Ostfrankreich im Juni-Gewittertour im Dürresommer Basel-Lyon mit Schlenkern11,5 Tage ca 1100 km, 14 000 hm
Dieses Jahr muss ich betriebsbedingt meine Urlaubstage zwischen das Ende der Pfingsferien und Mitte Juli quetschen. Das reicht für 2,5 Wochen und um möglichst wenig Zeit mit der Anreise zu verplempern, wenden wir uns einmal wieder Richtung Frankreich.
Da gibt es viele schöne Ecken, die ich auch gerne mehrmals besuche und ich möchte nach zwei Jahren mit eher kurzen Touren gerne einmal wieder eine jener Touren fahren, bei der die Durchquerung verschiedener Landschaften ein wenig Reisegefühl aufkommen läßt.
Wir entscheiden uns dafür durch Jura und Vercors in Richtung Verdun-Schlucht und retour zu radeln. Ob wir dann in Genf, Basel oder im Elsass zum Schluß auskommen oder gleich ganz nach Hause zurück radeln, lassen wir ebenso offen, wie die Frage, ob wir retour noch den ein oder anderen größeren Alpenpass einbauen oder nicht. Das wollen wir von unserer konditionellen Verfassung, die nach den Corona Jahren besser sein könnte, sowie vom Wetter abhängig machen.
Und weil wir jetzt schon unzählige Male von daheim in Richtung Sundgau und Jura geradelt sind, beschließen wir mit dem frühen Nahverkehrzsug nach Basel zu fahren und dort zu starten. Das spart uns einen Tag und eröffnet ein paar seltener gefahrene Routen. Über Pfingsten ist das Wetter prächtig, so dass wir hoffen einer halbwegs sonnigen Urlaubstour entgegen zu sehen. Dass alle bereits bei 25 Grad über Hitze stöhnen , lässt uns unbeeindruckt, wir haben gegen wärmere Temperaturen auf einer Tour absolut nichts einzuwenden und die beginnen für mich erst weit oberhalb der 30 Gradgrenze. Für den Jura ist zwar zunächst eher wechselhaftes Wetter prognostiziert. Weil das dort nicht sehr ungewöhnlich ist und das Wetter meist erst am Nachmittag kippt, sind wir guter Dinge.
Natürlich kommt aber einmal wieder alles anders, als wir uns das so gedacht haben, weshalb unsere Radreise einen gänzlich anderen Verlauf nimmt, als geplant.
Jura Basel- Puntrut (Porrentruy) - Réclère- Vaufrey- Saint Hippolyte - Val Dessoubre - Fuans - Montbenoît - Pontarlier - Saint-Point - Lac-Remoray - Mouthe - Foncine-le-Haut - Chaux-des-Crotenay - Lac de Narlay - Bonlieu - Clairvaux-les-Lacs - Moirans-en-Montagne - Oyonnax - Châtillon-en-Michaille - Seyssel Weil bis zum Abreisetag das volle Chaos des 9 € Tickets über uns hereingebrochen ist, versuchen wir an einem Mittwochmorgen im Regionalzug nach Basel mitgenommen zu werden, was, weil wir den Zug am Einsatzort besteigen, durchaus funktioniert, auch wenn die Fahrt nicht die reine Freude ist. Ab etwa Müllheim, wo der Zug leerer wird, fängt es an zu regnen.
Als wir in Basel aussteigen hat es sich wunderbar eingeregnet, so dass wir zunächst einmal in unsere Regenmonturen schlüpfen und uns aus der Stadt machen, die uns durch diverse Touren bereits ein wenig bekannt ist.
Auf schöner, ruhiger Strecke gelangen wir bald in den Sundgau mit seinen pittoresken Dörfern
wo wir auf französischer Seite in einem Dorfladen, dessen Preisgestaltung bei uns für Schluckauf sorgt,fürs Mittagsvesper einkaufen. Und weil der Regen immer einmal wieder eine Pause einlegt, können wir das auf einer Bank sogar kurz in Ruhe zu uns nehmen.
