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#901137 - 19.01.13 22:55
Andalusien Ostern 2011
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Themenersteller
abwesend
Beiträge: 707
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Dauer: | 19 Tage |
Zeitraum: | 8.4.2011 bis 26.4.2011 |
Entfernung: | 900 Kilometer |
Bereiste Länder: | Spanien
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PrologNachdem ich schon auf zwei Touren Spanien als optimales Radreiseland kennengelernt hatte (Spanischer Jakobsweg von Pamplona nach Santiago de Compostela bzw. Cabo Finisterre und Costa Brava bis Barcelona, letzteres aber nur wenige Tage im Anschluß an eine Frankreich-Tour), sollte es nun zwei Wochen durch Andalusien gehen (ein halbes Jahr später war ich dann im Rahmen einer Radtour von Paris nach Barcelona noch mal ein paar Tage in Spanien (Katalonien) unterwegs, und letztes Jahr noch mal von Frankreich aus einmal in Katalonien und einmal im Baskenland und Kantabrien). Da ich Andalusien noch überhaupt nicht kannte, wollte ich natürlich möglichst viel in die Tour „einbauen“ – einige der bekannten Städte wie Sevilla, Granada, Córdoba, Ronda, Cádiz, landschaftlich reizvolle Strecken (daß zahlreiche Höhenmeter zu bewältigen waren, war mir natürlich klar), auch mindestens einen der vielen Naturparks, die eine oder andere Vía Verde (Radwege auf ehemaligen Bahntrassen) und auch die Küste (Costa de la Luz). Außerdem hatte ich den Reisetermin bewußt so gelegt, daß die zweite Hälfte der Reise in die Osterwoche (Semana Santa) fiel, so daß ich Gelegenheit haben würde, mir einige der berühmten Osterprozessionen anzusehen. Nach langem Studium der Karte, zahlreicher Reiseberichte, unter anderem hier im Forum, und hilfreicher Antworten auf meine Anfrage (Link) stand schließlich die Route im Wesentlichen fest: Ungefähr von Osten nach Westen durch Andalusien von Granada über Jaén, entlang der Vía Verde de la Subbética, über Córdoba, entlang der Vía Verde de la Campiña, durch den Naturpark Sierra de Grazalema, Ronda, Naturpark Alcornocales, um die Südspitze bei Algeciras und Tarifa, und dann entlang der Costa de la Luz bis in die Gegend von Cádiz/Jerez de la Frontera. Der Plan enthielt auch die Option, von Algeciras mit der Fähre einen Abstecher nach Ceuta, der Spanischen Exklave in Marokko, zu machen und eventuell auch eine Tagesetappe in Marokko zu fahren, vielleicht von Ceuta nach Tanger. Das wollte ich aber erst vor Ort entscheiden. Den Reisepaß habe ich jedenfalls zu dem Zweck eingepackt. Einiges, was ich auch noch gerne gesehen hätte, mußte außen vor bleiben, wie etwa die Landschaft um das Cabo del Gato, aber für nur 14 reine Fahrtage zuzüglich An- und Abreise und einem Tag in Sevilla galt es, Prioritäten zu setzten und den Reiseplan nicht zu voll zu packen. Hin- und Rückflug habe ich nach und von Sevilla gebucht. Anreise von dort zum Startpunkt Granada sollte mit dem Zug erfolgen. Die Fahrkarte ließ sich über die Homepage der spanischen Bahngesellschaft RENFE buchen (Reservierungspflicht sogar im Regionalverkehr!), die kostenlose, aber obligatorische Fahrradreservierung leider nicht. Also mußte ich es drauf ankommen lassen, ob ich in dem gebuchten Zug noch einen Fahrradplatz bekommen würde. Außerdem habe ich mir online eine Eintrittskarte für die Alhambra für den Nachmittag meiner Ankunft in Granada gebucht, da ich zum Glück mitbekommen hatte, daß die Zahl der täglichen Besucher limitiert ist und man nicht sicher sein kann, an der Tageskasse eine Karte für den jeweiligen Tag zu bekommen. Das Zeitfenster für die Hauptattraktion innerhalb der Alhambra, den Nasridenpalast, konnte man selber festlegen. Ich habe 15 Uhr gewählt. Hoffentlich klappt es mit dem Zug und der Fahrradmitnahme (nur vier Verbindungen täglich…), denn würde ich später in Granada sein, würde es keine Möglichkeit mehr geben, diesen bedeutendsten Teil der Alhambra zu besuchen. Hinsichtlich der übrigen Bereiche der Alhambra gilt meine Karte von 14 bis 20 Uhr. Als weitere Vorbereitung habe ich mir im Internet einige Campingplätze entlang der Route herausgesucht. Ich dachte erst, abseits der Küsten sieht es in Spanien mit Campingplätzen eher bescheiden aus, aber es stellte sich heraus, daß gerade entlang der Vías Verdes und vor allem in den Naturparks doch einige vorhanden sind. Ich habe also die Etappenlängen so geplant, daß ich möglichst oft zelten konnte. Damit war auch die Frage, ob es sich lohnt, das Zelt mitzunehmen, entschieden. Schließlich habe ich mich noch informiert, in welchen Orten an welchen Tagen Osterprozessionen stattfinden. Im Rahmen meines Routen- und Zeitplans kamen die Prozessionen in Ronda am Palmsonntag, Tarifa (21.04.) und Jerez (Ostersontag) in Betracht. Was die Unterkünfte betrifft, habe ich etwa ein halbes Dutzend Campingplätze ermittelt, die von der Strecken- und Etappenplanung in Betracht kamen, im Übrigen hoffte ich auf preiswerte Hotels bzw. Pensionen. Lediglich in Sevilla habe ich per Internet eine Pension für die erste Nacht und für die beiden letzten Nächte gebucht, außerdem ein Hotel in Jerez de la Frontera für die vor-vorletzte Nacht. Für die Planung und für unterwegs habe ich die Marco-Polo-Karte Andalusien 1:200 000 verwendet, die die gesamte Tour abdeckt, und zusätzlich für die Vías Verdes, die in der Karte nicht verzeichnet sind, die entsprechenden Infos aus dem Internet ausgedruckt. Sehr hilfreich ist, daß ich die spanische Sprache hinreichend beherrsche; außerdem die französische, was mir in Marokko zugute kommen wird (ich habe den Abstecher nach Marokko, soviel sei verraten, dann doch gemacht). 1. Tag (08.04.2011), Flug Dresden-SevillaAm Vorabend verpacke ich mein Rad auf die bewährte Weise in einen Fahrradkarton, den ich mir bei meinem Fahrradhändler geholt habe. Am nächsten Morgen geht es mit Straßen- und S-Bahn zum Flughafen Dresden-Klotzsche. Währen des gesamten Fluges herrscht sonniges Wetter und klare Sicht, ich kann das Rheinknie mit Basel, den Genfer See mit Lausanne, die Alpen und die Rhone erkennen. Beim grandiosen Blick auf Marseille erinnere ich mich an eine Radreise vor einigen Jahren, als ich entlang des Rhonetals nach Marseille gefahren bin. Da Air Berlin die Ziele in Südspanien mit Zwischenlandung in Palma de Mallorca anfliegt, kann ich dank einer Schleife im Tiefflug einen Blick auf große Teile der Insel genießen – das Ballungsgebiet um Palma, die weite Ebene und den Gebirgszug im Norden, geologisch die Fortsetzung der Betischen Kordillere (Cordillera Bética/Sistema Penibético), in der ich in wenigen Tagen fahren werde. In Palma Umsteigen in eine andere Maschine. Hoffentlich wird auch mein Fahrrad ordnungsgemäß umgeladen… Der Flughafen Palma scheint fest in der Hand von Air Berlin zu sein, etwa ein halbes Dutzend Maschinen steht mit uns in der Schlange vor der Startbahn, alle von Air Berlin. Jetzt gibt es Ausblicke auf Südspanien, und schließlich taucht die schneebedeckte Sierra Nevada auf. Zu ihren Füßen liegt Granada, wo ich morgen mit dem Zug eintreffen und übermorgen meine Tour starten werde. Die Sierra Nevada selbst steht auf dieser Tour nicht auf der Agenda, aber den Pico del Veleta als höchsten in Europa mit dem Rad erreichbaren Punkt muß ich mir auch eines Tages einmal vornehmen. Nachdem am Flughafen in Sevilla Gepäck und Rad wohlbehalten in Empfang genommen sind, stellt sich die Frage, wie ich nun in die Stadt komme. Einzige Straßenverbindung ist die Autovía. Davon rät man mir ab, und ich nehme also davon Abstand (im weiteren Verlauf der Reise lege ich dann diese Bedenken ab, da auch die Einfahrten in andere Städte nur über Autovías möglich sind, und Radfahren ist dort ohnehin grundsätzlich erlaubt). Also lasse ich das Rad zunächst verpackt. Im Bus werde ich mit dem Radkarton nicht mitgenommen, also bleibt nur ein Taxi. Hektisch wird am Taxistand mein Radkarton von einem zum nächsten Taxi weitergereicht, vier Taxifahrer schaffen es nicht, den Karton in ihrem Wagen unterzubringen, dem fünften gelingt es schließlich irgendwie, den Radkarton auf der Rückbank (!) zu verstauen. Die Fahrt kostet gut 30 €, eine Ausgabe, die ich mir hätte sparen können und mir vor dem Rückflug durch die Anfahrt über die Autovía zum Flughafen dann auch erspart habe. Nachdem in der bereits von zu Hause aus gebuchten, zentral gelegenen Pension das Rad ausgepackt und montiert und der Karton entsorgt ist, geht es erst einmal zum Bahnhof (Estación Santa Justa, der moderne, im Zuge der Expo 92 errichtete Haptbahnhof). Ich will mir die Fahrradreservierung für den Zug nach Granada für den nächsten Morgen holen, die über das Internet ja nicht zu bekommen war, außerdem die Fahrkarte von Jerez nach Sevilla in zwei Wochen. Zum Glück bekomme ich die Fahrradreservierung problemlos, und ich kenne nun auch bereits den Weg zum Bahnhof, denn morgen geht es für meinen Geschmack unangenehm früh los, der Zug fährt bereits kurz nach sieben. Am Abend fahre ich noch mit dem Rad in die Altstadt, mache ein paar Aufnahmen in der Altstadt und setze mich zum Abendessen und einem Glas Wein in eines der vielen Restaurants an der Plaza vor der Giralda, dem Turm der Kathedrale, ursprünglich das Minarett der Moschee. Es ist warm, man kann auch spät abends noch draußen sitzen; da Freitagabend ist und schönes Wetter, ist es schwer, draußen einen Platz zu bekommen. Wenn ich morgen nicht schon um sechs aufstehen müßte… Aber ich habe ja vor dem Rückflug noch einen ganzen Tag und zwei Übernachtungen in Sevilla, so daß ich heute noch nicht alles gesehen haben muß. 2. Tag (09.04.2011), Zugfahrt Sevilla-Granada und Besichtigung der AlhambraIch schaffe es, wie geplant um sechs Uhr aufzustehen, meine Sachen zu packen und die vom Vortag bereits bekannte Strecke zum Bahnhof zu fahren. Die erste halbe Stunde der Zugfahrt ist es draußen noch stockdunkel, erst deutlich nach acht wird es langsam hell. Da die mitteleuropäische Zeitzone auch Spanien umfasst, ist es hier vom Sonnenstand her deutlich früher als von der Uhrzeit, ein Effekt, der mir abends etwa anderthalb Stunden länger Tageslicht beschert. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden, und man bekommt einen ersten Eindruck von der andalusischen Landschaft. Die Eisenbahninfrastruktur ist in weiten Teilen Andalusiens wenig entwickelt, auf der eingleisigen Strecke zwischen Sevilla und Granada fahren täglich nur vier Regionalzüge, und Fernverkehr findet gar nicht statt. Die Fahrzeuge sind aber moderne, komfortable Dieseltriebzüge mit der Möglichkeit, vier Fahrräder hängend zu transportieren (leider mit Reservierungspflicht für Mensch und Rad). Ich genieße die Fahrt, sie ist landschaftlich sehr reizvoll, und ich sehe so auch Gegenden, die nicht Teil meiner Tour sein werden. Der Bahnhof von Granada, immerhin eine Stadt mit ca. 240 000 Einwohnern, hat die Dimensionen eines Kleinstadtbahnhofs. Ich fahre in die Stadt und nehme auf einem Platz hinter der Kathedrale ein spätes Frühstück ein. Schnell finde ich anschließend anhand meines Reiseführers eine nette, preiswerte Pension. Ich sehe mich noch ein wenig in der Stadt um, und dann geht es zur Alhambra, meine online gebuchte Eintrittskarte gilt ab 14 Uhr. In wenigen Sätzen über die Alhambra zu berichten, ist fast unmöglich. Es gibt so viel zu sehen, daß ein halber Tag kaum ausreicht. Die Alhambra ist die Burg, auf der die Herrscher von Granada, dem letzten muslimischen Emirat auf der iberischen Halbinsel, residierten, mit dessen Eroberung 1492, im selben Jahr, in dem Kolumbus (ihm werde ich am Ende meiner Reise auch noch begegnen) Amerika entdeckte, die Reconquista ihren Abschluß fand. Die gewaltige Anlage auf einem Bergrücken oberhalb der Altstadt wirkt wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Das klingt zwar kitschig, ist aber zutreffend. Ein kaum zu überblickender Komplex aus Festungsanlagen, Palästen und Gärten aus verschiedenen Jahrhunderten der maurischen Epoche und auch aus der Zeit nach der Reconquista. Bei wolkenlosem Himmel bietet sich ein grandioser Blick über die Altstadt unterhalb der Alhambra, auf das älteste Stadtviertel Albaicín am gegenüberliegenden Hang, auf die nördlich gelegene Sierra (wie sie heißt, kann ich weder meiner Karte noch meinem Reiseführer entnehmen), in die mich mein Weg morgen führen wird, und nach Süden auf das schneebedeckte, strahlend weiße Massiv der Sierra Nevada, zum Greifen nahe. Einer der Gipfel muß der Pico del Veleta sein, wo man mit dem Rad eine Höhe von 3384 Metern erreichen kann … Eines Tages, aber nicht dieses Mal! Ich komme wieder, und dann will ich da hoch! Zweckmäßigerweise wohl zu einer späteren Jahreszeit … Der bedeutendste und schönste Teil der Alhambra ist der Nasridenpalast, die Residenz der Emire der Dynastie der Nasriden, des letzten muslimischen Herrschergeschlechts auf spanischem Boden. Eine endlose Flucht aus Hallen und Innenhöfen, aufs Prächtigste mit Arabesken und arabischen Inschriften verzierten Gewölben, Säulen und Torbögen, Wasserbassins und Gartenanlagen. Besondere Attraktion ist der Löwenbrunnen, der wegen einer umfassenden Sanierung längere Zeit abgebaut war und nun erstmals wieder zu besichtigen ist, allerdings (noch?) nicht an seinem ursprünglichen Standort, dem Löwenhof (Patio de los leones), sondern in einem angrenzenden Raum des Palastes, bewacht von Sicherheitspersonal. Hier herrscht sogar, anders als in der übrigen Alhambra, ein Fotografierverbot. Schließlich sehe ich mir noch die Gärten des Generalife an, die prächtige, an die Alhambra angrenzende Gartenanlage, für die die Eintrittskarte ebenfalls gilt. Dann ist es auch schon 20 Uhr, und die Alhambra schließt. Der halbe Tag hat gerade ausgereicht, um die Alhambra einigermaßen „abzuarbeiten“. 