Hallo,
hier nun der Bericht unserer diesjährigen Radtour in Island im März.
Eine Radtour im Winter in Island steht schon seit langem auf unserer Wunschliste. Vor vier Jahren hatten wir schon mal die Flüge gebucht und mussten dann leider kurzfristig stornieren. Dieses Jahr gab es dann endlich einen zweiten Anlauf. Reisezeit waren 12 Tage Anfang bis Mitte März. Wir hatten kurz überlegt, bereits früher zu fahren, haben dann aber dem Wintertreffen den Vorzug gegeben, was sich letztlich – abgesehen davon dass es ein sehr schönes Treffen war – auch wettertechnisch in Island als sehr gute Entscheidung rausgestellt hat.
Da wir nur maximal 10 Tage reine Fahrtage zur Verfügung hatten, war schnell klar, dass eine „klassische“ Umrundung der Insel keine Option sein kann. Außerdem hat uns die Ringstraße auch nicht wirklich gereizt, zumindest die wenigen Abschnitte, die wir sie im
Sommer 2016 gefahren sind, fanden wir relativ unattraktiv. Hochland fiel auch aus – zumindest Fatbikes stehen keine im Fuhrpark.
Also kamen wir recht schnell auf die Idee, Snaefellsness anzusteuern, landschaftlich reizvoll, von Reykjavik recht schnell zu erreichen, vom Straßenzustand voraussichtlich fahrbar und von der zu erwartenden Distanz ganz geeignet für eine 10-Tagestour. Die Idee ist, die Halbinsel einmal zu umrunden. Da eine Streckenplanung bzw. Zeitplanung in Island sowieso absolut müßig ist, wollen wir losfahren und sehen, wie weit wir kommen. Und für den Rückweg bietet sich ja immer noch die Option „Bus“ an.
Tag 1 – Berlin –Reykjavik (51 km)Wir fliegen mit WOW Air wie bereits vor anderthalb Jahren. Leider möchte auch WOW inzwischen eine Verpackung/Radtasche was am kleinen Scanner in Berlin-Schönefeld wieder für einige Schweißperlen sorgt. Aber letztlich passen beide Räder nachdem wir die Vorderräder demontiert haben doch durch den Scanner. Es kann losgehen. Der Himmel über Island ist wolkenlos und so haben wir bereits im Anflug einen großartigen Blick über die weiße Insel und deren Gletscher.
Wir landen gegen drei Uhr Nachmittags und sind gegen vier startklar. Für die erste Nacht haben wir ein Zimmer in einem Hostel in Reykjavik reserviert, um uns nochmal ein bisschen zu sortieren und die ersten Einkäufe zu starten. Die 50 km vom Flughafen in die Stadt sind wirklich nicht sonderlich reizvoll, trotzdem wollen wir auf die Räder und nicht gleich zu Beginn schon Bus fahren. Also wird geradelt. Das ist auf etwas öden Schnellstraße zwar nicht unbedingt ein Vergnügen, aber es ist ok, der Seitenstreifen bietet ausreichend Platz und wir können uns schon mal langsam mit den kleinen gemeinen Steigungen und dem immer immer immer präsenten Wind anfreunden. Der kommt natürlich von vorn – und das wird sich auch in den nächsten 10 Tagen kaum ändern….
Tag 2 Reykjavik – Bjarteyjarsandur (87 km)Im Hotel schlagen wir beim Frühstück nochmal ordentlich zu, dann rollen wir zum nahen Einkaufszentrum um ein paar Vorräte anzulegen und eine Gaskartusche zu kaufen. Es ist letztlich schon 12 Uhr als wir endlich aufbrechen. Auf Nebenstraßen und Radwegen zieht es sich doch noch eine ganze Weile durch die Vororte. Eigentlich ganz schön, bloß kommt man bei dem ewigen rauf und runter und Kurve hin und Kurve zurück kaum vom Fleck.
Irgendwann dann erreichen wir die Ringstraße, dort geht es zwar schneller voran, aber mit verdammt viel Verkehr weiter und wir sind froh als wir nach 15 km am Tunnel auf die Nebenstraße abbiegen können.
Was ist das denn, steht hier etwa noch Berliner Mauer rum? Hier ist kaum noch Verkehr, nur der ein oder andere Mietwagen verirrt sich hierher. Der Himmel ist blau, die Berge weiß, so langsam werden wir ruhiger und es stellt sich Urlaubsstimmung ein.
