Vorwort:Ein weiteres mal führt mich eine Fahrradtour in den Südosten Europas, nämlich nach Serbien. Die Nachbarländer Serbiens habe ich in drei verschiedenen Touren bereits besucht, nun bin ich natürlich sehr gespannt, was für Landschaften, Menschen und kulturelle Unterschiede ich in Serbien erleben werde. "Ist denn Serbien nicht gefährlich?" - wurde ich mehr als einmal gefragt... Ob diese Meinung / Vorurteil von den gelegentlichen politischen Unruhen im Süden Serbiens an der Grenze zum Kosovo herkommen, weiss ich nicht. Ich erwarte jedoch keine speziellen Gefahren, ausser die üblichen welche es in jedem Land auf dem Fahrrad gibt. Eine Woche haben wir also Zeit, den Süden & Westen Serbiens kennen zu lernen, dort erwarten uns hoffentlich schöne Landschaften und ein paar hohe Gebirge mit schönen Tälern. Da es Ende April noch wettermässig unbeständig ist, wünschen wir uns natürlich ein paar trockene und möglichst sonnige Tage, ganz einfach weil dann das Fahrradfahren durch die klareren Farben der Landschaft einfach mehr Spass macht als wenn alles nur grau erscheint. Gespannt bin ich, wie wir den Passübergang vom Kosovo nach Montenegro bewältigen werden, wird dort noch Schnee liegen? Ist der Pass überhaupt fahrbar im April auf fast 1800 m.ü.M.? Lassen wir uns überraschen von dieser Tour und hoffen, dass wir unbeschadet und mit vielen schönen Eindrücken zurückkehren werden.
24.04.2015 Pristina (nähe Flughafen) - Rozaje (MNE) 125 kmGestern Abend kamen wir per Flugzeug in Pristina an. Die ca. 2 km lange Fahrt auf der Flughafenstrasse war insofern spannend, weil es ohne Strassenbeleuchtung stockfinster war und der Strassenverlauf nur erschwert erkennbar war. Erst die Hauptstrasse war dann wieder normal beleuchtet. Das Hotel war nur wenige km vom Flughafen entfernt. Der jüngere Mann an der Reception wusste zwar nichts von unserer Buchung, dafür konnte ihm Joel den Wunsch eines Fotos zusammen mit dem Liegerad erfüllen. Das Abendessen schmeckte dann vorzüglich und war erst noch sehr günstig (1,75Liter Wasser, 1 Rumpsteak, Poulet-Curry, 2x Salat für 18 Euro...!)
So starteten wir heute Morgen um 08.00 Uhr auf ca. 600 m.ü.M. bei bedecktem Himmel und ca. 13 Grad zur Tour, um (nochmals) den Kosovo und neu Serbien zu entdecken. Wir entschieden uns vorweg die direkte Route auf der Hauptstrasse 9 westwärts zu nehmen, auch wenn diese zunächst noch doppelspurig verlief, denn unser Ziel war es, am Tagesende den Kula-Pass bewältigt sowie Montenegro erreicht zu haben. Auf der mit 100 km/h ausgeschilderten Strasse kamen wir auf dem Pannenstreifen fahrend von Beginn an sehr gut voran und nach ca. 1 Stunde Fahrzeit nahm der Verkehr auch merklich ab und die Strasse wurde wieder einspurig. Praktisch während der ganzen Fahrt westwärts durften wir dabei die schön verschneiten Berge Richtung Albanien & Montenegro bewundern, ansonsten war die Szenerie jedoch eher unspektakulär. Bis Pec fuhren wir durch eine grüne Ebene und fuhren an vielen Tankstellen, Restaurants, sehr vielen kleinen Auto-Werkstätten mit vielen Auto-Wracks / Import-Autos vorbei. Schöne Dörfer entlang dieser Strasse gab es keine. Lebendiges wie ein paar Hunde, einzelne Kühe, Schafe oder Hühner gabs natürlich auch zu sehen. Trotz der landschaftlich wenig berauschenden Fahrt fühlten wir uns auf der Strasse sicher und willkommen. Viele Leute oder Automobilisten winkten und riefen uns zu oder hupten uns wohlgesinnt mit einem Lächeln im Gesicht entgegen. Die Strassen waren durchwegs sehr gut asphaltiert, schade war nur der viele Abfall entlang dieser Strassen. Mit diesen ersten Eindrücken machten wir nördlich von Pec (520 m.