Dauer:21 Tage
Zeitraum:10.9.2020 bis 30.9.2020
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
Externe URL:https://dasfliegendeklassenzimmer.org/radreise-mecklenburgische-seenplatte/

Radreise: 600 Kilometer durch den wilden Osten
Den ganzen Bericht mit Bildern und Campingplätzen findest du unter: https://dasfliegendeklassenzimmer.org/radreise-mecklenburgische-seenplatte/

Was dich auf einer Radreise an der Mecklenburgischen Seenplatte erwartet
An der mecklenburgischen Seenplatte erwartet dich vor allem eins, nämlich Wasser, dicht gefolgt von Wald und riesigen Feldern – aber eins nach dem anderen.
Die Mecklenburgische Seenplatte liegt im Süden von Mecklenburg Vorpommern und umfasst in etwa das Gebiet zwischen dem Schweriner See im Westen, Güstrow im Norden, der Feldberger Seenlandschaft im Südosten und der Grenze zu Brandenburg im Süden. Die mecklenburgische Schweiz, die ebenfalls Teil unserer Radreise an der mecklenburgischen Seenplatte ist, schließt sich südlich von Waren bis Güstrow, Teterow und im Nordosten bis zum Kummerower See an. Na alle Klarheiten beseitigt?
Dann schnapp dir einfach eine Karte oder schau dir unsere Tour bei Komoot an. Auf dem Gebiet der mecklenburgischen Seenplatte findest du über 200 Seen, sie machen knapp 10 Prozent der Gesamtfläche aus. 20 Prozent entfallen auf Wald und 60 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt. Obwohl sich das Alles eher nach plattem Land anhört, solltest du bei der Planung in keinem Fall dem Trugschluss erliegen, dass es hier keine oder so gut wie keine Steigungen gibt. Da hier gerade mal 10 Prozent der Fläche besiedelt ist, findest du auf deiner Radtour nicht nur viele einsame Wege, sondern auch unberührte Natur und seltene Tiere.
Obwohl die Mecklenburgische Seenplatte immer wieder damit wirbt, die Fahrradregion schlechthin zu sein sind die Radwege abseits der bekannten Hauptrouten wie Havelradweg oder dem Berlin-Kopenhagen Radweg eher dürftig. Sandige Wege und Kopfsteinpflaster sind hier eher die Regel und es gab kaum einen Tag, an dem wir uns nicht durch Sand gequält haben oder auf Kopfsteinpflaster durchgeschüttelt worden sind.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte: Die Planung
Immer, wenn ich eine Radreise plane, dann kommt bei mir diese „wenn man schon mal in der Ecke ist“ Mentalität auf. Das hat letztendlich auch dazu geführt, dass wir bei unserer Radreise an der mecklenburgischen Seenplatte noch einen Abstecher in die Uckermark und die mecklenburgische Schweiz gemacht haben.
Neben Natur pur gibt es an der Seenplatte mit Schwerin, Waren an der Müritz, Neubrandenburg, Plau am See und Neustrelitz einige Orte, die einen Besuch lohnen. Corona hat uns allerdings die Lust an größeren Menschenansammlungen genommen, sodass diese Ziele bei der Planung keine Rolle gespielt haben.
Einziger Anhaltspunkt war Fürstenberg mit der Gedenkstätte Ravensbrück, die ich mir unbedingt ansehen wollte. Für den Rest der Strecke galt das Motto: Der Weg ist das Ziel. Und so habe ich dann auch geplant. Zugegebenermaßen etwas aus dem Bauch heraus, denn abgesehen von den bekannten überregionalen Radwegen, wie dem Havelradweg und dem Radweg Berlin Kopenhagen habe ich im Netz nicht viele Informationen gefunden. Da auch unsere ADFC Fahrradkarte Mecklenburgische Seenplatte gerade vergriffen war, habe ich mich bei der Routenplanung auf den Michael Müller Reiseführer und Komoot verlassen.
Die Campingplätze an der Strecke habe ich entweder direkt bei Google gesucht oder über die Plattform campinginfo.de.
Die Planung über Komoot hat sich allerdings schon nach wenigen Kilometern als nicht ganz unproblematisch herausgestellt, da viele der hier als Radweg angegebenen Wege nur sehr mühselig zu befahren waren.
Der Start und Endpunkt unserer Radreise an der mecklenburgischen Seenplatte ist übrigens rein zufällig gewählt. Eigentlich sollte es in Plau am See losgehen, doch dort haben wir keinen Campingplatz mehr bekommen.

