Hier hatte man sich auf durchreisende Radler, die nie mehr wieder kommen, eingerichtet: Es gab ein unterdurchschnittliches dürftiges Frühstück zu einem überdurchschnittlichen Preis!
Schon nach 20 Minuten war ich wieder auf dem Rad. Winsen an der Luhe war mein nächstes Zwischenziel. Ein nettes beschauliches Städtchen. Hier hätte ich auch wesentlich besser gefrühstückt! Aber wie bemerkte schon unser Kanzlerkandidat Steinbrück: „Hätte, hätte, Fahrradkette“.
[img]https://up.picr.de/48006714gv.jpg[/img]An der
Goldenen Gans bin ich nicht kleben geblieben, sondern weiter gefahren.
Auf kleinen Straßen mit winzigen Dörfern näherte ich mich jetzt der Lüneburger Heide.
[img]https://up.picr.de/48006715vt.jpg[/img]In Egestorf fällte ich dann eine Entscheidung, die ich im Laufe des nächsten Stunden mehrfach bereut habe, obwohl es, aus der Rückschau betrachtet, richtig war. Ich folgte einem Radwegweiser quer durch die Heidelandschaft. Der Weg wurde sandig mit gelegentlichen Pfützen und ständigem leichten Auf und Ab. Ich war bald reichlich genervt.
[img]https://up.picr.de/48006716ck.jpg[/img]Aber er führte auch in die Borsteler Kuhlen, einer wunderschönen Heidelandschaft. Das glich dann alles wieder aus.
[img]https://up.picr.de/48006717rr.jpg[/img]Bei Bispingen erreichte ich endlich festen Untergrund und achtete fortan darauf, diesen auch nicht mehr zu verlassen.
Es war früher Nachmittag und die Mittagshitze hatte ihren Höhepunkt erreicht, als der Heidepark in Sicht kam.
[img]https://up.picr.de/48006719zl.jpg[/img]Mich gelüstete nach einem Biergarten und ich hoffte, in Soltau meine Begierde befriedigen zu können. Doch so einfach war das nicht. Erst nach einigem Suchen wurde ich in der Marktstraße fündig!
Den Campingplatz am Mühlenteich in Düshorn erreichte ich zwei Stunden später. Kulinarisch ist hier an einem Montag auch nichts los. Zurück nach Fallingbostel (welches bei der Durchfahrt auch keinen sehr lebendigen Eindruck gemacht hatte) oder nach Walsrode wollte ich nicht mehr fahren. Der Imbiß am Campingplatz bot Schnitzel mit Pommes und Pils aus der Flasche. Der Abend war gerettet.
Zurück nach Oberhausen
Tag 17: Dienstag, 29.7.2014
Start: Düshorn, Campingplatz zum alten Mühlenteich
Ziel: Campingplatz Lahde
Strecke: ca. 89 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nbjjudxlhpfczjfg
Wie schon so oft verließ den Campingplatz gegen 8 Uhr ohne Frühstück. Den nächsten Ort Hodenhagen erreichte ich gegen halb neun. Einen Bäcker gab es hier auch, also blieb ich zum Frühstück.
Nach der Weiterfahrt kam ich recht bald wieder auf naturnahe Wald- und Fahrwege. Es war wieder sandig wie am Vortag, aber glücklicherweise nicht mehr so hügelig.
[img]https://up.picr.de/48006720sk.jpg[/img]In Steimbke kam ich an diesem ‚offenen Bücherschrank‘ vorbei. Solche Projekte interessieren mich und ich habe diese Einrichtung auch schon genutzt. „Bücher zu verschenken“ stand allerdings noch nie dran! Ich war kaum vom Rad abgestiegen, als auch schon der Betreiber neben mir stand. Ich mußte ihn aber enttäuschen, denn ich wollte weder Bücher kaufen noch leihen oder geschenkt haben. Auch ohne Bücher hatte ich genug Last auf dem Rad und zum Lesen unterwegs nutze ich den E-Book-Reader.
[img]https://up.picr.de/48006721hr.jpg[/img]Wir redeten auch über meine Radtour und das heutige Tagesziel. Ich hatte Petershagen als Übernachtungsort genannt. Daraufhin fragte er: „Wollen Sie im Knast übernachten?“ Auf meinem verständnislosen Blick meinte er trocken: „Ja, da können Sie im Gefängnis übernachten“.