ü.M.) , unmittelbar beim Beginn des Passaufstiegs, gegen 12.00 Uhr eine Mittagspause. Danach folgte der mit Spannung erwartete Aufstieg zum Kula Pass, wo fast 1300 Höhenmeter zu bewältigen sind. Bis zum Grenzposten vom Kosovo war der Aufstieg mit max. 9% noch relativ angenehm und ausser ein paar langsam abwärtsfahrenden Holz-Trucks aus Montenegro war der Verkehr überaus gering. Die folgenden 10 km bis zum Zoll von Montenegro hatten es dann aber in sich. Nicht nur die Schneefelder entlang der Strasse nahmen zu, sondern auch die Steigungen, so wurde unser Ergeiz auch mal besiegt und das Fahrrad musste halt gestossen werden. Das Landschaftsbild dagegen wurde je höher je interessanter und wir entdeckten sogar 2 Rehe am gegenüberliegenden Hang. Oefters waren aber auch viele, auch grössere Steine durch Steinschlag auf der Fahrbahn. Die Passhöhe erkannten wir wenn überhaupt höchstens an den Schneemassen, eine Kennzeichnung fehlte gänzlich. So erreichten wir nach einer kurzen Abfahrt den 2.Grenzposten. Bei nun doch grösserer Kälte fuhren wir dann rasant abwärts, wobei es mir persönlich erst wieder Spass machte, als meine Finger in tieferer Lage wieder auftauten... Schade eigentlich, denn die Landschaft hier in Montenegro mit den dichten Tannenwäldern wäre allemal ein Genuss. Acht geben mussten wir jedoch auch auf dieser Seite bezüglich Steinschlägen und Erdrutschen, welche öfters unsere Fahrt behinderten. Die Ortschaft Rozaje (1015 m.ü.M) bzw. das Hotel Aldi westlich der Stadt erreichten wir schliesslich gegen 18.30 Uhr. Während dem Abendessen im Hotel kamen wir dann in den Genuss eines musikalischen Leckerbissens. Etwa 20 (vorwiegend ältere) Männer hatten sich hier versammelt, um irgendetwas oder irgendjemanden zu feiern (Geburtstag...?). Dabei sangen sie immer wieder lautstark aber schön Volkslieder und erzählten dazwischen immer wieder lustige Geschichten, welche wir natürlich nicht verstanden... Ein wirklich tolles Erlebnis! Auch die Kosten waren für uns sehr erfreulich: Hotelübernachtung 30 Euro (inkl. Frühstück) - zum Abendessen 2 grosse Teller mit Fleisch & Gemüse für totel 8 Euro. Nun freuen wir uns auf morgen, wo wir im Verlaufe des Tages Serbien erreichen sollten.
25.04.2015 Rozaje (MNE) - Prijepolje (SRB) 120 kmDie gestern noch spontan beschlossene Routenänderung, neu von Rozaje weiter westwärts über Berane nach Prijepolje zu fahren, hat sich vollends gelohnt. Landschaftlich hat mich Montenegro einmal mehr beeindruckt & trotz der 120 km war die Anstrengung heute eher gering. Ab Rozaje gings zunächst schön angenehm dem Fluss entlang aufwärts und dann hinauf zum Tunnel Lokve auf 1336 m.ü.M. - das wars dann schon mit nennenswerten Aufstiegen für den heutigen Tag. Die Strasse folgte nun nämlich bis Berane dem Bachvelauf abwärts durch ein herrliches, schmales Tal mit schönen Tannenwäldern auf der Seite und verschneiten Bergen vor uns. Ab Berane (675 m.ü.M.) folgten wir dann der wunderschön, breiten Lim (Fluss) nordwärts, wobei die Strasse zwischen beeindruckend hohen Felswänden hindurchführte. Auch nach dem Grenzübergang nach Serbien änderte sich die schöne Landschaft nicht, denn bis nach Prijepolje (450 m.