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#1186663 - 28.01.16 14:04
Südbolivien mit dem Fatbike
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Hallo zusammen, es gibt bei mir ja durchaus einige Reiseberichte nachzuholen... Ich beginne mal mit der letzten Tour, über Weihnachten/Neujahr in den Süden Boliviens. Wer nur einfach Bilder durchklicken möchte, wird HIER fündig. Ich werde hier, da es mit den Einstellen von Bildern doch etwas kompliziert ist, nur einzelne Bilder einbinden. Wer einen schön formatieren Bericht mit integrierten Bildern anschauen möchte, klicke auf den externen Link zum Reisebericht Bolivien. Für mich war der Anlass für diese Reise so ein bisschen die Suche nach einer Region, die dem Hochland von Tibet möglichst ähnlich ist, denn das ist die Landschaft, die ich seit meiner Reise dort vor sieben Jahren sehr gerne nocheinmal erleben würde... Und ja, das südamerikanische Altiplano hat mir sehr, sehr gut gefallen, ich war sicher nicht zum letzten Mal dort. Start- und Endpunkt der Reise war Uyuni, erreichbar sehr unkompliziert mit einem Nachtbus von La Paz. Ich verbrachte dann drei Wochen in Bolivien, davon blieben dann aber unter Berücksichtigung der Aufeinanderfolge von Hin- und Rückflug und den Busfahrten nur noch 17 Tage zum radeln übrig. Zeit genug, um von Uyuni aus eine Runde über den Salar und auf der bekannten Lagunen-Route zu unternehmen. Also, los geht's: Salz bis zum Horizont: Salar de UyuniUyuni, 6:00 morgens, es geht los. Der Bus aus LaPaz war pünktlich, das Rad unbeschädigt transportiert, und ich nach 24 Stunden auf 3600 m erstmal auch so leidlich an die Höhe angepasst. Es kann nun also endlich losgehen. Die Stadt ist noch wie ausgestorben, nur ein Marktstand, der Frühstück verkauft hat schon geöffnet. Es gibt frittierte Teigfladen mit Api, einem Maisgetränk. Die 30 km bis Colchani sind schnell auf einer nagelneuen Asphaltstraße geradelt, dann noch 5 km Piste, und plötzlich nur noch Salz. Fast unmerklich ging die Lehmpiste in die Salzkruste des Salar über. Der Salar de Uyuni ist mit mehr als 10 qm der größte Salzsee der Erde. Die Salzfläche, auf der ich mich nun bewege, ist eine durch Verdunstung entstandene mehrere dezimeter- bis meterdicke Salzschicht, die, ähnlich einer Eisschicht, den bis zu 100 Meter tiefen See bedeckt. Die Verdunstung des kapillar aufsteigenden Wassers produziert dann diese berühmten vieleckigen Muster in der Salzkruste. Erinnerungen kommen auf an die winterliche Radtour auf dem Baikalsee. Ist das wirklich Salz? Sieht doch auch aus wie Eis… Nur die Temperaturen von über +40°C sind entgegengesetzt zu meiner letzten Radtour auf einem See: am Baikalsee war es ja minus 40°C… Eine Piste führt gerade nach Westen, das passt. Es ist die Richtung zu der Kakteeninsel in etwa 70 km Entfernung. Die Piste ist gut zu fahren, glattpoliert von den zahlreichen Geländewagen. Es fährt sich geradezu wie auf Asphalt: hart, glatt, und da ich mich auf einer Seeoberfläche bewege, eben auch perfekt flach. Mit 20 bis 25 km/h „flitzt“ das Fatbike über die Salzpiste. Wenn man von der Piste etwas abzweigt und über die Polygone fährt, ist es deutlich holpriger, aber irgendwie auch lustig. Die hohen Geschwindigkeiten gefallen mir aber besser, insofern kehre ich nach kurzen Ausflügen über die Polygone immer wieder auf die bequem fahrbare Piste zurück. Ab Mittag kommt starker Wind auf, aus Süd-West, also irgendwie auch von vorne. Dieses Muster wird sich in den nächsten Tagen immer wiederholen: ab Mittag ist Sturm, und je nach Bedingung zum Radeln eher schwierig. Der Wind bremst die Fahrt natürlich, aber heute ist am Ende des Tages auf 100 km trotzdem noch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16km/h übrig. Nicht schlecht für den ersten Tag, finde ich. Dennoch bin ich ziemlich platt, als ich an der Insel Incahuasi ankomme und gönne mir ersteinmal ein Abendessen im Cafe der Nationalparkstation. Schon lange hat man die Silhouette der Insel vor sich gesehen, zuerst als flimmernden schwarzen Fleck, dann als größerer Fleck, dann sieht man irgendwie die ersten Kakteen auf den Felsen, dann werden erste Details sichtbar, und schließlich kann man das Rad an einen Felsen am Ufer parken. Die Luft ist so klar, dass es schwierig ist, die Entfernungen richtig einzuschätzen. Abends bemerke ich, dass ich trotz Sonnenschutz ordentliche Verbrennungen davon getragen habe: Ohren, Nase, Lippen, Arme und selbst die Fußzehen sind gut verbrannt… Die Insel ist nicht besonders groß, bietet aber mit der kleinen Anhöhe einen Schönen Aussichtspunkt über den See und auf den Vulkan Tunupa. Es gibt zwei Arten an Kakteen auf der Insel, die besonders am späteren Nachmittag und zu Sonnenaufgang am nächsten Morgen in einem warmen Licht erscheinen. An Tieren entdecke ich zahlreiche Finken und ein Viscacha. Ich genieße den Sonnenuntergang und die einkehrende Ruhe, nachdem auch der letzte Geländewagen den „Parkplatz“ an der Insel verlassen hat. Immerhin gibt es hier schöne Zeltmöglichkeiten auf dem Salz, dazu auch Tische und Stühle gebaut aus Salzklötzen. Erst so gegen 22 Uhr legt sich der Wind. (Fortsetzung folgt...)
