MIT DEM FAHRRAD VON MÜNCHEN NACH ATHEN
29. AUGUST BIS 30. OKTOBER 2021
1. DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH, ITALIEN, SLOWENIEN, KROATIEN, BOSNIEN-HERZEGOWINA[/b]
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https://cycledelic.files.wordpress.com/2021/11/screenshot-2021-11-21-161519.pngTag 1: Anreise und Start. München – Grafing, 45 km
Lange nicht unterwegs gewesen! Eigentlich hatten wir letztes Jahr schon die Idee einer Balkan-Radtour. Aber wegen der Pandemie war es uns bei den vielen Grenzübertritten zu unsicher. Dieses Jahr sah es besser aus.
Um ein paar Tagesetappen durch Deutschland einzusparen, wollen wir mit dem Zug nach München fahren, so die spontane Idee, drei Tage vor Abfahrt. Deutsche Bahn und spontan, haha. Es ist Ende August, der Bahnstreik hat alles lahmgelegt. Keine Tickets zu kriegen, schon gar nicht für die wenigen Fahrradplätze im ICE. Also nehmen wir den Flixbus. Prima Alternative, echt! Unkompliziert, unschlagbar günstig und pünktlich. Die Räder einfach hinten dran. Da kann sich die Bahn was abgucken.
Vom ZOB (Zentraler Omnibusbahnhof) München gleich raus aus dem Zentrum, die Frauenkirche winkt kurz durch die Gassen. Die ganze Busfahrt über hatte es geschüttet, nun klart es etwas auf. Dunkle Regenfronten vor und hinter uns, radeln wir durch große Pfützen zügig gen Südosten, wo wir bei Grafing von alten Freunden erwartet werden. Sie wohnen mit ihren Pferden in einem wunderschönen Hof in Alleinlage. Einmal die Woche kommt der Postbote, ansonsten tote Hose bzw. Landleben pur. Just bei unserer Ankunft aber gab es großen Aufruhr, weil eine junge Reiterin mitsamt ihrem Pferd in der Nähe in einem Sumpf feststeckte und von unseren Freunden herausgezogen wurde.
Tag 2: Durch Bayern. Grafing – Piding bei Salzburg, 100 km
Wir radeln durch bayrische Dörfer, über Berg und Tal. Den Chiemsee sehen wir grau in grau zwischen Regenschleiern. Mehrmals müssen wir uns unterstellen und abwarten, Schauer oder Dauerregen? Überall treten Bäche über ihre Ufer. In Traunstein stürzt die Traun als grauschäumendes, angsteinflößendes Monster durch die Stadt. Es ist klamm-kalt. Sommer? In einem Vorort von Salzburg sind wir bei Peter, einem Warmshowers-Gastgeber angemeldet, zum Glück! In der Küche dürfen wir uns am warmen Bollerofen wie zu Hause fühlen. Peter ist Balkanfan und kann uns viele Tipps geben. Langsam keimen Vorfreude und Spannung auf neue Abenteuer.
Tag 3: Nach Österreich. Piding – Almwiese, 12 km vor Dorfgastein, 90 km
Den ganzen Tag regnet es, bei circa 10 Grad. Es geht meist an der Salzach entlang, auf dem „Tauernradweg“. Bei gutem Wetter bestimmt sehr schön. Aber so? Wir sind kurz davor, den Zug zu nehmen, um schneller auf die Alpensüdseite zu kommen, wo die Sonne scheint. Lassen es dann doch. Wäre ja schön blöd, wegen dem schlechten Wetter die ganze Alpendurchquerung zu streichen. Ein Yuppie mit E-Bike holt uns ein, gut gelaunt im strömenden Regen. Alpe-Adria-Radweg, erster Tag. Wir kommen an eine Engstelle, wo der gewaltige Fluss eine Schlucht gebildet hat, die Salzachklamm. Höher und höher geht es, die Berghänge von Nebelschwaden verdeckt. Gegen Abend weniger Regen. An einem Hang zwischen Kuhweiden finden wir in einen ebenen Platz für unser Zelt. Wieder outdoor! Arbeitsteilig das Lager bereiten, den Benzinkocher anwerfen, wir können es noch… Um 20 Uhr wird es schon dunkel.