Daß mein anvisierter Campingplatz Lahde auf der rechten Weserseite und somit in einem Vorort von Petershagen weit entfernt vom ‚Knast‘ liegt, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht realisiert.
Zum Schluß gab er mir den Rat, ich solle doch den Weserradweg nutzen und nicht auf Landstraßen quer durchs Land fahren und mir unbedingt Nienburg anschauen. Die Altstadt wäre sehenswert und der Umweg nur gering. Ich war gut im Zeitplan und somit fuhr ich nach Nienburg.
Der Ort hat noch viele Häuser und Kirchen aus dem Mittelalter, daneben aber auch neuere Bauten, Denkmäler und Brunnen wie z.B. den Spargelbrunnen.
[img]https://up.picr.de/48006722lw.jpg[/img]Ab Nienburg folgte ich dem Weserradweg. Hier sah ich auch immer wieder Reiseradler, die mir allerdings alle entgegen kamen. Daß man einem Fluß mit wenig Gefälle auch stromaufwärts folgen kann, hat sich scheinbar noch nicht rum gesprochen.
In Stolzenau befand sich eine Eisdiele direkt am Weg. Ich ließ mich nieder und zu einem Eis verführen. Man konnte auf der Terrasse sitzen und das Treiben ringsum und die vorbeiziehenden Radler beobachten.
Eine halbe Stunde später brach ich wieder auf, denn ich hatte noch über 20km vor mir. Bei der Hitze dieses Tages wollte ich das gemächlich abstrampeln.
In Schlüsselburg wechselte der Weserradweg die Flußseite.
[img]https://up.picr.de/48006723zg.jpg[/img]Mir war das Recht, denn das war die Seite, auf der mein Campingplatz lag, den ich gegen 17 Uhr erreichte. Auf der Zeltwiese am Weserufer bauten weitere Reiseradler ihre Zelte auf, auch Familien mit Kindern. Während diese ihre Gaskocher anwarfen, überlegte ich, wo ich eine Gaststätte finde.
An der Rezeption hatte man mir dann eröffnet, daß alle Gaststätten wegen Ruhetag, Betriebsferien oder Krankheit geschlossen haben und nur der Imbiß am Bahnhof geöffnet hat. Etwa drei Kilometer müßte ich fahren.
Bald erreichte ich ‚Grilli Willi‘. So hieß der Imbiß. Es wimmelte von Einheimischen, vor allem jungen Leuten. Das Angebot war anspechend. Ich bestellte mein Essen und setzte mich auf die Terasse, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Kurz darauf gesellte sich noch ein Zeltnachbar vom Campingplatz zu mir und der Abend wurde nicht langweilig. Da wir uns gut unterhielten, machte es uns auch nichts aus, daß es zu Regnen anfing. Wir setzten uns unter das Vordach und holten uns jeder noch ein Bier. Es wurde später und dunkel. Der Imbiß schloß seine Pforten und es regnete immer noch. Da es nun keine Getränke mehr gab, entschlossen wir uns, durch den Regen zum Campingplatz zurück zu fahren. Völlig durchnäßt kamen wir am Zelt an. Immerhin waren das Zelt und meine Ersatzkleidung im Zelt trocken!
Zurück nach Oberhausen
Tag 18: Mittwoch, 30.7.2014
Ruhetag: Campingplatz Lahde, Spaziergang nach Petershagen
Strecke: 0 km
Schon am Abend im Regen hatte ich für mich beschlossen, einen Ruhetag einzulegen. Als ich früh morgens aufwachte und die Wolken vorbei fliegen sah, wußte ich: ich höre auf meinen Körper und bleibe noch etwas liegen. Gegen acht Uhr dachte ich langsam ans Frühstück. Das Wetter hatte sich beruhigt und ich fuhr nach Lahde, eine Bäckerei aufzusuchen.
Wieder am Zelt, erledigte ich meine ‚Hausarbeit‘, d.h., ich wusch meine Wäsche durch und hängte sie zum trocknen auf.