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#1186668 - 28.01.16 14:40
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Du bist aber auch immer weider für überraschende und top Reiseberichte gut. Spitze!
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#1186675 - 28.01.16 15:26
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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ich bin schon auf weiteres gespannt. Aber vermutlich ist der Uyuni größer als 10qm Renata
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#1186685 - 28.01.16 16:30
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Du bist eine extrem erfahrene Tourenradlerin - insbesondere auch in extremen Regionen. Deiner sehr beeindruckenden Website habe ich entnommen, dass es Deine erste Reise mit einem Fatbike war. Deshalb bin ich ziemlich neugierig, wie Du das Reisen und Fahren mit einem Fatbike im Vergleich zu deinen nicht minder eindrucksvollen Exkursionen mit "konventionellen" Rädern beurteilst bzw. beschreiben würdest.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. |
Geändert von kettenraucher (28.01.16 16:33) |
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#1186735 - 28.01.16 19:49
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Eine etwas andere Radreise - aber nicht minder interessant! Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1186738 - 28.01.16 19:54
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: Keine Ahnung]
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Eine etwas andere Radreise - aber nicht minder interessant! Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung. Hast Du von Waltraud was anderes erwartet Bei einer reinen Pistentour könnte ich mir die Anschaffung eines Fatbike auch sehr gut vorstellen. Die nächste Radreise von mir auf Taiwan wird aber wohl vermutlich eine reine Asphalttour. Zum Bericht: Einfach mal wieder nur grandios Gruss Thomas
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Geändert von Thomas1976 (28.01.16 19:54) Änderungsgrund: Ergänzungen |
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#1186739 - 28.01.16 20:13
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Grandiose Landschaft gekonnt eingefangen . Deine Erfahrungen mit dem "Dickfettreifenfahrrad" würden mich auch interessieren.
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#1186743 - 28.01.16 20:23
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: kettenraucher]
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Nun ja, es ist wie mit der Wahl jeden anderen Fahrradtyps halt auch: Der Einsatzbereich muss schon dazu passen, und da hat man heutzutage schon einiges an Auswahl: Ich habe auf dieser Tour in Bolivien, die in vielen Etappen aus langen Passagen an weichem Untergrund (=Sand) bestand, das Fatbike als ziemlich genial empfunden. Es ist tatsächlich so, dass ich damit weiche Passagen fahren konnte, die ich mit "normalem" Mountainbike definitiv geschoben hätte. Unter gebebener Leidens- und Leistungsfähigkeit erschließen sich also mit dem Fatbike durchaus Pisten/Regionen, die sonst einen hohen Anteil an Schiebepassagen enthalten würden oder gar unfahrbar wären. Dies gilt aber nur für weichen Untergrund (Sand, Schnee, Matsch,..), den Berg hoch fährt es nicht von selbst . Mein Fatbike ist übrigens vom Eigengewicht her nicht nennenswert schwerer als mein übliches Reise-Mountainbike. Rückblickend wäre ein Fatbike sicher sehr angenehm gewesen für meine (Offroad-)Tour im tibetischen Hochland oder auch für die Schneepassagen im Norden auf der Baikalsee-Tour. Wie aber so oft, sind diese "Vorteile" die ich unter bestimmten Umständen - wie auf dieser Tour - für das Fatbike empfinde, schwer zu quantifizieren und zu verallgemeinern. Aber, auch weil ich leider momentan gesundheitlich nicht so leidens- und leistungsfähig bin wie gewohnt, sehe ich auch schon einen Vorteil dieses Radtyps, wenn ich mir auf gewissen Abschnitten einfach leichter tue (also weniger oft schieben muss). Und: es ist einfach cool und hat vom Fahrgefühl auf den Sandpisten auch einfach unheimlich Spaß gemacht.
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#1186758 - 28.01.16 21:48
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Ich erinnere mich an meine Tour in Bolivien vor 12 Jahren, und ich muß zugeben, als ich Dein Rad gesehen habe, kamen gewisse Neidgefühle auf. Bolivien war das erste Land, in dem ich eine kleine Strecke das Auto genommen habe, weil ich nach gut 300km Rüttelpiste von Challapata nach Atocha einfach die Nase voll hatte.