Wir gelangen wieder in die Schweiz und bevor wir den hübschen Ort Porrentruy durchqueren, hat es auch wieder aufgehört zu regnen. Es schaut aber nicht so aus, als wäre das ein dauerhaftes Vergnügen.
Bevor wir also in den Jura und zu den prähistorischen Grotten von Réclère hochfahren können, müssen wir uns vor einem ersten Gewitter unter ein Bushaltehäusle flüchten.
Eine dreiviertel Stunde später fahren wir weiter. Oben am Pass sind die Grotten, eine Beiz und einen Campingplatz hätte es auch, aber wir beschließen anstatt hier zu verweilen, was wir bereits einmal getan haben, lieber schnell in Doubstal abzufahren.
Ein Fehler wie sich herausstellt, weil bei der Abfahrt ins Doubstal das nächste Gewitter mit einer Macht hereinbricht, die es unmöglich macht auch nur einen Meter weiterzufahren. Und bevor wir die Regenkleidung aus den Taschen gezerrt haben, sind wir auch schon tropfnass.
Fröstelnd versuchen wir unter den Bäumen am Straßenrand Schutz zu suchen, während wir darauf warten, dass die Regenmassen soweit nachlassen, dass wir gefahrlos abfahren können. Das ist dann eine ganz schön kalte und nasse Angelegenheit, die ein wenig dauert.
Das Doubstal sieht im Regen ganz romantisch aus, auch wenn es mir in strahlendem Sonnenschein durchaus besser gefallen hätte.
Im Tal angekommen, stellen wir uns bei einer überdachten Waschstelle unter, wie sie in der Region oft zu finden sind
und setzen unseren Weg bis zum nächsten Gewitter fort, das wir in einem Holzschuppen mit undichtem Dach verbringen.
Sechs Gewitter später schwimmen wir in Saint Hippolyte ein, verwerfen die Idee ein Hotel aufzusuchen, weil wir aussehen wie die Wildsäue und außerdem hat es nun doch aufgehört zu regnen, so dass wir den Campingplatz ansteuern. Hier kommt sogar die Sonne heraus.
Die Sonne scheint auch noch am nächsten Morgen, so dass wir guter Dinge sind, als wir beschließen über das hübsche Tal des Dessoubre weiter zu fahren.
Hier fährt es sich ausgesprochen angenehm und verkehrsarm dazu und das Wasser kommt einmal ausnahmsweise nicht von oben
Im weiteren Wegverlauf gönnen wir uns eine schöne Fahrt auf winzigen Sträßchen über die ausgedehnten Jurahochebenen, die ich sehr mag
und dann landen wir auf dem Bahntrassenradweg nach Pontarlier
Als wir in die Stadt hineinfahren, können wir das erste Gewitter des Tage am frühen Nachmittag in einem Café aussitzen, Gewitter Nr. zwei verbringen wir in einem Supermarkt, Gewitter Nr.drei in einem Kino und bei Gewitter Nr. Vier versuchen wir uns unter einer Brücke unterzustellen.
Weil es so gar nicht aufhören möchte ausgiebig zu regnen und es um uns herum ausgiebig donnert und blitzt, beschließen wir nicht mehr weiter zu fahren und steuern den örtlichen Campingplatz an, wo es zwei weitere Gewitter lang dauert, die wir in der Bar aussitzen, bis wir unser Zelt aufstellen können.
Am nächsten Tag sieht es bereits morgens sehr verhangen aus, während wir uns zum Weg zum Lac de Saint Point machen. Leider ist der Zuweg zum See wegen Bauarbeiten gesperrt, was blöd ist, weil alternativ nur eine Nationalstraße zur Verfügung steht. Wir versuchen über eine Auffahrt über das Chateaux de Joux auszuweichen.
Leider ist der Wanderweg von dort aus nicht fahrbar, so dass wir wieder kurz an der stark befahrenen Straße landen, bevor es zum See ab geht.
Am See angekommen, rauscht dann das erste Gewitter heran und wir verbringen die nächsten Stunden in verschiedenne Regenintesitäten.