Wir wissen, dass am Nordufer des Hvalfjords einer der wenigen im Winter geöffneten Campingplätze ist, deswegen fahren wir heute noch bis in die Dämmerung um den Platz zu erreichen. Die nächsten Tage sind eher weniger Duschgelegenheiten zu erwarten.
Wir sind das einzige Zelt auf dem Platz. Außer uns sind noch ein paar der kleinen Kastenwagen hier, die in Island als Campingwagen vermietet werden. Der Campingplatz ist Teil eines Hofes, es ist ausgesprochen nett denn es gibt einen schönen großen Aufenthaltsraum mit einer Kochecke, in der wir noch unsere Nudeln kochen und mit den anderen Urlaubern plaudern können.
Tag 3 Bjarteyjarsandur – Myrar (66 km)In der Nacht stürmt es stark. Obwohl wir das Zelt im Windschatten von einigen Sträuchern aufgestellt haben, rappelt es heftig. Willkommen in Island. Aber schon wieder blauer Himmel, und ja, tatsächlich, die ersten 15 km dieses Tages haben wir tatsächlich Rückenwind. Ich hab’s mir aufgeschrieben, war wirklich was Besonderes und kam dann auch später kaum mehr vor…
Mit bis zu 30 km rollen wir trotz unserer Spikes über den Asphalt. Hui, das macht Spaß.
Bald ist dann auch wieder die Ringstraße erreicht. Was uns bis hierher so wunderbar geschoben hat, pustet jetzt von der Seite. Die nächsten 24 km nach Borganes werden deshalb ziemlich zäh. Immer wieder müssen wir absteigen und schieben, weil der Seitenwind uns immer wieder auf die Straße schiebt. Und das ist bei dem hier immer noch ziemlich starken Verkehr kein großer Spaß.
Aber, so hat man noch mehr Zeit sich die Landschaft anzusehen.
Gefrorener FlußAn einer Tankstelle machen wir kurz Pause. Dass dem bestellten Latte irgendwie die namensgebende Komponente fehlt, kann Bernd der etwas gelangweilten Bedienung irgendwie nicht verständlich machen.
Kaffee Latte auf isländisch – Kostenpunkt für die Pfütze schlappe 4 EuroVon einer ein paar Tschechen, die heute ihren letzten Tag haben bekommen wir noch eine halbvolle Gaskartuschen geschenkt – prima, jetzt haben wir zwei. Weiter geht’s, fast freut es einen, dass der Wind inzwischen von vorne kommt. Das bremst zwar ordentlich, aber immerhin kann man noch radeln.
So erreichen wir gegen halb drei das Örtchen Borganes. Nächste Kaffee-Pause. Leider macht das Kaffee schon um vier Uhr zu, sonst hätten wir uns da wahrscheinlich häuslich niedergelassen. So radeln wir weiter und biegen bald auf die 54 nach Snaefellsness ab. Und wenige Kilometer auf die unbefestigte 533. Wir haben die Hoffnung hier auf der Nebenstrecke ein schönes Plätzchen fürs Zelt zu finden. Die Strecke ist ein Traum, der Himmel blau, das Panorama einmalig. Es macht richtig Spaß hierher zu fahren.
Und wir finden auch bald ein schönes Plätzchen für die Nacht.
Tag 4 Myrar – Vegamot (79 km)Die Nacht ist es ziemlich kalt. So kalt, dass wir am Morgen die Zeltheringe kaum mehr aus dem gefrorenen Boden bekommen. Nachdem uns einer bei den Bemühungen, ihn loszuklopfen tatsächlich abbricht, lassen wir die übrigen 2 stecken. Ohne Heizlüfter haben wir hier keine Chance, die loszubekommen.
Heute haben wir wieder freundliches Sonnenwetter mit Gegenwind. Mit ca 10km/h radeln wir wieder der Hauptstraße entgegen.
Die vielen Pferde rennen immer ganz aufgeregt neben uns her – sie scheinen sich über die Abwechslung zu freuen. Sehen schön flauschig aus in ihrem dicken Winterfell.