ü.M.) folgten wir weiterhin der schönen Lim. Gegen 16.00 Uhr fanden wir schliesslich das einzige Hotel des Städtchens, wo wir nach einigen Diskussionen und hin & her über den Preis, Frühstück inbegriffen oder doch nicht, wo dürfen wir das Fahrrad abstellen etc. doch noch eine Lösung / Bleibe fanden und für 35 Euro in diesem Appartment-Hotel übernachten konnten. Gut möglich, dass der Ursprung der Diskussion darin lag, dass am heutigen Samstag in diesem Hotel im Saal direkt unter uns eine Hochzeitsfeier stattfinden wird... Bereits ab 17.00 Uhr gaben die Musiker jedenfalls Vollgas... Den Abend verbrachten wir entsprechend ausserhalb des Hotels mitten im Städtchen, genossen für ca. CHF 8.00 2 Pizzas & 2 Getränke oder zum Dessert am Strassenrand 4 (kleinere) Kugeln Glace für umgerechnet CHF 1.20 (also CHF 0.30 pro Kugel..). Hier erleben wir erstmals, dass abends jung und alt noch unterwegs sind (etliche im Trainer, jung/alt/Mann/Frau/Kinder), das schöne Wetter geniessen, auf dem Sportplatz spielen junge Leute Volleyball, Basketball, wir sehen Leute Inline Skaten oder Mountain-Bike fahren; es herrscht eine wirklich gemütliche Atmosphäre hier. Um 21.20 Uhr sind wir dann wieder im Hotel und erleben für kurze Zeit einen Mix aus lauter Musik der Hochzeitsgesellschaft unter uns sowie des Muezzins von der Moschee in der Nähe. Trotzdem konnnten wir schliesslich gut einschlafen.
26.04.2015 Prijepolje - Bajina Basta 125 kmDie 3.Etappe dieser Tour war hügelig, aber landschaftlich reizvoll. Nur ganz kurz gings heute noch flussabwärts der Lim entlang, dann folgte bei kühlen Morgentemperaturen und erneut Sonnenschein der moderate Aufstieg mit immer wieder kurzen, ebenen Abschnitten nach Nova Varos (953 m.ü.M.). Es folgte eine kurze Abfahrt, vorbei am schönen Stausee (Zlatarsko jezero) und bei wenig sonntäglichem Verkehr folgten wir der Strasse nordwärts und hatten dabei immer wieder Aufstiege und Abfahrten um 6% - 7% zu bewältigen. Erst kurz vor der touristisch belebten Kleinstadt Zlatibor auf ca. 1250 m.ü.M. erreichten wir eine sehr schöne Hochebene. Es folgte erneut eine tolle Abfahrt , dann steuerten wir langsam mit hungrigem Magen westwärts Richtung Kremna zu. Gegen 13.15 Uhr bzw. 85 km und zig Höhenmetern in den Beinen fanden wir dann endlich ein Restaurant um unsere Energiereserven aufzufüllen und den weiteren Routenverlauf von heute zu besprechen. Wir hatten uns entschieden, heute noch bis Banjina Basta zu fahren, freuten uns aufs Essen bis die Teller vor uns lagen - oh nein - 3 (!) riesige Schnitzel und wenig Beilage und bei Joel waren es ebenfalls 3 (!) riesige Fleischrollen - natürlich ebenfalls mit wenig Beilage. Trotz Liebe zum Fleisch, daran hatte ich zu nagen.... Mit einem Magen voll Fleisch folgte dann ein weiterer, kleiner Aufstieg und wir erreichten das überraschend schön in einem Talkessel gelegene Kremna (822 m.ü.M.). Auf dieser Route heute erlebten wir erstmals mehrere Motorradfahrer und Wohnmobilfahrer, welche wie wir die landschaftlichen Highlights hier im Westen Serbiens mit dem Zlatibor Zlatibor-Gebiet & dem Tara Nationalpark erleben wollten. Ab Kremna folgte dann nochmals ein ca. 7 km langer, knackiger Aufstieg hinein in den Tara Nationalpark (ca. 1100 m.ü.M.). Hier fuhren wir durch schöne Wälder und erlebten auf der Abfahrt hinunter nach Bajina Basta auf 290 m.ü.M. nochmals eine herrliche Abfahrt mit hohem Spassfaktor und wunderschöne Ausblicke auf die hügelige Umgebung des Städtchens und der Driina (Fluss). Unten angekommen spürten wir sofort die deutlich milderen Temperaturen und auch die Vegetation war hier merklich fortgeschrittener als in den Gegenden der letzten Tage. Etwas ausserhalb der Stadt, dafür direkt wunderbar an der Drina gelegen, übernachten wir in einer Pension für 22 Euro inkl. Frühstück. Das Besitzer-Ehepaar lebte früher in der Schweiz, wodurch wir uns mal wieder länger in Deutsch unterhalten konnten. Mit der heutigen Etappe haben wir die Hügel Serbiens hinter uns gelassen, ab nun sollte es bis nach Belgrad etwas lockerer werden. Sind wir mal gespannt...