3. Tag (10.04.2011), Granada-Alcalá la Real, ca. 70 kmHeute geht es endlich los. Aber erst will ich ordentlich frühstücken und entscheide mich, dies im malerischen, am Hang oberhalb der Altstadt liegenden Viertel Albaicín zu tun. Es führen nur enge, steile Gassen und Treppen hinauf, also schließe ich das Rad (Gepäck ist zum Glück noch in der Pension) unten an und steige zu Fuß hinauf. Auf einer kleinen Plaza mit Blick auf die auf dem Hügel gegenüber liegende Alhambra nehme ich ein leckeres Frühstück ein (Pan con Tomate, ein typisches spanisches Frühstück, das ich noch manches Mal genießen werde – geröstetes Brot mit frischem Tomatenmus). Nun geht es aber wirklich los, es ist schon Mittag. Obwohl Sonntag ist, finde ich noch eine Weinhandlung, die gerade schließt, ich kann noch eine gute Flasche Rotwein erstehen, denn es ist der Vortag meines Geburtstags, und da will ich mir heute abend einen edlen Tropfen gönnen … Einer der Flaschenhalter trägt also heute keine Wasserflasche. Mein Helm ist mir irgendwann auf der Anreise abhandengekommen, jedenfalls ist er nicht mehr zu finden, und so fahre ich verbotswidrig unbehelmt los (in Spanien herrscht außerorts Helmpflicht). Aus der Stadt finde ich erfreulich schnell heraus; als ich nach dem Weg zu dem Vorort frage, von dem aus es in die nördlich gelegene Sierra Richtung Alcalá la Real und Jaén gehen soll, heißt es, immer der Tranvía entlang, und tatsächlich, Granada hat, wie viele spanische Städte, die Straßenbahn wieder eingeführt bzw. ist dabei, und ich brauche bloß der fast fertigen Straßenbahnstrecke zu folgen und komme genau dort aus der Stadt heraus, wo ich es geplant hatte und folge der kaum befahrenen Landstraße A 4076 nach Norden. Die Strecke vermag von Anfang an landschaftlich zu überzeugen (ich komme in das wohl bedeutendste und größte spanische Anbaugebiet für Oliven, heute und auch die nächsten Tage fahre ich durch Landschaften, die fast ausschließlich aus bis zum Horizont reichenden Olivenpflanzungen bestehen), sie ist aber anspruchsvoller, als ich gedacht hatte, und ich bin am Anfang der Reise noch nicht so recht in Form. Ich hatte auf der Karte zwischen Granada und Jaén einfach eine Route gewählt, die grün, also als landschaftlich reizvoll, gekennzeichnet war, ohne mir Gedanken über die Höhenmeter zu machen… Für die Sierra de Grazalema, weiter im Westen, hatte ich mir ja einige schöne Pässe ausgesucht, auf die bin ich seelisch vorbereitet, aber daß es gleich hier so heftig losgeht… Aber die Landschaft begeistert. Ein letzter Blick zurück auf die Sierra Nevada – wie gesagt, der Pico del Veleta muß eines Tages sein… Bei schon tiefstehender Sonne sehe ich in der Ferne die Burg oberhalb von Alcalá la Real. War ich von einem größeren Dorf ausgegangen, stellt es sich, als ich schließlich dort ankomme, als regelrechte Stadt heraus. Ich finde im Stadtzentrum ein schönes und preiswertes Hotel, nehme auf der zentralen Plaza mein Abendbrot ein und nehme um Mitternacht auf dem Balkon meines Zimmers bei meiner Flasche Wein einige Geburtstagsglückwünsche auf dem Handy entgegen. 4. Tag (11.04.2011), Alcalá la Real-Jaén, ca. 60 kmZunächst steige ich hoch auf die Burg. Sie ist wegen Bauarbeiten geschlossen, trotzdem hat man vom Burgberg eine tolle Aussicht auf die Stadt und die umliegende Landschaft (nach wie vor ausgedehnte Olivenpflanzungen). In der Stadt finde ich schnell ein Sportgeschäft, in dem ich einen (nicht sehr formschönen) Helm erstehen kann, so daß ich nun vorschriftsgemäß weiterradeln kann. Auch der heutige Tag ist von den Höhenmetern wesentlich anspruchsvoller, als ich gedacht hatte (ein paar mal muß ich sogar schieben), aber das Landschaftserlebnis ist faszinierend und entschädigt für alle Mühen. Die Sierras de Alta Coloma und de la Pandera sind kaum besiedelt, ich erlebe eine beeindruckende Gebirgslandschaft, die geprägt ist von Olivenplantagen, jeder Quadratmeter wird dazu genutzt. Trotz oder gerade wegen der Eintönigkeit der endlosen Monokulturen beeindruckt die Landschaft – einfach grandios. Ich habe die Straße und die Landschaft fast für mich alleine, nur alle zehn bis fünfzehn Minuten kommt ein Auto vorbei. Ich fahre die N 432a und die A 6050 über Castillo de Locubín, Valdepeñas de Jaén und Los Villares. Es geht zunächst über den Puerto del Castillo (940 m laut Schild auf der Paßhöhe); dann geht es ziemlich weit runter über Castillo de Locubín in ein Flußtal. Von dort folgt ein langer, beschwerlicher Anstieg, auf halber Höhe mache ich Rast und genieße ein Picknick mit Chorizo und Baguette. Es geht hoch über den Puerto de Locubín (laut meinem Höhenmesser 1091 m), dann gibt es eine lange Abfahrt hinunter nach Valdepeñas de Jaén. Hier gönne ich mir ein Bierchen und ein paar Tapas. Gerade in der Provinz, abseits der Touristenströme, bekommt man in den Dorfkneipen einfache, leckere Tapas für wenig Geld; häufig gibt es auch zum Bier (Viertelliter) gratis eine Kleinigkeit zu essen, meist ein Schälchen Oliven oder ein paar Scheiben Baguette mit leckerem Schinken oder Ähnliches. Weiter geht es Richtung Jaén, und wieder geht es hinauf, diesmal auf gemessene knapp 1200 m, und wieder eine schöne lange Abfahrt nach Los Villares. Und noch einmal geht es aufwärts, ich nähere mich meinem Etappenziel Jaén, der Verkehr wird dichter, aber die inzwischen vierspurige Straße hat nun einen Radstreifen, und große Schilder machen die Autofahrer auf die Anwesenheit von Radfahrern aufmerksam (ich begegne aber keinen). Dann erblicke ich in der Abendsonne tief unten im Tal Jaén mit der mächtigen Kathedrale. Von oben wirkt es reizvoll, der Eindruck bestätigt sich bei der Ankunft in der Stadt aber nur bedingt. Gerade der Platz vor der beeindruckenden Kathedrale wirkt beinahe schäbig und trostlos, es gibt dort wider Erwarten kein Straßencafé, in dem ich mich für die unerwartete Mühsal des Tages mit einem Gläschen Wein belohnen könnte (es ist ja immer noch mein Geburtstag…). Ich finde ein zentral gelegenes Hotel, das zwar preiswert ist, mich aber trotz meiner geringen Ansprüche enttäuscht; ich darf zwar mein Rad mit aufs Zimmer nehmen, aber der kahle, fensterlose Raum (nur im offenbar nicht regelmäßig gereinigten Bad gibt es ein kleines Fenster zum engen Innenhof) erinnert mich irgendwie an eine Gefängniszelle. Nach einem Abendessen in der Altstadt beschließe ich meinen Geburtstag in meiner „Gefängniszelle“. Aber die heutige Etappe hat mir sehr gut gefallen, ich bin zufrieden, und morgen geht es ja weiter, ohne extreme Höhenmeter auf dem Bahntrassenradweg „Vía verde del Aceite“. Fortsetzung folgt…
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Geändert von Tom72 (19.01.13 23:05) |
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#901144 - 19.01.13 23:41
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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Schon mal jetzt Gratulation zu deiner Mühe, hier ausführlich gegen Twitter-Gewohnheiten zu berichten. Ich warte dann mal auf ergiebige Fortsetzung. - Granada: Ich glaube du wurdest auch gewarnt, dass 1/2 Tag Alhambra schon arg knapp bemessen ist - mir gings nämlich ähnlich. Eigentlich sollte man in den Gärten etwas länger verweilen. - Zum Helm: Hast du den jetzt gekauft, um sicher vor der Polizei zu sein oder ist dir der Helm selbst wichtig (gewesen)? Wie oft hast du ihn auf gehabt?
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#901449 - 20.01.13 22:06
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, ja, ich hatte mir in diesem Thread Tipps für die Tour geben lassen. Ein halber Tag für die Alhambra war tatsächlich etwas knapp, ich denke aber, ich habe das Wichtigste gesehen. Ich versuche halt, soviel wie möglich in meine Radreisen "hineinzupacken", so daß Besichtigungen vielfach etwas zu kurz kommen. Den neuen Helm hatte ich mir gekauft, weil ich (nicht im Alltag, aber auf Reisen) ohnehin mit Helm fahre (ich bin allerdings kein Befürworter einer Helmpflicht, wie sie in Spanien herrscht). An Kontrollen durch die Polizei hatte ich eigentlich weniger gedacht, das scheint ja, wie man häufig liest, nicht so heiß gegessen zu werden (obwohl gerade Du, wenn ich mich richtig erinnere, in einem Deiner Reiseberichte von entsprechenden Problemen mit der spanischen Polizei berichtet hast...).
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Geändert von Tom72 (20.01.13 22:08) |
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#901477 - 21.01.13 00:04
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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5. Tag (12.04.2011), Jaén-Cabra, ca. 90 kmIch sehe mich morgens noch etwas in der Altstadt von Jaén um. Die Stadt vermag nach wie vor nicht wirklich zu begeistern, aber ich habe sie ja vor allem deshalb auf den Reiseplan gesetzt, weil hier die Vía verde de la Subbética beginnt, der Bahntrassenradweg Richtung Westen. Wie in Granada, kann ich mich auch hier zunächst an einer kurz vor der Inbetriebnahme stehenden Straßenbahnlinie orientieren (auch Jaén zahlt zu den spanischen Städten, die die Tranvía wieder einführen), die mich zum Bahnhof führt. Von dort fahre ich entlang der Bahnlinie an den Stadtrand bis zu der Stelle, wo die stillgelegte, nun zu einem Wander- und Radweg (Vía verde) umgewandelte, Bahntrasse von der noch betriebenen Bahnstrecke abzweigt. Es handelt sich um die ehemalige Bahnstrecke, die Jaén mit Puente-Genil an der Strecke Córdoba-Málaga verband. Die Bezeichnung „Vía verde de la Subbética“ bezieht sich auf das Gebirgssystem der Cordillera Subbética, das große Teile Andalusiens von West nach Ost durchzieht. Eine andere Bezeichnung ist „Vía verde del Aceite I“ (der Abschnitt in der Provinz Jaén) und „Vía verde del Aceite II“ (in der Provinz Córdoba), in Anlehnung an den Transport von Olivenöl, für den die Bahnlinie eine bedeutende Rolle spielte. Die Gesamtlänge beträgt gut 100 km; ich habe vor, heute den größten Teil dieser Strecke zu fahren, je nach dem, wie weit ich heute komme. Anderen Reiseradlern begegne ich übrigens auf der gesamten Vía verde nicht, allerdings zahlreichen sonstigen Freizeitradlern. Der Weg ist großteils asphaltiert und insgesamt gut befahrbar. Die Landschaft ist nicht mehr so gebirgig wie die beiden Tage zuvor, eher stark hügelig, und die Strecke ist als ehemalige Bahnlinie natürlich ohne allzu starke Steigungen trassiert. Und nach wie vor besteht die Landschaft fast ausschließlich aus endlosen, bis zum Horizont reichenden Olivenplantagen. Es geht durch zahlreiche der ehemaligen Bahntunnel und über die alten, teilweise recht langen und hohen stählernen Bahnviadukte. Nach dem Start in Jaén sieht man noch vereinzelt Radfahrer, dann, über die Nachmittagszeit, bin ich praktisch völlig alleine auf der Strecke und genieße die grandiose Landschaft. Es geht vorbei an den Orten Torre del Campo, Torredonjimeno und Martos. Hier versuche ich, ein Restaurant für einen Mittagsimbiß zu finden, aber es ist Siesta-Zeit, die hier in der Provinz noch ernst genommen wird. Nach einigem Suchen finde ich einen offenen Laden, wo ich ein Baguette und eine Salami kaufen kann, und mache später an einem der Rastplätze, die es an der Vía verde gibt, Picknick. Ich treffe während der nächsten ein bis zwei Sunden keine Menschenseele. Am Stausee Embalse de Valdemojón, über den ein weiterer Bahnviadukt führt, überquere ich die Grenze zwischen der Provinz Jaén und der Provinz Córdoba. Kurz darauf gibt es ein Restaurant in einem der alten Bahnhofsgebäude, als dessen Terrasse der ehemalige Bahnsteig dient. Hier gönne ich mir ein Bierchen. Daß sich die Kundschaft hier nicht in erster Linie aus den wenigen Radfahrern rekrutiert, merke ich, als ein Reisebus eine Ladung holländischer Touristen abliefert, die für kurze Zeit die Restauranttische auf dem Bahnsteig und den Laden für regionale Produkte bevölkert. Mit einigen von ihnen komme ich ins Gespräch, dann geht es weiter. Jetzt, gegen Spätnachmittag, sind wieder Rennradler und Mountainbiker unterwegs, offensichtlich Einheimische, die nach Feierabend noch eine Runde auf der Vía verde machen. Als ich durch eine Ziegenherde rolle, die über den Weg getrieben wird, denke ich mir, das paßt ja gut, denn der nächste Ort, den ich mir inzwischen als Etappenziel ausgewählt habe, heißt Cabra (spanisch: Ziege). Hier finde ich nach einigem Fragen eine günstige und wirklich schöne Pension (wenn ich mich richtig erinnere, weniger als 30 €) und lasse den Tag auf der zentralen Plaza bei Tapas und Wein ausklingen. 