Sturmfrisur Das Radeln ist mühsam, aber die Aussicht auf die schneebedeckten Berge von Snaefellsness ist einfach traumhaft. Gegen Mittag ist dann auch wieder die Asphaltstraße erreicht, der Wind kommt mal mehr mal weniger stark von der Seite.
Die Straße zieht sich ziemlich grade auf die Berge zu. Wir freuen uns über jede Kurve, die den Ausblick ein bisschen ändert, auch wenn der – ich kann mich nur wiederholen – einfach fantastisch ist.
Der Wind begleitet uns meist von der Seite, mal mehr mal weniger stark aber immer fahrbar. An dem kleinen Lokal an der Abzweigung Richtung Stykkisholmur machen wir abends kurz Pause. Wir essen köstlichen Kuchen, für den wir ein kleines Vermögen über den Tresen reichen, allerdings trinken wir auch mindestens 2 der gereichten Wasserflaschen leer. Dieses Lokal scheint auch erprobtes Pausenlokal für Reisegruppen zu sein. Unsere Räder werden von nahezu jedem der anderen Reisenden fotografiert. Überhaupt ist uns schon aufgefallen, dass auch in mindestens jedem 2. uns entgegenkommenden Mietwagen die Kamera gezückt wurde, um uns abzulichten. Wir sind etwas irritiert -so besonders finden wir unsere Unternehmung hier eigentlich nicht.
Vom Lokal aus radeln wir noch knappe 10 km weiter und finden dann schön windgeschützt am Waldrand ein schönes Plätzchen für unser Zelt.
Tag 5 Vegamot – Snaefellsjökull (77 km)Am nächsten Morgen schauen wir aus dem Zelt – schon wieder blauer Himmel. Langsam wird’s uns unheimlich. Laut Reiseführer und Karte liegt heute ein Schwimmbad auf unserem Weg. Wir malen uns schon aus, wie wir im Hot Pot sitzen und die Nasen in die Sonne recken. Hoch motiviert gehen wir also die nächste Etappe an. Je weiter wir nach Westen kommen, desto weißer wird die Landschaft.
Und in der Ferne lockt schon der Snaefellsjökull:
Nach 30 Kilometern biegen wir zur potentiellen Badepause ab. Jetzt sind wir auch froh, die Spikes auf den Reifen zu haben – die Straße ist streckenweise komplett vereist.
Blöderweise ist das Bad auch in der Winterpause – kein Hot Pot.
Wir biegen auf dem Rückweg zur Straße noch auf einen Reiterhof ab, dessen Cafe – laut Schild im Fenster angeblich geöffnet ist – leider können wir trotz längerem Warten keinen auf uns aufmerksam machen – also weder Hot Pot noch Kakao, noch Kuchen. Etwas bedröppelt treten wir die Weiterreise an. Hinter der nächsten Steigung bekommen wir plötzlich nochmal richtig mit dem Wind zu tun. Bisher hat er sich heute sehr zurückgehalten. Jetzt bläst er sehr heftig von der Seite. Zusammen mit der vereisten Straße ist das nicht die beste Kombination. Einmal schiebt er mir trotz der Spikes das Rad unter mir weg – immer wieder mal steig ich deshalb lieber ab und schiebe.
Nicht nur wir haben mit dem Wind zu kämpfen,
diesen kleinen Mietwagen hier hat es ebenfalls einfach von der Straße geweht. Der örtliche Bauer ist so freundlich, die Kiste wieder zurück auf die Straße zu ziehen.
Am frühen Nachmittag pünktlich zur Kaffee-Zeit erreichen wir Arnastapi.
Ich bin 1997 das erste Mal auf Island gewesen und damals nicht mit dem Rad, sondern mit den öffentlichen Bussen rumgereist. Von damals hatte ich Arnastapi als kleines verschlafenes Nest in Erinnerung, mit einem lauschigen Café und einem kleinen Hotel mit angeschlossenem Campingplatz. Ich muss zugeben, dass mich der erste Anblick heute ein bisschen schockiert: 2 Reisebusse parken vor dem neuen Informationscenter mit angeschlossenem Cafe, ganze Scharen von asiatischen Urlaubern tippeln zwischen Cafés und dem prägnanten Steinmann hin und her. Wir verziehen uns erst mal in das weniger überlaufene Café und nehmen einen kleinen Imbiss ein. Eine ganze Weile lassen wir es uns gut gehen. Beim Gehen entdecken wir, dass es auch Kuchen gibt und setzen uns gleich nochmal wieder hin. Die freundliche Verkäuferin füllt uns noch alle unsere Wasserflaschen auf, dann brechen wir langsam wieder auf. Natürlich statten auch wir dem Steinmann, dem „guten Geist von Snaefellsness“ einen Besuch ab und spazieren dann noch zur Küste – dorthin verlaufen sich dann schon deutlich weniger der anderen Reisenden.