Radreise Mecklenburgische Seenplatte: Die Anreise
Die mecklenburgische Seenplatte ist ohne Probleme mit der Deutschen Bahn erreichbar. Da wir wegen Corona jedoch nicht mit dem Zug fahren wollten, haben wir uns für eine Rundreise und die Anreise mit dem Auto entschieden.
Etwas Sorge hat uns zunächst die Frage bereitet, wo wir unser Auto, relativ sicher, für drei Wochen abstellen können. Vor Ort hat sich dann aber schnell eine Lösung gefunden. Wir konnten es für 2 Euro pro Nacht einfach auf dem ersten Campingplatz stehen lassen.
Radreise Etappenlänge
Da wir bei unserer Radreise in Portugal im Jahr zuvor immer sehr lange Tagesetappen hatten, haben wir unsere Radreise an der mecklenburgischen Seenplatte etwas moderater geplant. Ehrlich gesagt kamen mir die wenigen Tageskilometer zunächst etwas lächerlich vor. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass die Planung genau richtig war. Wind und schlechtere Wege als gedacht haben immer wieder dazu geführt, dass wir viel länger unterwegs waren, als ursprünglich gedacht. Hinzu kommt, dass wir auch gerne mal einen Nachmittag lesend vor dem Zelt liegen.
Unsere Radreise Mecklenburgische Seenplatte
Ankunft in Mirow
Obwohl die Anreise in diesem Jahr nun wirklich unspektakulär ist und uns keine Abenteuer am Flughafen oder Bahnhof erwarten, schlafe ich schlecht. Einmal wach, läute ich zur Abfahrt und so brechen wir bereits um 2 Uhr in der Nacht auf. Der Vorteil: Die Autobahnen sind noch leer und wir kommen super durch.
Nach unserer Ankunft bauen wir das Zelt direkt am See auf, organisieren einen Stellplatz auf dem unser Auto die nächsten drei Wochen verbringen kann und machen uns auf den Weg nach Mirow.
Dummerweise wählen wir den kürzesten Weg zwischen Campingplatz und Ort und müssen mächtig mit Sand kämpfen. Mirow selbst haut uns nicht vom Sockel. Viel Verkehr, vor allem Lkws und viele recht verfallene Bauten, die noch stark an die DDR-Vergangenheit erinnern. Umso netter ist es rund um das Schloss, wo alles restauriert ist und du in dem Schloss Café unbedingt die Bowle und ein Stück Kuchen probieren musst. Auch, wenn die Kombi etwas merkwürdig ist, du solltest beides nicht verpassen.
Zurück auf dem Campingplatz gehen wir noch Schwimmen (auf Duschen verzichten wir aber dazu mehr bei den Campingplätzen), kochen, genießen den Sonnenuntergang und lauschen der unsagbaren Stille. Als ich in der Nacht noch einmal auf die Toilette muss, bin ich absolut geflashed. Es ist still, absolut still und so dunkel, dass sich der gigantische Sternenhimmel im See spiegelt – der absolute Wahnsinn.

Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Mirow nach Zechliner Hütte
Anders als ursprünglich geplant, fahren wir nicht direkt am Zotzen- und Mössensee entlang, da uns der Weg zu sandig ist. Stattdessen nehmen wir die Straße zur Fleether Mühle. Schon nach wenigen Kilometern wird uns klar, dass es an der mecklenburgischen Seenplatte nicht wirklich flach ist. Die Straße ist so gut wie nicht befahren und bringt uns, fast durchgängig durch Wald, zur Fleether Mühle.
Um möglichst viel von der Kleinseenplatte zu sehen, nehmen wir von hieraus nicht den direkten Weg nach Zechlinerhütte, sondern schlängeln uns durch unzählige kleine Seen und Wasserstraßen hindurch nach Flecken Zechlin.
Etwas abseits vom Wasser geht es von dort weiter nach Rheinsberg. Die meisten Ortschaften, durch die wir kommen, sind nett hergerichtet und teilweise gibt es richtig chic restaurierte Fachwerkhäuser. Nicht gemacht sind allerdings die Radwege. Anders als uns Komoot weismachen will, befinden wir uns nämlich nicht auf einem asphaltierten Radweg, sondern auf einem sandigen Wanderweg und wir müssen mächtig kämpfen, um mit den Rädern voranzukommen.
Rheinsberg ist unter normalen Bedingungen in jedem Fall einen Zwischenstopp wert, wir verzichten jedoch wegen Corona und nehmen die letzten Kilometer nach Zechliner Hütte in Angriff. Obwohl wir nur gute 40 Kilometer geradelt sind, sind wir doch geplättet als wir auf dem Campingplatz am Schlabornsee ankommen. Wir bekommen einen Platz mehr oder weniger direkt am See, müssen dafür aber gute 800 Meter durch den Wald bis zum Klo laufen.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Zechliner Hütte nach Fürstenberg
Etwas genervt von den fehlenden Coronaregeln verlassen wir den Campingplatz ungewaschen und ohne Frühstück. Beides holen wir nach, als wir kurz hinter Zechliner Hütte in den Wald kommen. Auf einem Wanderweg, der zumindest anfangs noch ganz gut befahrbar ist, geht es durch einen herrlichen Wald Richtung Großer Pälitzsee.
Mit jedem Kilometer wird der Weg jedoch schlechter zu befahren und unsere Beine immer lahmer. Fast sind wir erleichtert, als der sandige Boden in Kopfsteinpflaster übergeht. Obwohl wir mächtig durchgeschüttelt werden, haben wir unseren Spaß und genießen nicht nur die tolle Landschaft, sondern auch die Einsamkeit und die Stille.
Vom großen Pälitzsee geht es weiter zum nächsten See, dem großen Stechlinsee, wo der Weg auch besser wird und wir es sogar mal ein kleines Stück rollen lassen können. Direkt am Ufer des Sees entlang führt uns unsere Tour nach Neuglobsow, wo bereits Theodor Fontane mehrmals genächtigt haben soll.
Wir übernachten noch nicht, sondern radeln weiter zum Dagower See, wo wir auf den Berlin – Kopenhagen Radweg kommen. Allerdings haben wir nur knappe 2 Kilometer das Vergnügen auf dem gut ausgebauten Radweg zu fahren, denn wir verlassen den Radweg wieder, um am Peetschsee entlang zu fahren, und kommen erst kurz vor Fürstenberg wieder auf den Berlin – Kopenhagen Radweg.
In Fürstenberg kaufen wir noch etwas ein und landen auf einem total urigen Campingplatz. Coronaregeln ist zwar auch hier ein Fremdwort, aber dafür sind die Duschen und Waschbecken unter freiem Himmel. Allein die Duschen sind übrigens eine Nacht auf dem Campingplatz wert. Die Kabinen sind einfach mit Lkw – Plane abgetrennt und innen ist eine kleine Gießkanne. Das benötigte Wasser (sogar warm) holst du dir vor deinem Duschabenteuer in einem großen Eimer.

