o.k., fang' ich mal vorne an: Hier also jetzt ein paar Infos und Eindrücke zur Transsib/BAM mit Fahrradmitnahme, ein Thema, das einen immer dann beschäftigen muss, wenn man nicht die Zeit hat, von zuhause loszuradeln:
Die erste Idee, von D aus komplett per Bahn zum Baikalsee zu fahren, haben wir schnell verworfen. Zu teuer, zu kompliziert, Fahrradmitnahme offiziell nicht möglich. Mit dem Flug Berlin-Moskau mit Air Berlin haben wir dann auch eine günstige Alternative bis Moskau gefunden.
Im Bild sieht man unser Gepäck am Flugplatz in Berlin. Unter den scharzen Planen - aufgeschnittene Müllsäcke - verbergen sich noch diverse Dinge, die helfen, die 30kg für das Sportgepäck auszunutzen: Zeltstangen, Eispickel, Rahmen der Anhänger, Laufräder der Anhänger, Werkzeug, etc. Keinerlei Probleme am Checkin, alles ist gut.
In Moskau landen wir verspätet und verpassen damit knapp die Bombe, die im Ankunftsbereich explodierte. Dementsprechend chaotisch war dann der restliche Abend, zum Glück mussten wir nur noch irgendwie in unsere Unterkunft gelangen, denn die Zugreise begann erst am nächsten Mittag. Das vorbestellte Taxi kam nicht (möglicherweise weil wegen diverser Einsätze von Rettungskräften, Polizei, Militär, FSB, etc. sowieso keine Taxis mehr zum Flughafen fahren durften). Nach ewiger Warterei ergab sich dann mit zwei Privat-PKWs eine (überteuerte) Möglichkeit, vom Flughafen weg zu kommen. Unterkunft in Bahnhofsnähe war natürlich im 4. Stock... Immerhin gab es einen altertümlichen Aufzug, der jedoch so klein war, dass wir 4-mal fahren mussten... Das Zimmer war von der Größe "Besenkammer mit Bett", aber sauber und es gab eine Selbstversorgerküche. Die Rezeptionistin erschrak mächtig über unser vieles Gepäck, das wir im Zimmer dann ganz unkompliziert auf der Fensterbank stapelten, weil woanders kein Platz war. Die Fahrräder durften in eine extra Abstellkammer.
Den morgen des nächsten Tages verbrachten wir damit, die Fahrräder in einen Zustand zu versetzen, dass man damit die ca. 3 km zum Bahnhof radeln konnte.
Die Fahrkarten für die Transsib-Züge lassen sich bequem von zuhause online buchen (ab 45 Tage vor dem gewünschten Reisedatum). Man bekommt dann ein Online-Ticket, das man am Schalter oder am Automaten gegen die eigentlichen Fahrkarten eintauschen muss. Man kann sogar das Abteil/die Plätze genau aussuchen, die man haben möchte. Der Umtausch des Online Tickets gestaltete sich dann auch als relativ problemlos. Allerdings war ich am Automat auf die Hilfe netter Mitmenschen angewiesen, da es (noch?) keine Englische Version gibt...
Ein kleines logistisches Problem ergab sich dann für uns dadurch, dass der Bahnsteig erst bekannt gegeben wird, wenn der Zug einfährt. Das war für uns 40 Minuten vor Abfahrt der Fall und bedeutete, dass wir erst in dem Moment, in dem wir wussten an welchem Bahnsteig wir abfahren würden, mit dem Verpacken der Fahrräder beginnen konnten. Es ging dann auch alles recht schnell: Während ich im Sichtschutz eines Schuppens auf dem Bahnsteig die Räder auseinander legte und in diverse aus D mitgebrachte 240L-Müllbeutel verstaute, brachte Andy ein Päckchen nach dem anderen schon einmal in unser Abteil.
Die zwei zusätzlich gekauften Liegeplätze erwiesen sich dann als sehr praktisch für die Fahrradrahmen, Laufräder, etc und ausserdem hatten wir so das ganze Abteil für uns alleine. Und natürlich erzielte auch die mitgebrachte Schachtel mit deutschen Pralinen bei der Schaffnerin die gewünschte Wirkung: Wir galten von da an als deutsche Alpinisten, und damit war auch der eventuellen Diskussion um zu viel Gepäck die Grundlage genommen.
Die Fahrt an sich: Mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 80 km/h fährt der Zug durch das riesige Land. Nach dem Ural durchquert man das weite westsibirische Sumpfland, dann kommen die endlosen sibirischen Wälder. Zwischendurch sind kleine Dörfer zu sehen, und es gibt diverse Stops an großen und kleinen Bahnhöfen: Kasan, Jekaterinburg (Sverdlovsk), Tjumen, Omsk, Novosibirsk, Krasnojarsk... Ab Taischet geht es dann auf der Baikal-Amur-Magistrale über Bratsk nach Sewerobaikalsk. Auf den Bahnsteigen der kleineren Bahnhöfen verkaufen ältere Menschen aus den entsprechenden Ortschaften einige Lebensmittel: getrockneter Fisch, Piroschki, Pfannkuchen, etc. Somit bringt jeder längere Halt etwas Abwechslung.
In Sewerobaikalsk luden wir erst einmal alle Gepäckstücke aus dem Zug aus und verbrachten dann etwa 40 Minuten damit, Fahrräder, Laufräder, Anhänger und Taschen aus den Müllsäcken zu befreien und zu zwei sinnvollen Tourenrad-mit-Anhänger-und-Packtaschen-Kombinationen zusammenzusetzen. Die Außentemperaturen von -22°C machten das nicht leichter, aber daran mussen wir uns ja sowieso gewöhnen.
Grundsätzlich hat mir die Anreise mit dem Zug definitiv besser gefallen, als z.B. ein Direktflug nach Irkutsk. Es hatte irgend wie was "klassisches".
Fortsetzung folgt...