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#924824 - 02.04.13 15:24 Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney
What-a-Trip
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 24
Unterwegs in Deutschland

Dauer:6 Monate, 9 Tage
Zeitraum:1.1.2012 bis 7.7.2012
Entfernung:16047 Kilometer
Bereiste Länder:auAustralien
Externe URL:http://www.what-a-trip.de

Hallo Zusammen,

ich war wieder einmal unterwegs und hoffe, dass ich nicht gleich ausgebuht oder gesteinigt werde, denn ich war nicht mit einem "normalen" Fahrrad unterwegs, sondern mit einem Pedelec. Ich weiß natürlich, dass gerade unter eingefleischten Radfahrern das E-Rad auf viel Köpfschütteln stößt, trotzdem will ich Euch meine Reise nicht vorenthalten. Als kleiner Anreger hier ein kurzes Video:

https://vimeo.com/61617891

Und für alle die es noch ausführlicher wissen wollen ein kleiner Bericht:

E-Bikes, Pedelecs, Elektromobilität. Schaut man sich dieser Tage in der Fahrradbranche um, gibt es wohl mittlerweile nur ein großes Thema, über das jeder redet.

Ich wollte aber nicht nur darüber reden, sondern ich wollte es ausprobieren. Und deshalb unternahm ich die bisher längste E-Bike Testfahrt, die je durchgeführt worden ist, und umrundete den australischen Kontinent - 16.000 km von Sydney nach Sydney.
Mittlerweile bin ich 29 Jahre alt, komme aus München und höre auf den Namen Maximilian Semsch. 2008 bin ich alleine mit einem „normalen“ Fahrrad von München nach Singapur gefahren (hatte hierüber auch schon berichtet: Mit Fahrrad und Videokamera nach Singapur (Reiseberichte)).

Ich werde natürlich auch immer wieder gefragt, warum ein so junger Mann mit einem Fahrrad für so „alte Leute“ unterwegs ist.

Es reizt mich, kurz gesagt, neue Dinge auszuprobieren, und ich wollte wissen, ob ein E-Bike eine solch lange Reise überhaupt übersteht, und ob das Fahren mit einem Pedelec noch etwas mit radfahren zu tun hat, oder ob es wirklich so ist, wie viele immer sagen, dass man ja auch gleich Moped fahren kann und das das E-Bike schon die Vorstufe zum Rollator ist.


Am 01.01.12 ging es vor dem Wahrzeichen der Stadt, der Oper von Sydney, los. Einmal um den gesamten Kontinent im Uhrzeigersinn mit dem Ziel, ein halbes Jahr später wieder an der selben Stelle anzukommen. Auf dem fünften Kontinent war ich allerdings nicht alleine unterwegs. Mit dabei war meine Lebensgefährtin Marion und Kameramann Frank aus Berlin. Die beiden haben die Reise in einem Begleitfahrzeug zurückgelegt, denn beide hatten keine große Lust bei über 40 Grad aufs Rad zu steigen. E-Bike, Begleitfahrzeug - das ist doch keine normale Radreise! Richtig, was wir hier unternommen haben, war ein Experiment.

Ich hatte außerdem ein zweites, identisches E-Bike mit dabei, mit dem Ziel mir immer wieder Gäste einzuladen, um auch anderen Leuten das Thema Elektromobilität näher zubringen. Die ersten zwei Wochen, 1000 km nach Melbourne, war ich alleine auf dem Fahrrad unterwegs.

Ab Melbourne begleitete uns dann Ray aus England für sechs Wochen und über 5000 km bis nach Perth. Australien hat in etwa die Größe Europas, aber gerade einmal 20 Millionen Einwohner. Davon leben auch noch fast 90% in den Großstädten des Landes. Mit anderen Worten, Australien ist vor allem groß und leer. Einen ersten Vorgeschmack bekamen wir, als wir von Adelaide nach Perth fuhren. Es ging durch die Nullarbor Ebene. Das waren 1200 km und dazwischen gab es sieben Tankstellen. Kein Schatten, Temperaturen an die 40 Grad, Fliegen und eine Landschaft, die sich über Hunderte von Kilometern nicht ändert. Das war selbst auf einem E-Bike nicht immer einfach, und wir mussten oftmals an unsere Grenzen gehen.