Das ist sehr schade, weil die schöne Juralandschaft so gar nicht ausreichend gewürdigt werden kann. Immerhin waren wir ja auch schon häufiger hier, und wissen deshalb auch wie das ganze bei Sonne ausschaut. Trotzdem hätte ich gerne einmal wieder trockene Füße, die Schuhe sind nämlich noch von gestrigen Tag klatschnass, da helfen auch die Überschuhe nicht und wenn ich vom Rad absteige komme ich mir vor, als würden meine Füsse in Schwämmen stecken.
In Mouthe steht uns nicht der Sinn nach der Doubsquelle, sondern einem trockenen Ort, weshalb wir einen Salon de thé und später eine Käserei aufsuchen, wo wir, es gibt eine kurze Regenpause, unseren Proviant aufstocken.
Bei der Weiterfahrt kommt das nächste Gewitter und schwemmt uns einige Orte weiter in ein trockenes Restaurant. Wir gönnen uns also ein warmes Mahl aus der Mittagskarte und um die Stimmung zu heben, ein Glas Wein dazu
Während wir unser Essen genießen, am Tisch nebenan sitzt eine fröhliche, wenn auch nasse Wanderergruppe, telefoniere ich mit meinem Mitmoderator Jürgen, der sich in einem Hotel ganz in der Nähe, in Chaux-des-Crotenay aufhält.
Wir beschließen uns dort zu treffen.
Bei der Weiterfahrt, wir kommen durch eine kleine Schlucht dabei
hört es sogar auf zu regnen.
In Chaux-des-Crotenay angekommen, gibt es einiges zu erzählen und das ein oder andere alkoholische Getränk wird dabei auch genossen. Wir überlegen kurz dort zu bleiben, aber weil die Sonne nun wieder lacht, zieht es mich noch zu den Cascades du Herisson , die nicht mehr weit entfernt sind und die ich heute abend noch zu besichtigen hoffe.
Daraus wird jedoch leider nichts, weil unterwegs das nächste Gewitter herankommt, so dass wir uns bereits beim Campingplatz am Lac de Narlay niederlassen. Nachdem es sich ausgeregnet hat, ist es dort auch ausgesprochen hübsch.
Die Cascades du Herisson sehe ich erst am nächsten Morgen
bevor es wieder auf die Jurahochebene hoch geht
wo es heute einmal ausgesprochen sonnig ist und während wir mittags auf verschiedenen Radrouten auf die Stadt Oyonnax zuradeln, findet sich ein netter Picknickplatz, bei dem wir den in den letzten Tagen gekauften Jurakäse in Ruhe verkosten können, was eine sehr schmackhafte Angelegenheit ist.
Als wir von Oyonnax kommend einen kleinen Pass durch einen Wald, unweit des Lac Genins hochkurbeln, Micha ist bereits weit vor gefahren, hält vor mir ein Auto, aus dem ein junges Paar steigt. Sie wollen alles über unsere Route wissen, geben sich selbst als Radbegeisterte zu erkennen und laden uns zur Übernachtung ein, sie seien auch in Warmshowers vertreten.
Leider wohnen sie aber nur wenige km entfernt und wir wollen gerne noch das gute Wetter ausnutzen und ein wenig radeln. Gerne kämen wir aber bei unserem Rückweg bei Ihnen vorbei.
Mit ein wenig Bedauern fahren wir also weiter und machen uns an die Abfahrt ins Rhontetal
Bis zum Campingplatz nach Seyssel, wo wir bereits einmal genächtigt haben, sind es noch einige hügelige Kilometer am Talrand, die uns durch das örtliche Weinanbaugebiet führen. Schöne Blicke haben wir auch.
Am Camping nehmen wir ein Bad im Swimmingpool, immerhin ist es heute trocken geblieben, was allerdings ein wenig voreilig war, weil, kaum haben wir das Becken verlassen, ein Gewitter aufkreuzt.
