Hallo liebes Forum,
seit ein paar Wochen habe ich im Stillen in dem riesigen digitalen rad-forum Gedächtnis gestöbert und mir so ein gutes Bild von meinem zukünftigen Reiserad machen können. Vielen Dank dafür!!! Ganz sicher ist meine Entscheidung nicht ganz rational und vernünftig ausgefallen und wie fast alles im Leben mit Kompromissen verbunden.
Eigentlich bin ich über das Rennrad zum Reiserad gekommen. Insofern hielt ich lange an dem Wunsch nach einem Rennbügel fest, den ich wirklich sehr liebe und an dem selbst aufgebauten Reise-MTB auf Kinesisrahmen und gebraucht Teile Basis aus meiner Studentenzeit, sehr vermisst habe. Zudem fuhr sich das Rad mit super breitem Lenker, schweren Laufrädern und Stollenreifen wie ein Trecker. Ihn habe ich vor ein paar Jahren gut verpackt nach Irland verkauft. Zum neuerlichen Eigenaufbau hatte ich aufgrund beruflicher Einbindung keinen Nerv. Da ich zwei Jahre auf das Rad gespart hatte, kam es mir auch nicht darauf an möglichst günstig an ein neuen Reiseuntersatz zu kommen.
Zunächst war ich sehr von der Leichtigkeit und Vielseitigkeit des aktuellen Speedsters von Velotraum angetan. Beim Besuch vor Ort kamen mir jedoch Zweifel, ob das Rad robust und zweckmäßig genug ist für lange Fahrten mit schwerem Gepäck (mit Wasser bis zu 40Kg) und meinem schwankenden Gewicht - zwischen 78 Kg (ist schon lange her

) und 90 Kg - auf marokkanischen Pisten und nicht asphaltierten Wegen in den Alpen. Auf holprigen Pisten stelle ich mir das Lenkverhalten eines schwer beladenen Rades mit Gepäcktaschen vorne und hinten und Rennbügel auch nicht wirklich angenehm vor.
Da ich schon bei Velotraum war, habe ich mir alternativ das cross 7005 in der 2011 Version angeschaut und das hat mir ohne Gussets mit "unsichtbarer" innenliegender Verstärkung auch ganz gut gefallen - auch wenn ich filigraner gemuffter Stahlschönheit zugeneigter bin. Ich weiß, ein Fahrrad sollte in erster Linie seinen eigentlichen Zweck erfüllen und nicht min. hässlich oder gar schön sein. In meiner Studienzeit habe ich viele Jahre als Verkäufer in einem Outdoorladen gearbeitet. Dort habe ich die tollsten Dinger erlebt: Eine Kundin die einen viel zu großen und zu "warmen" Daunenschlafsack kaufte, weil sie nach eigener Aussage in dem passenden und günstigeren Modell ob seiner Farbe nicht schlafen könne

Augenkrebsgefahr bei Dunkelheit. Oder reihenweise Kunden, die lieber einen weniger gut passenden oder angemessenen Schuh wählten, weil ihnen das perfekt passende Modell farblich nicht zusagte oder nicht feminin genug erschien... Na ja, ganz frei von kleinen Spleens und Eitelkeiten bin ich auch nicht...
So bin ich beim cross 7005 geblieben. Im Bewusstsein, dass eine gut gepflegte und leichte XT Schaltung absolut funktional ist, fühlte ich mich trotzdem schon seit längerem emotional zur Rohloff hingezogen. Deshalb fiel die Entscheidung für Rohloff und mit etwas Bauchweh zum cross 7005 EX. Hoffentlich werde ich die Entscheidung für den Exzenter nicht bereuen. Da Rohloff und Rennbügel momentan noch nicht so wirklich gut harmonieren fing ich, angeregt durch Diskussionen hier im Forum, an mich mit dem Thema Scheibenbremse zu beschäftigen. Auch hier fiel meine Entscheidung nach langem Hin und Her und in dem Wissen, dass eine einfache V-Brake ihrer Aufgabe bestens gewachsen ist, zu Gunsten der Scheibenbremse (XT, vorne 203 und hinten 160 mm) aus. Die Frau mit dem Schlafsack lässt grüßen...