Dann geht es für uns weiter zur Spitze der Halbinsel.
Es ist langsam Abend, immer weniger Leute sind unterwegs. Das Licht ist fantastisch, die nächsten Kilometer wunderschön.
Irgendwo in der Lava schlagen wir dann das Zelt auf, ganz langsam geht die Sonne unter.
Tag 6 Snaefellsjökull – Olafsvik (34 km)Als wir am nächsten Morgen die Nasen aus dem Zelt stecken ist der Himmel bedeckt – naja, man kann ja auch nicht nur schönes Wetter haben. An unserem Zeltplatz ist es schön windstill und wir bauen in aller Ruhe ab. Angepeiltes Ziel für heute ist Grundarfjördur. Heute möchten wir gern mal ein Zimmer nehmen und mal wieder uns und ein bisschen Wäsche waschen. Die ersten Kilometer rollt es noch friedlich dahin…
Dann dreht der Wind auf - von der Seite – so hatten wir es hier an der Spitze der Halbinsel eigentlich gestern schon erwartet. Mich hält es nicht mehr auf dem Fahrrad – sicherlich eine gute Stunde schiebe ich. Immer wieder muss ich anhalten, weil ich selbst beim Schieben das Rad kaum halten kann. Bernd kommt besser mit dem Wind klar, Er fährt immer mal wieder vor um ein windstilleres Plätzchen zum Warten zu suchen, denn recht frisch ist es auch.
Als die Straße um die Kurve geht, kommt der Wind von vorn – nicht schön, aber mir deutlich lieber als der Seitenwind, denn ich kann wenigstens wieder fahren und mit mir in Bernds Windschatten erreichen wir sogar Geschwindigkeiten von bis zu 8 km/h.
Ein Vulkankrater am Rand der Straße bietet da eine willkommene Gelegenheit für eine kleine Pause.
So ackern wir uns weiter bis Hellisandur, dem westlichsten Örtchen an der Nordküste der Halbinsel. Und hier gibt es eine Tankstelle – und wo eine Tankstelle ist, da ist auch ein warmes trockenes Plätzchen und Essen und Trinken. Während es draussen anfängt zu schneien, lassen wir uns in der Tankstelle häuslich nieder. Es gibt Tagessuppe und Hot-Dogs, der Schnee draußen fällt inzwischen waagerecht. Aber irgendwie hilft es nix – ein bisschen weiter müssen wir noch. Allerdings haken wir das Ziel Grundarfjördur gedanklich ab und peilen jetzt eher das nur 9 km entfernte Olafsvik an. Dort gibt’s auch ein Hotel. Also los. Die ersten Kilometer gibt es sogar einen Radweg, der ist allerdings schon bald unter Schneeverwehungen verschwunden, so dass wir doch wieder auf die Straße müssen.
Von dem Abschnitt gibt’s jetzt kaum Fotos, und die wenigen sind leider auch etwas bedröppelt.
In Olafsvik angekommen machen wir uns gleich auf die Suche nach einer Unterkunft. Das örtliche Hotel hat keine Rezeption – wir würden eine Buchung brauchen um dann per PIN das Zimmer zu öffnen. So versuchen wir es erst mal im Guesthouse ein paar Häuser weiter. Dort sind alle „Private Rooms“ ausgebucht und für das Bett im Schlafsaal möchte man knapp 40 Euro pro Nase von uns haben. Bei Schlafsacknutzung – hm, also erst mal in die örtliche Bäckerei zur weiteren Planung. Dort buchen wir ein Zimmer im Hotel – für ca. 80Euro inkl. Frühstück und können so eine viertel Stunde später unser Zimmer beziehen. Wir dekorieren das Zimmer mit unseren nassen Sachen, duschen ausgiebig und kehren abends im benachbarten Restaurant ein. Der Ort ist zwar recht trostlos, aber er ist groß genug um Bäckerei, Restaurant und Hotel zu bieten und klein genug, dass das alles im Umkreis von 150m zu finden ist.
Tag 7 Olafsvik – Álftafjörður (65 km)Am nächsten Morgen ist es immer noch trübe, aber es ist ein paar Grad wärmer als gestern, deshalb kommt diesmal kein Schnee sondern Regen vom Himmel. Auch der Wind hat etwas nachgelassen und bremst uns nur noch auf 15 km/h und nicht wie gestern auf 8…
Wir machen uns also auf in das von hier ca. 20 km entfernte Grundarfjördur. Obwohl es trübe ist, genießen wir die Ausblicke auf die Küste und das Meer.
In den Eispanzern an den Bergen wird deutlich, wo hier überall Wasser aus der Erde strömt.
Und wer gedacht hat, der Tourismusboom wäre in Island auf den Sommer beschränkt, dem kann ich nur nochmal sagen: wir waren überrascht wie viele Mietwagen und Reisebusse uns auf unserer Reise begegnen. Und leicht erreichbare Attraktionen am Straßenrand – sei es dieser kleine vereiste Wasserfall, werden zahlreich besucht. Wie eine Ameisenstraße scheint der Weg vom Parkplatz zum Wasserfall.
In Grundarfjördur lassen wir uns im Imbiss des örtlichen Supermarkts nieder und futtern uns durch das Snackangebot. Auch der Touristeninformation – untergebracht in der Bibliothek statten wir einen Besuch ab um uns zu versichern, dass die Linienbusse auch im Winter unsere Fahrräder mitnehmen und wir so kein Problem haben, nach Reykjavik zurück zu kommen. Überhaupt kein Problem! Da bräuchten wir uns keine Sorgen machen.
Weiter geht es von Grundarfjördur Richtung Osten. Ein wunderschöner Küstenabschnitt, der uns immer wieder zu Foto-Pausen verleitet. Auch der Regen hat inzwischen aufgehört. Es ist toll!
Es gibt Anblicke auf diesem Abschnitt, die mir den Atem rauben. So unglaublich schön ist der Ausblick auf die Küstenebene und die verschneiten Berge. Es ist mal wieder ein sehr kümmerlicher Versuch, das in den Bildern hier wiedergeben zu wollen
Der Schnee nimmt deutlich ab je weiter wir nach Osten kommen.
Den Abzweig nach Stykkisholmur lassen wir links liegen und biegen auf den ab hier unbefestigten Teil der 54 ein. Hier gäbe es im Winter einmal die Woche die Gelegenheit, mit der Fähre auf die Westfjorde überzusetzen, aber dafür fehlt uns diesmal leider die Zeit. Wir fahren noch ein paar Kilometer auf der 54 und suchen dann, sobald die letzten Höfe außer Sichtweite sind, nach einem Plätzchen für unser Zelt. Direkt am Fjord finden wir eine schöne Stelle unterhalb der Straße.
Tag 8 Álftafjörður - Budardalur (74 km)Am Morgen als wir aufwachen tröpfelt leichter Regen aufs Zelt, aber bis wir eingepackt haben lässt der Regen nach und wir können im Trockenen losfahren. Die Strecke ist wieder sehr schön, aber auch ganz schön anstrengend. Die Straße ist ein einziges Auf und Ab und der Pistenboden stellenweise ziemlich weich, so dass er unseren Spike-bereiften Rädern – sagen wir mal – guten Halt bietet. Die Reifen kleben am Boden wie an Kaugummi.
Gegen Mittag dann klart es auf und die Sonne kommt raus. Heute meint es auch der Wind mal ganz gut mit uns, es geht nur ein laues Lüftchen so dass man gleich auch die Wärme der Sonne merkt. Immer weiter pellen wir uns aus unseren Jacken.
Und die Einheimischen haben ihre liebe Not mit der steigenden Anzahl der Touristen…
Etwas skurril ist, als wir an einer kleinen Engstelle Zeugen eines Verkehrsunfalls werden – mitten in der Pampa, wo uns vielleicht alle halbe Stunde ein Auto begegnete. Und dann krachen gleich zwei ineinander, als der eine an der Engstelle abbremst und der zweite mehr oder weniger ungebremst in den zweiten reinrutscht. Es ist glücklicherweise keinem was passiert, bloß das Blech ist etwas zerbeult.
Nach knapp 60 km Piste erreichen wir dann am Nachmittag wieder Asphalt. Wir starten nochmal durch bis zu unserem heutigen Etappenziel Budardalur.
Dort soll es einen weiteren der wenigen im Winter geöffneten Campingplätze geben. Gibt es auch tatsächlich, allerdings beschränkt sich der verfügbare Service auf die Zeltwiese und eine Toilette – die langsam wieder leicht ersehnte Dusche muss also noch etwas warten.
Tag 9 Budardalur - Stadarskali (55 km)Heute ist der letzte Radl-Tag. Da wir nicht auf den allerletzten Drücker zum Flughafen fahren wollen, haben wir überlegt, schon einen Tag vorher nach Reykjavik zu fahren und dort noch einen Tag zu verbringen. Das heißt heute müssen wir es nur noch bis zur Ringstraße und einer der Bushaltestellen dort schaffen. Da das Tagesprogramm überschaubar scheint, gehen wir erst nochmal in den Supermarkt-Imbiss einen zweiten Frühstückskaffee trinken. Dann biegen wir auf die 59 ins Laxadalur ein. Mal wieder empfängt uns ein heftiger Gegenwind. Dazu leichter Nieseregen und sehr tief hängende Wolken. Wir hätten sonst noch gedacht, Island kann nur noch sonnig.
Zunächst ist die Straße noch von einigen Höfen gesäumt, dann endet der Asphalt und damit auch die Besiedlung. Wir sind noch einmal in wolkiger Einsamkeit unterwegs. Auch die Anzahl an Autos, die sich hierher verirrt ist sehr überschaubar.
Es geht noch mal bergan und bald stecken wir für die nächsten Kilometer und Fahrstunden in dichtem Nebel.
So richtig viel sieht man von der Landschaft nun nicht mehr…
Selbst als wir die Höhe wieder verlassen lichtet sich der Nebel am Fjord nur sehr zögerlich. Wir passieren das Örtchen Bordeyri wo es im Sommer wohl Cafe und Campingplatz gibt – jetzt aber geschlossen. Also radeln wir weiter und peilen die Tankstelle Stadarskali an, von der wir morgen den Bus nehmen möchten. Der Gegenwind hat uns ganz schön Zeit gekostet. Es ist inzwischen wieder Nachmittag. Eigentlich wollen wir nur auf einen Kaffee einkehren, blöderweise halten zeitgleich mit uns 3 Schulbusse vor der Tankstelle und entlassen gefühlte 150 isländische Schüler in die Raststätte. Für die nächste dreiviertel Stunde setzen wir uns erst mal in die Ecke, beobachten das Treiben und warten dass sich die Schlangen an der Theke langsam lichten. Im Fernsehen läuft eine Übertragung einer isländischen Bodenturnveranstaltung, die auch bei den Schülern für ein erstaunliches Interesse sorgt.
Nachdem wir irgendwann dann unseren Imbiss bekommen haben machen wir uns auf den Weg nach einem Schlafplatz. Nicht ganz einfach direkt an der Ringstraße, hier sind doch auch in relativ viele Wohnhäuser in Sichtweite. Unsere Idee ist, noch ein paar Kilometer weiterzufahren um dann an einer abzweigenden Seitenstraße ein Plätzchen zu suchen. Die Idee ist auch prinzipiell nicht schlecht, nur bremst uns schon wenige hundert Meter nach dem Abzweig eine Schranke. Direkt daneben ein Wochenendhäuschen. Und heute ist Samstag, d.h. es ist auch jemand zu Hause. Als wir so etwas ratlos an der Schranke stehen und versuchen das isländische Hinweisschild zu entziffern kommt der Hausherr auf uns zu und erklärt uns, dass die Strasse wegen der nicht passierbaren Furten gesperrt sei. Wir erklären ihm, dass wir auch eigentlich gar nicht ganz drüber wollen sondern nur nach einem Platz für’s Zelt suchen. Naja, dann könnten wir das Zelt auch neben der Zufahrt zu seinem Haus aufstellen. Prima, das nehmen wir gern an, können auch die Toilette im Haus benutzen und erfahren von den Hausherren, dass das Gelände und mehrere Höfe hier im Umkreis den verschiedenen Geschwistern der Familie gehören und sie sich das Wochenendhäuschen vor ca. 10 Jahren dort gebaut haben. Wir wechseln noch ein paar Worte und kriechen dann bald in unseren Schlafsack.
