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#870070 - 09.10.12 17:51
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Nach der Königsetappe über die Maira-Stura-Kammstraße vom Vortag mit über 2000 Höhenmetern sind am nächsten Morgen die Beine noch etwas schwer. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass der heutige Tag "nur" eine Überführungsetappe ist, nicht allzuviele Kilometer und kaum Höhenmeter. Um unserem Ziel, der Ligurischen Grenzkammstraße, näher zu kommen folgen wir dem Stura-Tal auf verkehrsarmen Sträßchen südlich der Stura Richtung Borgo San Dalamazzo. Diese Alternative zur Hauptstraße ist gut ausgeschildert, ruhig und sehr schön zu befahren. Im netten Städtchen Borgo San Dalamazzo biegt die Straße Richtung Tenda-Pass ab. Bis hinter Limone Piemonte gibt es keine Alternative zur stark frequentierten Passstraße, auch wird die Nordseite des Tenda-Passes (im Gegensatz zur spektakulären Südseite mit den berühmten 48 Kehren) als wenig einladend beschrieben. Deshalb bummeln wir von Borgo San Dalmazzo durch die Dörfer weiter nach Osten bis wir in Chiusa di Pesio das Valle Pesio erreichen. Durch dieses führt die in der Mittagshitze kaum befahrene Straße (da Sackgasse für Autoverkehr) zunächst leicht ansteigend bergauf. Im letzten Dorf kaufen wir noch ein paar Vorräte, da wir frühestens am Abend des Folgetages wieder einkaufen können. Mangels Campingmöglichkeit im Parco naturale della Alte Valle Pesio beschließen wir noch bis zum Ende des Teersträßchens bergauf zu kurbeln, dort wird sich hoffentlich schon eine Übernachtungsmöglichkeit auftun. Hinter dem Kloster ist das schmale Sträßchen mit etlichen Picknickplätzen gesäumt und viel Wandervolk ist unterwegs. Auch der ein oder andere Rennradler kämpft sich die steilen letzten Meter des Teersträßchens bergauf. Hinter dem großen Parkplatz befindet sich das Rifugio Pian delle Gorre, wo wir für 80 EUR ein kleines Zimmer mit Halbpension bekommen. Auf der schönen Wiese unter steilen bewaldeten Berghängen vertrödeln wir den Nachmittag. Am späten Nachmittag verschwindet die Sonne und auch der Parkplatz leert sich zusehends. Beim leckeren Abendessen stellen wir fest, dass wir die einzigen Übernachtungsgäste sind, nur noch zwei andere Tische sind durch Tagesgäste belegt. Ich fotografiere wie üblich die Karten mit der Route für den nächsten Tag ab. Der Vollmond scheint in unser Zimmer, hoffentlich hält morgen das Wetter, die Prognose (per iPod im häuslichen WiFi abgerufen) kündigt im Tagesverlauf Regen an. Ein Gewitter am Ligurischen Grenzkamm steht nicht sehr weit oben auf unserer Hitliste. Also gehen wir früh ins Bett um am nächsten Morgen früh auf den Beinen zu sein. Schließlich stehen wiederum ca. 1500 Höhenmeter über den Passo del Duca und den Colla Piana zur Ligurischen Grenzkammstraße und zum Rifugio Barbera auf dem Programm.
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#871128 - 12.10.12 11:55
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Hey, hey. Vielen Dank für den super ausführlichen Bericht und die vielen tollen wie anschaulichen Fotos. Es ist schön zu sehen, welche spektakulären Reiseziele es vor unserer hHustür, quasi jenseits der überfüllten und immergleich seichten Pauschal-Touristen-Zentren noch gibt.
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#871191 - 12.10.12 14:58
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Am nächsten Morgen genießen wir es mal zur Abwechslung nicht das Zelt einpacken zu müssen sondern einfach einen Stock tiefer zum Frühstück hinunter zu gehen. Naja, das was man in Italien eben so unter Frühstück versteht: Zwieback mit Butter und Marmelade. Für uns als Nicht-Kaffee-Trinker gibt es wenigstens einen großen Pott Tee. Zum Glück haben wir am Vortag noch Bananen, Brötchen und Schokopudding gekauft und können so das Frühstück noch etwas aufpeppen. Die paar Joule vom Zwieback wären ansonsten bereits nach wenigen Kurbelumdrehungen bereits verpufft. Ein paar Schleierwolken deuten schon den angekündigten Wetterwechsel an. Also machen wir uns auf den Weg. Gerade als wir aus dem Rifugio Pian delle Gorre treten fliegt ein Helikopter mit Fahrrad an Bord den Berg nach oben. Leider wollte er uns nicht mitnehmen, müssen wir eben selber strampeln. Direkt hinter der Hütte führt der Forstweg steil nach oben in den Wald. An ein paar Wasserfällen vorbei führt ein schmaler Wanderweg, der uns an die Steigen der heimischen schwäbischen Alb erinnert. An einer Schäferhütte füllen wir unsere Trinkflaschen nochmals auf, im Karstgebiet das wir heute durchqueren werden wir keine weitere Wasserstelle finden. Über geschickt ausholende Kehren gewinnen wir auf einer bis auf wenige Stellen fahrbaren Alpinitrasse in einem schmalen Hochtal an Höhe. Der Blick nach Norden auf die Po-Ebene und den dahinter aufragenden Alpenbogen sind beeindruckend. Auf dem Kamm sehen wir auch das Fahrrad wieder, das heute früh noch am Helikopter baumelte. Zusammen mit einem