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#1186787 - 29.01.16 05:42
Re: Südbolivien mit dem Fatbike: vom Flachland ins
[Re: wal]
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Weiter geht's... Die rasante Fahrt auf der flachen Salzoberfläche des Salar de Uyuni ist schnell, zu schnell vorbei und ich werde mit der Realität konfrontiert: Schlechte, sehr schlechte Pisten... So gegen mittag erreiche ich das Ufer des Salar, irgendwo weiter im Süden. Von hier geht es über die Hügel bis San Juan, etwa noch 50km. In San Juan wird es die vorerst letzte Einkaufsmöglichkeit geben. Die Vegetation um mich herum besteht aus dornigen Büschen, ich muss aufpassen mit den dicken Reifen. Die Kakteen, die es auf der Insel Incahuasi gab, gibt es hier nicht. Meine Fahrgeschwindigkeit sinkt auf 8 bis 10 km/h. Sand, Wellblech, dazu kommt ab mittags der Wind mehr oder weniger stark von vorne. Es muss gehen. Irgendwie. Schon bald merke ich, dass ich mit dem Fatbike auf den besonders schlimmen Wellblech-Abschnitten ganz weit außen fahren kann. Dieser äußerste Rand der Piste ist oft schon sehr weich, aber das stört nicht. Auch sandige, weiche Nebenpisten sind für mich eine gute Alternative. An längeren Steigungen allerdings habe ich noch Schwierigkeiten: obwohl grundsätzlich fahrbar, fehlt dann halt doch der Sauerstoff für den höheren Krafteinsatz... Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen besser wird, wenn ich auch besser an die Höhe angepasst bin. San Juan ist dann irgendwann erreicht und ich fülle in einem der Dorfläden meine Vorräte auf. ... und der Laden hat hier noch richtig gute Auswahl! Morgen früh geht es dann los, auf die Lagunas-Route. Die ersten 30 Kilometer bis Chiguana sind noch flach und gut zu fahrende Salzpiste, dann die Eisenbahnschinen überqueren, und dann aber dann geht es bergauf. Ich sehe genau den Anstieg der Piste in der Ferne, und hier mache ich einen entscheidenden Fehler... Ich folge nicht den Geländewagenspuren, sondern halte direkt auf die in der ferne sichtbare Piste zu, quer über die Salzpfanne. Es ist eine Freude, wie das Fatbike über die dünne Salzschicht fährt. So macht es Spaß. Doch der Spaß ist dannn plötzlich vorbei: Der Untergrund hat sich verändert, die dünne, feste Salzschicht ist in eine lockere, weiche, aufgewölbte Schicht mit zahlreichen Polsterpflanzen übergegangen. Unfahrbar. Auch mit dem Fatbike nicht. Was tun? Ich schaue zur Piste. Dort wo sie in die Steigung übergeht, muss ich hin. Schätzungsweise noch 3 bis 4 Kilometer. Den Verlauf der Piste über die Salzpfanne kann ich nicht erkennen. Zurückfahren? Nicht wirklich. Also laufen. Das geht, wird aber eine Stunde dauern, mindestens... Die Schieberei über das weiche Salz hat mich dann in der Tat eineinhalb Stunden gekostet, und als ich die Piste erreiche, ist es schon mittags. Es ist heiß, und der Wind hat auch schon zugenommen. Das wird mir eine Lehre sein, etwas besser aufzupassen mit den Offroad-Passagen. Der Nachmittag ist gelaufen. Zu viel Kraft hat das Schieben in der Salzpfanne gekostet. Die Piste ist auch nicht steinig, sonder eine Sandspur. Ich kann zwar fahren, aber schon nach wenigen Metern muss ich wieder anhalten, um Luft zu holen. Ich probiere zu schieben, aber ähnlich: ein paar Schritte, dann Pause zum atmen. Irgendwie schaffe ich auf diese Weise etwa 350 Höhenmeter, bis auf eine Höhe von 4000 Metern. Als ich dann eine wingeschütze Stelle finde, baue ich das Zelt auf und beschließe, dass es zur Höhenanpassung sowieso besser ist, nicht zu viel Höhenmeter auf einmal zu machen. Und morgens ist der Sand sowieso fester... So ist es dann auch. Am nächsten Tag bin ich ausgeruht und die Sandpassagen bis zur Passhöhe auf 4200 Metern sind kein Problem. Ich freue mich über die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und genieße die Aussicht über das goldgelb in der Sonne leuchtende Gras und auf die umliegenden Vulkane. Es folgt eine kurze Abfahrt durch ein sandiges Trockental, dann einige Kilometer auf einer gut gebauten Piste bevor es wieder steil bergauf über den nächsten kleinen Pass von 4300 Metern geht. So langsam freunde ich mich an mit den Rahmenbedingungen für diese Radtour: holprige Pisten (Steine, Wellblech) auch auf den Abfahrten, Sand und nochmal Sand, heiße Tage (über 40°C), kalten Nächte (Wasserflasche gefriert), starker Wind bis Sturm aus Süd-West (also von vorne) ab mittags, kein Wasser außer an den menschlichen Stationen. Und: eindrucksvolle, einsame Landschaft! Also, weiter gehts... Immer mal wieder sehe ich vor mir die Spuren eines anderen Tourenradlers. Ich schätze seinen/ihren Vorsprung auf ca. ein bis zwei Tage. Insgeheim vergebe ich mir von nun an immer dann einen virtuellen Pluspunkt, wenn ich fahre, wo der/die andere geschoben hat. Sozusagen den Fatbike-Bonus, und den gibt es auf einigen besonders sandigen Passagen richtig fett :-) (weiter geht's dann später...)
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#1186802 - 29.01.16 07:47
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Mal ne Frage, ich las gerade was von einem "Bus aus La Paz" und einer "nagelneuen Asphaltstraße bis Colchani". Heißt das, die ganze Strecke von Challapata bis Uyuni ist mittlerweile asphaltiert? Auch die von Uyuni nach Villazon über Atocha und Tupiza?
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#1186821 - 29.01.16 08:45
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: Dergg]
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Es führt eine neue Asphaltstraße in Uyuni am Flughafen vorbei weiter nach Norden (Ruta 30). Wie weit die Asphaltoberfläche reichte kann ich nicht sagen. Die Busfahrt war nicht geeignet, dies rauszubekommen, weil nachts (= dunkel), und ich habe tatsächlich auch geschlafen. In südliche Richtung vermute ich, dass es in der Tat die Straße Richtung Challapata ist (Ruta 21). Auch da: wie weit das tatsächlich geht, kann ich nicht sagen, weil ich in diese Richtung gar nicht gefahren bin. Die Straßen in Südwestliche und Westliche Richtung (Ruta 5, und 701) sind (noch?) nicht asphaltiert, haben aber teilweise eine exzellente gewalzte Salz-Lehm-Oberfläche, die sich wie Asphalt fährt. So waren diese 30 km von Uyuni bis Colchani für mich die einzigen Teerstraßenkilometer auf der Tour.
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#1186857 - 29.01.16 11:42
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Ich bin neidisch!! Eine echt tolle Unternehmung mit dem Fatbike!