Tag 10 Stadarskali - Reykjavik (12 km)Wir packen in Ruhe zusammen und brechen gegen 10:00 auf in Richtung Tankstelle. Schon wenig später sitzen wir wieder am Café-Tisch und machen es uns gemütlich, schreiben Postkarten, trinken Kakao und Kaffee, essen, schauen, wer den fettesten Jeep fährt und vertrödeln die 3 Stunden bis irgendwann der Bus ankommt.
Als wir mit den Rädern auf den Fahrer zugehen und sagen, wir möchten mit Rädern nach Reykjavik, schaut er uns groß an und teilt uns mit, dass er im Winter keine Räder mitnimmt. Na prima…
Na, aber wir haben doch extra in der Touristinfo nachgefragt. Wer das denn gesagt hätte, das müsse er dann mal klären. Naja, nachdem sich die erste Muffeligkeit gelegt hat lässt er sich erweichen und öffnet eine der Ladeklappen. Wenn wir beide Räder darin interbringen können, dann nimmt er uns mit – wir haben 30 min Zeit, dann fährt er los. Jawoll. Also Pedale ab, Sattel raus, Lenker quer, Vorderrad raus, und so bekommen wir beide Räder inklusive Taschen in den Laderaum gepuzzelt. Puh, das wär jetzt sonst blöd gewesen, bei den 2 Bussen am Tag ist die Chance auf einen weniger muffeligen Busfahrer nicht eben hoch. So aber rollen wir bald entspannt Richtung Hauptstadt, checken dort in einem Hostel mitten in der Innenstadt ein und starten nach ausgiebiger Dusche zum nahe gelegenen Babalu, um dort den Tag bei einem Bier ausklingen zu lassen.
Tag 11 Reykjavik - Keflavik (58 km)Wir parken unsere Räder und Gepäck am Morgen erst noch einmal im Hostel und gehen zu Fuß auf Stadtbummel. Die Stadt ist voller Touristen, unglaublich was hier selbst im Winter los ist.
Auffallend sind die vielen tollen Wandgemälde, die wohl im Rahmen eines Festivals 2016 entstanden sind. Mehr Infos dazu auch
hier .
Wir schlendern noch eine Weile durch die Stadt und brechen dann am Nachmittag auf Richtung Flughafen. Die Option mit dem Bus zu fahren erwägen wir zwar kurz, da aber der letzte Bus heute schon um 16:30 fährt, wir aber möglichst spät am Flughafen ankommen wollen, schwingen wir uns noch einmal auf die Räder. Aus dem Rad wählen wir die ganz schön gelegte Radroute entlang der Küste nach Hafnarfjördur und umgehen so den um diese Tageszeit massiven Berufsverkehr.
Ausgerechnet jetzt gibt es doch noch den ersten und einzigen Platten der Reise. Den Flughafen erreichen wir um halb 10 am Abend, die letzten Kilometer Radweg zum Flughafen sind schön beleuchtet.
Wir schlagen unser Nachtlager in der Nähe des Flughafens auf. Der Wecker klingelt bald – viel Nachtruhe bleibt eh nicht.
Tag 12 Keflavik - BerlinPünktlich um vier stehen wir mit unseren Rädern am Check in, die Fahrt durch den Scanner geht diesmal ohne größere Schwierigkeiten und um 6 Uhr heben wir ab nach Berlin, das uns mit Schneeregen empfängt.
Es war eine echt schöne Tour, mit viel Wind aber auch diesmal keinem „richtigen“ Sturm, zumindest mussten wir nie auf allen Vieren kriechen und auch unser Zeltgestänge ist noch intakt.
Wir hatten überraschend viel Sonne – der Wetterbericht, den wir sowohl vor als auch nach der Reise verfolgt haben, lässt ahnen, dass wir wirklich superviel Glück hatten.
Da es keinen Track gibt, hier die gefahrene Route auf der Cycle Map
Link zur Karte des isländischen Fremdenverkehrsamtes: Viele Grüße
Britta