Ein Jahr Afrika, eine Zusammenfassung.
Hallo und willkommen zu einem neuen Bericht von mir.
Vor einem guten Jahr sind wir mit unseren Rädern und einer Auszeit nach Luanda (Angola)geflogen. Darüber habe ich hier noch einen Bericht veröffentlicht. Die Zeit seit damals haben wir intensiv gefüllt mit Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen. Über eine Auswahl will ich hier Berichten.
Warnung: dies wird nicht eine chronologisch geordnete Aufzählung, dafür könnt ihr gerne auf unserer Webseite oder unsere 20
YouTube Videos zurückgreifen. (Glaubt mir, das hat auch seinen Reiz
)
Positive Begegnungen:
Rennradler in Angola
Aller Anfang ist erstaunlich leicht. Das liegt nicht nur an unserer Reiseerfahrung, sondern auch daran, dass die Leute das ganze Jahr über extrem freundlich und hilfsbereit waren. Das geht von Polizisten, die uns erklärten, wo wild campen nicht sicher ist über Dörfler, die uns nach dem eindunkeln entdeckten, in Ruhe schlafen liessen um dann am Morgen mit einem “Tudo bem?” (Alles gut?) begrüssten, Leute die Stunden mit uns im Markt rumliefen, um uns zu helfen irgendwas zu finden bis zu Zöllnern die 3 Stunden opferten, um uns ein Visum zu geben.
Dieser Fall war bei der Einreise von Mosambik. Wir fanden im Internet, dass es ein Visum an der Grenze gibt, dies war aber entweder nicht die komplette Wahrheit oder noch nicht umgesetzt. (Jetzt brauchts wieder ein Visum.) Dieser Zöllner hat meinen Pass selber kopiert, ein Hotelzimmer im nächsten Dorf gebucht, Darina einreisen lassen, damit sie an der Geldtanke lokale Währung rauslassen konnte (unsere US-Dollar waren zu alt oder in der falschen Stückelung für die hiesige Bank) und dann unsere restlichen Südafrikanischen Rand zu einem guten Kurs gewechselt. All das aus Menschenliebe und als sein Beitrag zum lokalen Tourismus.
Wir kamen durch 15 Länder auf dieser Reise und kein einziger Zöllner wollte ein “Geschenk” von uns. Da wurden unsere falschen Erwartungen gründlich enttäuscht
Positive Begegnungen gabs auch in Namibia. Da man dort zum Teil mehrtägige Strecken ohne Versorgungsmöglichkeiten hat, ist man auf die Hilfsbereitschaft der anderen Verkehrsteilnehmer angewiesen. Man kann zwar locker Essen für 6 Tage mitnehmen, aber 13l Wasser war unser maximum. Das würde uns im Normalfall 2-3 Tage reichen aber in der Wüste sind das gerade noch eineinhalb Tage. Aber, all die Touristen mit Geländewagen und Dachzelt hielten gerne an, um Geschichten gegen Wasser und Leckereien zu tauschen. Manche namen sogar unseren Müll mit! Und wenn gar niemand freiwillig anhält, kann man immer noch mit einer leeren PET-Flasche winken und nett fragen, ob man etwas Wasser kaufen könnte. Die meisten haben eine 10l Flasche dabei und kommen abends an einem Ort mit Laden an.
Hier draussen ist Wasser kostbar!
Aber die beste Begegnung war mit einer Südafrikanischen Radlergruppe. Diese lud uns in Sesriem (Namibia, bei den Dünen von Sossusvlei) ein mit ihnen mitzufahren, Gepäck auf einem Begleitfahrzeug, Verpflegung und Zeltplätze organisiert und wenns uns die Wellblechpiste zu viel wurde kam das Rad auf einen Anhänger und wir in ein Begleitfahrzeug. Am Ende dieser 4 Tage waren wir auch bei allen zuhause eingeladen, was wir in 3 Fällen auch gerne genutzt haben.
Neue Freunde
Natürlich dürfen hier auch die Begegnungen am Strassenrand nicht fehlen, fast überall gibt’s Leute, die englisch sprechen, dazu kommen diejenigen die portugiesisch sprechen (mit Spanisch und Improvisation kommuniziert man auch da irgendwie) und alle sind so neugierig wie hilfsbereit.
In Sambia
Negative Begegnungen:
Es gibt Orte wo Weisse als Retter oder ATM-Maschine wahrgenommen werden, und wenn einem eine Schar von Kindern “Give me”-schreined hinterherrennt ist das nicht angenehm. Auch die “Muzungu”-schreie (Weisser) sind nicht immer positiv gemeint, und ich werde sie auch nicht vermissen.
Sehenswürdigkeiten:
Wir haben bei der Planung einfach pro Ziel ein Post-it auf eine Karte geklebt und versucht möglichst viele der Ziele zu verbinden. Ein paar wurden dann halt geopfert um die Distanz im Bereich des Möglichen zu lassen.
Unsere Lieblinge waren:
Serra da Leba in Angola,
Spitzkoppe in Namibia,
Kapstadt,
Robberg Nature Reserve
und das Klein-Karoo in SA,
Great Zimbabwe in Simbabwe,
Chobe NP in Botswana,
Viktoria Fälle
und South Luangwa NP in Sambia,
der ganze Südwesten Ugandas
und Sansibar.
Aber auch dazwischen gabs immer etwas zu sehen und erleben, selbst wenn die Distanzen gross waren.