6. Tag (13.04.2011), Cabra-Córdoba, ca. 90 kmMeinen Frühstückskaffee nehme ich in einem Café im ehemaligen Bahnhof von Cabra ein. Hier komme ich auch mit einer Gruppe Mountainbiker ins Gespräch, die Auf der Vía verde unterwegs ist. Am ehemaligen Bahnsteig ist eine der alten Dampfloks ausgestellt, die in beklagenswertem Zustand vor sich hin gammelt. Dann geht es weiter auf dem Bahntrassenradweg. Wie am Vortag führt der Weg durch die beeindruckende Olivenlandschaft, über ehemalige Bahnviadukte und durch Tunnel. Ich folge ihm aber nur noch ein paar Kilometer bis Lucena (und nicht bis zu seinem Ende bei Puente-Genil), dann verlasse ich die Vía verde Richtung Norden, denn mein heutiges Ziel ist Córdoba. Bis dahin sind es noch ca. 70 km über die N 331, A 307 und N 432. Ich komme durch das hübsche Städtchen Aguilar de la Frontera, wo ich mich ein wenig umsehe. Zentrum der Stadt ist die als regelmäßiges Achteck angelegte Plaza de San José mit ihrer umgebenden geschlossenen, einheitlichen, strahlend weiß verputzten historischen Bebauung, durch die die Gassen durch Torbögen auf den Platz führen. Die weitere Strecke bis Córdoba verläuft über größere, aber mäßig verkehrsreiche Landstraßen, die überwiegend einen zum Radfahren gut geeigneten breiten Seitenstreifen aufweisen. Diese Strecke hatte ich nicht um ihrer selbst Willen ausgewählt, sondern um auf dem schnellsten Wege von der Vía verde nach Córdoba zu kommen. Die Landschaft ist hügelig, und nach wie vor dominieren Olivenpflanzungen. Weiter geht es über Montilla und Espejo. Hier sehe ich auch erstmals nach Tagen , daß außer Oliven vereinzelt auch Anderes angebaut wird. Schließlich habe ich von der Höhe erstmals einen Blick ins Tal des Río Guadalquivir und auf Córdoba. Es geht abwärts in die Stadt, schnell finde ich ins Zentrum und an den Guadalquivir. Der Fluß wirkt breit und weitgehend naturbelassen und wird durch mit Buschwerk und Bäumen bewachsene Inseln und Sandbänke in zahlreiche Arme geteilt. Die Altstadt liegt am gegenüberliegenden Ufer, so daß ich schon einmal das Panorama bewundern kann, geprägt von der berühmten Mezquita und der alten Brücke (Puente Romano). Ich überquere den Fluß aber über eine andere Brücke, folge ein Stück der Stadtmauer und fahre durch eines der alten Stadttore in das Gassengewirr der Altstadt. Schließlich erreiche ich die Mezquita, die nach der Reconquista in eine Kathedrale umgewandelte ehemalige Moschee, ein gewaltiger rechteckiger Komplex, der von außen nur aus einer umlaufenden, hohen Mauer besteht, die durch reichverzierte Portale im maurischen Stil gegliedert ist und von dem aus dem ehemaligen Minarett entstandenen Glockenturm überragt wird, sehr ähnlich der Giralda in Sevilla. Ich werde mir die Mezquita morgen ausgiebig ansehen; deshalb werde ich morgen erst gegen Nachmittag weiterfahren und habe für den Tag nur etwa 40 km geplant auf dem nächsten Bahntrassenradweg, der Vía verde de la Campiña, der in der Nähe von Córdoba beginnt. Jetzt gilt es, eine preiswerte Unterkunft zu finden. Schnell merke ich, daß viele Hotels ausgebucht sind, vielleicht, weil in wenigen Tagen die Semana Santa beginnt. In den ersten zwei oder drei Hotels gibt es kein Zimmer mehr, schließlich habe ich aber doch Glück und finde ein nettes und recht preiswertes Zimmer in einer Pension in einer der Gassen in der Nähe der Mezquita. Nun suche ich ein Restaurant zum Abendessen, in dem ich gute Tapas essen kann. Ich konsultiere meinen Reiseführer und stoße auf die „Taberna Rafaé“ im Altstadviertel Judería, wo ich einige ausgezeichnete Tapas bekomme. Nun möchte ich mir noch ein wenig das Nachtleben ansehen, schließlich sagt man ja, daß die Spanier abends lange unterwegs sind, und hier in der Judería wird es langsam leer. Wieder entnehme ich meinem Reiseführer einen hervorragenden Tipp und finde nach einem kurzen Marsch durch verwinkelte und um die späte Stunde recht einsame Altstadtgassen die Plaza Corredera, einen großen, rechteckigen Platz, eingefaßt von historischen Gebäuden mit Kolonnadengängen. Hier kann man vor den zahlreichen Bars draußen sitzen, und hier ist tatsächlich noch einiges los, der Platz und die Tische vor den Kneipen sind überwiegend von jungen Leuten bevölkert. Ich gönne mir ein oder zwei Bierchen und beobachte das rege Treiben. Eine Truppe von Feuerschluckern führt ihre Kunststücke vor, und obwohl es bereits ein Uhr nachts ist, besteht ihr Publikum aus einer großen Gruppe etwa zehn oder zwölfjähriger Jugendlicher, offenbar eine Schulklasse mit ihren Lehrern. Es stimmt also doch, daß in Spanien ein anderer, mir sehr sympathischer, Tagesrhythmus herrscht. 7. Tag (14.04.2011), Córdoba-La Carlota, ca. 40 kmHeute steht nur eine kurze Etappe von etwa 40 km auf der Tagesordnung; den Vormittag und Mittag will ich nutzen, um mir die Mezquita anzusehen. Zunächst aber überquere ich die Puente Romano und sehe mir die Stadt noch einmal von der gegenüberliegenden Seite an. Es fällt auf, daß im Gebiet um die Mezquita und die Puente Romano viel renoviert und neugestaltet wird; irgendwo habe ich gelesen, es hänge damit zusammen, daß Córdoba sich um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 bewirbt. Die Puente Romano ist augenscheinlich frisch saniert; sie wirkt für meinen Geschmack etwas zu neu und perfekt. Das gegenüberliegende Ufer bietet neben einem beeindruckenden Blick auf die Altstadt die historische Getreidemühle Molino de San Antonio, die noch aus der arabischen Zeit stammt, und den Torre de la Calahorra, der als Wehrturm den südlichen Brückenkopf dominiert. Zurück in der Altstadt, sehe ich mir die Mezquita an. Das riesige Bauwerk mißt etwa 170 mal 130 Meter und besteht von außen aus einer einheitlichen, rechteckigen Umfassungsmauer mit zahlreichen prächtigen Portalen im maurischen Stil. Im Innern gelangt man zunächst in eine große Gartenanlage, den Patio de los Naranjos (Orangenhof). Das eigentliche Bauwerk besteht aus einer gewaltigen Halle, dem ursprünglichen Betsaal der Moschee, die getragen wird von einem Wald aus Säulen und rot-weißen maurischen Hufeisenbögen. Der Eindruck ist überwältigend, schon wegen der der gewaltigen Größe des Raumes und der schier endlos erscheinenden Säulenreihen (insgesamt sind es etwa 900 Säulen). Trotzdem wirkt die Architektur nicht eintönig, denn die Halle ist in mehreren Bauphasen entstanden, und wenn man etwas genauer hinsieht, zeigen sich in den verschiedenen Bereichen Unterschiede in der Gestaltung der Säulen und Bögen; auch besteht die Decke teils aus kunstvoll geschnitzten und bemalten Holzbalken und teils aus Steingewölben. Einen merkwürdigen Kontrast zu der maurischen Architektur bietet die im 16. Jahrhundert, etwa 300 Jahre nach der Rückeroberung Córdobas, in der Mitte der Säulenhalle errichtete Kathedrale, für die in diesem Bereich zahlreiche Säulen entfernt wurden. Diese Machtdemonstration der katholischen Kirche wird gemeinhin als architektonische Barbarei gesehen, und selbst Kaiser Karl V., der den Bau der Kathedrale genehmigt hatte, soll die teilweise Zerstörung des maurischen Bauwerks später bedauert haben. Ich finde jedoch die Integration der Kathedrale mit ihrer völlig anderen Architektur in die Mezquita baulich recht gut gelungen; durch den Gegensatz zwischen der arabischen Baukunst und der christlichen (ich würde letztere als eine Mischung aus Spätgotik und Renaissance einstufen) ergibt sich ein besonderer Reiz; ein steingewordenes Sinnbild des Mit-, Gegen- und Nacheinanders der islamischen und christlichen Geschichte Andalusiens. Es ist nicht möglich, die beeindruckende Wirkung der Säulenhalle anhand von ein paar Fotos wiederzugeben; man muß einfach dagewesen sein. Daher beschränke ich mich hier schweren Herzens auf eines der vielen Dutzend Bilder, die ich dort gemacht habe. Gegen drei Uhr fahre ich los. Am gegenüberliegenden Ufer des Guadalquivir lasse ich noch dieses Foto von mir mit der Mezquita und der Puente Romano im Hintergrund machen, dann gilt es, den Beginn der Vía verde de la Campiña zu finden, die mich Richtung Westen nach Marchena führen soll, von wo aus ich dann nach Süden in die Sierra de Grazalema will. Heute soll es aber nur bis La Carlota, etwa 40 Kilometer südwestlich von Córdoba, gehen, wo es einen Campingplatz gibt, so daß ich heute das erste mal zelten kann. Der Bahntrassenradweg beginnt etwas außerhalb der Stadt in Valchillón, wo die ehemalige, nun zur Vía verde ungewandelte, Bahntrasse von der Bahnlinie Córdoba-Málaga abzweigt. Die Wegbeschaffenheit ist schlechter als auf der Vía verde de la Subbética, aber es läßt sich trotzdem recht gut fahren. Die Trasse gewinnt durch einige Kurven und Tunnels an Höhe, verläßt das Tal des Guadalquivir und erreicht die eher flache, leicht hügelige Landschaft Campina de Córdoba. La Carlota liegt etwas abseits der Vía verde, nach einigem Fragen finde ich schließlich den Ort und den Campingplatz. Er ist fast völlig leer, nur wenige Parzellen sind mit Wohnwagen belegt und einige der Bungalows sind „bewohnt“. Auf dem weitläufigen Areal für Zelte bin ich der Einzige. An der das Gelände umgebenden Hecke sind zwei Wachhunde, deren Leinen beweglich an einer langen Kette befestigt sind, entlang derer sie parallel zur Hecke auf und ab patrouillieren können. So eine Sicherheitsmaßnahme habe ich sonst noch auf keinem Campingplatz gesehen. Ich habe Bedenken, ob das eine artgerechte Haltung darstellt, bin aber ein wenig beruhigt, als ich feststelle, daß sie in ihrem beschränkten Aktionsradius eine Hundehütte haben, um sich vor der intensiven südspanische Sonne zu schützen. Auf der Terrasse vor dem Campingplatz-Restaurant, wo ich der einzige Gast bin, gönne ich mir zum Abendessen ein leckeres Steak. Über mir, in der Überdachung der Terrasse, krabbeln kopfüber einige Eidechsen, offenbar auf der Suche nach Insekten. Als ich vor dem Schlafengehen noch eine Weile bei einem Glas Wein vor dem Zelt sitze, höre ich noch lange einen der beiden Hunde aufgeregt bellen, während sein Kollege offenbar schon schläft. Vielleicht bin ich in der Saison einer der ersten Zeltenden, und die Hunde sind noch nicht so recht an Camper gewöhnt. 8. Tag (15.04.2011), La Carlota-Marchena, ca. 80 kmEs geht zurück auf die Vía verde de la Campina. Sie ist weiterhin nicht so gut ausgebaut wie die Vía verde de la Subbética, aber es läßt sich einigermaßen fahren. Nach ein paar Kilometern weist ein Schild auf eine Sperrung des Weges wegen Bauarbeiten hin. Da es laut meiner Karte keine einigermaßen parallele Straße gibt und die Alternative zur Vía verde über Landstraßen einen riesigen Umweg bedeutet hätte, ignoriere ich die Sperrung und fahre weiter. Kurz darauf sieht man tatsächlich einen Bautrupp, der dabei ist, den Weg auszubessern, der mich aber zum Glück nicht an der Weiterfahrt hindert. Die Strecke ist noch einigermaßen, teils sogar recht gut, befahrbar. Bald unterquert sie die relativ neue Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke Córdoba-Málaga, und schließlich erreiche ich Ècija. Das Stadtbild ist reizvoll, es ist geprägt von zahlreichen reichverzierten, farbenprächtigen (die Farbe weiß dominiert aber) Kirchtürmen und barocken Stadtpalästen. Écija gilt als der heißeste Ort Andalusiens und wird auch als „Bratpfanne Andalusiens“ bezeichnet. Auf der zentralen Plaza, unter der kurz zuvor eine Tiefgarage angelegt wurde, lasse ich mich kurz auf ein Bier nieder. Dort sind bereits die Tribünen für die bevorstehenden Prozessionen der Semana Santa aufgebaut. Die Dame im Tourismusbüro, wo ich mich nach der Befahrbarkeit der Vía verde im weiteren Verlauf erkundige, spricht fließend Deutsch (sie stammt, wenn ich mich richtig erinnere, auch aus Deutschland) und rät mir aufgrund der schlechten Wegbeschaffenheit zwischen Écija und Marchena von deren Benutzung ab. Das bestätigt meine Informationen, die ich aus dem Radreiseforum und der Vías-verdes-Homepage bereits hatte (die spanischen Bahntrassenradwege haben eine eigene Internetpräsenz), und so beschließe ich, die ungefähr parallel verlaufende A 364 zu nehmen, die ich nach anfänglichen Irrungen, die mir auch ein vermeidbares Stück Autovía bescheren, schließlich finde. Offenbar hat diese Straße eine gewisse Bedeutung für den Verkehr Richtung Marokko, denn ein Schild kündigt Algeciras (von wo die Fähren über die Straße von Gibraltar fahren) an, das aber noch ca. 150 km Luftlinie entfernt ist, und zwar nicht nur auf Spanisch, sondern auch in arabischer Schrift. Die Landschaft ist für spanische Verhältnisse recht flach und bietet wenig Sehenswertes. In der Ferne fällt mir rechterhand eine turmartige Konstruktion mit leuchtender Spitze auf, von der ich annehme, daß es sich um ein Solarkraftwerk handelt. Es ist, wie ich später im Internet feststelle, das Solarturmkraftwerk Gemasolar bei Fuentes de Andalucía: Ca. 2600 Spiegel reflektieren das Sonnenlicht gebündelt auf die Spitze eines 140 Meter hohen Turms in der Mitte der Anlage. Kurz vor Marchena überquert die Straße auf einer Brücke die Bahnlinie, auf der ich einige Tage zuvor von Sevilla zu meinem Startpunkt Granada gefahren bin. Meine Tour beschreibt, wenn man die Zugfahrt Sevilla-Granada am Anfang und die Zugfahrt Cádiz-Sevilla am Ende mit betrachtet, eine gestreckte 8, die hier, in Marchena, ihren „Knoten“ hat. Hier kündet auch ein Schild von der im Bau befindlichen Hochgeschwindigkeitsstrecke (Línea de Alta Velocidad) Sevilla-Granada-Almería. Ich hatte eigentlich vor, heute noch bis Morón de la Frontera zu kommen, um morgen möglichst schnell in der Sierra de Grazalema zu sein, beschließe aber, in Marchena zu übernachten; das heißt aber, daß ich morgen, um mit meinem Zeitplan nicht in Verzug zu kommen, eine relativ lange Etappe vor mir haben werde, denn morgen will ich es auf alle Fälle über den Paß Puerto de las Palomas bis Grazalema schaffen. Marchena ist ein sympathisches Städchen, das aber nicht zu den Hauptattraktionen des typischen Andalusien-Touristen zählt. In der Altstadt gibt es eine historische Stadt- oder Burgmauer, die noch aus der maurischen Zeit stammen dürfte. Wieder habe ich bei der Unterkunftsuche Glück und finde schnell ein preiswertes Hotel im Zentrum, mit dem ich sehr zufrieden bin. Ich beschließe den Tag mit einem Abendessen y unas copas de vino auf einem kleinen Platz in der Altstadt, auf dem trotz der späten Stunde noch reges Treiben herrscht. Ich genieße es, der wahrscheinlich einzige Tourist unter lauter Einheimischen zu sein und das „echte“ Spanien zu erleben (Marchena zählt, wie gesagt, nicht zu den üblichen Programmpunkten klassischer Andalusien-Reisen). Typisch für Spanien sind, obwohl es fast Mitternacht ist, die Restaurants und Cafes auf dem Platz noch bevölkert nicht nur von jungen Leuten, sondern auch von Familien mit Kindern. Abermals bestätigt sich, daß die Spanier gerne abends lange aufbleiben, was optimal auch zu meiner eigenen „inneren Uhr“ paßt (morgen sollte ich allerdings trotzdem zeitig loskommen, da ich ja heute meinen Tagesplan nicht ganz erfüllt habe…). Fortsetzung folgt…
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Geändert von Tom72 (21.01.13 00:07) |
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#903361 - 26.01.13 19:56