Zelt, einem kleinen Bagger und einigen Gerätschaften arbeiten 3 Männer an der Weganlage zum Passo del Duca. Die letzten Hundert Höhenmeter müssen wir das Gepäck abnehmen und zum schmalen Durchgang des Passes tragen und die Räder nachholen. Auf der anderen Seite des Passo del Duca führt der schmale Steig etliche Höhenmeter hinunter auf den Boden einer Karstebene. An einer weiteren Schäferhütte vorbei führt ein aus napoleonischen Zeiten stammender Militärweg ca. 400 Höhenmeter bergauf. Dabei schlängelt sich der Weg durch die unübersichtlichen Karsthänge. An mehreren Stellen müssen wir absteigen und die Räder schieben, an einer unübersichtlichen Stelle folge ich den falschen Wegspuren, bemerke meinen Irrtum erst spät und muss kostbar erkämpfte Höhenmeter wieder zurück. Im oberen Teil wird die Piste dann leichter und die (verschlossene) Hütte Capanna Morganitini wird sichtbar (kein Wasser!). An der Passhöhe des Colle Piana angekommen überqueren wir die Grenze von Italien nach Frankreich. Eine steile Jeepspur führt hinunter zum steinigen Band der ligurischen Grenzkammstraße, die vom Tenda-Pass und dem Fort Centrale herüberführt. Erst hier treffen wir wieder auf andere Menschen. Zum Glück hält das Wetter, auch wenn die Bewölkung nun doch stark zunimmt. Auf der Grenzkamstraße müssen wir noch ein paar Meter bergauf, entgegen der Beschreibung von Achim Zahn sehen wir weder Mottorräder mit aufgeschlitzen Ölwannen noch Lenker normaler PKWs, die weder vor noch zurück können. Allerdings erfordert der Belag aus gerippten Karstfelsen und großen Felsbrocken konzentriertes Fahren, bergab sind wir nur unwesentlich schneller als bergauf. Von der Punta Margeis kommen einige Wanderer, die wir später an der Rifugio Don Barbera wiedertreffen. Die 2006 eröffnete moderne Hütte bietet eine schöne Unterkunft knapp unterhalb des Colle dei Signori. Die Hütte ist fest in der Hand von italienischen und deutschen GTA-Wanderern. Auf Grund der Schönwetterperiode herrscht akuter Wassermangel, dann gibt es eben statt einer Dusche eine Ganzkörperwaschung, da reicht auch 1 Liter Wasser dafür. Wir lesen draußen vor der Hütte in den letzten Sonnenstrahlen, die von den aufziehenden Regenwolken noch durchgelassen werden. Als wir unser letztes Buch in der Mitte durchschneiden, kommen wir mit einem deutschen Wanderer-Paar ins Gespräch, die statt Bücher zwei Amazon Kindles dabei haben und begeistert davon erzählen. Die Dinger sind in der Tat wesentlich leichter als unser "Schinken" und enthalten mehrere Titel, so dass genug Lesestoff für eine ganze Urlaubsreise an Bord ist. Akkulaufzeit ist offenbar kein Thema, da nur beim "Umblättern" Energie verbraucht wird. Mal schauen, bis Weihnachten ist es ja nicht mehr lang… Das leckere Abendessen wird tischweise serviert und man unterhält sich nett untereinander, eine sehr angenehme Atmosphäre. Im Matrazenlager lässt sich trotz schnarchender Zimmerkollegen und einsetzendem Regen gut schlafen, Ohropax sei Dank!
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#871221 - 12.10.12 16:07
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Hey, auch ich finde eure Tour, den Bericht und die Fotos total großartig. Ich bin zwar nicht ganz so off road ausgelegt wie ihr, aber diese Tour werde ich noch vielfach studieren, um daraus so einige Anregungen für mich zu gewinnen. Ganz großes Kino und herzlichen Glückwunsch zu eurem Abenteuer! Und vor allem: Vielen Dank für die Infos und die Beschreibung hier im Forum. Lobenswert und beneidenswert
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#871259 - 12.10.12 18:58
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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WOW!!!
Schließe mich dem allgemeinen Lob mit Begeisterung an!
Tolle Tour und und tolle bilder und vor allem bewundere ich die geleistete Vorarbeit zum finden der Strecke. Bin selber für Vorarbeit meist zu träge und entscheide unterwegs wo es lang geht. Was mich leider alzu oft auf Asphalt zwingt. Ich nehm das mal als Anregung mehr Arbeit in die Vorplanung zu stecken, eure gefahrenen Strecken sehen überwiegend traumhaft aus.
Gruß Jörg
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#871297 - 12.10.12 21:06
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Hi ihr beiden Reutlinger,
supertoller Bericht, chapeau!!! Hab euch auf der Tour am Camping le Planet bei Arvieux getroffen. War mit Reiserad und etwas mehr Gepäck unterwegs. Eure Tour ist einfach bombastisch und macht mir zusammen mit meinem Trip auf den Schotterwegen zum Col du Parpaillon immer mehr Lust auf Schotterpisten. Vom Camping le Planet aus war ich noch zu Fuss am Col du Neal und am Col des Ayes, super schön, mit meinem Rad hätte ich da allerdings nicht fahren können.
Viele Grüße Caro
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#871510 - 13.10.12 19:25
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: vivelevelo]
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Hallo Caro!