Chartrtreuse-Vercors-Provence Seyssel – Culoz - Yenne – Lac d’Aiguebelette - Les Echelles – Col de la Placette – Voreppe – Cognin les Gorges – Malleval-en-Vercors – Presles-Pont-en-Royans – Saint Jean-en-Royans – Col de Bacchus – Plan-de-Baix – Mirabel et Blacons – Piegros-la-Clastre – Die – Luc-en-Diois – Valdrôme – Col de Carabés – Serres – Sisteron – Séderon – Montbrun-les-Bains- – Saint-Léger-du-Ventoux – Vaison-la-Romaine – Buisson- – Suze-La Rousse – La PlanchetteDer nächste Morgen beginnt nebelverhangen, während wir uns weiter Richtung Süden aufmachen.
Wir queren die Rhone, fahren ganz kurz den Rhoneradweg und begeben uns dann ins Gehügel in Richtung Lac d’Aiguebelette.
Es hängt einmal wieder ein Gewitter in der Luft und wir hoffen, dass wir möglichst glimpflich aus der Sache davon kommen, immerhin sind meine Schuhe wieder nahezu trocken und das darf auch gerne so bleiben.
Im weiteren Routenverlauf gelangen wir an den Rand des Chartreuse
und während in der gesamten Umgebung schwarze Wolken aufziehen, haben wir es immerhin geschafft alle Gewittergüsse geschickt zu umschiffen und sind vollkommen trocken geblieben. Geht doch!
Weiter geht es durch eine felsige Landschaft und hübsche, wenn auch eher wenig belebte Orte
Nach einem kleinen Pass fahren wir ins Isère -Tal ab, navigieren weitläufig um Grenoble herum und begeben uns weiter nach Süden in Richtung Vercors. Ringsum gibt es zahlreiche Walnussplantagen, für die die Gegend berühmt ist und weil es gut läuft, schaffen wir es noch bis Cognin les Gorges.
Der Campingplatz hat eine schöne Zeltwiese und wird von einer netten Elsässerin betrieben. Während Micha die örtliche Épicerie besucht, spaziere ich in die hiesige Schlucht.
Das abendliche Gewitter ist schnell vorüber, wir sitzen derweil im Aufenthaltsraum bei einem Glas Wein.
Die Berge des Vercors hängen am nächsten Morgen immer noch in den Wolken, was meinen Mann veranlasst eine Routenänderung durch niedrigere Gefilde vor zu schlagen.
Ich aber habe mich schon auf die schönen Schluchten des Vercors ausgiebig gefreut und bin nicht zu einer Routenänderung bereit. Die Wolken würden sich schon auflösen, behaupte ich einfach. Und hoffen tue ich das auch.
Wir fahren also aufwärts, der Blick ins Tal sieht auch nicht sehr freundlich aus
und gelangen in eine sehr schöne Schlucht, wie sie typisch für diese Gegend ist. Die Straße wurde aufwendig in den Fels gehauen, sie ist schmal und außer uns ist nur ein Baustellenfahrzeug unterwegs.
Diese Straßen wurden erst im 20. Jahrhundert angelegt. Davor war der Vercors mehr oder weniger unzugänglich.
Auch danach war die Region eher abgeschieden, was sie während des zweiten Weltkriegs zu einem Zentrum der französischen Résistance machte. An vielen Stellen wird daran erinnert.
Zum Radeln sind diese engen Strecken ausgesprochen attraktiv, auch weil breitere Fahrzeuge eher nicht durchpassen.
Kaum haben wir den Schluchtteil der Strecke hinter uns gelassen, fängt es an zu nieseln, was ich den Wolken zuschreibe, die in den Hängen kleben. Aus dem Nieseln wird dann leider ein ausgewachsener Regen und als wir oben angekommen sind, wird es zudem recht frisch.
Jetzt käme ein Café gelegen, aber leider gibt es hier rein gar nichts, nur ein paar Forstarbeiter treffen wir, die uns viel Glück wünschen.
Wir ändern also wieder die Route und fahren ins Royantal ab.