Jakob
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www.bike-nord.de ...Reisen in die Arktis, Antarktis, nach Island, Skandinavien, Iran und den Oman | |
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#1186894 - 29.01.16 14:34
Re: Südbolivien mit dem Fatbike: Lagunen+Flamingos
[Re: wal]
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... ein paar Tage nach der vorerst „letzten“ Einkaufsmöglichkeit in San Juan de Rosario, breche ich gerade wieder auf nach einer kurzen Trinkpause am Straßenrand. Es ist schon wieder viel zu heiß, das Thermometer am Lenker zeigt 43°C. Ich bin gerade nicht so sonderlich motiviert, denn das Wellblechmuster der Piste ist nicht besonders schön zu fahren. Die Piste führt um eine weite Rechtskurve und gibt dann den Blick frei auf die erste Lagune, Laguna Canapa. Ich sehe das Salz am Ufer, das blau schimmernde Wasser, und kleine Punkte im Wasser: Flamingos! Der Frust über die schlechte Piste ist vergessen, das Fatbike bollert über das Wellblech und die Steine und wenig später liegt das Rad im Kies direkt am Ufer der Lagune. Die Flamingos interessieren sich nicht weiter für die menschlichen Gäste. Man kann die Tiere in aller Ruhe beobachten und fotografieren. Ich verbringe eine ganze Stunde an der Lagune bevor mich die plötzlich aufziehenden Wolken und der zunehmende Wind doch zum Weiterfahren bewegen. In etwa zehn Kilometern gibt es die nächste Lagune. Das sollte trotz Wind zu schaffen sein! Die Laguna Hedionda hat eine dickere Salzkruste, die stark mit Schwefelmineralien durchsetzt ist, und die gelb in der Nachmittagssonne leuchten. Neben den Flamingos gibt es noch Lachmöven, die gerade brüten und höllisch Lärm machen. Die Flamingos stochern permanent im Salzschlamm nach Nahrung, sind hier aber scheuer als an der Laguna Canapa. Da es an der Laguna Hedionda eine Übernachtungsmöglichkeit gibt, und daher ausreichend Wasser, verbringe ich den Rest des Nachmittags an der Lagune die Flamingos beobachtend. Laguna Chiar Khota, Laguna Honda, Laguna Santa Cruz. Die recht gut fahrbare Piste führt von Lagune zu Lagune, aber nur an der Laguna Honda sehe ich einige Flamingos, die in der gerade aufgehenden Sonne im Wasser stehen. Die aber am meisten beeindruckende Lagune ist Laguna Colorada. Es ist 60 qkm groß, aber nur 1.5m tiefer See, der seinen Namen aufgrund der auffälligen roten Färbung durch eine rote Algenart und den hohen Mineraliengehalt des Wassers hat. Erst ein paar Tage nachdem ich die anderen Lagunen passiert habe, erreiche ich das Ostufer der Laguna Colorada. Eine farblich geradezu kitschige Aussicht bietet sich mir: klar blauer Himmel, braune Bergkulisse, bunt farbige Salz- und Algenteppiche im Wasser, in dem sich darüber hinaus Berge und den Himmel perfekt spiegeln. Im weißlich-gelben Salzschlamm und auf den rötlichen Algenfeldern waten die rosa Flamingos. Auch der Sonnenuntergang an der Laguna Colorada ist äußerst eindrucksvoll. Man könnte meinen, der Himmel würde in Flammen stehen, so bombastisch rot und gelb leuchten die Wolken. Die Flamingos, es gibt immerhin drei verschiedene Arten hier, lassen sich von alldem nicht beeindrucken, sie stehen meist auch bei starkem Wind mit dem Schnabel im Schlamm und stochern nach Nahrung. (...später mehr...)
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#1186962 - 29.01.16 19:34
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Klasse Idee, die Lagunenroute mit dem Fatbike. Wenn ich die Bilder sehe, bekomme ich sofort Lust, wieder in diese Richtung aufzubrechen.
War es Zufall, dass es kaum geregnet hat? Ich kenne die Gegend dort im Dezember/Januar eigentlich nur extrem nass, incl. knietiefem Wasser auf dem Salar. Aber wenn selbst der große Lago Poopó inzwischen ausgetrocknet sein soll... Calama - Uyuni, wenn man das im Dezember/Januar machbar wäre, dann würde das bei mir super rein passen. Da habe ich noch nie drüber nachgedacht.
Grüße Brit
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Der normale Tropfen macht das schon und fließt mit den anderen in den Wasserkopf der Nation. | |
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#1187022 - 29.01.16 23:37
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: tirb68]
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Ehrlich gesagt, die mögliche Regenzeit war auch meine große Sorge bei der Planung der Tour. Es ging dann aber gut, und ich kann jetzt natürlich nicht einschätzen, ob es eine Ausnahme oder die Regel war. Ich hatte während der Radtour erst Anfang Januar mal etwas "Regen" (kurzer Gewitterschauer, der den Boden kaum befeuchtet hat). Auch in Uyuni hatte es am Tag meiner Abreise (7. Januar) das erste Mal stärker geregnet. Der Salar war zu der Zeit noch trocken und befahrbar. Dezember, insbesondere Anfang Dezember sollte auf jeden Fall gehen, im Januar würde ich schon empfehlen ggf schon weiter südlich zu sein.
so long, Waltraud
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#1187050 - 30.01.16 09:26
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: wal]
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... Fortsetzung: Der Wecker klingelt um 5, um 6 bin ich wieder auf der Piste. Es ist schon einigermaßen hell, aber die Sonne ist noch nicht über den Horizont. Dafür steht der Vollmond noch hell über der Landschaft. Es ist kalt, mein Thermometer zeigt -8°C an und das Wasser in der Zweiliterflasche, die ich nachts versehentlich am Fahrrad gelassen hatte, ist gefroren. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, gleich in kurzen Hosen und ohne Socken los zu fahren... Ich bin jedoch zu faul mich umzuziehen, die Sonne müsste ja gleich kommen. Bis dahin kann ich ja etwas kräftiger reintreten… Ich bin so früh unterwegs, um die windstille Zeit bis Mittag optimal auszunützen. Die nächsten etwa 70 bis 80 km sollen sehr sandig sein. Ich hoffe auf ein guten Tag für mich auf dem Fatbike mit wenig Schiebepassagen… Ganz allmählich führt die Piste bergauf, weiches Wellblech. Ich fahre langsam, sehr langsam, mehr als 8km/h ist nicht drin, mit Pausen werden es dann also 6 Kilometer in einer Stunde. Mehr als ein Kilometer „am Stück“ zu fahren ist auch nicht drin. Mir fehlt hier auf 4400 Metern Höhe irgendwie die Luft zum Atmen. So ist mein Rhythmus heute: einen Kilometer bergauf am Stück radeln, dann kurze Pause zum Atmen, wieder einen Kilometer, wieder kurze Pause, und so weiter. Nach 45 bis 50 Minuten gibt es dann 10 bis 15 Minuten Pause mit einem Schluck Wasser und ein paar Nüssen oder ein bisschen Trockenobst. Wasser muss ich mir einteilen, für die nächsten zwei Tage werde ich kein Wasser bekommen können und habe also seit der Laguna Hedionda meinen nötigen Wasservorrat dabei. In einiger Entfernung sehe ich drei schwarze Punkte in der Landschaft: Nandus! Ihre Spuren hatte ich schon die ganze Zeit im Sand der Piste gesehen. Ich versuche, noch etwas näher ran zu fahren, aber als ich die Kamera dann ausgerichtet habe, laufen sie davon. Lediglich die Viscachas und auch die Felshühner kann ich in Ruhe fotografieren. Sie sitzen auf den vom Wind gerundeten Felsen und genießen die Wärme der ersten Sonnenstrahlen. Im Laufe des Tages sehe ich dann auch noch einige Vicunias, die hier heimische wilde Lama-Art. Sie sind aber recht scheu, und nur selten gelingt es mir, so nah heranzukommen, dass ich sie auch fotografieren kann. Die gesamte Landschaft ist eine weite Piste. Zahlreiche Spuren führen weit voneinander entfernt in die gleiche Richtung, man kann sich also aussuchen, wo man am liebsten fahren würde. Allerdings sind alle Spuren fast gleich schlecht: Der Untergrund ist weich, vulkanischer Sand, und darüber das übliche Wellblechmuster, das von den zahlreichen schnell fahrenden Geländewagen verursacht wird. Und wenn es mal kein Wellblech hat, dann ist der Untergrund so mit Steinen übersät, dass ebenfalls kein holperfreies Fahren möglich ist. Das Fatbike hilft nicht gegen das Wellblechmuster alleine, aber es ermöglicht mir oft ganz außen am weichen Rand zu fahren, wo man normalerweise schon zu stark einsinkt. Es geht langsam, aber immerhin kann ich fahren. Das Fatbike ist auch ideal, wenn ich mal die Spur wechseln möchte und über den Sandwall am Rand der Spur fahren muss. Wo keine Vegetation ist, fahre ich ab und zu auch mal „querfeldein“ also auf dem Vulkansand ohne Piste. Das geht wunderbar, teilweise fast besser als auf der zerfahrenen Piste, wird jedoch schnell wieder unterbrochen wenn die Vegetation aus pieksigen Polsterpflanzen zu dicht wird. Ein Pass mit 4670m ist irgendwann erreicht, und fast unmerklich geht es jetzt wieder bergab. Plötzlich nimmt der Wind kräftig zu, genau von vorne. Verdammt, es ist ja auch schon 12… Die Piste windet sich in ein Trockental, der Wind wird hier stark kanalisiert, und die Piste ist extrem weich. Das Fatbike fährt mühelos auf dem Sand, aber der Wind bremst mich stark aus und trocknet mich auch aus. Weiter. Pause. Weiter. Plötzlich entdecke ich eine Windschutzmauer unter einem Felsen. Ein perfekt geschützter Zeltplatz. Ich mache also Schluss für heute. Das Zelt passt dann auch genau in die freie Fläche umrundet von der Mauer. Am nächsten Morgen breche ich wieder früh auf. Das Höheprofil tagsüber ist wellig zwischen 4400 und 4600 Metern. Es gibt keine wirklich befestigten Pisten, sondern einzelne, mehr oder weniger häufig genutzte Fahrspuren durch den Vulkansand. Fatbike-Gelände. Ich fahre jeden Meter. Langsam, aber alles ist fahrbar, teilweise sogar sehr gut fahrbar. Dennoch merke ich den oft den deutlichen Wiederstand des weichen Sandes. Mittags erreiche ich Arbol de Pietra, die Steinskulpturen. Mitten in einer sandigen Senke befinden sich einige bizarr durch den Wind geformten Felsen. Ich bin dort völlig alleine. Es ist heiß und ich gönne mir eine halbe Stunde Pause, endlich mal mit Schatten... Danach sind es nochmal 20 Kilometer Sandpiste im Gegenwind bis zur Station an der Laguna Colorada. Alles fahrbar trotzt sandigem, unangenehmem Wellblech, auch in den tiefen Sandlöchern muss ich vom Fatbike nicht absteigen.
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#1187051 - 30.01.16 09:33
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: wal]
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Unglaublich gute Bilder, toller Bericht!!!