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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9. Tag (16.04.2011), Marchena-Grazalema, 93 kmTatsächlich schaffe ich es, gegen acht Uhr loszukommen, für meine Verhältnisse erfreulich zeitig. Heute will ich auf alle Fälle in die Sierra de Grazalema kommen, über den Paß Puerto des las Palomas fahren (1189 m), den ich als einen der landschaftlichen Höhepunkte in die Tour eingeplant habe, und den für den Naturpark namengebenden Ort Grazalema erreichen. Zumal ich morgen in Ronda sein „muß“, um dort die Palmsonntags-Prozessionen zu sehen. So habe ich heute etwa 90 km vor mir, was im Grunde nicht viel ist, aber einiges an Höhenmetern beinhaltet. Über die A 364 und 361 erreiche ich nach knapp 30 km ohne viel Verkehr Morón de la Frontera, wo ich erstmal ausgiebig frühstücke. Hinter dem Ort zweigt die A 8126 ab, die direkt in die Sierra de Grazalema führt. Hier gibt es kaum Autoverkehr, und ein großes Schild „Precaución ciclistas“ weist darauf hin, daß diese Strecke bei Radfahrern beliebt ist; vereinzelt begegne ich auch welchen, fast ausschließlich Rennradlern. Langsam wird die Landschaft gebirgig, und es geht, zunächst mäßig, bergauf. Ich überquere die Grenze zur Provinz Cádiz, komme durch Coripe und quere die Vía verde de la Sierra. Ich hatte bei meiner Planung überlegt, diesen Bahntrassenradweg in meine Route einzubauen, davon aber Abstand genommen, weil er ost-westlich verläuft, während ich Richtung Süden und letztlich bei Algeciras ans Mittelmeer will. Die Landschaft ist fantastisch, je mehr ich an Höhe gewinne und in die dünnbesiedelte Bergwelt eintauche. Inzwischen bin ich auch besser in Form als am Anfang der Reise, so daß mir die Steigungen keine große Mühe mehr bereiten. Unten im Tal sehe ich noch einmal die Vía verde, die in einem Tunnel verschwindet. Die Straße ist schmal, in gutem Zustand, und ich habe sie fast für mich allein. Je höher ich auf den Serpentinen komme, desto fantastischere Ausblicke auf die einsame, zunächst noch mit niedrigen Bäumen, weiter oben mit niedrigem Buschwerk bewachsene Berglandschaft kann ich genießen bei fast wolkenlosem Himmel. Lange begegne ich niemandem außer einer Herde Ziegen, die sich auf der Straße tummelt, weil ein Weidezaun schadhaft ist. Nach einem kurzen Stück über eine verkehrsreichere Straße (A 384) geht es wieder auf einer kaum befahrenen Straße (A 3200) weiter aufwärts (ein Schild verweist auf den Beginn des Parque Natural Sierra de Grazalema), bis die Straße die Staumauer des Stausees Embalse de Zahara überquert. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Ort Zahara de la Sierra hoch oben am Hang (ich werde im weiteren Verlauf der Reise noch durch ein weiteres Zahara kommen, Zahara de los Atunes an der Costa de la Luz), wo die Straße über den Puerto de las Palomas beginnt. Es geht weiter aufwärts nach Zahara, wo ich mich für den Paßanstieg stärke. Das Gericht, das ich mir empfehlen lasse, stellt sich als eine Art Roulade heraus; sehr lecker. Nun nehme ich den Puerto de las Palomas in Angriff. Die Strecke erweist sich tatsächlich als ein Höhepunkt der Reise. Die Straße windet sich in endlosen Serpentinen aufwärts, ist zwar anstrengend, die Steigung hält sich jedoch in vertretbaren Grenzen; meinem Tacho zufolge überwiegend deutlich unter 10 %, nur einmal messe ich 11 %. Das Landschaftserlebnis ist überwältigend, von jeder Kurve aus ergeben sich neue Ausblicke auf den Stausee, auf die Berge und auf die bereits zurückgelegten Serpentinen. Ab und zu halte ich kurz an, um zu verschnaufen und das grandiose Panorama zu genießen. Ich habe die Straße fast für mich allein, nur ein oder zweimal kommt ein Auto vorbei. Beim Blick zurück auf die Windungen der bereits bewältigten Strecke drängt sich der Vergleich mit einer Achterbahn auf. Schließlich zeichnet sich beim Blick nach oben die Stelle ab, die den höchsten Punkt zu markieren scheint. Dort angekommen, habe ich tatsächlich die Paßhöhe erreicht. Das Schild, vor dem ich mich mit Selbstauslöser fotografiere, weist eine Höhe von 1357 m aus; tatsächlich sind es aber nur 1189 m; warum die Angabe auf dem Schild dermaßen übertreibt, bleibt mir schleierhaft. Auf dem Parkplatz ist nur ein Pärchen, das im Auto sitzend die Aussicht genießt, und ein Rennradfahrer, der aus der anderen Richtung kommt und, offenbar unbeeindruckt von der Landschaft, nach einem kurzen Blick ins Tal und einem tiefen Schluck aus seiner Wasserflasche Richtung Zahara weiterfährt. Dies ist zwar nicht mein höchster (das waren zu dem Zeitpunkt die Pässe Cruz de Ferro auf dem spanischen Jakobsweg und der Reschenpaß mit jeweils etwa 1500 m und auf späteren Reisen der Coll de la Creueta in den Pyrenäen mit 1900 m und der Mont Ventoux mit 1912 m) und auch nicht mein schwierigster bisher gefahrener Paß, aber wohl einer der schönsten, und ich bin sehr zufrieden. Es ist nun schon nach sieben, es ist noch hell, aber da die Abfahrt schon im Schatten liegt, ist es etwas kühl, und ich beeile mich, zumal ich nicht weiß, wann der Campingplatz in Grazalema schließt. Die Abfahrt ist kürzer und kommt mir steiler vor als die Auffahrt. Schnell bin ich am Campingplatz oberhalb von Grazalema, gönne mir erstmal ein Bier in der Bar des Platzes und baue dann mein Zelt auf. Der Campingplatz ist schön gelegen und kaum ausgelastet. Außer mir ist im Wesentlichen noch eine Gruppe spanischer Pfadfinder dort. Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant zum Abendessen im unterhalb des Campingplatzes gelegenen Grazalema mache ich aus Sorge, es könnte schon alles geschlossen sein, da der Ort bereits recht ausgestorben wirkt, den Fehler, im erstbesten Restaurant einzukehren; man kann leider nicht draußen sitzen, und ich bin der einzigen Gast; das Personal wirkt fast ein wenig genervt, daß sie noch etwas zu tun bekommen. Daß der eigentliche Ortskern mit zahlreichen netteren Restaurants, die sicher auch noch geöffnet gewesen wären, nur ein paar Schritte weiter liegt, stelle ich erst am nächsten Morgen fest. Aber egal, die heutige Etappe war einfach phänomenal. 10. Tag (17.04.2011), Grazalema-Ronda, 38 kmHeute ist keine lange Strecke geplant, nur gut 30 km; ich will gegen Mittag in Ronda sein und mir die Palmsonntagsprozessionen ansehen (davon finden heute, auf den ganzen Tag verteilt, drei statt), denn heute beginnt die Semana Santa, die Osterwoche. Ich baue mein Zelt ab, packe und frühstücke in einem der Cafes auf dem Dorfplatz, den ich gestern abend ja nicht gefunden hatte. Grazalema zählt zu den für die Region typischen „pueblos blancos“, den weißen Dörfern (wie bereits Zahara), die durch ihre strahlend weiß verputzten Häuser charakterisiert sind. Man hat den Eindruck, daß die Fassaden regelmäßig neu gestrichen werden, um diesem „Prädikat“ gerecht zu werden. Vor den Cafés auf dem Dorfplatz sitzen vor allem Motorradfahrer, einige Radler und viele Wanderer – die Sierra de Grazalema ist ein beliebtes Wanderrevier. Der Ort liegt am Hang, und man kann weit in die Landschaft blicken und auf die von Grazalema aus hinunterführende Straße, auf der ich nun meine Fahrt fortsetzen werde. Die verkehrsarme Straße (A 372), auf der einige Rennradler unterwegs sind, führt mich landschaftlich reizvoll in die Provinz Málaga, aus dem Naturpark hinaus auf eine größere Straße (A 374), und dann kommt auch schon Ronda in Sicht. Die Stadt liegt erhöht auf einem Plateau auf gut 700 m Höhe, und so habe ich einen langen Anstieg zu bewältigen. In der Altstadt angekommen, sehe ich mir, bevor ich den Campingplatz ansteuere, erst einmal die bereits laufende erste von drei heute stattfindenden Prozessionen an. Die Altstadt besteht aus zwei Teilen, der eigentlichen Ciudad und dem kleineren Stadteil El Mercadillo, die durch eine über 100 m tiefe Schlucht getrennt sind, über die das Wahrzeichen Rondas führt, die im 18. Jahrhundert erbaute, beeindruckende Brücke Puente Nuevo, die La Ciudad und El Mercadillo verbindet; nicht besonders lang, aber faszinierend wegen ihrer Höhe. In den Gassen herrscht Gedränge durch die vielen Einheimischen und Touristen, die die Strecke der Prozession säumen. Mir gelingt es, mit meinem Rad irgendwie durch die Menge zu kommen und einen geeigneten Platz zu finden, von wo aus ich in Ruhe das beeindruckende Schauspiel verfolgen kann. Die Osterprozessionen finden in vielen Orten Spaniens statt, ganz besonders aber in Andalusien, in der gesamten Karwoche von Palmsonntag bis Ostersonntag, aber nicht in allen Orten an allen Tagen. Organisiert werden sie von sogenannten Bruderschaften (Hermandades), die jeweils einer Kirchengemeinde zugeordnet sind und jeweils eine Prozession an einem bestimmten Tag der Semana Santa durchführen. Die größeren Prozessionen, wie hier in Ronda, bestehen aus mehreren hundert Teilnehmern in langen Gewändern in der Farbe der jeweiligen Hermandad (diese hat weiße). Zentrum des Zuges sind ein oder wie in diesem Fall zwei „Pasos“, überlebensgroßen Figuren bzw. Szenen aus der Passionsgeschichte, jeweils entsprechend dem betreffenden Tag der Osterwoche, und die von etwa zwei Dutzend Männern an langen, vorne und hinten herausragenden Balken auf der Schulter getragen werden. Heute ist Palmsonntag, der erste Tag der Osterwoche, und dementsprechend trägt die gerade prozessierende Bruderschaft den klangvollen Namen „Hermandad de nuestro Padre Jesús en su Entrada Triunfal en Jerusalén y María Santísima de la Paloma“, und eines der beiden Pasos stellt folgerichtig Jesus auf einem Esel beim Einzug in Jerusalem, geschmückt mit Palmenzweigen, dar (das andere ist eine riesige Marienstatue). Dazwischen marschieren die Gruppen der „Büßer“ mit ihren das Gesicht verhüllenden und nur zwei Löcher für die Augen freilassenden hohen, spitzen Hüten, die ein wenig an den Ku-Klux-Klan erinnern. Video; zum Ansehen anklicken! Einige Teilnehmer sind für das Schwenken von Weihrauchkesseln zuständig. Außerdem gehören zum Zug eine oder auch mehrere Marschkapellen, die mal feierliche Melodien, mal schneidige Marschmusik unter intensiven Einsatz von Pauken und Trommeln spielen. Ein beeindruckendes Schauspiel, selbst für mich als Nicht-Katholik ergreifend. Als ich mein Rad entlang der Prozessionsstrecke durch die Menge schiebe, um den Zug noch mehrmals vorbeiziehen zu sehen und zu fotografieren, kann ich es mir nicht verkneifen, meinen Schritt dem Rhythmus der Marschmusik anzupassen. So eine Prozession ist sehr langsam unterwegs, immer wieder wird angehalten, und für die Strecke, die in der jeweiligen Kirche ihren Ausgang (Salida) und Einzug (Entrada) hat und auf einer festgelegten Route durch die Stadt führt, braucht sie mehrere Stunden; die aktuelle Prozession ist laut Programm seit 11 Uhr unterwegs und hat ihre Entrada um 15.30 Uhr. Heute prozessieren in Ronda noch zwei weitere Hermandades (17.00 bis 23.30 Uhr und 20.00 bis 01.30 Uhr). Ich habe also für den Abend volles Programm und fahre erstmal zum Zeltplatz etwas außerhalb der Stadt. Der Platz ist schön, ich baue mein Zelt neben dem eines britischen Ehepaares auf, das auch auf Radreise ist und mit dem ich mich kurz unterhalte. Später geht es zurück in die Stadt, um den Auszug der 20.00-Uhr-Prozession aus ihrer Kirche zu sehen (Iglesia Santa María la Mayor im Viertel El Mercadillo), schaue mich aber vorher noch ein wenig in der Stadt um, vor allem rund um die Puente Nuevo. Mir gelingt ein Video einer Kapelle, die gerade die Brücke überquert, um zu der gleich beginnenden Prozession zu stoßen: Video; zum Ansehen anklicken! Vor der Kirche hat sich bereits eine große Zuschauermenge versammelt, und alle warten gespannt auf den Auszug, die Salida, der Prozession. Aus Blechfässern qualmt Weihrauch und nebelt die Wartenden ein. Schließlich kommt mit Pauken und Trompeten die Marschkapelle anmarschiert und verschwindet in der Kirche, hintendrein eine zweite (wohl die Kapellen, die die Mittags-Prozession begleitet haben). Obwohl die Prozession dadurch vollständig sein müßte, verzögert sich der Auszug. Endlich kommt der Zug aus der Kirche. Diese Hermandad hat dunkelrote Gewänder, ansonsten verläuft alles im Prinzip wie bei der Prozession von heute Mittag. Auch diese Prozession führt zwei Pasos mit, die allerdings ein anderes Konstruktionsprinzip aufweisen: Die beiden Pasos werden nicht von außen an langen Balken getragen, sondern die Träger (wohl etwa zwei Dutzend) sind unterhalb der Pasos verborgen, so daß nur ihre Füße unter einem umlaufenden Vorhang zu sehen sind. Damit sie wissen, wo es langgeht, bekommen sie Anweisungen von einem Begleiter, denn sehen können sie nichts. Es dämmert langsam, und es kommt ein frischer Wind auf, so daß ich beginne, zu frieren. Also radle ich zurück zum Campingplatz, um mir alles an warmen Jacken zu holen, das ich dabeihabe, denn ich habe vor, mir die Prozessionen bis zum Schluß anzusehen. Daß die steife Brise der Vorbote eines Wetterumschwungs ist, zeigt sich dann am nächsten Tag. Zurück in der Stadt, warm eingepackt in Fleece-, Wind- und Regenjacke, lasse ich das nächtliche Treiben auf mich wirken, ganz Ronda, Einheimische und Touristen, ist wegen der Prozessionen auf den Beinen, die Altstadt ist bis spät nachts belebt. Ich betrachte die Prozessionen (neben der, deren Auszug ich gesehen habe, ist auch noch die von 17.00 Uhr unterwegs) und kehre zwischendurch zwei- oder dreimal auf ein Glas Wein und ein Tapa in eine der zahlreichen gut gefüllten Kneipen ein. Fotos der nächtlichen Prozessionen gelingen mir leider nicht zu meiner Zufriedenheit. Ich harre aus, bis auch die um 20.00 Uhr gestartete Prozession wieder in ihre Kirche einzieht – deutlich später als, wie im Programm vorgesehen, 01.30 Uhr. Es ist nun doch recht kalt. Irgendwann zwischen zwei und drei Uhr liege ich im Zelt. Fortsetzung folgt...