Das geschieht nicht nur auf schöner Strecke
mit toller Aussicht
es hört auch noch auf zu regnen und wird nur durch die Tatsache getrübt, dass Micha einen Plattfuß hat, der jedoch schnell geflickt ist.
Im Ort Pont-en-Royans hätten wir gerne etwas gegessen, aber es findet sich nichts, was über einen Snack hinausgehen würde, auch einen geöffneten Laden können wir nicht finden.
Aber hübsch ist der Ort schon.
Wir fahren also weiter und werden mehrere Orte später fündig.
Später geht es wieder bergauf und über einen kleinen Pass auf eine schöne, aber windige Hochebene.
Während wir einen Kaffee trinken, rauschen doch tatsächlich zwei Reiseradler in hohem Tempo an uns vorbei.
Und als wir bei der Abfahrt einen Bauernhof mit Campingwiese entdecken, treffen wir dort die beiden wieder. Weil auf dem Hof auch ein Essen angeboten wird, landen wir spontan an einem gemeinsamen Tisch und verbringen einen ausgesprochen unterhaltsamen Abend, bei fabelhaften, hausgemachten Speisen und auch allerlei Getränken.
Wir schlafen später wie die Murmeltiere.
Am nächsten Morgen hat Micha einen kräftigen Husten und mein Hals fühlt sich an, als habe ihn jemand mit dem Schmirgelpapier angeraut. Von innen.
Wir beschließen in wärmere und hoffentlich trockenere Gefilde zu fahren und fahren ins Drôme -Tal ab.
Zunächst auf der Veloroute, später der Straße, gelangen wir nach Die,
wo wir zunächst einmal Kettenöl besorgen, weil unsere gut gewässerten Antriebe durch starke Quietschgeräusche auf sich aufmerksam machen. Ich mag dafür ungerne mein Olivenöl verwenden.
Das Morgengewitter können wir bei einem Kaffee in einer Campingbar verbringen. Danach lacht die Sonne, während wir der Drôme folgen, die sich hier durch die Felsen gegraben hat
Auch sonst gibt es hübsche Wegabschnitte
Später verlassen wir das Flusstal zugunsten einer einsamen Route auf einer kleinen Straße, die zunächst felsig bergan
im weiteren Verlauf aber über ausgedehnte Wald-und Weideflächen führt
wo leider der Schotter frisch und kräftig aufgeschüttet wurde und noch nicht platt gefahren ist, was dem Fortkommen ein wenig abträglich ist.
Weiter aufwärts fahrend kommen wir zur Drômequelle
wo wir die Flaschen auffüllen
und über einen kleinen Pass
mit Aussicht
ins Tal der Buëch und weiter nach Serres, wo wir an einem Campingplatz unser Zelt aufschlagen.
Bei der Abfahrt hustet und rotzt Micha wie ein Weltmeister und kann die schöne Strecke, die wieder durch enge Felsen führt, gar nicht ausgiebig genießen.
Wir kochen uns abends eine warme Suppe, die hoffentlich Michas Erkältung verscheucht und auch mein Halsweh lindert, das im Tagesverlauf leider nicht besser geworden ist.
Am nächsten Tag geht es uns beiden nicht besonders gut. Wir beschließen eine weitere Routenänderung mehr in Richtung Provence.
Als Trostpflaster planen wir über den Signal de Lure zu fahren, das ist eine der höheren Erhebungen im Übergang von den Alpen zur Provence und wir waren dort noch nicht.
Wir machen uns auf nach Sisteron, wobei wir durch ein ausgedehntes Obstanbaugebiet kommen
Dort angekommen gönnen wir uns eine Kaffeepause
und fahren weiter ins Jambrontal, von wo die Straße zum Signal de Lure abzweigt.
Am Fluss pausieren wir zum Mittagsmahl und ich stelle fest, dass meine allgemeine körperliche Verfassung minütlich schlechter wird.
Ich huste jetzt auch herum, mir ist frostig sowie schwindelig und an das Befahren eines Passes, zumal eines höheren, ist gar nicht zu denken.
