Idee:Radreise durch das subtropische Südwest-China und Nord-Vietnam.Seit knapp 1 Jahr ist es für EU-Bürger möglich China 15 Tage visumfrei zu bereisen. Vorher ein umständlicher und teurer Prozess. Vietnam ist für 45 Tage visumfrei.
Guangzhou ist ca. 900km von der Grenze nach Vietnam entfernt und gut zu erreichen.
China:Guangzhou ist der größte städtische Ballungsraum der Welt. Die ersten 2-3 Tage fährt man mehrmals täglich durch Megacities, getrennt durch Gebiete mit Landwirtschaft und/oder Gewerbegebiete. Durch die grossen Cities fahren wir meist auf 6-8 spurigen Einfall/Ausfallstrassen, die rechte Spur für Radfahrer/Roller, oft separiert durch Baumreihen von den anderen Spuren. Dann wird es ruhiger, weniger Hochhaus-Städte, mehr kleine Dörfer, aber auch Parks.
Die Landwirtschaft in beiden Ländern ist eher kleinteilig, mit vielen Beeten und ähnelt eher Gärten.
Es gibt kaum alten Autos, alles ist 0-5 Jahre alt und zu 50% elektrisch. Der Grossteil des Privatverkehrs wird mit Rollern (90% elektrisch) erledigt.
Was in China sofort auffällt ist die extreme Sauberkeit und aufgeräumte Landschaft. Nirgends Graffiti. Heerscharen von Strassenfegern mit Reisigbesen beseitigen jedes Fitzelchen Papier oder Laub.
Grenzübergang Dongxing/Mong Cai, eine wuselig-undurchsichtige Prozedur von 1 Stunde, ist eigentlich nur für Fussgänger, wir Radfahrer wurden aber auch akzeptieren.
Vietnam:Bei weitem weniger „modern“ wie China, d.h. ältere Autos, Verbrenner-Roller und deutlich mehr Abfälle in der Landschaft. Auf unserer Strecke nach Hanoi war es überwiegend ländlich. Hanoi, mit immerhin 8 Mio. Einwohnern, macht nicht diesen Future-City- Eindruck wie chinesische Städte.
Ha Long Bucht:Hanoi:Straßen:In beiden Ländern meist in gutem Zustand, überwiegend aus Beton und besonders in China sehr breit.
Topographie:Wir haben eine Route nahe der Küstenlinie gewählt: überwiegend flach, aber auch einige Tage in China und Vietnam in hügeliger Landschaft.
Hier ist die Karte mit Route:
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https://photos.app.goo.gl/ajAxYCrYFR8wKhLR6[/img]
Geld:Bargeldbeschaffung mit Visa am ATM kein Problem. Kreditkarten in Läden/Hotels werden ausserhalb der Airports fast nie akzeptiert.
Unterkunft, Essen + Trinken:Beide Ländern haben ein irres Preis-Leistungsverhältnis. Die Güter und Dienstleistungen sind nicht einfach nur billig, sie sind auch gut. Beispiele:
Hotel DZ(Mittelklasse) 10-30€
Essen (Garküche) 1-2€
Bier 0,6 €, Softdrink 0,4€
Navigation:Das war tatsächlich eine Herausforderung. Karten von OpenStreetMap und Maps.me sind unvollständig und die Gewichtung der Strassen ist manchmal fehlerhaft, d.h. eine „Landstrasse“ endet vor einem verschlossenen Tor oder im Reisfeld, eine kleine Nebenstrasse mutiert zur „Autobahn“. Verfahren und neue Wege suchen ist öfter vorgekommen.
Ich habe mehrere Tracks Guangzhou-Hanoi von Komoot, Maps.me und Outdooractive routen lassen. Das Ergebnis mit ca. 60% Nebenstrassen, oft einspurige Betonwege in ländlicher Umgebung, fand ich ok.
Kommunikation:Das kann sehr frustrieren sein. Pantomime und 3 Wort Sätze aus der Übersetzungsapp, trotzdem wurden auch einfache Fragen oft nicht verstanden.
Nach dem Flughafen Guangzhou haben wir die erste, andere „Langnase“ erst wieder nach 2 Wochen gesehen, man ist also extremer Exot.
Die Leute, besonders in China, sind sehr reserviert. Je weiter westlich wir kommen, desto öfter „Daumen hoch“, Gewinke und am Ende viele Bitten zu Selfieaufnahmen.
Klima:Im November schön warm (25grd nach Klimatabelle) und wenig Regen. Wir hatten tatsächlich oft über 30grd. und nie Regen. Der einzig kühle Tag war der Abreisetag (22grd) und auch der einzige Tag mit Gegenwind in 3 Wochen
Mein Fazit:Beide Länder sind für Reiseradler gut zu bereisen und ausgesprochen günstig. Wer es gern warm hat, exotisch und gute Versorgung mag, der ist hier richtig.
Noch ein paar Empfehlungen:
- die „Great Firewall of China“ blockiert viele gewohnte Dienste.
SMS und WhatsApp (ohne Bilder) geht, Google Maps, Wikipedia, Spiegel online und v.m. geht nicht. Also Offlinkarten, Podcasts, Apps, Offlinsprachen usw. vorher installieren.
In Vietnam funktioniert wieder alles wie gewohnt.
- Wir haben meist die Hotels mit dem Hotelportal „Trip“ 1 Tag vorher gebucht. Hat gut funktioniert und den Radlertag entspannt. Die Funktion: „Buchungsbestätigung in Landessprache“ war dabei sehr hilfreich (als Screenshot)