Ein wenig hatten wir uns schon gefragt, wie uns der Iran so gefallen würde.
Die Bilder von tief verschleierten Frauen, prügelnden Religionswächtern, Berichte über Bestrebungen die Bombe zu bauen, Steinigungen, Folter und so weiter prägten auch unser Bild.
Und dann muss sich Isabel trotz der Hitze und vielen Steigungen verschleiern und lange Hemden tragen.
Und zu allem Überfluss sollen wir auch noch auf das Feierabendbier verzichten!!!!
Die gute Nachricht: Es gibt reichlich Bier. In vielen Geschmacksrichtungen. Sogar unser Favourite "BAVARIA"!!!!!
Trotz dieses Namens wird es allerdings in Holland gebraut.
Wahrscheinlich hatten sich bayerische Brauer geweigert ein Bier mit 0% Alkohol zu produzieren.
Aber Holländer können so grausam sein!
Um es vorweg zu nehmen. Für uns ist der Iran das interessanteste Land mit der liebsten und freundlichsten Bevölkerung der bisherigen Reise
Die Grenze zum Iran konnten wir leider erst im 2. Versuch und zwischenzeitlichen Flug nach Istanbul erreichen. Die groß angekündigte Öffnung eines 3. Grenzüberganges von der Türkei zum Iran verzögerte sich wegen Computerproblemen (Kapiköy bei Van) und die Gültigkeit unseres Visums lief aus.
In Istanbul bekamen wir das neue Visum an einem Tag, und immerhin Istanbul ist ja wirklich eine tolle Stadt und war die Reise wert!
Über Esendere klappte es dann problemlos.
Schon an der Grenze wurden wir begrüßt mit "Welcome in Iran" und "Thank you for visiting our country". Dies hörten wir während unseres Aufenthaltes hunderte Male.
Ende April lag noch viel Schnee in den Bergen.
Und es gab auch viel Grün.
Anfangs wohnten wir bei Freunden, die sich viel Zeit nahmen uns Orumjeh und die Umgebung zu zeigen. Während des gesamten Aufenthaltes drften wir unsere Geldbörse nicht berühren.
Man könnte wahrscheinlich problemlos wochenlang im Iran leben ohne einen Euro auszugeben.
Die Leute sind sooooo ausgehungert nach Kontakten zur Aussenwelt. Es hagelt Einladungen.
Dabei muss allerdings stets dran gedacht werden: Erst wenn ein Angebot mindestens drei mal ausgesprochen wird ist es ernstgemeint.
Fast jeder Restaurantbesitzer verkündet anfangs man sei sein Gast und er wolle keine Bezahlung.
Er würde allerdings hinterher kommen sollte man das zu ernst nehmen.
Die Verschleierung erwies sich im wahren Leben im von uns bereisten Norden des Irans und für uns Ausländer als ziemlich tolerant.
Bei der Fahrt reichte ein Buff und eine etwas längere Bluse. In der Stadt kam dann noch ein Halstuch dazu. Als Ausländer hat man schon einen besonderen Status.
Polizeikontrollen hatten wir während des Aufenthaltes sechs- meist freundlich.
Etwas unangenehm sind die Religionswächter, die häufig im Polizeiwagen mitfahren und kein Wort englisch sprechen und wohl die einzigen Iraner sind die nicht lächeln. Wahrscheinlich Einstellungsvoraussetzung!
Viele Informationen aus dem Reiseführer erwiesen sich als unzutreffend.
Isabel wurde sehr häufig auch angesprochen.
Frauen gaben mir die Hand und teilweise sogar ein Abschiedsküsschen.
Auf privaten Feiern steht fast selbstverständlich Alkohol auf dem Tisch und ganz Iran ist von einer Fotosucht erfasst.
Im ganzen Leben wurden wahrscheinlich noch nicht so viele Bilder von uns gemacht wie in diesen paar Wochen.
Der Abstecher nach Istanbul hatte uns doch einige Tage gekostet und der Ausreisetag nach Turkmenistan war fix. So schafften wir es nicht die gesamte Strecke per Rad zurückzulegen.
Drei mal nutzten wir den Bus.
Problemlos und günstig.
Der Radtransport kostet zwar fast ebensoviel wie das normale Ticket.
Da dies Geld wohl die Buscrew einsteckt bemüht sie sich nach Kräften die Räder zu verstauen.
Und die Bustickets sind günstig.
Die Landschaften sind abwechslungsreich.
Allein die Strcke entlang des kaspischen Meeres hat uns überhaupt nicht gefallen.
Man fährt hunderte von km auf dem Seitenstreifen von Autobahnen und Schnellstraßen, sieht das "Meer" nur selten, und hier ist auch noch die Landschaft verdreckt.
Die Berge sind toll!!!
Ein paar Bilder folgen irgendwann noch.
Wie gesagt: Uns gefiel der Iran total gut. Besonders wegen der Menschen.
Um nicht wieder in die gleiche Diskussion reinzukommen wie beim Syrienbericht.
Ich unterstütze bestimmt nicht die Regierung durch meinen Besuch.
Die Bevölkerung freut sich dagegen wirklich uns zu sehen und zu sprechen.
"Bitte erzähle den Leuten in Deutschland, wir sind nicht alle Al Quaida und auch keine Terroristen"
Das tun wir hiermit.
Wir trafen viele freundliche, fröhliche, gastfreundliche, kontakthungrige und feierwütige Menschen, die auch in der Öffentlichkeit ihrem Unmut über ihre Regierung freien Lauf ließen.
Grüße
Uwe