27.04.2015 Bajina Basta - Mali Zvornik 90 kmZu unserer grossen Freude hielt das gute Wetter auch (unerwartet) heute noch an. Beim Frühstück kamen wir noch mit der ehemals in der Schweiz wohnhaften Besitzerin ins Gespräch. Auf meine Frage, weshalb man ausserhalb der Schweiz, also auch in Serbien, keinen Butterzopf anbietet bzw. kaufen kann, antwortet sie mir zwar nicht direkt darauf, erzählt aber, dass sie bei ihrer Rückkehr nach Serbien versucht hätten, ein paar Schweizer Menüs sowie Laugenbrot in ihrem Restaurant anzubieten. Doch die Leute hätten kein Interesse daran gehabt es zu probieren, weshalb sie das "Schweizer Sortiment" wieder aus ihrem Angebot entfernt habe. So starteten wir nach dem Frühstück gegen 09.00 Uhr zur nächsten Etappe. Diese führte uns heute gemütlich entlang der Drina, wobei der Fluss die natürliche Grenze zu Bosnien darstellt. Mit der Zeit wurden die direkten Fluss-Blicke seltener und die asphaltierte Strasse löchriger, dafür erhielten wir Einblicke in viele kleine Dörfer, z.B. entdeckten wir, dass die Gräber / Grabsteine häufig in den Gärten oder eigenen Feldern angelegt werden. Die hier vorwiegend als Kleinbauern tätigen Menschen beobachteten wir beim pflügen, bearbeiten und bepflanzen ihrer Felder & Aecker. Die Scheunen & Höfe waren sehr oft in brüchigem Zustand, wir sahen aber auch neuere, schöne Häuser mit kleinen Spielplätzen im Garten. Tiere waren primär Hühner, Schafe, Hunde (und 2 tote Katzen) zu sehen. Auf der ganzen Route über 90 km bis Zvornik gab es ein paar kleinere Lebensmittelläden und wenige Restaurants, in den Restaurants gab es jedoch nichts zu Essen. Wir passierten zudem einen grösseren Steinbruch, wo ein Förderband direkt über unsere Köpfe (über die Strasse) verlief. Dabei winkten uns freudig von hoch oben vom Steinbruch einige (ungesicherte) Männer hinunter - was für ein abenteuerlicher Anblick... Mangels Ess-Angebot in den Restaurants setzten wir uns dann schliesslich zum Mittagessen an die Drina und genossen bei Sonnenschein noch ein paar übrige Snäcks und Früchte aus den Velotaschen. Bis nach Mali Zvornik (146 m.ü.M.) blieb die Route eben (und löchrig), so dass wir bereits gegen 15.00 Uhr im Hotel eingecheckt hatten. Wir waren froh, hier überhaupt ein Hotel zu finden, ansonsten hätten wir es wohl im gegenüberliegenden Ufer im bosnischen Zvornik versucht. So aber erübrigte sich dies und für 35 Euro hatten wir unser Zimmer. Am Abend bummelten wir noch etwas durch das Städtchen und liessen den Tag so ausklingen.
