Es ist nun zwar schon ein Jahr her, dass wir in unser Vorhaben "D-Tour von Süd nach Nord" gestartet sind, und wir haben inzwischen auch schon die 2. Etappe absolviert.
Aber man soll ja hier nicht nur schöne Reiseberichte lesen (was ich im Forum gerne und ausgiebig tue), sondern auch mal selber etwas dazu beitragen. Es ist nichts Spektakuläres, was ich hier zu bieten habe. Es dient mehr den Gelüsten von Genussradlern.
Voilà der Bericht zur 1. Etappe im Jahre 2011 (später der Bericht zu Etappe Nr. 2):
D-TOUR ETAPPE 1 (2011)Das Vorhaben geistert schon lange in meinem Kopf herum: Deutschland durchqueren, und zwar von Süden nach Norden. Es gibt einige, die das schon gemacht haben, und durch deren Reiseberichte wurde ich inspiriert. Besonders beeindruckt bin ich von GertrudS und ihrem Bericht "Flensburg-Füssen 2008".
Die meisten machen diese Tour ja in umgekehrter Richtung. Meine Intention ist, dass wir am Ende nicht vor der Wand der Alpen stehen, sondern vor der grenzenlosen Weite des Meeres...
In diesem Jahr 2011 soll also der Startschuss fallen.
Da jeweils nur 2 Wochen im Jahr dafür zur Verfügung stehen, und das Ganze auch urlaubsmäßig was hergeben soll (also kurze Tagesetappen und ausgiebige Pausen), wird sich das Vorhaben über mehrere Jahre erstrecken. Grobe Marschrichtung: möglichst wenige Steigungen, interessante Flussradwege nutzen, langweilige Routen meiden. Wir werden ohne Zelt unterwegs sein, ein festes Dach über dem Kopf sollte abends schon sein.
25. Juni 2011 – 8 kmMit dem Auto geht’s bis Füssen. Dort kommen wir in einer recht günstigen Pension unter, das Zentrum ist noch gut fußläufig zu erreichen. Nach einer Besichtigung geht es mit dem Rad zur österreichischen Grenze. Ein Fuß muss noch auf österreichischen Boden gesetzt werden.
Schloss Neuschwanstein grüßt aus der Ferne.
26. Juni 2011 – Füssen-Schongau - 48 kmAls erstes wird das Prinzip "jeder Meter wird durchradelt" durchbrochen. Wir wollen unbedingt die Bootsfahrt auf dem Forggensee genießen.
An der Nordspitze des Forggensees gegenüber Roßhaupten steigen wir aus. Die ersten Meter werden an der steilen Rampe geschoben.
Auch danach wird es teilweise knackig steil. Die phantastischen Panoramen entschädigen für die Keucherei.
Dann erreichen wir erstmals die Romantische Straße, der wir länger folgen wollen.
Nach nur wenigen Kilometern verfahren wir uns bei Halblech, kriegen aber wieder rechtzeitig die Kurve und steuern über Trauchgau die Wieskirche an. Die zahlreichen Aufs und Abs lassen in der Hitze unsere Trinkvorräte schnell dahinschmelzen. Aber die Landschaft! Bilderbuchmäßig! Bei der Wieskirche genießen wir in erster Linie die Kühle des Innenraums. Der übermäßige Barock ist seit der "Tour de Baroque" nicht mehr unsere erste Wahl.
Eine Schussfahrt nach Steingaden runter schließt sich an, wo schon Kaltgetränke, Kaffee und ein Stück Kuchen auf uns warten. Danach heißt es wieder in beständigem Wechsel klettern und laufenlassen. Immerhin befinden wir uns im Allgäu.
Schon kräftig durchgeschwitzt beschließen wir, in Schongau zu übernachten. Eine Pension am Stadtrand ist schnell gefunden, und dann wird ausgespannt. Abends wird natürlich noch das Stadtzentrum erkundet.
27. Juni 2011 – Schongau-Augsburg - 90 kmDer Bikeline verkündet, dass wir heute im Lechtal weniger Steigungen vor uns haben.
Erstmal muss aber wieder ein wenig aus Schongau heraus geklettert werden, bevor es dann wirklich moderat wird. Genussradeln auf kaum befahrenen Nebenstraßen schließt sich an.
In Landsberg wird das pittoreske Stadtambiente mit einem kleinen Weißwurstessen gewürdigt.
Danach wird’s flacher und flacher, die Räder laufen ohne Punkt und Komma. Zwischendurch mal ein kleines kühlendes Fußbad.
Als wir nach knapp 90 km (kurz vor Augsburg noch ein satter Verfahrer im Wald) in Augsburg einlaufen, sind wir überrascht, wie relativ leicht uns das heute fiel.
Okay, das Höhenprofil zeigte heute auch fast geradlinig nach unten.
Vor dem Hotel-check-in wird schon zu abend gegessen, dann müssen wir uns anschließend nicht mehr groß bewegen. Die Hitze fordert ihren Tribut.
28. Juni 2011 – Augsburg-Donauwörth - 57 kmDie Temperaturen bleiben weiterhin hoch, und so müssen wir uns auch heute ständig mit neuen Getränken verpflegen, was in den ruhigen kleinen Dörfern entlang der Romantischen Straße mitunter nicht ganz einfach ist.