Wir bleiben also im Jambrontal, das sanft ansteigt. Trotzdem brauche ich alle fünf Kilometer eine Pause, weil ich das Gefühl habe anderenfalls vom Rad zu kippen, obwohl wir im Schneckentempo fahren.
Um uns herum duften die Lavendelfelder und als am Straßenrand Aprikosen verkauft werden schlagen wir zu – Vitamine können wir dringend gebrauchen.
Einen kleinen Pass gilt es dennoch zu überwinden
er führt auch durch eine kleine Schlucht
und ich sammele bei einer Pause am Straßenrand wilden Thymian, um uns am Abend einen heißen Tee zu kochen.
Wir zelten bereits am frühen Nachmittag auf dem Platz in Séderon. Nachdem wir im Ort einen Honig erstanden haben, kochen wir uns einen Thymiantee und legen uns dann in die warme Sonne, was ausgesprochen wohltuend ist.
Weil unser gesundheitlicher Zustand im Tagesverlauf jedoch eher schlechter wird, wir weisen beide die Symptome einer schweren Bronchitis auf, beschließen wir unsere Tour abzubrechen und zu schauen, wie wir am besten nach Hause kommen.
Weil die Zugverbindungen von Sisteron uns auf sehr umwegige Routen mit mehrfachem Umsteigen schicken, was ich mir in meinem Zustand gar nicht vorstellen kann, schauen wir, ob es nicht sinnvoller sein könnte ins Rhontetal zu fahren.
Tatsächlich finden wir eine Flixbusverbindung ab Lyon, die ohne Umstieg zu uns nach Hause führt und Räder können wir auch mitnehmen. Wir buchen für 4 Tage später, solange wollen wir uns Zeit lassen, um dort hin zu gelangen. Immerhin kommen wir unserem Zustand so nicht in Zeitnot.
HIER gehts weiterDas Gehuste und Gerotze wird nicht besser, was uns in der Entscheidung bestärkt, den Urlaub abzubrechen. Eine Lungenentzündung brauchen wir jetzt nicht auch noch.
Am nächsten Morgen steht einmal wieder ein Talwechsel an, weshalb wir noch einmal über einen Pass fahren müssen. Den Col de l´homme mort schenken wir uns jedoch, auch wenn dieser als landschaftlich reizvoll angepriesen wird. Erstens sind wir den bereits einmal gefahren und zweitens ist es augenblicklich empfehlenswert sich mit einer eher anspruchloseren Streckenführung zu begnügen.
Genau genommen sind wir froh überhaupt vom Fleck zu kommen, auch wenn das ein wenig Überwindung kostet.
Der Pass fährt sich gar nicht so übel, wenn man bedenkt, dass wir beide schwer angeschlagen sind. Aber natürlich sind wir am frühen Morgen ausgeruhter, das wird sich im Laufe des Tages sicherlich ändern.
Eine schöne Abfahrt
führt uns nach Montbrunn-les-Bains
wo wir uns einen Kaffee genehmigen. Und auch sonst ein wenig Zeit verbummeln.
Dann geht es weiter auf schöner nur leicht welliger Route mit einem kaum wahrnehmbaren Pass
am Rande des Mont Ventoux entlang.
Wir waren auch einmal oben, aber das steht jetzt natürlich nicht zur Debatte. Leider.
Die Strecke ist aber auch so recht hübsch.
Wir kommen dann im Laufe des Tages nach einer rauschenden Abfahrt in das hügelige Anbaugebiet des Côtes du Rhône.
Und weil es sich anbietet, zelten wir bei einem Weingut, wo das Abendgewitter sich erst austobt, als wir bereits im Zelt liegen.