28.04.2015 Mali Zvornik - Sabac 85 kmZur zweitletzten Etappe starteten wir aufgrund der geringen Distanz bis Sabac erst gegen 08.45 Uhr, trotzdem erreichten wir die Stadt bereits gegen Mittag um 12.15 Uhr. Die ganze Route heute war einfach nur flach.Bis Loznica gings auf weiterhin schlechtem, löchrigem Asphalt entlang der Drina, direkten Blickkontakt zum Fluss hatten wir jedoch nur wenig. Dafür war die bewaldete Hügellandschaft zur Rechten recht schön. Ostwärts Richtung Sabac fuhren wir zunächst noch entlang von Ackerfeldern & Wiesen (wieder entdeckten wir 2 tote Hunde & 2 tote Katzen am Strassenrand), dann jedoch wurden die Häuserlosen Distanzen immer kleiner. Auffallend war auch, dass die Häuser entlang der Strasse alle mit einem Zaun umgeben waren und sehr viele Leute waren gerade dabei, ihren Rasen im Garten oder vor dem Haus zu mähen - ob wohl Regen bevorsteht..? Die Häuser waren weiterhin in sehr unterschiedlichem Zustand, der Strassenbelag nun jedoch deutlich besser als noch entlang der Drina. Die Menschen schienen jedoch weiterhin Freude an uns zu haben und winkten oder riefen uns regelmässig zu. In Sabac angekommen, erfreuten wir uns an einer (unerwartet) schönen Fussgängerzone. Leider aber gibt es aktuell nur 1 Hotel im Zentrum von Sabac und dieses wirkt mega luxuriös. Auch wenn 77 Euro/Zimmer verhältnismässig zur Schweiz noch immer günstig ist, fühlten wir uns in diesem zelebrierten Luxus wenig wohl. Trotzdem waren wir natürlich froh, immerhin ein Hotel gefunden zu haben. Morgen nun folgt bereits die letzte Etappe dieser Tour.
29.04.2015 Sabac - Belgrad 105 kmAm heutigen Tag war es deutlich kälter als bisher, glücklicherweise bliebs aber nach den heftigen Regenfällen der Nacht heute den ganzen Tag trocken. Die Schlussetappe nach Belgrad stand an - ganz im Sinne von "Viele Wege führen nach Rom" - mussten wir uns für einen Weg entscheiden. So entschlossen wir uns, Belgrad eher vom Nord-Westen her anzufahren. Von Sabac fuhren wir also zunächst nordwärts und auf der Suche nach der ausgewählten Nebenstrasse mussten wir schon nach wenigen km feststellen, dass keine unserer Strassenkarten der aktuellen Strassensituation entspricht. Auch eine Nachfrage bei 2 Arbeitern die dank ihrer Schweizer Vergangenheit ebenfalls etwas deutsch sprachen, hinterliess bei uns mehr Fragezeichen als anderes. Sie sagten, dass wir diese Nebenstrasse durch den Wald (welche wir gar nicht gefunden haben) keinesfalls nehmen sollten da dies gefährlich sei; dort würden "dicke Männer" manchmal mit Gewehren herumschiessen - und er erwähnte noch wilde Hunde. Ob nun die Männer jagt auf wilde Hunde machen oder die wilden Hunde einfach ein zusätzliches Risiko sind, das haben wir nicht ganz verstanden. Wir fuhren dann jedoch weiter auf der Suche nach einer geeigneten Strasse ostwärts und schienen den Weg gefunden zu haben. Wir kamen gut vorwärts, überholten eine Schafherde, fragen dann mangels Wegweiser Einheimische nach dem Weg und diese zeigten uns eine Strasse, die durch den Regen der letzten Nacht völlig verschlammt und rutschig war... Wir kämpften uns also im Schritttempo erfolgreich durch den Match bis wir plötzlich vor einem grossen, geschlossenen Tor mit dicken Gittern standen. Dahinter eine Tafel mit der Aufschrift: "Trespassing! Forbidden surveiliance, photographing and filming." Das Risiko, plötzlich in z.B. militärisches oder sonst verbotenes Gebiet einzuringen in einem Land, wo ich die Sprache nicht kann, war uns dann doch etwas zu gross, so kehrten wir auf derselben rutschigen, dreckigen Strasse wieder zurück. Dort sagten uns ändere Leute wieder, wir hätten einfach um das Gittertor herumlaufen sollen, dann wären wir auf dem richtigen Weg gewesen... Im nächsten Dorf trafen wir dann jedoch auf einen Oesterreicher, der einige Monate im Jahr hier in Serbien lebt und uns erzählte, dass hier tatsächlich manchmal Schiessübungen diverser Militäts stattfinden und die Einwohner jeweils per Radio darüber informiert würden... - Nach diesen Umwegen gingen wir dann weniger Routen-Risiken ein, fragten etwas häufiger nach dem Weg und kamen so via den Ortschaften Nikinci - Pecinci - Simanovci doch noch sehr gut nach Belgrad (131 m.ü.M.). Auf dieser letzten Route erlebten wir öfters als vorher wilde Hunde, sehr viele Häuser waren äusserlich in teilweise recht schlechtem Zustand und erstmals waren die Ortsschilder nur noch in kyrillischer Schrift angeschrieben. Am späten Nachmittag erreichten wir dann zunächst die Donau, dann der Zusammenfluss der Sava mit der Donau. Nach kurzer Suche fanden wir dann einen überaus tolle Pension (Zigzag) direkt bei der Altstadt. Unsere Bike-Tour ist nun zu Ende. Nun freuen wir uns noch auf einen freien Tag morgen um Belgrad zu besichtigen.
