Gefahrene StreckePalawanPalawan wird im Reiseführer als „last frontier“, als wilde unberührte tropische Insel beschrieben. Seitdem der Sabang-Untergrundfluss zu den
7 Naturwundern der Erde gehört, hält auch der (hauptsächlich Backpacker) Tourismus Einzug.
Tourstart ist in der Hauptstadt Puerto Princesa (PPS), von wo aus ich zuerst die Südrunde fahre. Kurz nachdem ich aus dem Stadtzentrum raus bin, rollt es gut. Leichte Hügel, glatter Asphalt, wenig Verkehr und schöne Gegend. Nach der Abbiegung, um auf die andere Küstenseite zu gelangen, fängt die unbefestigte Straße an. Zuerst ist die Piste noch gut und der Anstieg gemäßigt. Das ändert sich dann aber für die nächsten 250 km, dort ist der Straßenzustand sehr schlecht und die Berge steil. Es geht viel durch den Wald und manchmal kommen einfache Bambushütten und hier und da mal ein kleineres Dorf.
Die Menschen wohnen in sehr einfachen Verhältnissen. Existenziell scheint aber eine Karaoke Anlage zu sein. Musik ist allgegenwärtig. Im Urwald ließen mich fette Guitarren Riffs von den Scorpions aufhorchen.
Leider ist richtig gutes Wetter, und dass bedeutet strahlend blauer Himmel und unbarmherzige Sonne.
Ich stelle fest:
Schlechte Piste + steile Berge + Hitze = Zu Anstrengend!
Würde einer der 3 Faktoren wegfallen, dann wäre die Strecke halbwegs ok zu fahren, so artet dass aber echt in Überanstrengung aus. So bin ich z.B. morgens am 2. Fahrtag nach nur 16 km schon so platt, dass ich Feierabend machen könnte. Am 3. Tag mache ich dann einen Ruhetag, aber zugegeben, es war auch ein sehr angenehmes Hotel direkt am Meer, und nebenan gleich die authentische Kleinstadt Quezon zum Einkaufen und essen gehen.
Nachdem ich im Süden auf die andere Küstenseite wechsle, wird die Straße besser und auch nicht mehr so bergig. Anstrengend bleibt es aber trotzdem.
Wer sich nicht so quälen will, sollte die Südwestküste weglassen. Man könnte dann z.b. von PPS runter bis nach Rio Tuba radeln und mit dem Bus wieder zurück nach PPS fahren. Vorsichtige Radfahrer sollten aber den kompletten Südteil der Insel auslassen, denn es gibt eine
Reisewarnung.
Auf dem Rückweg mache ich ein Boxenstop in Puerto Princesa. Bei der Visaverlängerung lerne ich den Deutschen Auswanderer Manfred kennen, der sich gerade sein Leben in dieser kleinen Stadt einrichtet. Ich besuche ihn in seinem neuen Zuhause. Er wohnt im Baumhaus mit schönem Garten. Seine neuen Hobbys sind Imker, Marmelade herstellen und Brote backen. Ansonsten wird noch an dem "richtigen" Haus gebaut.
Von PPS aus geht es dann nördlich, Richtung El Nido. Die ersten 100 km führen entlang der Küste. Ich finde ein Resort, wo ich direkt am Strand zelte. In diesem Fall schlafe ich in der Hängematte, weil es so schön ist.
Nach Roxas wird die Straße schwerer, es kommen ein paar steile Berge. Die letzten ca. 50 km bis nach El Nido sind ungeteert.
Auf der Strecke gibt es etwa alle 70 km ein Hotel, man könnte die Tour in 3-4 einzelnen Etappen aufteilen.
Von El Nido nehme ich nach ein paar Tagen Auszeit die Fähre nach Coron.
In El Nido ist ein Bootsausflug Pflichtprogramm…
… alleine schon wegen dem Essen!
Coron, BusuangaCoron auf der Insel Busuanga ist bekannt für spektakuläres Wracktauchen und Bootsausflügen zu den umliegenden Inseln. Die Stadt Coron selber ist ein kleines Drecksloch und nicht besonders interessant, zumindest für mich.
