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Fazit: Wie eigentlich bei fast jedem hier im Forum ist Deine Ausrüstung nicht gewichtsoptimiert und ich frage mich immer, warum Ultraleicht nicht viel mehr thematisiert wird beim Radfahren.
Ein interessanter Beitrag.
Meiner Ansicht nach wirkt sich großes Gewicht beim Fahrradfahren aber anders aus als beim Wandern.
Wenn ich beim Wandern 30kg statt 20kg schleppe, dann geht mir das sprichwörtlich auf die Knochen und nimmt den Spaß an der Tour, beim Fahrrad muss ich die Masse aber nicht selber tragen, sondern muss sie nur in der Gegend herum fahren. Im Endresultat fahre ich dann vor allem bergauf eben 1 oder 2 Gänge tiefer, ein Komfortverlust ist damit nicht verbunden. Ich komm dann halt nur 75km statt 80km weit. Das mag inakzeptabel sein für diejenigen, bei denen es bei der Fahrradtour ums Kilometer fressen geht, ich habe da eine andere Reisephilosophie.
Bisher sahen meine Radtouren wie folgt aus. Lenkertasche vorne, zwei bis zum Rand volle große Packtaschen hinten und oben auf den Gepäckträger das Zelt, wenn Campen mit im Programm war. Ohne Zelt & Co bleiben Lenkertasche und zwei Packtaschen hinten übrig.
Ich schleppe dabei ein 4-5kg Tunnelzelt für 2 Personen (sehr komfortabel und große Apsis) herum, soviel Wäsche (meist Baumwolle), dass ich täglich wechseln kann und nur 1x pro Woche waschen muss, Kurzwellen-Radio, Bücher, DSLR, normale Portionen an Shampoo, Zahnpasta, usw...
Mit dem alten ungefederten Stahl Trekkingrad werden das wohl schon über 40kg sein.
Nun hat mich der thread hier auf alle Fälle zum Nachdenken und Nachlesen gebracht, da das viele Gewicht trotzdem ein paar Nachteile hat. Da wäre z.B. der stark belastete Hinterreifen, den ich sehr stark aufpumpen muss. Der Federkomfort des Rades leidet darunter und mittlerweile spüre ich das schon recht deutlich an Hintern und Handgelenken. Außerdem ist die Schlepperei über Bahnhofstreppen kein großer Spaß und schlussendlich bieten die randvollen Packtaschen zu wenig Platz, um mal etwas extra mitzunehmen, z.B. zusätzliche Nahrungsmittel.
Ich werde daher für die nächsten Touren mal erheblich Gewicht einsparen, um die "Camping-Touren" nur noch mit normal gefüllten Packtaschen, der Lenkertasche und der ISO-Matte oben auf dem Gepäckträger fahren zu können.
Gerne würde ich die Bücher, Reiseführer und Karten weglassen und hoffe derzeit, dass hier der Markt bald ein entsprechendes Geräte aus Tablet, Netbook und E-Book-Reader hervor bringt. Idealerweise mit einem sehr stromparenden Display (e-ink?), das man bei Sonnenlicht ablesen kann, so dass in der GPS/Kartenfunktion das Ding am Lenker hängen kann. Auch beim Zelt und bei der ISO Matte würde ich sparen wollen. Beim Kochgeschirr soll ein "Hobo"-Ofen + Titantopf den bisherigen Benzinkocher + Edelstahltöpfe (ich esse und koche nicht mit Alu) ersetzen.
Unterm Strich lautet mein Ziel ein ca. 32kg Rad (ohne Wasser) für die nächste Camping Tour zu haben. Davon erhoffe ich mir besseres handling beim Tragen, etwas mehr Federungskomfort durch weniger Luft im Hinterrad, etwas mehr Platz in den Packtaschen beim Einkauf. Außerdem will ich mal (wieder) einen Triathlon Aufsatz versuchen, um Hintern und Handgelenke zu entlasten.
Für Touren ohne Zelt/Schlafsack usw. hat mich etwas Recherche nun auf die Idee gebracht, es demnächst mal mit Lenkertasche + Rucksack auf den Gepäckträger geschnallt zu versuchen. Das hätte den interessanten Vorteil, dass man das Rad öfters mal unbeaufsichtigt für längere Zeit abstellen könnte und sein Gepäck einfach mitnehmen könnte. Bisher lasse ich das meiste Gepäck einfach zurück, das kann dann mitnehmen, wer Lust hat (hatte bisher noch niemand).
Auch das handling im Bahnhof wäre natürlich dramatisch vereinfacht und schlussendlich hätte so ein "Sack" hinter dem Fahrer vermutlich einiges weniger Luftwiderstand im Vergleich zu den seitlichen Packtaschen
Schlussendlich plane ich, mir in erster Linie für die Stadt ein ungefedertes 26" Alu-Faltrad mit Ballonreifen und Nabenschaltung zu besorgen. Hier liegen die maximalen Zuladungen deutlich unter den Möglichkeiten meines alten Trekkingrads, aber so 17kg Gepäck (ohne Zelt & Co evtl. 10kg) sollten damit auch machbar sein und ein Faltrad auf Reisen würde nochmal neue Möglichkeiten eröffnen.
"Ultralight" mit all den nötigen Kompromissen sehe ich bei mir bei Radtouren noch nicht (fürs Wandern finde ich die Idee aber spannend), aber so 10kg weniger an Ausrüstung erscheint mir schon neue Möglichkeiten zu bieten und da werde ich mir sicherlich die ein oder andere Anregung aus der mir bisher nicht bekannten ultralight Ecke holen. Auch ich profitiere davon, wenn es einen Hobo Ofen aus Titan mit 300g weniger Gewicht gibt. Das ist einfacher, als 300g beim Reiserad einzusparen.
mfg
PS: Beim Wandern spielt nicht nur das absolute Gewicht eine Rolle, sondern das Verhältnis zum Gewicht/Kraft der Person, die es tragen muss. Relativ gesehen kann ein 12kg Rucksack bei einem 80kg schweren Mann leichter zu ertragen sein als ein 9kg Rucksack von einer 50kg leichten Frau. Auch ist die 1,60m kleine Frau bei Kleidung, ISO-Matte, Schlafsack, usw. im "Vorteil", da die entsprechenden Sachen kleiner und leichter sind. Wenn man schon ums Gramm diskutiert sollte man das zumindest im Hinterkopf behalten.