Ja wir erinnern uns gerne, der Camping le Planet war sicherlich der schönste Camping auf unserer Tour. Wir hoffen, du hattest noch einen schönen Trip und gutes Wetter auf dem Weg von Aix-en-Provence zurück nach Hause. Den Col d'Izoard hast du ja bei Traumwetter überquert.
Der Col de Parpaillon steht auch noch weit oben auf unserer Wunschliste, aber das MTB-Verbot im französischen Mercantour-Nationalpark hat uns bewogen eine andere Route zu wählen. Es wäre dann nur über den Col de la Bonnette weiter gegangen, den haben wir aber schonmal überquert. Außerdem war das Ziel ja möglichst viel Schotterpisten zu befahren. Die Maira-Stura-Kammstraße war ein absoluter Höhepunkt unserer Tour, der Piemont hat uns insgesamt sehr gut gefallen. Aber es gibt so viele schöne Ecken...
Gruß LUTZ
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#871521 - 13.10.12 19:34
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: kettenraucher]
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Hallo zusammen! Ich bin zwar nicht ganz so off road ausgelegt wie ihr, aber diese Tour werde ich noch vielfach studieren, um daraus so einige Anregungen für mich zu gewinnen. Die Offroad-Geschichten haben sich so über die Jahre ergeben. Beruflich bedingt sind wir oft in der Hauptsaison unterwegs und dann suchen wir gerne Strecken abseits der ausgetretenen Pfade. Bin selber für Vorarbeit meist zu träge und entscheide unterwegs wo es lang geht. Was mich leider alzu oft auf Asphalt zwingt. Ich nehm das mal als Anregung mehr Arbeit in die Vorplanung zu stecken, eure gefahrenen Strecken sehen überwiegend traumhaft aus. Im allerersten Posting des Berichts habe ich ein paar meiner Informationsquellen genannt, außerdem bin ich bekennender Reisebericht-Verschlinger und Karten-Auswendiglerner... ;-) Gruß LUTZ
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Geändert von lutz_ (13.10.12 19:37) |
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#872708 - 17.10.12 15:27
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Am nächsten Morgen werden wir vom Regen geweckt. Ein ungewohntes Geräusch, das hatten wir zuletzt in Abondance unweit des Genfer Sees. Zunächst gibt es allerdings italienisches Frühstück, Zwieback mit Marmelade, naja, wer's mag… Glücklicherweise hört der Regen aus den tiefhängenden Wolken zunächst auf, so dass wir uns auf die Weiterfahrt auf der Ligurischen Grenzkammstraße Richtung Passo di Tanarello machen können. Während die Wanderer den direkten Weg über den Grat wählen folgen wir der Piste, die mal mehr näher mal weiter vom Grat entfernt entlang am Hang über Wiesen oder durch den Wald führt. Hier oben treffen wir bei diesem Wetter nur wenige Personen, einige Schäfer kümmern sich um ihre Herden, von den erwarteten Heerscharen in Geländewagen oder auf Enduros ist nichts zu sehen. Immer wieder gibt es einen Regenschauer, wir sind ständig damit beschäftigt die Regenklamotten an und wieder auszuziehen. Als der Monte Saccarello mit dem kleinen Skigebiet ins Blickfeld kommt biegen wir rechts ab und folgen den Serpentinen hinauf zum Passo di Tanarello. Hier oben wird der Regen wieder stärker und wir hören wir dumpfes Donnergrollen. Über Gewitter am ligurischen Grenzkamm haben wir die tollsten Geschichten gelesen, also schauen wir, dass wir weiter kommen. Die Piste führt zunächst steiler bergab Richtung Colle d'Ardente um dann wenig spektakulär im Wald weiter zu verlaufen. Nur hier und da tun sich schöne Blicke auf. Den Abschnitt Richtung Monte Grai und die Trailumfahrung des Monte Tarragio müssen wir wetterbedingt sausen lassen und sausen stattdessen auf Forstautobahnen hinunter Richtung La Brigue. Dort angekommen wird es deutlich wärmer und zunächst auch trockener. Auf ruhiger Straße kommen wir ins kleine Örtchen La Brigue. Hier gibt es eine gemütliche Mittagsrast, bevor wir uns weiter Richtung Tende aufmachen. Dort treffen wir auf die Tende-Passstraße, die - wie erwartet - stark befahren ist. Zwischen Tende und Breil sur Roya liegen zwei Tunnel. Der erste lässt sich auf der alten Straße mit schönem Blick hinauf nach Saorge umfahren, für den zweiten warten wir eine Lücke im Verkehr ab und bringen den Tunnel möglichst schnell hinter uns. Entlang der tief eingeschnittenen Roya erreichen wir Breil sur Roya und mieten uns dort auf dem Camping Municipal direkt am Flussufer ein. Wir bummeln noch gemütlich durch das etwas heruntergekommen wirkende Örtchen. Außer dem Tourismus in Form von Rafting-Anbietern und der Vermarktung des nahegelegenen Mercantour-Nationalparks scheint es hier nicht allzuviel zu geben. Genausowenig gibt es für uns eine Gaskartusche zu kaufen. Unsere fast leer gekochte Gaskartusche pfeift aus dem letzten Loch, schafft es aber gerade noch uns eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Das war's dann mit Kochen, zwei Tage vor Abflug kaufen wir keine neue Kartusche mehr, die wir dann ggf. mühsam "leerkochen" müssten. Wir fallen bald ins Bett und wenig später in einen tiefen