Re: 3 Jahre in 3 Minuten- Radreisefilm

von: Anonym

Re: 3 Jahre in 3 Minuten- Radreisefilm - 23.06.13 20:02

Hi(gh)!

Beeindruckendes Video, sicher... aber ich frage mich seit längerem, ob die dank Internet überall und jederzeit verfügbare Flut an multimedial dokumentierten Fahrrad-Weltreisen die Idee des Fahrradweltreisens nicht auf die Dauer banalisieren. In den 1970er und 1980er Jahren war es noch eine Sensation (von noch früheren Zeiten ganz zu schweigen) und man war begierig auf jedes Buch und jede GEO-Reportage zum Thema (mir ging es jedenfalls so), mittlerweile habe ich den Eindruck, als wären da Hunderttausende unterwegs, die sich auf manchen Strecken (Seidenstraße...) schon fast Rad an Rad drängeln.

Dazu kommt die mittlerweile praktisch weltweite Verfügbarkeit des Internets, alle Welt hat Smartphones und Laptops im Gepäck und kann so live von Etappe zu Etappe bloggen... vor einiger Zeit habe ich mal das Blog eines Globetreters verfolgt, der vom Schwarzwald aus Richtung Indien gefahren ist, Übernachtungen überwiegend als Couchsurfer, und selbstredend konnte er fast jeden Abend, selbst im vermeintlich wilden Kurdistan, irgendwo ein Internet-Café nutzen. Das fand ich schon irgendwie bedrückend... man legt zwar physikalisch Entfernungen zurück, eigentlich verlässt man aber nie den vertrauten "Datenkokon" des Internets, bleibt eingesponnen im weltweiten virtuellen Netz. Wo ist da das Erlebnis echter Ferne, echter Fremde, wenn man weiß, daß man spätestens im nächsten etwas größeren Dorf online gehen kann?

Das ist nicht das Reisen, das ich mir als Jugendlicher und auch noch bis weit in die 1990er Jahre hinein erträumt hatte... ich frage mich, wie und wohin würde man reisen, wenn man dem Internet konsequent entgehen wollte?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar