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Wieso Italien?Eine Radreise durch Italien klingt auf Anhieb nicht besonders spektakulär. Radfahren in Italien hört sich genauso abgedroschen und einfallslos an wie Skifahren am Arlberg oder Trainingslager auf Mallorca … jeder kennt es oder kann sich auf Anhieb darunter etwas vorstellen …
Und Italien alleine? Viele assoziieren zu allererst Pizza, Pasta und endlose Adria-Strände. Andere träumen von romantischen Weinhügeln in der Toskana oder von kulturellen Hochgenüssen in Florenz, Rom oder Venedig. Eines haben diese Assoziationen meistens gemeinsam – sie alle kreisen um die zentralen Tourismus-Magneten eines Landes, das bei uns in Österreich nicht selten als komplett erschlossen und allseits bekannt wahrgenommen wird – wesentlich stärker als alle anderen Reiseländer in Europa.
Wieso also ausgerechnet durch Italien radeln? Ein Grund für diese Entscheidung war sicher, dass wir die letzten Jahre im Zuge unserer Rad- und Triathlonbewerbe immer sehr positive Aufenthalte und Events in Bella Italia hatten – sei es beim XTERRA Abruzzo in Scanno, bei der Rally di Romagna rund um Riolo Terme oder beim XTERRA NordEst in Tarzo/Revine Lago … alles Gegenden, in die wir ohne diese sportlichen Anlässe wahrscheinlich nie gefahren wären und nach deren Kennenlernen sich unser Wunsch jedesmal verstärkte, Land und Leute abseits von Wettkampf-Fieber und auch länger als nur für ein paar Tage zu begegnen.
Die PlanungNach ersten Überlegungen, Recherchen und Lektüre einiger Artikel und Reiseberichte war es bald klar: es zieht uns nach Umbrien – ins Innerste … die einzige Region Italiens ohne Grenze ans Meer oder ein benachbartes Ausland.
Unberührte Landschaften und eine kulturell ebenso mystische wie imposante Vergangenheit klangen für uns verlockend genug, unsere Reise bewusst in eine Gegend zu konzentrieren, die mit wenigen Ausnahmen (Asissi, Perugia, Spoleto) weit abseits touristischer Aufmerksamkeit steht.
„Umbrien und die Marken sind nicht so berühmt wie die Toskana, doch von noch größerem Zauber. Sie haben die Patina, die alle Welt in Italien sucht … Man blieb, schnell unterworfen und bald wieder vergessen, immer man selbst.“Dirk Schümer, Das ideale Italien.
Nachdem wir uns bei Freytag und Berndt mit dem kompletten Kartenmaterial von Toskana/Emilia Romagna bis Latium/Abruzzo eingedeckt hatten (Touring Editore – 1:200.000) waren die Hauptziele schnell ausgemacht: Monti Sibillini und Gran Sasso erschienen bereits beim Blick auf die Straßenführung als Radparadiese oberster Kategorie. Die weitere Routenplanung war dann nur noch die Folge logischer Überlegungen hinsichtlich einer realistischen Gesamtlänge und unseres Wunsches nach demselben Start- und Zielort, um einen zusätzlichen Reisetag/Transfer mit Zug oder Bus zu vermeiden.
Die Tage davorAm spannendsten waren dann eigentlich die letzten Tage vor unserer Reise. Nachdem die Wetterprognose eher trist aussah und gleichzeitig ein Altweibersommer über der Ostsee (unser Alternativziel, da in komplett entgegengesetzte Richtung) vorhergesagt wurde, waren wir noch 2 Tag vor Urlaubsbeginn auf eine gemütliche Flachlandrunde in Deutschland, Dänemark und Schweden eingestellt.
Erst der Abend vor unserer Abreise brachte die Wende mit der Idee die Runde in Italien umzudrehen und damit die eigentlichen Highlights in den höheren Bergen nach hinten zu verschieben, um dort die Chancen auf perfektes Herbstwetter zu wahren. Wie glücklich diese Entscheidung war, zeigte sich dann 8 Tage später bei Eintritt in die Region Gran Sasso/Abruzzo. Einzige Kehrtseite der Medaille: die anstrengendsten Etappen gab es nicht zu Beginn unserer Rundfahrt sondern am Ende, als jede Steigung bereits doppelt schmerzte.
Eine klare EmpfehlungInsgesamt lernten wir Bergdörfer und Hochebenen kennen, die eindrucksvoll und unerwartet intensiv ihre Schönheit und Einzigartigkeit zur Schau stellten.
Klar gilt auch hier wie wahrscheinlich überall: alles steht und fällt mit dem nötigen Wetterglück – wenn dieses vorhanden ist, versprechen wir jedem Rad-Fan in den Regionen Gran Sasso und Monti Sibillini Glücksgefühle alleroberster Kategorie – egal ob mit Rennrad oder Mountainbike.
Wer nicht gerade im August unterwegs ist (was auf Grund der hohen Temperaturen ohnedies nicht besonders ratsam ist), findet hier immer wieder absolute Einsamkeit. So waren wir stellenweise gefühlt eine Ewigkeit ohne motorisierte Begegnung unterwegs, wobei wir nur relativ selten auf ruppigen Schotterpisten landeten. Meistens surrten unsere Reifen über feinsten Asphalt.
Kontraste
Natürlich haben wir auf unserer Rundreise auch genau das Gegenteil erlebt – v.a. um die größeren Städte wie Orvieto, Viterbo, Terni, Rieti oder L’Aquila: viel Verkehr, triste Landschaften … Kilometer, die einfach nur dazu dienen, von einer Region in die andere zu wechseln – wahrscheinlich der größte Nachteil, wenn man eine Rundreise anstelle einer Über-/Durchquerung plant.
Oft sind es aber genau diese Kontraste, die es auf einer längeren Reise braucht, um die immer wieder auftretenden Highlights in einer noch stärkeren Intensität wahrzunehmen: Regen – Sonne … dichter Verkehr – die totale Einsamkeit … eisige Kälte (in den Zeltnächten weit über 1.000m) – extreme Hitze (auf den Steilrampen der tieferen Regionen) … endlose Serpentinen in alpinen Regionen – schnurgerades Flachland am Meer/um die großen Seen … dichte Industriegebiete – malerische Bergdörfer … geschichtsträchtige Kulturdenkmäler – naturnahe Harmonie … fette Autobahnnetze – jahrhundertealte gepflasterte Wege … karge Hochebenen mit vereinzelten Blüten als Farbtupfer – üppigste Vegetation in den Tälern …
Alle Etappen im Detail haben wir mit ca. 450 Fotos auf
www.love2.bike ausführlich beschrieben.