Schlaf… … aus dem wir mitten in der Nacht plötzlich aufschrecken, weil sich jemand an unserem Zelt zu schaffen macht. Ein Blick nach draußen zeigt, dass eine Radtasche, die zwischen Innen- und Außenzelt verstaut war einige Meter vom Zelt entfernt liegt. Wer macht denn sowas? Ich hole die Tasche wieder zurück und stecke sie wieder zwischen Innen- und Außenzelt. Wenig später - wir liegen mit offenen Ohren im Zelt - wieder ein Geräusch und ein Rucken an der Tasche. Im hellen Schein der Taschenlampe ist niemand zu sehen, die Tasche aber nicht mehr an ihrem Platz. Gibt's doch gar nicht! Wir begestigen die Trageriemen der Ortliebtaschen an der Zeltstange, so dass niemand die Taschen wegstibizen kann, ohne dass das Zelt gleich mitwackelt. An Schlaf ist nicht mehr so richtig zu denken, sehr seltsame Situation. Irgendwann schlafen wir dann aber doch ein. Wieder ein Geräusch, aber es ist niemand zu sehen. Statt dessen stellen wir fest, dass einer unserer Radschuhe fehlt. Weg, einfach weg, nirgends zu sehen. Ich beschließe mich etwas umzusehen und mache mich mit mulmigem Gefühl Richtung Sanitärblock. Alles ist ruhig. Ich leuchte mit der Taschenlampe unter die unseren Zeltplatz umgebenden Hecken, kein Radschuh zu sehen. Was nun? Es ist finstere Nacht, wir sind müde und wollen doch nur in Ruhe schlafen. Einige Zeit später wieder ein Geräusch und einer unserer Crocs liegt einige Meter entfernt vom Zelt. Verdammt, wer klaut hier unsere Schuhe? Wir binden die Radschuhe an der Zeltstange fest, befestigen die Crocs auf den Gepäckträgern der Räder, checken das Fahrradschloss, mit dem die Räder an einem Baum befestigt sind, der Radschuh hingegen bleibt verschwunden. Die Nachtruhe jedenfalls ist dahin, einerseits erschöpft vor Müdigkeit andererseits aufmerksam nach draußen lauschend verbringen wir noch wenige Stunden in unruhigem Schlaf, immer um unsere Ausrüstung besorgt.
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Geändert von lutz_ (17.10.12 15:30) |
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#872901 - 18.10.12 12:04
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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… aus dem wir mitten in der Nacht plötzlich aufschrecken, weil sich jemand an unserem Zelt zu schaffen macht. Ein Blick nach draußen zeigt, dass eine Radtasche, die zwischen Innen- und Außenzelt verstaut war einige Meter vom Zelt entfernt liegt. Wer macht denn sowas? Ich hole die Tasche wieder zurück und stecke sie wieder zwischen Innen- und Außenzelt. Wenig später - wir liegen mit offenen Ohren im Zelt - wieder ein Geräusch und ein Rucken an der Tasche. Im hellen Schein der Taschenlampe ist niemand zu sehen, die Tasche aber nicht mehr an ihrem Platz. Gibt's doch gar nicht! Wir begestigen die Trageriemen der Ortliebtaschen an der Zeltstange, so dass niemand die Taschen wegstibizen kann, ohne dass das Zelt gleich mitwackelt. An Schlaf ist nicht mehr so richtig zu denken, sehr seltsame Situation. Irgendwann schlafen wir dann aber doch ein. Wieder ein Geräusch, aber es ist niemand zu sehen. Statt dessen stellen wir fest, dass einer unserer Radschuhe fehlt. Weg, einfach weg, nirgends zu sehen. Ich beschließe mich etwas umzusehen und mache mich mit mulmigem Gefühl Richtung Sanitärblock. Alles ist ruhig. Ich leuchte mit der Taschenlampe unter die unseren Zeltplatz umgebenden Hecken, kein Radschuh zu sehen. Was nun? Es ist finstere Nacht, wir sind müde und wollen doch nur in Ruhe schlafen. Einige Zeit später wieder ein Geräusch und einer unserer Crocs liegt einige Meter entfernt vom Zelt. Verdammt, wer klaut hier unsere Schuhe? Wir binden die Radschuhe an der Zeltstange fest, befestigen die Crocs auf den Gepäckträgern der Räder, checken das Fahrradschloss, mit dem die Räder an einem Baum befestigt sind, der Radschuh hingegen bleibt verschwunden. Sieh mal einer an, überall diese Tierchen... - ich zitiere aus meinem letztjährigen Pyrenäenbericht: Zeltübernachtungen bergen aber auch Gefahren, die man nicht alle vorausahnen kann. Die wohl kurioseste Geschichte meiner Radreisekarriere insgesamt ereignete sich beim Wildcampen auf der Passhöhe des Coll de Fadeilla (Tremp – Coll de Nargó). Bereits hier im Forum breit getreten, erdreistete sich ein katalanisches Tier – allen fundierten Hinweisen zufolge namentlich ein Fuchs – Dreiviertel meines Schuhwerkes unter der Apsis des Zeltes zu rauben. entsetzt böse Wahrscheinlich verhinderte nur mein nächtlicher Harndrang Schlimmeres. Im Morgenlicht konnte ich meinen zweiten Radschuh in gewisser Entfernung zum Zelt glücklicherweise wiederfinden – die Sandalen blieben indes verschollen. Nach fuchswissenschaftlichen Erkenntnissen liebt dieser Leder- und Schweißgeruch – der Radschuh war aber ohne Leder und hatte wohl nicht ausreichend gemüffelt, schmunzel sodass Meister Reinecke ihn fallen ließ. Den Diebstahl hatte ich zudem unter dem Titel Schuhe weg - was nun?im Forum besprochen. In diesem Jahr habe ich übrigens wieder einen nächtlichen Fuchs-Überfall erlebt: Versuchter Radtaschenklau oder versuchter Radtascheninhaltsklau. Den Dieb habe ich leibhaftig auf frischer Tat ertappt und ließ sich mangels Unrechtsbewusstsein nur mit Mühe vertreiben. In diesem Fall konnte ich Schlimmeres verhindern, weil ich Einschlafprobleme hatte.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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Off-topic