Alles Gute aus dem Schnee, Thomas
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#1187052 - 30.01.16 09:34
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: wal]
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Beiträge: 2.026
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Hey Waltraud,
toller Bericht und super Bilder !!! Ich kenne dich ja von der Reformationstour, aber woher nimmste denn diese Kraft jeden Tag wieder auf losem Sand gegen den Wind, boah beeindruckend. Danke Gruß Lutz
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#1187072 - 30.01.16 11:51
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: lufi47]
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Lieber Lutz, aber woher nimmste denn diese Kraft jeden Tag wieder auf losem Sand gegen den Wind, boah beeindruckend. Naja, so schwierig ist das dann auch nicht: Die Wahl des Rades hatte schon seinen Grund, ich habe es wirklich spürbar einfacher gehabt mit dem Fatbike auf diesen Pisten. Mit dem Wind: Oft bin ich nicht lange in den Nachmittag reingefahren, sondern ab 14 Uhr gab's dann halt Pause (Landschaft anschauen, Tiere beobachten, ausruhen...). Die Rahmenbedingungen sind zwar "hart" gewesen, aber das wusste ich ja vorher, und das nimmt man halt in Kauf, wenn man diese wunderbare Landschaft erleben will. Und das "Ertragen" kann man ein Stück weit auch lernen (*)... schöne Grüße, waltraud
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#1187081 - 30.01.16 12:27
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: wal]
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Beiträge: 8.303
Unterwegs in Britisches Territorium im Indischen Ozean
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Salut Waltraut Sehr schöne Photos, würde auch sagen, dass für dieses Gelände ein Fatbike angenehm ist. Die Rahmenbedingungen sind zwar "hart" gewesen, aber das wusste ich ja vorher, und das nimmt man halt in Kauf, wenn man diese wunderbare Landschaft erleben will. Und das "Ertragen" kann man ein Stück weit auch lernen (*)...
Hm, stimmt schon, vieles ist auch Einstellungssache - aber das mit dem Wind fand ich da unten aufm Rad echt schlauchend! Schlimmer als die Kälte nachts oder oder die Pisten ... deshalb hatten wir für die Lagunenroute auch Räder und Anhänger stehen gelassen und ne Tour gebucht. Aber ein bisschen bereue ich es schon ...
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet |
Geändert von panta-rhei (30.01.16 12:27) |
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#1187495 - 31.01.16 17:29
Re: Südbolivien mit dem Fatbike
[Re: wal]
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Hallo Waltraut, schön mal wieder was von dir zu hören . Ich habe gerade Deinen verlinkten Bericht zu Ende gelesen und bin natürlich angetan von den vielen schönen Eindrücken, die wahrscheinlich derart nur in eher lebensfeindlichen Umgebungen anzutreffen sind. Mich haben damals schon die Bilder vom mittlerweile leider verunglückten Peter XTR beeindruckt, als er in Bolivien und Chile getourt ist. Die Sache mit dem Wind, von der ich schon häufiger gehört habe, könnte mir eine solche Reise jedoch auch ganz schön vermiesen, obwohl man ganz sicherlich vorher weiß was da kommen kann und sich entsprechend darauf einstellen muss. Dass du nicht gerade eine durchschnittliche Radfahrerin bist, weißt Du ja selbst. Danke für den Bericht Gruß Nat
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#1187500 - 31.01.16 17:43
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: wal]
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Schöner Bericht und tolle Fotos! Dazu ein interessanter Radtyp welcher auf den Pisten bestimmt oft Vorteile bietet. Dass es dort auf 4000 Metern tagsüber (im Schatten) 40 Grad wird bezweifle ich aber Ich war selber zweimal mit dem Rad in der Gegend, m.E. eine der mit Abstand reizvollsten Regionen zum Radreisen auf dem Kontinent!
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Der Mensch ist umso reicher je mehr Dinge er liegen lassen kann. |
Geändert von Machinist (31.01.16 17:43) |
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#1187529 - 31.01.16 19:02
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: Machinist]
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Dass es dort auf 4000 Metern tagsüber (im Schatten) 40 Grad wird bezweifle ich aber nun, das geht ganz schnell, wenn die Sonne scheint, und keine Wolke davor ist (wie warm es im Schatten ist habe ich nie gemessen und nie geschrieben). Mein Rekord war eine Temperaturanzeige von 53°C auf 4150m, in voller Sonne in einem windgeschützten Innenhof. Allerdings stimmt es schon, dass die Temperaturanzeige des Thermometers am Lenker wahrscheinlich nicht unbedingt die tatsächliche Lufttemperatur anzeigt, gerade wenn der doch eher kühle Wind weht. Wie auch immer, ich fand es bei voller Sonne oft richtig unangenehm heiß, und dieses Phänomen deckt sich auch mit meinen Erfahrungen aus dem Hochland von Tibet (auch da diese Hitze auf über 4000 Metern). so long, waltraud
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#1187566 - 31.01.16 20:31
Re: Südbolivien mit dem Fatbike:Sandetappe
[Re: wal]
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Hallo Waltraut, das ist ein schöner Bericht und tolle Fotos!
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#1187614 - 01.02.16 06:29
Re: Südbolivien mit dem Fatbike: Sol de Mana
[Re: wal]
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und ein kleines Stück weiter: Nach einer Nacht in einem Hostal an der Nationalparkstation an der Laguna Colorada - hier gib es Wasser, aber keine Dusche - fahre ich gleich weiter zum Fumarolenfeld Sol de Mana. Es soll Geysire und Fumarolen auf einer Höhe von 4800 Metern geben. Etwa 37 Kilometer sind bis dorthin zu fahren, mindestens 600 Höhenmeter bergauf. Es beginnt morgens mit einer sehr sandigen Piste am Westrand der Laguna Colorada, aber als es dann nach ca 20 Kilometern endlich bergauf geht, hat die Piste felsigen Untergrund und ist weitgehend gut zu fahren. Die Landschaft ist karg, nur Steine bis zum Horizont. Selbst das pieksige Polstergras ist kaum mehr zu finden. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann das Fumarolenfeld, wo ich wieder im Schutze einer Steinmauer das Zelt aufbauen, und den Rest des Tages ausruhen kann. Ich möchte hier bleiben, um mich auf größere Höhen zu akklimatisieren. Der Wind hat an diesem Tag bereits um 11 Uhr Sturmstärke erreicht, so dass ich die letzte Stunde öfters an den steilen Anstiegen geschoben hatte. Das zehrt. Auch jetzt bläst der Wind unermütlich und rüttelt an Zelt und Kleidung. Erst spät in der Nacht legt sich der Wind, und es wird endlich ruhig. Nur das blubbern der Schlammtöpfe und das Pfeifen der Fumarolen kann man enternt hören. Es wird eine kalte, klare Nacht und ich schlafe trotzdem gut auf 4800 Metern. (Fortsetzung folgt später...)