Radreise mecklenburgische Seenplatte von Fürstenberg zum Gleuensee
Wir setzen unsere Tour zunächst auf dem Radweg Berlin – Kopenhagen fort und kommen noch einmal an der Gedenkstätte Ravensbrück vorbei und wieder überkommt mich ein beklemmendes Gefühl. Ich bin weder mystisch, religiös oder esoterisch veranlagt, aber ich habe das Gefühl, es fast körperlich zu spüren, dass ich mich an einem Ort des Todes befinde. Hinter der Gedenkstätte kommen wir in einen Wald, doch auch dieses wunderschöne Stück Wald birgt eine grausame Vergangenheit in sich, denn hier befand sich das Jugendkonzentrationslager Uckermark. Doch an das, was hier geschah, erinnert leider nur eine kleine, unscheinbare Gedenktafel, die wir auch nur durch eine zufällige Pinkelpause entdecken.
So richtig aufatmen kann ich erst, als wir am Ende des Waldes in einen kleinen Ort kommen, der paradoxerweise auch noch Himmelspfort heißt. Tja Himmel und Hölle liegen dann wohl doch näher zusammen als angenommen.
Wir bleiben noch etwas auf dem Berlin – Kopenhagen Radweg und fahren mal mehr und mal weniger nah an der Havel entlang. In Bredereich verlassen wir den gut ausgebauten Radweg und fahren weiter entlang der Havel.
Die Landschaft ist ein Traum, der Weg nicht so wirklich, denn es ist mal wieder recht sandig. Nach wenigen Kilometern befinden wir uns in einer tollen Heidelandschaft, müssen aber auf den nächsten 12 Kilometern immer wieder absteigen, da wir zu tief im Sand versinken.
Als wir gerade mal wieder unsere Räder schieben, läuft keine 50 Meter vor uns eine Wildschweinfamilie über den Weg. Das war zwar ein tolles Erlebnis, aber irgendwie auch etwas unheimlich und so sind wir froh, als uns der schmale Weg schließlich in eine offene Heidelandschaft führt. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir auf eine gepflasterte Straße und ab Beutel gibt es sogar Asphalt und so kommen wir recht schnell nach Templin.
Allerdings war es ein Trugschluss zu glauben, dass es nun nur noch ein Klacks sei zum Campingplatz am Gleuensee zu kommen, denn zwischen Templin und dem Campingplatz liegt noch ein sandiger und hügeliger Weg, der uns für heute den Rest gibt. Zumal wir wegen eines aufziehenden Gewitters wie die Irren in die Pedale treten.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte vom Gleuensee nach Feldberg
Heute machen wir uns auf in Richtung Feldberger Seenplatte, dummerweise ohne Frühstück. Fälschlicherweise sind wir davon ausgegangen, dass es in irgendeinem der Dörfer sicher eine Bäckerei geben wird, aber dem war nicht so.
Vom Campingplatz aus fahren wir zunächst Richtung Metzeltin und dann weiter zum großen Warthesee. Anders als in den letzten Tagen, an denen wir hauptsächlich durch den Wald gefahren sind, geht es heute vorbei an riesigen Feldern. Die Abwechslung besteht in der Hauptsache in den unterschiedlichen Dingen, die auf den enorm großen Flächen angebaut werden. Vom Warthesee fahren wir, vorbei an mehreren kleinen Seen, zum Hardenbecker Haussee und obwohl die Landschaft hier sehr flach aussieht, geht es doch immer rauf und runter. Über Felder und wunderschöne Alleenstraßen geht es am Ziestsee vorbei nach Thomasdorf und an weiteren Seen entlang nach Feldberg.
In Feldberg stürmen wir völlig ausgehungert die erst beste Bäckerei. Erst als wir sicher sind, dass wir vor lauter Hunger nicht den ganzen Laden leerkaufen, trauen wir uns in einen Supermarkt und kaufen für den Abend ein.
Da wir uns heute ausnahmsweise mal nicht über einen Sandweg quälen mussten und auch nur ein kleines Stück über Kopfsteinpflaster gefahren sind, kommen wir schon recht früh auf dem Campingplatz an. Wir fühlen uns sofort wohl, den zum ersten Mal gibt es Maskenpflicht, begrenzten Zutritt zu den Sanitärgebäuden und überall Desinfektionsmittel.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Feldberg zum Tollensee
Nachdem wir gerade noch im Trockenen das Zelt abbauen konnten, machen wir uns im strömenden Regen auf in Richtung Tollensee. Auf der Straße geht es zunächst nach Möllenbeck und dann weiter nach Blankensee. Inzwischen fahren wir auf einem Radweg neben der Straße und es hat sogar aufgehört zu regnen. Dafür fliegen jetzt die Schwalben so tief, dass wir Angst haben, sie könnten uns in die Speichen fliegen.
Die Kapuze tief im Gesicht bekommen wir von der Landschaft heute nicht viel mit und sind einfach nur froh, um jeden Kilometer, der uns näher zu unserem Ziel bringt. Hinter Blankensee kommen wir an den Wanzkaer See und hinter Neuhof wird es dann noch einmal abenteuerlich, denn wir verlassen die Straße und unsere Routenführung führt uns über einen Wald- und Wiesenweg, der mit jedem Kilometer schmaler wird. Allerdings muss ich zugeben, dass er sich durch den anhaltenden Regen ganz gut fahren lässt.
Kurz bevor wir an den Tollensee kommen, hat uns die Zivilisation, in Form einer asphaltierten Straße wieder. Mit Asphalt unter den Reifen kommen wir nach Alt Rehse, einem toll restaurierten Dorf. Der Campingplatz liegt noch ein Stück hinter dem Ort, wir sind inzwischen bis auf die Haut nass und machen drei Kreuze als wir endlich ankommen. Daran ändern auch die drei finsteren Gestalten in der Rezeption, die uns nicht nur unangenehm mustern, sondern uns auch, mit einem Lächeln ihre Zahnlücken präsentieren, nichts. Ganz davon abgesehen, dass wir gar keine andere Wahl haben, als hier zu übernachten, ist uns mittlerweile auch schon alles egal und wir wollen nur noch eins: eine warme Dusche.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte vom Tollensee zum Leppinsee
In der Nacht ist ein Orkantief über Deutschland hinweggefegt. Es hat uns zwar eine unruhige Nacht beschwert, dafür sind, dank des Windes, aber auch unsere Jacken wieder trocken.
Zunächst geht es zurück nach Alt Rehse und dann weiter nach Penzlin. Obwohl wir ausnahmsweise mal nicht auf einem Sandweg fahren, kommen wir kaum von der Stelle. Es ist immer noch sehr stürmisch und wenn der Wind von der Seite kommt, haben wir Schwierigkeiten, die Spur zu halten. Meist kommt er jedoch von vorne und wir fühlen uns wie auf einem Hometrainer: wir strampeln und strampeln und kommen gefühlt keinen Meter voran.
Hinter Penzlin fahren wir auf der Eiszeitroute nach Ankershagen, wo wir wieder auf den Berlin – Kopenhagen Radweg kommen. Der Radweg führt nicht nur durch eine herrliche Landschaft, sondern lässt sich auch super fahren. Allerdings merkt man a.) dass wir auf einem bekannten Radweg sind und uns b.) der Müritz nähern, denn hier sind vergleichsweise viele Radler: innen unterwegs und nachdem wir die letzten Tage durch die Einöde gefahren sind, sind wir fast schon etwas angenervt. Dennoch genießen wir den festen Untergrund und fahren zunächst zum Dannebecker See und dann weiter am Röthsee vorbei. Die Havelquelle lassen wir links oder genauer gesagt rechts liegen und fahren weiter zum Käbelick See. Zwischendurch kommen wir immer wieder an die Havel, die die vielen Seen miteinander verbindet.

Je näher wir dem Müritznationalpark kommen umso schöner werden die Dörfer. Hier macht sich mal wieder ganz klar der Tourismus bemerkbar und man könnte fast glauben, der sogenannte Aufbau Ost sei eine Erfolgsgeschichte.
Hinter dem Zotzensee verlassen wir den Berlin – Kopenhagen Radweg wieder und fahren zum Leppinsee. Tja und damit wir nicht aus der Übung kommen, finden wir uns natürlich auch prompt auf einem Sandweg wieder.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte vom Leppinsee nach Dahmen
Entlang des Wörtefitzsees geht es mal auf Kies und mal auf den guten alten DDR Plattenstraßen nach Boeck, wo wir auf den Mütitzrundweg kommen und die Einsamkeit der letzten Tage mit einem Paukenschlag vorbei ist. Der Radweg führt meist direkt an der Müritz entlang nach Waren und ist landschaftlich wirklich ein Traum.
Allerdings wimmelt es hier nur so von Radfahrern und je näher wir nach Waren kommen auch von Fußgängern. Tatsächlich nicht ganz ungefährlich sind die Leute mit den geliehenen E-Bikes. Sie kommen mit einem Affenzahn angeschossen, haben ihr Rad aber überhaupt nicht unter Kontrolle. Auch ich entgehe einer Kollision in einer engen Kurve nur, weil die Dame netterweise gleich geradeaus weiter in den Graben fährt. Sie schimpft wie ein Rohrspatz und nachdem klar ist, dass weder ihr, noch dem Rad etwas passiert ist, lassen wir sie einfach schimpfend auf dem Feld stehen und fahren weiter nach Waren.