Rhône La Planchette – Donzère – Châteauneuf-du-Rhône – Montélimar – Valence - Tournon-sur-Rhône - Le Péage-de-Roussillon - LyonDanach geht es weiter durch die ausgedehnten Weinberge der Region
Wir kaufen am Straßenrand abermals Aprikosen, ganz einfach weil die himmlisch schmecken und auch gut den wunden Hals hinunterrutschen. Leider bleibt auch meine Stimme immer häufiger weg, was vielleicht aber nicht immer ein Nachteil ist. Ansonsten klingt sie so, als hätte ich gerade ein Päckchen Tabak weggeraucht, was mir einen verruchten Anstrich verleiht, der so gar nicht zu der nun roten Nase und den verquollenen Augen passen will.
Durch recht nette Orte
gelangen wir zur Rhone, wo wir direkt beim Energiepark Pierrelatte ans Ufer kommen, wo mit Hochtouren daran gearbeitet wird den gesteigerten Strombedarf der ökologisch beseelten EU-Länder zu decken. Und weil die Stromerzeugung einen nachhaltigen Anstrich benötigt, stehen auch ein paar decorative Windräder rund um die Kühltürme.
Apropos Wind. Der bläst mit voller Kraft aus Norden, also für uns von vorne. Was nicht nur das Fortkommen enorm erschwert, sondern auch den Halsschmerzen nicht zuträglich ist. Wir müssen Windjacken und Schals anlegen und kommen zudem nur sehr langsam vorwärts, wofür wir auch noch tüchtig die Zähne zusammenbeißen müssen.
Ich hätte das Befahren eines weiteren Passes bevorzugt, weshalb wir uns kurz vor Châteauneuf-du-Rhône ins Hügelland begeben und von dort in den Ort einfahren. Wir lassen uns am Nachmittag auf dem angenehmen Campingplatz am Ortsrand nieder und ruhen uns aus. Vielleicht ist der Wind ja am nächsten Morgen freundlicher.
Tags drauf begeben wir uns auf den Rhoneradweg. Und nachdem wir etwa 15 Kilometer gefahren sind, fällt mir auf, dass mein Mobiltelefon noch im Sanitärgebäude des Campingplatzes an der Steckdose hängt, was für wahre Begeisterungsstürme bei meinem Ehemann sorgt.
Wir fahren also wieder retour und gönnen uns zum Trost Kaffee und Croissant in einer am Weg liegenden Bäckerei, wir nehmen bis Montélimar jetzt die Straße, weil das erheblich schneller ist.
Ab dort biegen wir wieder auf den Radweg ab.
Der Wind bläst immer noch von vorne, aber immerhin weniger stark als am Vortag, wofür wir recht dankbar sind.
Wir kreuzen im weiteren Wegeverlauf mehrfach die Rhone
Dieser Radweg ist schon unglaublich umwegig, weshalb es kaum verwunderlich ist, dass sämtliche Rennradfahrer auf der Straße anzutreffen sind, obwohl diese schon stark befahren ist. Leider gibt es aber im Rhonetal nicht so furchtbar viele Alternativen.
Auf dem Rhoneradweg ist dennoch einiges los, es gibt auch recht nette Abschnitte
Auch weitere Atomkraftwerke können ausgiebig von allen Seiten bewundert werden.
Kurz vor Valence verfransen wir uns ein wenig, kreuzen kurz durch die Stadt, wo ich eine Apotheke aufsuche und fahren dann noch bis Tournon.
Wo der Campingplatz rappelvoll ist, in Frankreich haben nämlich die Schulferien begonnen und halb Norddeutschland ist dort scheints ebenfalls abgestiegen.
Zelte werden noch aufgenommen, weil sich diese auf das kleine Wiesenstück neben den Spielplatz quetschen dürfen. Micha will aber leider nicht mehr weiter fahren. Deshalb richten wir uns dort ein und bummeln noch ein wenig an der Rhonepromenade entlang. Immerhin ist es heute vollkommen trocken geblieben.
Tags drauf gedenken wir gegen Mittag in einen Zug nach Lyon zu steigen, einfach weil wir hoffen, dass es um diese Zeit am leersten sein möge.
An der Rhone ist es sehr beschaulich und ich bin überhaupt nicht scharf darauf in eine Großstadt zu kommen.