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#903755 - 27.01.13 18:19
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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11. Tag (18.04.2011), Ronda-Jimera de Líbar, 34 kmBeim ersten Blick aus dem Zelt die große Enttäuschung: Der Himmel ist grau, und es sieht aus, als würde es heute noch regnen. Mit dem herrlichen Wetter, das mich nun seit über einer Woche begleitet, ist es wohl erstmal vorbei. Zelt abbauen, packen und zurück in die Stadt, um erstmal zu frühstücken. Leichter Nieselregen setzt ein, also Regenjacke an und die Lenkertasche mit ihrer im Taschenboden verstauten Regenschutzhülle versehen. Ich schaue ich mich zunächst noch ein wenig in Ronda um, vor allem noch mal im Bereich der Puente Nuevo zwischen den Stadtteilen La Ciudad und El Mercadillo. Das Felsplateau, auf dem die Altstadt steht, fällt hier steil ab, und man hat tolle Ausblicke in die umliegende Landschaft und die sich mitten durch die Stadt ziehende Schlucht mit der darüberführenden Puente Nuevo. Ein Weg führt an der Felskante entlang, auf dem man auch an der Stierkampfarena vorbeikommt. Schließlich kommt, was kommen muß, und heftiger Regen setzt ein. Ich finde Unterschlupf unter der Markise eines Bistros, trinke einen Kaffee und warte ab. Schließlich wird der Regen so stark, daß ich mich ins Innere des Cafés verlagere. Hier läuft ein Fernseher, und der gerade laufende Wetterbericht enthüllt das ganze Ausmaß meines Pechs: In ganz Andalusien wird es die kommenden Tage regnen, ohne Aussicht auf Besserung. ¡Mierda! Ich bestelle erstmal ein Bier und überlege, was ich nun machen soll. Heute hierbleiben? Mich noch eine weitere Nacht auf dem Campingplatz einquartieren oder am besten gleich in einer festen Unterkunft? Macht es Sinn, heute noch weiterzufahren? Ich beschließe, hier erstmal abzuwarten. Schließlich, nach fast zwei Stunden, hört der Regen auf, und ich entscheide, es zu wagen und loszufahren, wenigstens ein paar Orte weiter, am besten bis Jimera de Líbar, wo es einen Campingplatz gibt (sofern das Wetter das Zelten nicht völlig unmöglich macht); das ist noch weniger als die gestrige Stecke. Also rolle ich gegen drei Uhr die Straße abwärts, auf der ich gestern in die Stadt gekommen bin, und zweige auf ein winziges Sträßchen, das in meiner Karte keine Nummer hat, ab, das mich, zunächst lange bergab, zurück in die Sierra de Grazalema führt, ins Tal des Río Guadiaro, durch das auch die Bahnlinie Ronda-Algeciras führt. Meine Stimmung steigt wieder, immerhin bin ich „on the road again“, und es bleibt erstmal trocken. Die Landschaft ist wieder genauso reizvoll wie gestern und vorgestern. Im gegenüberliegenden Hang sieht man den Eingang zur Cueva del Gato, einer Höhle, über die ich in meinem Reiseführer lese, sie zähle zu den Attraktionen der Gegend. Die Zeit, sie zu besichtigen, habe ich aber nicht, außerdem entnehme ich meinem Reiseführer auch, man solle sie auf keinen Fall alleine besichtigen, sondern nur im Rahmen einer im Voraus zu buchenden Führung; es habe schon Tote gegeben. Warum im Vordergrund ein Fernseher in der Landschaft steht, weiß ich nicht – handelt es sich um Landschaftskunst oder, wie zu vermuten, doch eher um eine nur bedingt naturverträgliche Lösung, um Platz für einen neuen Plasmabildschirm zu schaffen? Die Straße Richtung Südwesten durch das Tal des Guadiaro führt ständig auf und ab, mal unten im Tal, mal weiter oben am Hang. Nach einem längeren Anstieg komme ich durch den Ort Benaoján, und hier fängt es wieder an zu regnen. Ich finde Zuflucht in einer Kneipe, in der die Zeit stehengeblieben scheint; die Einrichtung scheint seit Jahrzehnten nicht mehr verändert worden zu sein, daraus bezieht sie einen gewissen, wenn auch etwas schmuddeligen, Charme. Da ich der einzige Gast bin, komme ich schnell mit dem Wirt ins Gespräch; er kann nicht so recht verstehen, warum jemand freiwillig mit dem Rad bei diesem Wetter unterwegs ist und bietet mir an, bei ihm zu Hause zu übernachten. Ich lehne natürlich höflich ab, denn so schnell lasse ich mich von einer nicht ganz wunschgemäßen Wetterlage nicht von meinem Plan abbringen… Irgendwann hört der Regen auf, und recht bald, nachdem ich eine weitere offenbar sehenswerte Höhle (Cueva de la Pileta) rechts liegen lasse – ich sollte zukünftig doch etwas mehr Zeit für Besichtigungen einplanen – erreiche ich den Campingplatz von Jimera de Líbar, der direkt am Río Guadiaro liegt. Ich riskiere es, trotz des Wetters zu zelten (es regnet gerade nicht), schließlich gibt es auf meiner Tour recht wenige Campingplätze, und das Zeltmitschleppen soll sich ja auch lohnen. Nach dem Zeltaufbau gilt es, ein Restaurant fürs Abendessen zu finden. An der Campingplatz-Rezeption empfiehlt man mir, es im Restaurant an der benachbarten Bahnstation zu versuchen (die Bahnlinie Ronda-Algeciras folgt nach wie vor dem Tal und dem Fluß Guadiaro), aber die könnten heute auch Ruhetag haben… Natürlich haben sie. Also muß ich mein Glück im Ort versuchen, der liegt allerdings weit oberhalb des Flusses und der Bahnlinie hoch oben am Hang, und so muß ich erst einmal eine lange Serpentinenstraße emporradeln. Der Ort wirkt ausgestorben, und ich befürchte schon, mit leerem Magen auf die Matratze zu müssen, aber dann finde ich eine geöffnete Kneipe. Nun wird der Abend wider Erwarten sehr unterhaltsam, die Kneipe ist sehr einfach, außer mir sind zunächst noch ein paar einheimische Jugendliche dort. Ich werde freundlich empfangen, was damit beginnt, daß der Wirt mich auffordert, doch mein Rad mit reinzunehmen, damit es nicht geklaut wird. Ich nehme erstmal ein Bier und zwei Tapas. Die Auswahl ist nicht groß, wie in vielen kleinen Dorfkneipen gibt es in einer kleinen Glasvitrine drei oder vier Gerichte, von denen man eins auswählt und sich eine Portion warmmachen läßt. Das ist meistens, so auch hier, super lecker und kostet fast nichts. Nun sind außer mir alle gegangen, aber der Wirt – Pedro – läßt mich, obwohl er eigentlich schließen würde, noch lange nicht gehen. Er freut sich über die Gelegenheit, sich mal mit einem Auswärtigen unterhalten zu können, hier offenbar eine Seltenheit, und so wird es ein langer, aber sehr netter Abend. Allerdings will er die Gelegenheit auch nutzen, um sein Englisch zu üben, und so tue ich ihm den Gefallen, und statt auf Spanisch unterhalten wir uns auf Englisch, und sein Englisch bedarf tatsächlich einiges an Training; es ist anstrengend, ihm zuzuhören, aber löblicherweise bemüht er sich ja, es auszubauen. Er erzählt mir von sich, von dem Dorf, von der hiesigen Landschaft, von seiner Kneipe, von seinen Tapas, auf deren Qualität er großen Wert legt (sie sind wirklich gut), und zeigt mir die vielen Fotos, die er in der Gegend gemacht hat und die die Wände der Kneipe zieren, einige auch vom Innern der Höhlen, deren Besichtigung mein Zeitplan nicht zuließ. Ich erzähle von meiner Reise und zeige ihm in meiner Kamera meine Bilder vom heutigen Tag, besonders amüsiert ihn der in der Landschaft stehende Fernseher. Und er spendiert mir ein Bier nach dem anderen (was ich gerne annehme; es sind ja nur die in Spanien üblichen Viertelliter-Gläschen), dann auch ein für die Region typisches oder jedenfalls irgendwie besonderes (selbstgebranntes?) Agua ardiente (Schnaps), und schließlich macht er mir noch ein weiteres seiner Tapas warm, auf das er besonders stolz ist, natürlich umsonst. Es wird sehr spät, und so sehr ich die unerwartete Abendgestaltung genieße, muß ich langsam schauen, daß ich in mein Zelt komme, denn ich habe noch die Serpentinenstraße ins Tal und zum Campingplatz vor mir. Ich kann Pedro schließlich überzeugen, daß ich nun wirklich los muß, bedanke mich für die Gastfreundschaft und rolle vorsichtig hinunter zum Zeltplatz, was trotz der ungezählten Bierchen noch recht gut geht. Ich lege mich zufrieden schlafen (ist es ein Uhr oder zwei oder später? Ich weiß es nicht mehr, spielt aber auch keine Rolle). Der Abend war interessant; gerade als Alleinreisender empfinde ich derartige Begebenheiten als „Salz in der Suppe“ des Radreisens. A propos Suppe: Die Wolken-Suppe am Himmel hat bislang keinen weiteren Regen abgesondert… 12. Tag (19.04.2011), Jimera de Líbar-Jimena de la Frontera, 67 kmDas Wetter ist wie gehabt, aber es regnet erstmal nicht. Heute steht eine Strecke von ca. 70 km auf dem Programm, über die A 373 und A 2304, über den Puerto de Galis und die C 3331 nach Jimena de la Frontera. Die Etappe verläuft durch die Parques Naturales Sierra de Grazalema und los Alcornocales über Sträßchen fast ohne Autoverkehr. Kurz nach dem Aufbruch treffe ich auf einem Rastplatz einen niederländischen Reiseradler, der gerade auf seinem Campingkocher seinen Frühstückskaffee braut. In Cortes de la Frontera frühstücke ich und fahre weiter durch die Berglandschaft, die nach wie vor sehenswert ist, so wie die vergangenen Tage. Mit dem strahlenden Sonnenschein, den ich bis vorgestern genießen durfte, wäre es natürlich noch schöner. Der zu erwartende Regen setzt schließlich doch ein, und zwar ziemlich heftig, aber da weit und breit kein Ort und nichtmal irgendeine Unterstellmöglichkeit ist, kommen Regenjacke, Regenhose, Regengamaschen und Regenschutz für Helm und Lenkertasche zum Einsatz, und etwa 20 Kilometer fahre ich durch den strömenden Regen. Nicht sehr angenehm, aber mangels Alternativen gilt nun „Augen zu und durch“. Es geht bergauf und bergab, aber ohne allzu anstrengende Anstiege. Kurz, bevor ich den Puerto de Galis (417 m) erreiche, hört der Regen auf, und es bleibt für den Rest des Tages trocken, bis auf vereinzelten Nieselregen. Auf dem Paß gibt es ein Gasthaus, wo ich mich aufwärme und stärke. Weiter geht es, die Straße nach Jimena de la Frontera geht überwiegend bergab und verläuft an den Hängen des Río Hozgarganta mit tollen Ausblicken in das enge Flußtal. Nur einmal, als die Straße über eine Brücke die Talseite wechselt, geht es tief hinunter und wieder hinauf. Die Landschaft ist hier, im Naturpark Los Alcornocales, deutlich waldreicher als in der Sierra de Grazalema. Einmal sehe ich am Himmel auch einige der Geier (buitres), die charakteristisch sind für diesen Naturpark. In Jimena angekommen, finde ich durch die Auskunft eines Einheimischen schnell eine nicht sehr preiswerte, aber sehr nette Pension (bzw. Casa Rural) (Campingplatz hätte es auch gegeben, aber nach dieser Regenfahrt steht mir der Sinn nach einer festen Unterkunft). Das sehr schön gestaltete Zimmer hat, das merkt man, leider wegen des alten Gemäuers ein recht feuchtes Raumklima, und ich bin nicht sicher, ob meine Klamotten, die ich überall ausbreite, morgen trocken sein werden. Immerhin gibt es einen kleinen elektrischen Heizkörper, den ich auf Vollgas drehe, um darauf wenigstens die wichtigsten Kleidungsstücke einigermaßen trocken zu bekommen. Unten in der Pension gibt es eine Bar, an der ich mich nun niederlasse und wo ich schnell mit der sympathischen jungen Wirtin und einigen der Gäste ins Gespräch komme. Hier fühle ich mich bei einem guten Wein sofort sehr wohl, aber ich habe noch nicht zu Abend gegessen, und hier gibt es nichts zu essen. Ich will die gesellige Runde aber auch nicht verlassen, so bietet die Wirtin mir an, aus einer Pizzeria eine Pizza für mich zu bestellen. Dankend nehme ich an und genieße weiter den geselligen Abend. Zufrieden gehe ich schließlich schlafen. Trotz des Wetters habe ich heute die geplante Etappe geschafft. Fortsetzung folgt…
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#903831 - 27.01.13 20:58
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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13. Tag (20.04.2011), Jimena de la Frontera-Gibraltar, 62 kmHeute soll es nach Algeciras gehen, von wo ich morgen mit der Fähre einen kurzen Abstecher nach Marokko machen will (das war nach der ursprünglichen Planung lediglich eine Option, inzwischen habe ich mich aber dafür entschieden), das sind nur etwa 40 Kilometer. Da die aus der Sierra de los Alcornocales Richtung Süden hinausführende Straße zwischen Algeciras und Gibraltar auf die Küste trifft, wird die Zeit also reichen, sich auch noch Gibraltar anzusehen (das sind dann noch ein paar Kilometer mehr). Zunächst steige ich zu Fuß die Gassen des steil am Hang liegenden Dorfes hinauf zur den Ort überragende Burgruine Castillo Algibe. Auch Jimera zählt zu den „weißen Dörfern“, wirkt aber angenehm verschlafen und nach meinem Eindruck kaum von Touristen „heimgesucht“. Auf der Burgruine bin ich der Einzige, was auch am Wetter liegen kann – immer noch trüb, trotzdem hat man einen schönen Ausblick auf die Sierra und das unterhalb liegende Jimena. Über der Burg kreisen majestätisch mehrere Geier, vielleicht die für die Region typischen Gänsegeier. Die A 405 Richtung Süden und Richtung Mittelmeer hat für den Verkehr aus der Sierra zur Küste eine gewisse Bedeutung und ist daher nicht so idyllisch wie die kaum befahrenen Sträßchen der letzten Tage, der Verkehr hält sich aber dennoch in erträglichen Maßen. Das bereits bekannte Schild „Precaución ciclistas“ weist auf die Beliebtheit der Strecke bei Radfahrern hin. Überwiegend abwärts geht es durch die flacher werdende Berglandschaft (Jimena liegt nur noch auf 202 m Höhe und damit schon wesentlich niedriger als die Gegenden, in denen ich die Tage zuvor unterwegs war). Es nieselt ab und zu, nur einmal regnet es etwas stärker, so daß ich Zuflucht in einer Gaststätte in Castellar de la Frontera suche. Im Ort weist ein großes Schild auf die eigentliche Attraktion, das Festungsdorf Castillo de Castellar, hin, das sehr sehenswert sein soll und laut meinem Reiseführer einen Blick auf eine grandiose, wildromantische Felslandschaft bietet. Die Zeit für den langen Anstieg habe ich aber nicht, und bei dem Wetter würde es sowieso nicht viel bringen. Schließlich gibt es sogar einen Radweg entlang der Straße, und ich sehe die vielen Storchennester auf den Strommasten entlang der Bahnlinie Ronda(-Jimena)-Algeciras, von denen mir heute in der Pension bereits ein Gast erzählt hatte. Nun verlasse ich die A 405 und gelange nach einigem Fragen und einigen Irrungen vorbei an rieseigen Industriegebieten (wohl Erdölraffinerien) schließlich ans Meer, an einen kleinen Sandstrand bei Carteya-Guadarranque. Der Blick über die Meerenge nach Marokko bleibt mir zu meiner Enttäuschung, aber erwartungsgemäß wegen des schlechten Wetters verwehrt. Ich kann lediglich nach Osten und Westen entlang der Küste der Bucht von Algeciras blicken (ich bin ungefähr in der Mitte der Bucht halbwegs zwischen Algeciras zur Rechten und Gibraltar zur Linken). Soweit man es wegen des Nebels erkennen kann, ist die Küste überwiegend gesäumt von Industrieanlagen und Landungsbrücken und Kränen für Frachtschiffe oder Öltanker. Die Städte Algeciras und Gibraltar kann man in der Ferne gerade noch erahnen; bei klarer Sicht wäre das Panorama sicher sehr beeindruckend gewesen. Aber welch ein interessanter Kontrast: ca. 40 Kilometer und wenige Stunden vorher bin ich in dem Bergdorf Jimena in der einsamen Bergwelt der Sierra de los Alcornocales gestartet, und nun stehe ich zwischen Ölraffinerien am Mittelmeer mit Blick auf die in der Bucht liegenden Tankschiffe. Jetzt steht der Abstecher ins ca. 10 Kilometer entfernte Gibraltar auf dem Programm. Ich fahre ein kleines Sträßchen an der Küste entlang, vorbei an weiteren weitläufigen Raffinerieanlagen. Dann geht es ein Stück über eine verkehrsreiche, mehrspurige Straße, bis ich schließlich auf die Uferpromenade von La Línea de la Concepción, der spanischen Nachbarstadt von Gibraltar, komme. Hier mache ich auf einer Bank mit Selbstauslöser ein Foto von mir mit Gibraltar und dem die Stadt überragenden Felsen im Hintergrund. Das wäre jedenfalls das Motiv bei besserem Wetter gewesen, tatsächlich kann man wegen des Nebels leider die nur wenige Kilometer entfernte Stadt gerade noch erahnen, und den Felsen muß man sich dazudenken, und so kann ich nur dem Bild in meinem Reiseführer entnehmen, was mir der Nebel verbirgt. Dann