Danach war ‚Power Relaxing‘ angesagt, d. h., ich legte mich auf meine Decke und genoß den Tag und den inzwischen herrschenden Sonnenschein. Zwischendurch gab es ein bischen Völkerverständigung. Ich unterhielt mich mit einem niederländischen Rentnerpaar, die mit dem Wohnmobil neben mir standen und ihre Elektroräder dabei hatten. Was mir sofort auffiel war, daß jeder zwei Akkus am Rad hatte. Auf meine erstaunte Nachfrage wurde mir erklärt, daß das serienmäßig zu kaufen wäre. Wenn man die ganze Zeit mit voller Elektroleistung fährt, reicht das gerade mal für 50 Kilometer. Längere Touren als 50 km würden sie daher auch nicht machen!
Nachmittags machte ich mich zu Fuß auf, Petershagen auf der anderen Weserseite zu erkunden. Der Weg führte über das Wehr des Wasserkraftwerks. Hier fiel mein Blick auf diesen
Aalfänger. Es dürfte einer der letzten
Aalschocker sein, die noch im Dienst sind.
[img]https://up.picr.de/48006724pf.jpg[/img]Da Basecamp unter Zurhilfenahme von Openfietsmap meine weitere Heimfahrt auch über dieses Wehr geplant hatte, schaute ich mir das natürlich auch an. Der Weg war auch als Fernradweg ausgeschildert, wobei man sagen muß, daß der Weserradweg inzwischen eine andere Route nimmt.
[img]https://up.picr.de/48006725hr.jpg[/img]Mit Schieben komme ich hier vermutlich gerade noch hoch.
Der weitere Weg durch Petershagen brachte mich jetzt am Knast vorbei. Hier wurde mir klar, was der freundliche Herr in Steimbke gemeint hatte. Das ehemalige Amtsgericht mit Gefängnisräumen war zu einem Hotel umgebaut worden. Die einstigen Zellen können gemietet werden. Schlafen wollte ich hier nicht, aber doch etwas essen. Leider war die Küche noch nicht offen.
[img]https://up.picr.de/48006726qk.jpg[/img]Das nächste Angebot wäre das ehemalige Schloß gewesen.
[img]https://up.picr.de/48006727cm.jpg[/img]Auch hier war ein Hotel entstanden. Das Restaurant war aber ebenfalls noch geschlossen. Irgendwann landete ich bei einem Italiener, wo ich bestens bedient wurde.
Beim Rückweg zum Campingplatz schaute ich mir die Treppenanlagen am Stauwehr nochmals an. Bei dieser Treppe war mir das Geländer zu dicht an der Radspur, so daß ich vermutlich abpacken muß.
[img]https://up.picr.de/48006728tm.jpg[/img]Ich beschloß, am Abend mit Hilfe meiner Radkarte einen anderen Überweg über die Weser zu suchen.
Zurück nach Oberhausen
Tag 19: Donnerstag, 31.7.2014
Start: Campingplatz Lahde
Ziel: Campotel Bad Rothenfelde
Strecke: ca. 84 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=xbyhptqopoprbumq
Um halb acht war ich auf dem Weg zur Straßenbrücke einige Kilometer weserabwärts. Die Schiebe- und Tragestrecken am Stauwehr wollte ich mir nicht antun. Der Umweg über die Landstraße hatte auch den Vorteil, noch einmal durch Petershagen zu führen. Dort konnte ich frühstücken, ohne lange suchend und hungrig durch Dörfer ohne jede Verpflegung zu fahren.
Ein letzter Blick auf die Windmühle von Petershagen.
[img]https://up.picr.de/48006730iu.jpg[/img]Petershagen liegt an der
Mühlenroute, die ich schon auf meiner
Edersee bei Sonne und Regen (Reiseberichte) berührt hatte.
Auf verkehrsarmen Wegen war ich recht bald am Mittellandkanal.
[img]https://up.picr.de/48006731pv.jpg[/img]Hier stellte sich die Frage: Berge oder Flachland? Einer meiner Zeltnachbarn der letzten Nacht mit dem Endziel Essen hatte bei der Abfahrt heute Morgen verkündet: „Ich kann keine Berge mehr sehen! Ich fahr‘ am Mittellandkanal bis Rheine und von dort ins Ruhrgebiet. Auf der Strecke ist alles Topfeben!“ Ich entschied mich für die Hügel über das Wiehengebirge und den Teutoburger Wald. Schließlich hatte ich das im Mai schon einmal gemeistert.