#872908 - 18.10.12 12:18
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: veloträumer]
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Ein Zeltnachbar hatt einen Schweren Fall von Restmüllvandalismus. Man sollte die Füchse doch mal auf gesetze und Vorschriften trimmen Schalu sollen sie ja sein, aber ob das mit dem lesen der texte klappt? D zweifel ich dann doch etwas Detlef
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Cycling is an addiction, it can drive you quite insane. It can rule your life as truly as strong whiskey and cocaine. | |
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#872926 - 18.10.12 13:45
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Verdammt, wer klaut hier unsere Schuhe? Ha, vor dieser Frage standen vor knapp zwei Wochen in der Toskana auch einige l´Eroica-Teilnehmer: Die vor den Zelten bzw. WoMos abgestellten Schuhe waren verschwunden, und nicht alle fanden sich wieder... Wir waren zum Glück verschont geblieben. Der Verdacht fiel auf schlichte Katzen, aber Füchse erzählen sich natürlich deutlich besser! Ansonsten: Sehr, sehr schöner Bericht einer offenbar sehr schönen Reise. Inspirierend!
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#872927 - 18.10.12 14:01
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: Sagan]
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Der Verdacht fiel auf schlichte Katzen, aber Füchse erzählen sich natürlich deutlich besser! Katzen haben dafür zu kleine Mäuler. Sie können wohl mal einen Schuh wegziehen (Clocks!, Radschuhe!), aber nicht über längerere Distanzen tragen. Hund oder Dachs muss man aber auch immer noch als Übeltäter miteinbeziehen.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#873284 - 19.10.12 16:46
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Hallo Lutz,
ja zum Camping le Planet wollte ich genau deshalb nach der Reise vor 8 Jahren unbedingt nochmal hin, und meine Begeisterung hat sogar die Erinnerung getoppt. Sonst erkunde ich eigentlich immer gern "Neuland", und habe auf meinen Radtouren letztes und dieses Jahr ein paar Campings gefunden, die auch sehr sehr schön sind (kleiner Camping a la ferme in der Haarnadelkurve einige Kilometer vor dem Col d Ayen über den Steilabbrüchen des Verdon; Camping Val de Tamie; Camping du Villard,Thorame-Basse), am Eindruckvollsten ist es natürlich immer noch, bei schönem Wetter wild in den Bergen an einem schönen Platz zu zelten!
Jaja, das "Traumwetter" wurd ja immer traumhafter, da hab ich mich manchmal ganz schön gefreut, wenn ich wieder unterhalb der Baumgrenze Schatten gefunden hab.
Die Reise war noch toll, hab noch viele lustige Leute getroffen und bin am Sonntag, 19. August noch in den Trail du Galibier geraten. Da schnauft ma morgens den Pass von der "falschen" Seite hoch und wundert sich, dass einen oben das Militär mit nem Erfrischungsstand empfängt bis man merkt, was da eigentlich los ist.
Der Col du Parpaillon ist landschaftlich wunderbar, da habt ihr auf eurer Tour aber bestimmt noch tollere Strecken gehabt (die Fotos sind ja so spitze, da möchte man einfach gleich losfahren, mal schaun vielleicht wirds ja nächsten Sommer Realität). Andererseits ist der Parpaillon mit seinem schwarzen, vereisten und Pfützen übersäten über 500 Meter langen Felstunnel schon irgenwie besonders. Ich bin mehrmals durchgelaufen, der Effekt aus der Schwärze heraus in den sonnenbestrahlten bombastischen Ausblick zu treten - auf der Nordseite mit Blick auf das vergletscherte Pelvoux-Massiv hat mich einfach geflasht. Zusätzlich braucht man eine Prise Humor, es kommen gegen mittag dann doch viele All- und Motorrädler, da gibt es dann schon lustige "Gipfelfotos" zu beobachten. Am besten fand ich eine Familie mit halbwüchsigen Kindern, die vor dem Tunneleingang die Mountainbikes vom Jeep geladen haben, und dann die Kinder ausgiebig gefilmt haben, wie sie aus dem Tunnel geradelt kommen, na jedem seine Trophäe.
Gruß Caro
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#873524 - 20.10.12 16:46
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: veloträumer]
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Auf einer meiner Touren im Massif Central ging auch mal ein Radschuh meines Mitradlers, höchstwahrscheinlich durch Fuchsraub, verloren. Das war eine ungute Situation mit reinen Klickpedalen und nur Sandalen als Ergänzung im Gepäck.
Vorbeugung ist schwierig, da man die Schuhe ja nicht unbedingt im Zelt haben möchte und Anbinden auch nicht ideal ist, da man ja in der Nacht mal so schnell reinschlüpfen möchte zum schnell austreten.
