Grüß Dich.
Momentan bin ich nirgends unterwegs, aber das eine oder andere kann ich liefern:
die Frage ist zunächst, ob Du Luftlinie radeln mußt oder Abstecher machen kannst.
Direkt auf der Linie liegt Lencois auf Höhe Salvador. Das ist ne tolle Gegend zum hiken mit begehbaren Tafelbergen, Schluchten, Flüssen, großen Tropfsteinhöhlen. Lencois selbst ist wunderbar relaxed. Der Ort beherbergt eine famose Capoeira-Truppe, in der auch Kinder gut aufgehoben sind; den ganzen Verein schließt man sofort ins Herz.
Abseits ist Rio aus meiner Sicht ein Muß. Zwischen Rio u. Sao Paulo lohnt der ganze Küstenabschnitt. Insgesamt ist an der brasilianischen Küste sowieso immer was los. Du kannst die Ilha Grande besuchen, kommst Richtung Paraty am einzigen AKW vorbei - das ist ein ganz skuriles Ding: sozusagen umzäunte Todeszone in der grünen Hölle mit eigenem "Dorf" für die Angestellten, die dann 200 m vom Kraftwerk im Meer schwimmen. Dürfen.
Paraty ist auch ein Muß. Altportugiesisch; alles braucht dort seine Zeit, seeehr langsam geht es dort vonstatten. Die Stadtarchitektur ist einmalig, die Kunstszene ist sehr audrucksstark und von höchstem Niveau. Das ganze Umland von Paraty will erkundet werden. Ubatuba ist nicht weit...
Dann natürlich Salvador: evtl. kannst Du bei Pater Boenisch ein paar Tage bleiben. Er betreibt u. A. die Pousada Barroco na Bahia. Und dieser Name ist Programm: häufig beherbergt er klassische Ensembles aus Deutschland, die Gastkonzerte geben. Bönisch führt auch Opern auf und scheut es nicht, die Aufführungen mit den teuersten Edelsteinen und Schmuck auszustatten, die Bahia zu bieten hat! Er ist überdies ein sehr unterhaltsamer und gebildeter Gesprächspartner, die Pousada selbst genügt klerikalen Ansprüchen. Ein koloniales Kleinod am Rande der Altstadt, für das auch die dt. Botschaft Miete bezahlt. Laß Dich aber von ihm nicht einwickeln für diverse Besuche in Puffs oder zum Kauf von Edelsteinen aus mafiösen Quellen; da zahlst Du drauf. Seine kulinarischen Tips solltest Du aber keinesfalls auslassen. Direkt in seiner Nachbarschaft hat man das neue Fußballstadion gebaut - dafür machte man viele Wohnsiedlungen platt.
Ca. 100 km unterhalb v. Aracaju kannst Du Mangue Seco finden. Das sind weitläufige weiße Sanddünen mit einem endlos scheinenden Strand. Wenn Du in einer Mondnacht am Strand bist und die Sterne betrachtest, hältst Du Dich sofort für den kleinen Prinz :-)
In Mangue Seco ist man besser unter der Woche, am Wochenende kommt die Spaß und fun - Fraktion, zumindest ich hatte auf Schwachsinn dieser Art keine Lust.
Die wenigen von mir besuchten Flecken Brasiliens habe ich ambivalent in Erinnerung: großartige Landschaften, unterbrochen von katastrophal riesigen Plantagen, herrliche Küstenabschnitte, liebenswerte Gesprächspartnerr, aber auch relative Bildungsferne. Was mich besonders erstaunt hat, war der eklatante Mangel an natürlicher Fauna (ich konnte nicht einen Papagei sichten) und auch halbwegs natürlichen Bewuchs fand ich bestenfalls in ausgewiesenen Nationalparks. Da hat man seit Kolumbus Zeiten wohl ganze Arbeit geleistet. Besonders transparent fand ich die Folgen und das Fortsetzen der kolonialen Geschichte in Salvador - definitiv im negativen aber auch teilweise im positiven.
LG
Hobo61