Mit Rohloff und hydraulischer Scheibe geht ein Rennbügel derzeit nicht. Deshalb und auch wegen des größeren Hebels auf wilden Pisten wurde es ein MTB-Lenker.
Ansonsten: Die Laufräder sind mit DTSwiss 5.1d Felgen und Sapim 2,0/1,8/2,0 Speichen aufgebaut und faltbaren Marathon Supreme 50-559 bereift. Im Vorderrad sorgt ein SONdelux für Spannung für Edelux, GPS und Kamera. PD-A600, Sugino XD und SKF 600 übertragen meine meine Beinkraft. Anbauteile kommen von Syntace. Mit Schutzblechen, Pedalen, Klingel, Ergon Hörnchen und zwei Getränkehaltern wiegt das fast komplett schwarze Rad ca. 13,6 Kg.
Tubus für Vorne und Hinten habe ich noch. Diese werde ich für Marokko gegen die Schmutzfänger tauschen. Habe gelesen, dass der Schlamm so backig sein kann, dass er zwischen Reifen und Schutzblech gesammelt zur Blockade der Räder führen kann. Wenn ich meine erste Digitalkamera habe, werde ich mal ein paar Fotos machen.
Auch wenn eine andere Ausstattung ebenso, wenn nicht sogar zweckmäßiger hätte sein könnte, gefällt mir das Fahrrad ausgesprochen gut. Natürlich kommt es meinem alten Trecker näher als meinem Renner - für die geplanten Touren ist das allerdings auch sinnvoller und es fährt sich besser als der Trecker. Das einzige was mir unangenehm ist, ist die leichte Dekadenz, die diesem Aufbau anhaftet. Ich werde es oft und intensiv nutzen müssen, um dieses Areal meiner Psyche zu beruhigen. Und gleichzeitig kommt mir der Gedanke: "Für "schnelle" Touren mit wenig Gepäck auf Asphalt muss ich langfristig vielleicht doch nochmals auf einen Randonneur sparen..."
Oh weh, jetzt ist meine kurze Vorstellung zum Zeugnis meines ambivalenten Innenlebens geworden...
Deshalb nun schnell zu meiner konkreten Frage:Zurzeit grüble ich noch über der Frage, ob ich den MTB Lenker meines Reiserads mit einen Aerolenker kombinieren soll oder nicht. Hat jemand von Euch Erfahrungswerte zu dieser Kombi?
Auch wenn ich die Hörnchen greife, sitze ich noch mit ziemlich breitem Kreuz auf dem Rad, was bei weniger spektakulären Strecken, die zu hoher Geschwindigkeit einladen oder starkem Gegenwind sicher nicht ideal ist.
Meine Sitzposition auf dem Rad ist leicht überhöht (ca. 4-5 cm) und sportlich gestreckt aber deutlich kürzer als auf dem Rennrad. Ist nach meinem subjektiven Empfinden eine sehr bequeme und recht aufrechte Sitzhaltung. Macht hier ein Aerolenker Sinn?
Wie habt ihr den Aerolenker mit 26,0 bzw. 31,8 mm Klemmmaß ausreichend stabil und schonend an einen MTB Lenker mit 25,4 mm Klemmmaß gezaubert?
Über die Möglichkeit ein zweites Paar Hörnchen zwischen Vorbau und Brems-/Schaltgriff zu montieren habe ich auch schon nachgedacht. Ich vermute allerdings, dass ich für diese "Krücke" nicht genügend Platz zur Verfügung habe.
Auf die Lenkertasche könnte ich übrigens verzichten. Auf einer Tour über die Alpen nach Triest fand ich die Lenkertasche ungünstig, weil sie auf Pisten nicht gerade zur sicheren Radbeherrschung beitrug (bin damals allerdings auch mit Federgabel und ohne Lowrider gefahren). Die Fotoausrüstung und Wertsachen würde ich dann einfach in einer Ortlieb Front-Roller transportieren.
Für Eure Erfahrungen und Hinweise wäre ich sehr dankbar!
Viele Grüße
Jan