Welttour von 2007 – 2011 - 4 Jahre - 5 Kontinente - 48.110 km
Teil 2 : Süd-Mittelamerika 2009
Nach gut 2 Jahren treffen wir in von Neuseeland aus in Südamerika ein. Irgendwo in Brasilien bekommen wir die herrliche Nachricht, dass wir nun Radeloma und Radelopa sind. Die putzige Leilani ist auf der schönen Welt angekommen. Hurra!
Chile
In Santiago de Chile, auf ca. 800 Höhenmetern, kann man schon mal die herrlichen Anden in der Ferne bestaunen. Es war Ende März und somit höchste Zeit um die Andenüberquerung anzuradeln. Auf über 3500 m waren die Nächte bitterkalt und die Luft sehr dünn. Wir haben da ordentlich im Zelt gefroren. Natürlich war bei den vielen Serpentinen tagelang schieben angesagt. Bei einem Radelgewicht von weit über 50 kg nicht immer lustig. Die Höhe machte besonders Gi zu schaffen (hatte oft Kopfschmerzen). Es gibt da Tage, wo man sich fragt, warum tue ich mir das eigentlich an? Doch die Andenlandschaften machten vieles erträglich. Gi habe ich immer erklärt, wo es rauf geht, geht es auch immer irgendwann runter.
Argentinien
So war es dann auch. Es ging wirklich runter. Richtung Mendoza flitzten wir regelrecht bergab. Die Pampa zog sich dann wochenlang Richtung Norden unter unseren Reifen surrend dahin. Hatte zumindest den Vorteil, wir konnten schon am Morgen sehen, wer uns am Abend entgegen kommen wird. Für nur kurze Ausflüge pedalten wir immer wieder in die gigantische Bergwelt. Von Salta aus radelte ich alleine in die Berge. Entlang einer alten Bahnlinie radelte ich auf über 4600 m Höhe. Ich wollte austesten ob die Höhe auch eventuell für Gi machbar ist. Sie hatte oft schon auf über 2500 m Höhenluftprobleme und somit Kopfschmerzen im Dauertakt. Auf über 4000 m wurde mir klar, Bolivien und Peru könnten für Gi ein echtes Höhenproblem werden. Wenn man gemeinsam unterwegs ist, ist es ideal sich positiv zu ergänzen, man nimmt aber auch gegenseitig Rücksicht. Somit war mir schnell klar, wir lassen die Räder in Salta und erkunden Bolivien und Peru per Bus. Gi war darüber nicht böse.
Bolivien
Es wurde uns in Bolivien sehr schnell bewusst, dass die Entscheidung, den Rädern eine Pause zu gönnen, für uns eine richtige Entscheidung war, denn meist führte uns unser Weg über 3 bis 4 tausend Höhenmeter. Unvergesslich sind dabei die gigantischen Andenlandschaften, der Großstadtkessel La Paz, der Titicacasee (auf ca. 3300 m Höhe)und der größte Salzsee der Welt (Salar de Uyuni). Auch war das Busfahren mal eine abenteuerliche Geschichte, denn die Busse waren sicherheitsmäßig nicht unbedingt auf neustem Stand.
Peru
Wochenlang waren wir dann in der peruanischen Bergwelt unterwegs. Wir wollten unbedingt dem Kondor nahe sein. Nach vielen Wanderungen hatten wir es schon fast aufgegeben, den König der Lüfte zu erspähen. Sozusagen zum Peru-Abschied segelte doch noch einer greifbar nahe an uns vorbei. Es war ein unbeschreiblich großartiges Gefühl. Die Flügelspannweite betrug um die 3 Meter.
Über Bolivien zurück ging es zu unseren Fahrrädern nach Salta. Die Räder und auch wir waren echt glücklich auf unserer Wiedersehen.
Paraguay
Über die argentinische Pampastraße Nummer 16 radelten wir zur Grenze nach Paraguay. Begleitet hat uns dabei über lange Strecken auch der Rio Parana. Richtung Länderdreieck Argentinien, Brasilien, Paraguay pedalten wir durch viele deutsche Gemeinden. Wir fanden da jeweils für einige Kilometer eine andere Welt vor. Neben spanischen gibt es da auch deutsche Schriftzüge. Es war angenehm den Auswanderungsgeschichten zu lauschen.