Gruss Markus
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Off-topic
#873530 - 20.10.12 17:10
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: mstuedel]
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Meine Schuhe kommen möglichst immer mit ins Zelt eben wegen dem Fuchs. Aber auch wegen Nacktschnecken die kriechen überall rein und den Schleim kriegst du kaum noch ab. Wenn ich ohne Zelt schlafe (was mit zunehmender Häufigkeit vorkommt) werden Schuhe in eine Radtasche oder in einem Müllsack gestopft oder zumindest angebunden. Ein Fuchs hat mal versucht mir eine Radtasche zu klauen, aber als ich ihn verfolgt hab hat er sie wieder hergegeben... In der Nacht hat er sich dann gerächt und mir Sattel und Lenkerband zerbissen. Immerhin hat er sich vorher noch als Fotomodel zur Verfügung gestellt. Besuch vom Fuchs
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#873533 - 20.10.12 17:18
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Beiträge: 1.813
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Bin selber für Vorarbeit meist zu träge und entscheide unterwegs wo es lang geht. Was mich leider alzu oft auf Asphalt zwingt. Ich nehm das mal als Anregung mehr Arbeit in die Vorplanung zu stecken, eure gefahrenen Strecken sehen überwiegend traumhaft aus. Im allerersten Posting des Berichts habe ich ein paar meiner Informationsquellen genannt, außerdem bin ich bekennender Reisebericht-Verschlinger und Karten-Auswendiglerner... ;-) habs gelesen danke für die Infos. Touren stehen im Moment bei mir leider nicht an. Auf jeden Fall macht dein Bericht und die klasse Fotos richtig Lust auf eine Alpentour. Gruß Jörg
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Geändert von :-) (20.10.12 17:18) |
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#873543 - 20.10.12 17:55
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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11-34
Nicht registriert
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Schließe mich an, super Tour und super Bildmaterial. Einige Berge kennen wir vom Bergsteigen wo ihr dran vorbei gefahren seid. Allerdings sollte man eines klar sagen, die Tour wäre nichts für Anfänger. Und ohne das richtige Fahrrad würde ich sie auch nicht fahren. Somit nichts für Stahlrahmen ohne Federung ala Patria, Velotraum und Co.
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Off-topic
#873637 - 21.10.12 10:17
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: :-)]
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Mitglied
abwesend
Beiträge: 489
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Schönes Portrait eines Fuchses!
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Off-topic
#873943 - 22.10.12 11:02
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: :-)]
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Mitglied
abwesend
Beiträge: 1.882
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Grandios! Vielleicht sind die skandinavischen Füchse noch eine Spur aufdringlicher als die mitteleuropäischen (oder ausgehungert?).
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Off-topic
#873996 - 22.10.12 12:53
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: mstuedel]
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grüner fleck
Nicht registriert
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Der kleine Fuchs war hungrig. Leider hat er wohl nichts bekommen und wurde verjagt. Wie im echten Leben halt..
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Geändert von grüner fleck (22.10.12 12:53) |
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#874084 - 22.10.12 16:21
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Beiträge: 89
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Bei den coolen Fotos wird die Gegend gleich mal vorgemerkt
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#874564 - 23.10.12 17:04
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Mit der Morgendämmerung sind wir bald schon wieder auf den Beinen. Nach kurzem Ausrüstungscheck stellen wir fest, dass alles da ist, nur der Radschuh fehlt nach wie vor. Wir patroullieren über den Campingplatz und suchen unter Hecken, im Gebüsch, hinter dem Sanitärblock, ohne Ergebnis. Sowas aber auch! Naja, erstmal Frühstücken. Die Gaskartusche verweigert den heißen Morgentee, na dann eben nicht. Das nächste Frühstück gibt's sowieso im Café de Lyon in Nizza. Wir packen zusammen, hilft ja nix, muss Madame eben mit Crocs radeln… ;-) Kurz vor der Abfahrt machen wir uns nochmal auf einen finalen Suchdurchgang über den langsam erwachenden Camping. Die Zeltnachbarn haben zwar auch nächtliche Geräusche vernommen aber nichts bemerkt. Kurze Zeit später aber stellen sie fest, dass auch bei Ihnen ein Schuh fehlt. Geteiltes Leid ist halbes Leid, bringt aber nicht die fehlenden Schuhe zurück. Hinter einem Holzbungalow schließlich werden wir fündig: 5(!) mehr oder weniger angenagte Schuhe finden sich hier. Ha! Zum Glück ist von unserem Radschuh nur die Klettlasche angenagt. Ansonsten ist der Schuh noch wohlbehalte und hocherfreut über die Heimkehr an den schmalen Fuß seiner Besitzerin. Es lässt sich nicht klären, ob hier ein Hund oder ein