Tag 4: Auf dem Alpe-Adria-Radweg. Gastein – Spittal, 75 km
Von Kuhglocken um 6.30 Uhr geweckt. Die erste Nacht im Zelt war okay. Um 8 Uhr morgens hat es hier auf 800 m Höhe 8 Grad. Der Radweg führt an den Hängen entlang – mal links mal rechts des Flusses – durch schöne Bergdörfer. Endlich Sonne! Viel auf und ab. An einem kleinen Wildbach nehmen wir ein Bad. Viele E-Bikes rasen an uns vorbei. Touristische Gegend, Wanderwege, zünftige Gaststätten und dreimal Gastein: erst Dorfgastein, dann Hofgastein, zuletzt Bad Gastein, hoch am Berg, nach einer Steilstrecke. Ein riesiger Wasserfall donnert durch den Ort, rekordverdächtiges Fotomotiv. Noch weiter oben, in alpiner Gegend auf 1200 m Höhe, liegt der kleine Bahnhof Böckstein, wo man stündlich mit dem Zug durch einen 8 km langen Tunnel fahren kann, was vor allem von Radfahrern gerne nutzt wird. Dort treffen wir unseren E-Bike-Yuppie wieder, ein echter Geck, wie er gerade mit zwei älteren Düsseldorfer Radlerinnen anbandelt. Nach ein paar Minuten steigt man in Mallnitz aus und hat die Hohen Tauern, also den Alpenhauptkamm hinter sich und kann fröhlich bergab sausen. Etwas außerhalb der Stadt Spittal zelten wir in einem Wäldchen an der Drau.
Tag 5: Mal kurz nach Italien. Spittal – Weißenfels (Fusine), circa 70 km
Nach ein paar entspannten Kilometern Flussradweg in schönster Morgensonne verlassen wir den „Alpe-Adria-Radweg“, um statt einem Schlenker durch die Stadt Villach über die „Windische Höhe“ abzukürzen. Wir folgen hier einem Tipp aus dem Radforum und der Route aus der „komoot“-App. „Abkürzung“! Der Schlenker das Tal entlang wäre wohl etwas weiter aber viel schneller gewesen. Auf der Papierlandkarte ist unsere Strecke mit lauter XXX gekennzeichnet. Heißt: Vorsicht bei Glätte! Auch so ist sie oft kaum fahrbar, mit 18% Steigung. Das Schieben und Ochsen gibt trüben Gedanken einigen Raum. Das hier ist was für Masochisten, oder für Motorräder, die dann auch zu Hauf an uns vorbeirasen. Ansonsten ist es aber ganz schön da. Doch dann kommt noch eine „Abkürzung“ – dank komoot – auf einem waschechten Singletrail mitten durch den Wald: erst balanciert man auf einem schmalen Pfad auf einem Bergkamm entlang, dann geht es rapide bergab, über Baumwurzeln und Felsbrocken. Da müssen wir dann durch. Also schieben wir die schwer beladenen Packesel irgendwie runter und landen unten in einem Talschluss wieder auf Asphalt. Na, ich wollte ja sowieso gerne mal wieder wandern… Weiter geht es für wenige Kilometer durch Italien. Hier ist wieder ein schöner Radweg, der auf einer stillgelegten Bahnstrecke wie in einer Parallelwelt, abseits der menschlichen Ansiedlungen, nach Slowenien führt. Neben einem verlassenen Bahnwärterhaus finden wir einen guten Platz zum Zelten, es gibt sogar fließendes Wasser an einem Brunnen!
Tag 6: Slowenien. Durch die Julischen Alpen über den Vŕšiç-pass (1611 m) ins Soçça-Tal, 65 km
Auf der slowenischen Seite geht es zuerst durch ein Wander- und Skiparadies (Krjanska Gora) und dann in vielen engen Kehren steil zum Vršic-Pass hinauf. Das Kopfsteinpflaster in den Kurven stammt noch aus dem ersten Weltkrieg. 10 000 russische Kriegsgefangene mussten hier schuften. Eine Kapelle erinnert an die vielen Opfer. Der Anstieg zum Pass bedeutet für uns zwei Stunden redliche Radel-Arbeit in schöner Bergwelt, leider gestört durch Unmengen motorisierter Krachmacher. Dann sausen wir hinab ins Socca-Tal und finden an dem herrlichen Fluss unweit einer Kanu-Einstiegsstelle einen verschwiegenen Platz für unser Zelt.
Tag 7: Durch das Socca-Tal, 82 km
Den ganzen Tag fahren wir am Fluss entlang. Ich schwelge in den Farben und stelle fest: anhalten und eine Weile in das unvergleichliche Türkisblau der Soča schauen, vor allem am Oberlauf, macht einfach glücklich. Wir fahren teils auf Radwegen, teils nervt der Autoverkehr. In Tolmin sind wir zum ersten Mal seit Tagen in der „Zivilisation“. Schnell im Café die Handys aufladen und Mails checken, im Sportgeschäft neue Pedale für Rolfs Fahrrad besorgen, denn da muckte was. Nachmittags eine Badepause am Fluss, endlich ist es sommerlich warm. Urlaubsfeeling. Die Stadt Nova Gorica umfahren wir elegant auf Radwegen, wieder auf einer ehemaligen Bahnlinie. Zelten neben einem Maisfeld am Flüsschen Vipava.
Tag 8: Ein halber Pausentag und weiter durch Slowenien, 52 km
Den ganzen Morgen faulenzen wir im Schatten von hohen Bäumen am Flussufer, eine Pause ist nötig. Weiter durch dünn besiedeltes Land, dann Hügelketten mit Weinanbaugebieten. Gestern bei Tolmin konnte man den Übergang von alpiner zu voralpiner Vegetation beobachten, heute wird es schon mediterran. Kein sattes Grün mehr, dafür Kiefern, Steineichen, Feigenbäume und erste Palmen. Ein kräftezehrender Gegenwind macht uns zu schaffen, der Buria. Der weht hier angeblich immer von Südosten her. Genau unsere Richtung. Wieder finden wir, eher intuitiv, einen Zeltplatz an einem Bach namens Mrzlek, der in der Nähe einer berühmten Karsthöhle einfach verschwindet und wohl unterirdisch weiterfließt.
Nächtliches Intermezzo: Die tiefe Stille wird von einem erbärmlichen Geschrei zerrissen. Ein Tier ist das Opfer eines anderen geworden. Da denkt man, dass es in der Natur eben normal ist, dass ein Tier das andere frisst, und täglich passiert das unzählige Male – aber was für ein Leid ist das für jede Kreatur, wenn sie ihr Leben für ein anderes Wesen lassen muss! Gäbe Gott doch einen Einheitsbrei als Nahrung für alle Lebewesen, denke ich im Halbschlaf…
Tag 9: Über die Grenze nach Kroatien, nach Njivice auf der Insel Krk, 98 km
Am Morgen zeigt mein Tacho nur 2 Grad Celsius an, das Zelt ist taunass. Trotzdem bade ich im Fluss, das Wasser ist angenehm. Wir kommen früh los. Die ersten 30 km auf ruhiger, windstiller Landstraße, Zwischenstopp an einem Lidl, die gibt es anscheinend überall, dann auf verkehrsreicher Straße weiter zur Grenze, an der Autoschlange vorbei, und um 11.30 Uhr sind wir schon in Kroatien. Auf der Straße ist ein Mordsverkehr, und es gibt keinen Seitenstreifen. Oberhalb von Rijeka zeigt das Navi wieder eine „Abkürzung“ an: wir fahren auf einer aufgegebenen Fahrbahn, bis sie an einer steilen Böschung jäh endet. 50 Meter weiter unten rauscht der Verkehr auf einer Schnellstraße daher. Ich wäre ja umgekehrt, aber… Wir tauschen unsere Sandalen gegen die festen Schuhe, schleppen nacheinander Taschen und Fahrräder das Geröll hinunter auf die Straße und weiter geht’s. Am Nachmittag das erste Bad im Meer, im glasklaren Wasser der Adria! Über eine lange Brücke fahren wir nach Krk. Unmengen von Autos überholen uns, ganz Nordeuropa macht dieses Jahr Urlaub in Kroatien, wie es scheint. Wir sind geschafft von diesem Tagespensum. Im erstbesten Ort, in Njivice, machen wir zum Glück schnell ein bezahlbares Apartment ausfindig, es kostet sogar weniger als der Campingplatz. Wild zelten ist hier nicht, und es reicht auch erst mal damit.
Tag 10: Pausentag auf Krk
Auch schön, mal wieder in einem Bett zu schlafen und auf Stühlen an einem Tisch zu sitzen! Wir lassen es ruhig angehen. Es ist Anfang September und noch volle Urlaubssaison. Am Strand gibt es eine interessante Benutzerhierarchie: vom Ortszentrum kommt man zuerst an eine kleine Bucht mit Sandstrand, da drängen sich Familien mit Kleinkindern, dann kommt ein steiniger Hundestrand, dann auf spitzen Felsen der FFK-Strand und ganz weit weg, hinter einem Felsvorsprung, ist auf der Karte ein Schwulenstrand eingezeichnet… zu welchem sind wir wohl gegangen? Ich bade oft, schaue lange aufs Meer und tue nichts. Sehr erholsam. Nur ein paar Jetski-Heinis stören den Frieden.
Tag 11: Island-Hopping: von Krk nach Rab und wieder aufs Festland, 48 km
Leichter Fahrtag mit zwei Schiffspassagen. Auf der Fähre von Krk nach Rab lernen wir Alois kennen, einen sehnigen Radler aus Österreich. Schnell wird klar, dass er schon überall war, die Namen der Orte und Länder sprudeln nur so aus ihm heraus. Auf der 90-minütigen Überfahrt erzählt er uns im Schnelldurchlauf sein ganzes langes Radlerleben. Sein Erzählstil ist leider nicht nachzuahmen… Die Insel Rab ist nur 25 km lang, und so nehmen wir am Abend wieder eine Fähre. Während der Wartezeit baden wir im tiefblauen Wasser des Hafenbeckens, umgeben von golden angestrahlten, kahlen Hängen, eine fast surreale Wüstenszenerie. Die hohen Berge der dalmatinischen Küste bilden den Hintergrund. Wir sind circa 700 km gefahren bisher. Was für ein Wechsel an Landschaften, Wetter und Straßenverhältnissen… Heute ist wieder Zelten dran, am Festland, zwischen Gestrüpp und verlassenen Gemäuern, unter einem gewaltigen Sternenhimmel.
Tag 12: Immer die Insel Pag entlang und weiter auf dem Festland, 75 km
Wir fahren etwa 20 km die Festlandküste entlang und gehen schon wieder an Bord. Die Insel Pag ist ein langgestrecktes, kahles Stückchen Erde, das wie ein Reptil im Wasser liegt. Wir fahren auf einem schmalen Asphaltband auf und ab durch felsiges Niemandsland zwischen lauter Blau. Ein Schild weist die D 8 als DIE „car commercial road“ aus, denn die fotogene Leere eignet sich perfekt für exklusive Autowerbung. Wir haben die Straße aber fast für uns. Ein paar Schafe drücken sich in der Mittagssonne in die wenigen Zentimeter Schatten an einer verfallenen Steinmauer. Es ist eine schöne, kaum befahrene Strecke, über den buckeligen Rücken des Eilands. Abends findet sich ein guter Schlafplatz am Ende einer Stichstraße direkt am Meer.
Tag 13: Ein langer Tag auf der verkehrsreichen kroatischen Küstenstraße, 103 km
Auf der Hauptstraße mit superviel Verkehr gelangen wir nach Zadar. Erst mal zum Lidl, wo Scharen von Oberschülern die Backabteilung bevölkern, dann mitten durch die volle City zum Hafen, um eine Hauptattraktion der Stadt, die berühmte Meeresorgel zu sehen. Besser gesagt, hören, denn die Wellen werden unter der Hafenpromenade durch orgelpfeifenähnliche Röhren geleitet und erzeugen bizarre Klänge. Scharen von Kreuzfahrttouristen streunen herum. Weiter an der Küste nach Süden kommen viele Strände und Badeorte. Später fahren wir abseits der Küste über ein einsames Plateau mit Schildern, die vor Wildschweinen warnen. Der Autoverkehr stresst schon den ganzen Tag. Wo werden wir heute schlafen? Es ist kein geeigneter Platz in Sicht. Kurz bevor eine Brücke über den tiefen Krka-Fjord nach Sibenik führt, zweigen wir auf eine Nebenstraße ab, in der Hoffnung auf einen Zeltplatz in Wassernähe. Aber überall ist Steilküste. In der Nähe eines Yachthafens verkriechen wir uns schließlich erschöpft in einem verwilderten Olivenhain.
Tag 14: Noch ein langer Tag, diesmal auf Nebenstraßen, vorbei an Trogir und Split, 97 km
Nach dem gestrigen Tag versuchen wir es mit Nebenstraßen, die durch eine ziemlich hinterweltlerische Gegend führen. Viele Höhenmeter kommen zusammen, aber wenigstens haben wir Ruhe. Wir finden herrlich süße Weintrauben als Wegzehrung. Von einer Anhöhe aus eröffnet sich ein grandioser Blick über die Bucht von Trogir, bis hinüber nach Split. Die historische Altstadt von Trogir ist ganz nett, aber sehr überlaufen. Wir rasten in einem Park am Hafen, nehmen ein Bad und sausen mit Rückenwind weiter Richtung Split. Beim Umfahren der Stadt narrt uns mal wieder das Navi und will uns auf einem steilen Ziegenpfad über eine Bergkuppe führen. Nicht schon wieder eine „Abkürzung“! Also auf Serpentinen außen herum. In einem Dorf verkaufen Kinder an einem Gartenzaun selbstgebackenen Kuchen für einen guten Zweck, 10 Kuna das Stück. Da sind wir dabei! Wie ausgehungert müssen wir gewirkt haben, dass die nette Mutter der Kinder uns noch ein paar leckere Süßigkeiten schenkt? Wieder wird es spät und kein Schlafplatz ist zu sehen. Nur Steilhänge mit Dornengestrüpp, dazwischen ein ausgetrocknetes Bachbett. Endlich kommt eine abgesperrte Stichstraße, die zu einem einsamen, aber wenigstens ebenen Gelände neben einem alten Zementwerk führt. Wieder ein Schlafplatz ohne Wasser, mit eher herber Romantik.
Tag 15: Durch den Cetina-Canyon zurück an die Küste, 70 km
Wir sausen lange bergab. Nach der drögen Bergwelt kommt nun die Offenbarung in Gestalt eines grünblauen Gewässers. Es ist die Mündungsbucht der Cetina. Sofort stürzen wir uns in die erfrischenden Fluten. Viele Menschen sind mit Ausflugsbooten und Kajaks unterwegs, und an den Steilwänden der Schlucht sind Felskletterer zu Gange. Wir folgen dem schönen Tal aufwärts in einen Canyon und finden eine einsame Badestelle. Doch später laden Kleinbusse ihre Fracht ab: Überdimensionale Schlauchboote und aufgeregte Gruppen, die hier johlend zum Rafting-Abenteuer starten. Wir fahren weiter. Zurück an der Küstenstraße zelten wir wieder in einem Olivenhain. Die kleinen Terrassen unter den alten, knorrigen Bäumen sind ideal.