Das Wiehengebirge hatte ich schnell überquert, doch dann kam die Überraschung. Vielleich sollte diese Raupe des Totenkopffalters ein Omen sein.
[img]https://up.picr.de/48006732ya.jpg[/img]Zumindest am Ende des Tages war auch ich fast tot. Hinter Büttendorf sollte ich durch eine Straße ‚Im dicken Bruch‘ fahren. Diese Stelle erwies sich aber als Trampelpfad durch schlammiges nasses Gelände. Wenn man weis, daß ein sumpfiges Gebiet in Norddeutschland auch als Bruch bezeichnet wird, erkennt man auch den Zusammenhang. Die Angestellten im Kartographenamt, die diesen Pfad als Straße gekennzeichnet haben, waren aber offensichtlich noch nie hier. Ich entschied mich für einen kleinen Umweg auf Asphalt.
Als nächstes wurde mir klar, daß zwischen dem Wiehengebirge und dem Teutoburger Wald äußerst hügeliges Land ist. Auch wenn hier Städte wie Löhne, Bünde und Melle liegen, ist es hier keineswegs flach, sondern ein ständiges Hoch und Runter. Immer wieder kam ich nur im kleinsten Gang weiter.
So ging das bis Wellingholzhausen, das natürlich auch auf einer Anhöhe liegt.
[img]https://up.picr.de/48006733db.jpg[/img]Ab hier besserte sich meine Laune, denn jetzt galt es nur noch einen Berg zu bezwingen: den Teutoburger Wald. Die höchste Erhebung des heutigen Tages überfuhr ich mit einem Lächeln – der letzte Berg vor Oberhausen!
Am Campingplatz in Bad Rothenfelde gab es allen Konfort eines modernen Platzes, sogar ein Restaurant mit guter Auswahl. 10 Euro habe ich für den Platz bezahlt, das Essen war etwas teurer.
Zurück nach Oberhausen
Tag 20: Freitag, 1.8.2014
Start: Campotel Bad Rothenfelde
Ziel: Camping Peters, Seppenrade
Strecke: ca. 79 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=upecaubmjmxwbuap
Kurz nach acht Uhr war ich wieder ‚on tour‘. Frühstück wollte ich unterwegs finden, aber es dauerte eine Stunde, bis ich in Füchtorf eine Bäckerei fand. Ich hatte so einen Hunger, daß ich mir das volle Programm genehmigte: Kaffee, Brötchen mit Wurst und Käse, Rührei mit Speck. Erst eine Stunde später fuhr ich weiter.
Bei dieser Wassermühle dachte ich zuerst, sie gehört zum Kloster Vinnenberg. Es ist aber ein direkt daneben liegender Landgasthof, der sich mit diesem Kleinod schmückt.
[img]https://up.picr.de/48006734tb.jpg[/img]Und wenn der Blick erst einmal auf religiöse Themen fixiert ist, fällt noch mehr auf. Dieses Vinnenberger Gnadenbild wurde 1683 vom Kloster hier aufgestellt.
[img]https://up.picr.de/48006735rd.jpg[/img]Etwa zwei Kilometer vor Telgte geriet ich dann in diese Abkürzung, die in Radfahrkarten als R41 und somit als Radroute gekennzeichnet ist.
[img]https://up.picr.de/48006736bq.jpg[/img]Zum Glück war es trocken und die Sandstrecke nur wenige hundert Meter lang.
Bei einem Orientierungsstopp in Telgte kam ich mit einem älteren Radfahrer ins Gespräch, der mir voll Stolz erzählte: „Jetzt bin ich schon über 70 Jahre alt und habe erst diesen Sommer entdeckt, wie schön Radfahren ist!“
In Wolbeck entschloß ich mich zu einer Rast in einer Gaststätte. Hier hatte ich ein Erlebnis, das für mich einmalig war und mir noch nie passiert ist. Der Kellner lief mehrmals an mir vorbei, ignorierte mich und bediente mich nicht. Andere Gäste, die nach mir kamen, auch Radfahrer, wurden sehr wohl bedient, nur ich nicht. Es gab keine Reaktion auf meine Zeichen, obwohl er mich gesehen hatte und es keineswegs voll war. Nach zehn Minuten hatte ich genug und verließ die gastliche Stätte.
Das Lokal war nicht der Drostenhof, aber dicht daneben.