kommt auch schon die Grenze. Kurz dahinter müssen Autos, Radfahrer und Fußgänger vor einer geschlossenen Schranke warten. Mir wird sofort klar, daß ich gerade rechtzeitig komme für ein interessantes Schauspiel, denn quer über die schmale Landzunge, die Gibraltar mit Spanien verbindet, verläuft die Startbahn des Flughafens, und die einzige Straße, die von der Grenze nach Gibraltar hineinführt, verläuft mitten über die Startbahn. Kurz darauf rollt eine Boeing 737 von Easyjet nur wenige Meter hinter der Schranke über die Straße, deren Verlauf nur durch einige quer über die Startbahn führende Linien markiert ist, auf ihre Startposition, um wenige Minuten später beim Start noch mal genauso nah vorbeizukommen und direkt vor den Wartenden abzuheben. Dann gehen die Schranken auf, und Kfz, Radfahrer und Fußgänger überqueren die Rollbahn, auf der kurz zuvor noch die Boeing gestartet war. Es ist außer den Markierungen für die Straße und für die Fußgänger sogar eine eigene Spur für Radfahrer aufgemalt. In Gibraltar schaue ich mir zunächst das schicke Viertel am Yachthafen an und anschließend die Innenstadt. Da mein Plan immer noch ist, heute bis Algeciras zu fahren, will ich mir nur noch die berühmten Affen oben auf dem Felsen ansehen und dann Gibraltar wieder verlassen. Also suche ich die Talstation der Seilbahn, die dort hinaufführt, hole mir aber erst am Geldautomaten ein paar britische Pfund. Das Stadtbild ist „very british“, es gibt die typischen roten Briefkästen, rote Doppeldeckerbusse (aber nicht die klassischen „Routemaster“), typische britische Polizeiautos. Man versucht hier offenbar, das typisch Britische besonders zu betonen, um seine Verbundenheit mit Großbritannien und den Anspruch, die paar Quadratkilometer Großbritannien im Mittelmeer gegen jegliche spanische Begehrlichkeiten zu behaupten, zu demonstrieren. Allerdings fährt man rechts. Ich komme an vielen alten Festungsmauern vorbei; zahlreiche Überwachungskameras sind ein weiterer an Großbritannien erinnernder Aspekt. Unten an der Seilbahn schließe ich das Rad an, nehme bis auf eine Tasche alles Gepäck mit. Die Seilbahn ist teuer (wie übrigens alles in Gibraltar). Zunächst hat man noch einen Ausblick auf die Stadt, dann verschwindet die Gondel im Nebel, und oben ausgestiegen, sieht man nur ein paar Meter weit. Der sicher grandiose Blick über die Stadt, die Bucht von Algeciras und nach Afrika fällt heute wegen des Nebels aus, und auch der Wanderweg, den es dort oben gibt, macht heute natürlich keinen Sinn. Zum Glück tummelt sich eine Horde der Affen, deretwegen ich hier oben bin, direkt an der Bergstation, und so kann ich meinen Aufenthalt hier oben zeitlich stark einschränken. Die Affen sind recht possierlich, tun aber außer rumsitzen, sich gegenseitig lausen und genüßlich gähnen nicht viel Spannendes. Füttern, sie ärgern oder sonstwie zu Späßen zu animieren ist leider laut einigen unmißverständlichen Schildern bei Buße eines dreistelligen Pfundbetrages verboten. Also steige ich, nachdem ich mich mit einem der putzigen Gesellen habe fotografieren lassen, wieder in die Seilbahn. Ich beginne zu überlegen, ob ich nicht doch über Nacht hierbleiben soll. Erstmal muß ich was essen und fahre wieder durch die Altstadt. Auch die Pubs sehen von außen und von innen typisch britisch aus, und alle werben mit „Original British Pub Food“. Vor dem Pub „The Angry Friar“ lasse ich mich nieder (das Wetter gestattet es einigermaßen, draußen zu sitzen) und bestelle Fish and Chips und ein Pint englisches Ale. Ein amüsanter Kontrast zur bisher genossenen spanischen Küche. Ich konsultiere noch mal meinen Reiseführer, dem ich entnehme, daß Algeciras absolut nicht sehenswert sei und vor allem durch eine hohe Kriminalitätsrate geprägt sei. Also beschließe ich, heute hier zu bleiben. In Algeciras hatte ich ohnehin nur deswegen übernachten wollen, um morgen eine zeitige Fähre nach Marokko zu bekommen, aber ich denke nun, daß es wesentlich interessanter ist, den Abend hier zu verbringen. Ich suche erstmal ein Internetcafe und erkundige mich nach den Öffnungszeiten. Bis Mitternacht. Gut, dann werde ich später noch mal vorbeikommen, um nach Fährverbindungen für morgen zu recherchieren, sei es von hier, sei es von Algeciras. Ich quartiere mich in einem sehr einfachen und für Gibraltar verhältnismäßig preiswerten Backpacker-Hostel ein, das nur schwach ausgelastet ist und in dem ich der Einzige im Vierbettzimmer bin. Nun radle ich zur Südspitze Gibraltars, dem Europa Point. Das letzte Stück der Straße verläuft durch in den Fels gesprengte enge Tunnel. Europa Point bietet neben dem Leuchtturm und dem Blick über die Straße von Gibraltar und auf Marokko, der heute wetterbedingt nicht stattfindet, eine recht neue Moschee, finanziert mit Geldern aus Saudi-Arabien, wohl eine der größte Moscheen außerhalb der islamischen Welt. Nach dem Abendessen und einem oder zwei Pint Guinness in einem weiteren typisch britischen Pub (beim Bezahlen fällt mir auf, daß Gibraltar eigene Pfundnoten hat) suche ich das bereits tagsüber gefundene Internetcafe auf (oder besser gesagt, eine Kombination aus Pub und Internetcafe) und recherchiere nach Fährverbindungen, um morgen eine Tagesetappe in Marokko an der Küste entlang zu fahren. Ich hatte mir überlegt, von Ceuta nach Tanger zu radeln, aber das wäre eine ziemliche Strecke, wenn ich abends mit der Fähre noch zurück nach Spanien will, zumal die Strecke auch über das Gebirgsmassiv bei Ceuta (die südliche der „Säulen des Herkules“) führen würde. Da ich sowieso keine passende Fährverbindung von Gibraltar nach Ceuta finde, entscheide ich mich für Algeciras nach Tanger-MED 11.00-11.30 Uhr und Tanger nach Tarifa 18.00-20.00 Uhr. Tanger-MED ist der recht neue, riesige Fracht- und Fährhafen halbwegs zwischen Ceuta und Tanger. Abfahrts- und Ankunftszeiten entsprechen nicht den Fahrzeiten, sondern berücksichtigen, daß Marokko in einer anderen Zeitzone liegt und keine Sommerzeit hat. Sehr verwirrend. Die Internetkneipe ist bevölkert von jungen Leuten, die im Fernsehen ein Fußballspiel Real Madrid gegen Barcelona verfolgen. Die Sympathien liegen, das merkt man schnell, eindeutig bei Madrid, und als sie gewinnen, herrscht ausgelassener Jubel (später erfahre ich, daß es das Finale des Copa del Rey war). Als die Kneipe dann zumacht, fängt ein offenbar angetrunkener Jugendlicher, der das nicht einsehen will, an zu pöbeln, und eine Schlägerei droht, bis die resolute Wirtin die Lage deeskaliert. Paßt wieder zum britischen Klischee, denke ich mir. Auf dem Heimweg durch die Stadt bekomme ich mit, wie überall der Sieg von Real gefeiert wird (warum die Gibraltesen offenbar allesamt Madrid-Fans sind, weiß ich nicht), und es bestätigt sich das Klischee über das britische Trinkverhalten erneut, als kurz vor meiner Unterkunft ein junges Mädchen einem andern beim Sich-Übergeben assistiert. Dann denke ich mir aber, daß man nicht aus Einzelbeobachtungen, die ein Stereotyp bedienen, zu viele Schlüsse ziehen sollte. Ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung, heute in „Gib“ geblieben zu sein. Fortsetzung folgt…
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#904597 - 29.01.13 22:14
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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14. Tag (21.04.2011), Gibraltar-Marokko-Tarifa, 63 kmEtwas nach acht komme ich los, es beginnt gerade, hell zu werden. Das Wetter ist wie gehabt, aber es regnet (noch) nicht. Zunächst geht es die gestrige Strecke zurück über die Startbahn (diesmal muß ich nicht warten), durch La Línea de la Concepción bis dorthin, wo ich gestern an die Küste gekommen bin. Die Weiterfahrt nach Algeciras ist nur über die Autovía möglich, das ergibt sich aus meiner Karte, und das bestätigen mir auch Einheimische auf meine Frage hin, ob es eine Alternative gebe. Also fahre ich auf dem Seitenstreifen der vierspurigen Schnellstraße weiter, was erlaubt ist und nicht so schlimm wie befürchtet; ich treffe sogar einen anderen Reiseradler. Plötzlich taucht sogar direkt an der Autovía eine Verkaufsstelle der Fährgesellschaft auf, die ich mir gestern für die Hin- und Rückfahrt ausgesucht habe (FRS), so daß ich mir schon mal meine Tickets besorgen kann. Ich zahle jeweils gut 30 Euro für die einfache Fahrt, das Rad kostet entgegen meiner Recherche nichts, und die Tickets sind nicht an bestimmte Zeiten gebunden, so daß ich vor allem bei der Rückfahrt flexibel bin. Von Algeciras sehe ich nicht viel, ich fahre gleich zum Fährhafen. Als Radfahrer fährt man gemeinsam mit den Kfz an Bord, und so reihe ich mich nach einer Paßkontrolle in die Schlange der wartenden Autos ein. Es sind ganz überwiegend Marokkaner, die offenbar in Spanien arbeiten (die Autos haben spanische Kennzeichen) und ihre Familien in Marokko besuchen und nur wenige Touristen – die sind wohl eher auf den Fähren nach Ceuta oder Tanger (Stadt) anzutreffen. Die Fähre hat eine gute Stunde Verspätung, schließlich ist sie da, und ich radle zusammen mit den Kfz und Lkw ins Innere, über Rampen ein oder zwei Decks aufwärts, bis mir das Personal einen Platz zuweist, wo ich mein Rad mit Riemen an einer Wand festzurren kann. Im Restaurant des Schiffs frühstücke ich erstmal. Dann genieße ich die Überfahrt an Deck. Trotz des trüben Wetters kann man den Felsen von Gibraltar sehen, nur der obere Bereich ist in nach wie vor Wolken gehüllt, und dann das Gegenstück, den Felsen von Ceuta. Diese beiden Felsmassive sind gemeint, wenn von den „Säulen des Herkules“ die Rede ist. In der Meerenge herrscht reger Schiffsverkehr, vor allem Frachtschiffe, aber auch ein großes Kreuzfahrtschiff quert unseren Kurs. Jetzt bekomme ich mit, daß noch eine Einreiseformalität zu absolvieren ist (ich dachte, mit der Paßkontrolle im Hafen sei es getan), und so muß ich mich ärgerlicherweise in eine lange Schlange in einem stickigen Raum unter Deck einreihen. Schließlich bin ich dran, gebe mein bereits im Hafen erhaltenes Einreiseformular (ein weiteres ist für die Ausreise) ausgefüllt ab und bekomme einen Stempel in meinen Reisepaß. Wir haben inzwischen in Tanger-MED angelegt, und ich gehe direkt zu meinem Fahrrad aufs Autodeck, die Fahrzeuge stauen sich, und so empfiehlt man mir ein enges, steiles Treppenhaus, durch das ich Rad und Gepäck einigermaßen hinunterwuchten kann, ohne kopfüber hinunterzustürzen. Der Blick aus der Bugklappe zeigt, was ich während der Einreiseformalitäten nicht mitbekommen habe: Strömender Regen hat eingesetzt; daß das nach den Erfahrungen der letzten Tage auch heute passieren würde, war zwar zu erwarten, aber ich hatte es irgendwie verdrängt. Während neben mir die letzten LKW durch die Bugklappe hinausrollen, rüste ich mich und mein Gepäck mit allem, was ich an Regenschutz dabeihabe, denn raus muß ich ja. Ich war zuvor noch nie in Afrika gewesen, und so sieht mein erster Kontakt mit diesem Erdteil (und das erste Mal, daß ich auf einem anderen Kontinent radfahre) so aus, daß ich in strömendem Regen über einen weiten, menschenleeren Asphaltplatz fahre. Das Hafengelände ist sehr weitläufig, der Container- und Fährhafen Tanger-MED ist riesig und liegt auf halber Strecke zwischen Ceuta und Tanger. Er ist erst vor ein paar Jahren eröffnet worden und wird weiter ausgebaut. Es soll der größte Tiefwasserhafen Afrikas werden. Schließlich kann ich mich unter dem Vordach einer kleinen Imbißbude unterstellen, die mitten auf dem ansonsten menschenleeren Hafenareal steht. Essen kann ich hier nichts, da ich noch kein Geld gewechselt habe (die Landeswährung Dirham darf man weder ein- noch ausführen). Ein Hafenmitarbeiter, der dort ebenfalls untersteht, führt mich zu einer Art Geräteschuppen, wo ich komfortabler auf das Ende des Regens warten kann. Der Regen läßt etwas nach, ich fahre weiter durch das riesige Hafengelände, schließlich weisen mich zwei hilfsbreite Mitglieder des Hafenpersonals auf den gleich vorbeikommenden Bus hin. Es handelt sich um einen der breiten, geräumigen Busse, wie man sie sonst von Flughäfen kennt, der in diesem Fall aber für den Personentransport innerhalb des Hafengeländes dient. Ich bin der einzige Fahrgast. Im Empfangsgebäude (Gare maritime) angekommen, tausche ich erstmal Dirham im Wert von 20 Euro um und warte. Man macht mich auf einen stündlichen, kostenlosen Bustransfer nach Tanger aufmerksam, und ich beschließe, abzuwarten und den Bus um drei Uhr zu nehmen, wenn der Regen bis dahin nicht aufhört. Der Regen hört tatsächlich auf, und ich riskiere es, loszuradeln. Ich bin ja schließlich nicht zum Busfahren hier. Allerdings bin ich mit meinem Zeitplan nach der guten Stunde Verspätung der Fähre und dem wetterbedingten Aufenthalt im Fährterminal gute zwei Stunden in Verzug, so daß jetzt schon klar ist, daß ich es in Tanger gerade noch auf die Fähre nach Tarifa schaffen kann, aber die Besichtigung der Altstadt von Tanger wohl leider ausfallen muß. Hätte die Fähre aber keine Verspätung gehabt, wäre ich mitten auf freier Strecke in den Regenguß geraten… Es geht ein Stück über eine vierspurige Schnellstraße (N 16) mit Blick auf das riesige Hafengelände von Tanger-MED, das zu großen Teilen noch eine Baustelle ist (und außer dem Namen mit Tanger wenig gemein hat, denn es liegt gut 40 Kilometer östlich der Stadt). Bald zweige ich auf eine kleinere, an der Küste entlangführende Straße ab (weiterhin als N 16 beziffert), während der meiste Verkehr Richtung Tanger auf der nun als A 4 weiter im Landesinneren verlaufenden Schnellstraße bleibt. Der Autoverkehr auf der Küstenstraße ist daher erträglich, am Straßenrand sind auch Fußgänger unterwegs; mir fallen die vielen Überlandtaxis auf, die Fahrgäste am Straßenrand aufnehmen und absetzen. Entgegenkommende Autos hupen, offenbar als Gruß, da Radler hier wohl eine seltene Erscheinung sind. Das Miteinander der Verkehrsteilnehmer läuft recht rücksichtsvoll ab, im Falle von überholenden Lkw, das habe ich schnell raus, meistens so: Der von hinten sich nähernde Lkw hupt kurz, aber nicht penetrant, ich fahre auf den Seitenstreifen (allerdings meist grober Schotter), der Lkw überholt und hupt anschließend noch mal kurz, offenbar, um sich fürs Ausweichen zu bedanken. Das Wetter ist inzwischen sogar recht freundlich, und es bieten sich Ausblicke nicht nur auf die marokkanische Küste; auch die gegenüberliegende spanische Küste zwischen Algeciras und Tarifa ist zu sehen. Ich komme durch einige kleine Orte, einige von ihnen mit Stränden, an denen aber wetterbedingt nichts los ist. Ich habe aber auch gar keine Zeit, mich aufzuhalten, denn es geht ja darum, in Tanger die Fähre um 18.00 Uhr zu erreichen. Ein Schild kündigt schließlich Tanger in gut 40 Kilometern an, obwohl ich mit nur noch etwa 30 gerechnet habe (für Marokko habe ich keine Karte). Zudem macht die Straße mehrfach einen weiten Schlenker von der Küste weg weit ins Hinterland mit entsprechenden Höhenmetern. Die Zeit wird nun wirklich knapp. Zwar wäre es nicht schlimm, in Tanger übernachten zu müssen, aber ich will heute abend möglichst in Tarifa sein, weil mein Plan vorsieht, übermorgen bereits Jerez de la Frontera zu erreichen. Bis zum Schluß bleibt ungewiß, ob ich es heute noch nach Spanien zurück schaffen würde (es geht zwar noch eine spätere Fähre, aber dann wäre ich so spät in Tarifa, daß es mit der Suche nach einer Unterkunft schwierig werden könnte), schließlich komme ich durch die Vororte von Tanger, frage einen Polizisten nach dem Weg zum Fährhafen, sehe von der Innenstadt nicht mehr als die Strandpromenade und schaffe es gerade noch auf die Fähre. Von Marokko habe ich nun zwar nicht allzu viel gesehen, insbesondere nicht, wie geplant, die wohl sehr sehenswerte Altstadt von Tanger, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden, immerhin bin ich ein paar Stunden in Afrika geradelt und erstmals außerhalb Europas. Auf der Fähre steuere ich erstmal das Restaurant an, denn ich hatte in Marokko keine Zeit und Gelegenheit, irgendetwas zu essen und meine Dirham auszugeben. Bei der Fähre handelt es sich um eine Schnellfähre, die Überfahrt ist daher kürzer als die Fahrt von Algeciras nach Tanger-MED. Der Antrieb (man nennt es wohl Wasserstrahl- oder Jetantrieb) schleudert zwei gewaltige Wasserfontänen hinten aus dem Schiff. Die Sicht ist trotz des nach wie vor bewölkten Wetters recht gut, man kann die gesamte Straße von Gibraltar überblicken und sieht den Felsen von Ceuta, Tanger-MED und die Küste, die ich entlanggefahren bin, Tanger und Tarifa sowie die zahlreichen Frachtschiffe und Tanker, die teilweise recht nah unseren Kurs kreuzen. Als es ans Aussteigen geht, sind leider die drei vollbepackten Reiseräder, die ich beim „Einparken“ unter Deck gesehen hatte, nicht mehr da; ich hätte gerne noch ihre Besitzer kennengelernt und mich mit ihnen unterhalten; sie hätten mir sicher von „richtigen“ Radreiseerlebnissen in Marokko berichten können… Tarifa macht gleich einen netten Eindruck. Der Campingplatz ist mir zu weit draußen, und so suche ich eine feste Unterkunft. Ich merke schnell, daß hier fast alles ausgebucht ist, finde aber schließlich ein wunderschönes Zimmer in einer Pension direkt in einer der Altstadtgassen (Hostal Africa); ich muß allerdings ein Doppelzimmer nehmen (und als solches bezahlen). Der Wirt ist sehr kommunikativ und zeigt mit auch die traumhafte Dachterrasse, auf der ich mich erstmal gemütlich mit einem Bier niederlasse. Es wird langsam dunkel, und man hat von hier einen wunderbaren Blick auf die marokkanische Küste. Ich erkenne anhand der Lichter das Hafenareal von Tanger-MED, die Stadt Tanger und den gesamten dazwischenliegenden Küstenabschnitt, den ich heute, leider unter ziemlichem Zeitdruck, entlanggeradelt bin. Anschließend schaue ich mich noch in der Altstadt um. Eigentlich ist heute spätabends eine Prozession (die Karfreitagsprozession), aber aufgrund des Wetters findet sie lediglich in der Kathedrale statt (obwohl es gerade nicht regnet, aber wohl zur Sicherheit, um das kostbare Paso zu schonen). So wird das Paso nur unter den lauten Klängen der Kapelle in der mit Menschenmassen gefüllten Kathedrale hin- und hergetragen. Ich bin froh, die Prozessionen in Ronda am Tag vor dem Wetterumbruch ausgiebig genossen zu haben. Fortsetzung folgt…
