Samstagmorgen von Hamburg (noch bei Regen) mit der Bahn nach Uelzen.
Dort angekommen scheint bereits die Sonne und unsere Regenklamotten dürfen in die tiefste Abteilung der Gepäcktaschen verschwinden: für die nächsten Tage ist das beste Sommerwetter angesagt.
Der gut ausgeschilderte Radweg führt uns auf meist autofreien Strecken vorbei an blühenden Rapsfeldern (liebe ich nicht besonders, Raps stinkt und wird meistens für Biosprit angebaut, sieht aber schön aus) und durch die Heidelandschaft.
Die häufig anzutreffenden Sand- und Waldwege haben meistens einen befestigten Seitenstreifen, auf dem gut zu radeln ist – nur wenn andere Radfahrer entgegenkommen, wird’s kritisch – die Radfahrstreifen sind ziemlich schmal und ausweichen ist fast unmöglich.
Über Hankensbüttel mit dem
Otterzentrum als lohnenswertes Ausflugsziel vor Allem (aber nicht nur) für Kinder, erreichen wir nach 76 km den Campingplatz „Erikasee“in einem Naherholungsgebiet nordwestlich von Gifhorn.
Zu diesem Platz mit ausschließlich Dauercampern muss ich noch kurz was schreiben: misstrauisch, ob es überhaupt für uns Radler möglich ist, für eine Nacht unser Zelt aufzubauen, fuhren wir rauf, um jemanden zu finden, der uns Auskunft geben konnte – eine Anmeldung gab’s nicht. Wir hielten dann auch gleich ein lustiges Grüppchen kurz vom Biertrinken ab, indem der „Chef“ uns zu unserem Platz führte: eine kleine Privatwiese mit eigener Dusche und Klo!
"Chef" erklärte uns, dass er diesen Campinglatz gerade übernommen hätte und dabei sei, auch für Kurzcamper Plätze einzurichten – für Leute, die es ruhiger haben möchten, wäre auch gesorgt, die hätten es dann nur weiter zu den sanitären Anlagen.
Endlich wieder Campingküche – das erste Mal dieses Jahr – sogar mit dem nötigen Kaltgetränk konnten wir uns am Kiosk versorgen!
Gut ausgeschlafen (ohne Autolärm) wollen wir nun wieder „unseren“ Radweg finden – nur Gifhorn zeigt keine besondere Liebe gegenüber Radfahrern: die Radweg-Hinweisschilder befinden sich meistens entweder unsichtbar links um die Ecke versteckt oder auf der schräg gegenüber liegenden Straßenseite!
Mein Weg, den Ärger solcherart Schikanen loszuwerden ist lautes Rohrspatzschimpfen nach HB-Männchen-Art, danach ist wieder gut und ich kann wieder lachen
Da uns laut Plan die Durchfahrt Braunschweigs bevorsteht, beschließen wir, die Stadt großräumig zu umschiffen. Hinter Meine fahren wir dann am Mittellandkanal in westlicher Richtung und biegen dann nach Süden links in den Stichkanal Salzgitter ab.
In mühevoller Kleinarbeit schlagen wir uns durch die Industrielandschaft – glücklicherweise ist es Sonntag und die Straßen sind leer! Und wir finden immer wieder freundliche Menschen, die uns helfen unseren Weg in das hübsche Städtchen
Hornburg zu unserem nächsten Übernachtungsziel zu finden. Hier sieht es schon etwas gemütlicher aus: viele Fachwerkhäuser und kleine winkelige Straßen.
Auch dieser Campingplatz ist für uns sehr außergewöhnlich: ebenso ein Domizil für Dauercamper wird für unser Zelt eine kleine Wiese mit Ausblick angeboten.
Nach diesen anstrendenden 97 km gönnen wir uns heute den Luxus eines Restaurantbesuches und lassen uns gut und reichlich im Restaurant Schützenhof verwöhnen.
In der Nacht werden wir von vielen Nachtigallen umzwitschert.
Jetzt ist es nicht mehr weit zum Harz. Da wir gestern ziemlich weit von Weg abgekommen sind, müssen wir heute Richtung Goslar regionale Radrouten finden – kein Problem: Berg rauf, Berg runter und schon sind wir da!
Außer stark befahrenen Straßen gibt es von der Strecke Goslar-Langelsheim nicht viel zu berichten – aber dann!
Eine stillgelegte Eisenbahnstrecke – und zwar die
Innerstetal-Bahn führt uns auf autofreier
Strecke ganz gemütlich am Innerste-Stausee entlang bis nach Wildemann
– übrigens ist gerade
Walpurgisnacht und im gesamten Harz sind die Hexen unterwegs:
Allerdings müssen wir bis Clausthal-Zellerfeld, wo wir sogar einen Supermarkt finden, noch eine heftige Steigung auf Waldwegen überwinden, aber dafür werden wir wieder belohnt: die Fortsetzung
des Innerstetalbahn-Radweges bis nach Altenau – sehr verwunschen, naturnah und immer bergab!
Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Okertalsperre und dem Campingplatz, der von sehr freundlichen Holländern betrieben wird.
76 km zeigt der Tacho für heute an – es war ein sonniger, sehr gemischter Radtag!
1.Mai – bei strahlendem Sonnenschein starten wir - wieder zurück nach Altenau – erstmal einige Kilometer bergauf auf Waldwegen. Dann aber schön rasant bergab zum
Eigentlich ist der Harz doch ganz schön – vielleicht ist Pfingsten ja warmes Wetter . . .
Von Osterode bis Herzberg: unspektakulär. Doch dann nehmen wir wieder Fahrt auf – wieder auf einer stillgelegten Bahntrasse - von Herzberg am Harz – Weißenborn-Lüderode.
Wir fahren bis Rhumspringe – dort bestaunen wir noch die sehenswerte
Rhumequelle um dann festzustellen, dass unser Zug von Göttingen nach Hamburg, wenn wir nun nicht mal ein bisschen schneller in die Pedale treten, ohne uns abfährt.
Also: Schluss mit lustig.
Anstatt auf Umwegen geht’s nun direkt auf und an der Straße nach Göttingen – der Autoverkehr hält sich trotz des Feiertages in Grenzen und wir erreichen nach 94 km den Göttinger Bahnhof mit seinem Fahrradparkplatz
so rechtzeitig, dass wir noch genug Zeit für ein Bierchen und einen Imbiss haben!
Eine schöne, sehr abwechslungsreiche Tour!