Waren selbst scheint ganz nett zu sein, doch uns ist es viel zu voll und so erledigen wir nur ein paar Dinge und fahren weiter. Vorbei an alten Stasivillen geht es zum Tiefenwarensee und auf einen wunderschönen Weg direkt am See entlang. Wir bleiben noch ein Stück auf dem Elbe Müritz Radweg. Es geht die meiste Zeit über riesige Felder und hier und da kommen wir an pompösen Herrenhäusern und kleinen Schlössern vorbei, die leider nicht alle so schön restauriert sind, wie auf dem Bild. In Dahmen kommen wir an den Malchiner See und landen auf einem netten Campingplatz.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Dahmen nach Krakow
Wir beschließen, auf die Umrundung des Malchiner Sees zu verzichten, was sich als durchaus klug erwiesen hat, denn die Etappe hatte es auch so schon in sich. Wir starten Richtung Ziddorf auf der Eiszeitroute und es macht sich tatsächlich bemerkbar, dass wir nun in der Mecklenburgischen Schweiz sind, denn es geht ganz gut rauf und runter. Landschaftlich wechseln sich Felder und Waldstücke ab.
Kurz hinter Ziddorf verlassen wir die Eiszeitroute und kommen bei Kirch Grubenhagen auf den Schlösser Rundweg, den wir aber schon kurz nach Schloss Grubenhagen wieder verlassen und stattdessen der kleinen Straße bis Hallailt folgen. Wenig später biegen wir auf einen Waldweg ab und es folgt eine zwar witzige aber auch sehr anstrengende Schlammschlacht. Als wir endlich wieder auf eine Straße kommen, sind wir reichlich dreckig und haben lahme Beine. Auf den nächsten Kilometern fliegt uns dann der Schlamm aus den Reifen um die Ohren.
In Serrahn kommen wir an den Krakower See und auch mal wieder auf den Berlin – Kopenhagen Radweg, der uns am See entlang bis zum Campingplatz kurz vor Krakow bringt. Wir freuen uns schon auf einen erholsamen Nachmittag vor dem Zelt, doch leider haben wir die Rechnung ohne den Bratwurststand auf dem Campingplatz, der uns mit deutschen Schlagern beschallt, gemacht.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Krakow nach Sternenberg
Wir starten unsere heutige Tagesetappe mit einer kleinen Besichtigungstour durch Krakow am See. Das Zentrum des Städtchens ist wirklich schön, aber wie in den meisten Orten sind auch hier nur die Straßenzüge restauriert und hergerichtet, die auch von Touristen besucht werden. Verlässt man die Hauptroute so steht man schnell vor heruntergekommenen Bauten.

Nach unserer Tour durch den Ort verlassen wir Krakow auf dem Berlin – Kopenhagen Radweg, dem wir bis kurz vor Reimershagen folgen. Dort biegen wir auf den Mecklenburgischen Seen Rundweg ab. Und o Wunder, wir stehen ausnahmsweise mal nicht auf einem Sandweg, sondern können ganz unbeschwert über Felder und durch den Wald bis zum Dobbertiner See fahren. Hinter dem See wechseln wir auf den Residenzstädte Rundweg, der uns nach Klein Pritz bringt.