Tag 16: Langer Tag mit kurzem Intermezzo in Bosnien-Herzegowina, 97 km
An der Küste folgt jetzt wie auf einer Perlenkette ein schöner Badeort nach dem anderen. Die Straße schlängelt sich weit oben am Steilhang entlang und bietet tolle Ausblicke auf die türkisblauen Buchten. Nachmittags durchqueren wir für ganze 10 km das 6. Land dieser Reise. Bosnien-Herzegowina hat nur diesen schmalen Küstenzugang. Entsprechend zugebaut ist alles. Es gehört nicht zur EU. Ein paar Fußgänger sehen so aus, als seien es Migranten auf der Suche nach einer „Mitfahrgelegenheit“. Wie privilegiert sind wir doch mit unserer EU-Zugehörigkeit, wir können kommen und gehen, wie wir wollen. Wir reisen aus Spaß, andere aus Not. Zurück auf kroatischem Territorium ist auf einmal nur noch Wildnis, mit den schon bekannten Wildschwein-Warnschildern. Wir zelten mit etwas mulmigem Gefühl neben einem verwilderten Garten. Die Erde ist deutlich von Schweineschnauzen zerwühlt, finde ich, und in der Dämmerung höre ich kurz ein Grunzen. Rolf hört nichts und findet mich panisch, aber nein, ich habe einfach Respekt vor dem Revier der anderen. Und diese anderen haben anscheinend Respekt vor uns und lassen uns in Ruhe. Geht doch…
Tag 17: Sightseeing in Dubrovnik und ein Nacht im Luxus-Apartment, 73 km
Weiter auf der Küstenstraße den kroatischen Rattenschwanz hinunter. Kurzes Morgenbad in einer ruhigen Bucht mit Kieselstrand, bis die Tagesgäste eintreffen. Der Verkehr, die intensive UV-Strahlung und der Wind zehren langsam an den Kräften. Wir nähern uns Dubrovnik. Die Zufahrt zum historischen Zentrum ist steil und anstrengend. Ziemlich ausgelaugt und hungrig kaufen wir Börek am Straßenrand und setzen uns mitten ins Gedränge vor der Uferbrüstung. An diesen Aussichtspunkt kommen Busladungen von Selfie-schießenden Touristen. Auf unzähligen Fotos wird man das Gleiche sehen: im Gegenlicht kaum erkennbare, grinsende Gesichter vor den überbelichteten Gemäuern der Festung. Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Zeltsack und kaue in aller Seelenruhe, während dicke Beine, tätowierte Schultern und halbnackte Pobacken durch mein Gesichtsfeld ziehen. Gesättigt stellen wir die Räder bei der Touristinfo ab und besichtigen die Stadt. Die ist wahrlich bemerkenswert schön. Aber irgendwie nur eine Kulisse für die Touristenströme. Uns fehlt die Muße, uns wirklich darauf einzulassen. Wir entfliehen den Menschenmassen und der Stadt, steil hinauf auf einem Nebenweg. Es ist die alte Küstenstraße, mit einer atemberaubenden Aussicht und es gibt kein Auto weit und breit! Nur ein paar Spaziergänger. Zu schön um wahr zu sein. Es ist dann leider nur eine kurze Sackgasse, die an der Leitplanke des Highways endet. Ein nervenaufreibendes Manöver folgt, denn wir müssen alles hinüber hieven und im dichten Verkehr die Räder beladen. Ziemlich stressig und gefährlich. An diesem Tag haben wir keinen Nerv, schon wieder zu zelten und fragen aufs Geratewohl bei einer Unterkunft nach einem Zimmer. Ein Glücksfall: Es ist eigentlich ein Ferienhaus für 8 Personen, das normalerweise 300 Euro pro Nacht kostet. Da es gerade leer steht, und wir die nette Vermieterin irgendwie überrumpelt haben, lässt sie uns für wenig Geld in dem luxuriösen Ambiente übernachten. Es ist unsere letzte Nacht in Kroatien, bevor in Montenegro ein neues Kapitel beginnt.
Die original-Landkarten gibts hier:
https://www.komoot.de/tour/466328753/emb...51&profile=https://www.komoot.de/tour/573475835/emb...c&profile=1Dieses war der erste Teil. Für die anderen 3 Teile könnt Ihr gerne auf unseren blog gehen.[b][/b]
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