Im Hotel lerne ich ein Schweizer Rentner kennen, der schon seit 10 Jahren auf einer kleinen Nachbarinsel wohnt und sich überwiegend selbst versorgt. In Coron Stadt macht er ein paar Besorgungen und trifft Freunde, dann geht es wieder zurück in die selbstgewählte Einsamkeit. Er erzählt mir, dass er erst seit kurzem einen Generator besitzt.
Ich fahre im Uhrzeigersinn einmal um die Insel. Die ersten 60-70 km sind wirklich sehr schön, überwiegend asphaltiert und eine tolle Umgebung. Die zweite Hälfte wird dann doch ziemlich heftig - steile Anstiege und schlechte Piste erwarten mich. Ich habe Glück, denn die beiden Tage sind bewölkt und so lässt es sich gut fahren. Busuanga war einer der schönsten Radtouren seit langem, schade dass die Insel so klein ist.
Eigentlich wollte ich nun die Fähre nach San Jose, Mindoro nehmen und von dort aus nach Norden, Richtung Puerto Galera radeln. Leider machen mir die Osterfeiertage einen Strich durch die Rechnung, für die nächsten 4 Tage gibt es dorthin keinen Bootsverkehr. Da mir in Coron zu langweilig ist, nehme ich stattdessen die Fähre nach Manila.
Luftige Übernachtung auf der Fähre Coron-Manila
Manila Die Ankunft in Manilas Hafen ist alles andere als romantisch. Links und rechts an der Einfahrt stehen halbverfallene Holzhütten, das Wasser ist voller Müll und mittendrin schwimmen zahlreiche Kinder. Für meine Philippinischen Mitreisenden ist das gute Unterhaltung, und so fliegen reihenweise leere Plastikflaschen, volle Kecksverpackungen und Münzen über Bord.
Auf dem Weg zur Busstation überquere ich eine Brücke, auf der ein paar schon ältere Jugendliche stehen, ein halbes Dutzend etwa, so Anfang 20 schätze ich. Kurz nachdem ich passiert habe, läuft mir einer hinterher und versucht mein Handy, welches ich zur Navigation in der Hand halte, zu entreißen. Mit einem Fußtritt werde ich ihn zum Glück los. Ein Tricyclefahrer, der die Situation beobachtet hat, grinst nur. Das ist hier wohl nichts Besonderes. Ich bin jetzt schon 1 1/2 Jahre mit dem Fahrrad in Asien unterwegs und nie ist was passiert, aber 5 Minuten in Manila reichen aus, um überfallen zu werden.
Bei den vielen Straßenkindern und -Erwachsenen in den Großstädten ist die hohe Kriminalität kein Wunder, denn die Menschen sind obdachlos, besitzlos und viele sind drogensüchtig (Erwachsene nehmen das Amphetamin „Shabu“; Kindern schnüffeln Klebstoff). Mit durchschnittlich
3,4 Geburten pro Frau gehören die Philippinen zur Weltspitze. Die Ärmsten bekommen am meisten Kinder, und dementsprechend zählt ein Menschenleben nicht viel - ein Auftragsmord in Manila kostet ca. 700 Euro.
Nord LuzonDie ganze Westküste ist flach, asphaltiert, recht dicht besiedelt und hat eine gute Infrastruktur. Manchmal leider auch mit den unangenehmen Begleiterscheinungen wie sehr viel Straßenverkehr und stinkende Busse. Meistens gibt es aber einen Seitenstreifen, den ich benutzen kann. Falls kein Seitenstreifen da ist, dann werde ich unangenehm dicht von den Brummies überholt. Entlang des Weges sind reichlich Straßenrestaurants und „Water Stations“, wo ich meine Wasserflaschen auffülle. Sobald die Straße sich der Küste nähert – und das macht sie oft - findet sich auch ein Hotel. Viele Resorts erlauben auf ihrem Grundstück zu zelten, ich nutze oft die günstige Alternative. Vorteil ist auch, dass man frische Luft bekommt, denn die einfachen Hotelzimmer ohne Klimaanlage können so heiß wie eine Sauna sein.