Fuchs am Werk war, der Rezeptionist schwört Stein auf Bein, dass sowas noch nie vorgekommen sei. Sehr lustig jedoch ist der Anblick der Spätaufsteher, die aus dem Vorzelt kommen und plötzlich ihre Schlappen suchen. Alle sind froh, dass die Schuhe wieder auftauchen und mit etwas Verspätung verlassen wir den Ort der nächtlichen Schuhattacke. Wir kaufen in Breil sur Roya noch ein zweites Frühstück und folgen dann dem Tal der Roya nach Süden. Hier passieren wir wiederum die Grenze nach Italien, biegen aber kurz hinter der Grenze auf eine kleines Sträßchen ab, das uns hinüber ins französische Sospel bringen soll. Hier ist die Vegetation schon sehr mediterran und die Sonne brennt auf uns herab. Leider sind die Feigen an den Feigenbäumen noch nicht reif. Kurz nach einem kleinen Zwischenpass biegt linker Hand ein Wanderweg ab, der einige Höhenmeter spart. Also folgen wir dem Steig, der uns bald darauf in steilen Kehren zum Absteigen und Schieben zwingt. Hoch über dem Fluss entlang geht es dann an steilen Felsen entlang, ein Straßenschild warnt vor Steinschlag am Wanderweg. Kurz vor Sospel mündet unser Wanderweg wieder auf die Straße und wir rollen ins freundlich Sospel. Hier herrscht netter Trubel und wir machen Mittag und beobachten die flanierenden Leute. Im Syndicat d'Initiative fotografiere ich noch einen Übersichtsplan mit MTB-Strecken in der Region und wir finden eine schöne Alternative zur Asphaltstraße. Statt der Passstraße über den Col de Braus folgen wir einem kleinen Sträßchen Richtung Campingplatz. Am Waldrand beginnt der Schotterweg, der in weiten Kehren durch den schattigen Wald nach oben führt. Im übrigen eine der wenigen von uns befahrenen Strecke, die nicht in der Wanderreitkarte (basierend auf den Daten von Openstreetmap) verzeichnet war. Nach rund 700 Höhenmetern öffnet sich der Wald und auf einem kleinen Singletrail rollen wir hinab zur Passhöhe des Col de Braus. Hier überqueren wir die Straße um auf der anderen Seite einem weiteren Schotterweg auf die kahlen Höhen zu folgen. Von hier oben hat man erstmals das Mittelmeer im Blick, deutlich ist der Flughafen von Nizza auszumachen. Dank des abfotografierten Pistenplans und der guten Wegmarkierung folgen wir einem schmalen und steilen Steig hinunter Richtung L'Escarène. Im unteren Teil verbergen sich tolle Villen mit Swimmingpools hinter hohen Mauern und Videokameraüberwachten Garagentoren, wir sind im Hinterland der Cote d'Azur angelangt. Der Campingplatz im Tal des Paillon stellt sich als heruntergekommene Baustelle mit etwas kauziger Besitzerin raus. Rechtzeitig vor einem enormen Gewitterguss bauen wir das Zelt auf. Der Guß erwischt mich unter der Dusche, der anschließende Starkregen verhindert meine Rückkehr ins Zelt, so dass ich in einem aufgebauten Pavillon neben dem Sanitärblock ausharre und dort alle ausliegenden Flyer für die touristischen Highlights der Region auswendig lerne. Stadtrundfahrt mit Segway durch Nizza gefällig? Nach über einer Stunde lässt der Regen langsam nach, der Platz hat sich in eine Riesenpfütze verwandelt, einige Quechua-Zelte sehen nicht mehr gut aus, unser wohlweißlich auf abfallendem Gelände aufgebautes Zelt hat aber dicht gehalten. Bei schönem Abendlicht gibt es noch einen tollen Regenbogen zu bestaunen. Mangels Alternativen gibt es Pizza vom Pizzawagen, der sich allabendlich hier am Kreisverkehr positioniert. Nicht die schlechteste Wahl, nur Bier wollten sie uns dort nicht verkaufen…
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#875332 - 26.10.12 09:36
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Am nächsten Tag ist Madames Geburtstag. Zur Feier des Tages fällt gleich mal das Frühstück mangels heißem Tee und frischem Brot aus, stattdessen unterziehen wir die Räder mit Hilfe eines Gartenschlauchs einer Generalreinigung. Auch das vom Starkregen vom Abend von unten nass und dreckig gespritzte Außenzelt wird gereinigt und zum Trocknen aufgehängt. Wir packen unsere Sachen so zusammen, dass wir im wenige Tage zuvor online via HRS gebuchten Hotel in Nizza die Räder samt Gepäck abstellen und uns dort mit wenig Aufwand "stadtfein" machen können. Die wenigen Kilometer hinein nach Nizza sind nicht nicht sehr spannend, das GPS-Gerät führt durch den dichten Verkehr sicher ans Hotel. Unser Hotelzimmer ist erst am Mittag bezugsfertig, also deponieren wir die Räder dort im Frühstücksraum und gehen erstmal gemütlich frühstücken. Es macht großen Spaß dem geschäftigen Treiben im Café de Lyon zuzusehen und genüßlich seine chocolat chaude aus einem riesigen bol zu schlürfen. Auch statt mit Campinggeschirr vom Blechteller zur Abwechslung vom Pozellanteller zu speisen ist eine willkommene Abwechslung. Doch selbst die Portionen des "grand petit dejeuner" sind offenbar nicht an hungrige Radlermägen angepasst. Wir lassen uns durch die Stadt treiben, besuchen unterschiedliche Geschäfte und auf dem Marché des Fleurs wird ein Geburtstagsblumenstrauß besorgt. Das Meer zeigt sich bei wenig sommerlichen Temperaturen nicht sehr einladend. Auf das in Alpencrosserkreisen übliche Finisher-Foto mit Rad im Mittelmeer verzichten wir deshalb dankend. Im Laufe des Tages zieht Regen auf, den wir im Hotelzimmer abwettern. Am frühen Abend