Wir besteigen den TER in Le Péage-de-Roussillon nachdem wir vorab zwei Bahnhöfe angesteuert haben, an denen wir zwei Stunden auf den nächsten Zug hätten warten müssen. Und so furchtbar gemütlich war es da nicht.
Nach dem Kampf mit dem Automaten, der in punkto Bedienungsunfreundlichkeit sogar die der DB übertrifft und nachdem wir einen funktionierenden Entwertungsautomaten gefunden haben, kommt unser Zug und der ist – oh Schreck – sehr gut gefüllt. Wir quetschen uns vermutlich regelwidrig in das vollkommen überfüllte Radabteil. Ich habe einen Traumplatz zwischen zwei aufgehängten Geländerädern erwischt und halte mit einer Hand mein Rad fest, damit noch jemand auf die gegenüber liegende Toilette gelangt und versuche mit der anderen Hand mein Gleichgewicht zu stabilisieren. Micha blockiert gemeinsam mit einem Rennradler die hangseitige Eingangstür. Und weil es ab Vienne so voll wird, dass auch kein Schaffner mehr durch kommt, gelangen wir zerknautscht, aber unbehelligt nach Lyon.
Hier verbringen wir einem bummeligen Tag bevor wir am Abend den Bahnhof Perrache aufsuchen, wo unser Bus abfährt.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an zwei alten Männern auf einer Parkbank vorbei, die uns winkend schöne Ferien wünschen. Schön wärs.
Immerhin bringt uns der Bus problemlos und sogar pünktlich nach Hause. Ab Genf setzt draußen intensiver Regen ein, der bis Basel anhält.
Daheim angekommen, dürfen wir das volle Corona-Programm durchlaufen, sind jedoch, ich habe es dank der Symptome und eines Schnelltests bereits geahnt, negativ.
Mit Hilfe von Antibiotika geht es bald besse,r nur Halsschmerzen und Husten dauern noch wochenlang an.
Erholsam war unsere kleine Tour also leider nicht. Gerade die letzten Tage waren trotz sehr überschaubarer Kilometeranzahl und quasi nicht vorhander Höhenmeter sehr zäh.
Glücklicherweise sind wir jedoch sehr gut wieder nach Hause gekommen, was ja nicht unbedingt selbstverständlich ist. Auf den Flixbus wären wir gar nicht gekommen, hätten wir nicht andere Tourenradler getroffen, die so ins Rhonetal gelangt sind.
Ansonsten führte unsere Tour durch sehr ansprechende Gegenden, die, im Gegensatz zum Rhonetal und der Südprovence von den großen Touristenströmen gerne links liegen gelassen werden.
Ein Netz kleiner und spärlich befahrener Straßen macht die Möglichkeit der Routenkombination schier unerschöpflich, vor allem wenn keine Höhenmeter gescheut werden. Wenn zwischendrin einige Kilometer lang das Befahren einer Hauptstraße erforderlich ist, kann das bevorzugt in die Mittagszeit von 13-15 Uhr gelegt werden. Da sitzen nämlich alle beim Mittagessen und die Straßen sind ziemlich verwaist.
Der Rhoneradweg ist jetzt nicht so mein Fall, aber das sind die allerwenigsten Radrouten. Deshalb bin ich da sicher nicht repräsentativ.
Wer es eilig hat, der sollte sich besser an die Straße halten, das beeinhaltet nahezu die Hälfte an Strecke.
Wir haben das als Option offen gelassen, für den Fall, dass wir in keinem Zug mehr mitkommen und schnell bis Lyon durchtreten müssen.
Unterwegs haben wir zahlreiche nette Menschen getroffen, mit denen wir interessante Unterhaltungen geführt haben. Das waren häufiger andere Radler, aber auch Campingbetreiberinnen, Motoradfahrer und Menschen die automobil unterwegs waren.
Die Tour wird ein andermal wiederholt. Auf etwas anderer Route und mit vielleicht ein paar höheren Bergen zusätzlich, zumindest wenn das Wetter mitspielt.
anbei die Strecke bei Caminaro:
Gewittertour Frankreich Ost