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#1187769 - 01.02.16 18:24
Re: Südbolivien : Pistenführung mangelhaft
[Re: wal]
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weiter geht'... Pistenführung "mangelhaft"An einem der nächsten Tage muss ich von der Lagune auf etwa 4278 Metern ins Nachbartal nach Quetena auf etwa 4150 Metern Höhe. Es ist klar, dass dazwischen eine Kuppe oder ein Pass von etwa 4600 bis 4700 Metern Höhe liegen muss. Ich stelle mich also auf einen längeren Anstieg ein. Am anderen Ufer der Lagune kann ich die Piste auch schon sehen, wie sie bedrohlich steil und gerade den Hang hoch führt und die Senke der Lagune verlässt. Ein paar Stunden später fahre ich dann im ersten Gang an dieser Steigung langsam bergauf. Die Piste führt wirklich wie mit dem Lineal gezogen gerade aus bergauf, nur wenig Anpassung an die Steigung, keine auch noch so weiten Serpentinen. Ich bin hin und her gerissen, ob ich mühsam fahren soll, oder mühsam schieben soll. Irgendwie bin ich leistungsmäßig halt immer noch nicht voll an die Höhen über 4400 Meter angepasst und tu' mir an langen Steigungen immer noch schwer... Ich wechsle also ab, ein paar 100 Meter schieben, dann wieder ein paar 100 Meter fahren. Ein Geländewagen überholt mich. Noch lange kann ich den immer kleiner werdenden Punkt vor mir sehen, ohne dass er verschwindet. Es geht also noch für eine Weile so gerade weiter bergauf. Ich schaue immer wieder auf den Höhenmesser, 100 Höhenmeter habe ich schon, irgendwann 200… Auf welcher Höhe wird die Kuppe sein? Die klare Luft lässt Entfernungen schwer schätzen, und die Landkarte gibt auch keine weiteren Details preis. Auch meine Hoffnung, an dieser Steigung doch eventuell etwas Rückenwind ab zu bekommen – immerhin führt die Piste nach Osten – erfüllt sich nicht. Ausgerechnet heute ist es fast bis 16 Uhr total windstill und die Hitze drückt dadurch umso mehr. Als am späteren Nachmittag die Piste in ein kleines Trockental führt, sehe ich wieder eine kleine Windschutzmauer, an der ich dann mein Zeltlager einrichte. Morgen früh, mit der Sonne im Gesicht, wird es sicher besser gehen. Als ich am nächsten Morgen kraftvoll in die Pedale tretend das Trockentälchen verlasse, sehe ich, dass die Pistenführung nichts Gutes verheißt. Es geht nicht, wie ich gedacht hatte, gerade auf die Kuppe zu und auf der anderen Seite wieder bergab, sondern die Piste führt schräg zum Hang unter Mitnahme sämtlicher kleinen und größeren Rinnen und Tälchen, die von der Kuppe ausgehen. Man fährt also jedes Mal steil in so eine Rinne ein, um diese sofort ebenso steil wieder zu verlassen. Eine kleine Schulter, dann geht es in die nächste Rinne hinein. Jedes Mal ist die Schulter dabei etwa drei Meter höher als die der vorigen Rinne, und irgendwann ist man dann halt auch oben auf der Kuppe. Allerdings unter Mitnahme der doppelten Höhenmeter… Wer hat sich diese Streckenführung ausgedacht? Das kann doch auch für Geländewagenfahrer nicht angenehm sein, und Platz genug für eine Alternative wäre ja. Die Steigungen in die Rinnen führen jeweils gerade den Hang hoch und runter. Weil die Fahrzeuge hier beschleunigen oder bremsen, besteht die Piste in diesen Bereichen aus übelstem Wellblech. Im Tiefpunkt der Rinne ist die Piste ein zerfahrenes Sandloch und lediglich die kurzen Bereiche über die Schultern zwischen zwei Rinnen sind fest und schön fahrbar. Das Wellblech an den Steigungen und der Sand in den Rinnen verhindert jede Schwungmitnahme komplett, und so kommt es immer wieder vor, dass ich dann zwar mit dem Fatbike noch gut durch den Sand in der Rinne komme, dann aber im steilen Anstieg aus der Rinne außer Atem komme und absteige. Ich überlege, ob man nicht querfeldein auf einer topographisch angepassteren Route fahren könnte, aber die dichte, dornige Vegetation lässt dies nicht wirklich zu. rgendwann ist dann die Kuppe mit 4670 Metern Höhe doch erreicht und auf der anderen Seite geht es ähnlich wellig, aber mit nicht ganz so vielen Quertälchen abwärts nach Qetena. Es eröffnet sich auch ein grandioses Aussichtspanorama: Ich sehe den Nevado Soniquera und erstmals auch mein Ziel, den Volcan Uturuncu. Es folgt schließlich eine recht lange Abfahrt in ein weites Tal. Hier erwarte ich das Dorf zu sehen, aber nichts. Ich bin schon etwas verzweifelt, schaue auf die Landkarte, kann aber keinen Navigationsfehler erkennen. Dann bemerke ich: Ich muss erst noch über einen weiteren kleinen Bergrücken, der als Ausläufer eines 5000er Vulkans noch die freie Fahrt in das Dorf verhindert… Als ich schließlich in Quetena Chico mein Fahrrad im Innenhof des Hostals parke, zeigt das Thermometer 53°C an, und der Tacho 730 Höhenmeter auf 47 Kilometern. (morgen mehr...)
