Am nächsten Tag geht es auf der unausgebauten alten Bahntrasse weiter. Der Ausbau soll laut Albergo-Wirt dieses Jahr fortgesetzt werden.
Für die unbeleuchteten und schlaglöchrigen Tunnel ist eine Lampe höchst empfehlenswert.
Bei Carnia überquere ich die Fella und eine Stunde später den Tagliamento:
Schön langsam wärmt die Sonne den kühlen Morgen und es wird recht angenehm.
Es geht weiter über ruhige Nebenstraßen durch die leicht hügelige Landschaft des Friaul.
In Udine mache ich kurze Mittagsrast und packe ich ein paar Olivenzweige ein, die vor allen Kirchen ausliegen.
Ab Udine geht es flach und auf Nebenstraße n weiter.
Nach Palmanova wird die Nähe des Meeres (und der Strände spürbar): schöne Kanäle und sauber ausgebaute Radwegen mit deutlich zunehmendem Radverkehr.
An Aquileia vorbei ist es nicht mehr weit ans Meer.
Die letzten Kilometer nach Grado fährt man auf einem Damm übers Meer.
Am nächsten Morgen zähle ich am Hafen zuerst, ob alle meine Boote nach da sind: alles in Ordnung, es fehlt nichts und ich kann nach Triest aufbrechen.
Ich nehme den Umweg durch die Riserva Naturale della Valle Cavanata; das beschert einige herrliche und praktisch autofreie Zusatzkilometer.
Um den Isonzo zu überqueren muss ich doch wieder ein Stück von der Küste weg.
Auf verkehrsarmen Nebenstraßen geht es weiter bis Monfalcone, das sich als wenig reizvoller Industrieort entpuppt.
Hinter Monfalcone erwartet mich die einzige Steigung des heutigen Tages. Der Anstieg nach Duino kostet mich sicher weniger Schweißtropfen als Rainer Maria Rilke, der hier seine Elegien geschrieben hat. Hier der Blick zurück zum Schloss (und nein, er winkt nicht, der Rainer Maria)
Bei Sistiana zähle ich rasch meine Häuser durch. Auch hier fehlt keines und ich rolle beruhigt weiter Richtung Triest.
Der Wind ist so freundlich wie das leichte Gefälle und die letzten Kilometer vergehen wie im Flug
Da haben wir (mein Rad und ich) in unserem Leben schon hässlichere Ausblicke ertragen
Von Miramare ist es nur mehr ein Katzensprung bis Triest
Triest, Piazza Unitá
Am nächsten Morgen breche ich noch zu einer kleinen Runde nach Koper in Slowenien auf. In der Früh scheint die Sonne und taucht die Stadt in ein schönes Licht. Hier das Acquario Marino:
Die Ausfahrt aus der Stadt ist laut und hässlich und zieht sich über viele Kilometer Ausfallstraßen und Industrieanlagen.
Erst hinter Muggia kommen einige ruhige Kilometer am Meer.
Über die slowenischen Weinberge habe ich einen ersten Ausblick auf Koper.
Koper ist ebenfalls eine Industrie- und Hafenstadt und ich bin froh, endlich die ruhige Altstadt zu erreichen.
Für die Rückfahrt nach Triest nehme ich die Parenzana, den hier schön ausgebauten Radweg auf der alten Schmalspur-Bahn, die einst von Triest nach Poreč führte.
Es geht in sanftem Anstieg in die Hügel und die Fahrt ist reinster Genuss.
Bald ist wieder Italien erreicht
und ich habe noch zwei Sonnenstunden in Triest bis zur Abfahrt meines Zuges
Zum Abschluss sorge ich noch für ein Beweisfoto, damit klar ist, dass tatsächlich ICH unterwegs war. Hier mein Anti-Alibi:
Mit der Bahn geht es über Udine und Villach zurück ins Salzburger Land, aber zuerst nicht mit der Frecciarossa links, sondern mit dem Regionale rechts.
Fazit:
Es war wieder eine sehr schöne Ostertour; etwas kürzer als sonst und soloreisend etwas weniger genussreich als gewohnt, aber alles in allem eine schöne und empfehlenswerte Tour. Inzwischen gibt es ja viel Literatur über den Alpe-Adria-Radweg und in der Hochsaison wird dort deutlich mehr Betrieb sein als jetzt Ende März. Die schönsten Etappen sind die Kilometer von Villach entlang der Gail und dann natürlich der Höhepunkt von Tarvis hinunter bis Resiutta bzw. Moggio Udinese mit den vielen Brücken und Tunneln auf der alten Pontebbana. An diesem Nachmittag habe ich mir gewünscht, es längen noch weitere 50 Kilometer vor mir.
Die folgende Etappe bis Udine war überraschend hügelig und auf Nebenstraßen schön zu fahren; ab Palmanova geht es auf den Radwegen (und Straßen) deutlich betriebsamer zu, aber immer noch genussreich. Die Überfahrt nach Grado mit dem Meer auf beiden Seiten hat natürlich ebenfalls ein besonderes Flair.
Abseits des CAAR kann ich die Tagesstrecke nach Triest (auch als Ausgangspunkt für die Rückreise mit der Bahn) durchaus empfehlen; bis Monfalcone kommt man fast verkehrsfrei und die 15 letzten Kilometer auf der Küstenstraße sind überraschend entspannt zu fahren.
Die Runde nach Koper entlang der Küste würde ich mir nicht mehr antun: zuviel Verkehr, zuviel Lärm, zuviel Industrie, zu wenig Genuss. Die Strecke auf der Parenzana dafür ist wirklich empfehlenswert. Da stehen zwar auch zuerst einige Kilometer Verkehrshölle an, aber die kann man überstehen.
Hans