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#905026 - 30.01.13 22:49
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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15. Tag (22.04.2011), Tarifa-Los Caños de Meca, 61 kmAm nächsten Morgen regnet es. Die Wirtin der Pension, die genauso freundlich und mitteilsam ist wie ihr Kollege (oder Ehemann?) gestern abend, verkündet mir, was sie dem Wetterbericht entnommen habe: ¡Lluvia todo el día! Ich hoffe trotzdem, daß es auch heute nicht den ganzen Tag regnen wird, packe und kehre zum Frühstück in ein Cafe direkt neben der Puerta de Jerez ein. Auch dieses alte Stadttor weist, wie so viele Bauwerke, die ich bisher auf der Reise gesehen habe, typische Elemente aus der maurischen Epoche auf. Das Cafe ist offenbar ein beliebter Treffpunkt der Surfer-Szene. Tarifa gilt in Europa wegen seines stets kräftigen Winds vom Atlantik bei ambitionierten Surfern als das Nonplusultra (für Anfänger sind die üblicherweise vorherrschenden Windstärken wohl schon zu extrem). In dem Cafe herrscht eine freundliche, angenehme Atmosphäre, hier warte ich auf besseres Wetter. Die von der Wirtin meiner Pension verkündete düstere Prognose stellt sich zum Glück schnell als übertrieben heraus, und der Regen hört bald auf. Nun ist es sogar richtig sonnig geworden, so wie seit Tagen nicht mehr, und das Städtchen, das mir von Anfang an gut gefallen hat, zeigt sich von seiner besten Seite. Obwohl es stark touristisch geprägt ist, ist es von Bausünden und dem Radau-Tourismus, der offenbar weite Teile der andalusischen Südküste (Costa del Sol) prägt, verschont geblieben (wie auch die gesamte Costa de la Luz, die Atlantikküste zwischen Tarifa und Cádiz, die ich nun entlangradeln werde). Es herrscht eine gemütliche, entspannte und trotzdem internationale Atmosphäre in den Altstadtgäßchen und am Atlantikstrand, an dem bei diesem Wetter wenig los ist und wo vor allem einige hartgesottene Windsurfer den Elementen trotzen. Nachdem ich die Festung Castillo de Guzmán besichtigt habe, von wo ich bei nun recht klarer Sicht den Blick auf die Stadt, den Fährhafen und noch einmal hinüber nach Marokko genieße, geht es zum südlichsten Zipfel der Stadt, der Isla de las Palomas. Dies ist der südlichste Punkt des spanischen Festlands. Ganz an die Südspitze gelangt man nicht, denn das am Ende einer schmalen Landzunge liegende alte Fort wird noch militärisch genutzt. Dies ist nun der dritte Eckpunkt Spaniens, den ich mit dem Rad bereist habe, nach dem östlichsten Punkt am Cap de Creus an der Costa Brava in Katalonien im Vorjahr und dem Cabo de Finisterre in Galicien, dem eigentlichen Endpunkt des spanischen Jakobswegs, als westlichstem Punkt vor drei Jahren. Hier am südlichsten Punkt Spaniens stoßen Altantik und Mittelmeer aufeinander, und ich mache ein Foto von meinem Fahrrad vor dem Schild „Mediterraneo“ und anschließend vor dem wenige Meter gegenüber stehenden Schild „Atlantico“. Auf dem ersten Bild sieht man die recht ruhige Wasserfläche der Straße von Gibraltar und das Gebirgsmassiv von Ceuta im Hintergrund, auf dem zweiten die vom Westwind getriebenen Atlantikwellen, in denen sich vereinzelt Wassersportler in Neoprenanzügen tummeln und die schäumend gegen die Felsen und Festungsmauern branden. Nun muß ich langsam ans Losfahren denken. Zum ersten mal auf der Reise bedauere ich den knappen Zeitplan und wäre gerne noch länger hiergeblieben. Tarifa gefällt mir außerordentlich, wozu sicher auch beiträgt, daß zum ersten mal, seit ich vorgestern an die Küste gekommen bin, richtig sonniges Wetter herrscht. Schweren Herzens breche ich nach einem leckeren Mittagessen in einem netten kleinen Restaurant mit Blick auf den Hafen schließlich am frühen Nachmittag auf. Auf der N 340 geht es Richtung Norden entlang der Küste. Die Straße hat einen breiten Seitenstreifen und läßt sich daher gut fahren. Bei nach wie vor sonnigem Wetter bieten sich schöne Ausblicke auf die Atlantikküste. Bald verläßt die N 340 die Küste und umfährt ein kleines Gebirgsmassiv, das sich nun zwischen Straße und Küste schiebt. Es geht sanft bergauf und bergab. Von den Atlantikwinden profitieren nicht nur die Surfer in Tarifa, sondern auch die Windenergie. Bereits gestern konnte ich von der Fähre aus in den Bergen oberhalb Tarifas zahlreiche Windräder sehen (und auch vereinzelt in Marokko); hier jedoch prägen sie die Landschaft. Nach ca. 30 Kilometern auf der N 340 zweige ich auf ein kleines Sträßchen (A 2227) ab, das mich an die nun etwa 10 Kilometer entfernte Küste zurückführt, nach Zahara de los Atunes. Es ist der zweite Ort namens Zahara auf dieser Reise, nach Zahara de la Sierra unterhalb des Puerto de las Palomas in der Sierra de Grazalema. Dieses Zahara ist nach den Thunfischen benannt, die dort gefangen werden. Typisch für die Costa de la Luz, ist der Ort zwar auf Fremdenverkehr ausgerichtet, hat sich aber noch ein authentisches Flair bewahrt und ist von großen Hotelanlagen verschont geblieben. Obwohl es nun wieder stärker bewölkt ist, der Wind zunehmend stärker wird und erneuter Regen droht, setze ich mich auf die Terrasse eines der Restaurants am breiten Sandstrand und genieße, natürlich, ein leckeres Thunfischsteak. Bei nun wieder etwas ungemütlichem Wetter geht es weiter, der nächste größere Ort ist Barbate. Er erscheint mir nicht besonders sehenswert, hier spielt auch der Tourismus wohl keine große Rolle, sondern vor allem der Fischfang (wie im deutlich kleineren und wesentlich reizvolleren Zahara, das aber eben gleichzeitig auch vom Fremdenverkehr geprägt ist). Als ich durch den Ort fahre, setzt wieder ein Regenschauer ein, dessen Ende ich in einer Kneipe bei einem Glas Bier abwarte. Nun sind es nur noch gut 10 Kilometer bist zu meinem heutigen Etappenziel. Ich habe mich für den kleinen Küstenort Los Caños de Meca entschieden, kurz vor dem Kap Trafalgar, der mir nach der Beschreibung in meinem Reiseführer – „Geheimtipp“, „Einst ein Hippie-Hangout“, „bis heute eine gewisse alternative Atmosphäre“, „das Publikum gibt sich hier immer noch einen Tick bunter und individualistischer als üblich“ – von den in Frage kommenden Orten an der Costa de la Luz für die Übernachtung am interessantesten erscheint; zu recht, wie sich herausstellen wird. Zwischen Barbate und Los Caños liegt der kleine Naturpark „Parque Natural de la Breña y Marismas de Barbate“, ein Pinienwald, der gepflanzt wurde, um die Wanderdünen aufzuhalten. Die wenig befahrene Straße führt malerisch mit einigen kleineren Steigungen und Abfahrten durch das Naturschutzgebiet hindurch, ich beeile mich aber wegen des unsicheren Wetters, und dann fällt die Straße zur Küste hin ab, und ich erreiche Los Caños. Hier kann ich endlich mal wieder zelten (das letzte und insgesamt nur fünfte Mal auf der Reise); der zentral gelegene Campingplatz „Camaleón“ ist schön und nicht teuer, ärgerlich ist nur, daß ich für das Fahrrad fünf Euro extra bezahlen muß – das habe ich bisher noch nirgends erlebt. Heute bin ich gut 60 Kilometer gefahren, nicht viel, aber ich bin ja spät aufgebrochen, und morgen sind es bis San Fernando, von wo aus ich die S-Bahn nach Jerez de la Frontera nehmen will, nur noch maximal 50 Kilometer, so daß ich gut im Zeitplan liege. Nach Zeltaufbau, Duschen und Umziehen fahre ich zum Abendessen in den Ort. Es ist nun wieder trocken, und ich kann vor einem netten kleinen Restaurant draußen sitzen. Die Atmosphäre und die (überwiegend jungen) Leute sind wirklich sehr individualistisch, ich kann es kaum treffender formulieren als mein Reiseführer. Ich fühle mich sofort sehr wohl. Los Caños de Meca ist unter den Küstenorten der Costa de la Luz eindeutig ein Geheimtipp. Ich habe noch eine angebrochene Flasche Wein im Gepäck, mit der ich mich nach dem Essen (das zweite leckere Fischgericht dieses Tages) noch eine Weile an den Sandstrand setze und in der Dunkelheit dem Rauschen der Brandung lausche. 16. Tag (23.04.2011), Los Caños de Meca - San Fernando (-Jerez de la Frontera), 45 kmAls ich aufwache, regnet es leicht, also drehe ich mich nochmal um. Bald hört der Regen auf und es wird, wie gestern Vormittag auch, richtig sonnig. Ich baue das Zelt ab, packe und nehme mit Meeresblick (die Sonne scheint, das Meer und der Himmel strahlen blau, es ist noch bewölkt, aber die Wolken sind überwiegend weiß. Sollte das Wetter jetzt dauerhaft besser werden?) mein Frühstück ein. Ich sitze an der Strandpromenade vor dem Restaurant von gestern Abend; von hier kann ich auch Richtung Norden den wenige Kilometer entfernten Leuchtturm am Kap Trafalgar sehen. Ich bedauere, wie schon gestern in Tarifa, daß mein Zeitplan es nicht zuläßt, mich hier länger aufzuhalten, so gut gefällt mir Los Caños. Ich beschließe, so lange wie möglich hierzubleiben, bis drei oder vier Uhr, und dafür anschließend zügig über Hauptstraßen nach San Fernando zu strampeln, anstatt über möglichst verkehrsarme und küstennahe Sträßchen. Ich fahre also die drei Kilometer zum Kap Trafalgar mit seinem weißen Leuchtturm. Hier hat 1805 Admiral Nelson mit der britischen Navy unter Einsatz und Verlust seines Lebens die vereinigte spanisch-französiche Flotte besiegt und steht deshalb nun auf einer Säule in London – hier ist also die für den Trafalgar Square namengebende Örtlichkeit. Ich setze mich eine Weile an den weitläufigen Sandstrand, an dem nicht viel los ist. Man hat eine schöne Aussicht den Strand entlang nach Süden, auf Los Caños und die steile, bewaldete Küste oberhalb des Ortes (der gestern durchfahrene Naturpark). Es bleibt sonnig und nur etwas bewölkt. Nach einem späten Mittagessen vor einem der netten Restaurants im Ort fahre ich gegen vier Uhr weiter Richtung Norden. Den Rest des Tages bleibt es, trotz zunehmender Bewölkung, trocken. Landschaftlich wenig spektakulär geht es über die A 2232 und die N 340 nach Chiclana de la Frontera, ca. 35 km. Im Ort sehe ich mich ein wenig um und fahre weiter. Mein heutiges Ziel ist San Fernando am südlichen Ende der Bucht von Cádiz. Auf der Bahnstrecke von Cádiz nach Sevilla verkehrt auf dem Abschnitt Cádiz-Jerez die S-Bahn (Cercanías) von Cádiz, deren für mich nächstgelegene Station in San Fernando liegt; sie nimmt problemlos Fahhräder mit und wird mir die Fahrt über Autovías und sonstige verkehrsreiche Straßen nach Jerez ersparen, wo ich ja bereits von zu Hause aus ein Hotel gebucht habe. Auch in die andere Richtung, nach Cádiz, bietet die S-Bahn von San Fernando aus eine gute Alternative zur einzigen Straßenverbindung, der Autovía, die parallel zur Bahnlinie über eine schmale Landzunge in die Stadt führt. Dazu ist es aber heute zu spät; Cádiz steht morgen auf dem Programm, mit der S-Bahn von Jerez aus. Bis zur S-Bahn-Station von San Fernando gibt es von Chiclana aber keine Alternative zur Autovía. Also fahre ich etwa fünf Kilometer auf dem Seitenstreifen der Schnellstraße, was ja auf Autovías (anders als auf den „echten“ Autobahnen, den Autopistas) erlaubt ist, und erreiche den Bahnhof von San Fernando. An dieser Station, die vor einigen Jahren im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der Strecke in den Untergrund verlegt worden ist, endet die eigentliche Radreise. Morgen will ich, nachdem ich mir in Jerez die Ostersonntagsprozession angesehen habe, mit der S-Bahn nach Cádiz, und von dort mit der Bahn nach Sevilla, wo ich für zwei Nächte die Pension gebucht habe, in der ich bereits die erste Nacht verbracht habe, so daß ich einen ganzen Tag habe, mir die Stadt anzusehen. Das Rad ist aber ab hier bis zum Abflug über-übermorgen zum innerstädtischen Verkehrsmittel „degradiert“. Die S-Bahn-Fahrt mit Fahrradmitnahme gestaltet sich problemlos. Jerez de la Frontara hat ein prächtiges historisches Bahnhofsgebäude. Schnell finde ich mein vorgebuchtes, zentral gelegenes Hotel, das sich als gute Wahl herausstellt. Nun dämmert es, und ich sehe mich ein wenig in der Altstadt um. Die eigentlichen Sehenswürdigkeiten sind natürlich die zahlreichen Bodegas, die Weinkellereien. Die Engländer haben im 18. Jahrhundert aus dem Namen der Stadt den Begriff „Sherry“ geprägt und den Likörwein der Region berühmt gemacht. Alle bekannten Hersteller sind hier ansässig, wie Sandeman, Tío Pepe, Pedro Domecq, schon bei meinem kleinen Stadtrundgang treffe ich auf mehrere der bedeutenden Sherry-Kellereien. Für eine Bodega-Besichtigung mit Sherry-Probe ist morgen allerdings keine Zeit, es stehen die Ostersonntags-Prozession und anschließend Cádiz auf dem Programm. Trotzdem muß ich mich natürlich etwas näher mit der örtlichen Spezialität befassen und suche mir in der Innenstadt eine nette Bar. Vor dem „Gallo Azul“, der in einem markanten Eckgebäude in der Fußgängerzone untergebracht ist, kann ich draußen sitzen. Von mehreren Sherry-Sorten, deren Bezeichnungen ich mir leider nicht gemerkt habe, entscheide ich mich für den hellen, der trockener sein soll als der dunklere und stärker gekühlt serviert wird. Zusammen mit ein paar Tapas beschließe ich den Tag gemütlich mit ein paar Gläschen. Fortsetzung folgt…
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#905751 - 01.02.13 23:34