30.04.2015 Erlebnisse und Eindrücke von eineinhalb Tagen BelgradTja wo soll ich anfangen.. Also meine Erwartungen an Belgrad waren gering, vielleicht eher mit "gespannt, ob mich doch etwas überraschen wird" zu beschreiben. Die Sehenswürdigkeiten waren denn auch eher spärlich, auch wenn wir oft zu Fuss unterwegs waren oder mit dem Touristen-Bus eine Stunde lang die Highlights der Stadt erklärt erhielten. Eher einzigartig ist in Belgrad sicher, dass hier zwei so grosse Flüsse wie die Donau und die Sava zusammenfliessen. Bereits bei der Fahrt hinein nach Belgrad staunten wir, wie viele Boots-Restaurants entlang der Flüsse angelegt hatten. Anscheinend muss hier im Sommer mächtig was los sein. Was mich in diesen bloss eineinhalb Tagen aber zu einem Fan von Belgrad machte, möchte ich unter "Lifestyle" zusammenfassen. Zunächst waren wir schon mal begeistert von unserer Pension "Zigzag", welche einfach einzigartig schön eingerichtet war und an den Wänden Empfehlungen von Restaurants, Cafés, Sehenswürdigkeiten oder auch das Wifi Passwort mit Kreide aufgeschreiben waren. Wir stellten dann aber fest, dass jedes Restaurant oder Café, welches wir betraten, extrem liebevoll & kreativ eingerichtet war. Nichts standardmässiges wie viele Restaurants sonst aussehen, sondern mit vielen Details und vielen kleinen Gegenständen, schöner Wandmalereien, speziellen Lampen (z.B. Laternen, Eimer), antiken Tischen / Möbeln... Das Café vis à vis von uns hatte z.B. Tische rausgestuhlt, wo auf 2 - 3 Tischen eine Nähmaschine drauf war oder das Getränke- und Snackangebot war auf einer alten Schallplatte aufgeschrieben. Auch musikbegeisterte kommen in Belgrad auf ihre Kosten. Vielleicht hatten wir einfach Glück oder es lag daran dass am 01. + 02.Mai in Serbien Feiertag ist, jedenfalls erlebten wir in einer der zwei schönen Fussgängerzonen überall Musiker in den Restaurants, welche die Gäste mit ihrer Musik begeistern wollten. Auch in unserem Restaurant kam plötzlich eine Gruppe aus 5 Personen in den Esssahl. Mit einem Kontrabass, einer Geige, Gitarre, Handörgeli und Gesang (der einzigen Frau) wurden uns einige wirklich schöne Volkslieder präsentiert, ohne danach aufdringlich Geld zu verlangen. Ob das hier wohl jedes Wochenende so ist? Auch die andere, grössere Fussgängerzone der Altstadt mit vielen Läden, vielen kleinen (auch Glace-) Ständen hat uns sehr gut gefallen. Von der Festung aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Mündung Donau / Sava und wer an alten Kriegswaffen interessiert ist kommt auch hier voll auf seine Kosten. Hier kamen wir auch mit einer älteren Frau ins Gespräch, die wie auch viele andere Wladimir Putin T-Shirts im Angebot hatte. Auf Joel's Frage, warum sie diese verkaufe, geriet die Frau ins Schwärmen: "Putin ist cold, strong, thinking, not bla, bla bla. Serbian people love him, i love him..." Generell empfanden wir die Menschen hier als sehr aufgeschlossen und freundlich. Ich würde Belgrad sofort wieder besuchen und einfach in der Altstadt oder den Flüssen spazieren, die Cafés und Restaurants besuchen und einfach etwas "sein", einfach weil es so gemütlich ist.
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