[img]https://up.picr.de/48006737rd.jpg[/img]Einige Meter weiter konnte ich dann immerhin ein Eis erstehen. Noch auf dem Weg zum Fahrrad lief mir die einzige Ratte dieser Reise fast über die Füße. All das machte einen so ‚guten‘ Eindruck auf mich, daß ich mein Bier einen Ort weiter in Hiltrup genoß. Ich saß gemütlich im Schatten auf einer Terasse und hatte den Dortmund-Ems-Kanal im Blickfeld.
Bald danach erreichte ich Senden und überlegte, hier zu übernachten. Bei meiner
Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte) hatte ich auf dem hiesigen Campingplatz eine Nacht verbracht. Ich gedachte der Reparatur am Tretlager, die hier im A-Z-Fachmarkt durchgeführt worden war und freute mich darüber, daß es immer noch hält. Zum Bleiben war es mir aber noch zu früh und so fuhr ich weiter.
Immer am Kanal entlang erreichte ich kurz vor Lüdinghausen den Gasthof Peters mit Campingplatz, wo ich mich für die Nacht einrichtete. Hier wurde ich auch zum Abendessen bedient!
Nein, ich habe keine Nilgans gegessen.
[img]https://up.picr.de/48006738yh.jpg[/img]Zurück nach Oberhausen
Tag 21: Samstag, 2.8.2014
Start: : Camping Peters, Seppenrade
Ziel: Oberhausen
Strecke: ca. 72 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fbadzxzrtpbnkncy
Für die letzte Etappe hatte ich mehrere Möglichkeiten. Entlang des Dortmund-Ems-Kanals bis zum Rhein-Herne-Kanal und weiter bis Oberhausen ist die Einfachste, hat aber den Nachteil, daß ich schon beim Hinweg am Rhein-Herne-Kanal gefahren war. Außerdem bestand die Gefahr, daß die Sturmschäden von Pfingsmontag immer noch nicht beseitigt sind und ich wieder im Schlamm durch die Büsche wate.
Ich entschied mich für die Strecke entlang der Lippe. Meine Hoffnung von vorgestern, daß bis Oberhausen kein Berg mehr käme, war damit zunichte. Schon auf den ersten Kilometern nach Seppenrade hatte ich 50 Höhenmeter zu klettern. War aber kein Problem, ich war ausgeruht!
Obwohl dieser ‚Radweg‘ bei Hullern in meine Richtung führte, habe ich ihn ignoriert!
[img]https://up.picr.de/48006739gt.jpg[/img]Ich fuhr weiter auf der Straße, bis ich bei Flaesheim die Lippe errreichte.
[img]https://up.picr.de/48006740gh.jpg[/img]Ab hier war ich wieder in bekannten Gefilden. Der Rest des Weges war sozusagen ein ‚Heimspiel‘. In Dorsten habe ich wieder an bekannter Stelle wie
Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte) mein Eis gegessen. Diesmal war aber kein Markttag oder es war schon alles abgebaut. Auf jeden Fall gab es kein ‚Straßentheater‘ wie damals.
Bis Oberhausen schien die Sonne. Als ich die Rehberger-Brücke (Offizieller Name:
‚Slinky Springs to Fame‘) erreichte, sah ich am Horizont schwarze Wolken.
[img]https://up.picr.de/48006742jo.jpg[/img]Etwa 1km vor zu Hause mußte ich eine Eisenbahnunterführung durchfahren. Die tunnelähnliche Passage erreichte ich noch trocken. Auf der anderen Seite regnete es. So kurz vor zu Hause wollte ich nicht mehr naß werden und wartete auf das Ende des Niederschlags. Von hinten tauchte ein weiterer Radfahrer auf – mein Radkumpel Josef. Kurze Begrüßung, dann sein erstaunter Ausspruch: „ So sieht das also aus, wenn du auf Tour bist!“
Ein kurzes Stück fuhren wir zusammen weiter, dann bog ich ab nach Hause. Die Radreise war nach 21 Tagen und 1600km zu Ende.
Mir hat die Reise Freude gemacht. Daher wünsche ich auch Euch:
Viel Spaß beim Lesen _____________________
Wie es begann: Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte)Und hier beginnt die nächste Tour: Kleine Tour ins Bergische (Reiseberichte)