Von Perth aus ging es 2500 km die Westküste entlang Richtung Norden. Wohl eine der einsamsten Gegenden Australiens, das sogenannte Outback. Es leben hier nur wenige Menschen, denn es gibt wenig Niederschlag, unfruchtbaren Boden, es ist heiß, trocken, staubig und leer. Wer will da schon wohnen?
Oftmals waren es bis zu 350 km von einer Tankstelle zur nächsten, und dazwischen gab es rein gar nichts. Als ich dann noch Gegenwind bekam, war der Frust groß. Rückblickend bleibt zu sagen, dass ich in die falsche Richtung gefahren bin. Australien im Uhrzeigersinn zu umrunden, bedeutete für mich über 7000 km konstanten Gegenwind. Das ist kein laues Lüftchen wie bei uns, sondern der Wind hat orkanartige Geschwindigkeiten, und trotz E-Bike bin ich stellenweise nicht vom Fleck gekommen.

In diesen Momenten kamen mir Radfahrer entgegen, die in die andere Richtung gefahren sind, also Rückenwind hatten. Da stand dann dieser Herr mit 60 Jahren vor mir. Ein normales Fahrrad, 45 Kilo Gepäck und schwärmte, dass dies die beste Radreise wäre, die er je unternommen hätte. Er fuhr 35 km/h Durchschnitt und schaffte am Tag bis zu 250 km, und das ohne Anstrengung, wie er selbst sagte. Ich hingegen war froh, wenn ich es auf 15 km/h schaffte, und zeigte mein Tacho am Ende des Tages 150 km an, dann war ich weit gekommen.

Nicht nur der Wind, sondern auch die Temperaturen im Norden Australiens waren stellenweise brutal. Für drei Wochen war es derart schwül-heiß und es kühlte auch in der Nacht nicht ab, dass das Übernachten im Zelt zur Qual würde. Es war so, als würde man versuchen in einer Sauna zu übernachten.

Trotz aller Widrigkeiten ist Australien ein wunderschöner und faszinierender Kontinent. 80% der Flora und Fauna gibt es nirgendwo sonst auf der Erde. Besonders die Nähe zu wildlebenden Tieren war für mich faszinierend. Kängurus oder auch Emus aus wenigen Metern Nähe zu sehen - in Down Under keine Seltenheit. Zudem ist Australien mit spektakulären National Parks ausgestattet. Unberührte Natur und eine Landschaft, die kein Landschaftsarchitekt hätte schöner gestalten können. Wie z.B. der Litchfield National Park in der Nähe von Darwin, dem nördlichsten Punkt unserer Reise.

Von dort aus ging es zurück an die Ostküste. Bis wir allerdings wieder an der Pazifikküste ankamen, war es bereits Winter. Hatten wir wenige Wochen zuvor noch geschwitzt, wurde es nun nachts im Zelt ziemlich kühl. Aber wir waren auf der Zielgeraden - die letzten 4 Wochen und 2000 km zum Start- und Endpunkt der Reise.

Über Brisbane und die Gold Coast ging es wieder zurück nach Sydney. Nach 187 Tagen und 16.047 km auf meinem Haibike eQ Trekking stand ich wieder an dem Punkt, wo ich ein halbes Jahr vorher gestartet war - der Oper von Sydney.

Beide Räder sind zusammengerechnet insgesamt über 26.000 km gefahren. Wir hatten sieben Platten, einen Speichenbruch, einen defekten Kettenspanner, haben zweimal pro Rad die Kette gewechselt und einmal die Bereifung. Eine relativ überschaubare Pannenstatistik, wie ich finde. Durchschnittliche Akkureichweite lag bei ungefähr 65km, da war aber von 28 km bis zu 150km alles mit dabei. Gefahren bin ich die meiste Zeit auf 1 Tour (Boschantrieb).

Mehr Infos, die neue DVD und Blu-ray über Australien gibt es auf meiner Homepage.

Euer
Maximilian
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#924828 - 02.04.13 15:35 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: What-a-Trip]
derSammy
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Beiträge: 20.637
Ein sehr interessantes Projekt, was du da durchgezogen hast. Ein paar Fragen kommen natürlich:
Wie hast du die Bikes nach Australien bekommen? Ist der Akku nicht Gefahrengut, der nicht in den Flieger darf?
Und wie hast du das zweite Bike transportiert, als du allein unterwegs warst?
Und wo habt ihr "unterwegs nachgetankt"?
Empfandest du das Akkumehrgewicht (nehme an, dass der Akku bei den Entfernungen auch ab und an leer war) eher als Balast oder überwog der Vorteil durch die elektronische Unterstützung?
Komm wir grillen Opa. Es gibt Koch und Suppenfleisch!
Satzzeichen können Leben retten.
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#924836 - 02.04.13 15:49 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: derSammy]
What-a-Trip
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Themenersteller
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Beiträge: 24
Unterwegs in Deutschland