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#1187787 - 01.02.16 19:47
Re: Südbolivien : Pistenführung mangelhaft
[Re: wal]
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Wahnsinn - das war schon eine beachtliche Leistung. Zwar lässt sich Hitze bei trockener Luft besser ertragen, aber solches Steigungen bei der Höhe und diesen Temperaturen ... Respekt!
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1187886 - 02.02.16 05:51
Re: Südbolivien : Pistenführung mangelhaft
[Re: wal]
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... so, die vorletzte Episode: Volcan Uturuncu5770 Meter. Jetzt bin ich oben, und brauche erstmal etwas Zeit zum Atmen. Zugegeben, ich habe irgendwann, als es steiler wurde, das Gepäck am Pistenrand liegen gelassen, und auf den letzten 200 Höhenmetern auch das nackte Rad immer mal wieder geschoben. Aber jetzt bin ich oben. Nur ich bin hier am Berg. Der Himmel ist tief dunkelblau, so soll es ja auch sein auf fast 6000 Metern. Jetzt noch schnell das Heldenfoto: ich mit hoch gestemmtem Fatbike auf der höchstgelegenen Piste der Welt. Aber es wird nix. Obwohl zuhause erfolgreich ausprobiert, bekomme ich das Rad hier in der Höhe nicht hoch gehoben… Ich leere meinen Rucksack aus und packe nur die Wasserflasche, zwei Fruchtriegel und den Fleecepulli wieder ein. Den Rest (Hardshell Jacke und Hose, Stirnlampe, Tablet, Landkarte, Essnapf, Besteck und den Rest des Tagesproviants) verstecke ich windgeschützt hinter dem Felsen, an dem das Fahrrad parkt. Es sind jetzt keine 300 Höhenmeter mehr bis zum Gipfel, sozusagen ein Nachmittagspaziergang. Es geht los, den Schutthang hoch. Ich zwinge mich, gleichmäßig langsam zu gehen. Nach nur 40 Minuten bin ich dann oben: 6008 Meter, der Gipfel des Uturuncu. Insgeheim nenne ich den Berg dann den „Sandalen-6000er“, denn ich bin tatsächlich in Sandalen hier hoch gelaufen. Ich hatte Glück dass keine ernsthaften Schneefelder in meinem Weg lagen und der letzte Anstieg vom „Parkplatz“ aus eben doch technisch ein Spaziergang war. Es gab zwar ein mini-kleines Schneefeld, wie es sich immerhin für einen 6000er gehört, aber da war man mit einem großen Schritt locker drüber gestiegen. Die Aussicht am Gipfel ist grandios. Ich kann deutlich sehen, wo ich in den letzten Tagen hergekommen bin, und sehe auch, wo die Piste weiter nach Norden führt, am Nevado Soniquera vorbei. Die Wolken bilden bizarre Formen, vom ewigen Wind wie zerrissen. Nach einer Stunde gemütlicher Pause am Gipfel wird es Zeit zu gehen. Ich muss ja noch mein Gepäck einsammeln und meinen geplanten Zeltplatz an einem verfallenen Gemäuer erreichen. Etwa 400 Höhenmeter Abfahrt warten jetzt am Nachmittag noch auf mich. Wieder am Fahrrad packe ich meine deponierten Sachen zurück in den Rucksack, und dann geht es an die Abfahrt. Die alte Minenpiste ist im Wesentlichen gut zu fahren, an einigen Streckenabschnitten ist es jedoch extrem steinig. Hier heißt es aufpassen, denn die Piste ist auch teilweise sehr ausgesetzt angelegt. Faszinierend ist die weite Aussicht auf die Täler und die Nachbarberge, insbesondere auf den Nevado Soniquera. Da ich immer wieder anhalte, um die Aussicht zu genießen, oder um Fotos zu machen, komme ich doch nicht so rasant voran, wie man es bei einer steilen Abfahrt erwarten könnte. Zudem ist die Piste zwar gut fahrbar, aber für eine rasante Fahrt sind mir doch zu viele Steine und Löcher dabei… Einen Sturz oder Defekt am Rad möchte ich hier nicht riskieren. Ich bin sehr zufrieden mit dem Fatbike. Es bollert problemlos über kleinere Hindernisse und die dicken Reifen greifen sehr gut in weichem Untergrund, wie vulkanischem Sand. Immer wieder frage ich mich sogar, wie ich ohne Fatbike überhaupt meine vergangenen Touren ausgehalten habe, vor allem die Reisen ins Hochland von Tibet, wo es ja tagelang überhaupt keine Pisten gab... Langsam aber sicher verliere ich an Höhe. Die Nachmittagssonne wärmt angenehm und der starke Wind, der mich im oberen Teil der Piste doch ganz schön gebeutelt hat, ist jetzt nicht mehr so deutlich zu spüren. Schließlich erreiche ich das verfallene Gebäude, das ich während der Auffahrt schon bemerkt hatte. Die Mauern werden mir Windschutz geben, dort werde ich übernachten. Als die Sonne hinter dem Berg verschwindet, wird es dann aber empfindlich kalt. Der Sonnenuntergang ist jedoch unbedingt sehenswert: blutrot erscheinen die dünnen Wolkenstreifen über dem Nevado Soniquera und auch neben dem Gipfel Uturuncu gibt es eine hübsche orange-rote Wolke. Ich bin zufrieden mit meiner Vulkan-Tour und schlafe gut, auch wenn der Höhenmesser 5350 Meter anzeigt und es nachts -15°C kalt wird. Dafür lasse ich mir am nächsten Morgen Zeit, und breche erst auf, als die Sonne schon wärmend das alte Gemäuer bescheint. Der Vulkangipfel rückt in immer weitere Entfernung und die Piste wird zunehmend auch wieder sandig, natürlich dann auch mit dem üblichen Wellblechmuster. Irgendwann führt die Piste in ein sandiges Tal und damit sehe ich den Uturuncu-Gipfel bis Quetena nicht mehr. (Fortsetzung folgt...)
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