Ergänzung Oktober 2016 Hallo,
ich ergänze bzw. erweitere meinen Reisebericht aus dem letzten Jahr um drei Tage, die wir wieder einmal in der Gegend waren. Für einen eigenen Bericht ist mir die Reise fast zu kurz und thematisch passt sie noch gut zu Alpe-Adria.
Wir wollten dem trüben Oktober noch ein Schnippchen schlagen und haben in den letzten Tagen des Monats noch einmal die Region Friaul-Julisch-Venetien von Nord nach Süd mit dem Rad durchquert. Startpunkt war dieses Mal in Tarvis an der Österreichisch-Italienischen Grenze, Endpunkt war wieder Triest. Die Gemeinsamkeiten mit früheren Alpe-Adria-Touren sind damit schon fast erschöpft. Natürlich waren einige Kilometer auf alten Spuren dabei, aber die weitaus überwiegende Kilometer-Anzahl haben wir auf neuen Wegen zurückgelegt.
1. Tag: von Tarvis auf dem Alpe-Adria-Radweg bis Pontebba, dann durch das Val Aupa nach Moggio Udinese und die letzten 20 Kilometer bis Gemona wieder mehr oder weniger auf der Ciclovia Alpe-Adria.
2. Tag: Von Gemona nach Südosten am Rand der Julischen Alpen nach Cividale und weiter nach Gorizia.
3. Tag: Von Cividale südwärts nach Slowenien und über den Karst nach Triest
An den drei Tagen sammelten wir etwa 220 Radkilometer und 1.900 Höhenmeter. An- und Rückreise erfolgten wieder komfortabel mit der Bahn. In
Wir starten am Freitag, dem 28. Oktober kurz nach 10:00 Uhr am unvergleichlich tristen Bahnhof von Tarvisio Boscoverde. Es ist herbstlich kühl, aber die Sonne strahlt und verspricht einen wunderschönen Radtag.
Auf bekanntem Alpe-Adria-Radweg kurz vor Tarvis
Die vielen Radweg-Gitter erfreuen Herz und Auge:
Der erste Espresso am alten Bahnhof von Ugovizza erfreut auch den Körper:
In Pontebba verlassen wir den schönen Radweg.
Dass ein Dorf namens Studena auf unserer Strecke ins Val Aupa liegen muss, habe ich im Kopf, bin aber plötzlich verwirrt, dass zwei Orte diesen Namen tragen und dass „Nieder-“ und „Hoch-“ nicht beide auf unserer Route liegen. Ich frage einen Passanten nach dem Val Aupa; er schaut auf unsere Räder und das Gepäck und warnt uns lachend vor der „salita grande“. Nun, dann sind wir ja auf dem richtigen Weg.
Es geht tatsächlich ordentlich zur Sache. Die Steigung ist durchgehend und einige Male gehe ich in die kleinste Übersetzung.
Die Straße ist ruhig, die Ausblicke sind wunderschön und es geht zügig aufwärts. Hier das namensgebende Dorf Aupa:
Das Gasthaus an der Straße nennt sich „Sette Picche“ und bezieht sich wohl auf die schönen (Schaufel-) Spitzen hinter dem Haus
Nach einer Stunde haben wir die acht Kilometer und 500 Höhenmeter geknackt und erreichen den Sattel, die Sella Cereschiatis.
Die Abfahrt ins Tal ist herrlich
Das ganze Val Aupa ist nur schwach besiedelt und hat in den letzten Jahrzehnten einen großen Teil seiner Bevölkerung verloren – wie viele Berg- und Grenzregionen des Friaul.
Vor uns der dominante Berg des Tales, die Crete Grauzaria:
Bei Moggio Udinese erreichen wir wieder die Ciclovia Alpe Adria …
… im Kanaltal. Die Fella ist trocken wie meist um diese Jahreszeit.
Wir radeln weiter nach Venzone und genießen die letzten Tageskilometer auf dem wunderschönen Radweg …
… bis Gemona del Friuli …
… wo ein kühles Getränk den perfekten Radtag abrundet (und ich wieder einmal staune, was man alles zu einem Aperitif gereicht bekommen kann)
Am nächsten Tag starten wir in Richtung Südosten
Für zwei Kilometer jagen wir drei Rennradler vor uns her, bekommen dann aber Mitleid mit den gehetzten Kreaturen und lassen uns zurückfallen.
Kurz vor Cividale waschen wir Reifen und Felgen,
am anderen Ende von Cividale benützen wir zur Querung des Natisone aber eine Brücke; die Teufelsbrücke, ein Wahrzeichen der Stadt.
Die folgenden Kilometer bis Gorizia sind einfach nur schön
mit interessanten Blicken durch Weinkulturen …
… und in die Julischen Alpen
Cormons:
Die letzten Kilometer vergehen viel zu schnell; an solchen Tagen könnte ich noch Stunden radeln.
Kurz vor Gorizia/Görz überqueren wir den Isonzo, der als Soca von Slowenien herkommt:
Etappenort Gorizia/Görz;
Wir radeln dann noch auf ein (weiteres) braunes Heißgetränk über die Grenze, die vor gar nicht langer Zeit noch streng bewacht und fast undurchdringlich war. Heute merkt man nichts mehr von einer geteilten Stadt. Am nächsten Tag starten wir von Gorizia aus und passieren gleich wieder die slowenische Grenze
Im Hintergrund ist bereits der Karst zu sehen, der mit einem 400m-Anstieg auf uns wartet.
Sieht man immer wieder einmal in den Gärten: Loquats (oder Nispelo oder Wollmispel)
Es geht ordentlich bergauf und die 400 Höhenmeter sind rasch geknackt
Oben im Karst geht es leicht hügelig weiter. Es ist Sonntagvormittag, wenig Verkehr, strahlender Sonnenschein, wunderschöne Herbstfarben. Ein Tag wie aus dem Bilderbuch
Die Ortschaften auf dem Karst sind dünn gesät; hier Temnica:
Zurück nach Italien:
mit Einblicken in schöne Gärten
Der schmale Streifen Land, der Triest mit dem Rest Italiens verbindet ist so schmal gar nicht und bietet viele schöne Blicke
Hinter Prosecco/Prosek liegt plötzlich der Golf von Triest vor uns
Die Abfahrt vergeht wieder einmal viel schneller als der Anstieg
und schon sind wir in Triest
Wir essen eine Kleinigkeit am Canal Grande, haben dabei Glück, ohne Wartezeit einen Tisch vor einem der vielen Restaurants zu ergattern. Offenbar sind wir nicht die einzigen, die an diesem Oktobertag Sonne und Essen gleichzeitig genießen wollen.
Dann bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt und den Hafen, lassen uns knipsen und radeln zum Bahnhof.
Es war wieder einmal eine wunderschöne Tour, zwar nur drei Tage, aber drei ausgesprochen schöne Tage bei perfekten Verhältnissen fürs Radeln. Die Highlights waren am ersten Tag das fast menschenleere Val Aupa, am zweiten Tag die malerischen und farbenprächtigen Weinberge und –hügel rund um Cividale und Gorizia, am dritten Tag die sanfthügeligen Kilometer durch den Karst vor Triest.
Hans