Also die Räder konnte ich ganz normal im Flieger mitnehmen (auseinander gebaut und in einer Transport Box natürlich. Richtig Akkus sind Gefahrgut und dürfen nicht im Flieger mitgenommen werden. Wir hatten die Akkus im Vorfeld per Gefahrguttransport an unsere Adresse in Sydney geschickt. Hat ca. 2 Wochen gedauert, ist aber auch nicht so einfach und das hatte glücklicher Weise Bosch für mich gemacht.
Wenn das zweite Bike nicht in Benutzung war, war es im Auto bei Frank und Marion.
Wir hatten eine große Solarzelle dabei und konnten so einen Großteil der Akkus über die Sonne laden, hatten aber auch immer wieder Steckdosen z.B. in den Roadhouses, die alle paar hundert Kilometer auftauschen.
In dem Moment, in dem der Akku leer ist, hat man natürlcih ein Mehrgewicht zu transportieren. Aber es überwogen schon die Vorteile und ich bin auhc nur ca. 200 km ohne akku gefahren, weil er leer war.
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#924839 - 02.04.13 16:00 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: What-a-Trip]
derSammy
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 20.637
In Antwort auf: What-a-Trip

Wenn das zweite Bike nicht in Benutzung war, war es im Auto bei Frank und Marion.

Ah, das hatte ich beim ersten Lesen übersehen.
Diese Begleitfahrzeugsituation ist ja wirklich ungewöhnlich. Wie war das denn für die beiden KfZ-Fahrer? Sind die hinter dir hergeschlichen? Oder habt ihr euch immer abends getroffen?
Hattest du den Anspruch Verpflegung&Kleidung am Rad zu transportieren, oder war dies im Begleitfahrzeug?
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Satzzeichen können Leben retten.
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#924845 - 02.04.13 16:21 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: derSammy]
What-a-Trip
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 24
Unterwegs in Deutschland

Also die Radfahrer sind meistens 4-5 Stunden vor dem Auto aufgestanden, um die kühlen Morgenstunden auszunutzen. Bis die uns überholt haben, hatten wir teilweise schon 90km+ zurückgelegt. Ansonsten hatten wir meistens Mittags und Abends einen Treffpunkt.
Hatte Verpflegung, Wasser, vorallem Wasser, Werkzeug, Ersatzteile und alles Wichtige am Rad. Denn Handyempfang gibt es keinen im Outback und deswegen hatten wir Taschen am Rad, ein, zwei Ersatzklamotten waren auch immer dabei.
Wie gesagt keine gewöhnliche Radreise. Ich wollte aber unbedingt Frau und Kameramann dabei haben, beide waren aber nicht so scharf aufs radeln. Obwohl Marion irgendwann auf den Geschmack gekommen ist und 5500 km mitgefahren ist.
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#926948 - 08.04.13 14:13 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: What-a-Trip]
Eftimi
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 66
Also an erster stelle Respekt für diese Tour.

Ich selbst fahre auch unter anderem Padalec.

Und auch wenn viele (vor allem diejenigen die nie eins gefahren sind) denken das padalec fahren nichts mit körperlichen belastung zu tun hat, habe ich da ne andere erfahrung gemacht.

Keine Frage das mit dem Padelec die Anstrengung nicht die gleiche ist wie beim normalen Fahrrad.
Ganz gut ist das nach zu volziehen wo du an der stelle wo du schreibst das du ca. mit 15/kmh gefahren bist obwohl ja ein normales padelec bis zu 25km/h unterstützt.

Aber das der antrieb soviel km aushält bei der Hitze hat mich überrascht
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#927106 - 08.04.13 19:50 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: What-a-Trip]
Stoffy
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 9
Vielen Dank für die schönen Dokumentationen...
Ich habe mir bei gekauft und sie schon zweimal angesehen.
Ich bin total begeistert und inspiriert zugleich. Am liebsten würde ich gleich morgen losradeln ;-). leider bin ich neu auf dem Gebiet aber das wird sich spätestens nach deinen Filmen ändern.

Gruß aus Thüringen
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#1127542 - 06.05.15 09:34 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: What-a-Trip]
bike&skate
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 422
Hallo Maximilian,

geht es dieses Jahr wieder auf Tour? Du hattest mal etwas erwähnt bei einem Vortrag als ich nachgefragt hatte. Freue mich schon auf die nächste DVD / Vortrag.

Viele Grüße
Dieter
Gruß Dieter
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#1308060 - 28.10.17 20:46 Re: Australien 16.000 km von Sydney nach Sydney [Re: What-a-Trip]
markus-1969
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 188
ich hätt lust auf SYD - Perth irgendwie.
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www.bikefreaks.de