bummeln wir bei toller Gewitterstimmung am Kiesstrand von Nizza entlang. Später besuchen wir ein leckeres Restaurant abseits der Touristenströme, das ich zuvor in einer Buchhandlung im Guide Routard ausgemacht und reserviert habe. Der nächste Tag ist schnell erzählt: Wir packen zusammen und radeln vor Sonnenaufgang an Kehrmaschinen vorbei durch die langsam erwachende Stadt zur Promenade des Anglais. Hier genießen wir den Sonnenaufgang und radeln die wenigen Kilometer am Meer entlang zum Flughafen. Da wir dort nur wenig Pappe zum Verpacken unserer Räder finden können fliegen diese nahezu unverpackt nach Hause. Beim Heimflug betrachten wir erstaunt die mittlerweile schneebedeckten Berge, die wir noch vor wenigen Tagen bei hochsommerlichen Temperaturen mit dem Rad bezwungen haben. Zu Hause stellt sich raus, dass eine Bremsscheibe beim Ein- oder Ausladen ins Flugzeug verbogen wurde und getauscht werden muss. Dies ist letztlich als eine von wenigen nennenswerten Pannen unterwegs (zumal bei der Heimreise) durchaus verschmerzbar… Fazit: Mit Gepäcktaschen auf Schotterpisten durch die Westalpen war unsere erste MTB-Tour in den Alpen, sicherlich aber nicht die letzte... FIN - Merci beacucoup pour votre attention! Gruß LUTZ
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Geändert von lutz_ (26.10.12 09:41) |
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#876649 - 30.10.12 08:20
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die tollen Fotos - ich kenne die von euch beradelten Gegenden bisher nur vom RR aus.
Welche MTB-Reifen hattet ihr bzw. welche sind für die Schotterpisten der Westalpen empfehlenswert ?
Gruß Gerold
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#876682 - 30.10.12 09:36
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Wow, und dann noch dieses Abschiedsbild: Das ist ja zum Heulen schön... Habe den Bericht eben erst entdeckt und kann mich den Superlativen nur anschließen. FANTASTISCH! Super Strecke, wunderbare Fotos, tolle Beschreibung: Da stimmt wirklich alles!! Gratulation und Gruß Mike
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#876684 - 30.10.12 09:47
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Was mich überrascht hat ist, daß ihr mit Packtaschen an Fullys unterwegs wart. Ich dachte bisher, das geht technisch nicht. Kannst du etwas zur Gepäckträgerbefestigung sagen? Kommt es nicht vor, daß das Hinterrad gegen den Träger stößt? Gruß Mike
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#876815 - 30.10.12 19:09
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: gerold]
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Hallo Gerold! Welche MTB-Reifen hattet ihr bzw. welche sind für die Schotterpisten der Westalpen empfehlenswert? Wir hatten folgende Reifen aufgezogen: Liteville: Maxxis Larssen TT 26 x 3.5, siehe z.B. hier Canyon: Continental Mountain King 26 X 2.4 (faltbar), siehe z.B. hier Die Mountain-King hatte ich im Frühsommer bei Rose zum Schnäppchenpreis von 8,40 EUR pro Stück gekauft. Nach der Tour waren sie allerdings komplett runter (ich werde mal noch ein Vergleichsfoto (vorher <-> nachher) machen. Die Maxxis Reifen erscheinen mit da etwas langlebiger... Empfehlenswert sind in jedem Fall grobe Stollenreifen, sonst hast du auf den steilen Anstiegen bzw. den Trailabfahrten wenig Spaß. Der Spaßfaktor mit diesen Reifen ist auf Asphalt dann eben weniger groß, du mit deinem Leichtgewichts-Renner hättest uns locker stehen lassen. Aber unsere Priorität lag bei dieser Tour ganz klar auf Offroad-Pisten und da wollten wir bei der Reifenwahl keine Kompromisse eingehen. Gruß LUTZ
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#876818 - 30.10.12 19:17
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: MikeBike]
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Hallo Mike! Was mich überrascht hat ist, daß ihr mit Packtaschen an Fullys unterwegs wart. Ich dachte bisher, das geht technisch nicht. Kannst du etwas zur Gepäckträgerbefestigung sagen? Kommt es nicht vor, daß das Hinterrad gegen den Träger stößt? Hier hatte ich etwas über den Gepäckträger geschrieben. Der Montageanleitung kannst du entnehmen, dass die Montage bei Fullys i.d.R. problemlos funktioniert, da der Träger fest mit dem Hinterbau verbunden ist und so mitfedern kann. Der Träger hat sich auf unserer Tour absolut bewährt und war für uns die willkommene Alternative zum vollbepackten Alpencrosser-Rucksack. Gruß LUTZ
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#876900 - 31.10.12 08:50
Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen
[Re: lutz_]
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Die Mountain-King hatte ich im Frühsommer bei Rose zum Schnäppchenpreis von 8,40 EUR pro Stück gekauft. Nach der Tour waren sie allerdings komplett runter (ich werde mal noch ein Vergleichsfoto (vorher <-> nachher) machen. Die Maxxis Reifen erscheinen mit da etwas langlebiger... Danke gut zu wissen, genau von den 8,40 Euro Contis hab ich mir auch ein paar zu- und auf Lager gelegt... Ich hätte ja für eine "Schottertour" Reifen mit noch gröberem Profil aufgezogen, aber wenn ihr gute Erfahrungen gemacht habt... Gruß Gerold
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