Alle Landsleute sagten uns, wir sollen unbedingt zu den schönsten Wasserfällen der Welt. Wir gehorchten natürlich. Und waren absolut positiv überrascht. Die Iguazu-Wasserfälle sind ein Augentraum.
Die Frau des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt soll beim Anblick der Iguazu-Fälle gesagt haben: Poor Niagara! Wir können ihr nur Recht geben, denn die größten Fälle der Erde sind wohl auch tatsächlich die schönsten.
Brasilien
Vom Augentraum pedalen wir über viele Bergrücken zum brasilianischen Atlantik. Immer die Küste entlang, erreichen wir nach vielen angenehmen Radelwochen Belem. Natürlich machen wir vorher in Rio, in Salvador und weiteren Küstenstädten längere Radelpausen. Wir versuchen die Widersprüchlichkeiten von Brasilien zu begreifen. Leicht ist dies nicht, denn die Widersprüche von Arm und Reich klaffen noch heute wie tiefe Schluchten in unseren Köpfen.
Am wohlsten fühlen wir uns immer beim Strandradeln. Sehr oft genießen wir diese Möglichkeit über viele, viele Kilometer.
Das Amazonsgebiet sprengt all unsere Erwartungen. Mit einem Seelenverkäufer schippern wir 7 Tage über 3500 Flusskilometern bis Manaus. Dort bestaunen wir die ``Dschungeloper`` und tauchen ein ins ewige Grün der Dschungellandschaften, der Nebenflüsse und geheimnisvollen Tierwelt.
Panama
Viele Tage flitzen wir auf der berühmt-berüchtigten Panamericana immer Richtung Norden entlang. Doch keine Bewaffneten und auch kein Berg versperren uns den Weg. Dabei gibt es immer wieder längere Pausen am Pazifik. Jeden, aber auch wirklich jeden Nachmittag fängt es zu regnen an. Der Regen macht uns aber Freude, denn er ist warm und reinigt uns und unsere Radel.
Costa Rica
Costa Rica wird für uns ein Naturleckerbissen, ein Radelleckerbissen. Es wird eines unserer Lieblingsländer. Wir sind fasziniert von all den Tieren, den Landschaften und Naturgewalten. Ob Papageien, Regenbogentukane oder Krokos, jeden Tag gibt es neues zu bestaunen. Der Vulkan Arenal bezaubert uns. An seinen Flanken gibt es viele heiße Quellen. Die heißen Überraschungen sind pure Freude für unsere müden Muskeln. Am liebsten würden wir solch eine heiße Quelle in einer unserer Packtaschen mitnehmen.
Kuba
Überrascht sind wir über die vielen Radelgruppen aus Europa. Auf Kuba radeln wir selbst einen Monat. So lernen wir intensiv den real existierenden Sozialismus mit all seinen Fassetten kennen. Es ist für uns ein Zurück in die eigene Vergangenheit. Die Kubaner sind meist nette Zeitgenossen. Sie helfen uns über einige Klippen, erzählen von ihren Wünschen und Sehnsüchten. Begeistert sind wir auch von den Landschaften und den unbeschreiblichen Meeresfarben. Noch nie haben wir so viele Blautönungen von Meereswasser erlebt.
Im Flieger nach Kairo frage ich Gi: ,,War Kuba nun ein Karibiktraum?``
,, Eine tropische Insel, auf der es für die eigenen Bewohner kein Obst gibt, ist ein Alptraum. Für einen Pauschaltouristen, der die wenigen Früchte im Hotel vorgesetzt bekommt, das herrlich blaue Meer genießen kann und von Brotmarken und Milchrationen nichts erfährt, für den kann Kuba ein Karibiktraum sein.``
Für uns war es letztendlich eine überaus interessante und lohnenswerte Radel-Mischung.
Ich bemühe mich den letzten Teil – über Afrika zurück nach Deutschland – bald folgen zu lassen.
Über Fragen und Anregungen freuen sich Wi + Gi.