Am See entlang haben wir noch Straßenbelag, doch anschließend rächt es sich mal wieder, dass wir die offiziellen Radwege verlassen haben, denn es folgt ein Stück mit Kopfsteinpflaster der übelsten Sorte und obwohl wir uns, laut Karte, auf einer gelben Straße befinden, hört der Straßenbelag irgendwann ganz auf. Dennoch kommen wir ganz gut voran und sind schneller in Sternberg als gedacht.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Sternberg nach Redgendorf
Wir verlassen Sternberg auf dem Mecklenburgischen Seen Rundweg und kommen bei Sternberg Burg auf den Hamburg – Rügen Radweg. Es folgt ein kleines Stück an der Mildewitz entlang und wir freuen uns über die Flusslandschaft. Sie bietet eine willkommene Abwechslung zu den riesigen Feldern, die uns nun schon seit vielen Kilometern und Tagen begleiten. Nach wie vor macht es sich bemerkbar, dass wir durch die Mecklenburgische Schweiz fahren, denn zum einen geht es hier mehr hoch und runter und zum anderen sind die Felder hier insgesamt nicht so überdimensioniert und ab und an stehen sogar mal ein paar Schafe oder Kühe auf der Weide.
Auf dem asphaltierten Fernradweg kommen wir, trotz etlicher kleinen Steigungen, gut voran. Das Vergnügen endet jedoch kurz hinter Friedrichswalde, wo wir wieder mal auf Kopfsteinpflaster kommen. Das Geschüttel dauert ein Glück nur bis kurz vor Warin und danach geht es abwechselnd auf Asphalt und Betonplatten weiter Richtung Schweriner See.
Da wir immer noch auf dem Hamburg – Rügen Radweg fahren, hoffen wir, dass uns heute vielleicht der obligatorische Sandweg erspart bleibt. Doch dann ereilt uns kurz vor dem Schweriner See doch noch unser Schicksal und wir müssen die letzten Kilometer bis zum Ziel wieder auf Sand zurücklegen. Entschädigt werden wir dafür aber mit einem wunderschönen Sonnenuntergang am Schweriner See.

Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Retgendorf nach Neustadt Glewe
Wir starten unsere heutige Tagesetappe auf einer kleinen Straße, die uns direkt am Schweriner See entlangführt. Wir genießen den Blick auf den See und können in der Ferne sogar Schwerin entdecken. Als wir das Seeufer verlassen, bietet sich uns wieder das übliche Bild: Felder, kleine Waldstücke und Alleen. So schön diese Landschaft auch ist, so langsam empfinden wir sie als etwas eintönig.
Eine willkommene Abwechslung ist es daher, als wir hinter Raben auf einen Feldweg abbiegen und an der Stör entlangfahren. Bei Banzkow verlassen wir die Flusslandschaft leider schon wieder. Hier kommen wir auf den Elbe-Ostsee Radweg und es geht gefühlt nur geradeaus. Irgendwann treten wir nur noch stumpf in die Pedale und versuchen, auf der nicht enden wollenden Gerade, Kilometer zu machen. Einziger Lichtblick sind die vielen Stuten mit ihren Fohlen, die uns zum Ende der Tour neugierig von der Weide betrachten. Im Nachhinein stellen wir fest, dass sie zu einem Gestüt von Paul Schockemöhle gehören und uns wundern die Warnschildern, mit bissigen Hunden drauf, nicht mehr.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Neustadt Glewe nach Plau am See
Die Tour von Neustadt Glewe nach Plau am See ist unspektakulär, denn abgesehen von einem kleinen Stück führt sie entlang der Bundesstraße. Da es sich so richtig eingeregnet hat, ist uns das aber auch ganz recht, denn so kommen wir gut voran.
Kurz vor Plau reißt der Himmel dann doch auf und sämtliche Urlauber: innen rund um Plau scheinen sich auf den Weg gemacht zu haben. Die Wege sind voll mit Radfahrer:innen und auch der Campingplatz ist ungewohnt voll.
Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Plau am See nach Röbel
Auf unserer heutigen Tour meint es Mecklenburg-Vorpommern noch einmal richtig gut mit uns, denn wir starten auf einem wunderschönen Weg am See entlang. Weiter geht es dann auf Nebenstraßen und Feldwegen nach Röbel an der Müritz.