Kurz vor unserem heutigen Etappenziel Donauwörth wird im Bikeline ein Badesse entdeckt und schnurstracks angesteuert. Eine willkommene Abkühlung!
In Donauwörth gibt es wieder viel schöne Architektur zu bewundern. Wir garnieren das Ganze mit einer leckeren Pizza beim Italiener.
29. Juni 2011 – Donauwörth-Nördlingen – 40 kmJetzt geht’s also in die Schwäbische Alb – oder besser gesagt durch die Lücke, die das Ries in der Höhenkette bildet. Hinter Donauwörth muss aber erst mal nach Harburg hinauf geklettert werden.
Bald darauf sind wir auch schon in Nördlingen. Angesichts des Charmes dieser Stadt und der unsicheren Wetterprognose für die nächsten 2 Tage beschließen wir, hier zu pausieren. Es lohnt sich, Nördlingen näher anzuschauen!
04. Juli 2011 – Nördlingen-Feuchtwangen – 57 kmNach einer längeren Pause als gedacht (inkl. Heim- und Wiederanreise) starten wir weiter in Richtung Norden.
Highlight der heutigen Etappe ist Dinkelsbühl, das uns fast noch besser als Nördlingen gefällt.
Wir lassen das Ambiente länger auf uns wirken, bevor wir dann auf weiterhin schöner Route bis nach Feuchtwangen kurbeln.
Auch hier genießen wir das geschichtsträchtige Städtchen, bevor wir unser Haupt zur Ruhe legen.
05. Juli 2011 – Feuchtwangen-Creglingen – 58 kmHeute stehen wieder Höhenmeter auf dem Programm. Ein paar schotterhaltige Passagen sind doch recht beschwerlich, besonders wenn diese bergauf/bergab gehen. Der Anstieg hinter Dombühl hat es in sich, und auch bei Schillingsfürst werden die Beinmuskeln strapaziert.
Dann empfängt uns das liebliche Taubertal.
Natürlich wollen wir hoch nach Rothenburg, wählen aber den direkten (Fuß-)weg. Das bedeutet aber: Gepäck abschnallen, Räder und Gepäck einzeln nach oben hieven. Oben können wir unser Gepäck bei der Tourist-Info lassen, so ist man dann doch erheblich beweglicher.
Nach einer Stunde nervt der Rummel doch sehr, und als dann noch ein komplettes amerikanisches Jugendorchester im Zentrum für ein Konzert aufmarschiert, gönnen wir uns noch ein Eis und lassen dann die Räder bergab laufen.
Das liebliche Taubertal ist von den Radl-Höhenmetern her allerdings nicht allzu lieblich, denn es geht ständig rauf und runter, allerdings auf perfektem Belag.
In Creglingen machen wir Schluss für heute, nicht ohne bis zu unserer Pension noch mal kräftig die Räder hochgeschoben zu haben.
6. Juli 2011 – Creglingen-Kitzingen – 57 kmAuch dieser Tag beginnt mit viel Hitze. Nach wenigen Kilometern erwischen wir in Bieberehren den Abzweig auf den Gaubahnradweg. Gemächlich geht’s bergan, allerdings stören immer wieder mächtig Staub aufwirbelnde LKWs.
Selbst eine Umleitung durch Wiese wird unumgänglich. Schon bald sehen wir aber den Grund: der Radweg wird gerade frisch geteert. Wir treten flott in die Pedale, um nicht im leise schmatzenden Teer stecken zu bleiben.
Das Hochplateau ist so ganz anders als die bisherige Strecke: Kornfelder, Wiesen und Weisen, und eine ruhige gut ausgebaute Fahrradstrecke begleiten uns Richtung Maintal. Nach langer Schussfahrt erreichen wir dann in Ochsenfurt den Main.
Frisch gestärkt nach einem herzhaften Mittagessen geht es dann auf der anderen Mainseite weiter. Da ich noch keinen Main-Bikeline besitze, bin ich zuerst etwas unsicher über die Routenführung. Dennoch erreichen wir recht unkompliziert Kitzingen, wo wir nicht lange brauchen, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Und den Main-Bikeline finde ich dort auch.
Wir würdigen abends noch ausgiebig den schönen Stadtkern, dann wird der Tag mit einem leckeren Abendessen beschlossen.
07. Juli 2011 – Kitzingen-Schweinfurt – 57 kmUnser letzter Tag auf dem Rad. Bei leicht bedecktem Wetter fahren wir entlang des Mains, genießen die recht touristische Wegstrecke über Schwarzach und Volkach, bis wir dann in Schweinfurt eintrudeln.
Schweinfurt selber reißt uns nicht so vom Hocker. Aber wir gönnen uns nach dieser ersten D-Tour-Etappe ein paar Leckereien, bevor wir früh in die Federn sinken.
Morgen setze ich mich in den Zug nach Füssen, um das Auto zu holen. Die Fahrräder werden dann ans Auto gepappt, und es geht heimwärts ins Rheinland.
Auf Wiedersehen Schweinfurt – in 2012!