Radreise durchs schöne und kleine Baltikum!
Tschechien - Polen - Litauen - Lettland - Estland - Finnland
Mai 2008 / 14 Tage ca. 1400 km
Viel Spaß beim Lesen - euer Michi Koller
www.michi-koller.de Das Baltikum heißt Litauen, Lettland und Estland und kann seit 2004 mit einem herkömmlichen Personalausweiss bereist werden. Als erste Etappe auf dem Weg zum Nordkap wählte ich 2008 eine Route von Polen bis Helsinki in Finnland. Via Nachtzug ging es also von Regensburg bis an die Grenze Tschechien / Polen, die ich ca. gegen 9 Uhr erreichte. Vor mir lagen ab sofort viele Unbekannte und vor allem eine Gegend mit nahezu keinen Campingplätzen. Dennoch habe ich es aber geschafft, bis auf eine Nacht immer im Zelt zu schlafen. Die ersten Tage brachten mich durch flachen Gelände über Poznan nach Torun bis Olsztyn und weiter in die Seenplatte Masuren. Meinen Weg habe ich vorab auf der Karte eingezeichnet und die Kilometer addiert, welche Sehenswürdigkeiten die Strecke mit sich brachte wusste ich nicht. Aber im nachhinein hab ich viele schöne Dinge gesehen, die auch in polnischen Reiseführern stehen gesehen.
In Masuren angekommen besichtigte ich in der Nähe von Gizycko die sogenannte "Wolfsschanze", welches als Hauptquartier im 2. Weltkrieg diente. Die Seenplatte ist riesig und Einheimische erzählten mir, dass man von hier bis Hamburg mit dem Kajak fahren kann, gesetzt dem Fall man kann sich gut orientieren. Irgendwann radelte ich dann zum nordöstlichsten Punkt Polens, dem Wighirsky - Nationalpark, welcher als Polens Eisschrank gilt. Im Winter werden hier bis zu minus 30 Grad gemessen. Nach einer guten Woche erreichte ich dann die Grenze zu Litauen, wo der eiserne Vorhang zwar noch spürbar, aber zum Glück nicht mehr sichtbar war. Dei Grenze ist offen und die Kontrollen komplett verschwunden. Die Hauptstadt heißt Vilnius welche ich rechts liegen gelassen hatte und meiner Route weiter in die zweitgrößte Stadt des Landes nämlich Kaunas folgte.
Kaunas ist eine Stadt mit typischen Oststyle, d. h. viele Plattenbauten und im Zentrum rund um die Kathedrale viele große Prachtstraßen wo in Sowietzeiten sicher viele militärische Umzüge statt fanden. Nun hatte ich ein Problem ich wieder aus Kaunas raus finden und zwar genau auf eine kleine Landstraße die mich weiter nach Norden führen sollte. Eisenbahn, Fluss und Autobahn machten mir die Orientierung schwer, aber letztendlich fand ich dann schon wo nach ich suchte. Nach Kaunas fing es dann auch das erste mal zu regnen an und es war so richtig ungemütlich nass und kalt. Wo sollte ich Zelten, sollte ich überhaupt Zelten, wo gibt es alternativ eine Pension? In Kedainlai fand ich weit und breit keine gute Lösung für die Nacht, aber Gott sei Dank gab es eine Schule im Ort wo ich dank des netten Hausmeisters eine Nacht bleiben konnte. Einzige Bedingung war, um 7 Uhr Morgens muss ich wieder weg sein, weil da dann die ersten Schüler kommen und er eigentlich niemanden in die Schule lassen darf. So hatte ich schon mal ein sehr gutes Gefühl von den baltischen Staaten bekommen und fuhr die nächsten beiden Tage weiter bis an die Grenze nach Lettland.
Die Staaten im Baltikum sind klein, flach und es herrscht wenig Autoverkehr. Man kommt gut voran und man sieht viele interessante Dinge. Bei Eleja ging es über die Grenze und das erste Ziel war mal der Vorstoß zur Ostsee. Ich erreichte das mondäne Ostseebad Jürmala gegen Nachmittag und war begeistert von den alten Holzbauten die noch aus der Zarrenzeit stammen. Hier machte früher selbst die Zarrin Urlaub wo für extra ein großer Bahnhof errichtet wurde, dieser ist heute aber außer Betrieb. Jürmala liegt nicht weit weg von Riga der Hauptstadt der Letten und da traf ich das erste Mal deutsche Touristen auf der Tour. Riga liegt oft auf dem Plan der Ostseekreuzfahrten und somit trifft man hier neuerdings Touristen aus aller Welt. Von Sygulda bis Pärnu ist Estland fand die Königsetappe der Tour statt. Mit fast 200 km auf kleinen verkehrsarmen Straßen erreichte ich gegen 19 Uhr den Campingplatz in Pärnu. Pärnu ist ebenfalls ein wunderschöner Küstenort mit viel touristischer Infrastruktur, aber im Mai war ich leider noch tote Hose.
Ab Pärnu wußte ich, dass ich mein Ziel aufgrund der Restzeit bis Helsinki auf jeden Fall locker schaffen würde. Es blieb sogar noch genug Zeit, die beiden Ostseeinseln Hiiumaa und Saarema per Rad zu erkunden. Die beiden Inseln sind sehr sehenswert und waren im 2. Weltkrieg schwer umkämpft. In Tallin der Hauptstadt von Estland war die Tour dann quasi beendet. Ich verbrachte noch 2 Nächte im City-Bike-Hostel direkt neben dem Hauptplatz.
Die Inhaber des Hostels sind sehr pfiffige Leute, die u.a. auch geführte Radtouren durch Tallin anbieten. Abschließend brachte mich die Fähre noch nach Helsinki und vom dortigen Flughafen ging es wieder in Richtung Heimat. Die Baltikum Entdeckungstour war äußerst gelungen und auch von gutem Wetter gesegnet. Wer aber spektakuläre Fotos erwartet ist hier leider falsch, hier wäre Norwegen , Kanada oder Thailand sicher besser von der Wahl her.