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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17. Tag (24.04.2011), Jerez de la Frontera, Cádiz und Sevilla (Zug)Ich stehe zeitig auf, das Wetter ist endgültig sonnig, die Regenperiode ist überstanden. Die Prozession am Ostersonntag als letzte der Semana Santa (Ostermontag kennt man in Spanien nicht) scheint nicht mehr die Bedeutung zu haben wie die übrigen Umzüge der Karwoche, es ist, verglichen mit den Prozessionen in Ronda am Palmsonntag, verhältnismäßig wenig los in den Altstadtgassen. Die im Zentrum aufgebauten Tribünen sind kaum „bevölkert“, und ich frage mich, ob meine Information, daß heute noch eine Prozession stattfindet, stimmt. Schließlich höre ich die Marschmusik und „finde“ den Zug, der auch von einer Menschenmenge begleitet wird; trotzdem ist es nicht so voll, wie ich es in Ronda erlebt habe (die „richtig“ großen Osterprozessionen, etwa in Sevilla oder Córdoba, habe ich ja sowieso nicht kennengelernt, und einige von ihnen sind, wie ich in der Zeitung lese, wegen des Regens sogar ausgefallen). Diese Bruderschaft (Hermandad) führt nur ein Paso mit, dessen Jesusfigur, mit Hinblick darauf, daß heute Ostersonntag ist, wohl als Darstellung der Auferstehung zu interpretieren ist, und wird von nur einer Kapelle begleitet. Bei dieser Prozession gibt es auch nicht die vermummten, spitzhütigen Büßer, die für die Umzüge sonst so charakteristisch sind. Die Prozession ist aber genauso beeindruckend wie die in Ronda. Ich folge ihr noch eine ganze Weile und genieße die feierliche Stimmung. Video, zum Ansehen anklicken! Video, zum Ansehen anklicken! Nun wird es Zeit für die S-Bahn nach Cádiz. Ich hole im Hotel mein Gepäck und radle zum Bahnhof. Zurück geht es auf der Strecke südlich um die Bucht herum, durch San Fernando, wo ich gestern eingestiegen bin, und weiter über die schmale Landzunge in die an deren Ende gelegene Altstadt von Cádiz, die ursprünglich einmal eine Insel war. Links neben der Bahnlinie sieht man die Autovía, die ich mir durch die Fahrt mit der S-Bahn/Cercanías erspare. Rechts sieht man auf die Bucht, links aufs offene Meer. Das schöne historische Kopfbahnhofgebäude mit – soweit man es von außen sehen kann – repräsentativer Bahnsteighalle steht leider ungenutzt herum, seit es durch ein dahinter liegendes neues, funktionales und architektonisch einfallsloses Empfangsgebäude ersetzt wurde, das den Charme eines Baumarkts ausstrahlt. Die Altstadt von Cádiz ist reizvoll gelegen am nördlichen Ende der schmalen Landzunge, die die Bucht vom Mittelmeer trennt (ursprünglich, vor dem Bau des künstlichen Damms, war es eine Insel). Ich habe nur ein paar Stunden Zeit bis zu meinem Zug Richtung Sevilla. Bei sonnigem Wetter und blauem, nur leicht bewölktem Himmel fahre ich entlang des meerseitigen Ufers. Über einen Damm gelangt man zur Festung Castillo de San Sebastián, die man nicht besichtigen kann, von dem aus man aber einen schönen Blick auf die Stadt hat. Daneben liegt der kleine Stadtstrand Playa de la Caleta, wo ich mich eine Weile in die Sonne lege und mich wenigstens mit den Füßen ins Wasser traue; obwohl am Strand einiges los ist, sehe ich auch sonst niemanden baden. Auf dem Rückweg zum Bahnhof fahre ich kreuz und quer durch die Gassen der Altstadt, um noch möglichst viele Eindrücke aufzuschnappen, dann nehme ich den Regionalzug, für den ich mir bereits vor zwei Wochen in Sevilla die Fahrkarte und die obligatorische Fahrradreservierung ab Jerez besorgt habe (die Fahrkarte und den Fahrradplatz bis Jerez bekomme ich problemlos), und dann geht es auf der mittlerweile bekannten Bahnstrecke bis Jerez und weiter nach Sevilla, knapp zwei Stunden in einem modernen und komfortablen Triebzug. Man sieht entlang der Strecke die Bauarbeiten für den zweigleisigen Ausbau und die teilweise neue Trassierung der Strecke. In Sevilla geht es vom Bahnhof zur nahegelegenen Pension, in der ich bereits die Nacht nach dem Hinflug verbracht habe, so daß ich den Weg dorthin ohne Schwierigkeiten „wiederfinde“. Ich habe wieder dasselbe Zimmer, und als ich mich mit dem Rad in die Altstadt aufmache (im Grunde liegt meine Unterkunft bereits in der Altstadt), ist es noch hell. Die Altstadtgassen, von denen ich mir ja am Abend nach meiner Landung schon einen ersten Eindruck verschafft habe, kommen mir teilweise schon vertraut vor. Einen Kontrast zu den historischen Gassen bietet eine riesige Holzkonstruktion auf der Plaza de la Encarnación; es handelt sich, wie ich später lese, um das erst vor wenigen Wochen fertiggestellte "Metropol Parasol de la Encarnación". Wozu es dient, wird mir allerdings nicht ganz klar. In der Straße vor der Giralda esse ich ein paar leckere Tapas (es ist genauso voll und dementsprechend schwer, draußen einen freien Tisch zu finden, wie bereits am ersten Abend) und unterhalte mich mit dem Ehepaar vom Nachbartisch, Deutsche, die seit einiger Zeit in Spanien leben. Meinem Reiseführer habe ich den Hinweis auf die Flamencotaverne „Casa Anselma“ im auf der anderen Flußseite gelegenen Viertel Triana entnommen, dort soll es aber erst gegen 23.30 richtig losgehen, also habe ich Zeit, in Ruhe zu Abend zu essen. Nach einigem Suchen und Fragen im schon recht ausgestorben wirkenden Viertel Triana finde ich schließlich die Adresse. Die urige Kneipe ist brechend voll, es sind offensichtlich überwiegend Einheimische anwesend, ein echter Geheimtipp also, keine Flamenco-Inszenierung für Touristen. Die Stimmung und die Musik sind daher recht authentisch. Der Schwerpunkt der Darbietungen liegt auf dem Gesang, begleitet von mehreren Gitarristen, weniger auf dem Tanz. Neben einigen jüngeren Sängerinnen werden die Auftritte dominiert von Anselma, einer älteren Dame, die schon von ihrem Erscheinungsbild ganz die typische Flamenco-Sängerin alter Schule verkörpert. Sie ist der Star des Casa Anselma, hier im Viertel eine Institution und lokale Berühmtheit. Die Auftritte sind wirklich sehens- und hörenswert, die Stimmung ist ausgelassen. Die ganze Szene ist so typisch spanisch bzw. andalusisch, daß sie nur deswegen nicht kitschig wirkt, weil sie vor einem Publikum aus überwiegend einheimischen Flamenco-Begeisterten stattfindet. Mir jedenfalls gefällt es, und ich bin froh, diesen Geheimtipp in meinem Reiseführer gefunden und ausprobiert zu haben. Auf dem Heimweg in meine Pension verirre ich mich noch ein wenig in den jetzt, weit nach Mitternacht, sehr verlassenen Altstadtgassen, dann gehe ich zufrieden ins Bett. Morgen steht nur noch entspanntes Sightseeing in Sevilla auf dem Programm. 18. Tag (25.04.2011), SevillaHeute habe ich den ganzen Tag, um mir Sevilla anzusehen. Das mache ich natürlich mit dem Rad. Ich fahre kreuz und quer durch die Altstadt und das jenseits des Río Guadalquivir gelegene Viertel Triana. An der Uferpromenade esse ich in einem der zahlreichen Restaurants zu Mittag und denke zurück an meinen Aufenthalt in Córdoba vor einigen Tagen, das nur gut 100 km flußaufwärts liegt. In einem auf einem Ponton im Guadalquivir gelegenen Café mit dem schönen Namen „Pedalquivir“ gönne ich mir ein Bier. Das Wortspiel bezieht sich auf den zugehörigen Tretboot-Verleih, aber ich denke mir, das paßt auch perfekt für mich als Radreisender. Nun sehe ich mir das Innere der Kathedrale an. Der Innenraum ist von der Fläche her riesig, laut meinem Reiseführer ist es die drittgrößte Kathedrale der Welt. Ein Höhepunkt ist der Sarkophag des Christoph Kolumbus. Die sterblichen Überreste des Entdeckers ruhen allerdings erst seit Ende des 19. Jahrhunderts in Sevilla, wohin sie nach dem Verlust von Kuba als spanische Kolonie, wo sie zuvor ca. 100 Jahre verbracht hatten, verlagert wurden. Nach einer jahrhundertelangen Odyssee dies- und jenseits des Atlantiks und zahlreichen Umbettungen sind nur etwa 200 Gramm des Skeletts übriggeblieben, dafür ist aber vor einigen Jahren die Echtheit durch DNA-Test wissenschaftlich bestätigt worden. Allerdings befindet sich auch in der Kathedrale von Santo Domingo in der Dominikanischen Republik ein Sarg, der angeblich Kolumbus’ Überreste enthält. Immerhin haben seine Gebeine auch dort einmal Station gemacht (1537 bis 1778)… Im Innern der Giralda, des Minaretts der ursprünglichen Moschee, das nach der Reconquista und dem Umbau der Moschee zur Kathedrale zum Glockenturm umgewandelt wurde, gelangt man nicht über Treppen, sondern über eine breite, spiralförmige Rampe nach oben. Wenn es erlaubt wäre, hätte man auch prima mit dem Fahrrad hochfahren können. Von oben bietet sich ein schöner Blick über die Stadt. Anschließend fahre ich noch zum Gelände der Ibero-Amerikanischen Ausstellung von 1929 (Plaza España) und schaue mich dort ein wenig um. Schließlich besichtige ich noch den Alcázar, den noch im maurischen Stil, aber überwiegend bereits in christlicher Zeit entstandenen Königspalast mit den dazugehörigen prächtigen Gartenanlagen, die sehr an die Gärten des Generalife in Granada erinnern. Abends lasse ich die Reise in der mir inzwischen recht vertrauten Altstadt von Sevilla ausklingen. 19. Tag (26.04.2011), Rückflug Am nächsten Morgen geht es mit dem Rad zum Flughafen. Die Route abseits der Autobahn, die ich mir am Vorabend im Internetcafé über Google Maps ausgetüftelt habe, finde ich nicht, also geht es die letzten Kilometer über die Autovía, aber das bin ich ja inzwischen gewöhnt, und so spare ich mir, im Gegensatz zum Ankunftstag, die teure Taxifahrt. Da ich, anders als für den Hinflug, keinen Fahrradkarton habe, verpacke ich das teilweise demontierte Fahrrad in die mitgeführte dünne Radtransporthülle, die ich sonst für den Transport im ICE und TGV verwende, die allerdings keinerlei Schutz bietet. Wird schon gutgehen; es ist nicht das erste Mal, daß mein Rad auf diese Weise verpackt einen Flug überstanden hat. Der Flug mit Air Berlin geht wieder über Palma de Mallorca, allerdings nicht nach Dresden, sondern nach Berlin Tegel. Wie auf dem Hinflug gibt es bei überwiegend wolkenfreiem Himmel schöne Ausblicke auf die überflogenen Landstriche. In Tegel nehme ich mein Rad unbeschädigt in Empfang, baue es zusammen und radle Richtung Süden, bis ich beim Schloß Charlottenburg auf die Spree und den Spreeradweg treffe. Wegen einsetzenden heftigen Regens steige ich an der Station Tiergarten in die S-Bahn zum Hauptbahnhof. Dann geht es mit dem Intercity, in dem ich einen Fahrradplatz gebucht habe, in gut zwei Stunden zurück nach Dresden. Fortsetzung folgt…
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#905993 - 03.02.13 00:19
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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EpilogEs war eine rundum gelungene Tour. Andalusien kann ich für Radreisen auf alle Fälle empfehlen. Wenn man kein grundsätzliches Problem mit ein paar oder auch ein paar mehr Höhenmetern hat, ist Andalusien ein hervorragendes Radreiserevier. Man kann über weite Strecken auf Straßen mit wenig Verkehr fahren, gerade in den landschaftlich traumhaften Naturparks; verkehrsreiche Straßen oder gar Autovías lassen sich nicht ganz, aber weitestgehend vermeiden. Und die eine oder andere Vía verde läßt sich in fast jede Andalusientour „einbauen“. Vielleicht konnte ich mit meinem Bericht ein paar Anregungen für Spanien- bzw. Andalusien-Interessierte unter den Forumsmitgliedern geben. Ich habe zwar einen eher bescheidenen Tageskilometer-Durchschnitt zu verzeichnen, aber ich habe in den 14 Fahrtagen (plus An- und Abreise und den Tag in Sevilla) viel erlebt und viele interessante und bleibende Eindrücke gewonnen. Ich habe faszinierende Gebirgslandschaften, die Mittelmeer- und die Atlantikküste und historisch und kulturell bedeutenden Städte genossen, habe die Semana Santa mit ihren beeindruckenden Prozessionen kennengelernt und jeden Tag nette, interessante und hilfsbereite Menschen getroffen. Und auch das Regenwetter in der zweiten Woche hat mich nicht daran hindern können, meine Tour wie geplant fortzusetzen und zu genießen. Es war sicher nicht meine letzte Radreise in Andalusien. Das nächste Mal werde ich wohl einen etwas ausgedehnteren Abstecher nach Marokko machen und vielleicht auch den Pico del Veleta in Angriff nehmen. In diesem Sinne hier das letzte Bild (Tag 3, nördlich von Granada): Man muß schon ganz genau hinsehen – dann erkennt man, daß das Weiße im Hintergrund nicht nur Wolken sind, sondern auch die schneebedeckte Sierra Nevada.
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#906008 - 03.02.13 08:22
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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Hallo Tom,
sehr schöner Reisebericht, der durch die Vielzahl an Fotos noch anschaulicher ist als die ohnehin schon sehr detaillierten Reisebeschreibungen. Dein Bericht hat bei mir viele Erinnerungen an meine eigenen Reisen dort geweckt. Kannst Du den Track der Etappen bzw. der gesamten Tour hier hochladen?
Gruß, Martin
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#906219 - 03.02.13 20:22
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Bafomed]
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Hallo Martin,
einen Track der Tour kann ich leider nicht anbieten, da ich auf meinen Touren noch ganz auf die altmodische Art ausschließlich mit Papierkarten plane und navigiere. Mit GPS-Tracks und ähnlichem kenne ich mich leider nicht aus.
Ich habe aber bewußt in meinem Bericht von allen gefahrenen Straßen die Nummern angegeben, so daß man, auch wenn es etwas mühselig ist, die Tour (hoffentlich) anhand einer Karte oder auch bei Google Maps nachvollziehen kann. Ich werde mir aber Gedanken machen, ob mir nicht doch noch irgendeine grafische Darstellung der Strecke gelingt.
Gerade sehen ich, daß Du auch zwei Andalusien-Berichte eingestellt hast. Die werde ich mir gleich mal ansehen.
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#910832 - 18.02.13 13:36
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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Hi Tom,
toller Bericht, hab ihn in einem Rutsch durchgelesen; vor allem die Fotos der Kathedralen fand ich super.
Werde Spanien auf jeden Fall ins Auge fassen :-)
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#910846 - 18.02.13 14:00
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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hallo Tom, ich bin neu hier im Forum und habe deinen Bericht über Andalusien mit Interesse gelesen. Ich plane selbst eine Tour mit dem Rad mich interesiert vor allem folgendes. Welche Campingausrüstung hast du mitgeführt und wie schwer war sie . Du hast ja überwiegend in Herbergen übernachtet. würdest Du noch einmal die Campingsachen mitnehmen ? Oder war es nur unnötig Gepäck ? Ich bin gerade dabei mir eine Ausrüstung (Zelt,Schlafsack und Matte)auszusuchen.
Danke und viel Freude bei Deinen Radtouren.
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#912428 - 22.02.13 23:25
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: oldbiker51]
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Hallo Oldbiker,
ja, ich finde, es hat sich gelohnt, die Campingausrüstung mitzunehmen, auch, wenn ich nur fünfmal gezeltet habe (auf anderen Reisen habe ich wesentlich häufiger gezeltet). Es wären aber auch noch mehr Zeltübernachtungen möglich gewesen, worauf ich aber teils wetterbedingt verzichtet habe, teils, weil weil die Zeltplätze mir etwas zu weit außerhalb der Orte lagen, die ich mir abends noch ansehen wollte. Ich habe aber auch kein Kochgeschirr und keinen Proviant dabei, sondern esse abends immer im Restaurant (ich hätte keine Lust, mir abends alleine vor dem Zelt etwas zu kochen, sondern will ordentlich, möglichst regionaltypisch, essen und abends auch nochmal unter Leute kommen). Somit beschränkt sich meine Zeltausrüstung auf das Einmannzelt (etwas mehr als 2 Kilo, in meinem Fall "Termite I" von Jack Wolfskin), die Luftmatratze (Therm-A-Rest) und den Schlafsack (und eine dünne, leichte Zeltunterlage, von der ich nicht weiß, ob sie wirklich nötig ist).
Unnötiges Gepäck war es nicht, weil ich selbst mit meiner Zeltausrüstung mit zwei Packtaschen hinten und einer (großen) Lenkertasche auskomme plus die Therm-A-Rest und das Zeltgestänge auf dem Gepäckträger. Wenn ich kein Zelt dabeihabe, reichen mir selbst für zwei Wochen zwei hintere Packtaschen, ohne Lenkertasche.
Wenn Du ein geeignetes Zelt suchst, betätige mal die Suchfunktion, dazu gibt es zahlreiche Threads. Was die Matte betrifft, kannst Du mit Therm-A-Rest nichts falsch machen.
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#970063 - 30.08.13 18:02
Re: Andalusien Ostern 2011
[Re: Tom72]
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Danke für den Bericht. War bestimmt eine tolle Reise.
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