Da es so extrem heiß und schwül ist (ich bekomme sogar Hitzepickel), streiche ich alle Bergetappen. Trotzdem schwitze ich mehr als ich trinken kann. 100 km radeln ohne zu pinkeln ist kein Problem
Sehr populär sind Hahnenkämpfe. Oft werden die Hähne in solchen einzelnen „Hütten“ gehalten. Der Krach der Viecher ist riesig und mit nur bei Sonnenaufgang krähen ist es nicht getan – die machen Tag und Nacht über Lärm.
In Luzon ist die Luftqualität nicht immer gut. Oft werde ich von stinkenden LKWs überholt, oder ich atme den Qualm vom verbrannten Hausmüll ein.
Auf dem Foto mit der Oma erkennt man auch gut den stark gekrümmten Rücken. Einige alte Frauen haben durch die lebenslange Feldarbeit eine 90° Oberkörperhaltung und können sich nur für einen kurzen Moment aufrecht hinstellen.
Das Philippische Essen ist nicht stark gewürzt, Chilis sind optional. Viele Menschen lassen das Besteck links liegen und essen lieber mit der rechten Hand. Besonders beim Fisch schließe ich mich dem auch an.
Im Restaurant ergeben sich oft lustige Gespräche mit den Kellnerinnen. Als Radfahrer bekommt man ja immer die gleichen Fragen gestellt. Auf den Philippinen lauten die so:
- What is your nationality?
- Are you married /do you have a girlfriend?
- What is your job? (ich sage immer “Mechanic ”, darunter können sich die meisten etwas vorstellen)
- So you are looking for a wife here? (Danach werden mir erstmal die anwesenden unverheirateten Mädels vorgestellt)
Und zuguterletzt:
- Do you have Facebook?
„Nachtclubs“ gibt es immer dort, wo früher amerikanischen Soldaten stationiert waren. Am meisten in Angeles City und Subic Bay. Hier treffe ich hauptsächlich Rentner, die mit 2 Tätigkeiten ihre Zeit verbringen – Bier trinken und … rumgammeln. Vorteil der Städte ist aber, dass es dort viele gut sortierte Supermärkte, internationale Restaurants und natürlich Kneipen gibt.
Abseits der Großstädte wird das Getreide (Reis oder Mais) am Straßenrand getrocknet.
Immer wieder gibt es Straßenstände, die lokale Produkte verkaufen. Wie in Asien üblich, wird ein erfolgreiches Geschäftsmodell sofort von den Nachbarn kopiert, und so rolle ich oft an Dutzenden gleichen Ständen vorbei, bis dann wieder für viele Stunden gar nichts kommt.
Die Nordküste von Luzon ist zum radeln am schönsten. Für ein paar Tage zelte ich auf dem „Municipal Beach“ in Pagudbud, welches aufgrund des tollen Strandes oft mit Boracay verglichen wird. Anscheinend ist der Strand auch für viele Gays und Transvestiten beliebt, die hier ihr Wochenende verbringen. Auf Ausländer sind sie besonders scharf, und so kann ich die Erfahrung machen, wie sich ein hübsches Mädchen fühlen muss, dass andauernd von heißblütigen Machos angebaggert wird.
An der Küste fahre ich selten direkt am Meer entlang. Meistens windet sich die Straße irgendwo durch das Hinterland, oder zwischen den Bergen. Manchmal ergibt sich aber doch ein schöner Ausblick.
FazitPalawan hat mir gut gefallen. Die Südrunde würde ich aber aufgrund der schlechten Wegqualität nicht noch einmal fahren wollen. Von Puerto Princesa nach El Nido und dann die Busuanga Umrundung würde ich gerne wieder radeln.
Luzon ist eigentlich nur ganz im Norden schön, an der restlichen Küstenstraße war mir zu viel Verkehr und zu dicht besiedelt. Evtl. ist es in den Bergen besser.
Die Philippinos sind schon cool drauf. Die meisten sprechen gutes Englisch, sind offen, neugierig und haben einen für Asiaten sehr westlich-orientierten Charakter. Besonders in den größeren Städten ist die Kriminalität aber abschreckend.