Gefahren:
Vor der Reise liest man ja allerhand, um sich vorzubereiten auf was immer da kommen könnte. Aber ausser ein paar wenigen stümperhaften Taschendieben und wilden Kindern gabs da überhaupt nichts zu mäkeln. Zugegeben, man kann durchaus mal zur falschen Zeit am falschen Ort sein und Überfälle und Diebstähle kommen vor, aber viel ist es wirklich nicht. Es gibt eine WhatsApp Gruppe für Afrika Radler mit ca. 250 Mitgliedern und in diesem Jahr gabs einen Überfall und einem Radler wurde das Rad vor einem Laden geklaut. Ich würde mal schätzen, dass diese doch sehr ärgerlichen Vorkommnisse auf allen Kontinenten genauso oft passieren.
Was in Afrika sicher anders ist, ist die Tierwelt. Die gefährlichsten Tiere sind die Mosquitos. Für längere Reisen empfiehlt es sich Malaria Tests und Tabletten dabei zu haben. So machen es die Einheimischen. Prophylaxe ist nicht für die Dauer gemacht.
Extrem lästig sind auch die Tsetse Fliegen, die beissen wie unsere Bremsen, können aber eine Schlafkrankheit übertragen. Ist uns nicht passiert trotz vieler Bisse im Katavi Nationalpark im Westen Tansanias.
Bilharziose kann man in vielen Seen auflesen, nach dem letzten Bad im Viktoriasee haben wir in einem Regionalspital in Kenia Tabletten bekommen und eingenommen. Sicher ist sicher.
Grössere Tiere sieht man seltener, zumindest vom Sattel, aber da sind wohl die Elefanten die gefährlichsten. Die sehen ja schon riesig aus, wenn man sie aus dem sicheren Safarimobil sieht. Vom Rad aus gesehen sind sie doppelt so gross! Der beste Ort dafür ist der Elephant Highway in Botswana. Da hats neben dem Asphalt einen Grünstreifen, so kann man sie von weitem sehen.
Das Prozedere ist, langsam fahren, warten bis klar ist was sie wollen (links, rechts oder einfach ein bisschen lästig sein) und dann weiterradeln, wenn sie kein Interesse mehr zeigen. Zur Not kann man auch ein Auto oder Laster fragen, ob er zwischen dir und dem Ellie fahren kann, so kommt man sicher vorbei.
Diese Begegnungen sind intensiv und zehren an einem, und wenn man mal einen seht der eine Scheinattacke vorführt, vergeht der Übermut schnell. Und trotz der Grösse können sie (wie die Hippos auch) bis zu 40km/h rennen. (Nicht alle sind so schnell, wie ich im Katavi NP glücklicherweise gelernt habe)
Zu den Hippos, die sieht man noch seltener vom Rad aus, da sie Tagsüber meist im Wasser liegen. Nachts kommen sie raus und grasen, auch zwischen Zelten.
Löwen können den Puls hochjagen und wenn ihr einen oder mehrere seht, dies ist nicht die Zeit die Kamera rauszuholen. Gemütlich weiterradeln und nicht wie ein Aggressor oder Opfer reagieren. Sie haben meist gefrühstückt und verdauen bis es Zeit fürs Abendessen ist. Angriffe auf Radler sind nicht bekannt.
Weit gefährlicher sind Büffel, denen sind wir aber nur einmal begegnet und diese waren mit wiederkäuen beschäftigt.
Wetter & Temperaturen:
Afrika ist nicht so heiss wie’s erwartet wird. Im Süden kann der Winter harsch sein, in Namibia hatten wir 3-mal Frost auf dem Zelt. Und in Ostafrika ist man meistens auf über 1000 m.ü.M (der Viktoriasee ist auf 1100, der Tanganjikasee auf 900) da sind die Temperaturen fast so hoch wie bei uns im Sommer (15-25°C), nur unten an der Küste wird’s wärmer.
Regenzeit ist immer irgendwo, das ist meistens nicht tragisch da es nicht den ganzen Tag schüttet.
Pisten können unpassierbar werden, aber die Asphalt Strassen sind auch dann problemlos zu befahren. Dafür ist es in der Regenzeit auch grüner und weniger staubig. Falls ihr Pläne schmiedet, ausser Winter in Südafrika und Sommer in Namibia würde ich nicht viel vermeiden.
Verkehr:
In Angola gabs meist gute, von Chinesen gebaute Strassen, die zwischen den Städten meist nur für uns waren. Luxus pur. Im Norden Namibias waren keine Pannenstreifen mehr vorhanden, dafür viele Laster aus den Kupferminen Sambias. Da nimmt man dann gerne Nebenstrassen, wenn sie auch sandig sind. Die Landschaft entlang der Pisten ist eh spektakulärer. In den übrigen Ländern gabs häufig Pannenstreifen auf Hauptstrassen und mit Ausnahme von Bussen und Taxen war der Verkehr meistens freundlich.
Fazit:
Das Reisen im südlichen und östlichen Afrika ist erstaunlich unproblematisch. Langeweile kommt nicht auf, denn Afrika ist sowenig ein Land wie Europa. Dauernd ändern Landschaften, Sprachen und das Klima, aber was gleich bleibt ist, dass es immer für alles eine Lösung gibt.
Trotzdem muss ich sagen, dass für mich ein Jahr am Stück gereicht hat und ich eine sesshaftere Phase oder Urlaub auf einem anderen Kontinent nötig hatte. Darina wäre gerne noch viel länger geblieben. Das liegt einfach daran, dass ich gerne an Orten bin, wo Geschichte offensichtlich und spürbar ist, sei es in Bauwerken oder kulturellen Eigenheiten. Darinas Zugang zu Orten ist das Gespräch und davon ist wirklich kein Mangel in Afrika 😉
So, falls jetzt jemand am Pläne schmieden ist und Fragen hat, werden wir diese gerne so gut als möglich beantworten.