Wir kommen gut voran und stellen fast enttäuscht fest, dass wir schon ein paar Tage nicht mehr auf Sandwegen gefahren sind. Aber gut, wir befinden uns ja jetzt auch wieder im Herzen der mecklenburgischen Seenplatte und damit in einem touristisch gut erschlossenen Gebiet. Dies macht sich nicht nur bei den Radwegen bemerkbar, sondern zeigt sich auch in den Ortschaften, wo wieder mehr alte Häuser hergerichtet und zum Teil super chic ausgebaut sind.

Radreise Mecklenburgische Seenplatte von Röbel nach Mirow
Wir starten unsere letzte Tagesetappe auf dem Müritzrundweg und es geht noch einmal wirklich schön am Seeufer entlang. Hinter Vipperow wechseln wir auf den Mecklenburgischen Seen Radweg und sind viel zu schnell zurück in Mirow, wo wir unseren Urlaub mit einem leckeren Stück Kuchen beenden. Auf die Kombi Kuchen und Bowle verzichte ich diesmal, da ich noch Autofahren muss.


Lohnt sich eine Radreise an die Mecklenburgische Seenplatte?
Ja, in jedem Fall, denn dich erwartet eine tolle Landschaft und nahezu unberührte Natur. Ich weiß wirklich nicht, ob ich hier in Deutschland jemals in einem so dünn besiedelten Gebiet wie hier war. Wenn du abseits der touristischen Hochburgen an der Müritz und der bekannten Fernradwege wie den Berlin – Kopenhagen oder den Havelradweg unterwegs bist, dann kannst du stundenlang radeln, ohne eine Menschenseele zu treffen. Hier kannst du auch die unbeschreibliche Stille genießen, die nur durch die Geräusche der Natur unterbrochen wird. Noch beeindruckender fand ich die absolute Stille in der Nacht. Hier war oft wirklich kein Mucks zu hören, was mich schon sehr beeindruckt hat. Genauso wie der unbeschreibliche Sternenhimmel, den ich sonst so nur aus dem Süden kenne.

Abseits der bekannten Tourismuspfade zu radeln hat aber noch einen Vorteil, denn hier kannst du dir ein Bild davon machen, wie es um den Aufbau Ost und die blühenden Landschaften wirklich steht, und zwar dort, wo nicht viel Geld in den Tourismus geflossen ist. Ich habe es immer wieder so empfunden, dass man beispielsweise rund um die Müritz kaum noch einen Unterschied zu den alten Bundesländern feststellen kann, bewegt man sich aber etwas abseits habe ich mich oft in die DDR versetzt gefühlt.

Sehr gut gefallen haben mir auch die meist einfachen Campingplätze auf der Radtour. Ich stehe nicht so auf Plätze mit allem Pipapo und Parzellen sogar für kleine Zelte, sondern mehr auf Zeltwiesen und genau die haben wir hier gefunden.
Allerdings muss ich auch sagen, dass mich die riesigen Maisfelder und die bereits abgeernteten Getreidefelder, an denen wir oft kilometerlang vorbeigefahren sind, zum Ende der Tour etwas genervt haben. Irgendwie hat mir die freudige Erwartung auf das, was nach der nächsten Kurve kommt gefehlt. Solltest du da ähnlich gestrickt sein, dann solltest du den Schwerpunkt deiner Radreise auf die mecklenburgische Schweiz legen.
Alles in allem war es mal wieder eine gelungene Radreise mit vielen neuen Eindrücken und tollen Erlebnissen.